Papa, kein Leben ohne dich!

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin gestern Abend bei der Suche nach Menschen in meiner Situation auf dieses Forum gestoßen und habe auch in einem anderen Thema schon etwas geschrieben - dieses ist aber schon länger nicht mehr aktiv, weshalb ich es einmal so versuche.

    Ich bin 28 Jahre alt. Am 17.06., es war ein Montag, schrieb mir meine Mutter nachmittags, dass es ihr nicht gut ginge und ich bitte nach Hause kommen soll. Ich hatte noch ca eine Stunde auf der Arbeit aber ließ natürlich sofort alles stehen und liegen und fuhr los. Ich dachte ehrlicherweise, dass sie das schöne Wetter noch etwas mit mir genießen wollte und nicht alleine zu Hause sein wollte, da mein Papa auf einer 4 tägigen Motorradtour im Schwarzwald war. Also rief ich zuerst meinen Freund an, was ich immer tue, wenn ich auf dem Weg von der Arbeit bin. Ich sagte ihm das mit meiner Mutter und erwähnte auch, dass bestimmt nichts sei doch dann sagte er, dass meine Cousine ihn angerufen habe, er solle zu meiner Mutter kommen. Er wusste aber auch nichts und beeilte sich. Wir legten auf. Ich erinnere mich nicht mehr an die Strecke bis nach Hause weiß nur, dass ich meinen Vater gefühlt 70 Mal angerufen habe, um ihn zu fragen, was los ist. Handy aus. Ich versuchte ihn über seine Freunde zu erreichen - niemand geht ran. Immernoch machte ich mir nur Sorgen um meine Mutter. Mein Freund, meine Cousine, sie selber, mein Cousin niemand hob ab. Bis kurz vor der Haustüre klingelte ich sturm bei meinem Vater - nichts. Zu Hause angekommen atmete ich auf kein Krankenwagen, keine Polizei. Ich schloss die Türe auf und ein Polizist empfing mich im Flur - ich schob ihn nur beiseite und rannte rein. Noch mehr Polizei und 2 fremde Gesichter, Seelsorger und der Rest meiner Familie, der meine Anrufe ignorierte. Meine Mutter saß auf der Couch sie hatte nichts war stumm. Ich schüttelte sie und schrie sie an, was sie habe - immernoch habe ich nichts geahnt, bis der Polizist mich packte und sagte "Ihr Vater" danach ist alles wie ein Blackout. Ich habe das ganze Haus zusammengeschrieen und bin einfach nur zusammengebrochen, als die Worte raus waren. Von diesem Moment lief einfach alles wie ein Film an uns vorbei. Es gab keine Erklärungen, keine Worte, die beschreiben konnten, was passiert ist. Er war einfach weg. Ich betete, dass wir zu ihm konnten ca. 5 Stunden Fahrt aber die Polizei sagte, dass wir nicht zu ihm können. Seine Freunde kamen 2 Tage später früher von dem Trip zurück auf direktem Weg zu uns. Sie haben nichts gesehen - er fuhr mit dem Motorrad vor, weil er das Navi hatte und es passierte in einer Kurve, die von weiter oben nicht einsehbar war. Aus einem unerklärlichen Grund kam er von der Fahrbahn ab und schleuderte über die Leitplanke gegen ein Verkehrsschild (die Stange des Schildes) und rutschte einen kleinen Abhang hinunter. Als sie ihn (nach eigener Aussage) 1 Minute (ich denke, dass es auch 2-3 sein können) fanden, wer er bereits leblos und blau. Ersthelfer konnten ihn nicht reanimieren und auch die Rettungskräfte hatten keine Chance, da wohl laut Aussage des Notarztes die innere Verletzung (Abriss Lunge) so stark war, dass eine Intubation des linken Lungenflügels unmöglich war. Er hatte aber noch leichte Herzschläge. Die Vorstellung ist so furchtbar, dass wir nicht wissen, wie es und was passiert ist. Wollte er oder konnte er noch kämpfen, hat er etwas mitbekommen, hatte er Schmerzen oder hat er noch an uns gedacht? Wir werden niemals wissen, was geschah, weil es einfach niemand gesehen hat und die Staatsanwaltschaft hat die Akte geschlossen, da niemand beteiligt war.

    Wir versuchen, selbter weiter zu ermitteln und uns dabei vielleicht Hilfe zu suchen, da wir wissen, dass einige Spuren, die genommen wurden nicht von meinem Vater stammen.


    Die Wochen verflogen seit dem nur - die ganze Vorbereitung der ganze Papierkram, die Beerdigung. Dinge, die nicht auszuhalten sind. Dinge, mit denen wir konfrontiert werden, obwohl wir nicht glauben können, dass das jetzt die Realität sein soll. Wir haben ihn sehen dürfen - unversehrt. Wie kann das sein. Es war einfach nicht zu ertragen, ihn so zu sehen. Es wurde entschieden, dass mein starker Papa, mein Held, mein ein und alles nicht mehr leben darf. Wer entscheidet so etwas. Das hat er nicht verdient er hatte noch so viel vor. Wir waren immer so glücklich wir haben uns so oft in der Woche gesehen, täglich Kontakt gehabt, unzählige Urlaube verbracht. Dafür bin ich so sehr dankbar aber wir waren noch nicht fertig. Er wünschte sich bald ein Enkelkind und ich kann es ihm nicht schenken. Ich brauche ihn so sehr. Ich kann und will mir ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen, weil nur er mich glücklich machen kann. Er war immer immer für mich da und ich wollte ihm irgendwann alles zurück geben. Ich sehe keinen Sinn darin, diesen täglichen Kampf zu führen aber irgendwie vergehen die Tage einfach so. Ich versuche für meine Mama stark zu sein und habe mich auch entschieden, sein Unternehmen zu übernehmen. All das sind so viele Aufgaben und neue Herausforderungen, die ich bewältige aber er fehlt mir dabei so sehr. Ich weiß einfach nicht weiter mein Herz ist gebrochen und zerrissen und ich denke immernoch, dass ich diese ganze Kraft aufbringe, weil ich weiß, dass er bald nach Hause kommt und sich freut, dass ich alles aufrecht erhalten konnte. Das es alles so ist, wie immer. Dabei ersetze ich täglich irgendwo seinen Namen durch meinen und kündige Verträge und Abos. Es fühlt sich jeden Tag so an, als verbanne ich ihn aus dieser Welt. Dabei wünsche ich mir nichts mehr, als dass er für immer hier bleibt. Ich kann nicht leben ohne seinen Schutz ich wollte nie so schnell erwachsen werden, weil es einfach kein schöneres Gefühl gibt, als seine Tochter zu sein...


    Es tut mir leid, dass ich euch so viel geschrieben habe aber das kam einfach alles raus - da ist noch so viel mehr aber ich mache einen Punkt - vorerst.


    Ich wäre dankbar, mich mit Menschen auszutauschen, die das selbe erleben - auf der Suche nach einer Gruppe bin ich leider noch nicht fündig geworden.


    Liebe Grüße

  • Allein zu sein! Drei Worte, leicht zu sagen,

    und doch so schwer, so endlos schwer zu tragen.


    Adelbert von Chamisso

    (1781 - 1838), eigentlich Louis Charles-Adélaïde de Chamisso de Boncourt, deutsch-französischer Dichter und Naturforscher



    Liebe GGNIA,

    fühl Dich hier verstanden.


    Lieben Gruß,

    Karin

  • Hallo GGNIA,


    fühl dich gedrückt, es tut mir so leid dass du das durchmachen musst. Wir sind im selben Alter und ich habe meine Mama im Januar diesen Jahres verloren, aber ich konnte mich mehr oder weniger darauf einstellen. Vieles was du schreibst kann ich nachempfinden. Ein unerwarteter Tod ist leider nochmal besonders schlimm und unerträglich, es ist jetzt wichtig dass eure Familie zusammenhält und ihr euch gegenseitig unterstützt. Es ist auch wichtig dass du dir auch deine Zeit zum Trauern nimmst die du brauchst, die bekommt man echt erst wenn man organisatorisch etwas zur Ruhe kommen kann. Irgendwie muss man einen Weg finden damit umzugehen, aber das geht nicht von heute auf morgen. Bei mir ist es so dass ich immer noch öfters heftig weinen muss...und man hat auf das ganze Schicksal leider überhaupt keinen Einfluss, weswegen viele Fragen unbeantwortbar bleiben.


    Ich wünsche dir viel Kraft..

  • Liebe Ggnia,

    mein tiefstes Mitgefühl für Deinen Verlust. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Stärke und schicke Dir eine liebevolle Umarmung.


    Ich durfte zwar viele Jahre mehr mit meinem Papa verbringen (er ist am 03.06.19 gestorben), trotzdem ist der Schmerz und die Trauer nach wie vor riesig. Auch nach 4 Monaten kann ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Das mit dem Papierkram und dem Gefühl ihn mit den Änderungen auszulöschen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ging mir genauso (habe den kompletten Papierkram übernommen nachdem meine Mama und mein Bruder dazu nicht in der Lage waren). Nach wie vor bringt es mich um wenn ich irgendwo anrufen und sagen muss das er gestorben ist (wie heute bei der Nachfrage wegen der immer noch nicht geklärten Witwenrente für meine Mama).


    Unser Leben geht zwar weiter, aber mit einer großen Wunde im Herzen. Ich hoffe sehr, dass sich diese irgendwann schließen wird, und wir ohne diesen Schmerz an die schönen Erinnerungen mit unseren Vätern denken können.


    Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, das Du die Hilfe findest Du brauchst.

  • Hallo Blondblau und hallo liebes Sternchen 16. Danke für eure Nachricht. Es tut mir sehr leid zu hören, dass ihr das schreckliche Schicksal auch mit mit teilt. Ich denke, dass wenn man sich vorbereiten kann wenigstens noch ein letzter Kuss und eine letzte Umarmung möglich ist aber je nachdem, was geschieht oder geschehen ist weiß ich auch nicht, ob das zu verkraften ist weil man den Schmerz schon vorher mit sich trägt. Auch wenn ich noch viele Jahre mit ihm gehabt hätte wäre es schlimm gewesen. Es ist nie ein Zeitpunkt zu dem man bereit ist aber ich wäre so Genre noch erwachsen mit ihm geworden und hätte ihn glücklich sehen können als Rentner auf reisen. Immer sein Traum wenn er endlich „fertig“ ist. In 3 Jahren wäre es soweit gewesen. Enkel wollte er aber ich war noch nicht so weit :-(

    Es ist so unvorstellbar für mich das er alleine war und ich ihm nicht helfen konnte ich nicht für ihn da sein konnte wie er immer für mich. Kein letzter Kuss nur erst dann, als ich ihn vor der Beerdigung noch einmal sehen durfte. Ich mache mir Vorwürfe das ich ihn nicht versucht habe zu „wecken“. Ich weiß wie kindisch das klingt aber ich konnte einfach nichts tun um ihm zu helfen.

    Die Zeit für mich finde ich leider nicht da ich zu viele Baustellen habe und nur möchte das meine mama wohlauf ist aber egal was ich tue oder nicht eigentlich kann ich nichts tun, was sie lächeln lässt. Ich bin so hilflos ... leider sind wir auch nicht wirklich viele in der Familie ich habe noch eine Cousine und ihr Sohn. Die sind immer für uns da aber wirklich helfen kann halt niemand.

    Schlimm ist eben das wir auch uns immer fragen was passiert ist :-( das macht uns so fertig das wir nicht wissen ob er etwas mitbekommen hat.

    Habt ihr eine Therapie im realen Leben begonnen? Ich überlege ob es mit helfen könnte kleine Schritte zu gehen habe aber Angst das die meinen Schmerz weg machen oder ich mich anders entwickle als meine Mutter. Im Moment bin ich einfach wie taub und funktioniere nur. Geht es euch auch so?


    Eine feste Umarmung an euch zurück und nochmal Danke das ihr mir geschrieben habt.

  • Liebe GGNIA,


    Ich finde es gar nicht kindisch das Du Dir Vorwürfe machst das Du nicht versucht hast ihn zu "wecken". Es spricht für mich mehr von Eurer engen Verbindung, dem unfassbaren Schmerz den der Verlust bei Dir ausgelöst hat, dem Wunsch Deinem Papa wieder bei Dir zu haben und ihm unbedingt helfen zu wollen. Man will alles für den geliebten Menschen tun und kann nicht fassen das man die Zeit nicht wenigstens für ein paar Stunden zurückdrehen kann.


    Wenn man nicht im Moment dabei war glaube ich geht es fast allen Menschen so dass sie sich Vorwürfe machen das man nicht für seinen geliebten Menschen da war als er gegangen ist. Geht mir bei meinem Papa genauso. Kann bis heute nicht fassen das ich nicht für ihn da war. Ausgerechnet für den Menschen der immer für mich da war und mich über alles geliebt hat. Aber alle Vorwürfe helfen nichts: es macht meinen Papa nicht mehr lebendig und ich kann die Zeit nicht zurück drehen. So sehr ich es mir auch wünschen würde.


    Versuche auch für meine Mama dazu sein. Kann ihr nicht ihre Trauer nehmen aber zumindest das Gefühl geben dass ich mich um alles kümmere und sie nicht alleine ist.


    Eine Therapie habe ich nicht begonnen und habe das auch nicht vor. Hat damit zu tun dass ich glaube das es schlicht sehr lange dauert und man sich die Zeit nehmen muss - so schmerzhaft es ist - bis man mit so einem Verlust auch nur einigermaßen fertig wird. Bin nicht sicher ob eine Therapie wirklich hilft das schneller zu verarbeiten oder nicht. Wenn Du aber das Gefühl hast das Dir das helfen könnte würde ich das machen.


    Mich treibt vor allem um ob es meinem Papa gut geht und ob es für ihn schlimm war alleine zu sterben. Habe deshalb vor einiger Zeit einen Termin bei einem Jenseitsmedium gemacht. Die Dame wurde mir von einer Bekannten empfohlen die selbst ihren Sohn verloren hat und bei dem Medium war. Für sie war es eine sehr positive Erfahrung auf diese Weise noch einen letzten Kontakt zu ihrem Sohn zu haben und zu Wissen das es ihm gut geht, auch wenn die Trauer über den Verlust ihres Sohnes nach wie vor da ist.


    Als ich den Termin vereinbart habe - Wartezeit sind mehrere Monate - wurde mir erst richtig bewusst wie vielen Menschen es so geht wie uns und wie wir alle versuchen eine Möglichkeit zu finden mit unserem Verlust fertig zu werden. Meine Bruder hält sowas für Unfug und Scharlatanerie, meine Mama kann aufgrund ihres sehr katholischen Hintergrunds mit sowas nichts anfangen, aber meine innere Stimme sagt mir das ich das wenigstens versuchen sollte und nichts zu verlieren habe. Der Termin ist Anfang November und ich bin schon sehr gespannt wie das ist und ob es mir helfen wird.


    Eine ganz dicke Umarmung an Dich :30: und ganz liebe Grüße

    Gertrud

  • Liebe Gertrud,

    vielen Dank für deine Nachricht.


    Es ist in der Tat so, dass meine Eltern und ich eine Bindung haben, auf die ich unendlich stolz bin. Wir sind ein Team, haben alles miteinander geteilt und besonders mein Papa ist mein größter Held, mein großes Vorbild ich habe immer zu ihm aufgeschaut und bin so stolz auf ihn, was er alles erreicht hat und was er alles für mich ermöglicht hat. Meine Mama ist für mich wie meine beste Freundin aber mit meinem Papa habe ich mich immer ohne Worte verstanden wir wussten immer, was uns beschäftigt. Darauf waren wir immer besonders stolz. Uns verbindet etwas ganz besonderes und deshalb kann ich einfach nicht wahrhaben, das das passiert ist. Manchmal denke ich, dass er es einfach nicht verdient hat er wollte noch so viel erleben - ich wäre lieber an seiner Stelle gegangen, weil die Welt ihn braucht. Aber ohne mich wäre es genau der gleiche Alptraum. Es zerreißt mich einfach, dass ich nicht für ihn da sein konnte, dass er alleine war und ich nicht weiß, was mit ihm passiert ist. Er war immer ausnahmslos an meiner Seite und ich konnte nicht an seiner sein, als er mich brauchte.

    Ich kümmere mich auch um alles, was in meiner Macht steht. Mein Papa hat ein Geschäft hinterlassen, welches ich weiterführe. Es sind riesen Fußstapfen und eine Branche, von der ich keinen Schimmer habe - aber ich kämpfe mich durch. Dadurch bin ich non stop beschäftigt und habe nur Kopf für den Laden und meine Mutter. Ich selber merke, dass ich, was mich angeht total abbaue und mich nicht mehr wiedererkenne aber da habe ich einfach keine Zeit für. Fokus ist Mama und Geschäft. Aber ich merke einfach, dass ich nichts und niemandem 100 prozentig gerecht werden kann. Auch Mama nicht, da ich ihr nicht wirklich helfen kann. Sie braucht viel Zuneigung und Körperkontakt - ich hingegen blocke jeden Körperkontakt ab, weil ich es nicht mag. Sie möchte aber auch mit niemandem reden. Es lässt mich verzweifeln.

    Ich habe nächste Woche einen Termin bei einer Psychologin - aber weiß auch nicht, ob es das richtige für mich ist. Ich möchte versuchen durch jemanden endlich klar in den Kopf zu bekommen, was da passiert ist, da ich so stark verdränge, dass ich die Realität nicht sehe. Ich möchte aber nicht, dass sie einen Schmerz weg macht - eher will ich ihn endlich richtig spüren.

    Ich habe auch schon von einem solchen Medium gehört bin demgegenüber auch aufgeschlossen, weil es ein so großer Wunsch ist, mit ihm zu sprechen. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass man sich am besten selber helfen kann und einfach Zeit benötigt. Für sie war es immer so, dass man durch solche Behandlungen "krank" wird. Aber ich denke, dass man die Erfahrung selber machen muss. Meine Mutter nahm damals, als ihre Mutter starb auch Kontakt zu einem Medium auf - aber erfolglos. Sie hatte nur Angst und Alpträume dadurch. Deshalb sagt sie mir, dass ich es nicht machen soll. Aber auch hier denke ich, dass ich meine Erfahrungen machen muss. Ich wäre dir total dankbar, wenn du mir deine Erfahrungen mitteilen würdest. Von wo kommst du denn? Ich hätte Angst davor, an das falsche Medium zu geraten, weil man ja online super viel findet - woher weiß ich, wer "zuverlässig" ist?


    Ich drücke dich auch ganz feste,

    Gina

  • Hey Gina,


    bei den Umständen ist es kein Wunder dass du keine Zeit für dich hast. Aber wenn dir dein Gefühl sagt, dass du erstmal ans Geschäft denkst und an deine Mama, dann soll es vielleicht so sein. Du wirst es merken, wenn der Akku komplett leer ist und nur noch Kürzertreten geht, dann solltest du das auch tun. Jeder hat seine eigene Verarbeitungsweise und während des Verarbeitungsprozesses verändert sich ja idR auch wie man mit dem Verlust umgeht, zB von erst nichts an sich heranlassen, dann viel Weinen und Realisieren, etc... Es gibt da auch kein Richtig und kein Falsch.

    Und Vorwürfe man man sich immer, ich mir auch bzgl dass ich nicht bei meiner Mama geblieben bin und mich vor allem vor ihrem Tod nicht besser und mehr um sie gekümmert habe. Aber man muss lernen zu akzeptieren dass man es nicht mehr ändern kann bzw, wie bei dir der Fall, dass man manchmal keinen wirklichen Einfluss auf das Geschehene hat.

    Und eine Therapie habe ich nicht gemacht, ich rede mit einigen aus meinem Umfeld sehr offen darüber. Es tut aber noch immer sehr weh und ich denke die Wunde im Herzen wird immer bleiben.



    Lieben Gruß,

    Sabrina

  • Liebe Gina,


    das was Du über Deine Beziehung zu Deinem Papa geschrieben hast hätte 1:1 von mir stammen können. Ich hatte das Glück, meinen Papa viele Jahre in meinem Leben zu haben. Trotz der diversen "Baustellen" die er in den letzten Jahren gesammelt hatte und die innerhalb kürzester Zeit zu seinem Tod hätten führen können (u.a. ein 6cm großes Aortenaneurysma): wir waren nicht auf seinen Tod vorbereitet. Ich glaube inzwischen auch das man nie auf den Tod einer geliebten Person vorbereitet sein kann. Man gibt bis zuletzt die Hoffnung nicht auf, dass doch noch ein Wunder geschieht.


    Du hast wirklich ganz extreme Belastungen zu stemmen. In die Fußstapfen Deines Papas zu treten in einer Branche die Du nicht kennst ist schon heftig. Ich denke Dein Papa ist bei Dir und hilft Dir so gut er kann. Verlier' Dich nicht bei dem Versuch allem gerecht werden zu wollen. Du gibst sowohl für das Geschäft als auch für Deine Mama alles was Du kannst. Auch wenn Deine Mama und Du um den gleichen Menschen trauern: ich denke jeder muss letztendlich doch alleine mit seiner Trauer fertig werden, so hart das auch ist. Ich finde es toll das Du versuchst auf Deine Art für sie da zu sein.


    Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht das eine Psychologin Dir den Schmerz einfach weg machen kann. Vielleicht kann sie Dir Wege aufzeigen wie Du für Du wieder etwas Zeit für Dich finden und Dich selbst und Deinen Schmerz fühlen kannst.


    Ich wohne in der Nähe von München. Berichte Dir gerne von meiner Erfahrung mit dem Medium. Habe aber erst Anfang November den Termin. Habe da jetzt keine Angst an jemand Falschen zu geraten oder eine schlechte Erfahrung zu machen. Entweder es wird sich für mich richtig anfühlen oder nicht. Falls es keinen Kontakt geben sollte oder sich das was sie vermittelt falsch anfühlen sollte war das halt nichts für mich. Es gibt bei diesen Kontakten ja keine Garantie das sich der Kontakt mit dem gewünschten Verstorbenen einstellt. Bin mir auch nicht sicher ob mein Papa meine Idee so gut findet wie ich. Habe mir deshalb lange überlegt ob das für mich schlimm wäre wenn nichts dabei rauskommt und mich das in eine Krise stürzen würde. Da bin ich sicher das es das nicht tun würde. Falls es klappt super - dann ist das für mich eine Rückbestätigung das es ihm gut geht. Falls nein, bedeutet das für mich das mein Papa sowas einfach nicht mag, aber trotzdem immer bei mir ist.


    Ich drück' Dich ganz fest und schicke Dir ganz viel Kraft

    Gertrud

  • @GGNA


    "Es tut mir leid, dass ich euch so viel geschrieben habe aber das kam einfach alles raus - da ist noch so viel mehr aber ich mache einen Punkt - vorerst.

    Ich wäre dankbar, mich mit Menschen auszutauschen, die das selbe erleben - auf der Suche nach einer Gruppe bin ich leider noch nicht fündig geworden."


    Liebe GGNA,

    schütt Dein Herz aus, so oft und soooo laaaange Du willst - niemand hier wird Dich aufhalten und was Du GANZ SICHER nicht brauchst:

    Dich dafür zu entschuldigen!!!

    Dieses Forum ist genau DAZU da!

    selbst Motorradfahrerin, weiß ich: die Gefahr fährt immer mit!

    ICH könnte mir gut vorstellen, dass es möglich sein sollte, einen ganzen Tross von Motorradfahrerinnen/-fahrern aus der Umgebung zu mobilisieren, um ihn noch einmal zu würdigen - vielleicht auch eine Gedenkfahrt im nächsten Jahr - als Motorradfahrer würde ihm das sicher gefallen.

    ich wünsche Dir Kraft und umarme Dich!

  • Hallo….unbekannte, ich kann sehr gut nachvollziehen wie es dir geht 😓😭Am 05.01.22 musste ich telefonisch erfahren dass mein Papa am 04.01.22 einen sehr schweren Autounfall hatte, er war Hirntod aber sein Herz hat noch geschlagen wo er in das Krankenhaus eingeliefert worden ist, leider konnten die Ärzte nichts mehr für ihn tun.

    Er wohnte in Bayern und ich in Berlín, kam am 03.01.2022 frisch aus dem

    Urlaub und dann so einen Schicksalsschlag 😭seit dem ist für mich die Welt zerbrochen, mein Papa

    war mein ein und alles ….ich will nicht mehr leben und seit diesen 4-Monaten gibt es keinen Tag wo ich nicht durch geweint habe…

    Er war 67 Jahre alt, hatte Silvester gefeiert und hat sich so auf dieses neue Jahr gefreut, wir wollten mit Ihm im Juni zu meinem Geburtstag verreisen und alles ging in die

    Brüche … Er war erstes Jahr in der Rente und hat trotzdem gearbeitet, weil das Geld nicht gereicht hat …und an dem Tag war er mit seinem Arbeitsauto unterwegs / er hat für die Apotheken verschiedene Medikamente transportiert und an dem Tag gegen 18.00 Uhr hat es sehr geregnet, er kam von der Straße ab, fuhr auf die Leitplanke und kollidierte mit dem Baum 😩😣 ich bin fix und fertig und weiß nicht wofür ich überhaupt noch lebe

  • liebe A.Shot

    fuehle dich hier in deiner schmerzhaften Trauer lieb willkommen geheissen und das schreibe ich auch immer "gerne". Ich hoffe , das du dich mehr und mehr hier als eine Trauernde und vielen anderen Trauernden geborgen und begleitet fuehlst in all deiner und unserer Unbegreicfhlichkeit...

    Es geht meinem Gefuehl nach nicht um Trost geben , sondern eben die fuer mich viel tiefere gehende Begleitung in unserem jetzt so anderen Leben, was sich immer und immer verändert.

    und an dem Tag war er mit seinem Arbeitsauto unterwegs / er hat für die Apotheken verschiedene Medikamente transportiert und an dem Tag gegen 18.00 Uhr hat es sehr geregnet, er kam von der Straße ab, fuhr auf die Leitplanke und kollidierte mit dem Baum

    solch einen lieben Rentner hatte ich manchmal auch der mir die Medikamente nach Hause brachte wie ich in Deutschland in einem kleinen Dorf noch wohnte.

    Jeder, wirklich jeder wird deine Fassungslosigkeit und deinen Schmerz verstehen .

    Damit du vielleicht viel mehr Zuspruch bekommst wäre es sehr, sehr gut , wenn du ein eigenes "Herzenshaus" <3:30: eröffnest

    bei dir wäre es so

    Du wechselst von Dashboard in Forum

    dann gehst in " Verlust der Eltern " wie du es ja schon gemacht hast ..

    dann

    klickst du "neues Thema "an'

    dann

    ueberlegst du dir einen Titel , der nicht zu sehr den anderen Titeln gleicht (vielleicht ein Datum hinter dem Titel setzen ?)

    und dann

    schreibst du und schreibst du und schreibst du ueber alles was dir auf der Seele liegt.


    Wie schon geschrieben

    wir sind eine Gemeinschaft die sich begleitet auf ihrem besonderen Weg durch dieses Leben


    alles bestmögliche wuensche ich dir:30:

    deine<3 Sverja

    (deine) schreibe ich weil wir alle das Verbindungsgefuehl der Trauer haben<3

  • Hallo GNIA,

    Wir haben lange nichts mehr von dir gehört. Vielleicht meldest du dich bei Gelegenheit mal.
    Ich hoffe das du die Trauerphase einigermaßen bewältigt hast und wieder mit einem Lächeln durch die Welt strahlst. So hätte es dein Papa gewollt. Auch wenn du deinen Papa vielleicht nicht spürst, er ist da. Er wird immer da sein. Wir bestehen alle aus Energie und Licht. So „dämlich“ es klingt, wir werden aber immer ein Teil sein, wir sind das ewige Leben. Das Licht ist das ewige Leben.


    Dein Papa ist immer bei dir, denk an ihn und öffne dich. Du wirst es merken, jede Träne von dir und deiner Familie, hätte er so gerne abgewischt. Denn niemand mag trauende Familienangehörige sehen.


    ich denke an euch. <3