Gedichte, Sprüche und Geschichten

  • Ende Des Regenbogens





    Ganz weit draußen am Ende des Regenbogens werde ich auf dich warten!
    Und wenn du dann endlich kommst, werde ich sitzen bleiben mit verschränkten Armen über den Knien, damit du nicht zu früh erfährst, mit welcher Sehnsucht ich dich erwartet habe!

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    Deine Botschaft





    Im Traum empfange ich Deine Botschaft: Du sagst es geht Dir gut in Deiner neuen Welt!
    Du bist glücklich dort. Du willst auch mich glücklich sehen.
    Der Kreis des Lebens hat sich zu einem Ring geschlossen, den Du in meine Hände legst, in Liebe und Verbundenheit.
    Ich muss erst meinen Kreis vollenden, dann darf ich sein wo Du schon bist, in einer anderen Form des Lebens, der Liebe, Freiheit und des Glücks.
    Du sagst: "Wir sind doch nicht verloren, nur unsere Wege sind getrennt. Betrachte die Zeit
    mit mir hier auf Erden als ein wunderbares Geschenk."
    Du sagst: "Du brauchst mein lächelndes Gesicht, mein frohes Herz. Das macht Dich frei."
    Ich empfange Deine Botschaft. Ich verstehe ihren Sinn.
    Das ist einfach zu begreifen, doch sag: ""Wie setze ich es um ? ? ?"


    Ich vermisse Dich hier auf der Erde, auch wenn ich weiß Du bist mir nah!
    Wie geh ich um mit meiner Sehnsucht, mit all meinen Erinnerungen?
    Ich weiß, ich muss es akzeptiern, auch wenn es schwer und schmerzlich ist.
    Bitte hilf mir dabei weiter zu leben, bis ich in Deiner Welt einst bin.

  • Worte fehlen,
    Bilder quälen,
    zurück bleibt ein Riss in meiner Seele,
    gefüllt mit Tränen.
    Du wirst von Engeln geleitet
    Und meine Liebe dich begleitet.
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    Ich geh zum Grab und schau nach oben,
    schick dir nen Gruß vom Erdenboden.
    Und frag mich: "Gott, warum?!"
    Doch alle Welt bleibt stumm.
    "Warum musstest du mir Papa rauben?"
    Ich kann es immer noch nicht glauben!
    Und trotz allem ist Papa da,
    er ist mir immer noch so nah.
    Als guter Engel beschützt er mich,
    schickt mir durch Wolken stets ein Licht.
    Ein Licht als Gruß, der mich tief bewegt,
    wenn du für Momente in meine Welt einschwebst.
    Und trotz Tränen weiß ich dann,
    dass du mich doch noch trösten kannst
    und für immer in mir weiterlebst.
    **************************************************************************************************************


    Warum so früh?
    Wann werden wir uns wieder sehen?
    Wann wird meine Trauer vorüber sein.


    Tränen
    Tränen auf meinen Gesicht.
    Tränen auf meiner Seele.
    Jeden Tag.


    Sehnsucht.
    Sehnsucht in meinen Herzen.
    Sehnsucht tief in mir drin.


    Schmerz in meinen Körper
    Schmerz der mich quält.


    Trauer
    Trauer so unendlich.
    Trauer wie ein schwarzer Schleier, der alles verhüllt.


    Gewissheit des nie wieder,
    Gewissheit du bist nicht mehr da.


    Hoffnug auf ein Wiedersehen
    Hoffnung auf eine bessere Welt


    Dankbarkeit
    Dankbarkeit für jede Sekunde mit dir
    Dankbarkeit dich gekannt zu haben.


    Und die Frage
    Warum musstest du so früh gehen?
    Warum so früh?


    Wann?
    Wann werden wir uns wieder sehen?
    Wann wird meine Trauer vorüber sein.


    Und irgendwann da wird es Antwort geben
    und Erleichterung unser Herz erfüllen, daran glaube ich.


    Für dich... Ich liebe und vermisse dich
    und ich denke jeden Tag an dich,
    wie könnte ich anders.
    ich werde dich nie vergessen,
    du warst einfach wunderbar.


    --

  • hallo, ich habe ein Gedicht geschrieben, es hilft mir meine verworrenen und widersprüchlichen Gedanken und Gefühle zu ordnen, mein Mann starb nach einer schweren Krebserkrankung Anfang november.Hier das Gedicht:



    Mein herz ist so schwer


    Ich habe dich geliebt, vermisse dich,
    das Leben mit dir war nicht einfach für mich.
    Hast immer alle Gefühle auf eine Karte gesetzt.
    Ich bin froh, dass du mich nun nicht mehr verletzt.
    Und weinend erkenne ich, dass es so ist:
    Du bist gegangen schon lange, bevor du gegangen bist.


    Hast in deinem Leben eine Festung gebaut.
    Hast nicht mir, nicht dir noch jemand Ander`m getraut.
    Glaubtes du müsstest dich schützen, doch vor wem, frag ich dich
    All deine Angriffe waren so unnötig,
    immer zu schießen, damit`s kein anderer vor dir tut,
    nur keine Schwäche zeigen, dann lieber doch die Wut,
    auf alles, was dir im Leben so zugesetzt
    auf alles was dich im Leben hat verletzt.
    Es war Vergangenheit, doch die wunde klaffte weit offen
    In deinem Herzen war die Seele zerbrochen.
    Verpackt und verdrängt hattest du alles sehr gut,
    doch dich dir selbst zu stellen, dafür fehlte der Mut.


    So habe ich dich schon lange vermissen müssen
    Konnt immer nur Deine Lippen küssen.
    Deine Hände spüren, Worte hören, aber dein Herz war nicht da.
    Deine Liebe war so fern, als ich in deine Augen sah.
    Warst oft sehr weit von mir entfernt
    ich frag mich, wo hast du diese Liebe gelernt.


    Doch eines Tages warst du dann zu schwach,
    hast gekämpft dagegen eine halbe Nacht.
    Ich habe mit dir all das durch gestanden,
    bis wir gemeinsam einen Frieden fanden.
    Es war so gut das alles mit dir zu fühlen,
    dir nah zu sein, ein Teil von dir, deine Ängste zu kühlen.
    Ich glaube dass du in dieser Nacht verstanden hast,
    wie Liebe wirklich ist, hast abgeworfen die Last.
    Konntest mir endlich vertraun,
    musstest keine Mauer mehr baun.
    Warum so spät!!! Das Leben war so lang
    Warum so spät!!! Erst bei Deinem letzten Gang.
    Ich trauer tief um die verlorene Zeit,
    hätt gern schon viel früher geteilt dein Leid.
    Ich danke Gott für den Frieden dieser letzten Tage
    Er schenkte, was für mich unglaublich schien
    Wir konnten uns nah sein in dieser schweren Lage
    Und dass wir in Frieden auseinander gegangen sind.
    Als ich wegging von deinem offenen Grab,
    an diesem kalten und stürmischen Tag.
    Habe ich eines ganz schmerzlich erkannt:
    Du bist vor dir selbst davon gerannt.
    Und ich konnt dich nicht einholen, du bliebst nie stehen
    Ich konnt dir nicht helfen, langsam zu gehen.
    Es gibt dinge im Leben, die man nur selbst ändern kann
    Kein andrer ist an deiner Stelle dafür dran.
    So gern hätte ich dich unterstützt und dir Mut gemacht
    Du wolltest es nicht, das hat mich fertig gemacht.
    Doch letztendlich akzeptier und verstehe ich dich,
    ich vergebe dir und verurteil dich nicht.
    Du bist jetzt bei Gott, er kann sich besser um dich kümmern
    Viel besser als ich, deine Ängste zertrümmern.
    Er wird dich trösten und heilen, dir Frieden geben,
    und wird mir beistehn, denn ich werd ohne dich weiter leben.


    Ein Geschenk , oh Gott, nehme ich dankend an:
    dass ich meinen weiteren Weg ohne Groll und Verzweiflung im Herzen gehen kann.

  • Nur halb so viel getan,
    nur halb so schnell gelebt,
    aber doppelt so viel gefreut.


    Nur halb so viel geschafft,
    dafür aber auch nur
    halb so viel geschafft.


    Nur halb so viel erledigt
    dafür aber auch nur
    halb so erledigt


    Und doppelt so gut drauf.
    Nichts vorgenommen,
    für morgen.


    Nur das EINE:
    von ganzem Herzen leben


    (Jochen Mariss)



    Verzeit, wenn es nicht passend ist. Es machte mich aber sehr, sehr Nachdenklich. Gerade für diese Zeit.


    Lieb Gruss


    Walter

  • Auf Wiedersehn, Mami
    Leise ging die Tür auf und der Vater schlich auf Zehenspitzen in den Flur. Kein Laut drang aus dem finsteren Schlafzimmer. Das kleine Mädchen im Nachthemd sah ängstlich zu, wie der Vater die Tür ganz langsam und geräuschlos wieder hinter sich schloss.


    Anneke wagte kaum zu atmen. "Ist Mami tot?", wisperte sie.


    Der Vater stockte kurz. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, Anneke. Sie schläft endlich - Gott sei Dank!"


    "Hat sie keine Schmerzen?"


    "Im Augenblick nicht."


    "Und wenn die Schmerzen wiederkommen?"


    "Die Schwester wird bald da sein. Sie gibt Mami ihre Spritze."


    "Aber Spritzen tun doch auch weh!"


    "Nicht sehr. Spritzen sind nicht so schlimm!"


    "Ich finde Spritzen aber schlimm. Ganz schrecklich finde ich die!"


    "Mami nicht. Und jetzt komm schnell in die Küche frühstücken. Aber zieh dir vorher noch deinen Bademantel über. Du zitterst ja."


    "Darf ich nicht erst noch zu Mami gehen?"


    "Jetzt nicht."


    "Aber ich will Mami sehen. Ich sage ihr doch immer guten Morgen!"


    "Später vielleicht."


    "Mami wartet sicher schon auf mich!"


    "Du hast doch gehört: sie schläft. Tu jetzt, was ich dir sage!"


    Anneke sprang die Stufen hinauf. Mitten auf der Treppe blieb sie erschrocken stehen. Sie hatte es schon wieder vergessen. Sie durfte doch nicht poltern! Hoffentlich war Mami jetzt nicht wach geworden! Sie lauschte. Zum Glück hatte Papa sie nicht gehört. Er war schon in die Küche gegangen und klapperte mit Geschirr. Papa war auch nicht immer leise. Anneke schlich sich weiter nach oben ins Kinderzimmer und setzte sich auf das Bett. Ihr war kalt. Sie hatte Gänsehaut. Gedankenverloren sah sie zu, wie die kleinen Erhebungen nach und nach in der Haut verschwanden. Aber sie brachen immer wieder hervor und überzogen ihre Arme und Beine. Anneke ließ sich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Auch ihre Füße waren eisig kalt. Die Zehen wurden schon ganz steif. Fühlte es sich so an, wenn man tot war? Nein, wenn man tot war, fühlte man gar nichts mehr. Keine Kälte. Und auch keine Schmerzen.


    Anneke schloss die Augen. Wenn man starb, das wusste sie, hörte man auf zu atmen. Und das Herz schlug nicht mehr. Sie hielt den Atem an. Vielleicht war es ja ganz leicht zu sterben. Aber es war nicht leicht. Ihr Herz schlug immer weiter, und ob sie wollte oder nicht, sie musste atmen.


    "Beeil dich! Es ist schon sieben."


    Anneke fuhr zusammen. Der Vater stand vor ihr. Schnell setzte sie sich auf.


    "Zieh dich an. Dein Frühstück ist fertig."


    Anneke sprang aus dem Bett. Gleich würde Lara kommen, um sie abzuholen. Sie gingen immer zusammen zur Schule.


    Während Anneke sich die Zähne putzte, musste sie wieder an Linus denken, Laras kleinen Bruder. Der hatte es gut! Er war nämlich schon tot. Ein Auto hatte ihn überfahren. Anneke erinnerte sich noch genau an die Beerdigung. Alle weinten. Auch Mami. Sie hatte Linus sehr gemocht. Damals war sie noch gesund gewesen. Das heißt, eigentlich nicht. Sie hatte nur geglaubt, sie wäre gesund. Dass sie krank war, wusste an Linus Beerdigung noch niemand.


    Anneke griff nach ihren Anziehsachen, die über dem Stuhl hingen. Und nun würde Mami auch bald tot sein. Wenn es stimmte, dass man in den Himmel kam, dann würden Linus und Mami sich bald wieder sehen. Anneke seufzte. Linus hatte wirklich Glück.


    Papa saß am Küchentisch und trank seinen Tee. Er war ganz weiß im Gesicht, nur nicht unter den Augen. Da hatte er dunkle Ringe. Er starrte vor sich hin, aber als sie hereinkam, blickte er auf.


    "Wenn ich mich beeile mit dem Frühstück, darf ich dann noch zu Mami gehen und ihr einen Kuss geben?"


    Papa setzte seine Tasse ab, an der er sich die Hände gewärmt hatte. "Na gut! Aber wirklich nur ganz kurz."


    Anneke hatte eigentlich keinen Hunger, und Papas Teller war auch noch unbenutzt. "Papa, du isst ja gar nichts!"


    "Doch, Anneke, später."


    Eine Weile war es still in der Küche.


    "Was sollen wir bloß machen, Papa?", sagte Anneke schließlich zaghaft.


    Fragend sah der Vater sie an.


    "Wenn Mami tot ist, meine ich."


    Der Vater blickte in seine Teetasse und räusperte sich mehrmals.


    "Ohne Mami, das geht doch gar nicht. Findest du nicht auch?"


    Jetzt wandte der Vater sich ab. "Wir reden ein anderes Mal darüber." Seine Stimme klang heiser, wie die Stimme eines fremden Mannes. Er stand auf und trat ans Fenster. Deshalb merkte er nicht, dass Anneke schnell zum Schlafzimmer hinüberlief.


    Vorsichtig öffnete sie die Tür. Ein merkwürdiger Geruch schlug ihr entgegen. Anneke hielt sich die Hand vor die Nase und trat in das düstere Zimmer. "Mami? Mami? Bist du wach?"


    Vom Bett her kamen merkwürdig ziehende und brodelnde Geräusche. Das war Mamis Atem. Je näher Anneke dem Bett kam, desto schlimmer wurde der Geruch. Ein Schreck durchzuckte sie. Das war auch Mami. Mami stank. Anneke wurde übel. Unschlüssig blieb sie einen Augenblick stehen, doch dann ging sie mutig weiter. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Als sie neben dem Bett kniete, konnte sie Mami ein bisschen sehen. Ihr Kopf war so klein geworden und die Nase ganz spitz. Vorsichtig streckte Anneke die Hand aus. Ihre Finger berührten etwas Hartes. Da war früher Mamis Schulter gewesen. Annekes Finger strichen den knochigen Arm hinunter. Sie legte ihren Kopf auf die Bettdecke und hielt ganz leicht Mamis Hand. Das hatte sie immer gern getan. Nur dass sich die Hand früher nicht so schlaff anfühlte.


    An der Haustür klingelte es. Das war Lara.


    "Ich muss jetzt gehen, Mami", flüsterte Anneke.


    "Anneke!", hörte sie den Vater leise rufen.


    Schnell küsste sie Mamis Hand. "Bis bald, Mami."


    Auf dem Schulweg war Anneke sehr schweigsam. Lara wurde schließlich böse, weil ihr die Freundin überhaupt nicht zuhörte. Aber Anneke musste wieder die ganze Zeit an Linus denken. Ob es sehr wehtat, von einem Auto überfahren zu werden? Sie beobachtete die Straße. Ein Auto nach dem anderen sauste vorbei. Linus war nicht sofort tot. Er musste noch einige Tage im Krankenhaus liegen, bevor er starb. Das war sicher schlimm für ihn gewesen.


    "Anneke! Pass auf!", schrie Lara und riss sie am Ärmel.


    Anneke war ganz in Gedanken auf die Straße getreten und wäre beinahe in einen Bus hineingelaufen. Erschrocken sprang sie zurück auf den Bürgersteig. Ihr Herz klopfte heftig.


    In der großen Pause hatte sie heute keine rechte Lust, mit den anderen zu spielen. Sie stand lieber am Zaun und sah zu.


    Frau Hammes kam und stellte sich neben sie. "Na, Anneke, wie geht's bei euch zu Hause?"


    Anneke konnte nicht antworten. Sie dachte angestrengt nach. "Ist es wirklich wahr, was Sie neulich im Reli-Unterricht gesagt haben?", fragte sie schließlich.


    "Was meinst du?"


    "Dass nur der Körper stirbt, aber die Seele weiterlebt und in den Himmel geht zum lieben Gott?"


    "Ja, das hast du richtig verstanden."


    "Und da sind alle, die schon gestorben sind?"


    "So ist es."


    Anneke schluckte. "Auch Mami? Ich meine, wenn sie tot ist, kommt sie dann auch in den Himmel?", flüsterte sie.


    "Aber sicher!"


    Annekes Stimme wurde noch leiser. "Und wenn ich tot bin, treffe ich sie da wieder?"


    "Ja. Denk immer daran: Wenn deine Mami stirbt, ist es kein Abschied für immer. Du wirst sie ganz bestimmt eines Tages wiedersehen."

  • Fortsetzung:


    An dieses Gespräch musste Anneke denken, als sie mit Papa beim Mittagessen saß. Sie waren beide sehr still und traurig, denn Mami war nicht mehr zu Hause. Der Arzt hatte gesagt, Mami wäre im Krankenhaus besser aufgehoben. Ein Krankenwagen hatte sie abgeholt.


    Anneke legte ihr Besteck hin. "Darf ich mitkommen, wenn du Mami heute Nachmittag besuchst?"


    "Besser nicht."


    "Bitte, bitte, Papa, bitte!"


    Der Vater griff nach seinem Glas. "Ein anderes Mal vielleicht, wenn es Mami wieder etwas besser geht."


    "Ich will Mami aber heute sehen!" Annekes Stimme klang weinerlich.


    Hart setzte der Vater sein Glas auf dem Tisch ab. "Hör sofort auf zu quengeln!"


    Anneke zuckte zusammen und versuchte weiterzuessen. Eine Weile hörte man nur das Klirren ihres Bestecks, denn Papa hatte seinen Teller weit von sich weggeschoben.


    Schließlich nahm Anneke all ihren Mut zusammen. "Papa!", sagte sie.


    Der Vater sah zu ihr herüber.


    "Mami wird doch bald im Himmel sein?"


    Der Vater wandte sich wieder von ihr ab. Anneke hörte so etwas wie "Mmh!".


    "Warum gehst du nicht mit?"


    "Wie meinst du das?"


    "Warum stirbst du nicht auch?"


    "Wie stellst du dir das vor?"


    "Du brauchst dich doch nur überfahren zu lassen, und schon bist du wieder bei Mami."


    "Du hast vielleicht merkwürdige Ideen! Ich kann mich doch nicht umbringen! Was sollte dann aus dir werden? Schließlich muss ich mich um dich kümmern!"


    Anneke dachte kurz nach. So war das also. "Ich komme mit!", rief sie. "Wir sterben einfach alle zusammen."


    Papa sah sie ärgerlich an. "Hör sofort auf mit diesem Unsinn! Ich will nichts mehr davon hören! Ich fahre jetzt ins Krankenhaus. Und du machst deine Hausaufgaben!"


    Anneke verstand Papa nicht. Warum hatte er mit ihr geschimpft? Sie saß an ihrem Schreibtisch im Kinderzimmer. Vor ihr lag ein aufgeschlagenes Heft und sie hielt einen Stift in der Hand. Aber sie schrieb nicht, sondern sah zum geöffneten Fenster hinaus mitten in den sonnigen Himmel hinein. Es war ganz still draußen. Nur das Kreischen eines Schnellzuges auf den nahe gelegenen Gleisen war zu hören. Die Wolken sahen aus wie riesige Wattebäusche, so weich, so warm, als ob man sich richtig gemütlich in sie hineinkuscheln könnte. Frau Hammes hatte sicher Recht. Im Himmel musste es wunderbar sein. Linus war wirklich zu beneiden.


    Anneke hörte wie ein Zug vorbeidonnerte. Kurz darauf kam noch einer. Plötzlich legte sie ihren Stift nieder und stand auf. Ja, so würde sie es machen. Ein Zug war doch viel größer und noch viel schneller als ein Auto!


    Sie fühlte sich ganz merkwürdig: ängstlich und leicht zugleich. Sie dachte an Mami. Wie sehr würde sie sich freuen, wenn sie im Himmel ankam, und ihr Kind war schon da! Und Papa würde sicher froh sein, wenn er sich nicht um sie kümmern musste. Dann konnte er auch sterben, und sie waren alle wieder zusammen, genauso wie früher.


    Ihre warme Jacke ließ Anneke an der Garderobe hängen. Wenn man tot war, fror man ja nicht mehr.


    Kurz bevor sie die Wohnungstür erreichte, hörte sie ein merkwürdiges Geräusch. Es kam aus dem Schlafzimmer. Anneke lauschte. Da war es wieder. Sie schlich zur Tür und öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Das Geräusch machte Papa. Sie hatte gar nicht gehört, dass er aus dem Krankenhaus zurückgekommen war. Er saß auf Mamis Bett und weinte.


    Schnell lief Anneke zu ihm hin und setzte sich neben ihn. Er legte seinen Arm um sie und Anneke weinte mit ihm.


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    Liebe Grüße!


    Melinda

  • Dein persönlicher Engel
    Barfuss und schmutzig, so saß das kleine Mädchen da und beobachtete die Menschen, die an ihr vorüber gingen. Sie versuchte nie, einen der Vorübergehenden anzusprechen, nie sagte sie auch nur ein Wort. Viele Menschen gingen vorüber, aber nie blieb auch nur einer stehen.


    Darum entschied ich, am nächsten Tag in den Park zurückzugehen. Ich war neugierig, ob das kleine Mädchen immer noch da sein würde. Genau auf dem gleichen Platz wie gestern saß sie, mit dem traurigsten Blick den ich je in Kinderaugen gesehen hatte. Heute gab ich mir einen Ruck und ging zu dem kleinen Mädchen.


    Wie wir alle wissen, ist ein Park voller fremder Menschen nicht der richtige Ort für kleine Kinder, um alleine zu spielen.


    Gerade als ich zu ihr hinüber ging, sah ich, dass das Kleid des Mädchens auf dem Rücken ausgebeult war. Ich stellte fest, dass diese Missbildung wohl der Grund für das schnelle vorbeigehen der Menschen war. Keiner machte je den Versuch, ihr zu helfen.


    Als ich näher kam, schlug das Mädchen langsam die Augen nieder, um meinem Blick auszuweichen. Ich konnte die Verformung ihres Rückens mehr als deutlich sehen. Der Rücken hatte eine fast grotesk anmutende Wölbung. Ich lachte sie an, um sie wissen zu lassen, dass alles in Ordnung wäre. Mein Lächeln sollte ihr zu verstehen geben, dass ich hier wäre um mit ihr zu reden, ihr zu helfen.


    Ich setzte mich neben sie und begann das Gespräch mit einem einfachen: "Hallo".


    Das kleine Mädchen reagierte völlig geschockt und stammelte ein hilfloses: "Guten Tag", während sie in meine Augen starrte.


    Wieder lachte ich sie an und dann lächelte sie scheu zurück. Wir redeten bis die Nacht hereinbrach und der Park völlig menschenleer war. Nur wir beide waren noch in dem Park.


    Ich fragte das kleine Mädchen, warum sie so traurig ist.


    Sie schaute mich an und mit traurigem Gesicht antwortete sie mir: "Weil ich anders bin als die anderen."


    Spontan gab ich ihr zur Antwort: "Ja, das bist du." Und lächelte dabei.


    Das kleine Mädchen wurde immer trauriger als sie sagte: "Ich weiß!"


    "Kleines," sagte ich, "du erinnerst mich an einen Engel. Niedlich und unschuldig."


    Sie schaute mich lächelnd an, stand langsam auf und fragte: "Ehrlich?"


    "Ja, meine Liebe, du bist wie ein kleiner Schutzengel, der auf all diese Leute, die vorübergehen, aufpasst"


    Sie nickte und lächelte und während sie ihre Flügel ausbreitete sagte sie: "Ja, das bin ich. Ich bin dein Schutzengel." Ihre Augen funkelten.


    Ich war sprachlos, sicherlich hatte ich Halluzinationen.


    Sie erklärte mir: "Wenn Du nur einmal an jemand anderen zuerst als an dich gedacht hast, ist meine Aufgabe hier erledigt"


    Sofort sprang ich auf. "Halt, warte. Warum blieb niemand stehen um einem Engel zu helfen?"


    Wieder sah sie mich lange an, lächelte und antwortete: "Du warst der einzige, der mich sehen konnte. Und du hast in deinem Herzen geglaubt was du gesehen hast." Dann war sie verschwunden.


    Und mit dieser Begegnung änderte sich mein Leben dramatisch.


    Wenn du denkst, du bist alles was dir noch geblieben ist, denk daran, dein Engel wacht immer über dir. Meiner tat es. Wir alle brauchen jemanden an unserer Seite. Und jeder deiner Freunde ist ein Engel.


    Liebe Grüße !


    Melinda

  • Wenn Trauer dein Herz erfüllt,
    lass dich von der Liebe
    umfangen und von deinen
    Erinnerungen trösten.
    Lass dich von der Hoffnung führen
    und von den Menschen begleiten,
    die dir in dieser Zeit
    besonders nahe sind.



    l,gr Maike

  • T - Trauer umfängt mich - hält mich gefangen.
    R - Ruhe ersehne ich mir: wann finde ich sie?
    O - Orte für meine Trauer brauche ich: wo finde ich sie?
    S - Suchen, immer wieder suchen!
    T - Trauer - ja, und zu dir, meine Trauer, gehört Trost!


    Merkst du, meine liebe Trauer,
    dass ich in dir auch Trost entdecken und finden kann?
    Ich spüre, Trauer muss nicht ohne Trost sein
    Wo ich Ruhe finde: Trost.
    Wo ich Orte für dich, meine Trauer, finde: Trost.
    Wo ich suche und den Mut habe, Neues zu entdecken: Trost.

    Wenn es uns schlecht geht, trösten wir uns mit dem Gedanken, dass es noch schlimmer sein könnte,
    und wenn es ganz schlimm ist, klammern wir uns an die Hoffung, dass es nur besser werden kann.

  • :33: Erinnerungen




    Wo bist du nur mein Sohn?


    Dein Gehen hat mich geschupft von meinem Thron,


    Nicht dem Thron von Geld und Macht


    sondern der Selbstverständlichkeit, und das in einer Nacht.




    Neun Monate fühltest du dich in meinem Bauch geborgen,


    über nacht wurdest du geboren.


    Leere war plötzlich in meinem Bauch


    doch ich hielt dich in Händen


    ich war sehr glücklich alle anderen auch.




    Die Jahre vergingen viel zu schnell


    hab es als selbstverständlich empfunden dich zu haben,


    hab nicht gesehen es waren große Gaben.


    Haben viel gelacht und geweint


    aber immer wieder hat die Sonne für uns gescheint.




    Du wurdest älter und wolltest dich beweisen


    wolltest noch viele Länder bereisen.


    Du wolltest immer an deine Grenzen gehen


    ich konnte es oftmals fast gar nicht mitansehen!


    Doch wegschauen als Mutter ist schwer,


    also dacht ich müssen Lösungen her.




    Ich dachte wirklich es sind die Phasen im Leben


    die dich immer wieder quälen.


    Ich redete und redete und du wurdest immer stiller


    dachte was ich sage interessiert dich halt nimmer.




    Hast dir nicht helfen lassen


    konnten es alle nicht fassen.


    Dachte es geht wieder vorbei


    aber das war leider nur Träumerei!




    Ich wußte nicht wie es dir wirklich geht,


    als ich es merkte war es längst zu spät.


    Bin nun hier in meiner Trauer


    hab mir aufgebaut ne dicke Mauer.






    In der Hoffnung, dass es dir jetzt besser geht


    mich nicht ganz der Wind verweht.


    Ich glaube an ein Wiedersehen


    weiß nur noch nicht wann ich kann gehen!




    Angela :13:

  • Liebe Angela!
    Dein Gedicht berührt mich sehr.
    Ich kann mir so gut vorstellen,wie du dich fühlst.Du sprichst mir in vielen Dingen aus der Seele :33:
    Nachdenkliche Grüße von
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • An manchen Tagen, an denen der Schmerz zu groß erscheint und die Trauer dich überfällt, an diesen Tagen scheint das Leben unerträglich.
    Ein Gefühl das sich nicht in Worte fassen lässt, ein Gefühl in dem die ganze Hoffnung schwindet.
    An diesen Tagen klammere ich mich so an den Glauben das ich dich wieder sehe.
    Und ich werde dich wieder sehen, denn heute ist so ein Tag.



    lgr.Maike

  • Hallo ihr Lieben,


    bin heute wieder über einen Text gestolpert, der mich nicht losgelassen hat. Hier ein Teil davon:


    Ich stelle mir das Sterben vor

    so wie ein großes, helles Tor,

    durch das wir einmal gehen werden.


    Dahinter liegt der Quell des Lichts,

    oder das Meer, vielleicht auch nichts,

    vielleicht ein Park mit grünen Bänken.

    Doch eh‘ nicht jemand wiederkehrt

    und mich eines Bess‘ren belehrt,

    möcht‘ ich mir doch den Himmel denken.


    Höher, als Wolkentürme stehn,

    höher noch, als Luftstraßen gehn,

    Jets ihre weißen Bahnen schreiben.

    Jenseits der Grenzen unsrer Zeit,

    ein Raum der Schwerelosigkeit,

    ein guter Platz, um dort zu bleiben.


    Fernab von Zwietracht, Angst und Leid,

    in Frieden und Gelassenheit,

    weil wir nichts brauchen, nichts vermissen.

    Und es ist tröstlich, wie ich find‘,

    die uns vorangegangen sind,

    und die wir lieben, dort zu wissen.


    Und der Gedanke, irgendwann

    auch durch dies Tor zu geh‘n, hat dann

    nichts Drohendes. Er mahnt uns eben,

    jede Minute bis dahin,

    wie ein Geschenk, mit wachem Sinn,

    in tiefen Zügen zu erleben.


    Reinhard Mey/Du hast mir schon Fragen gestellt


    Euch alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Beim Aufgang der Sonne
    und bei ihrem Untergang
    erinnere ich mich an Dich;


    Beim Wehen des Windes
    und in der Kälte des Winters
    erinnere ich mich an Dich;


    Beim Öffnen der Knospen
    und in der Wärme des Sommers
    erinnere ich mich an Dich;


    Beim Rauschen der Blätter
    und in der Schönheit des Herbstes
    erinnere ich mich an Dich;


    Zu Beginn des Jahres
    und wenn es zu Ende geht,
    erinnere ich mich an Dich;


    Wenn ich müde bin
    und Kraft brauche,
    erinnere ich mich an Dich;


    Wenn ich mich verloren fühle
    und krank in meinem Herzen bin,
    erinnere ich mich an Dich;


    Wenn ich Freude erlebe,
    die ich so gern teilen würde,
    erinnere ich mich an Dich;


    So lange ich lebe,
    wirst Du auch in mir leben,
    denn Du bist nun ein Teil von mir,
    wenn ich mich an Dich erinnere.




    Aus einem jüdisches Gebetbuch. Für Daniel verändert von Valentin Eckert, danach verändert von WalterK. für seine Christa
    Am 07.02.2010 zum 1. Jahrestag von Christas Verabschiedung, in der Kirche zu Kirchbichl i.Tirol, am Beginn der hl.Messe vorgetragen.


  • Ich möchte noch einmal mit dir zusammensein
    Mit dir, mein Lieber, ganz allein
    Ich möchte noch einmal deine Nähe spüren
    Und sachte deine Hände berühren
    Ich möchte mit dir durch die Wälder streifen
    Wenn in den Baumwipfeln die Vögel pfeifen
    Wenn am Wegrand die Blumen blühen
    Und am Himmel die Wolken weiterziehen
    Ich weiss, es ist alles ein Traum von mir
    Doch er war schön, der Weg mit dir.