Mein Bruder isr gestorben

  • Guten Abend liebe Forumsmitglieder!



    Lange, schon sehr lange lese ich im Forum nur mehr fleißig mit, verfasse selbst aber keine Beiträge mehr. Es ging mir in letzter Zeit recht gut, ausser die üblichen Tiefs wie Weihnachten, Mamis Geburtstag und der bevorstehende 4. Jahrtag von Mami. Es ist auch nach beinahe 4 Jahren noch nicht viel besser.


    Ich weine noch sehr oft wegen Mami.


    Am 23.2. passierte aber dann doch etwas, wo ich nicht wirklich weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich habe Christine zwar schon kontaktiert (danke Christine)


    weil iich im Forum dazu eigentlich nicht schreiben wollte, nun habe ich aber doch das Bedürfnis danach.


    Der 23.2. war bis abends ein tag wie immer. Abends war ich mit einer Freundin zum Essen verabredet, als kurz zuvor noch meine Schwester anrief und


    mich fragte, ob ich gut sitzten würde. Sie sagte mir dann, daß unser Bruder am 16.2. verstorben ist und am 23.2. beerdigt wurde. Für diejenigen, die


    mich nicht so gut kennen muß ich sagen, daß wir seit Mamis Tod aufgrund heftiiger Streiterein (er bezichtigite Mich der Geldunterschlagung, wollte mir die


    Wohnung nehmen, mich sowas wie entmündigen - das heißt, ich sollte niergends ohne sein Einverständnis hingehen usw.usw.) jkeinen Kontakt mehr zum


    ihm und unserer Schwägerin hatten. So wußten wir auch nichts davon, daß er gestorben ist. Er hatte letzten Sommer ein Gehirnblutung und erholfte sich


    davon nicht mehr. Er lag seit 10.12 durchgehend im Krankenhaus und es war ein sehr langsames Sterben. Aber ich habe seit er gestorben ist nicht einmal


    geweint, ich fühle nichts, empfinde nichts, nur Erleichterung, daß er mir jetzt endgültig nichts mehr tun kann und ich meine Ruhe habe.


    Letzten Donnerstag war ich dann bei meinen Eltern am Friedhof. Lange, sehr lange überlegte ich, ob ich seine Urnennische suchen sollte.


    Schließlich tat ich es und "rechnete" sozusagen am Grab mit ihm ab. Ich "servierte" ihm alles, was mir während seines ganzen Lebens mir gegenüber nicht


    passte, zündetet dann eine Kerze an und ging.


    Ich empfang am Urnengrab auch keine Trauer, eher war ich froh, daß alles so gekommen ist. Ich brachte die Sache so für mich zum Abschluss. Jetzt hat er seinen Frieden gefunden und ich brauche mir auch keine Gedanken darüber zu machen, ob er irgendwann wieder über mich "herfällt".


    Ich stellte mir immer vor, wie entsetzlich es sein muß, wenn meine Schwester vor meine Bruder gehen muß. Ich hätte mich dann mit beiden "catchen" können und hätte wahrscheinlich erbarmugslos verloren. Ich wäre untergeganen, wäre es anders gekommen. Wenn meine Schwester vor meinem Bruder


    gehen hätte müssen, ich weiß nicht, was ich getan hätte um mich dieser Situation nicht ausliefern zu müssen........


    Vielen von euch werden über diesen Beitrag sicherlich maßlos entsetzt sein und doch würde mich interessieren, was ihr so davon haltet.


    Ich bin für jede Antwort bzw. Meinung dankbar.


    Ich wünsche euch allen einen erträglichen Abend.



    Liebe Grüße


    Claudia

  • Hallo Hertha,


    ich kann dein Verhalten insofern nachvollziehen, weil du dich nun "endlich" an deinem Bruder "rächen" konntest. Du mußtest viel ertragen und wahrscheinlich hattest du keine Gelegenheit, es ihm einmal so richtig reinzusagen. Nachdem was du schilderst, hat er dir viel anschauen lassen. Nochdazu als du noch in Trauer wegen deiner verstorbenen Mutter warst und auch nicht so die Kraft hattest, dich gegen seine Angriffe zu wehren.


    Ich bin der Meinung, dass man, wenn es ums Erben geht, immer den wahren Charakter eines Menschens sieht. Und dein Bruder hat sich damals nicht gerade von der schönen Seite gezeigt.


    Ob deine Art und Weise die richtige war, darüber soll niemand urteilen. Wichtig ist, dass es dir jetzt besser geht und du jetzt mehr oder weniger einen Schlusstrich ziehen und nach vorne blicken kannst. So wie du selber sagst, dein Bruder kann dir nichts mehr antun.


    lg
    Regenbogen

  • Es hat sich alles von selber geregelt wovor du Angst hattest er ist vor deiner Schwester gegangen.
    Er muß dir furchtbares angetan haben.Jemanden seelisch zu quälen ist schlimmer als körperliche Qualen.
    Und du hattest endlich die Möglichkeit ihm das alles zu sagen und brauchst keine Angst mehr zu haben.
    Es ist also verständlich das dir sein Tod nicht nahe geht,das du erleichtert bist.
    Um einen Menschen trauert man nur wenn man ihn über alle Maße geliebt hat,alles andere wäre Heuchelei.
    Ich wünsch dir alles Liebe Lisi

  • Liebe Claudia!
    So entsetzt bin ich gar nicht über deinen Beitrag.Ich kann dich in gewisser Weise sogar verstehen.Ich weiß (aus meinem Berufsleben),was es heißt,einen Menschen entmündigen zu lassen.Du bist jung,gesund und dann so etwas.Und das von den eigenen Verwandten!
    Du hast im Grunde zu Lebzeiten deines Bruders schon mit ihm "abgeschlossen".Er hat dich zu sehr verletzt.
    Daher sicher die fehlende Trauer.
    Ich wünsch dir viel Kraft.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Claudia!


    es muss schlimm sein wen sich der eigene Bruder so verhält,


    es muss sehr weh tun wenn man für Ihn kein Mitgefühl mehr hat,


    ich kenne es nicht - hab keine geschwister,


    aber es kligt so furchbar (sein verhalten) wie du es beschreibst, ich denk mir Du bist kein einzelfall.


    Finde es liebevoll das Du trotzdem, eine Kerze angezündet hast Deinem Bruder


    ich wünsche Dir, das Du frieden mit Ihm schliesen kanst


    maki

  • Liebe Hertha!


    Kaum vorzustellen, dass der eigene Bruder versucht, einem entmündigen zu lassen. Wie weh muss das getan haben!! Und wie groß auch die Enttäuschung. Anstatt Zusammenhalt od. Hilfe, das Gegenteil zu erleben.
    Nun konntest du deinem Bruder an der Urne Mal alles hinlegen, deine ganze Verletztheit, gut so. Verstehe auch deine Erleichterung, von ihm nichts mehr befürchten zu müssen.


    Wie war euer Verhältnis zueinander in der Kindheit?


    Ganz liebe Grüße


    Linda

  • Hallo Herta,


    ich hab vor kurzem auch meinen Bruder verloren. Aber die Situation ist nicht vegleichbar. Ich hatte gottseidank ein ausgeglichenes Verhältnis zu ihm. Bei Dir sah es wohl anders aus.


    Ganz im Ernst, Du hast das Recht und die Freiheit so zu fühlen und zu denken wie es Dir recht ist. Wenn Du seinen Tod als Erleichterung empfindest dann ist das doch absolut in Ordnung, da brauchst kein Schuldgefühl haben.


    Es ist eher schade dass Du nicht die Gelegenheit hattest die schönen Seiten einer Geschwisterschaft zu erleben.


    Ich wünsch Dir viel Kraft und alles Gute! Mach Dein Ding, geh Dein Weg, es is doch o.k. ;)


    Grüßle aussm Schwabenland


    chuck

  • Liebe Herta,


    jetzt kannst du "dieses Kapitel" abschließen - nur verständlich, daß du darüber Erleichterung empfindest.
    Du hast zwar an seiner Urne mit ihm "abgerechnet" (gut so), aber dann ja doch auch eine Kerze angezündet.
    Viellecht zeigt das Licht dieser Kerze ja den Weg für dich, mit ihm nicht nur abzuschließen, sondern auch zu einem Frieden zu kommen.


    Alles Liebe, :30:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Herta


    Habe inzwischen fleißig mitgelesen.


    Gut, dass Du diese Sache für Dich jetzt in Ordnung bringen konntest. Und vor Allem, Du kannst jetzt wirklich nach vorne Blicken. Auch deshalb, weil Du eine Kerze für Deinen Bruder angezündet hast. Es ist die Geste der stillen Versöhnung. Des stillen Verzeihens. Auch wenn die Taten zuvor an Dir, schrecklich unmenschlich waren. Eigentlich zu schrecklich.


    Lieb Gruss


    Walter ( ... Nun kannst Du um Deine Mama in Ruhe trauern. Das ist gut so. :huh: )

  • <ich möchte mich zuerst bei allen bedanken, die mir auf meinen Beitrag geantwortet haben. Vor ich etwas näher auf meinen verstorbenen Bruder eingehe, möchte ich für diejenigen, die mich noch nicht so gut kennen nocheinal etwas zur Klarstellung sagen. Ich werde im Forum mit verschiedenen namen angesprochen - dazu sei nur bitte zur Info gesagt, ich heiße Claudia, habe mich aber mit hertha angemeldet, da daß der Name von Mutti war.



    So nun wurde ich gefragt, ob mein Verhältnis zu meinem verstorbenen Bruder immer so schlecht war. Dafür möchte ich weiter ausholen und entschuldige mich jetzt schon bei den Moderatoren, für den langen Beitrag.


    Meinen Bruder und mich trennten 14 Jahre. Er war also bereits in der Pubertät als ich geboren wurde. Er war 3 Jahre in einem Internat in Graz und anschließend brachte ihn mein Vater (so wie auch mich zur Post). Dort stand er kurz vor der Pragmatisierung als ihm nichts besseres einfiel, als eines Abends mit einem Kollegen auszugehen und der Kellnerin die Geldtasche zu klauen, worauf er natürlich entlasssen wurde. Von nun an nahmen die Katastrophen ihren Lauf. Er bekam zwar wieder Arbeit, aber wurde zunehmend immer krimineller. Für seine Schandtaten kamen immer meine Eltern auf. Sie rackerten und schufteten bis es nicht mehr ging, auch sie für den entstandenen Schaden nicht mehr aufkommen konnten und er schließlich ins Gefängnis wanderte.



    Eine sehr, sehr harte Zeit für meine Eltern began zumal ja noch meine Schwester und ich da waren. Als er entlassen wurde nahmen ihn meine Eltern wieder auf und er lernte seine 2. Frau (er war bereits vor seiner Inhaftierung verheiratet und hatte einen Sohn) kennen. Sie hatte bereits aus der ersten Ehe 4 Kinder (darunter einen schwerstbehinderten Sohn) und gemeinsam hatten sie dann noch 2 Kinder, worüber meine Eltern zunächst gar nicht begeistert waren. Während dieser ganzen Zeit war ich entweder in der Schule oder lag in der Klinik, denn auch mein 25 Operationen wurden von meinen


    Eltern zum teil privat gezahlt. Der Lohn für mich ist, daß ich heute dank meiner Eltern gehen kann.



    Mein Bruder war sowohl gegenüber den Kindern meinder Schwägerin, als auch seinen eigenen Kindern gegenüber als auch mir gegenüber ein Patriarch.


    Wenn etwas nicht nach seiner Nase lief, gab es Zoff. Der einzige, der ihn halbwegs in Schach halten konnte, war mein Vater, aber als auch er 1992 mit


    62 an Blasenkrebs verstarb, hatte mein Bruder "freie Bahn". Von nun an gab es kein halten mehr. Er schaltete und waltete wie er wollte und trotzdem sah Mami in ihm immer noch ihren Sohn und sie hätte ihn nie "fallen gelassen". 1994 bekam schließlich auch mein Bruder einen Herzinfarkt und kurz darauf den 2. woraufhin er in Frühpension geschickt wurde. So wußte er natürlich nicht, was mit seiner Zeit anzufangen und regierte seine Familie (insbesondere die Kinder mit harter Hand). Von den 4 Kindern, die meine Schwägerin mit in die Ehe brachte, verabschiedeten sich 2 bald auf Niemerwiedersehen, da sie sein Verhalten nicht mehr ertragen konnten.


    "Geldmäßig" kam von nun an ich an die Reihe. Mein Bruder wußte, ich lebte zu Hause, mir ging es gut, als hatte ich auf Geld zu haben und ihm geälligst zu helfen, wenn er seiner Meinung nach Hilfe benötigt. Und Gnade Gott, ich wagte es auch nur einmal, nein zu sagen: dann war die Hölle los,. So zog er auch mich immer weiter mit in den Sumpf hinein. Meine Schwester bekam von alldem nichts mit, da auch sie nie ein gutes Verhältnis zu ihm hatte.


    Als dann 2006 Mami von einer Sekunde auf die andere von uns ging, begann für mich der richtige Horror: Er wollte unbedingt die Wohnung umbauen (was ich verneinte, woher denn auch das Geld nehmen), ich mußte mich täglich bei ihm melden. Sonntags holte er mich Vormittag und brachte mich Abends nach Hause und ich war immer noch mehr am Boden. Als sclhließlich meiner Schwester auffiel, daß es mir immer schlechter ging, vertraute ich mic ihr an und von nun an trug sie den Kampf (der von April bis Oktober 2006 ging) mit ihm aus. Zunächst versuchte sie es unseren Eltern zuliebe im Guten. Aber mit ihm war nicht zu reden. Als ich mich nicht mehr täglich bei ihm meldete, mir eine Geheimnummer geben ließ, nicht mehr zu ihm zum Essen kam, die Wohnung nicht renovierte und einfach nicht mehr nach seinen Wünschen "spurte", begann er mich dann der Unterschlagung zu bezichtigen. Er wollte auch ein Drittel von dem, was die Wohnungseinrichtung noch wert war, da ich ihn ja schließlich betrogen hatte usw.usw.


    Am 24.7.06 führte meine Schwester schließlich das letzte Telefonat mit meiner Schwägerin (mein Bruder und meine Schwägerin zogen an einem Strang) wenn es gegen mich ging und als dann meine Schwester hörte: Wir schauen uns an wo die eine (da war ich gemeint) hinkriecht, wenn du denn Löffel abgibst. Das war dann schließlich auf meiner Schwester zuviel und der Kontakt lief noch bis Oktober über seinen Anwalt, da er einfach nicht glaubte, daß kein Geld vorhanden war, und dann brach er endgültig ab.



    Von meiner Tante erfuhr ich schließlich, daß er seit letzten Sommer aufgrund einer Gehirnblutung weder gehen, noch sprechen noch sonst etwas konnte.


    2 Tage vor er starb, gab ihn meine Schwägerin in ein Hospiz, da er nicht mehr zu retten war und man in der Klinik die Betten benögte.



    Die ganze Verwandtschaft sagt zwar, er war zwar ein Schwein aber so elendiglich stirbt normal keiner, aber er hat seine Sünden wohl schon zu Lebzeiten


    abgebüßt. Und es gibt 2 Sätze, die mir von ihm in ewiger Erinnerung bleiben werden: er fragte mich mal, was ich denn machen würde, wenn Mami eines


    Tages stirbt und als ich dann sagtt ich werde versuchen, mein Leben zu leben, bekam ich die Antwort: du brauchst nicht so supergescheit zu tun, du schaffst das ja sowieso nie. Und das zweite war, als man ihn auf Mami und Vati ansprach: was solls ich hatte sowieso nie Eltern, die haben sich sowieso nie um mich gekümmert.



    So das wars.


    Danke fürs lesen und erträglichen Abend wünscht euch


    Claudia

  • Liebe Claudia!
    Meine Güte! Mir hat es beim Lesen deines Beitrags die Sprache verschlagen!
    Was du erlebt und erlitten hast ist ja furchtbar! Neben der Trauer, so vom eigenen Bruder tyranisiert.
    Mir fehlen im Moment die Worte.
    Wenn ich darf ein :30: von mir.
    Viel Kraft
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Das ist schrecklich was du schon mitmachen musstest in deinem Leben.
    Weißt du ich hab mich beim lesen gefragt warum dein Bruder so ein schlechter Mensch war-und das war er ganz sicher ein Tyrann der Spaß daran hatte Euch zu Quälen und kontrollieren.
    Aber was treibt jemand dazu so zu werden?
    Vielleicht gibt es wirklich Menschen,die werden so geboren.
    Mein leiblicher Vater war auch (oder besser Ist weil ich glaub er lebt noch hab ihn seit Kindheit nicht mehr gesehen) so ein Mensch hat seine Eltern die ihm alles hint und vorn hineingeschoben haben ins Grab gebracht,alles versoffen uns alle geschlagen und gedemütigt.
    Und wie du sagst Claudia er hat selne Sünden zu Lebzeiten verbüßt und ist durch die Hölle gegangen durch die er euch geschickt hat.
    Jetzt hat er seinen Frieden und du auch du brauchst nie mehr Angst vor ihm zu haben.
    Ich wünsch dir alles liebe Lisi

  • Maaaaaaan Claudia, da hast Du ja ne ganz Menge hinter Dir. Was mustes Du alles ertragen?!
    Hoffentlich sind Dir jetzt noch ganz viele schöne Jahre vergönnt :24: .
    Unsere Schicksale sind sehr ähnlich.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne