Mein Sohn hat uns verlassen

  • Hallo zusammen,


    ich sitze nun schon seit Stunden hier und versuche in Worte zu fassen, was für mich doch eigentlich noch unfassbar ist: Mein Sohn Milan ist am 11. September völlig unerwartet von uns gegangen. Er hat sich abends hingelegt und am frühen Morgen des nächsten Tages hörte sein Herz einfach auf zu schlagen. Der Notarzt diagnostizierte auf Grund der Angaben meiner Schwiegertochter eine Herzmuskelentzündung.


    Milan hatte erst elf Tage vorher seinen 27. Geburtstag gefeiert und mir noch am gleichen Tag freudestrahlend mitgeteilt, dass ich wieder Oma werde.
    Der Anruf meiner Schwiegertochter am 11. September morgens um 8.00 Uhr hat seitdem mein Leben völlig aus der Bahn geworfen.


    Es tut mir Leid, aber ich kann grad nicht mehr schreiben. Die Worte und Gedanken schwirren mir gerade völlig wirr durch den Kopf, so dass ich keinen anständigen Satz mehr zustande bringe.


    Noch kurz zu mir: Ich heiße Anne, bin 50 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und meinem jüngeren Sohn David (12 Jahre) in Münster.


    Es fällt mir so unsagbar schwer, über Milan zu schreiben und vielleicht kann ich das, was ich loswerden möchte, nur häppchenweise überbringen. Es ist alles einfach noch zu frisch und zu schmerzhaft.


    Liebe Güße Anne

    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir.
    Jeder Lufthauch erzählt mir von Dir.
    Jeder Atemzug, jeder Schritt
    trägt Deinen Namen weit mit sich mit.

    (aus: "Dein Anblick" von Schandmaul)

  • Hallo Liebe Anne!
    ein stilles Willkommen im Forum!
    meine tiefste Anteilnahme zum zufrühen gehen deines Sohnes
    es ist erst ein paar wochen her, das ist verständlich das du dich so fühlst
    es ist schön das du her gefunden hast
    wünsch dir und deiner familie viel Kraft
    alles liebe, maki

  • Liebe Anne!!


    Dir ein herzliches Willkommen hier und meine aufrichtige Anteilnahme zum viel zu frühen Tode deines Sohnes Milan. ;(


    Unfassbar, zuerst noch die glücklichen Tage, Geb. wird gefeiert, eine wunderbare Neuigkeit hast du erfahren, ein Enkelkind ist unterwegs und dann dieser alles verändernde Anruf. Ach Anne, wir können deinen Schmerz verstehen.


    Wir hören dir gerne zu, wollen dich begleiten, schreib immer, wenn dir danach ist. Das macht nichts, wenn dies "häppchenweise" geschieht.


    Alles Liebe dir und deiner Familie


    Linda


    Wie alt ist das 1. Enkelkind?

  • Hallo Maki, hallo Linda,


    ich danke Euch für die liebe Begrüssung und Eure mitfühlenden Worte.


    Mein leiblicher Enkel Kilian wird nächsten Monat drei Jahre alt. Dustin wurde von meiner Schwiegertochter mit in die Ehe gebracht und ist sechs Jahre alt. Aber ich kenne ihn schon, seit er ein Baby war und er ist mir wie ein eigener Enkel ans Herz gewachsen. Er hat wohl von den beiden am meisten mit dem Verlust seines "Vaters" zu kämpfen, weil er mit Milan aufgewachsen ist. Meinen dritten Enkel werde ich leider nicht mehr kennen lernen, da meine Schwiegertochter zwei Wochen nach Milans Tod einen Abbruch hat vornehmen lassen. Obwohl mein Mann und ich ihr angeboten haben, das Kind in Pflege zu nehmen, wenn es da ist, hat sie sich von dieser Entscheidung nicht abbringen lassen.


    Für mich war das ein zweiter herber Verlust. War es doch ein lebendiges Band, dass Milan uns hinterlassen hatte. Aber es war ihre Entscheidung und die muss ich akzeptieren, auch wenn es noch so weh tut.

    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir.
    Jeder Lufthauch erzählt mir von Dir.
    Jeder Atemzug, jeder Schritt
    trägt Deinen Namen weit mit sich mit.

    (aus: "Dein Anblick" von Schandmaul)

  • Liebe Anne!


    Musste nun erst Mal schlucken, wie schwer muss es euch gefallen sein, diese Entscheidung der Schwiegertochter akzeptieren zu können. Auch euer Hilfeangebot hat sie nicht von ihrer Entscheidung abbringen können. Ich kann dich gut verstehen, dass dir dies auch sehr weh getan hat. Ja, es war ein lebendiges Band zu Milan.


    Liebe Anne, wie kann es zu einer Herzmuskelentzündung kommen? Hat man das euch erklären können?


    Sei lieb gegrüßt :30:


    Linda

  • Liebe Anne,


    ein ganz liebes Willkommen hier im Forum, und auch von mir meine aufrichtige Anteilahme am viel zu frühen Heimgehen deines Sohnes.
    Es tut mir leid, daß du auch dein Enkerl nun nicht mehr kennenlernen kannst. Das ist für dich sicher nur sehr schwer zu verkraften und zu akzeptieren.


    Laß dir nur Zeit, schreib nur auf, was gerade geht, wir hören dir auch gerne "häppchenweise" zu. Ich sage immer:"alles auf einmal geht nicht".
    Aber es tut gut, immer wieder ein wenig "Ballast abzuladen". Und das kannst du hier, wir verstehen dich.


    Als ich dein "mein Sohn Milan" las, hatte ich das Bild eines starken, bodenständigen jungen Mannes vor Augen. Magst du uns ein wenig von deinem Sohn erzählen - wie war er?


    Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft in dieser schweren Zeit
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Anne!
    Auch von mir ,sei willkommen hier bei uns!
    Es tut mir so leid,was du grade durchlebst und fühlst.Plötzlich sein Kind verlieren ist schon brutal.Nun auch noch dein Enkelchen.
    Hat deine Schwiegertochter einen triftigen Grund,den Abbruch vornehmen zu lassen,zumal ihr ja Hilfe angeboten habt.
    Schreib,wenn du kannst,über deinen Milan.Ein schöner Name übrigens,wie der Vogel,mit seinen weiten Schwingen.
    Ich schick dir eine leise Umarmung. :30:
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Linda
    In mehr als 50% der Fälle ist die Erkrankung durch bestimmte Viren verursacht, die insbesondere im Rahmen von zunächst harmlosen Erkältungskrankheiten den Herzmuskel schädigen können. Typische, aber unspezifische Symptome der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sind neben leichter Erschöpfbarkeit, Kurzatmigkeit und Schwächegefühl vor allem Missempfindungen des Herzens (Herzrasen, -stolpern, -klopfen, -schmerzen). Handelt es sich um eine virale Myokarditis, treten die genannten Symptome oft zusammen mit allgemeinen Symptomen der Virusinfektion (Halsschmerzen, Husten, Gliederschmerzen) auf.
    Milan hat in den Wochen vor seinem Tod oft über die oben genannten Beschwerden geklagt und eine vorangegangene Grippe hat er nicht richtig auskuriert. Es wurde vom Arzt vermutet, dass dies unter anderem zu der massiven Herzschädigung geführt hat. Eine Obduktion haben wir abgelehnt weil es uns sinnlos erschien.
    Natürlich mache ich mir im Nachhinein schwere Vorwürfe weil ich Milan zwar öfters gebeten hatte, zum Arzt zu gehen, da man ihm seine Krankheit deutlich angesehen hat und er meistens sehr müde und schlapp war. Aber er hat es immer verharmlost. Menschen seines Alters glauben leider nur allzu oft, dass sie unsterblich seien und der Tod nur etwas ist, das alte Menschen heimsucht.
    Wäre er nur zum Arzt gegangen, könnte er heute noch leben. Hätte ich mehr Druck auf ihn ausgeübt, müsste ich nun nicht hier sitzen und diese Worte schreiben.


    KarlaG
    Danke erst einmal für deine lieben Worte.
    Meine Schwiegertochter ist ein sehr praktisch veranlagter Mensch. Da sie noch sehr jung ist (23) hat sie sich mit der Aussicht, demnächst mit drei Kindern ganz allein dazustehen, wohl überfordert gefühlt. Sie muss für zwei Kinder sorgen, hat ihren Haushalt und arbeitet auch noch als Krankenschwester im Schichtdienst. Sie wohnt übrigens in Siegen, wir in Münster (ca. zweieinhalb Autostunden entfernt), so dass eine zeittechnische Unterstützung unsererseits kaum in Frage kommt. Zumal mein Mann und ich auch beide berufstätig sind und wir noch unseren jüngsten Sohn David haben, der mit seinen zwölf Jahren auch einiges von uns fordert, zumal er jetzt langsam in die Pubertät kommt. Für das ungeborene Kind hätte ich meinen Job an den Nagel gehängt. Aber das wäre es mir auch wert gewesen.
    Ich weiß nicht, ob meine Schwiegertochter es eines Tages vielleicht bitter bereuen wird, dass sie diesen Weg des Abbruches gegangen ist. Zumal ihre Familie sie wohl auch ein wenig dazu gedrängt hat und ihr vor Augen gehalten hat, was da noch auf sie zukommt.
    Ihre Schwester hat mir z.B. am Tag von Milans Tod noch gesagt, dass sie es für besser hält, das Kind nicht auszutragen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Wie kann man so reden, wenn der werdende Vater erst ein paar Stunden vorher diese Welt verlassen hat?


    Juttap
    Auch dir vielen lieben Dank für deine einfühlsamen Worte.
    Ich werde sicherlich noch einiges über Milan erzählen. Als bodenständig kann ich Milan eigentlich nicht beschreiben. Er entsprach eigentlich mehr seinem Namen. Jemand, der immer seine Schwingen ausgebreitet hatte und nach dem Sinn seines Lebens gesucht hat. Aber das ist eine lange, lange Geschichte, die so nach und nach ihren Weg hierher finden wird.

    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir.
    Jeder Lufthauch erzählt mir von Dir.
    Jeder Atemzug, jeder Schritt
    trägt Deinen Namen weit mit sich mit.

    (aus: "Dein Anblick" von Schandmaul)

  • Liebe Anne. Auch von mir, ebenfalls aus NRW, ein leises und traurige Willkommen in unserer Mitte. Du hast meine tiefe Anteilnahme.
    Das ist nun doppelt so schwer für Dich. Erst den Sohn, dann das ungeboren Enkel zu verlieren. Aber die beiden sind nun für immer zusammen.


    Ist Milan Euer einziges Kind? Wenn Dir danach ist, erzähle, schreibe Dir Deinen Kummer von der Seele.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Anne,
    mein herzliches Beileid zum plötzlichen Tod deines Sohnes und mein herzliches Beileid!


    Trauerarbeit muss häppchenweise getan werden, alles auf einmal überfordert und dann geht gar nichts mehr, insofern ist das häppchenweise Schreiben eine gute Strategie! Der Schwangerschaftsabbruch ist sicher ein zusätzlich sehr schwieriger Verlust. Ich denke, die Entscheidung ist aufgrund der akkuten Belastung gefallen und deiner Schwiegertochter sicher nicht leicht gefallen, war doch das Kind erwünscht. Ich hoffe, dass dieser Abbruch in Zukunft nicht zwischen euch steht, denn es ist wichtig, dass ihr euch gegenseitig unterstützt und nicht auseinandertriftet in dieser schweren Zeit!


    Alles Liebe!
    Christine

  • Liebe Wilma, liebe Christine, lieber Josef,


    auch Euch dreien meinen allerherzlichsten Dank für Euer Willkommen heißen und die Anteilnahme.


    Christine
    Natürlich war ich mehr als geschockt als ich von der Nachricht erfuhr, dass meine Schwiegertochter den Abbruch hat vornehmen lassen. Glücklicherweise hat mein Mann die Nachricht entgegengenommen, so dass ich nicht direkt damit konfrontiert wurde. Später habe ich noch einmal mit meiner Schwiegertochter telefoniert, das Thema aber tunlichst vermieden.
    Wie schon geschrieben, kann ich ihre Beweggründe nachvollziehen aber es ist halt sehr schwer für mich, diese Tatsache zu akzeptieren. Vielleicht ergibt sich eines Tages die Gelegenheit, noch einmal in Ruhe mit ihr darüber zu sprechen. Für mich ist es unheimlich wichtig, den Kontakt zu meinen anderen Enkeln zu behalten und eine Auseinandersetzung möchte ich nicht riskieren, da ich Angst habe, dass sie sich dann zurückzieht und ich die beiden nicht mehr sehen kann.
    Milan war bisher immer derjenige, der den Kontakt größtenteils hergestellt hat. Er war es, der immer mal wieder für ein paar Tage mit den Kindern oder auch nur mit Kilian zu Besuch kam. Jetzt muss ich selbst dafür sorgen, dass der Kontakt bestehen bleibt und eine Auseinandersetzung gleich welcher Art auch immer, könnte meine Schwiegertochter vielleicht dazu veranlassen, die Besuche drastisch einzuschränken oder gar ganz abzubrechen.
    Also bewahren wir Stillschweigen der beiden Enkel zuliebe. Meinen Schmerz um den Verlust des dritten Enkels muss ich zumindest vor ihr runterschlucken.


    Mein Mann war übrigens "nur" der Ziehvater von Milan und mein Jüngster ist sein Halbbruder. Meinen Mann hat der Verlust von Milan zwar auch sehr schwer getroffen aber anders als ich, geht er nun schon wieder den alltäglichen Dingen nach. Genau wie David, der Milan eigentlich nicht so richtig kennt. Zwischen den beiden liegen 14 Jahre Altersunterschied und hinzu kommt noch, dass Milan ein Jahr nach Davids Geburt unbedingt zu seinem leiblichen Vater ziehen wollte. Ich habe zwar versucht, dies mit allen Mitteln zu verhindern (bis vor's Familiengericht bin ich gegangen), aber auf Grund der Tatsache, dass Milan damals schon15 Jahre alt war, waren mir die Hände gebunden. Milan ist dann ein paar Jahre bei seinem Vater geblieben (auch hier war die räumliche Entfernung sehr groß), so dass David ihn gar nicht mehr richtig hat kennen lernen können.


    Beide, sowohl mein Mann als auch David sind also mit dem Schmerz und der Trauer nicht so belastet wie ich. Dies ist für mich oft sehr schwierig, weil ich manchmal das Gefühl habe, die Einzige zu sein, die um Milan trauert. Ich fühle mich dann immer sehr allein. Zumal verstärkt es bei mir auch oft den Druck, nun endlich mal wieder ins "normale" Leben zurück zu müssen. Die anderen haben dies ja auch gekonnt. Und unterschwellig habe ich immer öfter das Gefühl, dass mein Mann dies auch von mir erwartet.
    Also bin ich dazu übergegangen, mich zu teilen. Wenn die beiden da sind (oder auch nur einer von ihnen) gebe ich mich immer ganz "normal". Die Trauer kommt erst dann, wenn ich allein zu Hause bin. Dadurch fühle ich mich, als würde ich mich zwischen zwei verschiedenen Welten hin- und herbewegen. Es ist so unglaublich anstrengend, diese "Teilung" meines Selbst aufrecht zu erhalten, dass ich manchmal nur noch schreien könnte. Und ich fühle mich so unglaublich alleingelassen mit meiner Trauer und den Schmerz um Milan.

    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir.
    Jeder Lufthauch erzählt mir von Dir.
    Jeder Atemzug, jeder Schritt
    trägt Deinen Namen weit mit sich mit.

    (aus: "Dein Anblick" von Schandmaul)

  • Liebe Anne!


    War dein Sohn Milan humorvoll?? Dieses Foto ist wunderbar (hast du das gemacht, habe einige deiner Fotos gesehen!)? Deinem Sohn blitzt der Schalk aus den Augen.


    Ja, das glaube ich dir, dass dir der Kontakt mit den Enkeln wichtig ist. Das kann ich sehr gut verstehen, dass du dieses eine Thema vorerst nicht anschneiden möchtest. Das wäre schlimm, wenn sich deine Schwiegertochter zurückziehen würde. Die Enkel sind sicher ein wichtiger Lichtblick in eurem Leben.


    Liebe Anne, ach, du fühlst dich in deiner Trauer soo alleine gelassen. :24: :30: Ja, auch wenn der kleine Bruder und dein Mann trauern, so bist doch du die Mutter und für ein Mutterherz ist es extrem schwer, mit diesem Schmerz weiterleben zu müssen. Diese "Zweiteilung" deiner Trauer beschreibst du so gut, kann dich verstehen. Man will für den Rest der Familie weitermachen, ihnen den Alltag so weit wie möglich normal zu gestalten. Aber das geht nicht. Liebe Anne, wenn du auch eine sehr starke Frau bist, so denke ich, dass du auch ruhig neben den beiden noch trauern darfst!! Sei nicht zu streng mit dir selber. Du tust dir nichts Gutes dabei. Außerdem ist erst ganz wenig Zeit vergangen.


    Schön, dass du zum Forum gefunden hast. Wir möchten für dich da sein, ich hoffe, dein Gefühl mit der Trauer alleine zu sein, ein wenig abschwächen zu können.


    Deine Worte "hätte ich doch mehr Druck ausgeübt" - die kenne ich auch (bei mir betrifft es meine Mutter), aber wie will man auf Erwachsene Druck ausüben? Man will sie doch nicht entmündigen. Ja, man denkt darüber nach und glaubt, was Wichtiges verabsäumt zu haben. Aber ich denke, unsere Verstorbenen würden sagen, gräme dich doch nicht darüber!


    Deine Schwiegertochter ist wirklich noch sehr jung. Wie du sagst, du glaubst sie würde sich überfordert gefühlt haben. Ja, kann man verstehen. Aber ich finde es ganz schade, dass ihr nicht von ihrer Familie Unterstützung zugesagt wurde. Gemeinsam hätte sich vielleicht eine Lösung finden lassen können. Kann ihre Schwester auch überhaupt nicht verstehen, schon am Tag von Milans Tod über einen Abbruch zu reden. :13: :33:


    So, liebe Anne, grüße dich ganz lieb


    Linda

  • Liebe Anne !
    Ein stilles Willkommen,hier im Forum ! Auch mein Sohn starb 2008,ich weiss wie Du Dich fühlst,ich habe damals gewusst das seine Ex freundin in jungen Jahren einen Schwangerschaftsabruch gemacht hat,von dem zweiten erfuhr ich erst als mein Sohn schon tot war.Nun hat sie zwei liebe Kinder und lange wollte ich glauben,das die Tochter von Ihr mein Enkelkind ist.
    Es tut mir weh,das meine Enkelkinder nicht leben durften,gut sie waren beide damals sehr jung,es wäre halt ein Vermächtnis meines Sohnes dagewesen,aber es sollte halt in dieser Weise nicht sein.
    Ich hätte manchmal gerne von jedem hier im Forum gewusst,wenn wir alle miteinander gewusst hätten,welche schwere Zeiten einmal auf uns hereinbrechen werden !
    Das ist das Sonderbare am Schicksal,man weiss nie was kommt,wann etwas hereinbricht,aber irgendwie muss es ja auch ein Schutzmechanismus sein,sonst wäre der Tod nicht das einzige Rätsel das wir lösen müssen,und auch nie lösen können.
    Liebe Anne,ich denke an Dich und Deine nicht beantwortbaren Fragen,so wie Chris immer geschrieben hat,nach dem Warum darf man gar nicht fragen.
    Alles Liebe Chrisu :24:

  • Liebe Anna. Ich war gerade auf Deiner HP. Machst wirklich schöne Fotos.
    Vielleicht kannst Du irgend wann eine Collage mit Fotos von Milan anfertigen. Nur für Dich und Deine Trauer :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Anne,
    versuche die "Zweiteilung" so zu sehen, dass sie dir einen Rhythmus ermöglicht, um auch Erholungsphasen von der Trauer zuzulassen. Das ist auch sehr wichtig, um Kraft zu schöpfen. Aber dauerndes Schauspielern und Runterschlucken ist natürlich auch nicht gut. Ich denke, deine Aufgabe ist es im Moment, für dich eine Balance zu finden zwischen dem Zulassen des Schmerzes einerseits und den Phasen der Distanzierung / Ablenkung /Erholung, ohne dass aber deine Trauer zu kurz kommt und du das Gefühl hast, du musst für die anderen funktionieren.
    AL
    Christine

  • Das Schlimmste ist, dass ich ständig das Gefühl habe, dass ich es Milan schuldig bin, um ihn zu trauern, dass er ein Recht darauf hat und ich mir diese Zeit selbst auch wünsche und sie brauche. Und andauernd werde ich rausgerissen aus meinen Gedanken. Meine Schwiegermutter rief mich letztens an und fragte, ob wir dieses Jahr Weihnachten wieder bei ihr feiern. Himmelherrgott, mir ist überhaupt nicht nach feiern zumute. Warum nimmt denn niemand darauf Rücksicht, dass ich gerade erst mein Kind verloren habe? Warum muss ich nach so kurzer Zeit schon wieder so funktionieren? Ich kann das einfach nicht.

    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir.
    Jeder Lufthauch erzählt mir von Dir.
    Jeder Atemzug, jeder Schritt
    trägt Deinen Namen weit mit sich mit.

    (aus: "Dein Anblick" von Schandmaul)

  • Sorry, ich bin im Moment ziemlich durch den Wind.


    Ich weiß ja, dass sie mich nur ablenken wollen aber das funktioniert irgendwie nicht. Ich bin seit kurzem bei einem Therapeuten in Behandlung und ich hoffe, durch seine Hilfe irgendwie wieder aus diesem Loch aus Schuld, Selbstvorwürfen und angehender Depression herauszukommen.


    Linda
    Das Foto von Milan habe ich im letzten Jahr aufgenommen. Ja, er hat gern und viel gelacht. Auf dem Avatar sieht man es nicht so deutlich aber seine Augen waren immer mit das Schönste an ihm.


    Wilma
    Vielen Dank für dein Feedback zu meiner Homepage. Seit Milans Tod habe ich die Kamera nicht mehr angefasst. Vorher war ich fast täglich mit ihr unterwegs.


    Christine
    Wenn es mal solche kurzen Momente gibt, in denen ich nicht an Milan denke überkommt mich sehr schnell das schlechte Gewissen so nach dem Motto: Wie konntest du gerade nicht an ihn denken? Ich weiß, dass es falsch ist aber ich habe dann sofort ein schlechtes Gewissen. Es ist so, als ob er hinter mir steht, mich anschubst und sagt: "Hallo, hier bin ich, denk' an mich". Ich kann mir das nicht erklären. Im Prinzip müsste ich doch dankbar über jede Minute sein, in der ich mal meinen Kummer vergessen kann. Aber es ist genau anders herum.

    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir.
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    (aus: "Dein Anblick" von Schandmaul)

  • Liebe Anne,


    du mußt nicht funktionieren! Das ist auf Dauer gar nicht möglich. Ich möchte deinen ersten Satz ein wenig "umdrehen".
    DU hast das Recht um Milan zu trauern. Denn du mußt lernen, mit dieser riesen Lücke in deinem Leben weiterzuleben. Und das wird wohl nur möglich sein, wenn du so trauern darfst, wie es für dich richtig ist.


    Rücksichtnahme - ja, es wäre schön und so wohltuend, wenn das funktionieren würde. Aber leider müssen wir uns meist selbst "melden", wenn wir etwas nicht schaffen, nicht tun möchten.
    Vielleicht versuchst du, deinem Mann (ganz in Ruhe) zu erklären, daß, und warum du dich "allein gelassen" fühlst? Männer trauern meist anders als wir Frauen. Sie suchen meist sehr schnell "Hilfe und Ablenkung" in den alltäglichen Dingen, um sich nicht der Trauer "auszuliefern".
    Und wenn dir ein ruhiger, besinnlicher Abend lieber ist als ein "rauschendes Weihnachtsfest", dann besprich das mit ihm. Vielleicht erlebst du ja sogar eine "Überraschung", und auch ihm ist es lieber so.


    Jemand, der immer seine Schwingen ausgebreitet hatte und nach dem Sinn seines Lebens gesucht hat. - Eine wunderschöne Beschreibung (ich habe mein inneres Bild - auch mit Hilfe des tollen Fotos, das du eingestellt hast - ein wenig revidiert)


    Ich schicke dir die Kraft und Geduld, DEINEN Weg zu finden.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Anne,


    nochmal ich. Mußte wärend ich schrieb, unterbrechen, und hatte so dein zweites post noch nicht gelesen.


    Ich möchte wieder Christines Worte verwenden: "Sich schuldig fühlen, heiß nicht zwangsläufig, Schuld zu haben!"
    Hinter dir steht nicht Milan, sondern "nur" dein schlechtes Gewissen, aber du DARFST zwischendurch auch an etwas anderes denken. Ja, es ist sogar wichtig, daß dir das gelingt.
    Denn nur in diesen "Pausen" kannst du wieder Kraft schöpfen. Kraft, die du brauchst, um die Trauer zu "bearbeiten und zu bewältigen".
    Das schlechte Gewissen kennen wir alle. Es gibt immer etwas (oder wir "finden" etwas), was wir uns vorwerfen können. Aber ich bin mir sicher, unsere Lieben wollen nicht, daß wir uns mit Selbstvorwürfen quälen. Sie wollen sicher, daß wir in Liebe an sie denken, aber nicht, daß wir unter unserem schlechten Gewissen leiden.
    Ich weiß, es ist sehr schwer, diese Selbstvorwürfe und "Schuld" zu "vergessen", aber du BIST NICHT SCHULD! Wir können als Mutter eines erwachsenen Sohnes zwar zu etwas raten, aber wir können sie nicht mehr "zwingen" etwas (wie einen Arztbesuch) zu tun.


    Gut, daß du bei einem Therapeuten bist. Ich wünsche dir, daß dir die Gespräche helfen.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.