Hallo zusammen,
nachdem ich im Forum ein wenig gelesen habe, ist es mir ein Bedürfnis, meine Geschichte und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Mir geht es aktuell sehr schlecht und ich weiß nicht so ganz, wie ich mich beruhigen kann.
Meine liebe Mama ist Ende November 2023 von uns gegangen. Sie war gerade einmal Anfang 60, optisch sehr jung geblieben und dynamisch. Sie war zuvor nie krank, hat immer gut auf sich selbst geachtet, war schlank, hat selten Alkohol getrunken und nie in ihrem Leben geraucht.
Leider kam dann der Krebs vor 6 Jahren. Er hatte sie aber eine gute Weile in Ruhe gelassen. Die Abstände zwischen den Routine-Untersuchungen wurden länger, man hat den Krebs schon fast vergessen. Sie hatte dadurch keine Beinträchtigungen, keine körperlichen Schmerzen, das Leben ging also weiter wie gewohnt.
Aber dann, Ostern 2022, kam die schlimme Nachricht, dass der Krebs gestreut hatte.
Wir hatten unsere Mama dann nur noch weitere 19 Monate, der Verlauf war gegen Ende schlimm und Einzelheiten erspare ich euch lieber. Es ist furchtbar, seine eigene Mama so leiden zu sehen. Im Laufe dieser Zeit hatte ich aber die Hoffnung nie so wirklich aufgegeben. Mein Kopf funktioniert so, dass ich, selbst wenn die Statistiken etwas anderes vorgeben, trotzdem glaube, dass es noch gut werden kann. Leider trifft es mich dann in dem Moment, wenn dann doch das Schlimmste einrtitt, umso mehr.
Der Tod meiner Mama ist nun 3 Monate her und mein Gemütszustand schwankt hin und her. Mittlerweile ist es aber wirklich sehr schlimm geworden. Ich denke, bei mir ist nun final angekommen, dass meine Mama wirklich nicht mehr da ist und was das genau für uns alle bedeutet. Keine Familienausflüge mehr zu viert, keine schönen Urlaubfotos mehr von meinen Eltern die es sich immer haben gut gehen lassen, keine Unterstützung bei meiner Einrichtung und Haushalt, kein gemeinsames Shopping mehr und keine Mama, die immer an alles denkt und helfen möchte.
Alles schmerzt gerade sehr. Es tut weh, dass ihr so viel gutes Leben genommen wurde. So viele andere Menschen werden über 80 Jahre alt. Wenn man auf Traueranzeigen und Grabsteine schaut, gibt es zwar ab und an jemanden, der auch viel zu früh sterben musste, aber in der Regel werden viele über 75, 80 Jahre alt.
Ich bin selbst Anfang 30 und die Vorstellung, dass ich vielleicht die gleiche Anzahl der Jahre noch zusätzlich mit meiner Mama zusammen hätte, schmerzt so sehr. Es schmerzt so sehr, dass ich noch so viel Leben ohne sie aushalten muss. Ich will eigentlich auch Familie gründen, aber wenn ich daran denke, dass meine Mama nicht dabei ist, kriege ich Panik und es schmerzt wieder so sehr. Sie wurde nie Oma und wäre es gerne geworden. Sie hat sich darüber nie beschwert und hat auch meinem Vater gegenüber nie über fehlende Enkel gejammert. Aber sie hat Kinder sehr gemocht und hätte sich gerne um ihre Enkel gekümmert. Ich habe große Angst davor, ein Kind zu bekommen ohne sie.
Ich fühle mich um so viele Erfahrungen und neue Momente beraubt.
Mir tut jede Erinnerung an meine Kindheit weh. Davor haben sie wehgetan, weil ich so eine gute Kindheit hatte und ich nicht gerne erwachsen bin. Jetzt tun sie noch mehr weh, weil ich immer daran denke, dass Mama damals bei jedem guten Moment gelebt hat. Und sei es nur der banale Gedanke an eine tolle Fernsehserie, die ich damals geschaut habe. Es fühlt sich an, als hätte nun ein anderes Leben begonnen. Es gab das Leben mit Mama und nun herrscht eine komplett neue Zeitrechnung.
In meinem Bauch ist ein dumpfes Loch. Ich fühle mich schwach und einsam, ich fühle mich wie ein kleines Kind, dass nichts mehr als seine Mama bei sich haben will. Die Zukunft sieht dunkel aus und es gibt nichts, was mir Freude macht. Und wenn ich mal lache und mich für einen kurzen Moment gut fühle, dann habe ich Schuldgefühle, dass es mir gerade gut geht. Denn meiner Mama geht es schlecht, denn sie musste sterben.