Es ist passiert...

  • Heute war die Beerdigung meiner Ur-Oma. Es lief alles ganz gut ab, es kamen um die 30 Leute und ich hielt wie angekündigt die Trauerrede. Es waren am Ende so gut wie alle beeindruckt dass ich die Trauerrede hielt.


    So lautetet meine Trauerrede (dabei legte ich eine Hand auf den Sarg):


    Liebe Familie,

    Liebe Trauergemeinde,

    heute nehmen wir Abschied von unser geliebten und unvergesslichen Freundin, Cousine, Tante, Schwägerin, Schwester, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter M.H.


    Sie ist im Alter von 94 Jahren von uns gegangen, und man hätte nie gedacht dass sie ein so hohes Alter erreichen wird, doch sie war immer stark und ließ sich nie unterkriegen. Als ältestes Familienmitglied war es klar, dass irgendwann der Tag kommen würde an dem wir von ihr Abschied nehmen müssen.


    Sie hat mehrere Erlebnisse in der Familie mitgemacht, sie hat sehr viele Freunde gehabt und jedem in der Familie geholfen der in Not war.


    Sie war bei jedem ihrer Nachkommen dabei, und kannte jeden von uns, die meisten sogar als kleines Kind. Sie hat uns auch geholfen wenn es familiäre Krisen gab oder jemand nicht mehr weiter wusste. Sie hat sich niemals beklagt, hat geholfen wo sie konnte und war für jeden da.


    Auch wenn wir weiterhin um sie trauern, dürfen wir unsere Ziele niemals vernachlässigen. Sie ist nicht mehr da und ist doch ganz nah bei uns. Sie wird ewig in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und in unseren Herzen sein. Da hat sie für immer einen Platz. Sie hätte jetzt sicherlich den Wunsch dass wir uns alle versöhnen, mit jedem Frieden schließen und zusammen halten.


    Der chinesische Philosoph Laotse hat mal gesagt: Ich bin von Euch gegangen, nur für einen kurzen Augenblick und gar nicht weit. Wenn Ihr dahin kommt, wo ich jetzt bin, werdet Ihr Euch fragen, warum Ihr geweint habt.


    Zum Abschluss bleibt mir nur noch eines zu sagen: Wir werden dich nie vergessen, denn wir sind dankbar dass wir dich bei uns hatten durften und dass du uns auch in schwierigen Zeiten geholfen hast.


    Ruhe in Frieden.



    Ich war froh darüber dass es genug Anwesende gab um meiner Ur-Oma die letzte Ehre zu erweisen. Empört waren einige über ein Familienmitglied dass nicht erschien (zerstrittene Familiengeschichte), aber einen Kranz schicken ließ. Dieses kam auch mit Absicht nicht, da diese Person überhaupt keinen Charakter hatte und in den letzten Jahren es überhaupt nicht wert fand sie auch nur einmal zu besuchen.


    Ansonsten lief alles wie erwartet und es kamen viele von der Verwandtschaft die ich ewig nicht mehr sah. Hoffentlich hat meine liebe Ur-Oma jetzt ihren Frieden gefunden und möge sie auch in Frieden ruhen.

  • Wow!!!!!

    Tolle Rede!

    Ich finde es total mutig, dass Du Dir das vorgenommen und durchgezogen hast. Ein Chor-Freund von mir hat kürzlich seinen Vater verloren und hätte gern eine Rede gehalten. Hatte aber dann Bedenken, er würde es nicht schaffen & hat es bleiben lassen.

    Deshalb finde ich Dein Vorgehen sehr mutig & großartig.

  • Lieber The Sorrow,


    das ist so schön was du da geschrieben und gesagt hast.

    Ein ganz würdigender Nachruf voller Herz und Liebe.

    Wie schön dass es dir gelungen ist, wenn ich das so sagen darf.

    Ich hoffe du hast jetzt erholsame Tage wo du auch ein wenig Kraft sammeln kannst.


    <3

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Viel Erfolg in der Übungsfirma.

    Deine Uroma wäre sicher stolz über diesen Schritt - meinst du nicht?


    Und die Rede ist wirklich schön - und wie Christine schon schrieb, das schaffen nicht viele.

    Lg. Astrid

  • Hallo liebe Leute!


    Es sind jetzt schon 1,5 Monate vergangen seit dem Tod meiner Ur-Oma. Es geht mir zwar jetzt schon etwas besser, aber ich denke weiterhin jeden Tag an sie. Es vergeht praktisch kein Tag an dem ich nicht an sie denke.


    Bis vor kurzem hatte ich aber einen Traum wo ich dieses Bild vor Augen wie sie neben mir gestorben ist und ich dies live miterlebt habe. Daraufhin begann ich zu weinen als ich aufwachte und musste mir für wenn auch für eine kurze Zeit eine Auszeit nehmen da es anders nicht ging.


    Vom Grab habe ich jetzt mal alle Kränze entfernt da sie schon ausgetrocknet und verwelkt waren. Jetzt kann man es wieder schön gestalten, aber das machen andere aus der Verwandtschaft da ich mich ehrlich mit Pflanzen und dergleichen nicht auskenne.


    Des weiteren habe ich zu anderen (entfernten) Verwandten die ich kaum kannte (dafür aber meine Ur-Oma) eine Verbindung aufgebaut und bin mit denen regelmäßig in Kontakt und auch froh darüber. Auch habe ich alte Fotos von früher am PC eingescannt und diese mit denen ausgetauscht und alle haben sich darüber gefreut. Ich fahre auch demnächst welche von der Verwandtschaft aufm Land welche besuchen da ich schließlich auch mal Abstand brauche.


    Das Leben geht weiter, auch wenn uns die meistgeliebtesten Menschen fehlen.

  • Lieber The Sorrow

    es freut mich, wie du für dich sorgst und Kontakt findest zu Menschen die deine Uroma auch kannten.


    Wie geht es dir mit der Probestelle? Haben sie Verständnis für deine Situation?


    Sei lieb gegrüßt und eine passende Auszeit auf dem Land wünscht dir

    Astrid.

  • In meiner Übungsfirma geht es mir sehr gut. Das lenkt ab und bringt mich auf andere Gedanken. Ich denke schon dass sie Verständnis dafür haben.


    Ich war vor kurzem für einen halben Tag auf dem Land wo ich die entfernte Verwandtschaft mal besuchen konnte. Ich werde dies demnächst auch wieder tun.


    Des weiteren habe ich für den Grabstein ein Porzellanbild bestellt was für Mitte November fertig sein wird und auf den Grabstein kommt.

  • Hallo Leute, Heute auf den Tag genau ist es 1 Jahr her, dass meine geliebte Ur-Oma verstorben ist und ich diesen Thread gestartet habe.


    Ich möchte mich bei euch allen für eure seelische Unterstützung und Ratschläge bedanken, und das ihr mir beigestanden habt!

  • Hallo TheSorrow, habe erst jetzt deinen Thread gelesen über deine vor 1 Jahr verstorbene Oma, es berührt mich und ich erkenne Parallelen zu meiner kürzlich verstorbenen Mutter.


    Ich kann mir vorstellen, dass manche es merkwürdig fanden das du dich um deine Oma gekümmert hast und sie dir so wichtig und nah gewesen ist. Du ein so tolles Vethältnis zu ihr aufgebaut hast über all die vielen Jahre. Gerade in der heutigen Zeit wirkt das auf viele als befremdlich denke ich mir, wobei es das überhaupt nicht ist, Gegenteil.

    Und ich finde es ausserordentlich das du bis zu ihrem letzten Atemzug bei ihr gewesen bist, dass zeigt was für ein toller Mensch du bist und wie lieb du deine Oma gehabt hast und nahe gestanden bist.


    Ich habe auch mit meiner Mutter zusammen gelebt, die längste Zeit in unserem Elternhaus davon. Ich weiß das da manche das bestimmt auch als merkwürdig usw empfunden haben vonwegen Muttersöhnchen etc. aber das hat mich nie gejuckt. Ich empfand es als bequem, angenehm, meine Mama und ich waren wie ein Team das zusammen sehr gut funktionierte und meiste Zeit auch harmoniert hat. Meine Mutter war Widder und ich Steinbock, dass da hin und wieder die Hörner aufeinander prallten war klar, aber wir haben uns immer wieder versöhnt auch ohne der großen Worte dafür zu verwenden.


    Du wirst den Augenblick des Sterbens und als du bei deiner Oma an ihrer Seite gewesen bist nie vergessen. Aber das muss man auch garnicht vergessen denke ich mal, es ist nunmal der Abschluß des Lebens und das deine Oma da nicht alleine gewesen ist finde ich sehr schön von dir.


    Ich bin es bei meiner Mama auch gewesen und nachdem sie aufgehört hat zu atmen war ich total aufgeregt und wollte nicht glauben das es meine Mama ihr Ende sein sollte, aber es war so. Ich weinte danach auch und ich habe meine Mutter geküsst und zu ihr geredet als wäre sie nicht tot. Ich werde diese Nacht als sie um 2Uhr aufgehört hat zu leben auch niemals vergessen und es wird sich für immer in mein Gedächnis eingebrannt haben.

    Nun erst 1 Monat später bin ich unendlich traurig das ich meine Mama gehen lassen musste und das ich mit ihr nie wieder sprechen und sie sehen werde...ich fasse es im Grunde immer noch nicht und ich denke wie Du, dass es vielleicht nur ein Traum ist.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft für dein weiteres Leben und immer schöne Gedanken an deine Oma und im Herzen wirst du sie immer behalten.

  • Dieter S

    Allerdings gibt es zwischen uns beiden einige Parallelen.


    Ich werde die Nacht in der sie starb nie vergessen und habe es noch immer im Kopf, als wäre es gestern gewesen. Am 02.09.18 um 02:30 Uhr, ist sie friedlich für immer eingeschlafen. Ich saß neben ihr und auch ich habe geweint und sie geküsst um mich liebevoll von ihr zu verabschieden.


    Neben meinen Bett habe ich auf meinen Nachtkasten ein Foto von uns zwei immer stehen und habe sehr viele alte Fotos von ihr eingescannt.

    Ich weiß das da manche das bestimmt auch als merkwürdig usw empfunden haben vonwegen Muttersöhnchen etc. aber das hat mich nie gejuckt.

    Von sowas sollte man sich nie beeinflussen lassen. Wir sind eben andersdenkende Menschen.


    Manchmal habe ich das Gefühl als würde sie bei mir sein und auf mich achten...


  • Heute ist es genau 4 Jahre her, wo meine liebe Ur-Oma von mir gegangen ist. Ich vermisse sie weiterhin sehr und denke immer an die schöne Zeit zurück.



    In Erinnerung an deine liebe Ur-Oma, TheSorrow.
    Die für dich (auch) wie eine Mama war.


    Hatte in deinem Wohnzimmer (früher) schon gelesen.

    Auch mich hat es berührt.


    King