Bin über mich selbst erschrocken!

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich habe vor etwas einer halben Stunde erfahren, dass mein Stiefvater gestorben ist. Was mich gerade etwas erschreckt, ich kann nicht einmal weinen, ganz im Gegenteil, ich habe ganz ruhig weiter gechattet und als ich eine Freundin angerufen habe um es ihr zu erzählen, sind wir ganz schnell zum Thema Autoreperatur gekommen.


    Wir hatten nie ein gutes Verhältnis. Woher das kommt kann ich nicht einmal sagen. Als ich jetzt, nach dem tod von Chris zu Hause war habe ich ständig versucht ihm zu zeigen, dass ich ihn sehr mag. Vielleicht nicht liebe, aber sehr mag. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm das noch zeigen muß, weil ich ja leider merken mußte, dass das Leben schneller beendet ist als uns lieb ist.


    Es kam aber so gar nichts zurück. Ich hörte nur ständig wie seine Tochter ja ständig seine Nähe sucht und ihn immer in den Arm nimmt. Seine Tochter hatte, durch einen Streit, einige Jahre keinen Kontakt zu ihm. (keine Ahnung warum)


    Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich ebend sogar noch gelacht habe. Mir tut meine Mamita nur so leid, denn in den letzten Jahren bestand ihre Aufgabe darin, ihn zu umsorgen wie ein Baby. Sie haben bei ihm vor über 10 Jahren einen Blutkrebs festgestellt. Seit dem hat sie alles für ihn getan, obwohl er körperlich recht fit war, hat sie alles gemacht. Sie hat ihr ganzes Leben auf ihn ausgerichtet.


    Jetzt ist ihre Lebensaufgabe nicht mehr da und das macht mich irre. Sie hat keine Freunde, keine Aufgaben mehr, keinen Job, nichts.


    Wie gesagt meine Kälte macht mich gerade etwas irre. Ich stehe auch nicht unter Schock, oder so. Da ist so gar nichts, obwohl ich ja einige Jahre mit ihm verbracht habe.


    Viele Grüße Euch allen!

  • Liebe Salome!


    Es tut mir sehr leid, dass Dein Stiefvater soeben verstorben ist.


    Dass Du im Moment so gar keine Gefühle zeigen und zulassen kannst,
    liegt vielleicht wirklich an der plötzlichen Nachricht - vielleicht löst sich das in den nächsten Tagen etwas....


    Auch wenn Du kein gutes Verhältnis zu ihm hattest, hast Du dennoch versucht
    ein wenig Nähe aufzubauen, was Dir wie ich lese nicht leicht gefallen ist.
    Ich denke mir, dass Deine Mama Dich jetzt in der nächsten Zeit ganz viel
    brauchen wird...


    Alles Liebe,


    Kate

  • Liebe Salome


    Ich finde es unglaublich stark von dir das du so ehrliche Worte findest.
    Du hast zwar die Nähe zu deinem Stiefvater gesucht, aber als nichts zurückkam, hast du es gelassen.
    Man kann keinen Menschen dazu zwingen einen anderen zu lieben.


    Ich war auch schon auf Beerdigungen wo ich den Verstorbenen eigentlich gar nicht so richtig gekannt habe....
    Aber mir war es wichtig für die Angehörigen da zu sein.
    Und das spüre ich aus deinen Worten... deinen Mamita ist dir ganz doll wichtig, du hast es ganz richtig erkannt... sie hat ihren Lebensinhalt verloren.
    Sie braucht jetzt deine Hilfe... kannst du sie unterstützen?
    Es wird jetzt eine schwere Zeit für dich werden. Deine Mamita so traurig und alleine zu sehen....
    Ich schick dir ganz viel Kraft
    mit stillem Gruß
    deine Chris

  • Liebe Salome !


    Zunächst aufrichtiges Beileid zum Tod Deines Stiefvaters!


    Bei mir war die Reaktion ahnlich als im Jänner meine Ex-Schwiegermutter gestorben ist.Obwohl ich sie mochte.Ich glaube,dass


    man vielleicht den ärgsten seelischen Schmerz schon empfunden hat,jetzt kommt einem dann dieser scheinbare "Gefühlsabstand"


    an einem selbst fremd vor.Da glaube ich ist es normal,dass man ein schlechtes Gewissen hat.Man empfindet eben nicht für jeden gleich,


    dass sollte man an sich auch selbst akzeptieren.


    Aber es ist doch schön,dass Du an Deine Mamita denkst,die jetzt in der gleichen Lage wie Du bist.Ich glaube,Du wärest ihr sicher eine grosse Hilfe,weil Du weisst wie sich dieser Schmerz anfühlt.


    Ich wünsche Dir viel Kraft,für die nächste Zeit ,liebe Grüsse Chrisu

  • Liebe Salome,


    wie geht es dir denn inzwischen? Hat sich deine Gefühlstaubheit etwas lösen können?


    Ich glaube schon, dass du mit Schock reagiert hast, denn gerade eben Gefühlstaubheit ist nachdem man eine Todesnachricht überbracht bekommen hat, eine typische Schock-Symptomatik. Auch, dass du versucht hast deine geplanten bzw. eben durchgeführten Handlungen aufrechtzuerhalten spricht dafür: Du hast einfach weitergechattet. Das ist typisch für diese 1. Phase des "Nicht-Wahrhaben-Könnens", des Schocks bzw. der Betäubung nach so einer Nachricht.Ich kann gut verstehen, dass du über dich selbst erschrocken bist, es ist aber eine ganz normale Reaktion.


    Liebe Grüße
    Christine

  • Hallo ihr lieben!


    Nein, es hat sich noch nichts geändert, ganz im Gegenteil, heute habe ich mich den ganzen Tag geärgert, dass ich am Freitag zu seiner Beerdigung fahren kann.


    Ich habe mich geärgert, weil als mein Lebensgefährte im Dezember verstorben ist konnte ich ja auf Grund der Kosten nicht daran teil haben.


    Mir gehen im Moment Gedanken durch den Kopf, die ich hier gar nicht aussprechen möchte.


    Irgendwie habe ich im das Gefühl, dass die negativen Gedanken immer stärker werden, aber vielleicht hägt das eigendlich damit zusammen, dass ich noch über den tod meines Lebensgefährten noch lange nicht weck bin. Ich bin etwas verwirrt, ehrlich gesagt.

  • Liebe salome!


    Ich glaube es hängt vielleicht wirklich damit zusammen, das erst vor sehr kurzer Zeit dein lebensgefährte gegangen ist. Mein Lebensgefährte ist im Ende NOv. 07 gestorben und 5 Wochen später mein Opa.
    Ich hab zwar um meinen Opa getrauert, aber ich bin mir durchaus bewusst, das ich weniger getrauert habe, als wenn das mit meinem Lebensgefährten nicht passiert wäre. Ich stand noch immer so unter Schock und konnte das mit Klaus noch nicht mal verstehen. Und dann ging auch noch sehr plötzlich mein Opa. Ich hab zwar nicht so reagiert wie du, aber noch lange nicht so wie ich es hätte tun sollen.


    Ich glaube auch bei dir hängt beides zusammen. Ich glaube auch das du es nicht verstehst warum du nicht zu deinem lebensgefährten fahren konntest, aber zu deinem Stiefvater.


    Auch wenn du im Moment nicht so trauerst, wird das sicher noch kommen. Es ist alles noch so frisch, du hast den wichtigsten Menschen in deinem Leben verloren und jetzt deinen Stiefvater. Gib dir Zeit - die Trauer wird kommen.


    lg Sandra

  • Liebe Salome,


    ich denke auch, dass die Taubheit der Gefühle mit dem Verlust deines Partners zusammenhängt. Sieh es so: Du brauchst deine ganze Energie, aber auch deine Gefühle für diesen Trauerfall. Was dazukommt, ist vielleicht auch die Tatsache, dass du und dein Stiefvater kein sehr gutes Verhältnis hattet. Man kann zwar dennoch Trauer empfinden, denn ein Bezug war ja da, aber dass hier keine starken Trauergefühle entstehen, ist vielleicht auch nachvollziehbar.


    Welche "unaussprechlichen Gedanken" hast du denn? Vielleicht solltest du sie doch aussprechen, dann können wir sie nämlich mit dir bearbeiten und sie verstärken sich nicht. Im TrauerForum sind sie erlaubt!


    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo ihr lieben!


    Die Gedanken sind schon fast krank. Warum durfte er so alt werden und sein Leben leben und Chris wurde mir so früh genommen.
    Chris hatte ja ein Lungenödem, ich habe nach seinem tod sehr viel darüber gelesen. Als ich nun zu Hause war ist mir aufgefallen, dass mein Stiefvater die Symtome hatte, die diese Krankheit zeigt. Ich sagte es zu meiner Mutter und sie solle mal die Ärztin darauf ansprechen und ich hatte RECHT!. Warum habe ich es da bemerkt, aber nicht bei dem, der mir das wichtigste auf der Welt war?
    Es sträubt sich eigendlich alles in mir morgen zur Beerdigung zu fahren, aber das kann ich meiner Mamita nicht antuen.
    Vielleicht platzt der Knoten morgen ja auch, schaun wir mal?!


    Viele Grüße an EUCH alle!

  • hallo Salome,


    ich glaube fest an dich, das du das morgen schaffen wirst und ich weiß auch, dass du deiner Mutter beistehen möchtest, vielleicht hast du es bei deinem Stiefvater bemerkt hast, weil du so viel darüber gelesen hast und vorher bei Chris, hast du dir keine gedanken darüber gemacht!!


    Es bringt dir jetzt nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn du braucht deine ganze Kraft für morgen!!



    Ich denke an dich und drück dich ganz fest und schicke dir ein großes Kraftpaket!!



    Liebe grüße


    traurigetina

  • Liebe Salome,


    ich schließe mich Tina an - natürlich ist es dir jetzt aufgefallen, weil du dich nach dem Tod von Chris über diese Krankheit informiert hast. Woher hättest du es denn vorher wissen sollen? Es kann einem nichts auffallen, bzw. man kann nicht richtig deuten, was man nicht weiß!


    Und mit dem Gedanken: "Warum durfte er so alt werden..." bist du ganz sicher nicht alleine. Ich hatte auch so ähnliche Gedanken, und ich bin mir sicher, daß wir beiden nicht die einzigen sind.
    Nur daß sich halt kaum jemand getraut, es laut zu sagen. Auch ich damals nicht, und habe dann sehr lange gebraucht, mir diese "bösen" Gedanken zu verzeihen.
    Du hattest den Mut dazu, und das finde ich toll. Denn so wie Christine schrieb: Jetzt kann sich dieser Gedanke nicht mehr so leicht verstärken, und wir können dir helfen, ihn zu verarbeiten.


    Auch ich stehe dir morgen in Gedanken zur Seite. Du schaffst das!


    Ich wünsche dir alle Kraft die du brauchst, diesen schweren Tag zu meistern.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Salome,


    diese Gedanken sind ganz normal. Wenn man sie laut ausspricht und merkt, dass viele in ähnlichen Situationen solche Gedanken haben, dann wiegen sie nicht mehr so schwer und vielleicht hast du schon dadurch nicht ständig solche Gedanken. Ich halte es außerdem mit Gedanken wie es in einem alten Volkslied heißt:


    Die Gedanken sind frei
    wer kann sie erraten?
    Sie fliehen vorbei
    wie nächtliche Schatten.
    Kein Mensch kann sie wissen,
    kein Jäger erschießen
    mit Pulver und Blei:
    Die Gedanken sind frei!



    ;)
    Christine

  • Liebe Salome!
    Wie ging es dir heute? Hast du den Tag gut " überstanden"? Ich kann deine Gedanken gut verstehen.Manchmal meint man wirklich: wie ungerecht kann das Leben nur sein?
    Ansonsten stimme ich Christine voll zu" die Gedanken sind frei....."
    LG Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Hallo ihr Lieben!


    Ja, ich habe den Tag sehr gur überstanden.
    Ich war froh, dass ich meiner Mamita beistehen konnte. Die Trauerfeier war sehr nett, ohne große Reden. Es wurde einfach nur Musik gespielt und wir haben vor dem Sarg gesessen. Ich habe meine Mamita gestreichelt und sie umarmt, aber sonst ging mir das ganze so ziemlich am A... vorbei.


    Schon komisch, was man sich so einfallen läßt. Ich habe die Wand angestiert und mich über zwei blöde Nägel in der Wand aufgeregt, an denen wohl mal ein Bild hing und habe mich gefragt. Warum sie die wohl nicht rausgezogen haben? :wacko:


    Mir kamen erst die Tränen, zu Hause als mir bewußt wurde, dass ich nicht auf Chris seiner Beerdigung war und das ich gerne vor seinem Sarg getrauert hätte. Hätte, kommt von ich habe nicht!


    Naja, jetzt ist der ganze Zauber zu ende und ich hoffe nur, dass meine Mamita jetzt, nachdem die Ruhe bei ihr einkehrt, dass sie nicht in ein Loch fällt. Ich bin leider 150km von ihr entfernt und kann nicht mal ebend schnell bei ihr rein schauen!


    Ganz liebe Grüße an EUCH!