Ich habe mein Leben verloren

  • Liebe Akelei,
    träumst du immer noch? Jede Nacht?
    Diese Träume sind einfach Zeichen großer Sehnsucht. Deiner Sehnsucht, dass das alles nich wahr ist. Ich kann mir vorstellen, dass das Aufwachen us diesen Träumen schmerzhaft ist, weil die Realität so heftig hereinbricht .... und dennoch, du machst grad wieder viel Trauerarbeit dadurch ...
    :30: AL Christine

  • Liebe Christine,


    Ja, ich Träume immer noch. Mal geht ich durch ein Krankenhaus, da sehe ich ihn, dass heißt eigentlich nur seine Augen, das Gesicht ist in Verbände gewickelt, er sagt mir, er sei verunstaltet und wollte es mir nicht zumuten, ich bin so glücklich, ihn endlich wiederzuhaben...
    Oder ich treffe ihn einfach in der Stadt und er sagt, er dachte ich wollte nach kenia???? Auswandern und er wollte mir nicht im weg stehen....
    Alles völlig verrückt und total unrealistisch.
    Aber du hast recht, meine Sehnsucht ist riesengroß, nach ihm, nach unserem leben, danach wieder etwas fühlen zu können außer schmerz und leere.

  • Liebe Akelei,
    "Suchen und sich Trennen" heißt diese Phase und sie ist eine wichtige im Trauerprozess. Durch das intensive Träumen von Begegnungen wird deine Sehnsucht gestillt, gleichzeitig finden immer wieder Abschiede statt. Das beglückt und schmerzt gleichzeitig. Im Traum vermischt sich zudem reales mit Wünschen, Sehsüchten und Symbolischem ... durch wirkt es mitunter verrückt ... aber es ist ganz ein wichtiger Prozess, indem du ganz vieles bearbeitest!
    Hab Geduld mit dir!

    :24:


    AL Christine

  • Liebe Akelei,


    du wirst ihn auch immer lieben. Und in gewisser Weise wirst du auch immer seine Frau bleiben.
    Nur halt nicht so, wie du es dir wünschen würdest :24:
    Deine Träume wollen (und werden) dir helfen, die "leibliche" Trennung zu verarbeiten. Denn es bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als die Realität "anzunehmen", egal wie lange das auch dauern mag. Ich weiß, solche Träume - oder das Aufwachen daraus - können wahnsinnig weh tun, manchmal auch ganz schön "nerven". Trotzdem haben sie ihren "Sinn".


    Hab Geduld mit dir ( ;) )
    Alles Liebe und eine liebe :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Akelei,
    wie empfindest du deine Träume? Findest du sie nur störend, aufreibend, beängstigend und schmerzlich, oder ist da auch eine kleine Freude, oder ein winziges Wohlgefühl zu spüren, dass er dir im Traum begegnet ist? Es ist interessant wie verschieden die Frauen hier ihren Verlust aufarbeiten. Ich denke, dass deine Träume auch helfen, mit all den Dingen, für die man nun wirklich kein Verständnis aufbringen kann, umgehen zu lernen. Ich bin wieder jemand, der überhaupt nicht träumt und sich manchmal wünschen würde, dass der Mann meines Lebens mir wenigstens im Traum erscheint, zumal ich mir immer noch nicht seine Gesichtszüge "vor Augen" holen kann.
    Mir gelingt es momentan recht gut, meine Einstellung zu der ganzen Geschichte in der eher positiven Ecke zu halten. So blöd das jetzt klingt. Aber ich versuche im Positiven an meinen Mann zu denken, lächle sein Bild an, wenn ich ihm ein neues Kerzlein bringe, frage ihn nach seiner Meinung, wenn ich mal wieder etwas total verschüsselt habe und grinse in den Himmel hinein, weil ich mir vorstelle, wie er sagt: "wie hast du das jetzt wieder geschafft???" Außerdem halte ich immer noch an dem Gedanken fest, dass schon alles richtig war und ist, wie´s passiert ist. Das hilft enorm mit all den Widrigkeiten umzugehen, die mir so entgegen flattern.
    Wie gesagt momentan - bin halt ein Sonnensucher und wenn sie kommt bin ich zufrieden. Ich möchte dir einen Sonnenstrahl schicken. Vielleicht wärmt er dich und sagt dir, dass es gut ist, wie es ist....
    schnee

  • Liebe Akelei,
    auch ich kenne solche Träume. Eine Zeit lang kamen sie sehr häufig, dann waren sie komplett weg und jetzt träume ich noch ab und zu von ihm.
    Manchmal sind es so wirre Träume wie bei dir. Anfangs habe ich sehr oft geträumt, dass ich ihn immer wieder zum Arzt schicke, weil ihm etwas weh tut und er möchte nicht gehen und dann sage ich zu ihm: "Denk daran, was beim letzten Mal passiert ist". Dann träumte ich des Öfteren, dass er plötzlich wieder auftaucht und ich mir darüber Gedanken mache, wie wir das jetzt allen anderen erklären sollen, dass er wieder da ist. Besonders schlimm waren die Träume, in denen ich wusste, dass ich ihn verliere, aber nichts dagegen unternehmen konnte. Und aus den Träumen, in denen ich ihn fühlen und riechen konnte, wollte ich gar nicht mehr aufwachen. In letzter Zeit sehe ich ihn in meinen Träumen nur, oft auch aus der Ferne, und bevor ich noch zu ihm gehen kann, ist er verschwunden.


    Ich bin mir sicher, dass unsere Träume uns helfen, unser Schicksal zu verarbeiten, genauso wie die heftigen Trauerwellen, die uns immer wieder niederstrecken. Die Situation in der wir stecken, hat keiner von uns gewollt, aber wir können sie leider nicht ändern, sondern müssen einfach irgendwie damit fertig werden. Die Strategie von Schnee finde ich dabei nicht schlecht. Auch ich versuche möglichst die positiven Aspekte meines Lebens immer wieder zu betonen, um den Schmerz und die Trauer ein wenig abzuwürgen. Gelingt zwar nicht immer, aber einen Versuch ist es wert.


    Alles Liebe wünscht dir
    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Danke für eure lieben Worte, und für das verstehen.
    Wenn ich Träume, er wäre wieder bei mir, bin ich überglücklich, wenn ich aufwache und merke, es war nur ein Traum, es tut so schrecklich weh.
    Ich habe jetzt auch Momente, z. B. Wenn ich heimkomme, denk ich darüber nach, ob er schon von der Arbeit zurück ist, bis mir bewußt wird, dass er nie mehr kommt, oder ich gehe ins wohnzimmer und erwarte fest, ihn dort zu sehen. Das ist mir ganz am Anfang auch passiert, aber warum jetzt wieder?
    Und ich fange im Moment an die Tage zu zählen, im August wird es ein Jahr, laufend denke ich darüber nach, was wir vor einem Jahr gemacht haben, als die Welt noch in Ordnung war.
    Zur zeit habe ich oft wieder das Gefühl mir wächst alles über den Kopf und ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll.


    Akelei

  • Liebe Akelei,
    warum wieder? Weil der Trauerprozess nicht linear verläuft, sondern die Trauernde in ihren Phasen vor und zurückwechseln.


    Du must dir das vorstellen, wie bei einem Weg der spiralförmig den Berg hinaufführt. Du gehst ein Stück, er erledigst auf diesem Weg jene Aufgaben, die du gerade bewältigen kannst und lässt auch Aufgaben teilweise unerledigt, weil sie dir gerade zu viel sind. Trotzdem gehst du immer weiter. Und manchesmal muss du ein Stück zurückgehen und jene Aufgaben erledigen, die früher liegen geblieben sind. Dafür schaffst du aber den Weg nach oben, den du wiederholen musst, sehr viel schneller, weil ja schon viele Aufgaben von vorher auch schon erledigt worden sind, die kannst du jetzt links liegen lassen. Manchmal ist es so, dass du gut vorankommst und dann kommst du an eine Stelle, von der du gut auf den direkt daruntergelegenen bereits gegangenen Weg hinunterblicken kannst und du erkennst Dinge wieder, hast Angst, dass du erst ganz am Anfang bist, dabei bist du ja schon viel weiter und stehst direkt darüber in der Kurve.


    Ich denke, du bist grad wieder zurückgegangen in die Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens, das hat mit dem sich nähernden Jahrestag zu tun, der ist nämlich in genau so einer Kurve, in der du nach unten blickst auf den Todestag und da kommen die Erinnerung und auch das Durchleben von damals wieder ein Stück weit zurück! Durch das Wieder-Durchleben erledigst du Traueraufgaben, die dir damals zu schwer waren, du du links liegen lassen musstest ... und trotzdem hast du eine erste große Hürde geschafft, nach diesem 1. Jahrtag!


    Kannst du mit diesem Bild was anfangen?

    :)


    Al
    Christine

  • Liebe Christine,


    Vielen dank für dieses Bild, ich glaube, besser hätte man es nicht beschreiben können.
    Ich habe, glaub ich, vieles noch nicht verarbeitete, so rund und auf und ab es im Moment mit mir und meinen Gefühlen geht.
    Mit meiner Therapie bei der Psychologin hat es ja damals nicht so geklappt und eine Trauerbegleiterin in meiner Nähe hab ich leider auch nicht gefunden.
    Bin froh, dass es dieses Forum gibt.
    Liebe Grüße
    Akelei

  • Nächste Woche ist es ein jahr her, ich kann es gar nicht richtig Glauben, ein Jahr ohne ihn, es fühlt sich nicht so an, es kann doch gar nicht so lange her sein...
    Ich weiß noch so genau, wie es war, als er noch bei mir war und jetzt kommen auch wieder die Grübeleien, was haben wir vor einem Jahr gemacht, es kommt mir vor wie ein alptraumhafter Countdown, er fehlt mir so sehr. Meine Tochter versucht sosehr mir zu helfen, ich bin so traurig für sie, dass ich mir nicht besser helfen lassen kann. Ohne sie hätte ich es wahrscheinlich nicht mal bis hierher geschafft,

  • Liebe Akelei,
    hoffentlich hast du für dich einen Weg gefunden, den ersten Jahrestag halbwegs zu überstehen. Ich denke an dich! :33:
    :24: und :30:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)