Witwe mit 37, alleinerziehend

  • Liebes Forum,


    ich bin nudelchen und neu hier.

    Mein Mann, mein großes Glück, ist vor knapp vier Wochen gestorben. Krebs. Hautkrebs. Dämlicher Hautkrebs.


    Unsere Tochter ist grad 16 Monate alt. Sie wird ohne ihren Vater aufwachsen.


    Alle sagen mir, ich sei stark. Sie bewundern mich, weil ich bis zum Schluss bei ihm war. Er starb im Krankenhaus, aber er starb nicht alleine. Wir waren alle bei ihm.

    Alle sagen mir, ich müsse jetzt stark sein, für unsere Tochter.


    Aber ich fühle mich gar nicht stark. Ich fühle mich schwach. Mein Ausgleich, mein seelisches Gleichgewicht starb mit ihm. Er, der mir sagte, dass alles gut wird, ist nicht mehr da. Es ist soviel Verwirrung vorhanden. Wie soll ich das alles schaffen? Ich bin 37 und Witwe. Das war so nicht geplant.

    Aber willst du Gott zum Lachen bringen, mache einen Plan. Ich habe offenbar zuviele Pläne gemacht.


    Ich habe offline jede Menge Unterstützung, professionell, Freunde, Familie, ein Netzwerk. Und trotzdem fühle ich mich so furchtbar allein.


    Was ich hier suche, weiß ich nicht. Ich hatte das Bedürfnis mich hier anzumelden, nachdem ich einige Threads gelesen habe.

    Aber so einfach im Eingangspost meine Geschichte aufschreiben, kann ich nicht. Aber stellt mir ruhig Fragen. Die kann ich beantworten.


    Liebe Grüße

    nudelchen

  • Hallo StillCrazy,


    Danke für den warmherzigen Empfang. Ich habe deinen Thread überflogen, auch du hast Krebs kennenlernen müssen. Das tut mir leid.

    Es ist so irreal. Ich bin Meister des Verdrängens und muss mich teilweise zwingen, daran zu denken, dass er nicht zurückkommt.


    Liebe Grüße

    nudelchen

  • Hallo Luise,


    vielen Dank für deine Worte. Ich werde bestimmt noch was erzählen, der Schmerz kommt in Wellen.


    Meine Tochter schleppt einmal am Tag das Bild ihres Vaters durch die Wohnung. Ich habe das nicht forciert, sie hat sich das Bild geschnappt, angelacht, gestreichelt. Ich saß nur daneben und habe Rotz und Wasser geheult.


    Liebe Grüße

    nudelchen

  • Ich grüße euch.

    Heute kam die Nachricht, dass mein Schwager seine langjährige Freundin heiratet. Das war absehbar, das ist nichts überstürztes, nur weil sein Bruder gestorben ist und er jetzt schnell klare Verhältnisse für seine Zukünftige schaffen will.

    Aber mir tut es weh. Und ich weiß nicht warum. Weil ich Witwe bin? Weil ich nur 1,5 Jahre verheiratet war? Weil zu 14 Jahren Beziehung und Eheleben eben bei mir keine Jahre mehr dazu kommen?

    Es tut alles weh.


    Liebe Grüße

    nudelchen


    PS: Vielen Dank für deine Worte, Petra

  • Liebes Nudelchen,


    Du hast einen großen Verlust erlitten, ich möchte Dir mein herzliches Beileid aussprechen und Dir viel Kraft für die kommende Zeit wünschen.


    Es ist natürlich sehr schwer mit zu erleben das er nun heiratet, während Du selbst nach 15,5 Jahren Ehe und Beziehung nun für Dich keine gemeinsame Zeit mit Deinem Liebsten mehr hast und so hattest Du es Dir nicht vorgestellt, so wie alle hier.


    Das gemeinsame Leben ist durch den Tod unwiderbringlich beendet worden und das schmerzt wahnsinnig und es darf auch schmerzen das Dein Schwager nun heiratet.


    LG Gabi & Mäuschen

  • Danke Gabi,


    es tut gut, diese Worte zu lesen. Ich weiß ja, dass das Leben weitergehen muss und es ist auch völlig richtig und nachvollziehbar, dass sie heiraten.

    Aber mich schmerzt es.


    Aber es ist noch ein Weilchen hin bis zur Hochzeit, ich versuche bis dahin meine Freude wiederzufinden.


    Liebe Grüße

    nudelchen

  • Liebes Nudelchen,


    es wäre sehr schön, wenn Du bis dahin Deine Freude wiederfinden könntest, das wird sicher schwer und Du solltest Dich nicht selbst unter Druck setzen ,

    Freude empfinden zu müssen in der Situation in der Du zur Zeit bist.


    Ich wünsche Dir und Deiner kleinen Tochter einen erträglichen Restsonntag .


    LG Gabi & Mäuschen

  • Liebe Nudelchen,

    ein herzliches Willkommen hier in unserem Forum.

    Dein Verlust ist groß.

    Deine Tochter mit 16 Monaten - ohne den Papa

    Du - ohne deinen Mann

    Eine Hochzeit steht ins Haus

    Alleinerziehend

    Nur 1 1/2 Jahre verheiratet


    Es ist so viel und ich bin sehr berührt.

    Gerne gehen wir hier ein Stück mit dir.


    Lg. Astrid.

  • Liebes Nudelchen,

    herzlich Willkommen im Forum und mein tiefes Mitgefühl für Deinen Verlust.

    Ich verstehe vollkommen Deine ambivalenten Gefühle über die Nachricht der Hochzeit Deines Schwagers.

    Vor Deiner Trauer hättest Du Dich wahrscheinlich einfach für die Beiden gefreut und nun löst diese Nachricht zwiespältige Gefühle aus,

    das darf sie... ich kenne das auch und weiß, dass man sich bei diesen zwiespältigen Gefühlen nicht wohl fühlt.

    Natürlich gönnt man den anderen ihr Glück und sie können natürlich nichts dafür, dass man selbst Unglück empfindet.

    Aber Du musst in Deiner Situation keine ungetrübte Freude beim Anblick des Glücks anderer empfinden.

    Das hat auch nichts mit egoistischem Selbstmitleid zu tun...

    Mir hilft es, wenn ich mir in ähnliche Situationen vor Augen halte:

    Das Leben ist mir und meinem Geliebten gegenüber sehr ungerecht verfahren bzw. es hat vollkommen versagt, im Angesicht dieser Ungerechtigkeit ist es schon eine Leistung nicht zu einer wirklich bösartigen Person zu werden.

    Das wirkt bei mir dahingehend, dass ich die Situation klarer trennen kann zwischen meinem Leben und dem Leben der anderen.

    Und mich nicht auch noch zusätzlich zur meiner Trauer fragen muß, ob ich anderen ihr Glück missgönne etc....

    Wenn ich es mir bereits als Leistung anrechne NICHT bösartig zu sein, kann ich offener anderen gegenüber sein.

    Wütend auf diese Art der Ungerechtigkeit darfst Du sein. (Zumindest empfinde ich das so, aber das ist letztlich natürlich auch eine welche Glaubenshaltung man dem Verlust eines Menschen entgegen bringt.)


    Ganz herzlich,

    Tereschkowa