Das war jetzt eine schwierige Geburt für mich, dass ich weiß, ob ich das was jetzt kommt schreiben mag, es teilen mag.
Ich habe mich nun dafür entschieden. Warum?
Erstens will ich es selbst „loswerden“. Zweitens kann ich mir vorstellen, dass auch andere so etwas machen bzw. mit dem Gedanken spielen und vielleicht bedenken haben.
Was habe ich gemacht?
Ich habe mich in einem Anfall von Übermut bei so einem komischen Online-Partnervermittlungsding angemeldet.
Eigentlich passierte es, als ich recht gut drauf war. So nach dem Motto: „Mal sehen was passiert, du hast nichts zu verlieren!“ Ich fand es direkt „lustig“. Das Profil, den Fragebogen auszufüllen, es vertrieb mir die Zeit, ließ mir kurz die innere Einsamkeit vergessen.
Am nächsten Tag, als die ersten Anfragen zur Kontaktaufnahme kamen, da war es so was von Schluss mit lustig! Ich fühlte mich, als hätte ich Gerhard betrogen und war ganz unten. Ich fühlte mich elend und noch verlassener, denn eigentlich will ich ja keinen neuen Partner, ich will ihn!
Theorie und Praxis sind da ja sehr unterschiedlich. Ich gestehe mir absolut zu, mich für einen neuen Mann zu interessieren, würde es mir wünschen. Aber das Herz ist noch lange nicht damit einverstanden was der Kopf sagt!
Von lieben Freunden wieder aufgebaut, rappelte ich mich wieder aus dem Tief auf.
Jetzt kann ich schon wieder meist lachen darüber. Es ist wie ein abartiges Spiel. Man kann sich da wie aus einem Katalog Menschen aussuchen und zu ihnen Kontakt aufnehmen. Ich habe das noch gar nicht versucht, das ist mir echt zu doof. Beruf, Größe, irgendwelche Hobbies und Gewohnheiten – und nach denen soll man wissen, ob einem der Mensch sympathisch wäre? Dazu kommen noch die Fotos – die sind gaaaanz wichtig!
Kommen Anfragen, wird als erstes die Freigabe des Fotos gefordert, denn das Aussehen ist das Wichtigste. Das ist alles so oberflächlich, ein Wahnsinn! Und das Beste ist, man wird dann selber auch schon so. Schreibt mich ein Mann an, ich sehe, er ist nur so „groß“ wie ich (und ich bin nicht groß!), da denke ich mir: „ O, so ein kleiner Mann, na ich weiß nicht!“
Ja, wenn man selber so ein Hinterteil ist, dann kann man es den anderen auch nachsehen.
Na ja, auf alle Fälle, der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe für mich entdeckt, dass ich bei weitem nicht so weit bin, mein Herz für jemanden einfach so öffnen zu können. Und ich habe entdeckt, dass selbst wenn ich so weit bin, das wohl sicher nicht die geeignete Form ist, einen Partner zu finden.
Dass ich jetzt dort eine Zeit lang angemeldet bin, stört mich im Grunde nicht. Denn es schreibt mich ohnehin kaum mehr wer an. Die Männer die mir schrieben, waren sofort abgeschreckt, dass ich zuerst nur schriftlichen Kontakt will zum Kennenlernen und mich sicher nicht gleich treffen mag. Da war ich schnell „abserviert“.
Am Anfang hatte man den Eindruck, „man geht weg wie ein warmes Semmerl“, aber jetzt denke ich, ich bin ein „Ladenhüter“.
Aber ehrlich gesagt, fühle ich mich als Ladenhüter weitaus besser. Das zeigt mir auch eindeutig, dass ich einfach nicht so weit bin.
Ein neues Thema habe ich daraus deshalb gemacht, weil es für mich nicht in mein Thema zur Trauer über Gerhard passt. Es ist die Suche nach einem neuen Menschen ja nicht eine Strategie gegen Trauer, das ist mir bewusst. Ich denke nicht, dass ich damit die Trauer beenden könnte und wollte, das ist mir ganz klar.
Liebe Grüße
Hedi