Mama war mein Leben - unendlicher Schmerz

  • Liebe Gerlinde <3 ,


    Ja... das werden wir ALLE GEMEINSAM schaffen !!!!
    Ich glaube an dich und deine Stärke...


    die wir hier ALLE haben... in allen Facetten unserer Gefühle
    und wie Florian richtig schreibt... du hast es GESCHAFFT... diese Nacht...
    <3 lichst deine Amitola

  • Liebe Gerlinde :24: ,


    nix da mit "loslassen" - das kommt doch gar nicht in Frage! NIE UND NIMMER!
    Und jeden, der das zu dir sagt - den stopfst du in die Tonne ... und machst ganz fest den Deckel über ihm/ihr zu!
    "Festhalten" (im Sinne von im "Weiterkommen behindern") können wir unsere Lieben ja sowieso nicht ... sie gehen ihren Weg - und wir den unseren.
    Keine Lebenswege sind gleich, oft führen zwei oder auch mehrere Wege parallel. Aber eben nur für einige Zeit. Und auch in dieser Zeit führen sie zwar in die gleiche Richtung - trotzdem sind es verschiedene Wege von verschiedenen Menschen.
    Ich schreibe es immer wieder ... aber ich finde es halt wichtig (vielleicht ja nur, weil es mir selbst geholfen hat. Obwohl ich auch sehr lange brauchte, um es "einzusehen"):


    "Loslassen" müssen wir nur unsere eigenen Vorstellungen, Wünsche, Träume von der Zukunft mit diesem Menschen der jetzt nicht mehr bei uns ist. Denn diese erträumte Zukunft wird es leider nicht mehr geben.
    Das was diesen Menschen ausmachte - seine Seele, sein Geist/Spirit oder wie immer man es nennen möchte - er wird uns weiter begleiten ... nur durch einen Schleier von uns getrennt.
    JA, natürlich - wir vermissen den Körper, die liebevolle Umarmung, die Schulter, an die wir uns lehnen durften, den Rat auf den wir uns immer verlassen konnten, die "Rückendeckung" und das wird in gewisser Weise, zumindest von Zeit zu Zeit immer wiedermal, auch so bleiben, aber .... irgendwann müssen wir es halt annehmen, akzeptieren, daß es "IST WIE ES IST".
    Es ist schwer - aber es geht ....sicher nicht in ein, zwei, drei Monaten. Aber vielleicht doch in ein, zwei, ...Jahren.


    Ich habe in den letzten Tagen das Buch "Verzeihen ist immer möglich" von Bernhard Jakoby gelesen - werd es auch noch in die Bücherliste eintragen.
    Er bringt unter anderem viele Beispiele von Nachtodkontakten. Hauptsächlich zwar die Bitten um Vergebung von Verstorbenen, aber schon auch Beispiele, in denen sich Hinterbliebene mit Schuldgefühlen quälen.In allen diesen Fällen machen die Verstorbenen deutlich klar, daß ALLE Fehler vergeben werden ... und seien sie noch so "unverzeilich" (Womit ich jetzt aber sicher nicht sage, daß du Fehler - schon gar keine "unverzeihbaren" gemacht hast!)
    Ein Satz aus seinem Resümee":
    "Wir haben immer die Wahl, entweder emotionale Blokaden im Hier und Jetzt aufzulösen oder uns erst im Sterbprozess mit all den Dingen, die wir bereuen oder nicht erledigt haben, auseinanderzusetzen,"


    Auch ich wünsche dir eine friedliche Nacht - mit nur wunderschönen Träumen
    :24: dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Juttap, Florian, Amitola,


    danke, und ihr habt recht.
    Warum soll ich loslassen, Mam und ich haben uns im Leben festgehalten dann kann ich das jetzt auch im Tod machen.


    Ich war nur total verunsichert, es wurde mir schon von so vielen gesagt das Mam deshalb traurig ist und nicht gehen kann. Das sie noch nicht ihren Frieden gefunden hat weil ich sie noch festhalte.


    Bin letztes mal am Grab gestanden und hab ihr gesagt das ich ihre Hilfe brauche, das ich sie so vermisse. Da ist von Nebengrab eine Frau zu mir gekommen, sie hat mich anscheinend gehört. Sie meinte, ich solle sowas nicht sagen, denn das macht Mam traurig und sie kann sich nicht von dieser Welt lösen, weil sie mit mir leidet.
    Ich hab so ein schlechtes Gewissen weil ich im Spital auch zu ihr gesagt hab, sie soll bei mir bleiben. In der Nacht hab ich ihr dann ins Ohr geflüstert - wenn du gehn musst dann musst du gehn, und Oma wartet sicher schon auf dich. Ich gebe es zu - ich hab es gesagt - aber mein Herz wollte sie nicht gehen lassen. In der Nacht ist sie gestorben. Aber so schwer, und das war, da bin ich mir sicher, meine Schuld. Deshalb meine Zweifel, ich will nicht schuld sein das sie noch keine Ruhe gefunden hat. Und diese Träume - da war sie so traurig und hat geweint. Ich dachte das sei ein Zeichen von ihr.


    Ich weiß selbst nicht was mit mir los ist, bevor Mam von mir gegangen ist, war ich wirklich fest davon überzeugt das unsere Lieben nicht fort sind, uns sehen und über uns wachen. Hab mit meinem Papa am Grab geredet und hatte das Gefühl er hört mich. Bei meiner Oma genauso. Aber mit dem letzten Atemzug von Mam hab ich den Glauben an das alles verloren. Ich hoffe zwar das sie noch da ist, hab aber Angst das das nur ein Schutzmechanismus von mir ist, damit ich nicht total verzweifle.
    Das hört sich jetzt total verrückt an, einerseits so - andererseits so, aber das ist im Moment mein Gefühlszustand.
    War , wie ich schon geschrieben hab, bei einem Vortrag über dieses Thema, und diese Dame hat auch gesagt das niemand "hier" bleibt, aber das sie immer um uns sind. Worte, ich hab sie gehört, konnte sie aber nicht wirklich glauben. Das macht mich traurig, bin ich so hart geworden, ist mein Herz so versteinert durch meinen Verlust das nichts mehr durchdringt? Ich weiß mein Herz ist mit gestorben mit Mam, aber mein Kopf müsste doch - schon um der Hoffnung Willen - etwas davon glauben.


    Werde heute am Grab nochmal mit Mam reden und ihr alles erklären, so wie ich es fühle.
    Ich hoffe sie hört mich.....


    Ihr lieben, ich wünsche euch einen schönen, ruhigen Tag mit lieben Erinnerungen und Gedanken.


    eure Hopeless <3

  • Hallo ihr Lieben alle,


    was ist nur los mit mir, bin übersensibel, könnt immerzu weinen. Hab das Gefühl eine Zentnerlast drückt auf meine Brust. Ich kann mich auf nichts konzentrieren und mach 3 Dinge auf einmal, aber keines davon fertig.


    War heut bei der Versicherungsanstalt von Mam - Gott sei Dank hat es dort nicht lang gedauert, das hab ich ja noch durchgedrückt. Aber dann -bin zum Saturn gegangen weil ich was gebraucht hab und da musste ich bei den DVD`s vorbei. Dann steht dort im Regal der Film "Mord ist ihr Hobby"; Die Serie haben Mam und ich immer zusammen angesehn, und die Frisur von der Schauspielerin wollte Mam zum Schluss unbedingt haben. Sie wollte so gern zum Friseur, hat immer so viel Wert auf ihre Frisur gelegt, und ich hab ihr den Wunsch nicht erfüllt. Weil ich selbstsüchtig war und mir gedacht hab das ist alles so anstrengend mit ihr zum Friseur zu gehen. Konnte ihr vor ihrem Tod nicht mal mehr die Haare waschen, das war so schlimm. Sie war so unglücklich darüber und ich kann das nicht vergessen. Sie wollte auch noch so gern mit ins Einkaufscenter damit sie mal raus kommt. Und ich, hab das nicht getan. Hab so vieles nicht getan, und jeden Tag fällt mir noch etwas ein.
    Hab dort im Geschäft zu weinen begonnen und bin rausgestürmt.
    Ich kann nirgends mehr hingehen, auch weil überall die Weihnachtsdeko schon hängt und ich es nicht ertrage an diese Tage ohne Mam zu denken.


    Im Moment passieren so viele Dinge, soviel das ich noch regeln muss und ich hab keine Kraft mehr.
    Und Mam ist nicht da, ich brauch sie doch, würd mich jetzt zu ihr setzten und sie würd mich in ihre Arme nehmen und alles wäre halb so schlimm.
    Sie fehlt mir so, immer und überall........
    Auch wenn alle sagen, sie ist noch da, sie beschützt dich, warum spür ich das nicht. Ich fühle nichts nur diese Leere.
    Und das große schwarze Loch ist wieder da, und ich falle und falle.....


    Ach ja und eines der schlimmsten Dinge die ich jetzt erfahren habe


    - als meine Mam im LSF aufgenommen wurde hat sie zum Arzt dort gesagt, das immer eine fremde Frau bei ihr in der Wohnung ist, die ihr Angst macht. Ich wusste schon das Mam leicht dement war, und das sie mich manchmal nicht erkannt hat, aber das sie Angst vor mir hatte das hat mir das letzte Stück meines Herzens zerrissen. Auch wenn sie dachte ich bin wer anders.
    Was noch schlimmer ist, sie muss gedacht haben das ich - -ihre Tochter - nicht bei ihr war und sie alleine gelassen hab.
    Sie hat vielleicht nicht mal gewusst das ich bei ihr war als sie gestorben ist, ---
    Zuerst meine Schuldgefühle die mich fast umbringen und jetzt das auch noch, wie soll ich damit fertig werden ??????


    Kann jetzt nicht weiterschreiben, vielleicht später...


    Alles Liebe
    hopeless

  • Liebe Gerlinde,


    es tut mir sehr leid Dir das so sagen zu müssen aber wenn ich Deine neuesten Zeilen lese, sehe ich immer wieder nur wie Du ständig dabei bist Dich selber fertig zu machen. Wie schön wäre es doch wenn Du viel öfters an die Dinge denken würdest die Du für Deine Mam geleistet hast. Wie sehr Du auf ein eigenes und selbstbestimmtes Leben verzichtet hast. Und das Du auch jetzt nach ihrem Tod Ihr keine treuere Tochter sein könntest.


    Liebe Gerlinde, gerade all die von uns die ihren Lieblingsmenschen für recht lange Zeit gepflegt haben tendieren sehr uns ständig Vorwürfe zu machen. Du kannst es mir glauben das ich dabei keine Ausnahme bin. Dennoch wäre es gut wenn Du es schaffen könntest jede Situation die Dich so sehr beklemmt in eine realistische Perspektive zu rücken. Wenn Du meine letzten Postings liest wirst Du schnell erkennen das auch ich so manches Mal daran denke was ich hätte besser machen können und wo ich vielleicht komplett versagt habe. So betrachtet ist natürlich immer wieder Luft nach Oben. Besonders wenn man nicht mehr in dieser sehr belastenden, sorgvollen und beklemmenden Situation steckt die Tag und Nacht so unendlich viel Kraft gekostet hat.


    Blicke ich zurück auf die Zeit in der ich meinen Mann gepflegt und am Ende begleitet habe könnte ich 1001 Dinge finden für die der Pranger rufen würde. Realität jedoch ist das man in solcher Lage irgendwann keine Kraft mehr übrig hat die selbige Liebenswürdigkeit, Geduld und Aufopferung zu leisten wie zu den Zeiten wo Alles noch recht überschaubar war. Ich kann es nicht in Worte fassen was ich oft am Ende für ein riesiges schlechtes Gewissen hatte das ich keinerlei Lust mehr hatte schon wieder ins Hospiz zu reisen, beladen mit lauter Extrawünschen wie ein Maul-
    tier. Blos um dann eine halbe Stunde vor meinem Mann zu sitzten und von ihm gesagt zu bekommen was ich Alles am nächsten Tag anschlep-
    pen solle ehe ich wieder zu gehen hatte weil er für meinen Besuch viel zu müde war. Und auch er tat sich so manches Mal schwer damit mich als den Menschen wieder zu erkennne und zu würdigen der 20 Jahre an seiner Seite lebte.


    Liebe Gerlinde, bitte bitte mache Dir keine weiteren Vorwürfe denn die Uhr läßt sich nicht zurück drehen. Was geschehen ist ist geschehen und Du kannst es nicht ändern. Genauso wenig wie wir Alle unsere "Fehler" nicht rückgängig machen können. Und hast Du schon einmal darüber nachgedacht das unsere lieben Verstorbenen uns vielleicht in die Seele schauen können und Dank dem jede Menge Verständnis für unser Ver-
    halten und unsere Entscheidungen entwickelt haben? Sich sagen das der damaligen Situation angemessen Du und wir nicht mehr hätten machen können - und das folgedessen Alles gut ist?


    Sei liebevoll gedrückt und versuche bitte die Dinge die Dich so beklemmen in eine realistische Perspektive zu rücken. Dann werden sie Dich auch etwas weniger belasten und Dir etwas mehr Kraft lassen das hier und heute gut regeln zu können,


    Hanna

  • Liebe Gerlinde! <3


    Hart bist Du ganz bestimmt nicht geworden, keinesfalls, das merkt man an Deinen Beiträgen.
    Wenn ich lese, wie sehr Du Dich quälst…
    Du hast sehr Vieles gut gemacht. Aber ein Übermensch bist Du nicht. Du warst so gut zu Deiner Mam.
    Du schilderst immer, was Du nicht getan hast.
    SCHREIBE DOCH MAL AUF, WAS DU ALLES FÜR DEINE MAM GETAN HAST.


    Du schreibst von Deinem Kopf, der schon wegen der Hoffnung etwas glauben sollte.
    Ich weiß, es ist nicht leicht, etwas über den Verstand ins Gefühl oder Herz umzusetzen.
    Trotzdem schreibe ich jetzt an Dich.


    Manchmal sehen Dingen anders aus, als sie es in Wirklichkeit sind.
    Ein Beispiel ist der Lauf der Sonne.
    Für uns Menschen auf der Erde sieht es so aus, als würde die Sonne uns umrunden. Das können wir uns immer wieder bei schönem Wetter anschauen. Die Menschen haben lange geglaubt, die Sonne würde die Erde umkreisen.
    Weil es sich für uns so darstellt.
    Heute wissen wir, dass es genau anders herum ist. Die Erde umrundet die Sonne. Auch, wenn es für uns nicht so aussieht.


    Du hast sicher auch schon mal Berichte über Nahtoderlebnisse gelesen.
    Die Menschen, die wieder ins Leben zurückgeholt wurden, berichten gleichlautend von einem überwältigendem Gefühl.
    Wunderbares helles Licht, das eigene Leben liefe im Schnelldurchgang vor den Augen ab.
    Ein nie gekanntes Glücksgefühl des Einssein mit Allem.


    Die Meinungen darüber gehen auseinander. Einige meinen, das sei der Übertritt in eine andere Dimension.
    Andere denken, dies ist ein Schutzprogramm unseres Gehirns während des Sterbens.
    Bei manchen Hirnoperationen ist es nötig, das Gehirn stark runterzukühlen. Dann sei keine Hirnaktivität mehr gegeben.
    Trotzdem schildern diese Menschen, die bei solchen Eingriffen fast starben und wiederbelebt wurden auch von Nahtoderlebnissen.
    Auch wenn dies oft als Beweis angeführt wird, wir wissen nicht, ob es nun Schutzprogramm oder ein echter Übergang in eine andere Welt ist.


    Das Sterben eines Menschen könnte für Ärzte, Schwestern und auch Angehörige ganz anders wirken, als es für den Sterbenden real ist.
    Es ist möglich, dass die Wirklichkeit für diesen Sterbenden überhaupt nicht so ist, wie es sich für das Personal und Angehörige darstellt.




    Und noch ein paar Gedanken zu Deinen Zweifeln und Überlegungen wegen der Freiheit Deiner Mam.
    Es ist so verständlich, Du möchtest sie spüren und bei Dir haben. Anderseits willst Du sie dadurch keinesfalls irgendwie blockieren.


    Wir Menschen wissen nichts. Wir können nur glauben.
    Ein Leben in einer neuen Welt sprengt unsere Vorstellungskraft.
    Es ist denkbar, dass die Seelen in dieser Dimension nur an einem Ort sein können.
    Das ist aber sehr menschlich gedacht. Unseren Erfahrungen entsprechend, die wir hier in dieser Welt machen.
    Man kann natürlich auch annehmen, dass in der anderen Sphäre so vieles möglich ist. An zwei, drei Orten und überall zu sein.
    Es wäre so viel möglich, das wir uns überhaupt nicht ausdenken können.
    Wenn wir durch unsere Wünsche die Seelen befreien oder auch behindern könnten, wie es die Dame am Friedhof meinte,
    dann hätten wir Auswirkungen oder Macht auf das Jenseits.
    Wir könnten das Jenseits beeinflussen! Kannst Du Dir das vorstellen?


    Ich hoffe, mein Schreiben ist nicht falsch für Dich, jetzt am Abend. Ich gebe zu, ein wenig theoretisch.
    Aber in großer Sympathie zu Dir geschrieben.


    Deine Kühlwalda

  • Liebe Hopeless,


    ich kann dich so gut verstehen, wie es dir heute geht - denn auch ich habe eine extreme Heulphase. Kaum erfange ich mich etwas, geht's schon wieder los, weil mich irgendwas an Papa erinnert.
    Heute wäre sein "großer Tag" gewesen, auf den er solange gewartet hat, heute HÄTTE er seine neue Herzklappe bekommen sollen, HEUTE ist er tot und wir waren beim Notar.


    Schon am Weg dorthin habe ich geweint, dort natürlich ebenfalls.....schlimm, ganz schlimm. Mama hat immer gesagt, ich soll mich beruhigen, es hilft alles nichts, er kommt trotzdem nicht mehr.
    Ich habe ihr und meinem Mann dann mal erklärt, warum ich mich nicht beruhigen kann.
    Meine Mama hatte keine so liebevollen Eltern und schon gar nicht so einen Papa wie ich, mein Opa war Alkoholiker und schlug Oma und seine Kinder. Auch meine Oma, also Mamas Mama war keine so liebevolle Mutter wie Mama und mein Mann hat auch kein wirklich gutes Elternhaus mit Liebe und Geborgenheit erleben dürfen. Meine Schwiegermutter hat bereits 3 Monate später ihren jetzigen Lebensgefährten gehabt und präsentierte ihn uns, wie auf einem Silbertablett. Meinem Mann hat das sehr wehgetan, nach 3 Monaten mit ansehen zu müssen und er hat es bis heute nicht wirklich verkraftet.


    Also bitte, darf ich da nicht um meinem Papa trauern - es sind erst 6 Wochen her und Weihnachten kommt bald.


    Gott sei Dank habe ich mittlerweile alle Wege, Ab- und Ummeldungen erledigen können. Fast alles ging über Mail, FAX und Telefonaten, aber alles habe ICH gemacht um Mama zu entlasten. Somit war auch ICH andauernd mit Papas tot und seiner Sterbeurkunde konfrontiert.


    Morgen habe ich wieder Termin bei der Psychologin und nächste Woche könnte ich wieder ins Trauercafe gehen.
    Hopeless kommst du aus Wien, habt ihr auch so ein Trauercafe???
    Bei uns findet es 1x monatlich statt - ich war bei 2 Verschiedenen, aber ich weiß nicht....all die anderen Trauernden zu sehen, zu hören tun mir derzeit garnicht so gut.
    Hier im Forum ist es momentan besser, aber trotzdem sooooo anstrengend.


    Ich wünsche dir eine gute Nacht - vielleicht hast du ja Glück und bekommst ein Zeichen von deiner Mama oder spürst sie.
    Auch ich warte auf irgendwas, was mir hilft damit klarzukommen


    Lieben Gruß
    Die traurige Libelle

  • Liebe Gerlinde,


    für mich ungewohnt kurz...
    Hanna und Kühlwalda haben einfach so hervorragend dir geschrieben...und Libelle versteht und fühlt so ähnlich... Kühlwalda hat keinesfalls für mich "theoretisch" sondern einfach


    "Raum und Zeit auflösend" eine wunderbare neue Gedankenwelt aufgebaut...die du und viele betreten können...

    Gehe in sie hinein... verlasse einfach diese "Schuldgefühlwelt"...


    In deinen anderen Beiträgen schreibst du so liebevoll und auch sogar sehr gefestigt...
    Sehr viel Licht und Liebe und Kraft gehen zu dir
    deine Amitola

  • Liebe Gerlinde,


    Du hattest heute wieder einen nervenaufreibenden Tag...Ich fühle, wie alle anderen auch,mit dir und hoffe, dass ich dir wenigstens ein kleines bisschen deiner Last abnehmen kann...Meine Vorposterinnen haben es so wunderbar formuliert und auch ich bin mir sicher, dass du alles in deiner Macht stehende getan hast, auch wenn es dir im Moment leider nicht so vorkommt...den Vorschlag von Kühlwalda finde ich gut...vielleicht schreibst du einmal alles auf, was du in den letzten Jahren für deine Mama geleistet hast bzw. wo du glaubst, du könntest ihr damit ein wenig (auch wenns nur ein bisschen ist !!) geholfen haben...du kannst es auch gerne hier im Forum posten, sicher wird die ein oder andere gerne ihren "Senf dazu geben" :)...


    Liebe Gerlinde...bitte schreib weiterhin so eifrig und lass uns an all deinen Gefühlen und Gedanken teilhaben...Wir sind für dich da!!
    Alles Liebe und viel Kraft für die nächsten Tage
    Florian

  • Ihr meine Lieben,


    bin heute aufgewacht- und Mam war nicht da, keine Stimme die zu dir sagt, " Gutem Morgen mein Schatz ", kein Lachen beim Fernsehen. Sie hätte sich so gefreut weil es heute geschneit hat. Sie hat es geliebt, wenn draußen alles weiß war.


    Bin so fertig,
    komm nicht drüber hinweg, das sie vielleicht gar nicht gewusst hat, das ich es war, die an ihrem Bett gesessen hat als sie gegangen ist. Die Vorstellung das sie geglaubt hat, das ich sie alleine gelassen hab, und das da wer anders war, bringt mich fast um. Durch das viele Morphium und die Demenz ist das möglich.
    Das tut so weh und ich kann nicht aufhören zu weinen.


    Meine Lieben, ich versuche mich wirklich zusammen zu reißen, aber ich schaff es nicht
    .
    Was noch dazu kommt:
    Hab heute mit der Patienten Anwältin gesprochen und die hat mir mitgeteilt, das sie nicht zuständig ist, sondern die Anwälte im LSF. Oh Gott, genau dort ist das Unglück ja passiert, die haben sie auf dem Gewissen und dort muss ich jetzt hingehen. Wie soll ich das schaffen, aber ich kann und will die nicht damit davon kommen lassen, auch wenn es Mam nicht zurückbringt. Aber das hätte sie auch nicht gewollt das ich das alles einfach so lasse. Und außerdem, vielleicht kann ich dazu beitragen, das es anderen nicht auch so geht.


    Im Moment bricht alles über mir zusammen und das Vermissen ist so stark das es körperlich schon schmerzt.


    Tut mir leid das ich schon wieder jammere, aber jeden Tag kommt wieder was dazu und ich habe das Gefühl das ich falle.......und die einzige die mich auffangen kann ist nicht mehr da.


    eure
    hopeless

  • ach Hopeless, ich versteh dich so gut. Bei mir gab es auch soviele WARUM Fragen an die Ärzte und ich bekam die meisten ehrlich beantwortet. Eben, daß Papa gleich am 1.Tag zuviel Infusionsmenge bekam und daher plötzlich so verwirrt war. Er meinte am 2. Tag in kurzen klaren Augenblicken, ich soll alles fotografieren - habe es eh sonst auch gemacht und wir haben dann immer über die Fotos gesprochen, wenn Papa wieder vom Spital daheim war.


    Das viele Morphium aber hat ihm den Rest gegeben, wie sicherlich auch deiner Mama. Es war aber nötig, weil er ja durch das viele Wasser in den Lungen so schwer atmete und das er diese Belastung nicht so mitbekommt.
    Mir ist bewußt, dass er dadurch auch nicht mehr lange gelebt hätte, aber er hätte trotzdem die letzten Wochen "anders" für sich in Frieden gelebt - davon bin ich fest überzeugt. Wie gesagt, ich habe es den Ärzten gesagt und man hat mir ehrliche Antworten gegeben. Hast du das auch gemacht????


    Solltest du aber weiter so leiden und für dich erst Ruhe finden, dann geh in das Spital Anwalt - ich habe das seinerzeit bei Oma gemacht und mache es auch sonst, wenn ich finde es geht etwas nicht ordnungsgemäß und menschlich oder mit rechtlichen Dingen zu. Ich wurde von meinen Eltern so erzogen zu kämpfen, stark zu sein und das werde ich auch weiter versuchen - aber derzeit geht halt garnichts.
    Viele Bekannte sagen, wie kann man nur, Fotos machen, am Begräbnis fotografieren usw....ABER Mama und ich und auch Papa waren uns da 100 % einig und auch wenn es keine SCHÖNE Erinnerung ist, es ist UNSERE Erinnerung an die letzten Tage mit Papa. Dieses Bild z.b. 2 Std bevor er starb, mit seinen Kopfhörern, seine Lieblingsmusik lauschend..... ich bin so froh, wenigstens dieses zu haben und ich nehme es als eine Art Abschied, weil ich ja dann nicht bei ihm war. Mama hat ja noch einmal in den Sarg geschaut, das ging halt garnicht......


    Hopeless, überlege dir wieviel Kraft du hast um ins Spital zu gehen - kannst du nicht vorweg einmal ein Mail hinschicken????
    Ich denke an dich und weiß, wie schwer alles für dich ist - heute schon einmal wo es geschneit hat und unsere Lieben den Schnee so gerne hatten....


    Ich drück dich
    die traurige Libelle

  • Liebe Hopeless!
    Auch von mir ein herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter. Sei gedrückt und umarmt.
    Ich lese hier hin und wieder mit und deine Zeilen berühren auch mich immer wieder sehr.
    Ich entdecke, dass ich Ähnliches wie du erlebt habe. Ich habe früher auch öfters hier geschrieben und in der Anfangszeit meiner Trauer sehr viele Hilfen hier in diesem Forum erhalten.
    Meine Mutter ist im Februar 2012 verstorben und nach ihrem Tod hatte ich auch sehr starke Schuldgefühle, die so stark wurden, dass ich dann versucht habe, das in einer Psychotherapie aufzuarbeiten.
    Ich habe Gott sei Dank eine nette Therapeutin gefunden, die mich nun schon 2 Jahre begleitet.
    Meine Mutter war, als ich sie ins Spital bringen ließ schon multimorbid, wie die Ärzte immer schön sagten. Sie war Diabetikerin und hatte auch eine Leberzirrhose (die wahrscheinlich vom Diabetes kam).
    Sie kam auf die Gefäßchirurgie wegen Durchblutungsstörungen und starken Schmerzen im Bein. Die Ärzte meinten, sie müssen operieren und einen Bypass im Bein legen.
    Ich teilte den Ärzten meine Bedenken betreffend ihrer Grunderkrankungen mit, aber sie meinten, sie hätte keine andere Wahl. Also stimmte ich der OP zu. Und hinterher dachte ich mir,
    warum habe ich ihr das noch angetan? Nach der OP ging es meiner Mutter immer schlechter, bis sich schließlich herausstellte, sie hatte einen ESBL-Keim in der Wunde.
    Sie wurde auf ein Isolierzimmer verlegt und ihr ging es weiter schlechter. Die Ärzte meinten, sie tun alles für sie und geben ihr auch spezielle Antibiotika.
    Aber ich hatte ein schlechtes Gefühl, vertraute aber letztlich doch den Ärzten, was ein Fehler war.
    An einem Samstag kam ich ins Spital, um meine Mutter zu besuchen. Es war um die Mittagszeit und ich habe sie schon im Sterben vorgefunden, röchelnd, unansprechbar, mit einer Morphiumpumpe versorgt.
    Die Ärzte hatten uns nicht verständigt, aber ich habe es dennoch geschafft, bei ihr zu sein und Abschied zu nehmen, obwohl mich diese Situation damals sehr überfordert hat.
    Lange danach haben mich die Schuldgefühle gequält, ich hatte schlaflose Nächte und immer wieder die Fragen, warum habe ich meine Mutter noch operieren lassen, warum habe ich sie diesen Ärzten auf der
    Chirurgie nicht entrissen, warum ist es nicht gelungen, sie auf die Intensivstation oder Interne zu verlegen? Warum habe ich versagt?
    Noch dazu habe ich mir die Krankenakte zuschicken lassen (auch mit vielen Hindernissen) und darin einige Verfehlungen entdeckt. Es sieht so aus, als hätten die Ärzte nichts mehr gemacht gegen diesen Keim,
    und auch die dafür ausgetesteten Antibiotika nicht gegeben. Dadurch haben Sie auch die Infektion, vielleicht war es auch eine Sepsis, nicht behandelt und meine Mutter ist dann qualvoll an einem Multiorganversagen gestorben.
    Im Arztbericht stand dann ein kardiorespiratorisches Versagen drinnen. Ich habe versucht zu klären, warum das alles so passiert ist und bis heute nur einen Spießrutenlauf erlebt und keine vernünftige Antwort bekommen.
    Die Patientenanwaltschaft in Nö. schickte mir nur einen Krankenpfleger, mit dem ich über die Sache sprechen sollte, ich hatte keine Möglichkeit mit einem Arzt zu sprechen. Mir wurde erklärt, falls was übersehen worden ist,
    jetzt (und das war 7 Monate danach) wäre sie sowieso tot und einfach die banale Aussage, es wurde kein Fehler gemacht.
    Ich bin dann zur Schiedsstelle in Wien gegangen, da wurde ich nur abgefertigt. Bei der Verhandlung fehlte der Arzt der Schiedsstelle, der Arzt der Abteilung ließ sich entschuldigen, der Schriftführer war nicht anwesend.
    Der Sachverständige legte es nur darauf an, mir zu beweisen, dass ein hoher CRP-Wert von 17 mg/dl (Normalwert kleiner als 0,5) keine Aussagekraft hat, weil die Leukozyten nicht angestiegen sind und dass keine Infektion vorgelegen hat, also alles in Ordnung war. Die Schiedsstelle vom Spital St. Pölten wollte mir weismachen, dass man keine Verschlechterung des Zustandes gemerkt hat, weil die Fieberkurve und der Pflegebericht in Ordnung war und das Spital selbst schweigt sich dazu aus.
    Jetzt habe ich ja doch wieder so viel geschrieben, es sollten eigentlich nur ein paar Zeilen werden.
    Ich wollte dir nur sagen, es ist oft ein harter Kampf, wenn man den Spitälern nachweisen will, dass sie Fehler oder Versäumnisse begangen haben.
    Aber trotzdem denke ich mir, für mich war es wichtig, für die Aufarbeitung und um abschließen zu können.
    Leider hat alles sehr lange gedauert und war zermürbend, die einzelnen Stellen haben die Antwort immer wieder auch hinausgezögert. Also möchte ich dich nur ermutigen, ins Spital zu gehen und nachzufragen. Vielleicht triffst du ja doch auf gutgesinnte Ärzte, die alles aufklären wollen. Jeder Fall ist ja anders. Aber falls du doch keine passende Antwort bekommst, nimm das auch an.
    Meine Therapeutin sagt immer zu mir, ich muss annehmen, so wie es war, es ist ja vorbei. Meine Mutter leidet nicht mehr, sie hat es hinter sich gebracht. Sie ist jetzt hoffentlich an einem besseren Ort und hat keine Schmerzen mehr.
    Das Geschehene ist nicht mehr rückgängig zu machen. Ich versuche an die schönen Dinge zu denken, die ich mit meiner Mutter erlebt habt. Ich habe versucht meine Schuldgefühle dadurch aufzuarbeiten, mir zu sagen, dass ich zum damaligen Zeitpunkt und in der damaligen Situation alles mir Mögliche für meine Mutter getan habe. Ich konnte nicht ahnen, dass es so ausgeht und dass hier Einiges versäumt wurde. Meine Mutter würde mir "verzeihen", sie würde sagen, Ingrid, du hast doch eh so viel für mich getan, lass es gut sein.
    Aber es hat lange gebraucht, bis ich das annehmen konnte, was passiert ist, aber es geht. Und vermissen tue ich meine Mutter immer noch sehr. Aber es kommen auch dankbare Erinnerungen dazwischen.
    Ich wünsch dir alles Gute auf deinem Weg.
    Liebe Grüße
    Ingrid 2

  • Liebe Gerlinde,


    da die anderen Lieben schon so Vieles wirklich sehr zutreffendes, sachliches und mitfühlendes geschrieben habe möchte ich Dir etwas erzählen was Dir vielleicht ein wenig den Schmerz nehmen könnte das Deine Mam Dich nicht erkannt hat und es möglicherweise nicht mitbekommen hatte das Du zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihr warst.


    Wie Du ja weißt war auch mein Mann sehr schwer krank und am Ende half nur noch die Palliativmedizin, bzw. ihn so schmerzfrei wie möglich zu halten. Im Klartext bedeutete Das das er immer größere Mengen an Schmerzmitteln und Morphin bekam, was ihn zwar vor dem Leiden bewahrte - aber auch dazu führte das der Mensch den ich einst kannte sich immer mehr geistlich von dieser Welt verabschiedete. Als ich ihm die Hand auf dem Weg zum OP Saal hielt sagte er mir als letzte Worte - wissend das er warscheinlich nicht überleben würde - ich solle seiner Ex Frau sagen das er nie aufgehöhrt hatte sie über Alles zu lieben. Kannst Du Dir vorstellen wie ich mich gefühlt habe nachdem er kurz darauf hinter den Türen des Anaestesie Raumes verschwand? Als ich ihn danach auf der Intensiv Station besuchte nachdem man ihn aus dem künstlichen Koma gehohlt hatte, saß er aufrecht vor mir und brüllte mich an da er wütend war das seine Frau noch immer nicht gekommen war. Dabei stand ich vor ihm und er erkannte mich nicht wieder. Liebste Gerlinde, das zerbrach mir fast das Herz, aber dann wiederum akzeptierte ich sein Verhalten als es mir klar wurde das es unter dem Einfluß von starken Medikamenten gesteuert war. Als er zwei Tage später in den Beobachtungsraum kam war er so schwer sediert und mit Medikamenten vollgepumpt das er nur merkte das Jemand ihm seine Hand hielt und ihm immer wieder mit einem Watte-
    stäbchen die Lippen befeuchtete. Da hast Du es. Wäre er in solch einem Zustand auf die andere Seite getreten hätte er es vermutlich auch nicht gewußt das ich die ganze Zeit bei ihm gewesen war.


    Meine liebe Gerlinde, danach erhohlte er sich noch einmal ein wenig aber der Mensch den ich einst kannte gab es nicht mehr. Wann immer ich ihn besuchte wußte ich nie in welchem geistigem Zustand ich ihn vorfinden würde. Mal richtig aufgekratzt, mal extrem weinerlich. Andere Male auf Aggressivität gebürstet, andere Male unendlich liebevoll. Am Ende immer müder und immer weniger fähig sich mit mir auch nur auf die ein-
    fachste Weise zu unterhalten da sein Gedächtnis so stark abgebaut hatte. Alles letztlich peu a peu verursacht von den immer größeren Mengen von Medikamenten. Bestimmt nicht weil er mich aufgegeben hatte oder mir nicht mehr gut gesonnen war.


    Ich weiß daß das als Bezugsperson sehr sehr schwer zu verinnerlichen ist das der Lieblingsmensch sich so stark verändert hat. Und wie einfach es ist die Schuld bei sich zu suchen weil man es nicht wirklich nachempfinden kann was so starke Medikamente mit der Persönlichkeit eines Menschens macht. Das - wie es im Fall meines Mannes war - der Lieblingsmensch es sich meist nicht einmal bewußt ist wie er sich verhält weil für ihn Dank seines Zustandes Alles weiterhin völlig normal ist. Ja, anhand der Begleitung meines Mannes habe ich es am Ende oft genug erlebt das er eine ganz andere Warnehmung seines Umfeldes hatte als ich und vermutlich war das bei Deiner Mam nicht anders. Du hast nur ihr großes Leiden gesehen wärend sie vermutlich ihren Zustand gar nicht 'mal so wahr genommen hat - als völlig verändert.


    Abschließend ... ich weiß das es einfach gesagt ist aber Du brauchst Dir wirklich keine Vorwürfe zu machen, denn was letztlich zählt ist das Du für Deine Mam da warst und versucht hast aus jedem gemeinsamen Tag das Beste zu machen.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

  • Liebste Gerlinde,


    ... und noch ein Punkt. Du hattest das Glück bei Deiner Mam zu sein als sie ging. Ein Privileg was sehr Viele von uns nicht hatten und für die Meisten ein zusätzlicher Auslöser für Schuldgefühle ist. Kann es nicht in Worte fassen wie oft ich mich mit der Schuld gequält habe das ich am Tag seines Todes "nur" eine halbe Stunde bei ihm geblieben war und nicht das Angebot des Hospizes angenommen hatte über Nacht zu bleiben. Das ich nicht noch einmal zu ihm gefahren bin als er mich auf den frühen Abend anrief und so unendlch müde klang, aber woher sollte ich wissen das er den nächsten Morgen nicht mehr erleben würde.


    Woher sollte ich wissen das sein Anruf am frühen Abend unser letztes Gespräch sein sollte und ich ihn danach nie wieder lachen höhren würde? Liebste Gerlinde, anstatt Dich mit so unendlich vielen Vorwürfen zu quälen versuche es doch 'mal Dich daran zu erfreuen das Du bis zum letzten Atemzug bei Deiner Mam gewesen bist und von ihr Abschied nehmen konntest. Auch ein "Geschenk" was viele von uns nicht hatten.


    Hanna

  • Liebe Libelle Hanna, hopefull, Ingrid... und alle lieben die lesen und auch geschrieben haben


    ja es ist vielleicht auch so dass wir das ertragen muessen. Aber ich denke auch anders herum. Ich hatte das Glueck so nahe dem Menschen zu sein der jetzt nicht mehr da ist. Ich hatte das Glueck so zu lieben und geliebt zu werden. Ja. Und das ist in meinem Herzen. Nie und nimmer wuerde ich es eintauschen in weniger Leid jetzt und dafuer weniger Liebe in meinem vorheringen Leben. Ich weiss nicht wie ihr das empfindet?


    Ich war bei Rob als er starb, zu hause, in unserem Bett. Ich lag neben ihm, habe seine Hand gehalten habe die ganze Nacht 'on-off' sozusagen ueber ihn gewacht -und bin immer wieder eingeschlafen und aufgewacht im halb- oder stunden-takt. Um 6 Uhr war ich wach und habe gecheckt ob er ok war. Ich bin dann wieder eingeschlafen, und um halb 7 bin ich aufgewacht und da war er gerade gegangen. Wahrscheinlich hat mich das aufgeweckt. Ich bin dafuer sehr dankbar dass ich da sein durfte, aber ich muss auch sagen es hat mich auch sehr aufgewuehlt da ich alleine war und alles alleine machen musste, niemanden hatte der mir gesagt hat ja er ist gegangen. Ich habe es gewusst aber es war schon sehr heavy. ich bin froh dass es so war wie es war aber ich glaube keine Geschichte hier ist einfach. Und es gibt immer, immer, immer gemischte und unschoene Gefuehle. Die habe ich auch. Dass ich nicht genug getan habe, dass ich nicht dies oder das getan habe und so weiter.


    Sandra

  • Liebe hopeless, fast 6 Monate ist es her, seit mein Rudy verunglückt ist. Es gibt keinen Tag, an dem ich mich nicht frage, ob ich irgendetwas unterlassen habe, ob ich irgendeine Möglichkeit gehabt hätte, diese Motorradtour zu verhindern.Ich werfe mir immer wieder vor, dass ich ihm nicht von meinem Albtraum erzählt habe, denn dann wäre er sicher da geblieben.Da siehst, fast jeder Hinterbliebene hat Schuldgefühle.


    Am Abend vor seiner Reise hab ich ihm seine Tasche gepackt, wir hatten eine wunderschöne Nacht und in der Früh habe ich ihn in die Garage begleitet. Ein letzter Kuss, ein letzter Blick und schon war er mit seinem Freund um die Kurve verschwunden.
    Als er in Griechenland verunglückte (2 Tage , bevor er heimgekommen wäre), war ich nicht bei ihm, ich konnte mich nicht verabschieden. Für mich war es unbegreiflich und ist es auch jetzt noch, dass mein wunderschöner, abenteuerlustiger Mann plötzlich tot sein sollte. Und obwohl ich ihn im Sarg gesehen habe, kann ich es irgendwie nciht begreifen. :13:


    Er ist allgegenwärtig, ich spüre ihn, egal was ich mache und wo ich bin. Also sagt mein Verstand, dass er in irgendeiner Form da ist und mir beim Überleben helfen wird.
    Auch deine Mama ist an deiner Seite, und wenn du dich bemühst, weniger emotional sondern ruhiger wirst, bin ich sicher, dass sie dir ein Zeichen senden wird und du sie fühlen wirst. :24: