Was wir uns wünschen

  • Liebe Kameradinnen und Kameraden in der Welt der Trauer,

    Ich möchte dieses Thema aufgrund der entstandenen Konversation imWohnzimmer von Herzschmerz eröffnen. Dort mit hinein grätschen möchte ich nicht, denn irgendwie geht es alle an.
    Was wir mutmaßlich gemeinsam haben ist, dass wir hier wahrgenommen, aufgefangen, verstanden werden und ein wenig Zuwendung in der größten Not erfahren möchten. Was uns unterscheidet ist die Art des Verlustes (welcher Angehöriger, auf welche Art und Weise, welches Umfeld man hat, wieviel Unterstützung man im realen Leben erfährt und mehr). Und natürlich die höchsteigene Art mit dem Verlust umzugehen.

    Die Unterschiede machen es nicht sehr leicht, sich auf alle(s) hier gut und richtig einzulassen. Ich z.B. schreibe nichts bei Verlust von Partner. Ich kann mich nicht einfühlen. Das möchte ich auch nicht, denn ich trage so schon zu viel. Das muss okay sein. Deswegen halte ich diese Art der Trauer nicht für unwichtig.
    Etwas in ein Foto reinzulesen ist heikel. Ich persönlich traue mir das selten zu. Aber wenn es wohlmeinend verpackt ist, warum nicht? Man kann es ja gerade biegen.
    Wenn ich Trostworte schreibe und diese nicht gut ankommen, dann liegt das vielleicht einfach am Ist-Zustand des Empfängers. Manchmal will man keinen Rat oder Trost. Man will nur wahrgenommen werden. Alles mehr macht dann defensiv oder manchmal auch aggressiv. Und vielleicht habe ich mich im Ton vergriffen, aufgrund meiner eigenen Ist-Situation. Das ist dann hochgradig bedauerlich, aber doch keine Bosheit.

    Wir sind hier nicht als Therapeuten online. Manchmal geht halt nichts mehr. Manchmal erreicht einen nichts. Und doch weiß man irgendwo tief drinnen, dass jemand an einen denkt und sich die Zeit genommen hat für diese furchtbare schwarze Wand, die die Trauer manchmal ist. Auch nach Jahren noch.

    Deshalb wollte ich hier einen Platz schaffen wo man ausdrücken kann, was man gerade oder auch grundsätzlich braucht oder sich wünscht. Was eher triggert oder irritiert.
    Ohne Wertung. Ohne dabei Kritik zu üben. Eine Ich-Botschaft. Was wünsche ICH mir. Hier, in diesem Forum. Heute oder immer.
    Vielleicht ist das auch zu viel verlangt von einem Internetforum. Denn man hat ja einen Ausknopf an seinem Gerät.

    Ich wünsche mir heute (derzeit), dass man mein Wehklagen aushält und sich ohne Ratschläge gedanklich zu mir setzt.

    Ich danke ALLEN, die an mich und mein Mädchen denken ohne uns zu kennen, auch wenn sie keine Antwort schreiben.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus