Nie, nie wieder / Schuld

  • WIEDERHOLUNGEN sind BALSAM für die SEELE!


    Gerade in der Trauer mag vieles immer wieder und wieder und wieder wiederholt werden.

    Und wenn das hier nicht Anerkennung findet, wo dann?


    Darum lieber Frank - immer drauf los wiederholen.

    Lg. Astrid.

  • Ihr Lieben,


    es sind nun schon über zehn Monate vergangen, seit meine Frau gestorben ist. Meine Trauer wird nicht weniger, jeder Tag wird eher schlimmer, denn mit jedem Tag vermisse ich sie ja länger. Ich denke immer noch, dass es allmählich Zeit wird, dass sie zurückkommt. Kann immer noch nicht damit klar kommen, dass es nie, nie wieder sein wird.


    Von einigen Menschen habe ich mir inzwischen sagen lassen, dass meine Trauer pathologisch sei. Darüber gibt es ja auch jede Menge Literatur. Also frage ich mich einerseits, ob ich nun wirklich verrückt geworden bin und andererseits, was daran pathologisch ist, wenn man nach dem Tod seiner Frau in tiefe Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung fällt und dieser Zustand anhält.


    "Du musst loslassen und nach vorn schauen", heißt es dann immer. Aber wie geht los lassen? Und wie soll man mit 68 Jahren nach vorn schauen? Was soll es denn da zu sehen geben außer Einsamkeit?


    In den Jahren, in denen ich meine Frau gepflegt habe, habe ich zwangsläufig das Leben für zwei Menschen organisieren müssen. Und ich finde, das habe ich sogar einigermaßen gut hingekriegt. Jetzt - für mich allein - schaffe ich gar nichts mehr.


    Tut mir leid, dass ich anderen keinen Trost spenden kann, weil ich so sehr mit mir selbst beschäftigt bin.


    Liebe Grüße


    Frank

  • Lieber Frank,

    wir sind hier um DIR Trost zu spenden, wenn du ihn brauchst.

    Niemand muss loslassen. Wer so spricht hat das noch nicht erlebt.

    Du bist auch nicht verrückt, denn es geht uns allen genau wie Dir.

    Trauer und Hoffnungslosigkeit hören nicht auf. An manchen Tagen werden sie

    noch intensiver, leider. Das hat nichts mit dem Alter zu tun sondern mit der

    Verbundenheit zum geliebten Menschen.

    Mir geht es genauso wie Dir, ich muss mich zu allem zwingen. Dazu kommt diese

    Herbststimmung, das Wetter usw. Ich bin 63 und habe auch ständig die Bilder

    meines kranken Mannes vor Augen. Dann kommen wieder die Tränen.

    Ich denke dann an die guten Zeiten, als er noch gesund war und versuche mir

    die schönen Stunden ins Gedächtnis zu rufen. Und daran denke ich dann ganz fest.

    Alles was uns bleibt, sind diese Erinnerungen, vor allem die schönen. Wie glücklich deine Frau mit Dir war, dieses kann dir keiner nehmen. Wie dankbar sie Dir ist, dass du sie gepflegt hast

    und nicht fremde Personen.

    Daran müssen wir denken und dass es deiner Frau und meinem Mann dort besser geht wo sie jetzt sind.

    Deshalb müssen wir sie nicht loslassen, in unseren Herzen werden sie immer bleiben, und das ist auch gut so.

    Lieber Frank, ich trauer und weine mit Dir, in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.

    Je größer die Liebe,desto größer die Trauer. Wir schaffen das ganz bestimmt.

    LG Pewie

  • lieber Frank,


    du trauerst um deine frau,

    und dir ist das schrecklichste passiert, was dir passieren konnte.


    10 monate ist schon so lange, weil sie so lange schon fehlt.

    und 10 monate ist so kurz für die trauer um den liebsten menschen.


    ich weiss nicht, woher diese menschen sich das recht nehmen,

    deine trauer in einen medizinischen kontext zu stellen.

    zu behaupten, sie sei pathologisch, also krank.


    ich finde, solche äusserungen sollten mit strafen belegt werden.

    ich finde sie empörend!


    das mit dem "loslassen" habe ich auch gehört.

    es hilft nur kein bisschen weiter.

    es ist für mich gerede, überflüssiges gerede, von leuten, die wenig nachempfinden können,

    wie es in einem menschen aussieht, der sein allerliebstes verloren hat.


    wenn man doch einfach solche nutzlosen bemerkungen vergessen könnte...

    aber sie bleiben hängen und wirken wie gift.


    ach Frank, ich glaube, es ist nicht krank, zu trauern, sondern NOT-WENDIG!


    das beste, was ich dazu gehört habe, ist ein satz von Chris Paul:


    Trauer ist nicht das Problem. Trauer ist die Lösung.


    ich hab ein buch von ihr vorgestellt, in der Sparte "Dies und Das" und da dann bei "Tipps: Bücher und andere Medien".

    dieses buch hat mir sehr geholfen.

    auch das video mit einem interview mit Chris Paul (s. mein eintrag dort vom 21.november)

    ist immer noch sehr hilfreich für mich.


    lieber Frank, darf ich dich in die arme nehmen?

    ich schick dir wärmende helle gedanken

    und ich freu mich, dass ich dich hier ab und zu treffen kann.


    Bea


  • Lieber Frank, ich finde das normal, dass Du noch so trauerst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei mir nach 10 Monaten besser ist. Wenn man den Partner gepflegt hat, wächst man noch mehr zusammen. Geht mir genauso. Ich bekomme nach 6 Wochen gesagt, ich solle nach vorne schauen und mein dauerndes weinen wäre nicht normal. Kann mir jemand verstehen, der seinen Partner selbst verloren hat. Man fällt in ein tiefes Loch. Auch ich habe gar keinen Antrieb mehr und sehne mich mir noch bei ihm zu sein. Jeden Tag mehr statt weniger. Lesen Deine Gefühle also gut nachvollziehen. Trauere solang dass für Dich wichtig ist. Der Schmerz vergeht glaube ich nie

    Wünsche Dir einen einigermaßen erträglichen Tag

    Lg Ingrid

  • I

    In den Jahren, in denen ich meine Frau gepflegt habe, habe ich zwangsläufig das Leben für zwei Menschen organisieren müssen. Und ich finde, das habe ich sogar einigermaßen gut hingekriegt. Jetzt - für mich allein - schaffe ich gar nichts mehr.

    Lieber Frank,


    ich habe meinen Mann zwar nicht jahrelang gepflegt, weil er zumzu seinem Glück erst in denletzten 4 Wochen vor seinem Tod so schwach und hilflos war, das er mich mehr oder wenig ständig brauchte, aber trotzdem die langen Jahre vorher, war er auch oft so krank, das ich vieles für ihn mit regeln musste .


    Die Zeit die das in Anspruch genommen hat, ist nun mit nichts mehr gefüllt, man muss lernen sie mit etwas anderem zu füllen, das ist das Problem. Gerade heute frage ich mich wieder wie ich das in Zukunft machen soll, aktuell gelingt es mir nur bedingt, muss ja erst im Januar wieder arbeiten, ich merke wie die Tage sich ziehen und ich auch nicht wirklich viel schaffe.Außerdem stelle ich mir immer wieder die Frage, weshalb soll ich das jetzt überhaupt schaffen ?? Für wen?.


    Damit bist Du nicht allein und deine Trauer ist eben nicht pathologisch sondern ewas vollkommen normales.Egal was manche Ärzte und auch die Krankenkassen dazu sagen.


    Ich drücke Dich, es ist schön das Du dich mal wieder gemeldet hast.


    LG Gabi + Mäuschen

  • Lieber Frank,

    nachdem ich Deinen Beitrag gelesen habe laufen mir die Tränen. Was gibt es nur für Menschen, die so wenig oder keine Empathie haben und sich in meinen Augen respektlos Dir gegenüber verhalten.

    Trauern darf man so lang man will und es für sich selbst braucht. Ob Wochen ,Monate oder Jahre. Diese Entscheidung sollte einzig und allein bei dem Trauernden bleiben.

    Du hast Deine geliebte Frau verloren, den Menschen der mit Dir durchs Leben ging. Trauere so lang Du es brauchst.

    Ich wünsche Dir viel Kraft, ich wünsche Dir liebe Menschen zur Unterstützung, und ich wünsche Dir ein wenig Sonne in den dunklen Tagen.

    Liebe Grüße Ros

  • Liebe Ingrid,


    es steht mir nicht zu, Deine Psychologin zu kritisieren. Aber nach so kurzer Zeit scheint mir die Einschätzung doch sehr gewagt. Bei mir wurde nach vier Wochen erst richtig schlimm, und das hält bis heute an. Selbst das kann normal sein, kannst du in der Literatur lesen. Obwohl ich auch glaube, dass ich allmählich verrückt werde.


    Liebe Grüße


    Frank

  • Lieber Frank, ich habe für mich entschieden, dass ich meine Trauer zulasse, solange sie dauert. Ganz weggehen, wird der Schmerz sowieso nie. Dafür habe ich meinen Mann zu sehr geliebt. Mich tröstet, dass er das bis zum Schluss wusste und mir einen Tag vor seinem Tod sagte, ich wäre etwas ganz besonderes für ihn gewesen. Einen größeren Leibesbeweiss gibt es gar nicht

    Unsere Partner wollten uns nicht alleine lassen, sie mussten gehen. Ich höre nicht auf alles, was die Psychologin mir sagt.Ich suche mir dass raus, was mir gut tut. Vor allem keine Antidepressiva. Habe ich abgelehnt. Nehme ich nicht. Auch ich habe ab und zu dass Gefühl,ich werde verrückt oder drehe durch. Dieses Gefühl schreiben aber viele hier. Scheint a l so auch zur Trauer zu gehören

    Lg Ingrid

  • Liebe Ingrid, lieber Frank,

    Ich denke auch, dass noch alles normal ist bei uns dreien. Die Trauer wird nie aufhören, liebe Ingrid, das denke ich auch. Dafür war unsere Liebe eben viel zu groß, da kann die Trauer nicht

    Klein sein.

    Tageweise geht es ganz langsam besser bei mir und dann kommt so ein Tag wie gestern und das weinen ging von morgens bis abends. Ich dachte auch ich werde verrückt. Konnte keinen Ausweg mehr sehen.

    Heute war der Tag wieder besser.

    Lieber Frank, so wie Dir und mir geht es wohl allen hier im Forum. In der Sendung sagte man ja auch, dass es bis zu einem Jahr dauern kann.

    Bei mir wird es sehr viel länger gehen, wohl bis ans Ende meines Lebens. Ich werde versuchen, meine besonders schlimmen Trauerschübe etwas erträglicher zu machen. Dann halte ich es aus. Wie, weiß ich noch nicht.

    Einen trauerfreien Schlaf wünsche ich euch beiden und mir

    LG Pewie

  • Liebe Pewie, Du bist nicht alleine. Meine Trauer wird wohl auch bis zu meinem Ende andauern. Ich habe meinem lieben Mann so viel zu verdanken. Er war ausser meinem Kindern dass beste, was mir im Leben passiert ist. Auch ich habe gestern jungs heute zwei besonders schlimme Tage gehabt. Ich habe auch von morgens bis abends geweint. Hoffe dass ich es auch ein wenig in den Griff bekomme. Anger dass wird noch dauern. Ist noch so unwirklich für mich.Denke immer er kommt gleich heim??

    Eine erträgliche Nacht

    Lg Ingrid

  • Hallo Pewie

    deine Worte gehen ans Herz und es liegt viel wahres darin.

    liebe Grüße

    Karlheinz

  • Lieber Frank,

    Bei Uwe habe gerade deine Gedanken zum heutigen Tag gelesen. So etwas lässt einen nicht los, geht mir genauso. Der Tag, an dem der Professor uns das vernichtende Urteil nach der CT mitteilte, ein Todesurteil. Der schlimmste Tag unseres noch gemeinsamen Lebens.

    Ich kann dir keinen Trost geben, habe selber keinen. Aber du weißt, dass wir da sind für dich und alle so schreckliche Erinnerungen haben.

    Wird man die jemals los?

    Ich versuche dann sofort schöne Erinnerungen in den Kopf zu kriegen, manchmal klappt’s.

    Ach Frank, wir müssen viel aushalten, aber wir schaffen das, glaube mir, irgendwie.

    LG Pewie

  • Liebe Pewie, Lieber Frank, Auch ich kenne das mit dem vernichtenden Ergebniss der CT. Wir bekamen es am 15. Oktober. Dummerweise oder ich weiß nicht wie ich es neben soll, hatte mein Mann noch einen bestehenden Leistenbruch, für den die Op aufgrund seines schlechten Allgemeinzustandes immer verschoben wurde. Vielleicht durch den Stress , oder ich weiß es nicht, wurde dieser noch akut. Er wurde am Abend noch notoperiert. Die Ärzte meinten sogar, er könne während der Op sterben, wegen der Copd(er hatte Gold Stadium 3). Das war für seinen Körper zuviel. Er erholte sich nicht mehr und starb genau eine Woche später. Ich kann Eure Erinnerungen nachfühlen, ging es uns genauso. Erst Todesurteil, dann Not Op zum Schluss doch der Tod.

    Ich bin in Gedanken bei euch und drücke euch

    Lg Ingrid

  • Hallo Frank,

    da bist du ja wieder. Habe dich bei Uwe gesehen. Ich hoffe es geht dir ein bisschen

    besser.

    Ich mache mir auch oft Vorwürfe, ich hätte etwas oder sogar vieles besser machen

    müssen. Aber ich weiß, dass ich zu der Zeit nur funktioniert habe wie eine Automatik, um die letzten Tage des Lebens meines schwerkranken Mannes zu organisieren. Dabei ging es einem selbst so schlecht, man hat es aber nicht zugelassen und alles verdrängt.

    Heute mache ich mir Vorwürfe, ich hätte noch dieses versuchen müssen und ihm jenes noch sagen müssen. Habe ich aber alles nicht, weil ich zu dem Zeitpunkt meinte, dass alles so richtig ist.

    Selbst wenn wir was falsch gemacht oder vergessen haben, ich bin mir 100%ig sicher, dass es unsere geliebten Menschen uns niemals vorhalten oder übel nehmen würden.

    Wir werden sie bestimmt Wiedersehen, davon bin ich überzeugt, aber dann wird alles anders sein und niemand denkt mehr an unsere Fehler, lieber Frank, die sowieso schon längst verziehen sind.

    Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft

    LG Pewie