.... und die Welt dreht sich einfach weiter

  • ...., "Lebensfreude" ist vielleicht noch ein bisschen zu viel gesagt, aber zumindest denke ich nicht mehr daran, einzuschlafen und nie mehr aufwachen zu wollen. Ich versuche einfach das Beste aus meiner Situation zu machen, schließlich ist niemandem geholfen, wenn ich mich verkrieche und nur Trübsal blase und dazu gehört es auch, dass ich zwischendurch Spaß habe.


    Leider gibt es immer wieder Momente, die mich unsanft auf die Wirklichkeit aufmerksam machen, so wie heute zum Beispiel: Ich habe länger gearbeitet, weil ich erstens morgen früher gehen muss (wegen einem Arzttermin) und zweitens sowieso keiner vor halb sechs daheim ist. Was soll ich euch sagen - Sohn hat Herbstferien, war den ganzen Tag mit seiner Freundin in einer Therme und nächtigt bei ihr und meine Tochter ist nach der Berufsschule mit Freunden "etwas trinken" gegangen und schreibt mir jede Stunde, dass sie später nach Hause kommt. Also habe ich nur für mich gekocht und einsam und verlassen zu Abend gegessen. Früher oder später wird das nicht der Ausnahmezustand sein, sondern die Regel. Keine allzu verlockenden Zukunftsaussichten für mich. :(

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • .... sitzt vor dem Fernseher und schaut sich einen kitschigen Film an über Zwillinge, die ihre Rollen tauschen. Dazwischen weint sie immer wieder ihrem verlorenen Glück nach.
    Meine Güte, bin ich heute dramatisch! Ich vermiss ihn halt einfach soooooo sehr, dass ich glaube ich muss gleich zerspringen.
    Denke an euch alle, denen es ebenso geht, wie mir und drück euch gaaaaaaanz fest. :24:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Jetzt ist's fix, dass ich über Nacht allein bleibe, denn beide Kinder übernachten auswärts. Ist ja grundsätzlich nix Böses, aber trotzdem habe ich Angst. Keine Angst davor, dass mich ein Geist beißt, oder ein böser Mensch bei mir einsteigt, sondern Angst vor dem, was noch vor mir liegt. Angst davor, einsam und schrullig zu werden.
    Wünsche allen eine gute Nacht und schöne Träume! :sleeping:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina - die einsame Nacht gut überstanden?

    Für uns kommt zum Verabschiedungsprozess unserer Männer, die Trauer um sie, nun noch die stetige Loslösung von unseren Augensternen dazu. Meines Erachtens ist auch dieser Loslösungsprozess mit einer Art Trauer verbunden. Haben wir vor nicht allzu langer Zeit noch im 24-Stundendienst gestanden, werden wir schon merklich weniger gebraucht. Ich zum Teil gar nicht mehr.
    Für mich ein Zeichen, dass ich mich wieder um mich selber kümmern muss. Herausfinden, was mir gut tut, woran ich Spaß habe. Wie ich Ungeliebtes nach Möglichkeit außer Acht lasse.

    Was verstehst du unter schrullig? Jemand, der nicht gern alleine in ein Gasthaus geht. Jemanden, der nicht gerne in einem leeren Haus übernachtet? Jemand, der vielleicht die Fensterläden schließt, bevor er sich hinlegt? Jemanden, der den Fernseher an lässt, bis ihm die Augen zufallen, damit es nicht so still ist? Jemand, der mitten in der Nacht, oder früh morgens im Internet rumgeistert?
    Nagut, dann bin ich auch schrullig - wie viele andere auch - schicke dir eine große Portion Selbstironie.

    *smile
    schnee

  • ..... aber ich könnte nicht behaupten, dass es irgendwie besser oder einfacher wird. Derzeit kreisen meine Gedanken immer wieder darum, dass er nicht da ist und auch nie mehr kommen wird und dass das einfach nicht wahr sein kann und darf. Beim Aufwachen, beim Einschlafen und vor allem in ruhigen Momenten hämmert es in meinem Kopf. Solange ich beschäftigt oder unter Leuten bin, bin ich abgelenkt, aber das funktioniert doch nicht ununterbrochen.


    Diese Woche musste ich ein Formular ausfüllen und beim Familienstand wurde ich sehr zittrig. Leicht ist es mir nicht gefallen "verwitwet" anzukreuzen. Solche Situationen machen mir die traurige Tatsache schmerzlich bewusst und sorgen dafür, dass es mich "durchbeutelt". Auch wenn der Verlust nicht mehr mein Leben beherrscht, der Schmerz vergeht nie und bleibt für immer.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina,
    ich glaub, so wirklich gewöhnen werden wir uns nie an den Status "verwitwet". Ich zB fühle mich immer noch verheiratet, auch wenn mein Mann nicht mehr da ist, ich trage ja auch noch unseren Ehering, und ich glaube deshalb fällt es, zumindest mir, so schwer, irgendwo anzugeben, verwitwet zu sein. Wahrscheinlich auch weil ichs einfach nicht wahrhaben möchte...


    Ich weiß zwar nicht wie es in den nächsten Jahren sein wird, bei mir ist es ja erst das erste Weihnachten ohne ihn, aber ich denke, vor allem diese besondere Zeit wird immer wieder schwer sein, der Schmerz wieder stärker werden....


    Liebe Dschina, ich wünsche dir viel Kraft für die nächsten Tage und ein zumindest angenehmes Weihnachtsfest :24:


    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • So vieles gemeinsam erlebt, so vieles gemeinsam durchgemacht und überstanden, was bleibt, ist die wehmütige Erinnerung. Über 26 gemeinsame Jahre sind mit einem Schlag vorbei. Der Verstand weiß es schon längst, aber das Gefühl will und will es nicht wahr haben. Die Jahreszeiten vergehen, die Sonne scheint weiterhin, der Regen fällt wie immer, der Wind weht, als wäre nichts geschehen. Auf den Straßen fahren Autos, Busse, Straßenbahnen, Menschen eilen dahin, die U-Bahn zieht vorbei. Alles ist wie immer, aber nichts ist mehr wie es war. Der Blick zurück schmerzt, der Blick nach vorn verunsichert.


    Das Leben geht einfach weiter, unbarmherzig und unaufhaltsam. Der Schmerz hat sich ganz tief drinnen festgegraben und wird anscheinend niemals vergehen. Manchmal schlummert er ganz still vor sich hin, aber es ist so sicher, wie das "Amen" im Gebet, dass er sich früher oder später wieder meldet. In diesen besonders einsamen Momenten taucht die Frage auf, ob es irgendwann wieder "besser" sein wird. Ob es jemals wieder Wärme und Halt für mich geben wird, einen Menschen, dem ich wieder so blind vertrauen kann und der mir solche Geborgenheit bietet, auf den ich mich stets verlassen kann und der trotz meiner Fehler bedingungslos zu mir steht. Jemand der mit mir durch dick und dünn geht, die schönen Seiten des Lebens mit mir genießt, aber auch an meiner Seite ist, wenn es einmal nicht so gut läuft.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina
    Einmal mehr sprichst du mir aus dem Herzen... Den Zivilstand angeben müssen - schwarz auf weiss das zu sehen, was man nicht will, was nicht sein soll, was nicht sein darf ;( Auch mir geht es genau wie dir. Besonders schlimm finde ich, wenn du es irgendwo sagen musst. Ich werde dann immer total ungläubig bis komplett schockiert angeschaut. Waas? So jung und verwitwet? :13: wir haben es uns ja nicht ausgesucht, oder?
    Ja der Schmerz und die Verletzung sitzen sehr tief und werden uns wohl für immer begleiten :S . Ich kann dir aus meiner Sicht berichten. Auch mit neuem liebevollen Partner an der Seite, rüttelt es mich immer noch sehr durch. Momentan sowieso. Feiertage, 2 Jahrestag am 27.12. .... In den letzen Tagen bin ich sehr nahe am Wasser gebaut und weine viel. Es kommt immer wieder über mich, ohne Vorwarnung, scheinbar grundlos. Ich hoffe, es ist eine schwere Trauerwelle die mich im Griff hat und nach dem Jahrestag wieder abflaut...
    "Der Verstand weiß es schon längst, aber das Gefühl will und will es nicht wahr haben. Die Jahreszeiten vergehen, die Sonne scheint weiterhin, der Regen fällt wie immer, der Wind weht, als wäre nichts geschehen. Auf den Straßen fahren Autos, Busse, Straßenbahnen, Menschen eilen dahin, die U-Bahn zieht vorbei. Alles ist wie immer, aber nichts ist mehr wie es war. Der Blick zurück schmerzt, der Blick nach vorn verunsichert."
    Ich fühle mit dir, ich fühle mich gleich....
    Liebe Dschina, ich möchte dich ganz fest :24: und dir viel Liebe und Kraft schicken für die kommenden Stunden und Tage. Mögen die Lichter an den vielen Tannenbäumen trotz unseres Schmerzes, etwas Hoffnung und Wärme schenken.
    Sei ganz lieb gegrüsst,
    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Dschina,


    ich möchte dir einfach viel Kraft für die Feiertage wünschen und dass du trotz allem ein paar schöne Momente erleben kannst. :24:
    Karin

    Immer, wenn wir von dir erzählen,
    fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
    Unsere Herzen halten dich gefangen,
    so, als wärst du nie gegangen.
    Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.


    Es ist schwer, dass Du gegangen bist,
    aber es ist schön, dass es Dich gegeben hat.

  • So passend der Titel - ich kapier´s auch nicht, dass einfach alles seinen gewohnten Gang geht.
    Für mich ist das Leben grad als wäre ich in Watte gepackt. Nur ein falsches Wort - ein falscher Gedanke und schon bricht man wieder in Tränen aus.
    Habe am 15.12.2013 meinen über alles geliebten Bruder bei einem tragischen Verkehrsunfall im 43. Lebensjahr verloren - für mich ist eine Welt zusammengebrochen.
    LG
    Michaela

  • Nun ist es also da, das neue Jahr! Und mit ihm - wie immer - Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen - ich wünsche allen, dass sie in Erfüllung gehen.


    Für mich hoffe ich, dass es ruhiger wird, als im Vorjahr. 2013 war das Jahr der kaputten Sachen: SAT-Receiver, Mikrowellenherd, Rollladen, Heizungsventile, Rasenmäher, Schlafzimmerkasten, Geschirrspüler - es war zum Verrückt werden. Aber es hat sich auch einiges erledigt. Vor allem wurde die Verlassenschaft endlich abgeschlossen und ich konnte einiges in die Wege leiten, was in diesem Jahr endgültig erledigt wird. Ich möchte jetzt einfach nur ohne Störungen in meinem kleinen Kosmos zufrieden vor mich hintümpeln. Was auch immer das neue Jahr bringen mag, ich bin zuversichtlich, dass ich es überstehen werde. :thumbsup:


    Den Jahreswechsel habe ich mit meinen Kindern und der Freundin meines Sohnes bei langjährigen Freunden verbracht. Wie immer war es sehr gemütlich und unspektakulär mit obligatorischem Fondue/Raclette, Minifeuerwerk, Anstoßen um Mitternacht und Playstation. Am Neujahrstag waren wir im Tiergarten Schönbrunn am Tiroler Hof zum Neujahrspunsch und trafen uns dort mit mehreren Freunden und Bekannten. Es war "the same procedere as every year". :D


    Gestern war es genau 2 1/2 Jahre her, dass mein Goldstück uns für immer verlassen hat. Schon ein paar Tage vorher lief ich etwas unrund, aber im Grunde genommen habe ich den gestrigen Tag ganz gut überstanden: die Arbeit ist ja sowieso die beste Therapie für mich, anschließend war ich bei meinen Eltern Abendessen und zu Hause hat meine Tochter mit mir ferngesehen. Also fast rund um Uhr die Ablenkung und Betreuung für mich. Trotzdem fand ich dazwischen immer wieder Zeit an IHN zu denken und ihn zu vermissen. Geht es denn nur mir so? Die anderen zitieren zwar oft "seine" Sprüche oder wir lachen gemeinsam über verschiedenste Anekdoten, aber keiner erwähnt, wie sehr er fehlt, wie weh es noch immer tut. Nur weil ich das Drumherum im Griff habe, heißt das doch noch lange nicht, dass es mir wieder gut geht, dass ich keinen Zuspruch oder Unterstützung brauchen kann. Wo sind sie denn, die vielen Leute, die sich nach seinem Ableben angeboten haben? :95:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina,
    2014 ....... obwohl ich generell allen Leuten nur das Beste wünschen möchte, will ich dir nicht die Standardfloskeln senden, sondern nur sagen, dass ich da bin und immer mal wieder lesend an deinen Erlebnissen teilhabe. Auch im neuen Jahr werden sich Widrigkeiten einstellen, die du mit Bravour zu lösen verstehst. Es werden dir Menschen begegnen, deren Unachtsamkeit und Gefühllosigkeit dir den Atem nehmen werden und dein unerschütterliches Wesen wird Verständnis auffahren. Maschinen werden ihren Dienst versagen und du wirst eine Lösung dafür finden.
    Im Grunde muss ich dir nur wünschen, dass die rettende Idee dich zur rechten Zeit erwischt!
    schnee

  • Liebe Dschina,
    auf deine Frage zurückkommend, wo sie denn alle sind, die dir Hilfe angeboten haben ... Die sind, wie mir scheint, sehr brav alle rund um dich herum :) , aber halt recht pragmatisch eingestellt - mit Einladungen zum Essen und gemeinsamen Fernsehen.
    Wenn sie dich nicht mehr fragen, wie es dir geht bzw. ob er dir noch fehlt, dann einfach, weil sie Angst haben Wunden aufzureißen, weil sie unsicher sind. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich auch als sehr starke und gut funktionierende Frau wahrnehmen, die "eh gut drüber hinweggekommen ist" ... Vielleicht solltest du einfach drüber sprechen, dass er dir immer noch sehr fehlt?
    AL Christine