Verlust der Mutter und jetzt der Vater

  • Vielen Dank für eure Worte!

    Meiner Mutter ging es zuletzt hier auf Erden sehr schlecht und der Pfarrer hat mir zum Glück ein schönes Bild mitgegeben, dass sie nun erlöst ist von den irdischen Qualen.
    Vielleicht gehe ich deshalb gerne zu ihrem Grab, weil ich fest daran glaube dass es jetzt irgendwo für sie besser ist und sie sich freut, wenn ich zu ihr spreche und ihr schöne Blumen und Kerzen bringe.
    Ich kann mir auch oft vorstellen, was sie sagen würde und wenn dann ein kleiner Vogel vorbei fliegt, ein Sonnenstrahl kommt oder ein Windzug fühle ich irgendwie, dass sie bei mir ist.

  • Liebe Eva,

    es ist schön, dass Du jetzt auch positive Gedanken am Grab haben kannst. Ich gehe nur selten hin - jeder Gang ist eine Qual und ich denke nur, da soll er noch nicht liegen. Das ist mindestens 20 Jahre zu früh. Ich habe ein Bild zu Hause stehen, daneben immer zwei weiße Rosen. Ich hoffe, ich kann irgendwann am Grab stehen ohne zusammenzubrechen. Alles Liebe, Pauli

  • Liebe Pauli, bei mir gab es Zeiten, da ging ich 3 Mal am Tag zum Grab meiner Mutter und es gab Zeiten, wo ich auch nicht hin gehen konnte. Ich denke mal, dass das jeder spürt, ob es ihm gut tut oder nicht. Auch jetzt nach über 6 Jahren habe ich Zeiten, wo ich am Grab stehe und die Tränen aus meinen Augen fließen. Dann sag ich zu meiner Mutti: - siehst Du, jetzt wein ich wieder, weil Du mir halt so sehr fehlst und das wird auch so bleiben. Bitte nicht böse oder traurig sein. Ich hab Dich halt so sehr lieb.-

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Ich bin überzeugt, dass du das irgendwann kannst liebe Pauli.

    Als ich gestern nicht schlafen konnte habe ich auf 3Sat eine Reportage gesehen, die hieß: Trauern braucht Zeit.

    Ich persönlich fand sie sehr gelungen und hilfreich.

    Du kannst sie in der 3Sat Mediathek schauen.


    Liebe Eva,

    es ist schön, dass Du jetzt auch positive Gedanken am Grab haben kannst. Ich gehe nur selten hin - jeder Gang ist eine Qual und ich denke nur, da soll er noch nicht liegen. Das ist mindestens 20 Jahre zu früh. Ich habe ein Bild zu Hause stehen, daneben immer zwei weiße Rosen. Ich hoffe, ich kann irgendwann am Grab stehen ohne zusammenzubrechen. Alles Liebe, Pauli

  • Liebe Eva,


    Nach dem Tod meiner Mutter haben sich viele herzlich bis zur Beerdigung um mich gekümmert. Danach ließ es nach. Nur wenigen war bewusst, dass das trauern auch nach der Beerdigung genauso da ist. Mich hat das zusätzlich mitgenommen. Irgendwann erzählten meine Freunde mir, dass sie einfach nicht wussten, was sie noch tun können. Das sie niemals die richtigen Worte oder Momente finden, mich zu fragen wie es mir geht. Sie wollten mir einfach ein paar tage Zeit geben um zu trauern. Und um wieder in den „Alltag“ zu finden. Vielleicht ist das ein Grund, warum sich Freunde weniger melden. Weil sie dir Zeit geben möchten.

    Eine Freundin kam mit meinem Verlust gar nicht zurecht. Wir haben heute kaum noch Kontakt, wo vorher jeden Tag Kontakt da war. Ich glaube, viele haben zu viel Respekt vor dem, was der gegenüber gerade empfindet. Man selbst versteht es nur geringfügig, weil ich für mich weiß, dass ich in jeder Lebenslage für diesen Menschen da wäre. Nimm es ihnen nicht übel, ich denke sie haben einfach Angst, dass richtige zu sagen oder einen Moment zu finden, wo sie dich fragen können wie es dir geht und ob sie etwas für dich tun können. Die meisten denken nämlich auch, dass sie sich schon melden wird, wenn sie was braucht. Jeder geht damit anders um, sowohl als Betroffene, als auch Freunde der Betroffenen/des Betroffenen.


    Fühl dich gedrückt, schön von dir zu lesen.
    Liebe Grüße

  • Ich finde es auch schön von dir zu lesen, Sarii.

    Ich bin den Leuten irgendwie gar nicht böse. Denn ich merke, dass ich ihnen gegenüber sonst anfange unfaire Gedanken zu haben. Eigentlich finde ich es ja gut, dass sie mich in die Normalität einbeziehen. Andererseits gibt es Dinge, welche sie als Problem empfinden, worüber ich wirklich nur müde lächeln kann.

    Jetzt haben wir hier in NRW Herbstferien, und viele bekannte Freunde und Familie fahren weg und schick mir dann Bilder von ihren Urlaubsorten. Sie können nichts dafür aber mich macht das total traurig. Weil ich gerade einfach alleine hier sitze und mir es nicht gut geht. Weil ich nach dem Tod meiner Mutter faktisch keine Familie mehr habe. Zudem muss ich die Wohnung auflösen und habe noch einige Dinge finanziell zu stemmen.

    Ein Bekannter erzählt mir heute, das es ja mit den Kindern im Urlaub immer so anstrengend ist. Da musste ich mich total zusammenreißen um nicht zu sagen, wenn das mein einziges Problem wäre, dass ich mit meinen Kindern auf einer Flugreise Probleme habe, wäre ich gerade ehrlich froh.

  • Ich war auch irgendwie nur im ersten Moment böse. Und dachte dann auch wie du, dass es eigentlich unfair ist.


    Mit den Problemen von anderen seh ich es auch genauso wie du. Dinge über die ich mich vorher mit aufgeregt habe, Hack ich jetzt schneller ab. Ich hab ihnen auch gesagt, dass ich nicht nur über meine Mama reden will sondern hören will, was bei ihnen im Leben los ist. Aber ja, wie du schon sagst, man kann darüber häufig nur müde lächeln.


    Bei uns in Niedersachen sind auch gerade Ferien. Meine Freunde sind arbeiten und haben dementsprechend wenig Zeit. Mir bleibt familiär nur meine Oma, die nach dem Tod meiner Mama gebrochen ist. Ich Versuch mich so gut es geht um sie zu kümmern, aber ihr Verlust wiegt schwerer als meiner. Von daher versteh ich dich sehr sehr gut.


    Auch wenn du physisch allein bist, wir sind da und wir denken an dich.

  • Liebe Eva,

    meine älteste Freundin meinte auch kürzlich, mir aus ihrem Urlaub Bilder schicken zu müssen. Gardasee und Venedig - genau das waren unsere letzten Herbsturlaube. Ich habe ihr geschrieben, dass sie mir nicht böse sein soll, aber ich kann mir die Bilder nicht anschauen. Es tat ihr dann total leid - sie war sich dessen nicht bewusst! Manche Leute denken da einfach nicht dran, was das in Dir auslöst.
    Über manche Probleme von anderen kann ich manchmal auch nur den Kopf schütteln, vor allem wenn sie über ihre Männer schimpfen.
    Weil er wieder dies nicht getan hat oder jenes. Mein Mann liegt unter der Erde. Da müssen sie sich doch nicht bei mir beschweren... Viele machen sich halt einfach keine Gedanken!! Gute Nacht von Pauli

  • Lieb Eva!

    Es ist schön,das es eine würdevolle Bestattung war und du noch schöne Karten ausgesucht hast.

    Ja wo Ralf verstorben ist,da ging das Telefon den ganzen Tag und alle wollten helfen und nach der Beerdigung,

    da wurde es deutlich weniger und jetzt gibt es das Thema fast gar nicht mehr für andere.Ja viele wissen nicht,wie

    sie damit umgehen sollen und müssen so etwas erst selbst durchgemacht haben,dann wissen sie wie es ist

    Und das nach kurzer Zeit nicht schon alles so ist wie es wahr.Das wird es nie mehr.Aber es ist gut,das es das

    Forum gibt,denn hier verstehen einen alle und wissen wie es ist einen geliebten Menschen zu verlieren.Liebe Grüße Helga

  • Mit dem Tod passiert eine Zeitschneise:


    Alles wird in ein davor und danach eingeteilt.

    Und vieles, was vorher wichtig war, wird unwichtig

    und was unwichtig schien, plötzlich ganz wichtig.


    Lg. Astrid.

  • Mir geht es auch so, dass ich mich seitdem es passiert ist „erwachsener“ fühle, auch wenn ich das natürlich mit 32 auch vorher schon war.

    Ich habe gerade über den Tod deiner Mutter gelesen, liebe Sarii.

    Es tut mir unendlich leid. Diese ganze Geschichte liest sich so furchtbar :-(

    Vielen lieben Dank Mirachen. Fühl auch du dich ganz fest gedrückt.
    Dankeschön Sveti. Ja über Weihnachten und Silvester mach ich mir die letzten Tage auch sehr viele Gedanken. Ich weiß gar nicht wie die Zeit werden soll. Allgemein die dunkle Jahreszeit jetzt. Die ist sowieso schon komisch und jetzt hat man noch so eine riesen Last auf sich.


    Die Zeit hat mir allerdings auch gezeigt, wie stark man sein kann. Durch ihren Tod bin ich so viel reifer und erwachsener geworden. Ich selbst hab das

  • Ich hatte heute einen schwierigen Tag mit sehr vielen herausfordernden Terminen. Ich habe heute Morgen einfach das Bild von meiner Mutter eingepackt, was sonst zu Hause hinter der Kerze steht und habe es in einer kleinen Tasche tagsüber mitgenommen. Wenn ich alleine war konnte ich zwischendurch mit ihr reden. Ich muss sagen, dass mir das wirklich geholfen hat. Und kurz vor ein besonders wichtigen Termin habe ich hier eine WhatsApp geschickt. Auch wenn ich natürlich keine Antwort mehr bekomme war das ein ganz gutes Gefühl. Gerade habe ich das Bild wieder hier aufgestellt und ihr gesagt, das ist ein guter Tag war und dass ich mich dafür bedanken dass sie mir so viel Kraft geschickt hat.

  • ...da hast du doch einen guten Weg gefunden liebe Eva... Ja, sie sind einfach noch bei uns, unsere Mamas...ich fühle das auch und das ist so tröstlich!

    Ich trage seit dem Tod meiner Mama ihr Kettchen... ich hatte es ihr als Kind geschenkt und sie trug es fast bis zum Ende ihres Lebens. Ich "ertappe" mich dann oft dabei, dass wenn es für mich schwer wird, dass ich es dann immer anfassen muss. Das hilft mir...

    Sei umarmt...

  • Ja unsere Mamas werden bis zu unserem letzten Atemzug bei uns sein. Sie begleiten uns und stehen für uns bereit, wenn es für uns Zeit ist zu gehen. Sie stehen dann bei uns und reichen uns die Hand. Als mein Papa starb war sein Bruder und sein Papa da. Meine Oma, also Muttis Mama, war für uns da. Ich konnte sie sehen und meine Mutti auch. Als Mutti starb war mein Papa und der Papa meiner Mutti da und natürlich auch ihre Mutti. Ich hab sie schon ein paar Tage vorher gesehen und meine Mutti auch. Da wussten wir Beide, dass es Zeit war, zu gehen. Aber als sie dann wirklich ihren letzten Atemzug getan hat, habe ich noch nicht wirklich verstanden, was wirklich geschehen war. Dass dann meine Mutti im Krankenhaus blieb und nie wieder zu mir heim kommen würde, kam erst sehr viel später bei mir an. Es war damals eine sehr harte und schwere Zeit für mich. Ein Jahr später starb meine beste Freundin und innerhalb 2 Jahren die 3 Schwestern von meiner Mutter, also meine Tanten. Im Mai dieses Jahres starb meine andere Freundin ganz plötzlich. Sie hat innerhalb 2 Jahren ihren Mann und ihre beiden Söhne verloren. Das hat sie nicht mehr verkraftet. Aber mein Lebensrad dreht sich weiter. Mit Gott an meiner Seite und meine geliebte Mutti, hab ich es geschafft, da zu sein, wo ich jetzt bin. Ohne die Beiden wäre ich gestorben. Aber meine Zeit ist noch nicht um hier auf Erden, obwohl ich auch noch nicht so recht weiß, für was ich eigentlich noch hier bin. Ich probiere jeden Tag, das Beste zu geben und freue mich jedes Mal sehr, wenn ich Zeichen von meiner geliebten Mutti bekomme.

    Heute Nacht träumte ich, dass ich mit meiner Mutti in einer kleinen Höhle verkrochen waren. Um uns herum ging die Welt unter. Es war kein Mensch mehr da. Aber ich fühlte mich so was von geborgen in den Armen von meiner geliebten Mutti zu liegen, dass ich keine Angst hatte. Sie war da. Und das war schön. Und ich weiß, dass meine Mutti immer für mich da sein wird, egal was auch geschieht und mein Herrgott auch. Diese Gewissheit schenkt mir Frieden in mein Herz und hat auch die Freude in mir wieder zum Leben erweckt. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Nein! Entschuldige dich nicht...danke dass du es mit uns teilst...

    Es ist doch so... Ich glaube, jeder von uns findet sich in den Gefühlen, Erlebnissen, Gedanken ... der anderen ein Stück weit wieder. Mir hilft das! Oft dachte ich: Geht es nur dir so??? Nein!!! Tut es nicht...

    Ist doch schön, wenn wir Gedanken miteinander teilen...

    Fühl dich umarmt liebe Kornblume...und danke für deine schönen Gedichte <3

  • Hier muss sich doch niemand entschuldigen!
    Im Moment geht es mir nicht so gut. Ich vermisse sie einfach.
    Jemand schrieb mir gerade, dass sie doch zuletzt sowieso eine Belastung für mich war und mich nicht unterstützen konnte. Mit anderen Worten, warum vermisst du sie denn? Ich glaube, das kann nur jemand sagen, der noch keinen Elternteil verloren hat. Es ist doch völlig egal, wie es ihr zuletzt ging, sie war eben meine Mutter?


    Ich habe aber auch was positives: ich habe am Freitag bei der Arbeit einen Kollegen erzählt, dass meine Mutter gestorben ist. Das hat er sich spontan gemeldet, ob ich heute mit ihm und seiner Frau zusammen joggen gehen will. Das fand ich total nett. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Mir hilft sowas sehr. Einfach mal einbezogen werden, dass jemand ohne große Fragen zu stellen fragt, ob man irgendwo hin mitkommt.

    Der Kollege hat auch vor einiger Zeit seinen Vater verloren. Ich glaube wirklich, Leute, die das selber schon erlebt haben, können da einfach besser mit umgehen.

  • Liebe Eva,


    in der Tat können Menschen nur so etwas sagen, die nicht nachempfinden können, wie es sich anfühlt eine geliebte Person zu verlieren. Wie kann man eine kranke Mutter als Belastung ansehen....... Sicherlich ist dann Alles anders, aber es ist doch selbstverständlich, dass man sich um den geliebten Menschen kümmert und sorgt.


    Mir wurde des öfteren gesagt, du bist jetzt frei.......... Ich war auch frei, als Mama noch gelebt hat.......


    Dein Kollege weiß, wie du dich fühlst und versteht dich.


    Ganz liebe Grüße

    Sveti