So Unbegreiflich

  • Vor zwei Wochen hat sich alles verändert. Mein geliebter Marco hat ohne Vorwarnung aus voller Gesundheit heraus einen Herzstillstand erlitten und ist verstorben. Ich kann es einfach nicht fassen. Es ist in der Nacht im Büro am PC passiert und ich habe ihn dort gefunden, als er starb. ich habe alles versucht, sofort erste Hilfe geleistet und mit der Wiederbelebung begonnen bis der Rettungsdienst vor Ort war - er ist nicht mehr zurückgekommen. Ich weiss nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Ich habe keinen Plan von nichts. Mal ist alles leer in mir drinnen, dann wieder dieser starke dumpfe Schmerz in der Herzgegend. Es tut so unglaublich weh. Was soll jetzt aus mir werden? Wir hatten so viele Pläne, waren mitten in der Familienplanung und jetzt ist er nicht mehr da. Seit 14 Jahren waren wir ein Paar, seit 3 1/2 Jahren verheiratet. Und nun soll ich mit 30 Jahren Witwe sein? Ich kann es nicht begreifen.

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Hallo Sandra,
    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum. Mein herzliches Beileid beim Ableben Deines Mannes. Das in Dir alles leer ist, Du einem dumpfen Schmerz in der Herzgegend verspürt, sei alles normal. Es kam so unerwartet, er war noch so jung, Ihr hattet Pläne, eine Familie wolltet Ihr gründen... und auf ein Mal ist Dein lieber Mann weg und weg sind damit Eure Träume.
    Es ist noch alles so kurz her. Schreib was immer und wann immer Du magst, es ist bestimmt immer jemanden da der "zuhört". Ich hoffe, dass Du im realen Leben liebe Leute um Dich herum hast die wenigstens versuchen zusammen mit Dir dieses Leid zu tragen und die einfach für Dich da sind.
    Alles Liebe,
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • ich werde immer wieder gefragt, wie es mir gehe. Das kann ich überhaupt nicht beantworten. Ich kann nicht einordnen, wie es mir geht. Eine Migräne oder eine Grippe kennt man und weiss, was man dagegen machen kann, aber das? keine Ahnung. Am vergangenen Freitag war die Beerdigung. Seither bin ich meistens in unserer Wohnung und mache nicht viel. Ich habe schon Personen um mich herum, die für mich da sind. Meine Schwester z.B. hat mir sehr viel geholfen, auch meine Eltern und die Freundin meines Schwagers sind immer für mich da. Aber irgendwie möchte ich im Moment gar nicht so viel Kontakt. Ich habe das Gefühl, ich ertrage andere Menschen nicht lange. Ich gehe oft nicht ans Telefon, wenn es klingelt. Es ist mir am wohlsten alleine zu sein, fern zu sehen oder Musik zu hören. Ab und zu muss ich weinen, allerdings nicht mehr so viel wie noch vor der Beerdigung. Ich fühle mich körperlich schwach und weiss auch nicht, wann ich wieder mit arbeiten beginnen soll. Es ist alles so unwirklich. Was ist normal? Was ist nicht normal?

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
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    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe SternSandra81!
    ein stilles Willkommen im Forum!
    meine tiefste Anteilnahme zum plötzlichen gehen deines Mannes!!
    es ist ein schock in dem wir uns befinden, wenn der geliebte mensch uns so plötzlich aus der mitte gerießen wird
    erging auch mir so
    ich würde dir ans herz legen
    mit den arbeiten gehen noch eine weile zu warten
    um einieg tage oder wochen
    um einfach Kraft zu tanken


    magst erzählen über deinen Mann? schreibe bitte nur daann wenn es für dich in ordnung ist
    schreibe dir alles was dir auf der seele liegt
    wir sind DA und werden dich ein stück in der Trauer begleiten
    den schmerz kann uns keiner nehmen aber ihn leichter und erträglicher machen
    in dem wir wissen, es ist wer da, der zuhört und den schmerz auch kennt


    ich wünsche dir sehr viel KRAFT
    und ganz liebe menschen die dich ein stück begleiten


    in liebe maki

  • Liebe Sandra,


    auch von mir ein liebes Willkommen hier im Forum. Es tut mir sehr leid, daß du deinen geliebten Marco so plötzlich gehen lassen mußtest.
    Fast die Hälfte deines bisherigen Lebens war er an deiner Seite, und jetzt bist du so plötzlich alleine. Es ist nur natürlich, daß du "keinen Plan" hast, nicht weißt, wie es weitergehen soll. Alles was du im Augenblick fühlst ist "ganz normal".
    Ich kann gut verstehen, daß du dich jetzt am wohlsten fühlst, wenn du alleine bist. Trauern braucht viel Kraft. Und zeitweise ist es dann "leichter" alleine zu sein, als auf andere eingehen zu müssen, ev. Fragen beantworten zu müssen. Laß dir nur Zeit und mach jetzt erst einmal so, wie du dich am besten fühlst.


    Wie Maki schon schrieb -wir können einander den Schmerz nicht nehmen. Doch wir sind da und hören immer gerne zu. Und begleiten dich - wenn du es willst - ein Stück auf diesem schweren Weg.


    Ich schicke dir ein großes Kraftpackerl, alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Ich danke euch für die lieben Zuschriften. So habe ich wirklich das Gefühl, nicht alleine zu sein. Und es tut gut, von euch zu hören. Obwohl wir uns nicht kennen, verbindet uns trotzdem etwas. Wir haben das geiche erlebt. Natürlich kann mir niemand den Schmerz nehmen, das ist mir vollkommen klar. Gerade das finde ich das paradoxe an der Trauersituation: man MUSS LEIDEN und ES GIBT NICHTS WAS EINEM HILFT. Ausser wie ihr und viele Menschen aus meinem Umfeld sagen: die Zeit hilft,dass er Schmerz langsam weniger wird. Ich kann es noch nicht beurteilen, hoffe aber sehr, dass es so ist. Es kann mir ja auch niemand sagen, wie lange es geht. Ich bin eine gut organisierte und strukturierte Person, die gerne weiss was läuft und möglichst viel unter Kontrolle hat. Deswegen ist die Trauersituation auch so unerträgöich für mich. sie ist nicht kurzfristig in den Griff zu bekommen.... Schwierig.
    Vielleicht habe ich noch gar nicht richtig mit der Trauer begonnen? Ich denke immer noch so viel, zu viel?
    Wie ihr merkt, habe ich ein grosses Mitteilungsbedürfnis. So verhalte ich mich schon seit dem schrecklichen Tag. Ich erzähle und erzähle und erzähle. Alle Details, die mir einfallen, alle Gefühle, die in mir sind, was mich beschäftigt, was ich komisch finde.... Manchmal habe ich Angst, mein Umfeld damit zu überfordern.
    Heute Abend habe ich Mühe zur Ruhe zu kommen. Mal sehen, ob ich Schlaf finden kann. Bald ist wieder die Uhrzeit, an der es passiert ist. Es ist unangenehm und bedrückend.

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
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    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Hallo Sandra!
    Herzlich willkommen in unserer Mitte! Hast du schlafen können? Ich glaub, du pendelst grad zwischen Schock und erstem Realisieren hin und her, die richtige Trauerarbeit beginnt jetzt erst ... Es ist gut, dass du das Bedürfnis hast dich mitzuteilen, zu reden ... tu es! Du kannst noch nicht einordnen, wie es dir geht, weil du bist mitten im Trauerchaos, das ist der Zustand am Anfang. Er ist chaotisch furchtbar - vor allem wenn man sonst die Struktur liebt. Versuche doch einfach deinen Tagesablauf zu strukturieren, und das mit dem Arbeiten ... hm ... wie lange magst du denn noch pausieren? Vielleicht kannst du in ein, zwei Wochen Halbzeit wieder anfangen?
    Liebe Grüße
    Ariadne

  • Vielen Dank liebe Ariadne für deine Worte. Ich konnte sehr lange nicht schlafen. Das Ganze ist ja am 27.12.11 in der Nacht passiert. Ich habe letzte Nache zu den jeweiligen Zeitpunkten alles wieder durchmachen müssen, den Zeitpunkt, als ich ihn gefunden habe. Als ich den Rettungsdienst gerufen habe, als ich mit der Wiederbelebung begonnen habe bis die Rettung da war, die Uhrzeit, als mir die Sanitäter mitgeteilt haben, dass Marco nicht wieder zurückkommt, die Zeit als meine Schwester angerufen wurde und sie mit ihrem Mann bei mir eingetroffen ist, als die Polizei / Staatsanwalt/ Amtsarzt und die Bestatter gekommen sind - einfach alles :(
    Ich glaube, dir, dass die Trauerarbeit jetzt erst beginnt. Am heutigen Tag ist es mir wirklich schlecht gegangen. Mir war immer wieder total übel, ich habe einen Druck auf der Brust und das Gefühl, ich könne fast nicht atmen. Und ich musste so viel weinen, stundenlang. Ich bin am Nachmittag zu meinen Eltern gegangen und von dort aus alleine spazieren. Mir kamen nonstop die Tränen. Aber es war auch schön draussen zu sein, die Sonne war immer wieder mal da und es war schön in der Natur, so wie es damals in meiner Kindheit war. Und wo Marco und ich so viele gemeinsame Momente erlebt haben. Oh mein Gott, es ist so schwer :13:
    Ich war gestern bei meinem Arzt und wir haben gemeinsam entschieden, dass ich mindestens noch eine Woche pausieren werde. Ich habe heute mit meinem Vorgesetzten telefoniert. Er unterstützt mich voll und ganz. Ich habe jederzeit die Möglichkeit vorbei zu gehen und das zu versuchen was geht. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, er war schon immer wie ein Mentor für mich und darüber bin ich unendlich froh. Vielleicht besuche ich mein Büroteam nächste Woche mal in der Kaffeepause, ich schätze alle sehr.

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  • Liebe SternSandra81,


    willkommen im Forum der Trauernden. Ich kann dir versichern, dass du hier gut aufgehoben bist.


    Wie gut kann ich deinen Schmerz verstehen. Vor einem halben Jahr erging es mir genauso wie dir - ich habe meinen Mann aus dem Nichts heraus verloren. Er verabschiedete sich, um in den Dienst zu gehen und brach ca. 40 m von unserem Haus entfernt zusammen. Keine Stunde später war er tot - Lungenembolie.


    Trauerarbeit ist Schwerstarbeit und dauert. Viel Kraft und Geduld sind erforderlich um durch das "Wellenmeer der Gefühle" zu schwimmen. Du wirst immer wieder das Gefühl haben zu ertrinken, aber es wird auch immer wieder Phasen geben, in denen du obenauf bist. Am Anfang kommen diese nur zaghaft, aber bald zeigen sie sich in kürzeren Abständen und werden kräftiger. Es wird nicht "besser", aber weniger schlimm.


    Alles Liebe und viel Kraft wünscht dir


    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina. Seit dem 27.12.11 glaube ich nicht mehr wirklich an Zufälle. Ich habe eben im Forum rumgestöbert und deine Geschichte gelesen und nun hast du mir geschrieben... Vielen herzlichen Dank dafür! Es ist unglaublich, wie ähnlich unsere Geschichte ist. Bei mir ist alles noch so frisch, ich habe noch nicht richtig realiseren können, dass er nicht mehr da ist. Ich frage mich immer wieder, was jetzt aus mir wird. Mit Kindern hat es bei uns nicht geklappt, obwohl wir es uns sehr gewünscht haben. Wer weiss, ob die jetztige Situation der Grund dafür ist. Das wird nie jemand sagen können. Was mich enorm beschäftigt ist, dass ich mein ganzes Leben neu planen muss. Wir hatten es uns doch ganz anders vorgestellt. Es ist so ungerecht!

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
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  • Hallo Sandra,
    es ist gut, dass dein Chef dich da so unterstützt, das ist nicht selbstverständlich. So wie du deine Symptome beschreibst, ist sicher gut, wenn du noch pausierst. Mir hat es aber dann schon geholfen nach 2 Wochen halbtags zu arbeiten, weil es mir Struktur gegeben hat und die Ablenkung war auch ganz erholsam, der Schmerz holt einen sowieso wieder ein ...
    Aber schau du, was für dich richtig ist, es ist ja nicht bei jedem gleich! Dass du jetzt komplett neu planen musst, das ist ja auch Teil des Prozesses in der Trauer. Am Ziel steht die Neuorientierung, aber lass dir mal Zeit damit, du musst erst einmal durch die ganz schwierige Anfangszeit und das Gefühlschaos, da ist an Neuorientierung noch gar nicht zu dneken, da muss man erst mal Orientierung im Trauerchaos finden.
    LG
    Ariadne

  • Liebe SternSandra,


    es freut mich, wenn ich dir ein bisschen Hoffnung machen kann.


    Lass dir mit der Planung deines weiteren Lebens noch ein bisschen Zeit. Im Moment brauchst du deine ganze Energie dafür, einfach nur weiterzumachen. Alles andere wird sich von selbst ergeben. Ich weiß, dass das leichter gesagt ist, als getan. Auch ich erwische mich immer wieder bei Überlegungen, was die Zukunft bringt: werde ich einen anderen Mann kennenlernen? werde ich später wieder in einer Beziehung leben? was wird aus mir, wenn die Kinder einmal ausziehen? Viele solcher Fragen schwirren mir durch den Kopf - sie sind UNWICHTIG!


    Mein Vati sagt in letzter Zeit oft: "Mach einen Plan und du hörst die Götter lachen." Mein Mann und ich hatten noch so viel vor. Wir haben uns vor 2 1/2 Jahren den lange gehegten Traum eines - nach unseren Vorstellungen neu gebauten - Kleingartenhauses verwirklicht. Das wollten wir mindestens die nächsten 30 Jahre gemeinsam genießen.


    Die Kinder sind mit fast 17 und 18 1/2 Jahren schon selbständig. Die Freude über die wiedergewonnenen Freiheiten war groß. Endlich konnten wir wieder etwas unternehmen, ohne jemanden organisieren zu müssen, der auf sie aufpasst oder immer im Hintergedanken zu haben, ob daheim alles in Ordnung ist. Er hat sich darauf gefreut, in naher Zukunft zu zweit spontane Kurzurlaube oder Städtetrips machen zu können oder einen Schitag einzulegen. Oder einfach nur Freunde zu besuchen, ins Kino oder Essen zu gehen ....


    Ich hatte das Gefühl, nach einer langen, aufregenden, anstrengenden, wenn auch schönen Reise, am Ziel angekommen zu sein. Manchmal hielt ich es für zu schön um wahr zu sein und dachte mir ganz im Stillen, wie viel Glück wir doch haben und wie gut es uns geht. Und dann, ganz plötzlich und unerwartet, war dieses Glück vorbei.


    Nach der ersten Schockstarre begann ich wieder am Leben teilzunehmen, auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist. Nach drei Wochen ging ich wieder arbeiten. Ich nahm Einladungen an und lud auch selbst ab und zu Leute ein. Auch kleine Veranstaltungen, wie Weißwurstfest oder Frühschoppen in der Gartenanlage habe ich besucht. Es tut immer gut, unter Menschen zu sein, und es lenkt ab. Wieder allein zu Hause überfällt mich dann meistens der Schmerz und die Trauer mit voller Wucht, aber dazwischen gibt es wenigstens ein paar weniger schlimme Stunden, die wichtig sind um Kraft zu tanken.


    Ich versuche jeden einzelnen Tag für sich möglichst gut zu überstehen. Manchmal gelingt es mir besser, manchmal weniger gut. Wenn ich zwei Schritte nach vorne geschafft habe, weht es mich immer wieder ein bis eineinhalb Schritte zurück. Stundenlanges Weinen und immer wieder kehrende Erinnerungen sind dabei meine ständigen Begleiter. Ich glaube, dass das wichtig ist, um die Trauer zu verarbeiten, so sehr es auch schmerzt.


    Alles Liebe und eine zarte :24: wünscht dir


    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina


    Auch ich hatte immer das Gefühl, mit Glück gesegnet geween zu sein. Ich habe meinen Schatz mit 17 Jahren kennengelernt, knapp ein Jahr später wurden wir ein glückliches Paar. Wir haben uns beim gemeinsamen Hobby, dem Sportschiessen, kennen- und lieben gelernt. So waren wir eigentlich immer zu zweit unterwegs und haben es sooo genossen.Wir waren auch auf der sportlichen Ebene recht erfolgreich, haben uns gegenseitig unterstützt und miteinander gekämpft und gelitten. Es gibt so unendlich viele Momente, in denen wir glücklich waren. Ich habe immer mal wieder den Gedanken gehabt, dass ich viel GLück im Leben gehabt habe und war auch sehr dankbar dafür. UND JETZT? Er ist nicht mehr da :-(


    Heute war der ganze Tag wieder recht schwierig. Ich habe das Gefühl, jeder Tag wird schwerer. Eben hat es mich wieder total überkommen, ich musste fürchterlich weinen. Ich habe an der Beerdigung einen Abschiedsbrief an meinen Käfer geschrieben, den die Pfarrerin verlesen hat. Ich möchte diesen Brief ins Forum stellen:


    "Mein geliebter Marco


    Nun sitze ich hier und schreibe dir einen Brief zum Abschied. Vor elf Tagen hat sich alles verändert, ich kann es nicht fassen. Es fällt mir unendlich schwer, Worte zu finden.


    Die Welt ist nicht mehr die gleiche.


    Ich erinnere mich noch so gut daran, wie wir uns vor 14 Jahren im Jungschützenkurs kennengelernt haben. Deine liebevolle und hilfsbereite Art hat mich von Anfang an überwältigt. Aus unserem gemeinsamen Hobby Schiessen heraus ist eine tiefe Liebe gewachsen. Dein grosses Herz hat so viel Wärme ausgestrahlt, ich habe mich bei dir immer geborgen gefühlt.


    Wir haben vieles gemeinsam erlebt. Schwierige Situationen im Beruf, gesundheitliche Probleme, schwere Stunden innerhalb der Familie.
    Aber noch viel mehr bleiben mir die wunderschönen Momente der Zweisamkeit und Momente in den Vereinen. Ich denke an die vielen tollen Augenblicke an den Schützenfesten, bei denen wir uns gegenseitig unterstützt, uns gefreut oder miteinander gelitten haben. Wir waren ein unschlagbares Team.


    Du bist immer für mich dagewesen, wenn ich dich gebraucht habe. Du hast mir gezeigt, wie wertvoll das Leben und die Liebe ist.
    Ich bin voller Dankbarkeit für unsere gemeinsame Zeit, die viel zu kurz war.
    Deine liebevollen Gesten und Worte, deine Umarmungen wenn die Worte gefehlt haben - das alles vermisse ich unendlich.


    Ich habe in dir meinen Seelenverwandten und einzigartigen Menschen an meiner Seite verloren. Wir hatten noch so viele Träume und jetzt bist du nicht mehr da.


    Die Welt ist nicht mehr die gleiche.


    Du fehlst mir so."


    :13: :13: :13:


    ES TUT SO WEH

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  • Mein Gott, es wird immer schlimmer. Ich bin so unendlich traurig. Jetzt sind es schon, oder erst? 3 Wochen her, dass ich alleine bin und ich fühle mich so unglaublich schrecklich. Leer, hoffnungslos, traurig, verzweifelt. Wieso musste das passieren, wieso mir/ uns?


    Gestern Abend hatte ich das Gefühl, ich halte es nicht mehr aus. Gott sei Dank habe ich eine unglaublich tolle Schweseter! Ich konnte zu ihr und ihrem Mann und durfte auch dort übernachten. Es tat so gut, raus zu kommen aus meinen 4 Wänden in jenem Moment. Geschlafen habe ich allerdings gar nicht gut, trotzdem war ich froh, dass ich nicht zu Hause sein musste.


    Es ist so ungerecht. Wie soll es nur weitergehen? wie soll ich das Ganze nur überstehen? Der Schmerz ist so unendlich gross. :13:


    Ich wünsche mir so, dass ich aufwachen könnte und es wär alles nur ein furchtbarer Traum gewesen. Ich wünsche mir mein Leben vor Weihnachten zurück!

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  • Liebe SternSandra!



    Willkommen hier bei uns im Forum! Ich spüre Deinen Schmerz und Deine Verzweiflung bis hierher! Es tut mir so leid was passiert ist, so wie Du schreibst, ist es auch mir ergangen, ich denke uns allen hier, jeder der das liest, kann sich in Deinen worten wiedererkennen. Es tut so weh und ist so unfassbar und doch ist es wahr, auch wenn ich oft denke, das ich immer noch in einem Alptraum stecke. Dann ist da dieses Wellenmeer, mal ist es ruhig, dann werden wir wieder umhergeworfen wie ein Korken auf dem Kamm einer Welle, einfach furchtbar. Wenn es mal ruhig ist, dann ruhe Dich aus und versuche etwas Kraft für den nächsten Sturm zu sammeln.


    Mona

  • In den letzten beiden Tagen habe ich damit angefangen, organisatorische und finanzielle Fragen anzugehen. Meine Güte: ist das kompliziert! Und es kostet enorm viel Kraft. Ich muss mich immer wieder mal hinlegen und ausruhen. Gut, ich schlafe ziemlich schlecht, womit ich wohl auch schneller müde werde.


    Heute habe ich zusammen mit meiner Schwester Kontobelege, Abrechnungen, etc. sortiert und abgelegt. Mein lieber Mann hat mir nämlich ein zünftiges Chaos auf seinem Schreibtisch hinterlassen. Gut, er würde jetzt grinsen und meinen, er finde ja alles (hat er auch immer!). Auch sein Ablagesystem ist etwas eigenartig, aber so war mein Marco halt ^^

    Auch habe ich im Eingangsbereich unserer Wohnung seine Jacken und Schuhe weggeräumt. Meine Schwiegermutter hatte mich darauf angesprochen, als sie vor kurzem bei mir war. Für sie ist es sehr schwierig, seine Sachen zu sehen. Sie sagt mir, dass sie immer wieder das Gefühl hat, Marco komme jeden Moment um die Ecke gebogen... Mir geht es nicht so. Mir fehlen vor allem die Gespräche und der Austausch und seine körperliche Nähe. Ich möchte so gerne von ihm in den Arm genommen werden.... ;(


    Das Wegräumen seiner Kleider im Eingang der Wohnung war nicht so schwierig für mich. Belastend finde ich eher zu sehen, dass jetzt nichts mehr da ist, wo vorher etwas war... Einerseits tut es sehr weh, andererseits bin ich froh, um jedes Ding, dass ich wegräumen kann. Das gehört wohl zum Neuanfang, der gemacht werden muss.

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    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe SternSandra,


    wie gut kann ich dich verstehen und ich fühle voll und ganz mit dir. Unsere Gemeinsamkeiten sind wirklich verblüffend.


    Auch ich hatte das Glück, meinen Mann sehr jung (mit 16 Jahren) kennenzulernen. Eine Schulfreundin nahm mich mit zu einem Treffen der katholischen Jugend und da sah ich ihn zum ersten Mal. Er legte mir lässig seinen Arm um die Schulter und begrüßte mich mit den Worten: "Servas Schatzerl, i bin der Gerhard".


    Drei Tage später gingen wir zu viert ins Schwimmbad und wir beide kamen als Pärchen wieder heraus. Er hat später oft erzählt, dass er schon beim ersten Blickkontakt wusste, dass ich für ihn die Frau seines Lebens bin. Am 27. Jänner hätten wir unseren 27. Jahrestag gehabt.


    Viereinhalb Jahre später zogen wir in unsere erste gemeinsame Wohnung und im April 1990 wurde geheiratet. In den über 26 gemeinsamen Jahren haben wir viel erlebt und durchgemacht. Es gab phantastische Zeiten und weniger tolle Abschnitte - wie es in einer langjährigen Beziehung nun einmal so ist - aber wir hielten immer zusammen. Er machte sogar schon Pläne für unsere Silberhochzeit.


    Wie ich die erste Zeit ohne ihn überstanden habe, kann ich nicht wirklich sagen. Die Erinnerung daran ist ziemlich vernebelt. Ich habe stundenlang geweint und kaum geschlafen. Die einfachsten Dinge wurden zu einem unbeschreiblichen Kraftakt.


    Irgendwann - ganz langsam und kaum merkbar - wurden die Abstände zwischen den heftigen Gefühlsausbrüchen immer länger. Diese Abschnitte sind besonders wichtig, um dazwischen Energie zu sammeln um die stürmischen Zeiten durchzustehen.


    Noch immer vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denken muss. Er fehlt mir vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Kein Wunder, schließlich haben wir 22 Jahre lang gemeinsam gelebt und gewirkt. Es fließen auch immer wieder Tränen, aber nicht mehr so oft. Und zum Glück kann ich mittlerweile auch wieder schlafen.


    Ich kann nicht behaupten, dass es besser geworden ist, aber anders. Eine Freundin von mir hat es wunderbar treffend ausgedrückt: "Der Mensch gewöhnt sich an fast alles - leider und Gott sei Dank." Auch wenn es brutal klingt, aber uns bleiben nur zwei Möglichkeiten: weitermachen oder aufgeben. Der Gedanke daran einfach einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen kam mir nicht nur einmal, aber wem wäre damit geholfen?


    Alles Liebe


    Dschina

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  • Liebe Dschina, liebe anderen Forumsteilnehmer


    Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt. Immer wieder gibt es Momente, in denen ich mit jemandem sprechen möchte, aber nicht weiss bei wem ich mich nun am wohlsten fühle. Dann komme ich ins Forum und schreibe meine Gedanken auf. Danke an euch alle, dass ihr da seid!


    Heute ist ein schwerer Tag für mich. Ich habe mit dem Arbeitsversuch gestartet. Mit meinem Arzt und meinem Vorgesetzten haben wir abgemacht, dass ich zur Arbeit gehe und das mache, was geht , solange es geht. So bin ich heute angekommen und habe die Post sortiert, die in den vergangenen 4 Wochen gekommen ist. Es wissen ja alle in meinem Arbeitsumfeld, was passiert ist. So sind auch einige Kolleginnen/ Kollegen vorbei gekommen um mich zu begrüssen. Dies war einerseits ja schön, es freuen sich alle, dass ich da bin. Aber es ist auch sehr belastend weil alle sehr stark Anteil nehmen und mit mir mitfühlen. So war ich permanent mit meiner "Ausnahmesituation" konfrontiert.


    Viel Büroarbeit mochte ich nicht erledigen. Nach 4 Stunden war ich schon wieder am Ende meiner Kräfte, ohne dass ich "wirklich" viel gemacht habe. So bin ich wieder nach Hause gegangen und habe mich den restlichen Nachmittag ausgeruht. Die Tatsache, dass ich mich so wenig belastbar fühle, gibt mir zu denken... :?:


    Am frühen Abend habe ich angefangen, die Dankesschreiben vorzubereiten. An der Beerdigung am 06.01. haben sehr viele Personen teilgenommen. Die 120 Plätze der Kirche haben bei weitem nicht ausgereicht. Wir hatten neben den Kirche einen Mehrzweckraum mit Direktübertragung der Trauerfeier eingerichtet. Auch dieser war voll (weitere ca. 100 Plätze), Viele mussten stehen, weil zuwenig Sitzplätze zur Verfügung standen. Ich war total überwältigt von dieser Menschenmasse. Und auch sehr gerührt, dass mein lieber Schatz so vielen Menschen etwas bedeutet hat, und das soviele uns Hinterbliebenen ihr Mitgefühl gezeigt haben. Dementsprechend habe ich auch viele Zuschriften bekommen (über 200). Es ist mir ein grosses Anliegen, mich bei diesen Personen zu bedanken. Aber auch das Anschreiben der Umschläge und eine kleine persönliche Widmung zu schreiben, ist unglaublich schwer.
    Die ganze Trauer und Verzweiflung überrollte mich mit voller Wucht. Nach 1 1/2 Stunden ununterbrochenem Weinen und den ersten 20 Karten habe ich wieder aufgehört.....


    Es gibt im nahen Familienumfeld meines Mannes eine Person, die ich nur schwer ertrage im Moment. Sie ruft beinahe täglich an oder kommt vorbei. Am schlimmsten ist immer wieder ihre gleiche Frage: Wie geht es dir denn? MEINE GÜTE, WIE SOLL ES MIR DENN GEHEN, WENN GAR NICHTS MEHR GEHT?????? Es geht mir (entschuldigt bitte den Kraftausdruck): scheisse. Ich weiss nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll, meinen Alltag zu bewältigen. Das allerliebste in meinem Leben wurde mir weggenommen. Einfach so. Ich bin alleine und einsam. Marco fehlt mir überall! Für das Umfeld hat sich die Erde weiter gedreht, man ist wieder zum Alltag übergegangen. Das ist ja gut und verständlich. Aber ich kann das irgendwie nicht. Es ist ja nichts mehr Alltag. Meine wichtigste Bezugsperson im Leben ist nicht mehr da :13:


    Noch einmal zu dieser Person aus unserer Familie, die mir Mühe bereitet. Ich verstehe sie eigentlich gut, dass sie den Kontakt sucht. Einerseits macht sie sich wahrscheinlich Sorgen um mich. Andererseits steckt sie neben dem aktuellen Todesfall auch sonst in einer schwierigen Situation innerhalb ihrer Familie (ihre beiden nächsten Verwandten sind beide sehr krank, es ist unklar, wann der nächste gehen muss....). Aber ich habe im Moment mit mir selber so stark zu "kämpfen", dass ich mich mit ihren Probleme nicht beschäftigen will und kann :( Je nach meiner jeweiligen Verfassung ertrage ich es nicht einmal, wenn ich auf dem Telefon-Display sehe, dass sie anruft... Ich weiss echt nicht, was ich machen soll. Wenn ich ihr sage, dass ich im Moment keinen Kontakt mehr wünsche, werde ich ihr aufs brutalste vor den Kopf stossen... Ich muss ev. damit rechnen, dass das innerhalb und auch ausserhalb der Familie zu einer riesigen "Geschichte" werden würde... Das möchte ich nicht, auch in Rücksichtnahme auf meinen geliebten Schatz...


    Ich hoffe, dass ich heute Nacht wieder einmal etwas schlafen kann. Ich fühle mich so müde. Euch allen eine gute Nacht!


    @ Dschina: danke für deine liebevollen Zeilen über deinen Mann. Es gibt wirklich unglaubliche Parallelen zu mir und uns. Ich werde darüber ein anderes Mal etwas schreiben. Ich bin froh, dass ich dich hier kennengelernt habe!

    Auch wenn alles einmal aufhört -
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    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Dschina,
    deine Zeilen, deine Gedanken sind ganz toll! Ich kann das alles nur bestätigen!


    Liebe SternSandra,
    die erste Zeit ist eine so zähe Zeit .... ich finde aber super, wie deine Arbeitskollegen und dein Chef sich verhalten ... dass sie dir zugestehen, dass du das arbeiten sollst, was du schaffst und kürzer treten kannst. Nimm es einfach an und mach es genau so, es wird langsam und stetig besser, du wirst die Arbeit auch als Ablenkung sehen, das ist gut so. Wenn es dir zuviel wird, wenn man dich ständig fragt, wie es dir geht, dann sag es deinen Kollegen einfach. Sag vielleicht: "Es tut mir gut, dass ich weiß, dass ihr euch für mich interessiert, aber es ist für mich oft schwierig, wenn ich dauernd gefragt werde, wie es mir geht, weil ich mich durch die Arbeit ja auch ein wenig ablenken möchte. Vielleicht können wir es umdrehen: Ich weiß, dass es euch interessiert, aber ihr fragt nicht dauernd, sondern ich darf erzählen, wenn mir danach ist."


    Und zu dieser Person: Sag ihr doch einfach, dass es dich schon freut, dass sie sich für dich interessiert, aber du momentan einfach ein wenig Ruhe brauchst, du kannst auch sagen, dass du im Moment selbst so viel Kraft für dich brauchst, dass du im Moment mit ihren Problemen überfordert bist und auch nicht hilfreich sein kannst (für den Fall, dass sie/er dich im Moment nur für eigene Probleme benützt - das gibt es ja auch!). Möglich, dass du diese Person vor den Kopf stößt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass nach einem Todesfall sich die Familie und der Freundeskreis ändert: Da wird klarer, wer einem gut tut und wer nicht, da werden neue Bündnisse geschlossen und alte aufgegeben, weil sie nicht mehr gesund waren und vielleicht nie gesund gewesen sind: Manchmal muss man Menschen vor den Kopf stoßen, damit es einem selber besser geht.


    Liebe Grüße
    Ariadne

  • 27.01.2012: 1 Monat


    :13: :13: :13:


    Du fehlst mir so.


    Deine Stimme fehlt mir.
    Dein Geruch fehlt mir.
    Dein Lachen fehlt mir.
    Deine Nähe fehlt mir.
    Deine Fürsorge fehlt mir, gerade heute so fest.
    Dein liebevoller Umgang fehlt mir.
    Deine Umarmungen fehlen mir.
    Unsere Gespräche fehlen mir.
    Deine Unterstützung fehlt mir.
    Deine Liebe fehlt mir.


    "Jemanden lieben heisst, als Einziger ein für die anderen unsichtbares Wunder zu sehen." (aus unsere Vermählungsanzeige :love: )


    Von Vielen wurdest du unter- oder falsch eingeschätzt. Ich bin unendlich froh und dankbar, dass ich dich in deiner Einzigartigkeit kennen- und lieben gelernt habe.
    Du bist der allerliebste- und wichtigste Mensch in meinem Leben. Du wirst für immer in meinem Herzen weiterleben.


    :13: :13: :13:

    Auch wenn alles einmal aufhört -
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