Die Zeit verfliegt und nur der Schmerz und die Trauer bleiben

  • Liebe Karin,

    Hätte uns das jemand vor 10 Jahren gesagt, daß wir so etwas aushalten müssen..... keine Minute hätte ich länger leben wollen.

    Mein Sohn hatte auch nach Corona Lungenprobleme die nicht aufhören wollten. Dann kam eine Bauchspeicheldrüsenentzündung dazu, Sepsis, Organversagen. Wie du, bin auch ich noch immer fassungslos über dieses Grauen. Gerade jetzt, in dieser Zeit lebe ich jeden Tag vom letzten Jahr noch einmal.

    Komm, wir stützen uns ein wenig. Mehr geht ja nicht.

  • Liebe Kathi, ja das tue wir. Jasel die hier auch im Forum ist hat ihren Mann auch nach einem Corona Infekt verloren. Wir sind also nicht die einzigen. Aber es muss jeder jeden Tag aufs Neue die Kraft aufbringen zu überleben.

  • Ihr Lieben,


    was uns verbindet ist die Trauer der Schmerz und die Sehnsucht, wir gehen ein großes Stück gemeinsam diesen schweren Weg und es tut gut zu wissen man ist nicht allein.


    Trotzdem muss natürlich jeder von uns individuell allein da durch in den Stunden der Einsamkeit des allein seins.


    Vlg. Linchen

  • "Die Bande der Liebe werden mit dem Tod nicht durchschnitten"


    (Thomas Mann)

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Heute ist wieder einer dieser Tage. Ich habe Urlaub und schaffe es nicht aus dem Bett. Die Nacht war nach vier Stunden zu Ende und ich liege hellwach da.

    Die Gedanken sind grausam und lassen mich nicht mehr zur Ruhe kommen.

    Kraftlos und ohne Antrieb ziehe ich die Bettdecke über den Kopf und finde keinen Grund aufzustehen.

    Ich habe Angst vor der Zukunft ohne meinen geliebten Schatz.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph, bitte stehe auf. Es bringt alles nichts.

    Gehe ins Bad, Wasser ins Gesicht, schaue in den Spiegel, auch wenn du denkst, „wer ist der Mensch da im Spiegel?“, stelle dich dem Tag und sage dir, „auch wenn ich Angst vor dem Weiterleben habe, die Angst darf nicht siegen!“

    Ich weiß, das ist furchtbar schwer und erscheint dir sinnlos aber mach es trotzdem ,um deiner selbst Willen !

    Du wirst mit der Zeit von deiner Disziplin, den Tag anzugehen, profitieren.

    Bitte, mache es für dich.

    Du kannst dich zwischendurch ja immer mal hinlegen und ausruhen, aber jetzt nimm bitte den Tag an.

    Ich wünsche dir Kraft und wieder etwas Vertrauen in dich.

    Liebe Grüße

    Elisa

  • Lieber Ralph,

    es geht mir so ähnlich. Ich habe auch Urlaub und weiß damit und mit mir nichts anzufangen. Vielleicht kommt das herbstliche Dauerregenwetter dazu. Mir fehlt mein Mann, meine Motivation mein Lebenswille. Ich denke: "Für was?" Diese Perspektivlosigkeit, gepaart mit der inneren Verzweiflung über die Endgültigkeit bereitet mir Angstgefühle. Ich sehe keinen Ausweg. Aufgestanden bin ich trotzdem.

    Ich wünsche Dir auch Kraft einfach weiter zu machen. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass es irgendwann anders, aber besser wird.

    Liebe Grüße

    Dietlind

  • Liebe Elisa, vielen lieben Dank für Deine aufmunternden Worte.

    Aber die Ausweglosigkeit meiner Situation nimmt mir jede Motivation. Was mir früher wichtig erschien ist heute bedeutungslos.


    Liebe Dietlind, Du sprichst mir aus der Seele.

    Mir wird jeden Tag ein Stück bewusster, was ich mit dem Tod meiner Frau verloren habe.

    Und ich will dieses Leben nicht.

    Es sind selbst die kleinsten Dinge die mir unheimlich schwer fallen.

    Aufstehen, duschen, anziehen. Es sind die banalsten Tätigkeiten und Situationen die so unglaublich anstrengend sind.

    Ich muss heute noch den Einkauf erledigen, mir graust davor.

    Der Selbsterhaltungstrieb funktioniert noch. Noch.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph,

    Ich bin seit 6 Jahren Rentnerin und habe Zeit ohne Ende.

    Frage mich auch jeden Morgen wofür aufstehen, wofür frühstücken, aber ich habe von Anfang an versucht den Tagesrythmus den wir hatten beizubehalten, ich weiß nicht wie ich es schaffe, aber irgendwie geht es. Ich habe es sogar geschafft 3 Tag nach dem Tod meines Mannes wieder meine ehrenamtliche Tätigkeit Genau in der Klinik aufzunehmen in der er verstorben ist. Ich bin ein Mensch der unter Leute muss, deshalb musste ich das tun. Es gibt mir Struktur. Jeder ist da anders, für dich sind es die Spaziergänge in der Natur. Mein Mann fehlt mir überall, ich vermisse ihn ständig und immer.

    Liebe Grüße Karin

  • Lieber Ralph,

    ich kann dich sehr gut verstehen,und wünsche dir von Herzen,dass du es wieder schaffst deinem Tag Struktur zu geben. Mir hat das schon sehr geholfen weiter durch das Leben ohne Jörg zu kommen.

    Ich vermisse ihn unendlich,und es tut immer noch furchtbar weh.Aber auch er hätte sich gewünscht,dass ich nicht verzweifle sondern mein Leben weiterlebe was aber oft schwer ist.

    Ich bemühe mich daher,für ihn ,meine Töchter und meine kleine Enkelin.

    Ich wünsche auch dir viel Kraft und positive Momente.

    Glg🌻☀️Elke

  • Lieber Ralph, du bist unheimlich verzweifelt, ich kenne das auch.

    Wozu duschen, wozu den Körper eincremen, wozu immer frische Sachen anziehen, nur nicht unter die Leute gehen, Stress im Supermarkt, alles vergessen, hoffentlich sieht mich niemand.

    Man fühlt sich sehr fremd in diesem Zustand, ich hatte und habe manchmal immer noch das Gefühl die Außenwelt durch eine dicke Glasscheibe zu betrachten, diese Welt hat dann nichts mit mir zu tun.


    Ich will dieses Leben auch nicht, es ist mir unheimlich und die Angst vor der Zukunft ist immer präsent, genauso wie diese entsetzliche Leere in mir und im Haus.


    wenn du sagst, dein Selbsterhaltungstrieb funktioniert noch, dann ist das schon mal viel wert.


    Weißt du, wenn mir Menschen erzählen, die ihre Partner verloren haben, dass es irgendwann besser wird, dann glaube ich denen, niemand hat auf einen Zeitpunkt bestanden, alle wissen wie individuell jeder trauert.
    nur die Strecke bis dahin ist wahrscheinlich sehr lang und immer wieder hart und grausam.

    Wir haben uns das nicht ausgesucht, du wärst jetzt gerne mit deiner Frau im Urlaub und ich mit meinem Mann.
    Normalerweise wären wir jetzt auf Fahrradurlaub in Brandenburg und übernächstes Wochenende auf einem Konzert in der Berliner Waldbühne. Die Karten hatten wir schon, es wäre ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann geworden, der am 09.08. dann 63 Jahre geworden wäre.
    Das ist alles eine riesengroße Sch….. was uns allen passiert, vor allem unseren verstorbenen Partnern.


    Wir müssen mit dem Verlust, dem Vermissen, der Schockstarre und den wechselhaften Trauermomenten klarkommen und ein großer Teil von uns ist auch gestorben, das fühlen wir, deshalb fällt das Leben so schwer.


    wir hier machen alle das gleiche durch, niemand macht die etwas vor, wir wissen alle wie du dich fühlst.


    weine, schimpfe, fluche, schreie, was immer du willst, aber entwickle ein bisschen Vertrauen in dich und den Tag.


    Ganz liebe Grüße, auch an alle hier.

    Elisa

  • Liebe Elisa,


    du hast es auf den Punkt gebracht, dem ist nichts hinzuzufügen. Uns allen fehlt der wesentliche Teil im Leben der unerersetzbar ist. Wir müssen unsere Partner alle sehr, sehr lieb gehabt haben, deshalb sind wir hier. Wer nicht wirklich geliebt hat trauert auch nicht wirklich.

    Wir hatten auch schon Karten in Augsburg für die Gruberin (in Bayern bekannt) gebucht. Ich bin trotzdem hingegangen auch wenn es sehr schwer war. Aber ich habe meiner Frau am Sterbebett gesagt, als sie schon tot war sie soll durch meine Augen alles Schöne seh'n. Das gab mir den Antrieb, weil ich was für sie tun konnte.


    Lieber Ralph,


    Vielleicht solltest auch du versuchen etwas für deine Frau zu tun. Irgendwas was sie gerne mochte. Unsere Lieben möchte nicht dass wir leiden. Wollten sie nie, sie wollten uns glücklich machen. Nun sind wir an der Reihe. Setz es fort wie im Leben. Morgen werden es 10 Wochen seitdem meine Frau gehen musste. Ich hab's bis jetzt nicht begriffen, stehe jeden Tag an ihrer Stele und würde am Liebsten zu ihr rein. Hier sind wirklich Menschen die dich nicht alleine lassen.

    Mach weiter - für deine Frau... und dich.

    Liebe Grüße Billi

  • Liebe Elisa,

    ich wünschte ich könnte im Augenblick aktiv an meiner Situation etwas ändern.

    Es gibt für mich schlechte und weniger schlechte Tage, an weniger schlechten habe ich jemand mit dem ich reden kann und ich wieder etwas Hoffnung schöpfen kann.

    Ich bewundere jeden der einen Weg für sich gefunden hat. Aber mein Psyche verhindert (noch) daß sich mein Zustand bessert, die beiden vergangenen Nächte haben mir das wieder deutlich gezeigt .

    Gemeinsam mit meiner Psychotherapeutin und auch der Trauergruppe des örtlichen Hospizdienstes versuche ich einen Ausweg aus der Depression und zurück ins Leben zu finden.

    Das Lesen hier im Forum ist tröstlich und zeigt mir daß ich in meiner Trauer nicht allein gelassen werde.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph❤️


    nichts muss, alles kann... nimm dir deine ganz eigene Zeit...


    Ich kenne diesen Zustand in dem du dich gerade befindest, er ist grauenhaft. Umso wichtiger, kein Druck, kein zwingen wollen müssen...


    Es ist sehr sehr gut, dass du Unterstützung und Begleitung hast.


    Und hier stehen dir ganz viele liebe Menschen zur Seite, wie du schon spüren konntest 💚🍀, die nur zu genau wissen, was du durchmachst. Du kannst alles schreiben und es wird dich hier immer jemand so gut, wie möglich auffangen.


    Viel Kraft und Mut im Verstehen

    Pia 🥀

  • Hallo Ralph,


    Ich kenne dieses Gefühl auch, sich nicht motivieren zu können um aufzustehen. Dann schaft man es irgendwie und es gestaltet sich schwer den nachsten Schritt zu planen. Irgendwie schaft man es zur Arbeit aber der Kopf ist zu Hause geblieben. Es ist so anstrengend sich auf die Arbeit zu konzentrieren und sich zusammen zu reißen um nicht wieder eine Heulattacke bei einem kurzen Gedanken an seine Frau zu haben. Fertig geht's nach Hause, in der Bahn schlafe ich meistens. Einsame Abende, Fernsehen geht gar nicht, höre eh nicht zu. Schlechte Nächte und das ganze Spiel von neuem.

    Die Kunst ist es jeden Tag aufzustehen und weiter zu machen.

    Spaziergänge helfen, Gespräche helfen, ich hab mir ein Fotobuch gemacht und Geschichten dazu geschrieben, ich finde das es auch hilft obwohl ich dabei meist weine, aber das Ganze muss ja auch irgendwie raus aus einem. Hör nicht auf weiter zu machen, es wird besser aber es dauert.

  • Liebe Linchen,

    liebe Pia,

    Ihr habt so recht. Jeder muss versuchen seine Trauer auf die eigene Weise zu verarbeiten und sein Leben zu bewältigen. Das ist so individuell wie es jeder Mensch ist.

    vielen Dank für Eure Unterstützung und

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph,


    ich habe über ein Jahr nichts auf die Reihe bekommen nur das nötigste und Arbeiten gehen irgendwie den Tag überstehen das wars.


    Keine Arzt Termine kein Friseur und ich hab eine kurzhaar Frisur.

    Nichts keine Unterlagen sortiert oder verräumt einfach auf Stabel gelegt, keine Hausarbeit ausser das nötigste.


    In der Natur unterwegs sein das war okay das half eine Zeitlang.


    Vlg. Linchen

  • Hallo Peter,

    auch ich quäle mich durch die Tage, die Arbeit bringt auch keine Ablenkung. Meine Frau und ich haben im selben Konzern gearbeitet und so viel erinnert mich während des Tages an sie.

    Abends sitze ich dann daheim auf der Couch und das Fernsehgerät läuft um es nicht zu still werden zu lassen.

    Früher, zusammen mit meiner Frau, war selbst die Stille nie unangenehm.

    Viele Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.