Wunden verheilen, aber tiefe Wunden heilen nie

  • Eigentlich wollten wir noch mal in die Berge, ich wollte mit ihr auf einer Alm über dem Tal sitzen, wenn es dann dunkel wird gehen überall die Lichter an, es duftet nach Heu und die Glühwürmchen fliegen umher, ich hätte meinen Arm um sie gelegt und wir wären glücklich gewesen...

    leider hat es dafür nicht mehr gereicht..

    So ist das Deti,


    ich wollte mir ihr auch noch einmal so gerne ins Allgäu, dort wo wir fast zu Hause sind, fast 40 mal waren wir dort in der Nähe von Oberstdorf, aber auch mehrmals im Berchtesgadener und Werdenfelser Land.


    Jetzt muss ich alleine durch die Berge ziehen, im Juni bin ich wieder im Allgäu, wenn ich nach meiner augenblicklichen Stimmungslage gehen würde, müsste ich alles absagen. Aber Uti hätte das nicht gewollt, sie kommt ja irgendwie trotzdem mit.


    Ich unternehme jetzt die Touren, die wir beide nicht mehr geschafft haben oder die sie sich aufgrund der Schwierigkeit einfach nicht zugetraut hatte.

    Im September steht das Watzmannhaus auf dem Plan, seit meiner Kindheit wollte ich immer schon dahin. Irgendwie hat es nie geklappt, Uti hatte dieses Ziel auch immer vor Augen.


    Das mit der Bank habe ich auch ständig im Blick und ich habe Angst davor, es gibt so viele Bänke, auf denen wir gemeinsam gesessen und die Natur beobachtet haben. Überall hat sie ihre Spuren hinterlassen, auch an der Ostsee, das könnte zum Reinfall für mich werden, aber wer weiß...


    Viele Grüße

    Tommi

  • Lieber Tommi, lieber Deti,

    dass Ihr Euch nach so kurzer Zeit schon Urlaube zutraut, an denen Ihr oft zusammen wart, beeindruckt mich. Ich glaube, dass würde ich mir nicht zutrauen. Ich hätte Angst, dass es zu schmerzhaft wäre. Aber vielleicht bin ich völlig auf dem falschen Dampfer und es tut sehr gut oder ist tröstlich oder es fühlt sich so an, als ob die Liebste mitreist. Ich stelle es mir vielleicht viel schwieriger und schlimmer vor, als es ist, ich Angsthase.
    Ich finde es toll, das zu machen Tommi, Du wirst ja sehen, wie es ist. Manchmal muss sich einfach etwas zutrauen und hinterher stellt es dich als sehr gut heraus. Das habe ich schon bei diversen Gelegenheiten feststellen können. Also möchte ich Dich ermutigen, es zu versuchen!

    Lg Herzschmerz

  • Hallo Tommi, Hallo Herzschmerz.


    ich hoffe auch, das es irgendwann so sein kann, das ich wieder reisen kann, allein.. ich weiß noch gar nicht ob ich das schaffe. Anfangen möchte ich schon bald, wenn ich das, was hier noch wartet, erledigt habe, ...mit Pilgern. Schon früher hatte ich den Wunsch auf Pilgerwegen allein zu gehen, früher, bevor ich Ulli kannte. Ulrike hatte mich und mein Leben frei gemacht von derartigen Wünschen, zu eng und liebevoll war unsere Zeit. Nie hatte ich den Wunsch, allein zu sein, also länger als mal einen Tag oder einen Nachmittag, immer mußte ich wieder zurück in ihre Nähe...

    Ich glaube, lieber Tommi, das dir die Auszeit an der See gut tun wird, auf die eine oder andere Art.. ich denke, unsere Lieben, sind bei uns und trösten uns.. immer wenn ich wieder ganz unten bin, kommt eine schöne Erinnerung, ein Bild in meinen Kopf, eine liebe Zeile die sie geschrieben hat oder ein Lied das uns verbindet..

    Etwa 6-7 Wochen vor ihrem weggehen, sagte sie ...wir hatten Abends, so von 16 -18 uhr wo sie noch hier zu Hause ansprechbar war und da außer hören kaum noch etwas ging, immer Musik zusammen gehört (mal durfte sie aussuchen, mal ich), hatte sie sich einmal das LIed ..Dat Du min leevsten bist. .ausgesucht. Das hatten wir vorher nie zusammen gehört, ich wußte gar nicht, das sie es kannte...und wir hörten es uns zusammen an und ich sang es leise für mit..dann spielte ich es ihr im Hospiz noch einmal vor ....

    Heute finde ich eine CD von einem Chorkonzert eines ihrer Chöre in denen sie gesungen hat... Nummer 2 auf der CD war..dat Du min leevsten bist..

    Liebe Ulli, eine schönere Liebeserklärung konntes du mir nicht machen, und du weißt, ..dat Du für immer min leevsten bist !!!

  • Hallo Deti,

    das sind berührende Zeilen, die Du hier schreibst.


    Vieles kommt mir bekannt vor. Auf der Palliativstation habe ich Uti auch das Lied "Komet" von Udo Lindenberg und Apache 207 vorgespielt.


    Dieses Lied mochten wir sehr, hörten es rauf und runter, in unserem letzten Urlaub in Cuxhaven, da war sie schon krank, aber eigentlich noch fit.


    "Komet" habe ich auch für sie auf der Trauerfeier spielen lassen.


    Im Moment würde ich mich nicht trauen, diese CD aufzulegen, auch die anderen Lieder, z.B. von Johannes Oerding, Abba oder den Soundtrack vom König der Löwen. Ich glaube, ich würde gerade daran zerbrechen, zu sehr hat sie diese Musik geliebt.


    Gruß

    Tommi

  • Lieber Deti,


    das ist so liebevoll was du geschrieben hast, das berührt mich gerade sehr.

    Ich kenne das Lied nicht was du geschrieben hast, aber es ist irgendwie merkwürdig, ich habe gerade so meine eigene Vorstellung davon.

    Danke, das du diesen Augenblick mit uns geteilt hast.


    Herzlichst

    Anja

  • Liebe Anja,

    ich danke dir herzlich für deine Worte. Es war schon sehr schwer, immer wenn wir Musik gehört haben irgendwie die Tränen zu kaschieren weil Ulli selten geweint hat, fast gar nicht..umso mehr kann ich jetzt ..freien Lauf.. lassen und es ist dann immer eine wunderbare Verbindung zu meiner lieben Frau..ich denke dann, das sie immer noch mithört, wir zusammen hören... Das tröstet mich.

    Liebe Grüße

    Deti

  • lieber Tommi<3 , lieber "unbekannter " Deti <3 , liebe Herzschmerz  <3 liebe RoundAn <3 und alle die die hier immer schreiben und lesen


    seit 2 Tagen lese ich eure Beiträge und bin auch teilweise zurueck gegangen in vorherige Beiträge und manchm,al war es schon so das mir kurzzeitig wieder einmal das entspannte atmen nicht möglich war ...

    Memories .... viele memories...


    Ich kann gar nicht alles hier aufschreiben , weil es dann eigentlich ein kleines Buch wäre. Viele meiner Gefuehle und Erlebnisse beschreibe ich in dem Unterforum "Verlust eines Freundes / Freundin" auch von meiner geliebten jetzigen Partnerin.

    Herzschmerz kennt schon meine dortigen Lebensbeschreibungen , ebenso wie RoundAn und Billi um einige die sehr frisch um ihren Partner trauern zu benennen.

    Ihr braucht dort nicht zu lesen . lieber Tommi , und lieber Deti ,da ihr euch wie ich lese doch sehr , sehr an der Grenze des Möglichen befindet.


    Noch einmal will ich betonen , das es wirklich gilt das erste Trauerjahr körperlich und seelisch zu ueberleben.

    Mut machen möchte ich euch sehr , Urlaube auch an bekannte Orte zu unternehmen . Doch auch an Unbekannte.

    Ihr werdet sie ALLE ueberleben !


    Es ist wirklich sehr beruehrend fuer mich zu lesen das ich so viele Orte und Gegenden die ihr kennt und erlebt habt ebenfalls kenne..

    UND LIEDER ...ueberhaupt Musik ....

    ..Dat Du min leevsten bist. .ausgesucht. Das hatten wir vorher nie zusammen gehört, ich wußte gar nicht, das sie es kannte...und wir hörten es uns zusammen an und ich sang es leise für mit..dann spielte ich es ihr im Hospiz noch einmal vor ....

    da kamen mir die Tränen...

    Dieses Lied begleitet mich seit 60 Jahren sehr bewusst in meinem Leben . Zuallererst habe ich es als damals hiess man noch nicht Teenager sondern "Backfisch". in meinem damaligen Wohnort Wilhelmshaven in der Schule gelernt...

    Vieles kommt mir bekannt vor. Auf der Palliativstation habe ich Uti auch das Lied "Komet" von Udo Lindenberg und Apache 207 vorgespielt.


    Dieses Lied mochten wir sehr, hörten es rauf und runter, in unserem letzten Urlaub in Cuxhaven, da war sie schon krank, aber eigentlich noch fit.


    "Komet" habe ich auch für sie auf der Trauerfeier spielen lassen.

    lieber Tommi ,

    trau es dich dies alles anzuhören . Wie schon oben geschrieben .

    Wir ueberleben ALLES. Wir durfen auch alle mal nicht nur weinen sondern heulen ...richtig heulen ...

    es heisst schon sehr richtig

    TRAUER geht MITTEN durch den SCHMERZ...


    Vielleicht nicht mehr heute Abend oder auch nicht in der Woche wenn du arbeitest , sondern am nächsten Wochenende wenn du nicht mit befreundeten Pärchen zusammen bist. Es war sehr bemerkenswert das du dies geschafft hast.

    Cuxhaven kenne ich auch gut...

    Oh jaaa, die Lieder zu der Trauerfeier...


    Musik ist einfach hoch emotional und spricht fuer mich durch ihren Klang der Instrumente und die Stimme DIREKT die SEELE an.

    Ich weine bis heute bei bestimmten songs oder Instrumentalstuecken ...


    Doch noch eine kleine Geschichte zum erwandern von bekannten Gebieten...

    Dazu muss ich aber bemerken das ich damals noch einen Hund hatte , der sogar noch Schweden erleben durfte.

    Ich bin am nächsten Tag nach der Urnenbeiseisetzung im kommunalen Ruhewald nach der ueberstandenen Nacht mit "unserem " Hun zu einigen Plätzen gelaufen die ich in der Zeit seiner Erkrankung nicht mehr aufsuchen konnte...

    Er , mein geliebter Lebensgefährte, war gedanklich und im Herzen mit dabei...

    Es war einfach traurig schön...


    Lieber Tommi,

    du schriebst weiter vorne , das du automatisch eine WhatsApp an deine geliebte Uti senden wolltest wie du von dem Brand erfahren hast....

    Das ist eigentlich "schön"... Uti hat dich so lange begleitet und wird dich immer begleiten...


    liebe Herzschmerz ,

    Ich hätte Angst, dass es zu schmerzhaft wäre. Aber vielleicht bin ich völlig auf dem falschen Dampfer und es tut sehr gut oder ist tröstlich oder es fühlt sich so an, als ob die Liebste mitreist. Ich stelle es mir vielleicht viel schwieriger und schlimmer vor, als es ist, ich Angsthase.

    zuallererst möchte ich dir schreiben , das du keinesfalls ein "Angsthase " bist !


    Von der Natur her ist der HASE ein sehr wildes, eigentlich kämpferisches Tier. Er schuetzt sich halt vor Feinden wenn er sich versteckt.


    Gut , Trauer wird oft als "Feind" angesehen, weil es schon ein sehr existenzielles , bedrohliches Gefuehl ist wenn man die TRAUER NICHT auslebt.

    Ja, der "falsche Dampfer". Der "falsche Dampfer " ist auch so ein bildhafter Vergleich . Ein DAMPFER ist schon bedingt etwas festes , stabiles... aber er kann auch sinken wie wir alle wissen.

    Da gilt es in Rettungsboote zu steigen mit Schwimmwesten am besten und schwimmen zu können...

    Aber auch dies alles wie das Rettungsboot und Schwimmweste ist auch nur von einer kurzen Verweildauer ...

    Wenn ich dich hier ueberall lese , auch bei mir <3 bist du eine sehr liebevolle "weichzarten" Frau , die wie viele Menschen die vieles organisieren können und muessen als stark angesehen werden , was auch so ist !

    doch wir alle und auch DU sind "Seelenzart" möchte ich einmal schreiben.


    an ALLE die hier lesen <3

    Persönlich komme ich immer und immer mehr zu der inneren EINSICHT

    das nichts in diesem Leben BESTAND hat.

    Es gilt das LEBEN anzunehmen in ALL seiner Trauer , seinem Glueck ...


    Als Abschluss fuer heute

    es war zwar einmal fuer eine gewisse Zeit verpönt gewesen , doch es ist sehr beruehrend schön , wenn eine "Aspetos Generation" sich mehr und mehr austauscht und sich dann einmal persönlich trifft .

    Natuerlich alles OHNE ein MUSS ...


    Doch , da fällt mir noch etwas ein was ich euch schreiben möchte !


    FAMILIE und alte FREUNDE haben ein Bild von euch und wollen NICHT das sich eigentlich etwas in eurem Leben sich ihnen ändert...

    Das ist in dem Sinne keine Vernachlässigung sondern eine andere ART von trauernder LIEBE...

    Besonders wenn es bis dahin eine tiefe Verbindung war...

    Dies gilt jetzt bald auch fuer das baldige Osterfest.


    Habt alle wenn irgend möglich einen bestmöglichen Wochenstart in diesem dennoch ungewollten , ungewohnten Leben

    wuenscht euch SEHR Sverja

  • Liebe Sverja,

    ich sag nur Danke, bin total beeindruckt von Deinen Zeilen.


    Ich nehme sie mit in die nächsten Tage, auch wenn ich ein sehr schwieriger Fall bin.


    Der Kampf ums nackte Überleben gegen den Tumor, die 31 glücklichen Ehejahre (trotz Krankheit), der Schicksalsschlag der Kinderlosigkeit, etc.


    Der Pfarrer sagte uns damals: "Bis das der Tod Euch scheidet" - er hat gelogen, uns wird niemand scheiden, ich liebte und liebe Ute abgöttisch und kann nicht loslassen. Sie ist und bleibt mein Leben.


    1+1=1 das war unser Motto


    Die Richtigkeit dieser Gleichung wird mir jeden Tag immer mehr bewusst.


    Sie fehlt mir so sehr


    Vielen lieben Dank für Eure Unterstützung


    Euer Tommi

  • Liebe Sverja,

    Vielen Dank für Deine berührenden, wertschätzenden Zeilen. Ich mag Deine Beiträge, sie sind tiefgründig und regen (mich) immer zum Nachdenken an.
    Der Begriff seelenzart gefällt mir, er hört dich liebevoll an. Schön! Ich danke Dir!
    Ja, stark musste ich schon seit früher Jugend sein. Manchmal ergibt es sich durch die Lebensumstände man in die Rolle des Starken gedrückt wird und irgendwie bleibt man dann auch da. Es ist schön, hier auch mal seelenzart sein zu können…..

    Und ja, es stimmt, die Familie und Freunde hätten am liebsten, dass man wieder so wird wie vor der Tragödie, aber Trauer verändert Menschen…..

    Lg Herzschmerz

  • lieber Tommi , liebe Herzschmerz

    ihr "kennt mich jetzt ja ein bisschen ...

    Eigentlich kann und will ich mich nicht kurz fassen.

    Deswegen habt Geduld bis ich euch eingehender antworte.


    "Nur" soviel ...

    nein , der Tod scheidet NICHTS...

    Fuer mich ist das NICHTS mit reiner nicht sichtbarer Energie gefuellt ...

    Liebesenergie bis in die Unendlichkeit..


    liebe seelenzarte Herzschmerz ,

    Und ja, es stimmt, die Familie und Freunde hätten am liebsten, dass man wieder so wird wie vor der Tragödie, aber Trauer verändert Menschen….

    ja ... und ja ...

    Eine bestmögliche Nacht wuensche ich euch JETZT

    eure Sverja

  • Guten Morgen,

    es ist mal wieder Samstag.....


    und schon wieder lassen mich die Trauerwellen nicht los, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, es verstärkt sich alles im Moment ein wenig.


    Vielleicht sind es wieder die Erinnerungen, die schlimmen, aber auch die tollen Momente.


    Heute in der Früh hörte ich im Radio einen Bericht über ein Musical in München, und schon war ich wieder in der Vergangenheit.


    Dieses "Nie wieder..........." holte mich wieder ein.


    Uti und ich waren in zahlreichen Musicals, meistens in Hamburg, unserer Traumstadt, der Metropole an der Elbe, die Stadt der Brücken. Wir haben unsere Aufenthalte dort geliebt. Uti liebte Musicals, und ich eigentlich auch, das war immer ein Erlebnis, auf das wir uns schon Wochen vorher freuten.


    Der König der Löwen war immer unser Favorit, die Musik ist so nachhaltig, man hat sie immer noch im Ohr. Aber auch das Phantom der Oper, Tarzan oder auch den Tanz der Vampire durften wir erleben.


    Zuletzt waren wir noch in Mary Poppins, Uti hatte zu diesen Liedern einen besonderen Bezug, noch aus ihrer Kindheit.

    Supercalifragilisticexpialigetisch


    Wer kennt es nicht, Uti konnte diesen Satz ohne Probleme sprechen.


    Alleine die Überfahrt mit den Hafenfähren zur Musicalhalle nach Steinwerder war immer ein tolles Erlebnis.


    Ja, es sind diese Erinnerungen, die gerade so richtig schmerzen.


    Da ist es dann wieder, dieses schreckliche "Nie wieder......"


    In 2 Wochen bin ich am Schönberger Strand, an der Kieler Förde. Auch so ein Ort, an dem Uti und ich so oft gewesen sind, so schöne Zeiten erlebten.

    Ja, ich war mutig, diese Reise zu buchen, ich muss es versuchen, auch wenn es ein Wagnis ist. Ganz ehrlich, im Moment habe ich auch irgendwie Bammel davor.


    Jetzt kommt auch noch Ostern....


    Es hilft ja nichts, sie fehlt mir jede Sekunde, da ist es egal, wo ich gerade bin.


    Bis bald


    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Ja, dieses nie wieder ist etwas, was uns auf dem Trauerweg konstant begleitet. Und immer wieder gibt es Situationen, die einen ganz besonders auf dieses nie wieder stoßen. Das schmerzt sehr und quält einen immer wieder. Ich fühle mit Dir. Ich finde es gut, dass Du Dich Eurem Urlaubsort an der Kieler Förde stellen willst…. Wer weiß, vielleicht wird es besser als gedacht, verstehe aber, dass Du Bammel hast…..

    Lg Herzschmerz

  • Guten Morgen,

    es ist wieder Samstag......


    und ich möchte heute auch gar nicht so viel schreiben.


    Uti fehlt mir weiterhin unendlich, ich denke jede Sekunde an sie. Bin gerade in Gedanken wieder ständig auf der Palliativstation unterwegs, stelle mir vor, wie scheußlich es gerade in diesem tiefen kalten Grab sein muss.


    Beschäftige mich seit Tagen auch vermehrt mit dem Tag X, der Tag an dem ich vielleicht auch nicht mehr da bin. Wir haben keine Kinder, leider, das Schicksal hat auch hier gegen uns entschieden.


    Was passiert später mit dem Familiengrab, wer kümmert sich um meinen Nachlass, es hat sich seit Utis Tod so viel verändert.


    Beerdigungsvorsorge und Dauergrabpflegevertrag sind schon in Arbeit, eine neue Patientenverfügung muss erstellt werden, Uti kann im Ernstfall nicht mehr für mich entscheiden. Eine neue Vorsorgevollmacht, diesmal muss wohl mein Bruder dran glauben, auch unser gemeinsames Testament muss noch mal neu überdacht werden.


    Vielleicht ist es das Alles, was mich gerade wieder so sehr belastet, ich möchte alles geregelt haben, ich möchte das Vermächtnis meiner verstorbenen Schwiegereltern und natürlich auch meiner Uti bestens verwalten.


    Eventuell ist es auch Ostern, früher sind wir oft weggefahren, oder Uti hat es uns beiden hier zuhause schön gemacht, sie war eine Meisterin der Dekoration.


    Jetzt habe ich doch mehr geschrieben, als ich wollte. Ich kann allen Dreien nicht mehr so viel zurückgeben, außer dass ich immer an sie denke und das Grab in Ordnung halten lasse. Für Uti habe ich extra eine schöne Schale gepflanzt und österlich dekoriert. Ich weiß, dass sie nicht nur deshalb sehr stolz auf mich wäre.


    Aber stolz bin ich auch auf sie, und unendlich dankbar für die schöne vergangene Zeit, die Hoffnung auf ein Wiedersehen besteht weiterhin, wir waren noch lange nicht fertig, hatten noch so viele Pläne. Dies gilt es nachzuholen


    "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" - wer kennt es nicht


    Euch allen ein einigermaßen erträgliches Osterfest


    Bis bald

    Tommi



  • Lieber Tommi,

    Die Schale hast Du wirklich schön bepflanzt und dekoriert. Deine Uti freut sich!
    Ich finde es gut, dass Du alle administrativen Belange regeln willst, ich habe auch alles gut geregelt, es gibt einen ein gutes Gefühl! Ja, und was tatsächlich passiert, wenn wir diese Welt verlassen haben, das können wir versuchen zu regeln aber ob es dann 100% so läuft? Ich glaube, das ist uns im Jenseits auch gar nicht mehr so wichtig. Da sind wir mit unseren Liebsten vereint und alles materielle ist uns dann gar nicht mehr so wichtig. Wichtig ist, dass man noch von uns spricht und sich an uns erinnert, das finde ich schön. Wenn Du alles regelst, hast Du alles gegeben, damit es in Eurem Sinne läuft, das ist doch entscheidend…..

    Im Jenseits kannst Du mit Uti dann wieder zusammensein, das finde ich eine wunderbar tröstliche Vorstellung.

    Fühle Dich gedrückt!

    Lg Herzschmerz

  • Lieber Tommi

    Wenn ich deine Beiträge lese,finde ich immer Ähnlichkeiten.

    Das Reisen zusammen mit meinem Ollie.Angst davor,die Orte wieder aufzusuchen.

    Wir waren so viel unterwegs.Kroatien,Spanien,Italien,Portugal..

    Immer mit unserem kleinen roten Camper auf Campingplätzen.Damals war auch immer unser Hund Pünktchen dabei,die mir gerade jetzt auch sehr fehlt😢Sie starb mit 15Jahren an Altersschwäche bei uns Zuhause.Ihre Urne hat einen Platz am Fenster,wo sie manchmal gerne andere Hunde angebellt hat🐶

    Wir waren immer zu dritt.Dann ging Pünktchen und jetzt........bin nur noch ich übrig😢


    "Bis dass der Tod uns scheidet?"

    Das wollte ich nicht bei unserer Hochzeitsrede.Das wurde gestrichen,weil wir bestimmt nicht "geschieden" sind,weil einer von uns geht!!


    Ich finde es toll,dass du eure gemeinsamen Reiseziele aufsuchen möchtest👍

    Ich könnte das momentan nicht😔Ich wünsche dir sehr,dass es dir hilft🙏


    Viele liebe Grüße und einigermaßen "gute" Ostertage🐣

    Steffi❤️

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich überlege hin und her, wie ich aus diesem elendigen "Hamsterrad" endlich rauskomme, wo der Lösungsansatz für meine aktuellen Probleme ist.

    Das ist nicht einfach, wem sag ich das, aber ich glaube ich habe zumindest einen Ansatz gefunden.


    Klar die Einsamkeit macht vieles schwerer, genau wie das Gefühl, dass die Familie sich wieder einmal nur auf das Nötigste beschränkt.


    Ich war gerade in Kempen in der Fußgängerzone, bin kurz nach Thalia rein, wollte mir einen kleinen Reiseführer für die Ostsee kaufen, obwohl mein Regal eigentlich voll davon ist.


    Als ich in einem Büchlein las, kam mir sofort eine Werbung der "Störtebeker" Brauerei entgegen, und da waren sie wieder, diese schönen Erinnerungen und Erlebnisse, mit Uti, und schon ging meine Stimmung wieder gegen "Null"


    Uti und ich haben dieses leckere "Störtebeker" zum ersten Mal in Rostock getrunken, im Brauhaus, wir waren auf dem Fußweg von Warnemünde zurück in die Stadt, Urlaub hatten wir in Fischland/Darss gemacht. Ein toller Urlaub, mit so vielen schönen Eindrücken.


    Doch ich glaube nun auch durch dieses heutige Erlebnis endgültig zu wissen, wie der Ausweg aus dieser trostlosen Situation ist.


    Es ist dieses:


    "Nie mehr kann ich mit Uti......."


    und


    "Das erste Mal muss ich ohne Uti......."


    Diese beiden Dinge muss ich in den Griff bekommen, irgendwie, ausschalten werde ich dieses schlechte Gefühl nie, aber ich muss zumindest versuchen, dieses zu reduzieren. Nur wenn mir dieses gelingt, besteht noch Hoffnung auf eine würdige Zukunft. Sollte es mir aber nicht gelingen, dann werde ich scheitern.


    Ich muss daran arbeiten, wie die kommende Woche an der Kieler Förde für mich verläuft weiß ich nicht, ein ungutes Gefühl habe ich, aber nur wer wagt der gewinnt.


    Vielleicht ist es wirklich der sogenannte "Gamechanger"


    Bis bald


    Tommi

  • Lieber Tommi,

    eine wichtige Erkenntnis und ein mutiger Entschluss, so wie auch Dein geplanter Urlaub! Ich denke wie Du, dass dies die einzige Möglichkeit ist, das Leben auf Dauer wie Du sagst "würdig" gestalten zu können. Nur ab und an noch dies "Nie wieder" oder "Ich muss ohne", sondern häufiger ein "Ich kann auch ohne" und es fühlt sich ganz ok an, das wünsche ich mir auch. Mir gelingt es zur Zeit (leider) häufig noch nicht. Aber Deine Worte und auch die Tatsache, dass und wie Du sie hier niedergeschrieben hast - all` das wirkt auf mich sehr kraftvoll.

    Herzliche Grüße Ingrid

  • Lieber Tommi, liebe Ingrid


    das habt ihr beide gut beschrieben, so fühle ich auch sehr oft.


    tommi , ich finde es sehr mutig von dir, das du alleine in den Urlaub an die Ostsee fährst. Ich finde das ganz toll!!! Ich wünschte, ich hätte auch den

    Mut dazu. Ich habe einfach noch immer so große Angst davor alleine in den Urlaub zu fahren. Angst vor diesen traurigen Gefühlen, Gedanken, die mich

    ständig daran erinnern das mein Mann nicht mehr dabei ist und wir zusammen einen wunderschönen Urlaub verbringen, wie in der Vergangenheit.

    Die Angst nichts mehr mit ihm teilen zu können, die Freude, die Unternehmungen, das gute Glas Wein oder gutes Essen.

    Ja und auch einfach die Angst vor diesem "ich bin alleine", keiner mag mich, keiner liebt mich, ich bin allen irgendwie egal.

    I


    Du machst das richtige und das finde ich sehr stark. Du wirst mit Sicherheit dir mit dem Schritt etwas gutes tun auch wenn es sich vielleicht

    erstmal gar nicht danach anfühlen wird.


    Aber da wo die Angst ist, da ist der Weg!

    Ich hoffe, ich kann auch irgendwann meine Angst überwinden und diesen Schritt wagen.


    Liebe Grüße


    Anja

  • Lieber Tommi,


    ich habe letztes Jahr nach dem Tod meines Mannes auch Urlaub gebucht. Ich war mir bis kurz vorher nicht sicher, ob ich das schaffe, aber ich dachte, besser jetzt als erst im nächsten Jahr. Ich war mir nicht sicher, ob ich dann noch den Mut aufbringe. Der Urlaub war okay und hat mir Mut gemacht, mich weiter dem Leben zu stellen. Das Schlimmste war das Heimkommen. Da bin ich regelrecht zusammengebrochen und musste heftig weinen als wir zuhause ankamen. Ich habe damals gedacht, dass wir am besten bald wieder fahren, damit ich mich ans nach Hause kommen gewöhnen kann.


    Dieses Jahr fällt es mir schon leichter. Wir fahren auch an die Ostsee. Auch die Angst vor dem Urlaub ist nicht mehr so groß.


    Meine Erfahrung ist, dass dieses „Das erste Mal ohne sie/ihn“ nach der dritten oder vierten Wiederholung leichter wird. Inzwischen ist manches wieder ein Stück Normalität geworden. Einkaufen zum Beispiel. Jetzt, ein Jahr nach seinem Tod, waren wir das erste Mal wieder bei unserem Chinesen. Ich habe ständig an meinen Mann gedacht, ihn vermißt und war auch traurig. Aber es war nicht so entsetzlich wie im letzten Jahr, als ich das erste Mal ohne ihn beim EDEKA einkaufen war.


    Sich dem Leben wie es jetzt ist zu stellen, macht Mut. Es kostet aber auch Kraft. Und es gibt immer wieder Rückschläge, wo man wieder auf Anfang steht. Aber es geht dann auch wieder weiter.