Die Liebe bleibt

  • Hallo

    Ich habe mich jetzt hier angemeldet, lese schon eine Weile quer und möchte die Trauer unserer Familie beschreiben.


    Meine geliebte Frau und die Mutter unserer 3 Kinder ist vor einigen Wochen bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Unfall war so brutal, sie verstarb noch an der Unfallstelle.


    Unsere Welt ist zusammengebrochen und mir ist bewußt, dass diese unsere glückliche Welt nie mehr sein wird. Ich habe einige Schicksale hier seit einiger Zeit mitverfolgt und finde mich in meinen Gefühlen und Stimmungen wieder. Es ist ein Gefühl der unendliche Einsamkeit, der Schmerz um den Verlust ist schier nicht auszuhalten. Neben der Trauer die Wut auf die ungerechte Welt, Gott Warum Wir!


    Wir waren seit der Schulzeit zusammen und seit 23 Jahren verheiratet. Wir haben seit unserer Jugend alles gemeinsam erlebt und waren immer zusammen unterwegs. Ob beim Mountainbiken, Skifahren, Bergsteigen, Schwimmen wir waren ein Team. Es ist nicht nur meine Geliebte gestorben sondern auch mein bester Kumpel, Bergkamerad und Trainingspartner.


    Wir hatten uns so auf diese gemeinsame Zeit als Paar wenn man von den Kindern nicht mehr dauernd gebraucht wird gefreut und wollten den goldenen Herbst unserer Leben gemeinsam genießen.


    Ich fühle mich als ob ich das Spiel des Lebens so endgültig verloren habe. Ein Teil von mir ist mit verunglückt. Dieses Gefühl das halbe Leben, die schönen Erinnerungen nicht mehr teilen zu können ist grausam.

  • Lieber Firefly, mein ganz tief empfundenes Mitgefühl für euren tragischen Verlust!

    Es gibt so einige Parallelen zum Todesfall meines Mannes und ich kann exakt nachempfinden, was du fühlst.

    Leider kann ich dir auch nicht wirklich Trost spenden, denn mir geht es nach 3 Monaten auch noch nicht viel besser, es ist einfach ein unendlich schmerzhafter und langer Prozess, bis unser Leben wieder so etwas wie Normalität aufweisen wird.

  • Lieber Firefly,

    zuerst einmal ein herzliches Willkommen hier bei uns im Forum. Danke, dass du schreibst, was bei dir passiert ist.


    So ein plötzlicher Tod hebt die Welt aus ihren Angeln und es scheint nichts mehr wie vorher.

    Die Katastrophe, die in dein und euer Leben gekommen ist, verändert alles und das

    Alleinsein in vielen Lebenslagen ist in der Leere so spürbar.


    Vor ein paar Wochen war der Unfall. Wurdest du an die Unfallstelle gerufen oder

    wurde dir die Nachricht zu Hause übermittelt oder warst du dabei?


    Ist die Beerdigung schon vorbei?


    Wie alt sind eure Kinder?


    Du hast mit dem Tod deiner Frau so viel verloren und ich wünsche dir, dass du hier den Mut hast zu schreiben wie es dir geht, was dich bewegt. Es wird schwerere und ein bisschen leichtere Tage und Momente geben. Wir gehen hier gerne ein Stück des schmerzlichen Weges mit dir.


    Für heute wünsche ich dir einen Tag, den du ertragen kannst.

    Lg. Astrid.

  • Hallo Astrid, hallo Tigerlily

    Der schrecklichste Tag in unserem Leben ist nun über 11 Wochen her aber es kommt mir vor wie letzte Woche. Ich denke sehr viel nach und erinnere mich an unsere vielen Reisen, die Geburten der Kinder, gemeinsame Touren und Urlaube. Ich denke ununterbrochen an Sie, sogar auf der Arbeit habe ich oft minutenlang Aussetzer in denen ich in Gedanken bei gemeinsamen Erlebnissen bin. Wir haben insgesamt 33 Jahre lang unser Leben gemeinsam verbraucht und ich bekomme oft zu hören, daß man mich um meine so schöne und sportliche Frau und unsere Gemeinsamkeit in der Freizeit beneidet hat. Wir haben die Ehe und die Gemeinsamkeit wirklich gelebt .

    Die Famile war das Wichtigste in ihrem Leben. Sie war der ruhende Pol unserer Famile.

    Unser Leben war eine einzige Erfolgswelle bis zu diesem Tag, diesem Unfall der alles zertrümmert hat.

    Der Anruf der Polizei auf der Arbeit und die Identifizierung waren das Schlimmste was ich bisher erlebt habe.

    Die Kinder und ich, unsere Familien und unsere Freunde wir waren tagelang im Schockzustand. Selbst jetzt gerade ist es schwierig darüber zu schreiben ohne zu weinen. In meinen Gedanken bin es oft ich der den Unfall erlebt und sehe sterbend in den Himmel dieses so sonnigen schönen Tages.


    Unsere beiden Töchter sind 20 und 17 Jahre alt, unser Sohn 14.


    Die Welt um uns herum dreht sich weiter - alles steht noch wo es doch einstürzen müsste. Die Sonne scheint vom Himmel - was mir oft wie Spott erscheint, wo sie doch so ein Sommer-Sonne - Mensch war.

    Ich trauere um die Leichtigkeit und Lockerheit und Selbstverständlichkeit mit der wir gelebt und uns geliebt haben, die ich nie wieder erleben werde. Ich sehe meine Kinder trauern und habe doch kaum Energie um sie zu unterstützen. Ich will mich auch nicht von unseren Freunden ablenken lassen - ich sitze dann als fünftes Rad am Wagen beim Grillen und es ist mir zu anstrengend über Themen mitzureden die mich nicht mehr interessieren weil ich keinen Kopf dafür habe. Mittlerweile sage ich Ablenkungsaktionen ab und verbringe lieber die Zeit mit den Kindern

    Firefly

  • Lieber Firefly,

    ich kann mit dir fühlen - 11 Wochen, das ist noch so "frisch". Mein Mann ist vor 15 Wochen von uns gegangen.


    Ich bin aktuell auch lieber alleine oder verbringe Zeit mit meinem erwachsenen Sohn- meine restliche Familie und eine Hand voll Freunde, die uns geblieben ist (mein Mann war lange krank, da dünnen sich die Reihen mit der Zeit aus), haben die ersten Wochen auch versucht, mich ständig abzulenken. Ich fühle mich in geselligen Runden nicht wohl, und ja, manchmal emfinde ich auch das schöne Wetter, das Vogelzwitschern als Hohn. Eigentlich müsste der Himmel wolkenverhangen sein und es müsste den ganzen Tag regnen.


    Ich wünsche euch, dass ihr euch gegenseitig stützen und unterstützen könnt, du und eure Kinder! Es tut mir so unfassbar leid für euch!


    Ich habe mich von Anfang an hier in diesem Forum verstanden gefühlt und ich hoffe, dass es dir ebenso geht, dass du hier ein bisschen deinen Schmerz und deinen Kummer teilen kannst, und weißt, du musst nichts erklären, jeder hier versteht deine Gefühle ganz genau.

  • Hallo Tina

    Wenn man nicht selbst betroffen ist, kann man die Gefühle, die Trauer nicht nachvollziehen.

    Wir hatten dieses Thema oft wegignoriert - auch wenn wir von tötlichen Skitourenunfällen erfahren haben, so denkt und hofft man immer soetwas trifft einen nicht. Vielleicht könnte man sonst gar nicht frei und unbeschwert leben.

    Mir sind die Menschen lieber die offen sagen daß sie lieber Nichts sagen und auch nicht wissen wie sie mir helfen können.

    Es trennt sich die Spreu vom Weizen.

    Ich hätte mich so gerne von ihr verabschiedet. Man nimmt in der täglichen Routine dieses Glück das man erleben darf nicht als etwas Besonderes war.

    Ich kann mich an eine Hüttenwirtin erinnern, auf deren Hütte wir bei einer Mountainbiketour gerastet haben die zu mir sagte

    ich solle auf diesen Schatz immer gut aufpassen und welch tolle Frau ich hätte daß sie diesen anspruchsvollen Berg mit mir hinaufgefahren ist. Mir war das schon bewußt, da viele meiner Freunde solche Touren nur mit ihren männlichen Kumpels fahren können. Bei uns war es so, daß meine Frau oft die einzige Frau war und den Jungs beim Abfahren deren Grenzen aufgezeigt hat.

    Ich finde mich hier sehr gut verstanden eben weil sich hier Betroffene austauschen, die um den Schmerz des Anderen wissen.

  • Hallo Firefly,


    auch von mir herzliches Beileid.

    Ich habe meinen Mann vor einem Jahr, am 11.9.17 verloren, 2 Monate nach ED, Bauchspeicheldrüsenkrebs.

    Ein kurzes, aber sehr schweres Leiden, niemals werde ich diese Zeit vergessen. Sie hat sich so stark eingeprägt. Es ist auch ein Teil von mir "mitgegangen", für mich war er auch mein Mann, mein Geliebter und allerbester Freund und der beste Papa der Welt für meine drei Kinder.

    Dieses Forum hilft mir sehr, man kann einfach so die Gedanken aufschreiben und niemand fühlt sich genervt ( hoffentlich )


    Auch mir blieben nur wenige Menschen, solche, die mich "aushalten", wenn wieder einmal so aus heiterem Himmel die Tränen fließen und das passiert auch nach einem Jahr noch häufig.


    Ich selbst habe mich auch von Freunden getrennt, oberflächliche Menschen, von denen ich es vorher niemals gedacht hätte.


    Alles Liebe


    Michaela

  • Lieber firefly,

    Herzliche Anteilnahme und herzlich willkommen bei uns. Ja wir alle hier können dich einfühlsam verstehen. Du kannst jeden Tag das gleiche schreiben, denn der tiefe Schmerz wird lange andauern und diese schlimmen Gedanken gehen uns täglich durch den Kopf. Viele können uns nicht verstehen, nicht weil sie nicht wollen, nein weil sie es nicht erlebt haben und nicht annähernd fühlen können, wie es in uns aussieht. Mein Mann ist am 27.2. mit 54 Jahren nach einer über 3 jährigen schlimmen, seltenen Krebserkrankung von mir gegangen. Wir haben bis zum letzten Tag gehofft, dass es wieder wird und somit auch nie darüber gesprochen. Es ist schon über ein halbes Jahr her, ich fühle mich als ob es gestern gewesen wäre, weine täglich öfter und bin sehr traurig und kann an dem sich weterdrehenden Leben nicht mehr teilnehmen. Unsere 31 jährige Ehe war für so einen Schicksalsschlag viel zu gut, dass ich jemals darüber hinwegkomme. Mein halbes ich ist mit gestorben. Mein Mann war immer für mich da. Hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen und mich verwöhnt. Und jetzt nichts mehr, nie mehr einen Urlaub mit ihm, nie mehr unsere Lieblingsbeschäftigung, gemeinsame Radausflüge. Allein der Gedanke ist unerträglich. Ich bin auch am liebsten alleine zu Hause oder bei meinen 2 Töchtern und inzwischen 2 Enkeln von denen er eines noch gewusst aber nicht mehr erlebt hat. Er hat seine Kinder und die Enkeltochter über alles geliebt und wollte seinen neuen Enkel Sohn doch auch in seinen Händen halten. Das tut mir schon wieder so weh. Jeder Gedanke schmerzt unendlich. Helfen können wir dir leider nicht aber fühle dich hier verstanden und schreib deine Gefühle, so oft du willst.

    Wünsche euch allen eine ertägliche Nacht.

  • Lieber Firefly!


    Es tut mir so sehr leid für dich und deine Kinder und ich habe auch tiefstes Mitgefühl für alle anderen in diesem Forum deren Geschichten ich seit geraumer Zeit tief betroffen mitverfolge.

    Besonders Dein Schicksal Firefly erinnert an das Meine. 7 Monate habe ich nun schon überlebt. Auch mein Mann starb bei einem Unfall - er wurde einfach überfahren mit 51-, gleich lang verheiratet, 3 Kinder im ähnlichen Alter, und immer Aktion. Und ja, auch wir waren das Traumpaar, immer schon!


    Mich wundert es wirklich, daß ich nicht alleine schon wegen des Sehnsuchtsschmerzes gestorben bin. Dass ich tatsächlich überlebt habe verdanke ich auch meinen wundervollen Büchern die anstelle meines Geliebten neben mir im Bett liegen. Besonders die Bücher des Psychologen Roland Kachler. Ich weiß nicht ob ich das hier im forum darf aber ich sag's dir einfach, weil mir seine Bücher sehr geholfen haben. Sie haben mich gelehrt, daß ich überhaupt nicht loslassen muß und motiviert meinen Trauerweg aktiv zu gestalten.


    Du und ich wissen nur zu gut, daß wir unsere über viele Jahre andauernde intensive Lebens- und Liebesbeziehung auch unserer "Beziehungsarbeit" verdanken. Und die Trauerarbeit ist nichts anderes wie eine Beziehungsarbeit. Nimm Dir Zeit und lass dich nicht zuviel ablenken! Am liebsten bin ich allein, gehe in die Natur.... bin aber nicht einsam, weil er ist bei mir!

    "Die Liebe bleibt" tatsächlich, sie ist stärker als der Tod! Meine fürchterliche Angst zu vergessen, wie er riecht, sich bewegt, sein Glitzern in den Augen,....war unbegründet.

    Er ist Teil von mir, so wie Deine Frau längst schon Teil von dir ist, sie kann dir nicht verloren gehen. Und bald - das Leben ist immer kurz egal wie lange es dauert - sind wir dort wo sie sind. Bis dahin gilt es für uns einfach durchzustehen und den Kindern beizustehen. Weil sich das deine Frau und mein Mann am allermeisten wünschen.


    Was mich auch überleben lässt: Mein Mann und ich waren schon immer dankbar, dass wir uns gefunden haben und überhaupt über unser geglücktes Leben, wohlwissend, daß viele ihr ganzes Leben lang vergeblich ihre Liebe suchen und so unzählige Menschen so viele fürchterliche Schicksale erleiden müssen. So hab ich es nicht wie du als ungerecht empfunden und mit Gott gehadert. Aber verdammt Scheiße!!! Ich wäre am liebsten sofort gestorben nur um bei ihm zu sein... Aber im tiefsten Abgrund meines Trennungsschmerzes war und bin ich erfüllt mit Dankbarkeit über unser gemeinsames Leben. Und das wünsche ich Dir auch von <3

    Vev

  • Lieber Firefly


    es muss schrecklich gewesen sein, die Identifizierung. Hattest du auch die Möglichkeit, dich von ihrem Körper zu verabschieden oder war es nur ein Fragen nach der Identität?


    Kinder - junge Erwachsene und im Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Das ist eine anstrengende Zeit, meist für die Eltern und auch für die Kinder. In dieser Zeit einen so einschneidenden Verlust erleben zu müssen, wirft all das durcheinander, was gerade Platz haben sollte. Wie gehen sie mit ihrer Trauer um?


    Du und deine Frau - das Traumpaar - das was sich so viele wünschen und nie im Leben bekommen, weil es nicht ist. Ich wünsche dir, dass du die vielen Erinnerungen immer wieder genießen kannst und daraus Kraft schöpfen kannst, für das Schwere.


    Der Schock, nach einem Unfall ist ein Schutz und es braucht Zeit, bis dieser Schutz sich langsam verabschiedet.

    Es gibt Zeiten, da wirst du - wie du auch schreibst - lieber alleine sein. Da fühlt es sich an, wie das 5. Rad am Wagen. Da sind die Gespräche kaum zu ertragen, weil sie "sinnentleert" sind.

    Und es gibt Zeiten, in denen das sich hinwenden zum Anderen ein bisschen Erleichterung schaffen kann.

    Achte genau auf deine Bedürfnisse. Und wage es auch, wenn du dich vielleicht wieder einmal für eine Einladung entscheidest darauf, dass du gehen kannst, wenn es dir zu viel wird. Gute Freunde verstehen das. Manchmal macht es Sinn, das vorher schon anzukündigen: Ich würde gerne kommen, weiß aber nicht, ob ich das durchstehe. Falls es mir zu viel wird, gehe ich einfach wieder heim. Das hat nichts mit euch zu tun, sondern mit dem Vermissen meiner Frau.


    Was machen deine Kinder und du so gemeinsam? Du hast ja geschrieben, dass du am liebsten deine Zeit mit ihnen verbringst.


    Ich wünsche dir heute einen Sonnenstrahl, mitten ins Herz hinein - vielleicht als lieben Gruß deiner Frau.


    Lg. Astrid.

  • Hallo Vev

    Danke für dein Mitgefühl und den Buchtipp - ich werde mir eines seiner Bücher bestellen. Auch wir waren dankbar drei gesunde Kinder zu haben und das Glück daß wir sehr viel Zeit miteinander verbringen konnten, da uns meine Schwiegermutter schon immer unterstützt hat und mit den Kindern im Garten gespielt hat während wir eine kleine Mountainbikerunde drehen konnten.

    Und natürlich ist es auch Arbeit in einer Beziehung - wir hatten als Trauspruch den kleinen Prinzen - die 3 Geheimnisse des Fuchses.

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Du bist zeitlebenes für deine Rose verantwortlich.

    Umso mehr du dich um deine Rose kümmerst umso wertvoller wird sie. Glaube, Liebe Hoffnung diese drei doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

    Sie war mein Rose und ich war ihre Rose. Wir waren auch dankbar dafür daß wir uns gefunden haben - haben andere Beziehungen scheitern sehen und uns oft gefragt warum andere so miteinander umgehen und nebeneinander herleben.


    Mir fällt es aber im Gegensatz zu dir enorm schwer wenn ich wie gestern am Sonntag Vormittag mit dem Hund am Fluss spazieren gehe und der Hund ins Wasser geht und ausgelassen mit einem Stock spielt, dann werde ich traurig und denke wir sind hier schon in der Jugend mit ihrem damaligen Hund spazieren gegangen. Wie schön wäre es wenn sie dabei wäre.

    Ich spüre sie dann wenn der Wind die Blätter bewegt - aber auch daß macht mich traurig und nicht dankbar für die so wundervollen 33 Jahre. Ich sehe dann eher die schöne Zeit die noch gekommen wäre. Deshalb kann ich auch nicht zu "ihrem" See rüberfahren wo wir 3 Tage vor dem Unfall noch den Sonnenuntergang auf dem Steg sitzend genossen haben.


    Hallo Astrid

    Die Identifizierung war genau so wie man das im Film immer sieht und es zieht einem einfach die Beine weg. Mehr kann ich dazu nicht schreiben. Es war das Schrecklistste was ich bisher erlebt habe.

    Wir haben Tage später dann alle zusammen nochmal von ihr Abschied genommen ihr Briefe und die Hühnergöttersteine die wir in den Pfingstferien an der Ostsee gefunden und die sie so mochte mitgegeben - auf eine sehr würdevolle Weise.


    Mein 14 jähriger wurde innerhalb 3 Tagen erwachsen. Er und meine 17 jähre wollen gar nicht so sehr über Sie sprechen. Der Kurze ist bei Youngwings aber er liest nur ab und an was. Spielte in den Ferien viel PC - jetzt mit der Schule und den Kumpels hat er wieder Aufgaben. Er übernimmt die Staubsaugarbeiten im Haus. Die 17 jährige kocht und bäckt gerne was wir auch gemeinsam machen.

    Sie muss jetzt auch viel für die Schule erledigen weil sie nächstes Jahr Abitur schreibt,

    Auch die 17 jährige will zur Zeit noch keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ich habe mit einer Kinderpsychologin telefoniert, die steht standby- meinte aber erstmal abwarten und beobachten. Die Große spricht mit mir darüber und geht zu einer Psychologin.

    Leider sind die Mädels dann wenn sie Zeit haben mit Freunden verabredet -so daß ich viel mit dem Kurzen so ein Vater - Sohn Ding durchziehe.


    Wir waren alle gemeinsam mit dem Camper in den Bergen zum Wandern - nur 4 Tage - aber immerhin- gute Touren nicht zu locker nicht zu schwer.. Mit dem Kurzen war ich Segelfliegen, Wakeboardfahren und viel im Schwimmbad und mit dem Hund spazieren. Nächstes Wochenende gehen wir mit einem Freund Segeln. Evtl. mache ich doch den Schein - ich habe das immer verschoben.

    Ich plane Osterferien mit dem Bulli wieder nach Korsika zu reisen - da hat es uns immer sehr gut gefallen.


    Deinen Tipp sich die Hintertüre zum Gehen offen zu lassen werde ich beherzigen.


    Ich war gestern im Schwimmbad und ein Freund der genauso innig mit seiner Frau lebt hat sich zu mir auf die Bank gesetzt einfach zugehört mit mir geweint und seinen Arm um mich gelegt und gesagt er als Polizist hat schon viel Leid gesehen und kann doch nur ansatzweise erahnen wie tief der Abgrund ist in den man stürzt. Das fand ich ganz ehrlich und gut

  • Lieber Firefly!


    Es ist sooo traurig. Undenkbar was du jetzt gerade durchstehen musst, es sind ja erst einige Wochen vergangen seit deine Frau gehen musste. Die Trauer hat meinen Schmerz in den letzten Wochen verwandelt, sonst hätte ich es nie überlebt. Nach wie vor denk ich 24h an ihn, manchmal mit einem Lächeln oft aber mit Tränen, nur fühlt es sich nicht mehr so an als würden mir die Eingeweide herausgerissen. Ich hab das Gefühl es geht ihm gut, mein Leben ist mir egal.

    Ich weiß genau wie du dich fühlst beim Laufen, Mountainbiken und dann wahrscheinlich auch beim Skifahren. Ich hab mich diesen Sommer nur einmal ins Boot getraut - wir waren begeisterte Kajakfahrer - und es war erschütternd. Das Schifahren streiche ich - wir haben uns beim Schilehrern kennengelernt.

    Tatsächlich ist das wichtigste die Liebe, es haucht allen Dingen erst den Zauber ein, ohne Liebe ist alles fahl. Und die Liebe ist das einzige was von einem Menschen bleibt. Glaube und Hoffnung kann uns jetzt sehr hilfreich sein. So ein schöner Trauspruch!

    Es ist wirklich großartig, daß du mit deinen Kindern so tolle Sachen unternimmst. Deine Frau ist sicher ganz stolz auf dich!

    Ich wünsche Dir, mir und allen anderen hier im Forum ganz viel Kraft!

  • Lieber Firefly,

    trotz des schrecklichen bei der Identifizierung bin ich für euch froh, dass ihr danach noch einen würdigen Abschied mit ihr hattet. Hast du ein paar der Steine auch für dich behalten? Oder fährst du wieder an die Ostsee, um welche zu sammeln?


    Deine Pläne und dass du spürst, was du brauchst und nicht brauchst, das finde ich wirklich schön. Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, auf sich selber zu achten und sorgsam mit sich umzugehen.


    Über die Trauer mit Kindern kann ich dir eine tabuFREI-Folge hier einstellen. Auch wenn sie keine kleinen Kinder mehr sind, so ist es für dich vielleicht ein kleines bisschen hilfreich.

    Die Unterschiede finde ich ganz normal und ich habe es mit der Therapeutin, zuerst einmal zuwarten, wenn nichts Auffälliges ist.

    Also, wenn du magst, schau rein. Und am Ende des ersten Teils einfach dranbleiben, dann verlinkt es in den zweiten.


    Lg. Astrid.


  • Hallo Vev

    Danke für deine Worte. Es hilft sehr hier darüber zu schreiben. Und ich fühle mich hier gut aufgehoben. Ich habe auch ein Buch in das ich Briefe an Sie schreibe. Das erinnert mich an meine Bundeswehrzeit wo ich ihr fast täglich geschrieben habe, da ich einiges entfernt stationiert war und sie manchmal ein paar Wochen nicht sehen konnte.

    Ich habe deinen Satz gelesen mein Leben ist mir egal und muss dir sagen daß Du an Dich denken und glauben musst. Auch im Sinne eines Erbes deines Mannes. Er wollte bestimmt nicht daß du den Kajak an den Nagel hängst und nie mehr wenigstens eine gewisse Freude und einen Trost in der Bewegung im Wasser verspürst.

    Wir waren im Sommer täglich Schwimmen und es tut mir gut gleichmäßig locker dahinzuschwimmen - es ist fast eine Art Meditation- insbesondere wenn niemand mit im Becken ist.

    Da ist Sie bei mir im Schwimmbecken.

    Ich kann mich genau an jede Kleinigkeit ihres Kraulstils erinnern so oft bin ich mit und neben ihr geschwommen. Haben uns am Bahnende bei Pausen getroffen wo sie mich spaßeshalber manchmal kurz untergetaucht hat.

    Beim Mountainbiken ist es dagegen richtig schlimm - auch weil man sich im Gegensatz zum Schwimmen da immer ausgetauscht über den vergangenen Tag oder sonstwas gequatscht hat. Da muss ich oft unvermittelt weinen weil ich sie so sehr vermisse.


    Für die Aktivitäten mit den Kindern muß ich mich auch überwinden und auf dem Campingplatz stand neben uns eine Familie die im Dezember ihr Kind verloren hatten. Sie haben unsere Trauer gespürt und uns dann irgendwann angesprochen.

    Die Trauer war bei jeder unserer Bergtouren anwesend und am Gipfelkreuz vermissten wir sie intensiv. Aber ich dachte mir - die Freunde sind alle in den Ferien weg - wir wären auch 3 Wochen weggewesen - ich muss die Kinder auch mal da rausholen. Darum auch wie von ihr verabredet zum Skifahren zu unseren Freunden sollte es nicht gehen brechen wir eben ab.


    Die Liebe bleibt ist ein Lied von Peter Maffay daß ein befreundeter Musiker nur mit Gitarre an ihrem Grab gesungen hat. Ich höre es immer und immer wieder. Ich bin eigentlich kein Peter Maffy Fan aber dieses Lied ist zu unserm Lied geworden.


    Hallo Astrid

    Danke für die Zeit die du vielen Trauernden hier im Forum schenkst und den Link. Ich werde in einer ruhigen Stunde das mit dem Kurzen angehen. Wir werden wieder neue Steine an der Ostsee finden - das waren ihre - und sollen es immer sein. Wir wollen auch Eimerweise Ostseesand mitnehmen und ihr Grab wie eine Düne aussehen lassen. Sie hat das Wasser die Sonne und das Meer geliebt.

    Ist mit mir und dem Hund kilometerlang am Strand spaziert. Ich spüre ihren Händedruck und sehe die Bilder vom Pfingsturlaub vor mir. Ich bin froh daß wir so oft in den Urlaub gefahren sind und gemeinsame Zeit verbracht haben. Die Liebe und die Zeit.

  • Hallo Firefly,


    mein Mann ist mit mir auch sehr oft in den Urlaub gefahren, aber bei uns war immer er der, der alles gemanaget hat und alles vorbereitet und ausgesucht.

    Ich habs dann mit ihm genossen. Aber jetzt habe ich kein Verlangen mehr ohne ihn was zu machen. Nicht mal das Radfahren, das er und ich so geliebt haben,

    gefällt mir noch alleine.

    Meine Tochter möchte mit mir heuer noch eine Woche wegfahren. Aber ich weiß gar nicht, ob ich das will. Es kommen doch nur

    die Erinnerungen hoch, an unsere gemeinsamen Urlaube.


    Es ist einfach so traurig und ich vermisse alles von und mit ihm.

  • Hallo Maria

    es geht mir im Grunde wie Dir - Ich vermisse sie so sehr und kann doch Nichts ändern an dieser Situation. Wir haben uns immer wie selbstverständlich auf ein Reiseziel geeinigt - Sie hat dann immer alles organisiert. Oft sogar noch eine Alternative geplant und einen Plan B falls das Wetter nicht mitspielt im Plan A. So viele Dinge um die sie sich wie selbstverständlich gekümmert hat müssen wir nun selbst erledigen und da passieren Fehler und es läuft auch mal nicht so wie es soll. Wir können nur versuchen es immer besser zu machen.Ihre Perfektion werden wir nie erreichen.

    Ich möchte auch am liebsten im Bett liegen bleiben und nicht zur Arbeit gehen und mich von der Welt abschotten die so normal weitergeht als wäre sie nie da gewesen. Ich hoffe jeden Tag daß der Trauerschmerz nachlässt ich nicht aus dem Büro gehen muss um mich auf der Toilette zu verstecken weil sonst jeder mein Weinen sehen würde.

    Es gibt nur die Hoffnung - momentan möchte ich die Zeit zurück oder vordrehen - so wie es jetzt ist ist es grausam.

    Ja du musst zurück ist Leben und in den Urlaub so schwer es fällt so kann es doch nur diesen positiven Weg geben damit fertig zu werden. Du mußt daran glauben irgenwann dem Leben auch wieder etwas abgewinnen zu können.

  • Lieber Firefly, deine Überschrift sagt aus, dass du es erkannt hast. Sie ist weg, aber ihre Liebe bleibt bei euch .

    Auch deine Antwort an Maria zeigt, dass du eine starke Seele hast.Trotz deiner Trauer kann man den positiven, tollen Menschen erahnen, der du warst und noch immer bist.


    Du trägst eure Liebe in dir und das wird dir auf deinem Weg helfen.


    Ich hoffe, dass du Menschen hast, die dich unterstützen und dass du nicht alles alleine schultern musst.

  • Ja wenn nicht alles so schwer und sinnlos erscheinen würde. Bei mir werden es schon bald 7 Monate

    und ich weine noch jeden Tag öfter.


    war heute nochmal baden bei unserem Freibadweiher. Es war wunderschön, nur 5 Leute dort weit verstreut.

    Man konnte so richtig abschalten und ich war sehr eng mit meinem Mann verbunden, weil wir dort doch

    immer zusammen gebadet haben. Morgen noch, dann wird geschlossen. So eine Saison ohne meinen

    geliebten Mann ist rum.


    Ach ich vermisse ihn in jeder Sekunde.


    Wünsche eine erträgliche Nacht.

  • Hallo Maria

    ich war heute auch noch mal bei uns im Freibad - der letzte schöne Tag der Saison. Ich finde es gut daß du es wunderschön gefunden hast. Das zeigt, daß noch Lebensmut in dir steckt.


    Ich habe schon seit meiner Kindheit dort eine Saisonkarte und wir als Famile gehören schon fast zum Inventar. Unsere Kinder konnten schon mir 4 Jahren schwimmen und wir haben die Zeit dort immer sehr genossen. Momentan gehe ich nur zum Schwimmen hin, und ich habe genau das gleiche Gefühl dort im Wasser ist sie immer sehr nah bei mir. Oft saßen wir dann noch auf eine Kugel Eis um das Becken und haben die Sonne genossen. MIr tut es so leid, daß sie diese schönen Momente nicht mehr erleben darf.

    Die Trauer wird bei mir auch immer noch stärker, manche Tage sind etwas besser, andere bleischwer beladen.

    Mein Vater hat heute zu mir gesagt, daß es eben so schlimm für mich ist, weil wir seit unserer Jugend zusammen waren und unsere Persönlichkeiten gemeinsam entwickelt und aufeinander abgestimmt haben. Sie war auch mein bester Kumpel und mein Mädel.

    Mir fehlt der Austausch mir ihr bei einer Tasse Kaffee nach dem Abendessen auf der Terrasse. Wie sie die Beine überandergeschlagen die Arbeitsproblemchen mit mir besprochen hat. Wenn ich dann aufstehen wollte um das Geschirr reinzutragen hat sie immer gesagt - lass die Hektik, bleib noch 5 Minuten sitzen bei mir, der Abwasch kann warten. Sie war der ruhende Pol, der Anker, der Fixpunkt der mir jetzt im Leben fehlt.

  • Hallo firefly,

    Das war bei uns auch alles so. Ich war gerade 17, er 20. Seit dem sind wir zusammen davon fast 32 Jahre verheiratet, haben alles miteinander unternommen entschieden und besprochen. Jedes kleine Problem. Er war mein Leben, er war die treibende Kraft, so sitze ich jetzt alleine da und muss mich wirklich zu allem aufraffen. In 6 Tagen sind es 7 Monate. Aber ich kann nicht im geringsten feststellen, dass es mir besser geht. Im Gegenteil. Gerade weine ich zum 1. Mal heute. Es ist alles so aussichtslos, kann nicht mal unser neues Enkelkind so richtig genießen, weil ich mir schlecht vorkommen, weil er es nicht mehr haben darf. Bei allem "schönen" was ich mache tut er mir unendlich leid, weil er es nicht mehr kann. Es zerreißt mir das Herz und die Umwelt meint, ich müsste doch schon drüber weg sein. Gestern als ich die Betten überzogen habe, hab ich es so sehr vermisst. Er hat immer abends gesagt Danke für das schöne frische Bett. Bei all den Kleinigkeiten und das sind tausende am Tag, da bin ich unendlich traurig. Wie du sagst. Kein gemeinsames Essen mehr in Ruhe, keine Gespräche, keinen liebevollen Kuss mehr, keine Umarmung, keine liebevolle Berührung keine Massage...............einfach gar nix mehr. Nur die Hoffnung auf ein Wiedersehen, aber wann? LG Maria