Liebe Ros, liebe Pewie, liebe Luise,
vielen lieben Dank für eure Beiträge!
Ich muss mich eintschuldigen, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, aber es ging mir nicht gut und irgendetwas hielt mich immer wieder davon ab, privat ins Internet zu gehen. Ich arbeite ja tagsüber am Computer und am Abend hatte ich irgendwie keine Kraft mehr, den Kasten nochmal einzuschalten.
Es hat sich bei mir wieder eine Menge getan in der letzten Woche.
Ich habe unter anderem diese IADC Therapie ausprobiert, wie ich ja weiter oben angekündigt hatte.
Um es kurz zu machen: Meine Erwartungen, eine gewisse Erleichterung zu erfahren haben sich nicht erfüllt, es hat etwas mit mir gemacht, das ist unbestreitbar, es war Arbeit an meinen Gefühlen, aber im Rückblick halte ich es für nicht ganz ungefährlich, weil es ziemlich unkontrollierbar ist, was geschieht. Ich habe nächsten Montag Abend nochmal eine Nachbesprechung, da werde ich das ganz klar ansprechen.
Bei mir war es so, dass ich nach der Behandlung so eine Art "Gefühlstaubheit" erlebte, meine Gefühle waren irgendwie nicht mehr richtig da, aber es fühlte sich falsch an. Am nächsten Morgen allerdings hatte ich eine richtige Krise, ich wurde richtiggehend von Gefühlen überschwemmt, die mich fast in einen Abgrund gezogen hätten, aus dem ich nur mit knapper Not allein herausgekommen bin.
Ich mache ja noch andere Sachen, es war zum Beispiel an diesem Tag eine Freundin bei mir, die meine Wohnung ausgeräuchert und auch meine Aura behandelt hat, um mir den Schmerz zu nehmen und danach war ich am Abend bei meinem monatlichen Trauertreff, wo ich dann mit den anderen über meine Erlebnisse reden konnte, das hat mir sehr gut getan.
Alles in allem ist in mir schon seit einiger Zeit ein gewisses Gefühl der Überforderung da und ich habe beschlossen, die Termine, die ich ausgemacht habe noch einzuhalten, danach aber nichts Neues mehr anzufangen, sondern zu versuchen mehr bei mir zu bleiben, um etwas zur Ruhe zu kommen.
Bislang war mir das nicht möglich, ich war viel zu unruhig dazu und hatte dauernd den Drang etwas zu unternehmen und rauszugehen.
Seit Neuestem habe ich das Gefühl dass ich mehr Ruhe brauche und auch eine gewisse Frühjahrsmüdigkeit hat sich bei mir eingestellt.
Ich weiß jetzt nicht genau, was von alledem, was ich in letzter Zeit erlebt habe den Ausschlag gegeben hat, aber ich bin mir meiner Gefühle viel klarer geworden. Wo vorher ein Sturm aus Schmerz, Trauer, Vermissen, Einsamkeit, Angst und Schuldgefühlen in mir tobte, gibt es jetzt ein ganz klares Gefühl: Sehnsucht nach meinem Hannes und zwar überwältigende Sehnsucht, jeden Tag, vor allem am Vormittag ist es am Schlimmsten.
Mir ist aber auch klar geworden, dass ich dieses Gefühl aushalten muss und ich stelle mich jetzt meiner Sehnsucht und lasse die Tränen fließen und alles kommen, was da kommen möchte. Ich glaube das ist wichtig und ein Weg zur Heilung.
Und was mir auch wie Schuppen von den Augen gefallen ist: Ich lebe in Trauer!
Die ganze Zeit habe ich alles mögliche unternommen, um die Trauer irgendwie wegzukriegen und nichts hat auf Dauer funktioniert. Ich hab mir Druck gemacht und Vorwürfe, dass ich immer so schlecht drauf bin und nicht mehr leben möchte.
Ich habe mir den Kopf zermartert, um irgendetwas zu finden, was mich interessiert und nicht wirklich etwas gefunden.
Ich hatte große Zukunftsangst, weil ich keinerlei Ziele mehr hatte und mir alles zuviel ist.
Ich fühlte mich extrem einsam, hielt aber auch andere Menschen kaum aus, vor allem in meiner Wohnung.
Ich habe mich wie ein Versager gefühlt und war von allem und jedem komplett überfordert, obwohl ich groteskerweise durchaus imstande bin, mein normales Leben ganz ordentlich weiterzuführen.
Ich habe mich wirklich ernsthaft gefragt, was mit mir nicht stimmt und wie ich weiterleben soll!
Dabei ist die Lösung so einfach!
Ich bin in Trauer!
Und das bedeutet, die Trauer hat alle verfügbaren Plätze belegt, mein komplettes Leben wird von der Trauer beherrscht, allumfassend, kräftezehrend und keine Lücke lassend.
In dem Moment, wo mir das klar geworden ist, ist großer Druck von mir abgefallen. Ich muss gar nichts, denn ich bin in Trauer!
Ich habe nun beschlossen, das Leben einfach so zu nehmen wie es ist - nämlich traurig und voller Sehnsucht!
Ich lebe einfach weiter, so wie es sich ergibt, aber ich stemme mich nicht mehr gegen mein Schicksal, sondern versuche es so anzunehmen wie es ist, nämlich traurig.
Wenn etwas Schönes geschieht will ich es genauso anerkennen, wie die tränenreichen Vormittage und ich verschwende keine Gedanken mehr an die Zukunft, sondern lasse alles so kommen, wie es kommen will (zumindest versuche ich es).
Und vor allem! Ich lasse mir Zeit! Ob das Ganze jetzt 2 oder 3 oder mehr Jahre dauert oder bis an mein Lebensende, spielt keine Rolle mehr. Weil ich es nicht mehr als Abschnitt meines Lebens betrachten möchte, den ich möglichst schnell überwinden muss, sondern als mein Leben wie es jetzt genau ist, an dem ich nichts ändern muss, sondern das sich automatisch ändern wird, weil ich immer alles mit der Zeit ändert. Wann und wie das sein wird - keine Ahnung, es ist nicht wichtig.