Mein Herz ist zerbrochen

  • Beitrag von Pia1962 ()

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  • Danke, Billi und Steffi, für Eure lieben Worte<3


    Wir saßen gestern stundenlang zusammen und haben geweint.


    Es geht einfach nicht in meinen Kopf rein: Wieso darf eine 80jährige nach dem Tod ihres Mannes und Sohnes dann nicht wenigstens ihre Katze noch eine Zeitlang behalten;(;(

    Warum dieses grausame Schicksal?!


    Sie hat nun jeglichen Lebenswillen verloren. Wenigstens die liebevolle Pflege ihrer Katze hatte sie ein bisschen über Wasser gehalten.

    Sie war gestern so verzweifelt, will eigentlich nur noch sterben, quält sich nun aber mit dem Gedanken daß sie ja nun nicht sterben DARF weil ja sonst ihr anderer Sohn überhaupt niemanden mehr aus seiner Kernfamilie hätte...


    Ich hab einfach nur mitgeweint und mit ihr geredet. Ich weiß ja: an sich kann man bei sowas nicht trösten.


    Beim Nachhausefahren war dann auf der Autobahn ein mega Stau, das Navi hat mich dann umgeleitet auf die Landstraße.

    Alles dunkel und total einsam, zeitweise kein Auto weder vor mir noch hinter mir. Hab mich noch nie soooo allein, einsam und verzweifelt gefühlt;(

    Erinnerungen: natürlich bin ich auch mit Andi mal nachts über einsame Landstraßen gefahren. Wie gemütlich, fast kuschelig es zu zweit im warmen Auto war, wir zwei unterwegs durch die Dunkelheit. Alles so sicher und geborgen<3


    MIch traf es dann mit voller Wucht: Angst, Verzweiflung, schlimmste tiefe Trauer;(

    Ich werde jetzt IMMER alleine unterwegs sein. In der Einsamkeit, in der Dunkelheit.

    Ich vermisse ihn so sehr, es zerreißt mich. Ich kann einfach keine Zukunft für mich sehen OHNE IHN. Noch Jahre, Jahrzehnte diese Quälerei durchmachen...

  • Liebe Nora,


    auch ich kann das Schicksal nicht fassen und bin so oft erschüttert...


    Ich verstehe deine Gedanken und Gefühle...auch mich begleitet Angst und Schmerz...


    Ich weiß keinen Trost🫂


    Es tut mir so leid 💔


    Pia 🥀

  • Danke liebe Pia und liebe Elke🌻🌻


    Habe jetzt ewig gebraucht um aus dem Bett zu kommen. Aber ich muss aus dem Haus, "muss funktionieren". Heute werden die großen Möbel aus Andi's Wohnung ausgeräumt;(


    Vorher kaufe ich noch Blumen und bringe sie ihm aufs Grab. Vermutlich wird das dann sowieso mein neues Samstags-Ritual werden. Er ist ja im Familiengrab (SEINER Familie) beerdigt, das ist leider 45 Autominuten von mir weg. Da ich unter der Woche arbeite, schaffe ich es da abends nicht mehr ans Grab, da ist zusätzlich auf der Strecke noch Feierabendverkehr...


    Also am Wochenende 45 min hin, 45 min zurück. Da bringe ich dann zukünftig schon einen Teil meines Samstags allein mit der Fahrt gut rum...😥


    Ich nehme mir heute ein bisschen Kraft aus dem lieben Forum hier mit und schaffe hoffentlich auch diesen Tag zu überleben🧡🧡🧡

  • Liebe Nora,

    jedes einzelne deiner Wörter kann ich zutiefst nachempfinden. :30:

    Die Stele meiner Sonne ist auch ca. 30 Minuten von meinem neuen "zuhause " entfernt. Dort, wo wir vorher gewohnt, geliebt und gelebt haben. Gelebt haben...

    Ja, ich habe auch dieses Ritual, fahre zweimal pro Woche hin. Kerzen anzünden, ich mag diese LED Dinger nicht. Es soll "echt" sein. Kümmere mich um die Blumen und schau, dass alles passt.

    Heute besuche ich unseren ehemaligen Nachbarn, inzwischen ein guter Freund.

    Gehe dann an unserer ehemaligen Wohnungstür vorbei und sehe von seinem Balkon unser ehemaliges Gartenparadies.

    Komisches, eigenartiges und schmerzhaftes Gefühl.

    Warum tu ich mir das an ? Weil ich, immer noch schmerzhaft hoffe, irgendwann die wunderschönste Zeit meines Lebens wieder in GUTE Erinnerungen bringen zu können. So, wie du bei deiner nächtlichen Autofahrt. Das wünsche ich uns allen...

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Heute besuche ich unseren ehemaligen Nachbarn, inzwischen ein guter Freund.

    Gehe dann an unserer ehemaligen Wohnungstür vorbei und sehe von seinem Balkon unser ehemaliges Gartenparadies.

    Komisches, eigenartiges und schmerzhaftes Gefühl.

    Ich weiß auch noch nicht ob ich es je schaffen werde, sein Wohnhaus dann von aussen nochmal anzuschauen.

    Die Wohnung wird ja nun komplett saniert und geht dann an einen mir unbekannten Mieter. Sobald ich Ende Mai den Schlüssel abgegeben habe, müsste ich in diesen Stadtteil nie wieder gehen. Also "zufällig" käme ich da sicher nie wieder vorbei.

    Und ob ich mir das "absichtlich" traue, nochmal hinzufahren und z.b. auf dem Klingelschild zu gucken wie der neue Mieter heißt...? Ich weiß es einfach noch nicht. Vermutlich hätte ich Angst daß es fürchterlich schmerzhaft wird.


    Würdest Du, lieber Billi, denn auch mal hinfahren wenn Du nicht Euren ehemaligen Nachbarn besuchen würdest? - Falls Du mir das schreiben willst natürlich, würde mich einfach interessieren wie andere das handhaben.


    Ich dachte ja auch nie daß ich mal zur "Grabgängerin" werde. Als meine Großeltern starben, war ich noch ein Kind. Meine Eltern sind mit uns Kindern dann nie aufs Grab gegangen (und als Kind wäre es auf dem Land aus eigenem Antrieb kaum machbar gewesen, zum Friedhof zu kommen). Um die Gräber haben sich dann immer Onkel und Tanten gekümmert.

    Also bin ich damit gar nicht in Berührung gekommen.

    Mein Vater hat mir ca. 1 Jahr vor seinem Tod seine Wünsche gesagt. Er wollte ein anonymes Urnengrab auf der dafür vorgesehenen Wiese auf dem örtlichem Bergfriedhof.

    Ich habe seine Stimme noch im Ohr "Wir sind keine Grabgänger und wollen Euch Kindern die Grabpflege und die Kosten ersparen".

    Ich kenne also die Wiese, aber weiß nicht den genauen Platz und Blumen oder sonstiger Grabschmuck sind dementsprechend dort verboten.


    War für mich ok - ich kannte es ja nicht anders und hatte bei meinem Vater nie das Bedürfnis einen speziellen Platz aufzusuchen und zu pflegen. War ja überzeugt daß ich, genau wie meine Eltern, keine "Grabgängerin" wäre.


    Und jetzt bei meinem Liebsten bin ich so traurig daß ich sein Grab nur am Wochenende besuchen kann;( Ich finde es so schön einen "Ort" zu haben und Blumen mitzubringen. Dort zu stehen und mit ihm zu sprechen.


    Ja, alles hat sich geändert und ich lerne mich selbst wohl auch neu kennen.

  • Liebe Nora,

    ich weiß nicht, ob ich auch dann vorbeischauen würde. Wahrscheinlich schon. Habe ich bei meiner lieben Mama vor 5 Jahren auch gemacht. Bin um das Mietshaus gegangen, den Balkon betrachtet. Das Klingelschild. 45 Jahre war es ihr Zuhause. Alles anders. Fremd.

    An unserer ehemaligen Wohnung fahre ich direkt auf dem Weg zum Friedhof vorbei. Sehe das Gestrüpp, worüber wir uns so oft geärgert haben. Denke daran, wie sehr Billi sich über das Schnittgut geärgert hat. Wir hatten nichts davon, dort wurde einfach ein Haufen häßliches Gestrüpp am Seitenstreifen gepflanzt und wir mussten es schneiden. Stundenlang.

    Sehe sie morgens an der Ecke stehen. Dort hat sie immer gewartet, während ich das Auto geholt habe. Aber die vielen schönen Momente empfinde ich dann auch. Das Zelt mit den Biertischen und der Grillerin bei unserer Hochzeit in unserem Garten. Sie sagte immer wieder, es war der schönste Tag in ihrem Leben.

    Gestern der Blick vom Balkon auf's meines ehemaligen Nachbarn. Das sahen wir auch von der Terrasse. Stundenlang saßen wir draußen, sahen Rehe und Hasen.

    Heute schöne und traurige Erinnerungen zugleich. Die ersten Besuche waren grausam. Jetzt wird es langsam besser. Als wäre es eine Therapie...ein Weg die Vergangenheit zu akzeptieren.

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Lieber Billi,


    danke Dir fürs Antworten. Ich werde dann mal abwarten ob es mich irgendwann mal zu seiner Wohnung "zieht" oder eher nicht.

    Es ist halt nicht einfach:( Ich kann mir auch gut vorstellen daß bei den ersten Besuchen eher der Schmerz überwiegt und später dann die lieben Erinnerungen...


    Wir haben heute die Katze von Andi's Mama in ihrem Garten begraben. Wieder ein sehr trauriger Tag.

    Haben uns getröstet mit "die Mietzi sitzt sicher schon im Himmel auf Andi's Schoß und lässt sich kraulen".


    Danach saßen wir noch lange auf der Terrasse und da hatte ich genau dieses komische, schmerzhafte Gefühl das Du, Billi, beschrieben hast.

    Wie oft saß ich hier mit Andi und seiner Familie bei einem schönen Essen vom Grill mit Blick in den Garten.

    Gute Gespräche und immer was zu gucken, Eichhörnchen, Vögelchen, abends Glühwürmchen...


    Ich dachte heute die ganze Zeit, er kommt gleich aus der Terrassentür, war nur kurz Bier aus dem Keller holen...;(


    Er fehlt mir so wahnsinnig. Jeder Mensch ist ein Universum. Ich habe ein ganzes Universum verloren.

  • Liebes Linchen,


    ja ich habe bei Dir mitgelesen. Es tut mir so leid für Dich;(


    Ich kannte die Katze von Andi's Mama auch ca. 20 Jahre lang, hab auch die letzten 2 Jahre mitbekommen wie die süße Mietz immer mehr abgebaut hat. Es war absehbar, aber das Timing (knapp 3 Monate nach Andi's Tod) ist einfach sooo schlimm.


    Mir tut es für seine Mutter so unfassbar leid. Sie hat nun nichts mehr worum sie sich kümmern kann. Ihr Haus ist nun so endgültig still.

    Mit ihren 80 Jahren will sie auch keine neue Katze mehr, verstehe ich auch vollkommen.

  • ;( ich verstehe Sie Papa wollte auch keine mehr.

    Um so mehr tut es mir leid das er es mit ansehen musste, er war ja da unter den Umständen musste jemand da sein auch wegen Medis geben.

    Allein lassen den ganzen Tag ging ja nicht.

    War aber auch gut so so wusste ich zumindest was passiert ist und konnte es der Ärztin schildern deswegen war klar was es war.


    Hilft nicht noch nicht.

    Mein großer großer Schatz mein Liebling.<3


    Vlg. Linchen

  • Ihr Lieben,


    ich wollte noch von einer Erfahrung erzählen. Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen interessant.

    Und zwar bekamen wir von der Klinik, in der Andi starb, eine Einladung zu einem ökomenischen Gedenkgottesdienst.


    Mir wäre das egal gewesen, gehe selber nicht in die Kirche (bin vor Ewigkeiten ausgetreten).

    Andi's Mama war es aber sehr wichtig, wollte aber ohne Begleitung nicht hin und hat auch jemanden gebraucht, der sie fährt.

    Ich wollte sie dann auch etwas trösten, wo doch am Freitag auch noch ihre Katze eingeschläfert werden musste. Also sind wir am Sonntag dorthin.


    Der Gedenkgottesdienst fand direkt in der Klinik in der dortigen Kapelle statt. Ein schöner holzgetäfelter Raum, viel "wärmer" als die kalten unpersönlichen Kirchen an die ich mich so zurückerinnere. Es kamen erstaunlich viele Menschen, es mussten sogar noch extra Stühle geholt werden.

    Die Einladung ging an alle Familien, die in den letzten 6 Monaten einen lieben Angehörigen in der Klinik verloren hatten.


    Es wurde abwechselnd von 4 Pfarrern/Pfarrerinnen (oder Diakonen?) etwas vorgetragen oder Texte vorgelesen, auch nicht zu "christlich" oder dogmatisch eingefärbt. Dazwischen ruhige Musik.

    Alles eher "weltlich", für Jedermann ok.


    Bis auf ein "Vater unser" musste man nichts mitsprechen, somit war es auch für nicht regelmäßige Kirchgänger geeignet;)

    Auch konnte man die ganze Zeit sitzenbleiben, es ist ja oft ein bisschen peinlich wenn man nicht weiß wann man genau aufstehen oder hinknien soll;)


    Es bekam jeder eine kleine Kerze, die man an der großen Osterkerze entzünden durfte. Die vielen Kerzen wurden dann auf ein großes Spiegel-Tablett gestellt, das mit Blumen geschmückt war.

    Am Schluss durfte man "seine" Kerze mit nach Hause nehmen.


    Was ich besonders lieb und rührend fand:

    Es gab noch 4 größere Kerzen, die danach entzündet wurden:


    - Eine Kerze für die Verstorbenen, für die kein Angehöriger kommen konnte oder wollte

    - Eine Kerze für die Verstorbenen anderer Religionen, für die aus diesem Grund kein Angehöriger gekommen war

    - Eine Kerze für alle Verstorbenen, die keinen Angehörigen mehr hatten, der hätte kommen können

    - Eine Kerze für alle verstorbenen Mitarbeiter des Klinikums


    Am Ende gab es noch Brot und Getränke (sogar Weißwein) und das Angebot, noch gerne etwas in der Kapelle sitzen zu bleiben und/oder mit den Priestern/Priesterinnen zu sprechen.

    Da bekamen wir auf Wunsch von Andi's Mama noch ein sehr einfühlsames Gespräch mit einer Priesterin.


    Ich hätte es vorher nicht gedacht, aber auch mir tat dieser Abend gut. Alleine zu sehen, daß man nicht alleine ist, sondern daß andere auch mit verweinten Augen da saßen und jemanden verloren hatten. Das schöne Ritual mit den Kerzen und die einfühlsamen Texte.


    Wollte Euch davon berichten, falls vielleicht jemand auch so eine Einladung von Klinik/Krankenhaus erhält.

    Für den einen oder anderen mag es ja vielleicht ein klitzekleiner "Baustein" in der Trauer sein🧡