Wenn man es selbst nicht verkraftet

  • Hallo ihr lieben,ich kann nicht mehr ich bin am Ende meiner Kräfte.Ich bin jetzt das zweite Mal seit dem mein Mann tot ist über Nacht zu Hause.Ich habe seine Krankenhaus-Sachen durchgeschaut.Ich war fertig.Ich war kurz davor mir seine ganzen Blutdruck und Schlaftabletten einfach reinzuknallen.Einfach so,weil ich es nicht mehr aushalte,diese ganzen wiederlichen Gefühle.Irgendwie häng ich wohl doch am Leben...Ich rief meine Mutter an und schilderte ihr die Situation.Klar es gab Trost aber wirklich nachvollziehen kann sie das nicht.Ich sagte ihr:stell dir vor Papa wäre das gewesen....Klar kam Verständnis aber wirklich das empfinden können nur wir.WIR die Betroffenen.Ich bin so verzweifelt und mein eigener Lebenswille lässt nach,trotzdem bin ich zu feige sowas durchzuziehen...Vielleicht geht es ein paar Leuten ja genauso hier die mir Tipps geben können durch diese heftige Phase zu kommen.....Ich weiß den meisten hier geht es genauso,ich fühle mit euch...

  • Liebe Kathi,


    Ich habe seit 2019 die liebsten Menschen meines Lebens verloren. Meinen Vater und die Liebe meines Lebens.


    Bitte bleib stark. Ich kann es nachvollziehen,wie es Dir geht. Ich hatte anfangs dieselben Gedanken.

    Wollte auch bei meiner geliebten Frau sein. Wir waren doch wie Zwillnge. Warum wurden wir dennoch getrennt?

    Diese Frage habe ich mir oft gestellt.

    Meine Frau sagte immer,wir müssten doch gemeinsam sterben,so wie wir uns lieben und seelisch zusammen gehören.


    Inzwischen nach knapp 8 Monaten weiß,ich daß jeder Mensch im Leben seine Aufgaben zu bewältigen hat und alles irgendwie vorherbestimmt ist.


    2009 wäre ich fast gestorben. Meine Tochter ist kurz vorher wieder bei uns eingezogen, nachdem sie 5 Jahre außer Haus war. Sie hat mir das Leben gerettet,damit ich 6 Jahre später meinen dementen Vater pflegen konnte und noch einmal drei Jahre später meine schwerstkranke Frau bis zu ihrem Tod Ende September letzten Jahres.


    Ich schicke Dir heute Nacht meine ganze Kraft,alles auszuhalten und wieder ins Leben zu finden.


    Alles Liebe

    Matthias

  • Hallo Matthias,

    Da hast du ja ein hartes Los gezogen.

    Dennoch gibt es mir Mut ,dass ich diese Gedanken vielleicht bald auch nicht mehr habe.Und es so sehen kann wie du.Dennoch sieht es gerade so in mir aus.Ich hoffe du hast genug Kraft um deine Geschichte irgendwie irgendwann so zu verarbeiten,dass es einen kleinen Lichtblick gibt.Schlaf gut,(oder vielleicht guten Morgen 😉)LG Kathi

  • Liebe Kathi, ich hatte auch manchmal solche Gedanken. Aber nur Gedanken.. anfangs habe ich Antidepressiva genommen und manchmal Baldrian. Ich habe dann auch mehrere Leute gebeten bei mir zu übernachten. Ich weiß nicht wie lange, dass war alles so im Rausch…ich kann mich nur an Sequenzen erinnern. Heute, fast 6 Monate später, bin ich immer noch überfordert mit der Verwaltung und manchmal mit meinen Gedanken und oft mit meinen Gefühlen. Ich versuche jeden Tag und jede Nacht zu schaffen, in der Hoffnung, dass es besser wird. Und es ist schon vieles besser geworden. Der Verwaltungsstapel ist kleiner, ich merke, dass ich vieles selbst kann und manchmal habe ich positive Gedanken. Am Anfang waren es immer nur die Bilder und Worte der letzten Stunden, Tage und die Monate der Krankheit. Seine schönen Worte und Gedanken fallen mir noch nicht ein, aber manchmal spüre ich etwas Gutes… wenn ich etwas sehe, erlebe, woran er Freude hatte und das gibt mir auch Kraft. Im Moment ist das die Natur, das junge frische Grün.. und so versuche ich nach vorne zu schauen. Er hat so viel Schönes gemacht und wollte, dass es mir gut geht. Ich will dankbar sein, für das was wir hatten und ich möchte die Dinge ehren und mich ehrenwürdig fühlen, für das was er für uns getan hat. Ich weiß nicht, ob die meine Zeilen gut tun. Aber ich wünsche es dir. Du bist nicht allein!

  • Hallo guten Morgen liebe Kathi,


    ich hatte für die Pflege meiner Frau ab 2019 meine berufliche Zukunft aufgegeben. Am Schluss habe ich sie rund um die Uhr gepflegt.

    Durch ihre Bettlägerigkeit musste sie nachts immer alle zwei Stunden auf die Toilette. Als es noch ging auf den Toilettenstuhl. Da musste ich ihr immer helfen. Dann ,als das auch nicht mehr ging, habe ich die Windeln gewechselt.


    Ich habe es nicht als hartes Los empfunden,sondern als Selbstverständlichkeit. Als ich 2009 todkrank war hatte sich meine Frau auch ganz liebevoll um mich gekümmert.


    Und ja,nach dem Tod meiner Frau war die Leere riesig. Ein gewaltiges Loch drohte mich selbst in den Abgrund zu reißen.

    Ich fühlte mich wie ein halber Mensch und wusste nicht mehr,was ich machen sollte. ALLES erschien so sinnlos.


    Durch einen Freund fand ich wieder Arbeit. 10 Tage nachdem meine Frau gestorben war begann ich wieder zu arbeiten. Es half ein wenig,aber die Trauer holte mich nach der Arbeit in der leeren Wohnung ein. Nur mein Kater hat mich getröstet. Meine Tochter wohnt 200 km entfernt und war selbst überfordert mit der Situation.


    Ganz mühsam und mit kleinen Schritten kämpfe ich mich seitdem durchs Leben.

    Mein Garten hat mir auch geholfen,die schönen Erinnerungen im Auge zu behalten. Und überhaupt die Gedanken an die schönen Momente im Leben.


    So fand ich nach und nach Bilder des kleinen Glückes wieder in meinem Herzen.


    Gestern war unser Hochzeitstag. 24 Jahre wären es gewesen. 30 1/2 Jahre waren wir insgesamt zusammen.


    Liebe Kathi,ich weiß wie schwer es ist wieder schöne Gedanken zu finden.

    Aber ich schaue in die Natur und erfreue mich an kleinen Dingen. Am Wachstum von Pflanzen und der erwachenden Tierwelt nach dem Winter. Vor ein paar Tagen habe ich eine Gruppe von Störchen auf einem Feld gesehen.


    Meine Frau möchte nicht, daß ich aufgebe. Das weiß ich inzwischen.

    Die Liebe geht über den Tod hinaus. Sie bleibt ewig


    Ich wünsche Dir heute einen Samstag ,an dem Du vielleicht auch an ein paar schöne Momente denken kannst ,auch wenn es schmerzt und schwerfällt.

    Mir hat es geholfen.


    Liebe Grüße

    Matthias

  • Danke annaatmet,

    Es hilft zu hören das irgendwann auch wenn immer nur kurz auch mal positive Gedanken kommen.

    Im Moment ist alles düster...

    Ich nehme Baldrian,ich glaube ohne das würde gar nichts mehr gehen.

    Ich hoffe auf einen Lichtblick,irgendwann.

    LG Kathi

  • Kathi, diese Gefühle die einem sagen: tot bin ich besser dran. Die hat in unserer Situation jeder. Da bin ich mir ganz sicher.
    Was ich hier schon gelesen habe oder auch in Zeitungen oder im Leben. Ich frage mich da oft wie man noch Lachen und sich des Lebens erfreuen kann.

    Es dauert, es braucht Kraft und es ist so unwirklich schwer.

    Ich weiß etwas ganz genau; unsere Lieben wollen dass wir an sie denken, und sie sind stolz darauf dass wir trauern, denn dann fühlen Sie; „ich wurde geliebt“

    Aber eines wollen Sie nicht: dass wir uns dabei vergessen. Und dass wir uns quälen.
    Ich muss aber zugeben; ich bin davon noch weit entfernt.
    Liebe Kathi, würde Dich gerne in den Arm nehmen. Denn Du bist nicht alleine.

  • Liebe Kathi, lieber Matthias,

    eure Schicksale zu lesen, aber auch die vieler anderer hier, berührt mich sehr. Ich weiß jetzt, ich bin nicht allein mit meinem Schmerz und Kummer.

    Ich verlor meinen über alles geliebten Schatz vor 5 Monaten bei einem schweren Autounfall. Er (32 Jahre alt) wurde einfach aus dem Leben gerissen, hatte keine Chance. Er wollte nur kurz zum Einkaufen fahren und kam nicht wieder. Seitdem steht meine Welt still und ich überlebe nur noch. Ich bin sicher, ihr wisst wie ich mich fühle. Dieses Forum hilft auch mir, meine Gefühle, Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit besser zu verstehen und zu akzeptieren. Es gibt mir etwas Kraft, dieses Leben weiter zu leben. Auch jetzt gerade weine ich, wie bei den meisten Beiträgen, die ich hier lese. Es tut einfach so weh. Und vieles ist einfach so ungerecht. Ich bin oft so wütend und auch neidisch auf das Glück anderer Menschen, die scheinbar kein Leid kennen und ihr unbeschwertes Leben mit ihren Liebsten leben dürfen, während ich alles verloren habe. Aber diese Gedanken bringen mich nicht weiter, das weiß ich. Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht, auch um mein Umfeld nicht immer zu belasten. Alleine schafft man es vielleicht nicht, auch ich hatte oft den Wunsch, alles zu beenden, um bei ihm zu sein...

    Ich wünsche uns allen Kraft und Zuversicht, diese schwere Zeiten durchzustehen und nicht daran zu zerbrechen!

  • Liebe Susanne,

    oh wie gut kenne ich das mit dem Neid.

    Die Schwiegereltern meines Onkels sind 87 und 88.

    Glaubst Du ich denke; schön für die?

    Nein, ich sage; der Gang der Dinge wäre normal verlaufen wenn SIE zuerst gegangen wären.

    Ich gönne es nur Mensche von denen ich weiß; das sind „gute“ Menschen

    Alle anderen gehen mir sonstwo vorbei.

    Professionelle Hilfe hab ich mir auch gesucht. Und weil ich so verzweifelt bin, habe ich auch einen Termin bei einem Psychologen der Hypnose macht. Ich greife nach jedem Strohhalm.


    Ich drücke Dich

    Nicole

  • Danke für die lieben Antworten.

    Manchmal gehts ja auch und dann aber im nächsten Moment überkommt es einen.Tief im Inneren weiß ich,ich hänge am Leben.

    Bloß es ist schwer sich das zur Zeit vor Augen zu halten.Aber so geht es euch ja wahrscheinlich auch.

    Fühlt euch gedrückt Kathi

  • Gibt es für Euch auch das Datum wo es NICHT war und dann das Datum DANACH?

    Mein erster Gedanke: da war sie noch in meinem Leben.

    Meine Zeitrechnung ist eine andere geworden.
    Über Feiertage, denke ich, brauchen wir überhaupt nicht zu reden.

    Sch… alles

    Nicole

  • Hallo Nicole,

    Mir geht es auch so.Heute bin ich erst die zweite Nacht zu Hause gewesen seit es passiert ist,...Dann ist da die angebrochene Schokolade oder sein angefangenes Kreuzworträtsel....Dann auch die andere Seite z.B. bei Schwiegermutter gab es Spargel.Im KH hat mein Mann noch gesagt wenn er raus kommt macht er Spargel,...Egal was ich mache tue sehe,ich denke immer hat oder hätte er...Bis bald 🤗

  • Ich kann es so gut nachvollziehen wie es euch allen geht. Mein Partner ist zwar nicht verstorben aber mein Vater. Er war mein ein und alles, mein bester Freund, mrin Leben. Und den Satz den ich oft hier lese kann ich bestätigen: ich überlebe nur noch. Es ist nichts mehr so wie es vorher war und es wird auch nicht mehr so werden. Schlimm für mich ist immer wieder zu erleben wie wenig Verständnis Menschen haben die so ein Schicksal noch nicht erlitten haben. Ich fühle mich so unverstanden. Das Leben aller geht weiter nur meins steht still. An Vatertag hat mir eine "Freundin" Bilder geschickt wie sie gemeinsam mit ihrer Familie Vatertag feiert. Wie unsensibel kann ein Mensch eigentlich sein. Auch ich bin neidisch und eifersüchtig auf alle die ihren Papa noch umarmen können, sich mit ihm unterhalten können und vieles mehr. Ich ziehe mich immer mehr zurück von meinem Umfeld weil ich andere Menschen einfach nicht ertrage zu Zeit.

    Ich hoffe auch dass es bald wieder schöne Momente gibt aber irgendwie hab ich die Hoffnung aufgegeben.

    Ich umarme euch alle in Gedanken und ich bin so unendlich froh dieses forum gefunden zu haben.


    Liebe Grüße

    Jenny

  • Liebe Susanne,

    auch Dein Schicksal berührt mich sehr und ich möchte Dir mein tiefes Beileid aussprechen.

    Den Liebsten auf diese Art und Weise zu verlieren ist besonders grausam und ungerecht. Es tut mir sehr leid für dich.


    Ich bin ja noch nicht so lange hier in diesem Forum,aber jedes einzelne Schicksal berührt mein Herz sehr.


    Wir alle kämpfen uns mühsam durch die Welt. Und hier finden wir etwas Trost und Hoffnung,weil hier Menschen sind ,die unsere Situation besser verstehen können.


    Meine Freunde wollten nach ein paar Monaten nicht mehr darüber reden. Sie haben ja alle noch ihren Partner.

    Nur ein Pärchen kümmert sich etwas um mich. Hier werde ich ab und zu zum Essen eingeladen,so auch gestern.

    Aber irgendwie wird erwartet, daß man mit der Trauer abschließt.


    Doch man kann die Trauer nicht einfach in eine Schublade stecken oder irgendeinen Schlüssel wegwerfen.


    Wahre Liebe ist unsterblich.


    Ich schicke euch allen ganz viel Kraft

    Matthias

  • Ach Jenny.Dieses Gefühl von Neid kenne ich.Wenn meine Schwägerin nach Hause fährt.Nach Hause-mein zu Hause ist kaputt.Wenn ich beim Kumpel sitze der ewig schon alleine ist-der kennt keinen Trennungsschmerz...Und so geht das die ganze Zeit....lg Kathi

  • Ihr Lieben,

    vielen lieben Dank für eure Anteilnahme. Von euch kann ich es irgendwie besser annehmen als von meinem Umfeld, das nicht wirklich nachempfinden kann, wie es mir damit geht. Ich sage immer, ich bin auf der Insel mit all jenen, die das Allerliebste im Leben verloren haben. Wer das nicht erlebt hat, kennt diese Insel nicht, weiß nicht wie es sich dort anfühlt. Sie bemühen sich alle sehr, sind für mich da, leiden, weil es mir so schlecht geht. Aber durch diesen Albtraum der Qualen gehe ich doch irgendwie alleine, keiner kann mir diesen Vernichtungsschmerz abnehmen.

    Ich hatte sehr große Schuldgefühle, weil ich dachte (und manchmal immer noch glaube) dass ich diesen Unfall hätte verhindern können. Es gab diese Momente, die anders hätten laufen können, nur 2 Minuten hätten wahrscheinlich ausreicht, um den Verlauf des Tages zu verändern. Die Psychologin hilft mir, solche Gedanken zu verarbeiten und mich nicht damit fertig zu machen. Wir alle müssen ganz mühsam und langsam lernen, dieses Leben, wie es nach diesem furchtbaren Verlust ist, zu bewältigen und weiter zu leben. Leider ist das so schwer und manchmal so unerträglich. Ihr alle wisst das. Wir alle sind auf dieser Insel...

    Danke, dass ihr das so gut versteht!!!

  • Lieber Matthias du hast so Recht, man kann Trauer nicht aussperren, sie ist in uns, egal wie lange es her ist. Es stimmt, für alle anderen dreht die Welt sich nach der Beerdigung ganz normal weiter, für uns ist sie stehen geblieben. Schlimm finde ich es, dass man nach außen hin eine Maske des Lächelns trägt, aber innerlich kurz vor dem zerbrechen steht, das will nur keiner der Mitmenschen sehen und das tut verdammt weh. Es wird erwartet, dass du wieder die Alte bist, die du aber nie mehr werden wirst, weil das Liebste fehlt.

  • Liebe Susanne,

    der Vergleich mit der Insel ist ein schöner und hilfreicher Gedanke,die Last der Leere und Einsamkeit besser zu ertragen.


    Bitte gibt Dir nicht die Schuld. Auch ich habe manchmal gedacht,was hätte ich vielleicht besser machen können. Aber es hilft einem nicht.


    2016 hatten die Ärzte meiner Frau nur 6 Wochen bis maximal ein halbes Jahr Lebenszeit gegeben.


    Wir hatten gemeinsam beschlossen es den Ärzten zu zeigen, daß sie nicht Recht haben und haben gekämpft.

    Aus 6 Wochen wurden dann 6 3/4 Jahre.


    2018 wollte meine Frau nochmal ans Meer obwohl sie eigentlich nicht mehr flugfähig war. Wir haben es trotzdem gewagt und sind auf eine griechische Insel geflogen.


    Es war dann die schönste Reise unseres Lebens,obwohl es auch dort kritische Momente gab. Aber wir hatten nichts zu verlieren. Die Ärzte hatten meine Frau ja schon längst aufgegeben.


    Auch hieran denke ich oft. An diese letzte gemeinsame Reise. Auf diese Insel möchte ich dieses Jahr nochmal hin und alle Punkte besuchen,wo wir damals glücklich waren. Kurze Zeit später wäre es nicht mehr möglich gewesen.

  • Matthias wie schön das ihr das Risiko eingegangen seid.Dieser Urlaub ist im Herzen soviel Wert.Und Susanne das mit der Insel finde ich einen tollen Vergleich,ich glaube ich werde oft daran denken.

    Karin spricht mir auch aus der Seele,diese Maske die man trägt,ich hoffe es wird nicht für immer so sein.

    Ach Leute lasst euch drücken :13::24: