Liebe Tigerlily,
oh, Deine Worte kommen mir so bekannt vor, Bevor ich zu Jesus zurück fand, ging es mir genauso elend wie Dir jetzt.
Auch mir war es egal, wie es all den Andern geht, denn es hat ja auch Keinen von denen intressiert, wie es mir geht.
Fast drei Jahre nur noch diesen übergroßen Schmerz zu fühlen, war einfach nicht mehr menschlich. Und um mich rum
ging das Leben einfach so weiter. Ich fand das damals auch ungerecht und gemein. Mir war nur noch zum Heulen jeden
verdammten Tag und jede Nacht und keine Menschenseele war da. Von mir aus hätte damals auch die ganze Welt
unter gehen können, um ganz ehrlich zu sein, das wäre mir sogar recht gewesen. Als ich von Toronto zurück nach
Deutschland flog kamen wir kurz vor der Landung in ein sehr schlimmes Unwetter. Alles wurde verstaut und Sauerstoffu.s.w.
erklärt. Ich weiß noch, wie ich damals dachte und zu meiner verstorbenen Mutti sprach: Muttilein, es kann sein, dass ich
jetzt schneller zu Dir komme, als ich dachte. Bitte mach, dass ich von dem Aufprall nichts mitbekomme. Bis gleich. Ich war
so was von ruhig dabei und war mir sicher, wir stürzen ab. Aber nichts der Gleichen geschah. Das Flugzeug schwankte und ging
rauf und runter, aber es stürzte nicht ab. Mein Leben ging weiter. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich darüber enttäuscht war.
Auch mein Mitgefühl anderen Menschen gegenüber ließ sehr zu wünschen übrig. Ich war jeden Tag alleine in meiner Wohnung.
Jeden verdammten Tag, sah ich Mutti´s Zimmer, ihre Sofa, ihren Bademantel, ihre Zahnbürste, u.sw. nur sie, sie war einfach
nicht mehr da. Und niemand war wirklich da, wo es intressierte. Das was ich da durchlebt habe, wünsche ich meinem größten
Feind nicht, obwohl damals hab ich es allen gewunscht, damit mich endlich mal jemand versteht. Als welche von einem Welt-
krieg sprachen, ertappte ich mich dabei, wie ich dachte: au fein, hoffentlich schon bald, dann hört endlich dieser unmenschliche
Schmerz in mir auf. In mir schrie jede Faser meines Herzens jede verdammte Minute nach meiner Mutti und Keinen hat es
intressiert. Deren Leben ging normal weiter. Ich glaube, ich war früher auch nicht viel anders, wenn andere Menschen gestorben
sind, das veränderte mein Leben auch nicht, aber so weit habe ich damals leider auch nicht gedacht. Ich war nur noch Unausstehlich
und Widerlich. Dieser Schmerz machte aus mir einen total verrückten Menschen mit total verrückten Gedanken. Ich war kurz
davor mich umzubringen, weil ich einfach nicht mehr konnte. Und auf Gott hatte ich eine Stinkwut und merkte damals nicht,
dass dieser mir am meisten fehlte. Ich verhielt mich, wie ein trotziges kleines Kind ihm gegenüber. Wenn ich seine Gegen-
wart spürte, schrie ich ihn an: - Lass mich in Ruhe, ich will mit Dir Gott nichts mehr zu tun haben. Das ist vorbei. Ich kündige
Dir die Freundschaft. Aber irgendwie kam ich trotz allem nicht ganz los von ihm bis ich wie ein Häufchen Elend auf dem Boden
lag und schrie: Gott ich kann nicht mehr, jetzt bist Du dran. Aber das habe ich ja hier schon öfters geschrieben.
Eine Bekannte wollte unbedingt dass ich mir im Internet einen Partner suchen sollte, so hätte sie es auch gemacht, als ihr
Mann gestorben sei. Die hat einfach nicht kapiert, dass ich keinen Partner wollte, sondern nur meine Mutti.
Als ich dann wieder meinen Gott hatte, ab da ging es dann schlagartig aufwärts. Heute kann ich sagen, ich bin zwar noch immer
allein oder auch nicht (denn ich habe zu Jesus zurück gefunden), aber ich fühle mich nicht mehr einsam. Diese Bekannte
kann das gar nicht verstehn. Die muss ständig was unternehmen, was ja jetzt wegen Corona nicht mehr geht. Mir macht das
nicht viel aus, denn ich habe es gelernt, alleine und jetzt mit Jesus klar zu kommen und mich nicht einsam zu fühlen.
Aber was mir auffällt ist, oder vielleicht geht es ja nur mir so, ich empfinde, dass die Tage so was von schnell rum gehen, dass
immer so schnell Abend ist, das ist doch nicht normal? Oder geht es nur mir so. Heute habe ich mich tatsächlich gefragt, warum
stehe ich eigentlich auf, ist doch eh gleich wieder Abend.
Dann lese ich Gottes Wort und da steht alles drin, was gerade so auf unserer Welt geschieht. Dann denke ich, na vielleicht
kommen wir alle schneller zu unseren Lieben als wir dachten.
Liebe Tigerliliy, auch bei mir hätte damals die ganze Welt untergehen können, es wäre mir recht gewesen. Also mach Dir bitte
keine Sorgen. Es gehört alles zu der Trauer dazu. Die Trauer verändert einen Menschen komplett und Du wirst nie wieder
der Mensch sein, der Du vorher warst. Aber man kann es echt lernen mit der Trauer zu leben. Aber das dauert und mit mir
hatte es Gott weis Gott nicht einfach. Aber heute bin ich sehr dankbar und glücklich darüber, dass ER mich niemals aufgegeben
hat und das ich meinen Trotz gegenüber Gott aufgegeben habe. Denn all das Böse auf der Welt, kommt nicht von IHM sondern
von seinem Widersacher. Bitte liebe Tigerlily, gib nicht auf. Es wird wieder schön. ANDERS SCHÖN.
Vielleicht nicht mehr auf der Welt, wenn die Bibel Recht behält, aber in Dir drin. Und das ist das aller Wichtigste.
Bitte nicht Böse sein, ist ein bisschen mehr geworden.
Lass alle Deine Gefühle zu, diese gehören zu der Trauer und Du wirst nun Deine Freunde und Bekannte viel genauer betrachten
auch wenn Neue dazu kommen. Und Du wirst sehr schnell spüren, wer es ehrlich mit Dir meint und wer nicht.
Alles Liebe für Dich
Kornblume