Ihr Lieben,
ich habe seit einigen Wochen hier mitgelesen und möchte nun meine Geschichte mit Euch teilen.
Mit meinem Andi war ich 26 Jahre zusammen, seit meinem 21.Lebensjahr. Trotz der langen Zeit haben wir aus verschiedenen Gründen nie zusammen gewohnt, das mag für manch einen unverständlich sein, für uns war es aber perfekt. Jeder hatte nah zu seinem Arbeitsplatz und genug Freiraum für die eigenen Hobbys. Wir haben die Wochenenden von Freitag Abend bis Montag früh zusammen verbracht, zudem uns meistens unter der Woche noch zusätzlich getroffen (wir wohnten ca. 1 Stunde voneinander entfernt).
Anfang Februar fing er sich eine Erkältung ein, wachte Sonntagmorgen mit Halsschmerzen auf. Wir haben uns beide nicht viel dabei gedacht.
Mittwoch schrieb er mir noch, ich bräuchte abends gar nicht vorbeikommen, es ginge ihm so schlecht, er will nur schlafen und möchte mich nicht anstecken.
Von Donnerstag bis Freitag mittag telefonierten und schrieben wir uns mehrfach.
Am Freitag fuhr ich dann nach der Arbeit zu ihm nach Hause. Ich fand ihn im Schlafzimmer wach vor, aber er konnte nur noch undeutlich sprechen.
Ich dachte zuerst, das läge an den Halsschmerzen und bin gleich in die Küche um ihm einen Tee zu kochen. Währenddessen ging er noch aus eigener Kraft vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer.
Ich brachte ihm den Tee, aber er bekam nur einen Schluck herunter und weiterhin verstand ich kaum, was er sagte.
Da rief ich den Notarzt.
Beim Eintreffen der Rettungssanitäter sackte er dann auf dem Stuhl komplett zusammen und verlor das Bewusstsein. Die erste Wiederbelebung im Wohnzimmer bekam ich selber noch mit. Ich glaube zu dem Zeitpunkt stand ich schon unter Schock, konnte nicht weinen. Es lief alles wie in einem Film oder wie unter Wasser ab.
Er wurde dann ins Krankenhaus gebracht. Zwei Stunden später erhielt ich den schlimmsten Anruf meines Lebens: sie mussten ihn noch weitere zwei Male wiederbeleben. Am Ende war sein Gehirn so lange mit Sauerstoff unterversorgt gewesen, daß sie ihn einschlafen liefen.
Das alles geschah am 9.Februar 2024.
Seitdem bin ich einfach nur noch in tiefster Trauer und Verzweiflung.
Die Todesursache war zunächst unklar, er musste obduziert werden.
Seine Familie und ich haben bisher nur das vorläufige Ergebnis erhalten: akutes Lungenversagen. Er war doch nur "normal erkältet"?! Wir wissen noch nicht welches Virus oder welche Infektion er hatte.
Ich begreife es einfach nicht, ich kann es einfach nicht glauben daß er plötzlich "weg" ist und nie mehr wiederkommt.
Es ist alles so sinnlos geworden in meinem Leben.
Er wurde nur 52 Jahre alt. Ich bin 47, habe mehr als die Hälfte meines Lebens mit ihm verbracht.
Ich weiß nicht wie ich überhaupt weitermachen soll.
Mich quälen unendliche Schuldgefühle. Wäre ich doch früher aus der Arbeit zu ihm nach Hause, hätte ich nur nicht noch Tee gekocht, sondern sofort den Notarzt gerufen...
Ich hoffe, es hilft mir ein bisschen, dies alles niederzuschreiben.
Nora