Mein Vater ist urplötzlich gestorben

  • Nein. Sterben ist keine Lösung. Du hast deine Zukunft noch vor Dir, Dein Weg ist noch nicht zu Ende!
    Dir wird es auch wieder besser gehen. Vielleicht helfen Dir bestimmte Trauerrituale?

    Nein, natürlich ist es das nicht. Aber solche Gedanken sind in den so dunklen, schweren Stunden vermutlich normal.

    Mit Trauerritualen hab ich mich noch nie auseinander gesetzt. Kannst du mir etwas mehr dazu erzählen?

    Genau das trifft es. Geheuer war mir das Gefühl ja eh nicht, aber dass es mich so tief runter zieht, noch viel tiefer als die Monate davor - das hätte ich nicht gedacht. Tatsächlich fühlte ich mich am Montag beim aufwachen auch schon besser. Montag und Dienstag ging es mir ganz ok, also weder ein großen hoch oder runter, heute ist es ziemlich gemischt, morgens war ich noch ganz gut gelaunt, jetzt geht es gerade steil abwärts.


    Lieber Kitesurfer,

    diese Gedanken hatte ich auch zwischendurch. Einfach einschlafen und nichts merken, weil der Schmerz einfach riesig ist. Die Trauer um Heinz, die Ängste um meine Mutter. Will sie nicht mehr leiden sehen, aber das ist definitiv keine Lösung. Du merkst dann vielleicht nichts mehr, aber was ist mit deinen Lieben? Die brauchen dich. Die lässt du alle zurück und sie würden noch viel mehr leiden. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Davon bin ich fest überzeugt. Und unsere Verstorbenen würden es nicht wollen, dass wir unser Leben wegwerfen. Sie wollen, dass wir glücklich sind. Ich habe heute auch wieder so ein Tief, weil meine Mutter da war und wieder von nichts anderes spricht und so verzweifelt ist. Wir müssen stark bleiben. Und das schaffst du auch!! Davon bin ich überzeugt. Glaube wir beide haben ähnliche Ängste und Sorgen, wenn ich so lese was du schreibst, sind wir uns ziemlich ähnlich.

    Mir wurde auch wieder so richtig bewusst, dass Heinz nicht wiederkommt. Meine Mutter kommt vorbei, immer ohne ihn und das tur verdankt weh. Ich vermisse ihn sehr, weil er mir Halt in meinem Leben gab. Aber er hätte nicht gewollt, dass ich so leide und solche Gedanken habe. Wir müssen irgendwie das beste draus machen, auch wenn es schwer fällt😔


    Fühl dich gedrückt

    Ja, ich verstehe dich sehr gut und denke auch, dass wir ähnliche Ängste und Sorgen haben. Meine Mutter so leider zu sehen, tut mir so weh, und ich kann nichts tun, um ihr zu helfen. Ich weiß ja nicht mal, wie ich mir selbst helfen soll. :13:Sie "fordert" viel von mir, indem ich die einzige Person bin, die sie an sich ran lässt, sie hat ja keine Freundinnen, nur 2, 3 Bekannte, aber mit denen hat sie extrem wenig Kontakt und wenn, dann auch nur sehr oberflächlich. Ich fühle mich überfordert damit.

    Stark bleiben, ja... was für eine andere Wahl hat man auch? Das Leben geht ja einfach so weiter, ob man will oder nicht, und alles scheint so ungerecht und unfair.

    Fühl dich auch gedrückt, und viel Kraft auch für dich!

    Lieber Kitesurfer,

    Trauer zeigt sich auch im körperlichen. Achte gut auf dich, und bleib auch mal im Bett wenn es nicht geht. Du musst nicht funktionieren.

    Ohja, das merke ich momentan sehr. Ich fühle mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen, alles ist so schwer und mühsam. Puuh. Meist zwinge ich mich aber irgendwann, aufzustehen und zumindest zb eine Kleinigkeit im Haushalt zu erledigen, einmal kurz draußen eine kleine Runde zu spazieren etc.


    Liebe Isabel, wie ist es deiner Erfahrung nach, wenn ich mich recht erinner, bist du doch in der Trauerbegleitung tätig, oder? Ich frage mich nämlich, ob das realisieren, dass die Person wirklich tot ist, einen plötzlich trifft (so richtig realisiert hab ich es immer noch nicht), oder genau so wie Trauer in Wellen kommt und geht?

  • Guten Abend an alle,

    ich wollte mal wieder ein bisschen was "loswerden" und erzählen.


    Nach dem ganz neuen tiefen, tiefen Tief am Sonntag waren Montag und Dienstag ganz ok und ohne große auf und abs. Heute morgen fühlte ich mich recht gut, hatte aber gleich den Gedanken, dass das Tief, was danach kommt, umso schlimmer sein wird.

    Ich hab mich heute mit einer Freundin zum Kaffee trinken getroffen, was schön war. Wir haben aber auch immer wieder über meinen Vater geredet (was ok war), aber danach war ich emotional irgendwie so dermaßen erschöpft. Komisch. Als ich dann zu Hause war, war ich auch körperlich so im EImer und hab mich erstmal aufs Sofa gelegt, fühlte sich schon wieder so an, als würde wieder ein neues Tief kommen, aber daran bin ich wohl gerade noch so vorbei gekommen.


    Die Situation mit meiner Mutter... ist nicht einfacher geworden. Mittlerweile reagiere ich nicht mehr so sensibel auf ihr "ich will tot sein", denn wenn ich es seit 2 Monaten (mehrmals) täglich höre, dann ..naja, verliert es irgendwie an Bedeutung, und ich denke mir einfach, sie wird schon nicht einfach plötzlich tot sein. Vermutlich ist es einfach ihr Ausdruck dazu, wie schlecht es ihr geht. Sie war zwischenzeitlich mit Worten aber auch schon sehr gemein und unfair zu mir, aber auch da dachte ich, sie hat soviel Wut in sich, die lässt sie jetzt einfach an mir aus, und hab es so hingenommen. Die Freundin heute meinte, das hätte sie sich nicht bieten lassen (sich "beleidigen" zu lassen), und ihrer Mutter gesagt, sie soll sich melden wenn sie sich wieder einbekommen hat und wäre gegangen. Aber sowas könnte ich gar nicht!

    Naja, nun hat meine Mutter mir wieder einen neuen Floh ins Ohr gesetzt. Sie sagte, sie hätte ja Angst, dass sie ernst krank wird (zb einen Schlaganfall etc), wer solle sich denn dann um sie kümmern, wenn sie sich nicht mehr selbst versorgen könne? Ich würde sie ja dann wohl nicht in ein Pflegeheim stecken, so herzlos wäre ich ja nicht? Das entflammt schon wieder ganz neue Ängste in mir mit denen ich jetzt noch zusätzlich leben muss. Denn was ich dann machen würde.... weiß ich nicht. Da muss man sich ja vermutlich auch keine Gedanken drüber machen, wenn es nicht der Fall ist, aber der Gedanke zermürbt mich gerade.

  • oh ja.das kenne ich auch zu gut mit dem Pflegeheim. Das sagt sie mir auch schon seit Jahren. Das ich sie ja wohl nicht ins Pflegeheim stecke. Ich würde ja sehen, wie es da aussieht. Aber da habe ich ihr schon durch die Blume gesagt, dass es durch Arbeit und Familie nicht geht. Ich glaube auch, dass es mein Mann nicht mitmachen würde, wenn sie bei uns wäre.


    Ich habe mir schon überlegt mit dem Arzt meiner Mutter zusprechen, der sie damals krankgeschrieben hatte,mal zu fragen , ob ihr vielleicht mal eine Kur guttun wurde. Wäre das nicht vielleicht auch was für deine Mutter? Dann kommt sie mal raus und es wird ihr vielleicht auch etwas bei der Trauerbewältigung geholfen.weiss allerdings nicht, ob das die Krankenkasse so einfach genehmigt.

  • Lieber Kitesurfer<3:30:<3


    langsam werde ich echt etwas sprachlos , ...

    auch hat es nichts mit das du "beleidigt " wirst zu tun...


    es zeigt mir nur wieder einmal auf... das hast du meiner Meinung nach erkannt...

    das streiten vehement oder nicht vehement alle lebenden Partner gerne ab...

    das Wut in der Trauer steckt auf den <3ABSOLUT <3 geliebten<3 Partner...


    Man findet vielleicht andere "Kanäle , so das man es nicht als Wut für sich definiert ... aber im Grundgefühl ist es erst einmal vorhanden...

    und nicht nur beim Partner sondern auch bei den Eltern oder Geschwistern...

    bei den eigenen Kindern glaube ich tatsächlich nicht..


    das du nach dem Gespräch mit einer Freundin , wo sie dir wohl auch zuhörte wie es dir jetzt gehst--- müde bist ...dich kraftlos fühlst ist absolut normal in der ersten Trauer ...und da bist du IMMER noch...

    Ja, es können immer wieder einmal noch stärkere Trauerwellen kommen .. akzeptiere sie ...Du weisst jetzt , das sie nach einem bestimmten Zeitpunkt schwächer werden...

    Ich würde sie ja dann wohl nicht in ein Pflegeheim stecken, so herzlos wäre ich ja nicht? Das entflammt schon wieder ganz neue Ängste in mir

    das glaube ich dir...absolut....


    Das ist NICHT JETZT... Ich weiss das du als sensibler Mensch und Sohn dir JETZT schon Gedanken machst...

    Aber das ist das Leid, was sich die Menschen gerne kreieren... sich Gedanken machen was noch nicht eingetreten ist...


    Es hat nichts mit " blauäugig" sein oder mit einer "rosa Brille " herumlaufen zu tun... auch nicht in einer "ich will fun Gesellschaft"...

    aber der Mensch lebt selten im Jetzt... auch mit seinem Körper ...


    JETZT kann deine Mutter gut dafür sorgen , das sie keinen Schlaganfallo bekommt... obwohl man ihn nicht völlig durch gute Lebensweise und Medikamente ausschliessen kann...

    Lass dich nicht von diesem Sorgengedanken beherrschen... Sie hat JETZT keinen Schlaganfall...


    Ich wünsche DIR das du immer wieder ihre DEINE Belastbarkeit und ihre Grenzen zeigen kannst... und bin mir sicher , das du das kannst ...


    Fühle dich "verstanden"

    herzlichst <3 deine Sverja

  • Liebe Isabel, wie ist es deiner Erfahrung nach, wenn ich mich recht erinner, bist du doch in der Trauerbegleitung tätig, oder? Ich frage mich nämlich, ob das realisieren, dass die Person wirklich tot ist, einen plötzlich trifft (so richtig realisiert hab ich es immer noch nicht), oder genau so wie Trauer in Wellen kommt und geht?

    Lieber Kitesurfer,

    Das realisieren geht zum einen über die körperlichen Sinne, wenn man sich vom Verstorbenen verabschiedet, ihn berührt, noch letzte Worte oder Gegenstände mitgibt- und dann auch über die Sprache. In dem wir darüber reden und erzählen. So stellt sich immer mehr ein begreifen ein. Je intensiver der Abschied war, desto leichter das realisieren. Das dauert unterschiedlich lang und ist meist "schleichend". Manchmal hab ich es auch erlebt dass jemand wie vom Blitz getroffen diese Erkenntnis hat zb. durch ein bestimmtes Erlebnis, oder einen äußeren Reiz.

    Wie war den dein Abschied von deinem Vater?


    Vor kurzem hatte ich eine Klientin die ihren Bruder vor 35 Jahren durch einen Unfall im Ausland verloren hat. Sie hat ihn nie gesehen, und fragt sich manchmal heute noch ob er der Sarg vielleicht leer war, und er irgendwo im Ausland lebt. Obwohl sie es im Grunde weiß, fragt sich das Herz manchmal doch ob es anders sein könnte. Das war auch der Grund ihres Termins bei mir.


    Eine Auseinandersetzung ist bestimmt wichtig, aber bei dir ist noch nicht so viel Zeit vergangen... Gib dir Zeit! Wir versuchen das Thema Trauer oft mit dem Kopf zu begreifen und zu erfassen, das ist nur begrenzt möglich.


    Wenn du dazu noch Fragen hast, kannst du gerne schreiben.

    Alles Liebe <3

    Isabel

  • oh ja.das kenne ich auch zu gut mit dem Pflegeheim. Das sagt sie mir auch schon seit Jahren. Das ich sie ja wohl nicht ins Pflegeheim stecke. Ich würde ja sehen, wie es da aussieht. Aber da habe ich ihr schon durch die Blume gesagt, dass es durch Arbeit und Familie nicht geht. Ich glaube auch, dass es mein Mann nicht mitmachen würde, wenn sie bei uns wäre.


    Ich habe mir schon überlegt mit dem Arzt meiner Mutter zusprechen, der sie damals krankgeschrieben hatte,mal zu fragen , ob ihr vielleicht mal eine Kur guttun wurde. Wäre das nicht vielleicht auch was für deine Mutter? Dann kommt sie mal raus und es wird ihr vielleicht auch etwas bei der Trauerbewältigung geholfen.weiss allerdings nicht, ob das die Krankenkasse so einfach genehmigt.

    Danke für deinen Beitrag. :)Vorher hat sie das noch nie gesagt, da es ja nie einen Grund gab. Es war immer klar, dass meine Eltern sich gegenseitig pflegen würden, und mit Ende 50 haben beide natürlich gedacht, dass läge noch in de Ferne und sie hätten noch viele unbeschwerte Jahre zusammen.

    Ich denke auch, dass es eher schwierig ist, das zu Hause zu machen. Gerade wenn man, wie du, dann auch Kinder hat, die viel Zeit "einfordern", und wie du sagst, auch der Job. Dann muss man ja auch zusätzlich genügend Platz haben, um ein Zimmer für die Person einzurichten usw. Ist sicherlich ziemlich schwierig zu Hause.


    Ja, eine Kur.. hab meine Mutter auch schon mal gefragt, ob sowas für sie in Frage kommen würde, aber sie sagt dann immer "Was soll ich denn da?"

    Sie lehnt jegliche Hilfe von außen, die man kriegen kann (Therapie, Trauergruppe, Trauerbegleitung, Kur) ab, leider.

    Würde für deine Mutter denn eine Kur in Frage kommen, oder will sie das auch nicht?

    Liebe Sverja,

    dein :30: nehme ich sehr gerne an und gebe es zurück. In den Arm genommen werden tut immer gut. Und danke, dass du hier bei mir immer so fleißig kommentierst.

    Das mit den Trauerwellen stimmt, nun weiß ich, dass sie mich wie mit einem Hammer und in ganz neuer Intensität treffen können. Und dass ich dann zu quasi nichts mehr in der Lage bin, und atmen genug Kraft kostet. ABER dass die Welle auch wieder kleiner wird, man sich wieder ok fühlen wird. Zu wissen, dass es nicht so bleibt, sondern wieder besser wird, beruhigt mich sehr.


    OH JA, ich zerdenke absolut ALLES immer, bevor es überhaupt eingetreten ist.

    Das mit dem "im hier und jetzt" leben stimmt auch. Ist irgendwie schwer. Im Gedanken ist man dann immer schon im nächsten Wochenende, bei Ausflug X oder sonstwo. Dabei sollte man doch auch das hier und jetzt genießen, auch, wenn es zb ein Arbeitstag ist, und nicht jeden Tag nur denken, nur noch x Tage bis zum Wochenende.


    Vielen Dank für deine Antwort. :28:

    Ich habe einfach das Gefühl, ich habe es noch immer 0 begriffen, dass er tot ist. MEIN Vater ist doch nicht tot. Er ist mit meiner Mutter zu Hause und sitzt bestimmt gerade am Laptop. So denke ich immer. Aber dass ich IHN tot im Haus liegen sah? Es SEINE Beerdigung war? Dass ER auf den Fotos vom Beerdigungsinstitut in einem SARG lag? Dass es SEIN Totenschein war, der da lag? NEIN!

    Das ist immer noch SO unrealistisch für mich, SO fremd, SO... unwirklich...

    10 Wochen ist es ungefähr her...kann man etwas nach 10 Wochen so wenig begreifen? Klar, es war wie ein Unfall, da er an einem plötzlichen Herztod starb, man sich nicht drauf "vorbereiten" konnte, nicht Abschied nehmen konnte, keine letzten Worte mit auf den Weg geben konnte... aber nach 10 Wochen, immer noch nicht? Mir geht das einfach nicht in den Kopf! :13:


    Du fragst, wie mein Abschied von meinem Vater war. Ich konnte seinen Leichnam noch sehen und verabschieden, bevor das Beerdigungsinstitut ihn abholte. Ich habe ihn noch am Kopf gestreichelt, mit ihm geredet, ihm meine Gefühle mitgeteilt. Die Beerdigung war für mich eher unrealistisch. Da war es ja noch nicht lang her, und es war noch 0 bei mir angekommen, ich war noch gar nicht in dieser Gefühlswelt, wie jetzt. Gefühlt war es nicht SEINE Beerdigung, sondern die von wem anderen, wo ich zu Gast war. War es das, was du mit deiner Frage meintest, oder wolltest du etwas anderes wissen?


    Oh ja, das mit deiner Klientin glaube ich total! Wenn man GAR nicht Abschied nehmen konnte, und man sich sowieso selten sehen konnte, weil man in verschiedenen Ländern lebte... das muss sehr schwierig sein.

  • Ich habe 2 Jahre meine Mutter gepflegt und kann nur dringend davon abraten.
    Es war für sie nicht gut, weil unsere Beziehung darunter gelitten hat und mich war es nervlich kaum auszuhalten.

    Dass deine Mutter dich versucht emotional unter Druck zu setzen finde ich überhaupt nicht in Ordnung. Du hast dein eigenes Leben und deine Arbeit. Wenn ich alt bin werde ich sowas nie im Leben von meinen Kindern verlangen.


    Trauerrituale sind sehr individuell. Ich zünde immer eine Kerze von ihrem Bild an, wenn ich nach Hause komme. Ich gehe 1x Woche zum Grab und mache es schön und bringe Blumen mit. Manchmal trinke ich mit ihrem Bild ein Glas Wein und rede mit ihr. Ich habe ihr auch einen Brief geschrieben.
    Die Trauer muss ihren Platz haben und durch die Rituale versuche ich ihr den Raum zu geben um in anderen Momenten auch bewusst zurück in mein Leben und meine Zukunft gehen zu können.

  • Du fragst, wie mein Abschied von meinem Vater war. Ich konnte seinen Leichnam noch sehen und verabschieden, bevor das Beerdigungsinstitut ihn abholte. Ich habe ihn noch am Kopf gestreichelt, mit ihm geredet, ihm meine Gefühle mitgeteilt. Die Beerdigung war für mich eher unrealistisch. Da war es ja noch nicht lang her, und es war noch 0 bei mir angekommen, ich war noch gar nicht in dieser Gefühlswelt, wie jetzt. Gefühlt war es nicht SEINE Beerdigung, sondern die von wem anderen, wo ich zu Gast war. War es das, was du mit deiner Frage meintest, oder wolltest du etwas anderes wissen?

    Lieber Kitesurfer,

    Wie schön das du Abschied nehmen konntest. Das du das als außenstehend wahrgenommen hast, ist nichts ungewöhnliches.


    Du schreibst es sind schon 10 Wochen. Und bestimmt fühlt es sich für dich sehr lange an. In einem Trauerprozess ist das aber noch nicht viel Zeit. Zumal es schon sehr viele neue Erkenntnisse der Wissenschaft gibt, die belegen, dass der Trauerprozess viel viel länger dauert als bisher angenommen.


    Bist du den in einer Trauerbegleitung?

  • Danke fürs teilen deiner Erfahrung, Eva87 . Das mit dem Trauerritual klingt nach etwas “schönem“ (hoffe du verstehst mich nicht falsch). Könnte mir gut vorstellen, das auch mal zu machen, glaube aber, dass es aktuell noch zu früh für mich dafür ist. Dafür habe ich seinen Tod wohl noch zu wenig realisiert.


    Liebe Isabel L.K. , 10 Wochen sind noch nicht lang, hmm. Ich dachte, das wäre schon eine Weile. Ich glaube, dass ich es automatisch mit sowas wie einer Trennung vergleiche. Da sind 10 Wochen viel, man sieht schon wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Aber klar, mir einem Todesfall ist das nicht vergleichbar, allerdings hab ich ja vorher noch nie erleben müssen.

    Ich bemerke, dass ich irgendwie ungeduldig bin, wann die “nächste Phase“ kommt, wann nan nicht mehr so ein auf und ab hat, nicht plötzlich ohne Vorankündigung in so ein tiefes Loch fällt, oder es einem plötzlich ganz ok geht, man auch kurzzeitig Freude empfinden kann, um dann plötzlich wieder völlig am Boden zu sein. Ich will das nicht mehr :(


    Bezüglich Trauerbegleitung: Ja. Ich habe ein Trauercafe in der Nähe, wo zwar das Gruppentreffen nichts für mich war, aber es auch Einzelgespräche gibt, die man 1x im Monat haben kann. Dort war ich nun im Dezember und Januar, hab auch schon meinen Termin für Februar. Die einstündigen Gespräche helfen mir auf jeden Fall.

  • Ach man, was mach ich nur mit meiner Mutter?!

    Sie hat mich heute mal wieder völlig aufgelöst angerufen, und mir 15-20 Minuten dauerweinend gesagt, dass sie WIRKLICH nicht mehr leben will, was sie hier soll, dass sie merke, dass sie keine Kraft mehr habe und es bald vorbei gehen würde mit ihr.

    Ich wusste nicht, was ich sagen sollten, und hab immer nur mir "hmm" geantwortet, wenn sie mal kurz nichts gesagt hat. Dazu fragt sie mich immer und immer wieder, was sie denn nun machen solle, ohne meinen Vater. Ich sag ihr immer, dass ich das auch nicht weiß, und ja selbst auch erstmal klar kommen muss. Sie sagt dann immer, dass sie so schnell wie möglich auch endlich tot sein will. Als ich ihr dann sagte, dass ich ihre Verzweiflung ja verstehe, ich als ihr Kind aber keine Jubelschreie ausstoßen kann, mit gerade mal 30 auch keine Mutter mehr zu haben, sagte sie, ich wäre gemein (!!) ihr das nicht zu gönnen, dass sie tot ist. 8|


    Ich weiß WIRKLICH nicht, was ich tun soll. Am Telefon hätte ich ihr am liebsten gesagt, dass ich jetzt auflege, und sie wieder anrufen soll, wenn sie wieder normal mit mir sprechen kann, aber das wollte ich ja auch nicht tun, so aufgelöst wie sie war.

    Psychologe, Trauerbegleitung, Kur, Tabletten lehnt sie weiterhin strikt ab, da ihr das laut ihrer Aussage nichts bringt (sie hat es ja gar nicht ausprobiert). Ich fühle mich dem nach wie vor nicht gewachsen und frag mich, wie ich mein Leben je wieder normal leben kann, wenn ich für sie immer die tägliche Trauerbegleitung spielen soll, wo ich doch selbst trauere.

  • Lieber Kitesurfer<3:24::30:<3


    ich nehme dich einmal bei deinem Namen, den du hier für dich ausgewählt hast...


    Wie willst du Kitesurfen ohne Wellengang und GUTEN Wind der dich fantasisch surfen lässt ...erst einmal das Ufer verlassend... um später , wenn man den Strand erreicht hat , sich sagen zu können


    ICH HABE DAS GESCHAFFT ... GUT GESCHAFFT :!:


    Ich weiss nicht genau von wem das Zitat stammt , auch kann ich es nicht völlig genau zitieren... aber es ist wirklich GUT


    " Manchmal ist es das liebevollste ein klares NEIN auszusprechen "


    So ähnlich lautet das Zitat

    Das musst du jetzt lernen <3

    und deine Mutter muss es akzeptieren

    PUNKT<3


    <3lichst deine Sverja

  • Hallo Kitesurfer,

    habe gerade deinen Eintrag gelesen... und muss sagen, als eine Frau, die mit mitte 50 im Mutteralter ist...

    ICH FINDE DAS VERHALTEN DEINER MUTTER EXTREM UNFAIR DIR GEGENÜBER.

    Es ist wie du sagst: du musst selber klar kommen. Wenn sie Hilfsmöglichkeiten wie etwa Trauerbegleitung nicht annimmt, dann ist das ihre Entscheidung. Eine nicht richtige Entscheidung, wie ich finde, aber das ist ihre Sache.

    Klar ist: du bist selber ein Trauernder, du kannst ihr nicht diese Stütze sein, die sie gern hätte. Und die sie von dort, wo sie sinnvollerweise wohl zu finden wäre, nicht annehmen will.

    Ich habe keinen Rat für dich, wie du konkret reagieren könntest. Ich stelle es mir sehr schwer vor. Aber eines weiß ich, auch aus meiner Geschichte her: du bist trauernd, du bist leidtragend, du musst sehen, wie du für dich selber klarkommst. Du kannst das nicht für zwei erledigen. Und das ist auch nicht deine Aufgabe.

    Du musst deinen Weg finden und sie ihren. Ihr könnt euch gegenseitig unterstützen. Aber diese Unterstützung darf keine Einbahnstrasse sein.

    Ich hoffe, das klingt nicht zu hart für dich. Ich denke, du hast ein gutes Gespür dafür, was du für sie tun kannst - und was nicht. Schau auf dich. Teil dir deine Kräfte ein.

    Und alles Gute Dir 💜

  • Lieber Kitesurfer,

    Das ist eine sehr harte Aussage!

    Als ich ihr dann sagte, dass ich ihre Verzweiflung ja verstehe, ich als ihr Kind aber keine Jubelschreie ausstoßen kann, mit gerade mal 30 auch keine Mutter mehr zu haben, sagte sie, ich wäre gemein (!!) ihr das nicht zu gönnen, dass sie tot ist. 8|

    Hier hilft wohl nur klare Grenzen zu setzen. Deine wird ununterbrochen überschritten. Ich schrieb schon mal in einem anderen Thread das ein solcher Prozess, als Kind seinen Eltern Grenzen zu setzen immer herausfordernd ist, selbst ohne Trauerprozess. Anders geht es aber oft nicht... Leider!


    Du bist immer noch (auch wenn erwachsen) das Kind. Und als ihr Sohn, kannst du auch deine Wünsche äußern, auch du brauchst eine Schulter zum anlehnen. Ein gegenseitiges, nicht einseitiges stützen. Wenn es nicht möglich ist mit ihr zu reden, würde ich es mal schriftlich versuchen, damit die Emotionen nicht so hoch kochen...


    Ich wünsch dir einen angenehmen Tag <3

    Isabel

  • lieber Kitesurfer<3:30:<3


    du bist trauernd, du bist leidtragend, du musst sehen, wie du für dich selber klarkommst. Du kannst das nicht für zwei erledigen. Und das ist auch nicht deine Aufgabe.

    Du musst deinen Weg finden und sie ihren. Ihr könnt euch gegenseitig unterstützen. Aber diese Unterstützung darf keine Einbahnstrasse sein.

    Du bist immer noch (auch wenn erwachsen) das Kind. Und als ihr Sohn, kannst du auch deine Wünsche äußern, auch du brauchst eine Schulter zum anlehnen. Ein gegenseitiges, nicht einseitiges stützen. Wenn es nicht möglich ist mit ihr zu reden, würde ich es mal schriftlich versuchen, damit die Emotionen nicht so hoch kochen...

    da kann ich zu beiden berechtigten Zitaten nur

    ja, ja, ja so ist es schreiben


    Ich hoffe sehr, du konntest liebevoll und klar die nötige Grenze ziehen...

    fühle dich umarmt<3:30:<3 wenn du dir das vorstellen kannst

    deine Sverja

  • Momentan bin ich in den letzten Tagen einfach nur traurig. Gestern zb wachte ich auf und dachte im Halbschlaf, dass ich unbedingt mal wieder meinen Vater anrufen muss, weil ich schon so lang nicht mehr mit ihm telefoniert hab. Und im nächsten Moment: “Ach nee, geht ja gar nicht....“

    Dachte an seine Stimme und hatte Angst, sie zu vergessen. Seit längerem musste ich dann mal wieder ein bisschen weinen. Die Erkenntnis, dass ich NIE wieder mit ihm telefonieren kann, tut so weh

  • Ja! Dieses "nie wieder" ist schon eine ganz, ganz schlimme Zumutung.

    Unerträglich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Es gibt leider nichts Aufmunterndes, was ich dem entgegen halten könnte. Es ist so. Und es bleibt so.


    ABER: es wird in den Hintergrund treten...


    In Deinem Leben werden sich neue Dinge entwickeln. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nicht einmal heuer. Und doch wird es geschehen.

    Eines Tages wirst Du vielleicht mit Deinen Kindern telefonieren. Dein Papa wird Dir trotzdem fehlen. Es wird immer anders sein. Aber vielleicht auch anders schön.


    Und alles, was Du von Deinem Papa Gutes übernommen hast, kannst Du dann Deinen Kindern geben. Oder anderen Menschen.


    Das klingt für Dich jetzt wahrscheinlich nach vertrösten. Aber so ist es nicht gemeint. Ich habe meine Mama mit 18 verloren. Und für mich ist damals eine Welt zusammen gebrochen.

    Trotzdem habe ich, rückblickend, die Erfahrung gemacht, dass es nicht das Ende war. Es war einfach ganz, ganz lang Scheiße. Und dann hat langsam etwas Neues begonnen.

    So wie nach einem langen Winter irgendwann die ersten Frühlingsblumen kommen.


    Ich wünsche Dir alles Gute <3

  • Lieber<3 Kitesurfer,


    Gestern zb wachte ich auf und dachte im Halbschlaf, dass ich unbedingt mal wieder meinen Vater anrufen muss, weil ich schon so lang nicht mehr mit ihm telefoniert hab.

    Ja, der Halbschlaf... da ist man noch eher in dem reinen Gefühlszustand und der Verstand ist noch nicht so aktiv...


    Ich glaube , wenn man gerade sehr viel miteinander "nur" noch telefoniert hat, oder WhatsApp oder gemailt hat, vermisst man das dann sehr stark in der Trauer...

    Ich kenne das auch...

    lieber <3 Kitesurfer,

    darf ich schreiben, das ich dennoch ein klein wenig glücklich bin, das du deine Gefühle weiterhin mit uns teilst?<3?

    Das du traurig bist und wieder häufiger weinst... das ist der Ausdruck des vermissens gerade jetzt zu deinem Vater.


    Ich wünsche dir ein Wochenende mit traurigen Emotionen, die aber ja die verbindende Liebe zeigen.

    liebe<3Energiegrüsse sende ich dir

    deine Sverja

  • Guten Abend, oder besser gesagt, gute Nacht zusammen,

    Ich liege schlaflos im Bett und das Gedankenkarussell läuft. Ich fühle mich alleine und habe unglaublich Angst meine Mutter zu verlieren. Meine Eltern haben mir immer Rückhalt gegeben, ein sicheres Gefühl, ein Ort, wo ich immer hin kann. Dieser Ort ist jetzt nur noch halb vorhanden, und ich habe enorme Angst, dass meine Mutter auch nicht mehr da ist und es gar keinen Ort mehr gibt. Nach der Trennung von mehr Exfreundin Zb war ich der jenige, der die Wohnung verließ, und erstmal für 1 Monat bei meinen Eltern unter kam, bis ich eine neue Wohnung fand. Oder allgemein wenn ich Kummer hatte, konnte ich immer dort hin und meine Eltern haben mich immer aufgefangen. Oder auch, wenn es geldmäßig mal einen Notfall gab, haben meine Eltern mir etwas geliehen (ich glaube, das war nur 2x der Fall, und da ging es um Wohnungskautionen), ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn auch meine Mutter weg wäre... dann wäre ich ja ganz alleine auf dieser Welt, dafür fühle ich mich gar nicht bereit :13:

    Ja, meine Mutter IST ja noch da, aber ich hab SOLCHE Angst!

    Dass mein Vater tot ist... sickert glaube ich nun gaaaanz langsam, in ganz kleinen Tröpfchen zu mir durch.


    Sorry, dass ich gerade nur jammern kann, aber die Verzweiflung überwiegt gerade! Aber ich weiß nicht, wem ich das noch erzählen soll. Ich dachte, ich hätte viele tolle Freude, aber im Endeffekt sind mir nun auch nur 2 geblieben... die ja auch nicht meine Seelsorger sind, die ich nur zujammern will!

    Ich hoffe, ich werde endlich müde und kann schlafen, die Nacht macht alles gerade bestimmt noch schlimmer.


    Auf eure letzten Kommentare antworte ich morgen noch.

  • lieber Kitesurfer<3,


    ich denke und hoffe das du noch schläfst<3. Ja, Eltern geben einem immer Rückhalt...zumindest sehr, sehr häufig. Es sei denn, dass man in einer Familie aufwächst, wo dem leider nicht so ist...

    Meine Eltern haben mir immer Rückhalt gegeben, ein sicheres Gefühl, ein Ort, wo ich immer hin kann. Dieser Ort ist jetzt nur noch halb vorhanden, und ich habe enorme Angst, dass meine Mutter auch nicht mehr da ist und es gar keinen Ort mehr gibt.

    Danke, das du immer mehr von deinem Leben erzählst , weil man deine Aengste dann noch viel "besser" verstehen kann. Ich finde es auch völlig normal , das Eltern gerade bei diesen Mietkautionen einem helfen...


    Aber das sind ja nur die äusserlichen Dinge. Die Angst , das man dann gänzlich alleine dasteht ohne Eltern, die ist in der ersten Trauer , bei dir ist es der Papa sehr, sehr gross... aber auch das ist normal in der Trauer. Man kann eigentlich dann nicht noch mehr Verluste ertragen...


    Ich fände es sehr"gut"und wichtig , das du gerade DIESE Stimmung , DIESE Angst deiner Mutter erzählst... DEINE Schwachheit ihr zeigend...


    vielleicht wird ihr dann bewusst, dass du auch ein sehr grosses Leid in dir trägst und sie "aufwacht"...


    Sorry, dass ich gerade nur jammern kann, aber die Verzweiflung überwiegt gerade!

    Dafür ist dieses Forum da<3:30:<3 und 2 Freunde sind in einer solchen Lebenssituation sehr, sehr viel... Wirklich...

    alles Liebe

    deine Sverja