Hilflosigkeit - die Welt steht still

  • Hallo Ihr Lieben!


    Nachdem es ja die letzte Zeit von mir durchwegs positive Beiträge zu vermelden gab, hat sich das Blatt ein wenig gewendet. Seit 2 Tagen herrscht in meinem Inneren wieder völliges Chaos. Ich dachte, ich wäre mit mir soweit im Reinen und hätte diese immensen Ängste überwunden. Und nun drehen sich meine Gedanken wieder um die bekannten Themen Angst und innere Unruhe. Auslöser für diese Veränderung ist, dass mein Bruder (er ist 6 Jahre älter als ich) im Krankenhaus liegt. Das alleine würde mich aber nicht so aus dem Konzept bringen. Er hatte am Freitag eine OP. Am Samstag musste eine Not-OP nachgeschoben werden, weil er innere Blutungen hatte. Man hat ihn nun in ein künstliches Koma gelegt. Wie lange dieses Koma aufrecht erhalten werden soll, ist derzeit nicht abzuschätzen. Dazu kommt, dass teilweise seine Nieren versagen, so dass man ihn an die Dialyse angeschlossen hat. Mein Bruder und ich habe nicht immer das beste Verhältnis gehabt. Einerseits, weil er eben 6 Jahre älter ist und wir nicht zusammen aufgewachsend sind, andererseits weil wir wie Tag und Nacht sind. Unsere absolute Gegensätzlichkeit war immer schon ein Problem zwischen uns. Aber trotz allem ist er mein Bruder; egal wie weit unsere Lebenseinstellungen voneinander abweichen. Er hat mich, als es mir gesundheitlich sehr schlecht ging, zu einer großen OP nach München gefahren. Und obwohl wir nie ein inniges Verhältnis hatten, hat er sich bemüht, mir die Angst zu nehmen. Das habe ich ihm hoch angerechnet.


    Meine Mama fährt morgen nach Ried ins Krankenhaus. Sie hat dort einen Termin mit dem behandelnden Arzt. Ich kann nicht mitkommen. Ich war die ganze Woche krankgeschrieben und habe das Bett gehütet. Eine über Wochen rumgeschleppte Grippe hat sich aufgrund einer bei mir chronisch vorhandenen Bronchitis zum echten Problem entwickelt. Mittlerweile geht es mir wieder ganz gut. Ich muss aber ab morgen wieder arbeiten gehen. Zudem liegt mein Bruder auf der Intensivstation. Es ist also das Beste, wenn ich nicht mitkomme, um ihn keinem größeren Risiko auszusetzen.


    Wie Ihr Euch denken könnt, geht in meinem Kopf wieder alles drunter und drüber. Ich mache mir große Sorgen. Ich hoffe, dass meine Mutter morgen mit guten Neuigkeiten aus dem Krankenhaus aufwarten kann.


    Ich werde Euch berichten, sobald ich mehr erfahren habe.


    Ganz liebe Grüße!


    Dani

  • Liebe Dani!


    Ach Mensch! Ich schließe mich Christine an, mir fehlen die Worte.
    Ich wünsche dir aus tiefstem Herzen das das Glück auf deiner Seite bleibt und dir deine Mama morgen nur gute Nachrichten erzählt.
    Meine Gedanken sind bei dir
    lass dich fest drücken und werde bald gesund
    deine Chris

  • Liebe Dani!


    Zu allererst wünsche ich, dass Dein Bruder ganz schnell
    wieder gesund wird und sich alles zum Guten wendet!


    Dass Deine Ängste wieder hochkommen, ist nur zu verständlich -
    Du befindest Dich zu Zeit wieder in einer Ausnahmesituation und
    bist selbst gesundheitlich angeschlagen.
    Du machst Dir große Sorgen um Deinen Bruder und darfst ihn
    nicht mal besuchen....


    Ganz viel Kraft für die kommenden Tage,
    wünscht Dir


    Kate

  • Hallo,liebe Dani!
    Das tut mir so leid,das es dir im Moment so schlecht geht. Man weiß gar nicht wie man so richtig trösten soll.Ich hoffe für dich und deinen Bruder,das deine Mutti(wie die Anderen schon sagten) dir nur gute Nachrichten bringt!!Darf ich fragen was die Ursache für die erste OP war? Innere Blutungen "kommen" ja nicht einfach so. Ich kann deine Ängste und Sorgen sooo gut verstehen-OP,ITS,Dialyse- ich fühle mit dir und drück richtig fest die Daumen!
    Ich schick dir besonders viel Kraft-natürlich auch deinem Bruder,
    schreib wenn es Neuigkeiten gibt und wenn du magst
    Liebe Grüße von Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Hallo Ihr Lieben!


    Vielen lieben Dank für Eure Anteilnahme! Es bedeutet mir so viel, dass Ihr für mich da seid. Ich wünsche mir, dass dieses unseelige Jahr bald vorbei ist. Es heißt, dass im Schaltjahr vermehrt schlechte Nachrichten eintrudeln. Und dieses Jahr kann ich das nur bestätigen. Aber das Jahr hat noch ein paar Wochen; aber auch diese werden vergehen. Und hoffentlich nicht mit schlechten Nachrichten. Von meinem Bruder Siegi gibt es leider nichts Neues. Ich habe mir heute Nachmittag freigenommen und bin mir meiner "lieben" Ex-Schwägerin nach Ried gefahren. Nach gut 1 1/2 Stunden waren wir da.


    Wir gingen auf die Intensivstation und warteten, dass eine Schwester kam, um uns hereinzulassen. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen und war reichlich nervös. Mir war schon klar, dass auf der Intensivstation keine Menschen liegen, die nur schlafen. Ich war darauf vorbereitet, dass viele Gerätschaften rumstehen würden. Aber der Anblick meines Bruders raubte mir den Atem. Ich stand vor dem Bett und war fassungslos. Meine Beine waren wie Blei. Ich war nicht in der Lage um das Bett an seine Seite zu gehen. Ich blieb wie ein Idiot vor dem Bett stehen. Ich war wie paralysiert und total schockiert von den vielen Geräten und Schläuchen. Meine Schwägerin ging ums Bett zu ihm und streichelte ihn. Ich blieb vor dem Bett stehen, ganz so als hätte ich Wurzeln geschlagen. Die Schwester, die uns hereinließ, stand neben mir und sah mir wohl genau an, was in mir vorging. Mein Bruder ist ein Baum von Mann. Er ist groß und dick. Genau deswegen ist er jetzt da wo er ist. Er hat eingesehen, dass er den Kampf mit den Kilos nicht gewinnen wird und hat sich entschieden, sich eine Art Magenband legen zu lassen. Bei dem Eingriff gab es Komplikationen (Blutungen, Entzündungen etc.), so dass er am Samstag noch notoperiert wurde. Die Ärzte beschlossen, ihn in ein Koma zu legen, um die Genesung forcieren zu können. Seit Samstag liegt er also so da. Und ich stehe vor dem Bett und habe das Gefühl, dass zwar der Körper meines Bruders vor mir liegt; er aber nicht da ist. Ich habe nichts von ihm gespürt. Gar nichts. Die künstliche Beatmung hat diesen Eindruck noch verstärkt. Es kam mir so vor, als wäre er tot - nur die Maschinen würden dafür sorgen, dass sein Körper seinen Job macht. Die Schwester hat mir wohl all diese Gedankengänge angesehen und bereits nach einem Taschentuch gegriffen, als ich noch gar nicht merkte, dass ich weinte. Ich habe mich so geschämt. Immerhin bin ich 30 Jahre alt und erwachsen. Ich sollte mit so einer Situation fertig werden. Wurde ich aber nicht. Sie hat mir dann ein Taschentuch gegeben und mich gefragt, was mir so zu schaffen macht. Ich habe ihr geantwortet, dass mich all diese Maschinen irritieren. Die Schwester war sowas von lieb und hat mir genau erklärt, welche Maschine was macht bzw. überwacht. Und das hat sie bei jedem Monitor und jeder Infusion gemacht. Die fachlichen Ausführungen haben mich etwas beruhigt. Aber nur etwas.


    Als ich dann so dastand merkte ich, dass es mir von den Zehen an in rasender Geschwindigkeit heiß aufstieg. Die Hitze stieg mir in Sekunden bis in den Kopf. Mir wurde schlecht und schwindelig. Langsam traten mir auch die Schweißperlen auf die Stirn. Da war mir klar, dass ich wohl besser die Station verlassen würde, bevor ich noch einen Arzt brauche. Also bin ich raus und habe dort auf meine Ex-Schwägerin gewartet. Nach einer langen Rückfahrt bin ich nun endlich zu Hause.


    Der Arzt, der mit uns gesprochen hat, hat leider keine langfristige Prognose abgeben können. Aber er ist wohl mit Siegis Gesundheitszustand zufrieden. Die Sedativa werden nun langsam herabdosiert. Wenn alles einigermaßen gut läuft, könnte er am Freitag aufwachen. Das wäre echt schön. Denn am Freitag habe ich Geburtstag - und das wäre ein sehr schönes Geschenk.


    So mental stressig auch der Besuch bei Siegi war, so gefreut habe ich mich heute Mittag. A. hat mich in der Arbeit angerufen. Wir haben ein wenig gequatscht und sie hat mich gefragt, wann ich am Freitag Feierabend habe. Sie fragte, ob wir Mittag Essen gehen wollen. Sie wäre in der Stadt. Natürlich habe ich Zeit. Und ich freue mich, sie endlich - nach Monaten - wieder zu sehen. Das ist ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk!


    Meine Lieben, ich bin froh, hier Menschen gefunden zu haben, die in einem solchen Maße Anteil an meinem Leben nehmen. Ich werde auch diese schwere Zeit meistern. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten.


    Liebe Grüße!


    Dani

  • Liebe Dani!


    Es tut mir wirklich leid, was mit deinem Bruder passiert ist! Aber glaub mir, ich kann dich wirklich sehr, sehr gut verstehen! Die Erinnerungen kommen wieder hoch, denn vor genau einem Monat bin ich auch am Intensivbett meines Bruders gestanden. Und der erste Anblick hat mir einen Stich in mein Herz gegeben. Er hatte einen Unfall und hat deswegen sehr schlimm ausgesehen. Nach einer Not-OP und einer weiteren OP nach 2 Tagen lag er insgesamt 5 Tage im künstlichen Koma.


    Auch wenn es schrecklich anzusehen ist, kann sich der Körper im künstlichen Koma wirklich sehr gut regenerieren. Und auch wenn es dir so vorkam, dass dein Bruder tot ist und nur die Maschinen dafür sorgen würden, dass sein Körper seinen Job macht, aber sein Herz schlägt. Die künstliche Beatmung ist eine Unterstützung für den Patienten, denn wenn wir ganz genau geschaut haben, dann hat mein Bruder ab und zu selber geatmet. Es ist schwer, aber die Ärzte und das Pflegepersonal werden alles tun, damit dein Bruder wieder gesund wird. Ich hoffe, dass dein Wunsch in Erfüllung geht und dein Bruder am Freitag (zu deinem Geburtstag) aufwacht.


    Ich denk an Dich und freue mich mit dir, dass A. dich angerufen hat und ihr euch am Freitag treffen werdet.


    Alles Liebe und viel Kraft.
    Andrea

  • Liebe Dani


    Wie immer lese ich deine Beiträge ganz intensiv... ich lebe richtig mit (du musst mal überlegen ob du nicht Schriftsteller werden willst, du schreibst berührend schön!)


    Andrea hat es dir ja schon ganz genau beschrieben... Danke Andrea, du weißt aus eigener, erst kürzlich schmerzhafter, aber zum Glück mit glücklichen Ausgang, Erfahrung wie sich diese Situation anfühlt! Und du hast es auch so gut erklärt, da braucht es keine Worte mehr!


    Eine Frage hab ich noch an dich: Hat dich den niemand vorgewarnt wie das auf der Intensivstation aussieht?
    Und... man kann gar nicht so alt oder jung sein das man mit einer Situation überfordert ist!
    Dani, ich schließe mich Andrea an... für Freitag wird das Schaltjahr ausgeblendet... es wird ein guter Tag!
    Ich wünsche dir von Herzen das dein Bruder Siegi aus dem Tiefschlaf aufwacht und du mit A. ein wunderschönes Mittagessen erlebst!
    Meine Gedanken sind bei dir
    deine Chris

  • Liebe Dani!
    Ich kann mich meinen beiden Vorschreiberinnen nur anschließen.Auf der ITS wird alles nur menschenmögliche für deinen Bruder getan.Dein Bruder wird sogar mitbekommen haben,das du ihn besucht hast.Gleichzeitig ist mir völlig klar,das diese Station für dich ein Riesenschock gewesen sein muss;all die Monitore, "Strippen", das ewige Piepsen bei der kleinsten Bewegung.Auchich kann dir nur ganz viel Kraft wünschen,alles andere wird dein Bruder hoffentlich schaffen.Ich wünsch dir,das er ganz bald die Augen aufschlägt-vielleicht am Freitag?
    Liebe Grüße von Karla :thumbup:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Dani!


    Auch ich wünsche Dir von Herzen, dass es Deinem Bruder
    bald wieder besser geht und er am Freitag wieder "da" sein wird...


    Ich kann Dich gut verstehen - der Anblick auf der Intensivstation
    haut sicher jeden das erste Mal fast aus den Latschen...ich hab' das
    auch miterleben müssen...
    Ich finde es gut, daß die Schwester Dir alles genau erklärt hat - denn
    es ist ja meist das Unbekannte, das einem einen so großen
    Schrecken einjagt.


    Ich freue mich sehr für Dich, dass Du A. am Freitag - an Deinem
    Geburtstag - endlich wiedersehen wirst!


    Wünsche Dir die nötige Ruhe und Kraft für die nächsten Tage!


    Alles Liebe!


    Kate

  • Liebe Dani,


    ich wünsche dir alles alles liebe, Glück und Gesundheit zum Geburtstag.


    Ich wünsche dir das du heute gute Nachrichten von deinem Bruder bekommst und das du heute eine schöne Zeit mit A. hast.


    Alles liebe


    DarkAngel/Manu

  • Liebe Dani


    Ich schließe mich meinen "Vorschreiberinnen" an...
    Alles liebe zu deinem Geburtstag!


    Du hast dein Essen mit A. schon gehabt? Ich glaube das war eines deiner schönsten Geschenke für deinen besonderen Tag heute.
    Wenn dein Bruder auch noch heute die Augen aufmacht, dann ist dein Tag ein Traumtag!


    lass dich lieb umarmen
    deine Chris

  • Hallo Ihr Lieben!


    Herzlichen Dank für die vielen lieben Geburtstags- und Genesungswünsche! Und sicher ist gerade deswegen mein 31. Geburtstag ein rundum schöner Tag gewesen. Bei so viel Unterstützung und guten Wünschen musste doch auch mal was gut gehen! Mein Geburtstag war wirklich schön. Sonst empfinde ich Geburtstage immer als eher lästig. Aber diesmal fing es am morgen schon schön an. Ich habe in der Früh bei meiner Schwiegermutter einen Kuchen für die Arbeit abgeholt. Auch sie hat mir ganz lieb gratuliert. In der Arbeit angekommen haben sich alle anwesenden Mitarbeiter nacheinander bei mir im Büro eingefunden (ca. 25 Leute) und mir gratuliert, mich umarmt und geküsst. Sogar mein Chef hat Blumen besorgen lassen (was er sonst nie tut) und mich gleich zweimal "in die Mangel genommen". Der erste Durchgang bestand aus Umarmungen nebst Küßchen. Der zweitet Durchgang aus einer Umarmung und einem "Backenkneifer". Ich kam mir vor wie ein kleines Kind. Aber schön war es allemal. Es war, als würden alle fühlen, dass ich derzeit "besonders viel Aufmerksamkeit" brauche. Mein Lieblingsanwalt hat mir sogar etwas geschenkt. Bevor ich es auspacken durfte, musste ich versprechen, es sofort auszuprobieren. Da ahnte ich schon schlimmes. Er hat mir Hausschuhe gekauft in Form von Garry (das ist das mieauende Schneckenhaustier von Spongebob). Die Hausschuhe sind schreiend bunt und haben pro Fuß 2 große Augen auf Fühlern. Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich die 1/2 Stunde, die ich so rumlaufen musste, ein tolles Bild abgab. Lustig war auch, dass z.B. mein Chef das gar nicht gemerkt hat. Das muss ein Bild für Götter gewesen sein: er (ein gestandener bekannter Anwalt von 60 Jahren im edlen Zwirn) und ich mit Kinderhausschuhen mit Fühleraugen... Die anderen haben sich kaputt gelacht. Die Stunden bis Mittag vergingen ganz schnell.


    Um 12.15 Uhr war es dann soweit. Ich habe auf A. gewartet. Und sie kam - wie immer - 15 Minuten zu spät. Komisch ist, dass ich nicht eine Sekunde daran dachte, dass sie vielleicht doch nicht kommen würde. Ich dachte nur, dass es Dinge gibt, die sich nie ändern. Und das fand ich in diesem Moment sogar schön. Als sie dann vor mir stand, haben wir uns erstmal ganz lang in den Arm genommen, uns gedrückt und geküsst. In diesem Moment brauchte es keine Worte. Wir beide haben uns gefehlt. Das war deutlich zu merken. Wir sind dann in ein ganz chickes Restaurant gefahren zum Mittagessen. Wir waren 2 Stunden dort. Die ersten 1 1/2 Stunden haben wir über viel Belangloses gesprochen (Arbeit, Studium, ihr Umzug usw.). Ich bin sicher, dass Außenstehende unser Zusammentreffen als aufgedrehten Frauentratsch empfunden hätten. Wir haben viel gelacht und gegackert. Aber ich kenne sie mein halbes Leben. Mir ist nicht entgangen, dass wenn sie lacht, ihr Augen das nicht tun. Sie war top gestylt und geschminkt. Aber ich weiß, wie Augen aussehen, die ein wahres Tränenmeer vergossen haben. Die letzte 1/2 Stunde hat sie das Thema von sich aus auf D. gebracht. Sie erzählte mir, dass sie froh sei, dass das erste halbe Jahr vorbei sei. Sie hofft, dass die "schlimmste Zeit" hinter ihr liegt. Sie hatte die ganzen Wochen und Monate über Angst, einfach zusammen zu brechen. Sie ist stolz auf sich selbst, dass sie das Drama zumindest äußerlich gut weggesteckt hat. Und genau das ist der Punkt. Innerlich ist sie natürlich weit davon entfernt, den Verlust ihrer großen Liebe zu verdauen. Ich konnte mir nicht verkneifen anzumerken, dass 1/2 Jahr nur ein Wimpernschlag ist. Weihnachten steht vor der Tür. Das erste Weihnachten ohne D. Aber A. ist sich über alles bewusst. Sie hat auch bereits die Feiertage verplant. Sie verbringt einen Teil mit ihrer Familie und den anderen Teil bei D.'s Eltern. Diese haben ihr kurz nach D.'s Tod zwei Meerschweinchen geschenkt. Nachdem A. diese Tiere liebt und ein verantwortungsbewusster Mensch ist, ist so dafür gesorgt, dass sie regelmäßig zu D.'s Eltern fährt. Die haben extra für sie ein Zimmer im Haus eingerichtet. A. hat bei D.'s Eltern das Gefühl, ihm dort am nächsten zu sein. Und D.'s Eltern fühlen sich durch A.'s Anwesenheit D. am nächsten. So helfen sie sich gegenseitig. Es ist schön zu sehen, dass der Tod Verbindungen auch enger werden lässt. Für D.'s Eltern ist A. trotz der nicht mehr stattgefundenen Heirat die Schwiegertochter. Und so wird sie auch behandelt. A. und ich haben festgestellt, dass wir beide uns freuen, uns wieder zu haben. Dass aber auch jede von uns die Zeit brauchte. Ich wäre ihr nach D.'s Tod sicher überhaupt keine Stütze gewesen. Ich bin selbst so tief gefallen, dass ich nicht gewusst hätte, wie ich intensiver für sie dasein hätte können. Aber wir wissen, dass wir D.'s Verlust alle fühlen und es immer schmerzen wird. Aber gemeinsam werden wir ihn in guter Erinnerung behalten. Also war unser Treffen ein voller Erfolg. Schöner, als ich es mir geträumt habe.


    Und weil ihr mir alle so die Daumen gedrückt habt, kam auch der ersehnte Anruf vom Krankenhaus. Mein Bruder ist am Freitag aufgewacht. Er war zwar nicht in der Lage zu telefonieren, aber alleine die Nachricht seines Erwachsens trieb mir die Freudentränen in die Augen. Diesen rundum gelungenen Tag ließen wir (Goran und ich) dann bei einem gemeinsamen Essen mit meiner Mama ausklingen.


    Der Gesundheitszustand meines Bruders ist aber leider nicht so gut, wie er sein könnte. Er schläft sehr viel, kann aufgrund der einwöchigen Intubation kaum sprechen. Er hat große Schwierigkeiten mit der Atmung. Das künstliche Koma hat Nachwirkungen insoweit, als er desorientiert ist. Die Dialyse wurde abgesetzt. Meine Mama war gestern in Ried und hat ihn besucht. Er kann nicht wirklich sprechen; hat aber 2 x gesagt, dass er schlimme Schmerzen hat. Der Arzt meinte, dass sie meinen Bruder noch länger auf der Intensivstation lassen würde. Nachdem die Entzündungszeichen im Blut zwar rückläufig, aber immer noch vorhanden sind, und man einer Lungenentzündung vorbeugen möchte, bleibt er auf der Station. Der Art meinte, dass ihnen mein Bruder noch einige Wochen erhalten bleiben würde, bevor er nach Hause gehen könne. Aber ich bin guter Dinge, dass er das wegstecken wird. Meine Mama besucht ihn morgen; Goran und ich am Freitag. Nachdem Ried ein gutes Stück von unserem Wohnort entfernt ist, ist es leider zeitlich nicht möglich, öfter zu Besuch zu kommen. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man sich über jeden Besuch freut. Und das ist auf jeden Fall der Genesung zuträglich.


    Was meinen "Schock" bei meinem ersten Besuch auf der Intensivstation anbelangt, so war ich schon darauf vorbereitet, was mich da erwartet. Ich habe meine Oma vor ihrem Tod auch auf der Intensivstation besucht. Aber ich musste feststellen, dass jedes Krankenhaus da wohl andere Organisationen und Ausstattungen hat. Meine Oma war damals nur für 3 Tage auf Intensiv zur Beobachtung. Bei ihr waren nur wenige Maschinen angeschlossen. Ich gehe davon aus, dass das auch mit der Person, die da vor einem liegt, zu tun hat. Ich meine, dass es im krassen Widerspruch zu meines Bruders Existenz stand, ihn so hilflos zu sehen. Meine Oma war oft im Krankenhaus. Ich denke, das macht den Unterschied. Aber die kompetente und liebe Krankenschwester hat mir durch ihr Fachwissen einen großen Teil meiner Angst genommen. Schön, dass es Menschen gibt, die ihren Beruf aus Berufung ausüben.


    So meine Lieben, das war mein Bericht - fürs Erste.


    Fühlt Euch alle sach von mir gedrückt!


    Dani

  • Liebe Dani


    Habe deine Beiträge immer gelesen, weil man durch deine Wort so richtig mitfühlt.
    Daher freue mich sehr für dich, das du so einen schönen Geburtstag hattest.


    A. kann sich glücklich schätzen so eine Freundin wie dich zu haben zu haben


    Liebe Grüße
    Chrisi

  • Liebe Dani


    Danke für deine, wie immer soooo wunderschönen Worte!
    Wenn du schreibst, dann kann man so gut mitfühlen, mitleben!
    (ich wäre gern Mäuschen gewesen und hätte dich mit den "wunderschönen" Hausschuhen in der Kanzlei gesehen :) )


    Ich freu mich unglaublich das der Freitag so positiv geendet hat!
    Wenn die Ärzte der Meinung sind das dein Bruder noch ein bisschen auf der IT sein muss, dann ist es wahrscheinlich einfach das Beste für ihn!
    Du wirst sehen, diesen Freitag, wenn du ihn besuchen gehst, ist es sicher nicht mehr so schlimm mit den Geräten.
    1. weißt du schon was dich erwartet, und
    2. wird er gar nicht mehr so viele Geräte brauchen.


    Die Freundschaft zwischen dir und A. ist etwas ganz besonderes.. so eine Freundschaft findet man ganz selten und muss sie ganz vorsichtig bewahren
    schön das du hier bei uns bist Dani


    lass dich lieb drücken
    deine Chris

  • Liebe Dani!
    Viel zu spät,aber nicht minder herzlich ,wünsche ich dir nachträglich alles Gute zum Geburtstag.Möge dein größter Wunsch in Erfüllung gehen,dein Bruder möge erwachen.
    Ich schicke dir ganz viel Kraft und Zuversicht
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005: