Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Liebe Puzzle,


    vielen Dank für das schöne Bild. Du kannst es jederzeit löschen, ich habe es genau betrachet. Morgen im Lauf des Abends antworte ich und habe auch 4 Sprüche über Kraft gesammelt. Mir gefallen sie. Mal sehen ob Dir auch.


    Bis morgen

    Lilifee

  • Liebes Linchen,


    es freut mich daß Du auch schöne tolle Tage hast. Meine sind überwiegend friedlich, aber das ist ja auch schon was. Den Weg zu ein bißchen Freude suche ich noch, aber vielleicht finde ich ihn ja ganz unerwartet. Man soll die Hoffnung nie aufgeben, und das wünsche ich Dir auch.:8::8:

    Liebe Grüße :24:

    Lilifee

  • Den Weg zu ein bißchen Freude suche ich noch, aber vielleicht finde ich ihn ja ganz unerwartet. Man soll die Hoffnung nie aufgeben

    Oder er findet dich ;)

    Nie die Hoffnung aufgeben, das stimmt, UND nicht stillstehen ;)

    vielleicht ist ja der Weg das Ziel… wer weiß das schon…

  • Liebe Puzzle,


    das Dach ist wirklich schön und elegant, und es steht dem Haus sehr gut. Ton in Ton mit den Fensterläden gefällt mir auch. Ich kann jetzt noch besser verstehen daß Du Dein schönes Puzzlehausen nicht verlassen wolltest.


    Unordnung und Dreck laßt sich relativ einfach beseitigen, Pfusch am Bau nicht. Der wird für gewöhnlich auch sehr teuer. Der Vorbesitzer hat wohl lieber ins Haus investiert als in Ordnung und Sauberkeit, aber mit dieser Reihenfolge bist Du besser dran als umgekehrt. :S Ein hochwertiges Haus ist wichtiger, und die Arbeiten haben sich ganz bestimmt gelohnt. Da fällt mir ein, Du hattest vor kurzem ein Bild von einer Bank mit einer schönen Aussicht eingestellt. Ist das auch auf Deinem Grundstück?


    Laß Dir mit dem Bild vom Bett ruhig Zeit. Im renovierten Schlafzimmer kommt es bestimmt noch besser zur Geltung. Hauptsache Du kannst jetzt schon gut darin schlafen und fühlst Dich wohl darin. Es ist schon erstaunlich wie unterschiedlich belastend dieses und jenes für Trauernde ist. Du konntest euer Bett nicht mehr sehen weil es zu weh getan hat. Für mich wäre es ein Graus gewesen wenn ich unseres nicht hätte mitnehmen können. Manche können auch nicht mehr in der Wohnung bleiben wenn der Partner gestorben ist. Das hat mir auch nichts ausgemacht. Dafür konnte ich fast zwei Jahre lang kein Bild von Andreas angucken ohne daß die Tränen gekullert sind, :33: während andere die ganze Wohnung mit Bildern pflastern. Da wäre ich durchgedreht.


    Ich bin auch ein Verfechter von gutem Deutsch. Falsche Übersetzungen und vor allem Denglisch finde ich grausam. Manchmal habe ich aber schon das Gefühl man muß sich schämen Deutsch zu sprechen. Und für vieles gibt es offensichtlich keine deutschen Begriffe mehr, oder sie sind zu popelig. Das stört mich auch bei unserer Tageszeitung immer wieder. Manchmal habe ich das Gefühl jeder Hannebambel will zeigen daß er auch einige Brocken Englisch beherrscht. Da gibt es dann auch so sinnfreie Aussagen wie „sie kämpften und sie fighteten“ im Sportteil. Oder es gibt nur noch Challenges statt Herausforderungen, und Awards statt Auszeichnungen usw. Aber darüber könnte man sich tagelang aufregen, wir ändern es nicht. Zum Ausgleich gibt es aber auch Mundartartikel in unserer Zeitung. Die hat Andreas nicht gemocht, aber nur weil er manches nicht verstanden hat. Wenn man Dialekt schreibt sieht das manchmal aber auch sehr lustig aus und ist für Nichteinheimische nicht auf Anhieb zu verstehen. Hier hab ich aber noch ein nettes Beispiel für eine falsche Übersetzung: „you have not all cups in the cupboard, and so you goes me on the alarm clock.“ Aber bitte nicht persönlich nehmen. Oder wie gefällt Dir „there stand me the hairs to the mountains“. Das tun sie manchmal wirklich wenn ich dieses oder jenes lese. Denn that goes sometimes on no cowskin more. :28:


    Dein Vorgesetzter muß wirklich ein pseudogebildetes Herzblatt gewesen sein, und Benehmen war für ihn wohl auch ein Fremdwort. Da warst Du aber ganz schön mutig ihm das in geselliger Runde zu sagen. Kein Wunder daß es einen Karriereknick gegeben hat, aber am Ende war das vielleicht kein Fehler für Dich. Wahrheit siegt, das stimmt jedenfalls sehr oft, wenn auch leider nicht immer. Nebenbei, ich bin auch nicht gerne dumm, und Dein Spruch gefällt mir gut. Kluge können sich dumm stellen, aber Dumme sich nicht klug. Es würde auch sofort auffallen wenn sie es versuchen. :D


    Wegen der Stärke meinen wir schon so ziemlich dasselbe. Über Leichen zu gehen ist für mich keine Stärke. Mitgefühl gehört auf jeden Fall zu wahrer Stärke dazu. Hier sind die Sprüche die ich gefunden habe. Sie drücken sehr gut aus was Stärke für mich ausmacht, und was im letzten Spruch steht meinte ich mit „nicht unterkriegen lassen“.

    Vielleicht findet mich der Weg zu ein wenig Freude tatsächlich noch, oder er ist das Ziel. Beides ist möglich. We will see what happens. :8:


             



    Angenehme Nachtruhe :sleeping: im neuen Bett und einen ruhigen Sonntag

    Lilifee

  • Liebe Lilifee!


    Den ersten Spruch finde ich super! Den kannte ich nicht, und bin grad hin und weg davon! Den hänge ich mir ins Büro, sobald ich wieder eines habe ;)


    Was mich in 37 Jahren Arbeiten so oft gestört hat, ist , neben der Ausnutzerei, das Verleugnen, einen Fehler gemacht zu haben. „Wer war das?“ und alle drehen sich weg „ich nicht“. Da liebe ich meine, wenn auch marginalen Computerkenntnisse, denn einen Verursacher für eine „zerschossene“ Datei zu finden, dafür reichen sie.
    Dieses Fehler Zugeben war auch ein großer Teil der Erziehung meiner Kinder. Ich habe ihnen erklärt, dass es sehr oft einfacher ist, einen Schaden zu beheben, wenn man weiß, wie er entstanden ist, was ja nur der Verursacher sagen kann. Ich habe meine Kinder selten bestraft, wenn sie etwas kaputt gemacht haben, denn gewöhnlich passierten die Dinge nicht mit Absicht. ich habe auch nur „wer war das?“ gefragt, wenn ich zur Lösung wissen musste, was passiert ist. Sonst hab ich den Schaden einfach beseitigt. Ende.


    Ich bin schon mein ganzes Leben lang an Lösungen interessiert, nicht an Schuldzuweisungen. Und auch wenn man mir die Schuld zuweist, ist mir das meistens egal. Entschuldigungen sind eine Sache der Höflichkeit, die selbstverständlich dazugehört, aber keine Lösung. Wie oft dachte ich mir schon: „Gut, nun habt ihr euren Schuldigen. Fühlt ihr euch nun wohler? Passt. Können wir dann bitte endlich anfangen, an der Lösung des Problems zu arbeiten?“ Es wird in unserer Gesellschaft meiner Meinung nach viel zu viel Energie in die Suche nach Schuldigen gesteckt, anstatt ein Problem als gegeben hinzunehmen und an der Lösung zu arbeiten….

    Vielleicht tu ich mir deshalb mit der Trauer so schwer? Sie passt so gar nicht in mein Denkmuster…


    Leichter tu ich mir im Job:

    Ich hab ja Anfang März mit einem Jobwechsel so richtig ins Klo gegriffen. Ich fühlte mich dort von der ersten Minute an nicht willkommen. Der Chef, den ich dort habe, möchte mich auch wieder loswerden. Also hat er mir viele Informationen vorenthalten, damit ich Fehler mache. Diese Fehler sammelt er aller Wahrscheinlichkeit nach und würde sie meiner Einschätzung nach am Ende der Probezeit nutzen. Auch ein Umgang mit Mitarbeitern.

    Allerdings unterschätzt er mich. Ich habe meinen Plan B aktiviert, aus dem nun etwas noch besseres wird. Ich habe bereits die Zusage zu einem Job, auf den ich mich sehr freue und der genau meine Stärken trifft; die Frage ist nur noch, ob ich die Arbeit vor 1.4. angehen kann….

    Das Vorgehen dieses Vorgesetzten zeigt eindeutig: er kennt mich nicht. Er braucht keine Strategie, wie er mich loswird… Man muss mich nicht rausekeln. Ich spüre deutlich, dass es nicht passt und geh ganz freiwillig. Wenigstens diesen Teil meines Lebens hab ich in der Hand….

    Wer sich solcher Vorgehensweisen, Intrigen, Praktiken bedient, hat meiner Meinung nach auch einen Knick im Lebensrückgrat. Dieses Verhalten läßt Ehrlichkeit vermissen, läßt Respekt vermissen und zeugt von Schwäche, meiner Meinung nach.
    Schlangengrube, sag ich ja. Und weil der Fisch am Kopf zu stinken anfängt, ist auch klar, warum es dort so zugeht: der Chef lebt das Verhalten vor, wer bestehen will, muss sich angleichen…. Nein, danke, Tschüss :P

    Mein erster Impuls, als ich mitbekommen habe, wie es dort zugeht, war ja: dort würde ich gern aufräumen :evil: Wäre ich 20 Jahre jünger und gezwungen, dort zu bleiben, würde ich das tun. Der Weltverbesserer in mir hat sich ganz laut gemeldet. Doch es gibt einen weiteren guten Spruch: Wie man sich bettet, so liegt man. Ich hab schon lange aufgehört, andere umbetten zu wollen. Sie sollen in ihrer Suppe kochen und damit glücklich werden. Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen…. :P


    So, nun bin ich aber weit abgeschweift… es tut mir leid. Das Thema Arbeit ist für mich gerade sehr präsent, daher kam das jetzt so stark heraus….


    Weißt du, eigentlich - verglichen mit anderen Häusern - ist Puzzlehausen nur eine bessere Hundehütte. Aber es ist MEINE Hundehütte. MEINE Arbeit, MEINE Leistung, und deshalb ideell sehr wertvoll für mich… es freut mich, wenn sich andere hier auch wohlfühlen und es macht mich stolz.

    Nach dem Tod meines Partners habe ich das ganze Haus anders eingerichtet. Ich habe alle seine Spuren beseitigt. Er würde es nicht wieder erkennen, wenn er zurückkommen könnte. Es gibt ein Eckerl, in dem sein Foto neben dem Foto meiner Mutter steht. Dort steht ein Kerzerl. Mehr gibt es hier nicht. Die Erinnerungen sind in meinem Kopf, in meinem Herzen. Ich brauche sie nicht „von außen“.
    Die Fotos, die mir von ihm angesehen habe, waren die Fotos, auf denen sein Leichnam zu sehen ist, wie er gefunden wurde. Die habe ich sicher tausend Mal analysiert, einzelne Abschnitte vergrößert, um zu erkennen, was ihm passiert ist… es waren so viele Fragen offen… das sind sie immer noch. Inzwischen habe ich aufgehört, nach Antworten zu suchen.
    In meiner Verzweiflung wollte ich das Haus sogar verkaufen. Es tut so weh, nach Hause zu kommen und sein Auto nicht draußen stehen zu sehen… ich wollte hier weg, um diesen Schmerz nicht Tag für Tag wieder erleben zu müssen. Doch ich bin rechtzeitig draufgekommen, dass es nicht das Haus ist, das mich unglücklich macht. Eine andere Umgebung würde mich nicht glücklicher machen… also habe ich den Plan verworfen.

    Also bau ich weiter, arbeite weiter… akzeptiere, dass es gerade düster ist. Wo Licht ist, ist auch Schatten, heißt es. Für mich ist es umgekehrt: ich bin grad im Schatten, aber diesen Schatten würde es ohne Sonne nicht geben, also muss sie irgendwo sein, die Sonne. Ich geh mal weiter, vielleicht finde ich sie ja… ;)


    Hab ein schönes Wochenende, vielleicht findest du ja die Sonne wieder :) ich wünsche es dir!
    Alles Liebe,

    Puzzle

  • PS: also diese wörtlich übersetzten Redewendungen…. Eine besser als die andere….


    Weißt du, was das zeigt?
    Wie blumig unsere Sprache ist und wie sehr wir mithilfe von Bildern sprechen. Eigentlich sehr interessant, findest du nicht?


    Meine Tochter lernt Koreanisch…. Viel weiter weg kann man dann von unserer Muttersprache nicht mehr sein.

    Sie erklärte mir, es gäbe zu jedem Zeitwort 8 (ich wiederhole: acht :!::!::!::!::!:) Höflichkeitsformen. Welche dieser Formen man benutzt, kommt darauf an, in welcher Beziehung man zu seinem Gesprächspartner steht. Und so ist es schon vielen Europäern passiert, dass sie anstatt einfach eine „gute Nacht“ zu wünschen, ein unmoralisches Angebot gemacht haben…. 8| ups….


    Ich finde Sprachen sehr interessant. Es ist mir nicht wichtig, sie zu sprechen, aber den Aufbau der Sprache, die Ausdrucksweise und die Art, wie man Wörter verwendet, um das rüberzubringen, was man ausdrücken möchte, das finde ich höchst interessant. Warum klingen manche Sprache immer so, als würde mit dem Gegenüber wüst geschimpft werden? Klingt Deutsch für andere Völker auch so schlimm? Warum klingt Französisch für so viele Menschen elegant und Englisch eher einfach? Ob Shakespeare das auch so gesehen hat?

    Sprachen finde ich wirklich interessant…. ;)
    Danke für die Übersetzungen…. :thumbup:
    :)

  • Liebe Puzzle,


    den ersten Spruch würde ich mir auch ins Büro hängen wenn ich noch arbeiten würde. Er ist so was von wahr und weise. Den sollte jede Führungskraft im Büro haben.

    Ich habe auch schon oft gedacht, in Deutschland gibt es keine Fehlerkultur mehr. Egal was schiefläuft, es wird nur noch verwiesen. Entweder auf irgendwelche Vorschriften oder Zuständigkeiten, oder auf angebliche Sachzwänge. Einen Fehler hat aber niemand gemacht. Fehler zugeben ist nicht mehr modern obwohl kein Mensch fehlerfrei ist. In meinem Berufsleben hatte ich großes Glück, und immer Vorgesetzte und Kollegen mit denen gut auszukommen war. Meine Fehler haben mich sehr gefuchst weil sie manchmal einfach unnötig waren, aber zugeben konnte ich sie. Das hatte sicher auch mit dem Umfeld zu tun, denn ich wußte immer, der Kopf bleibt dran. :D


    Schuldzuweisungen alleine helfen natürlich nicht weiter. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, daß allgemeine Hinweise zur Vermeidung von Fehlern nicht viel bewirkt haben, weil sich niemand angesprochen gefühlt hat. Denn Fehler machen ja die anderen. Ein Problem nur zu lösen kann deshalb zu wenig sein. Es ist eine schwierige Gratwanderung, aber der Verursacher sollte schon wissen was er künftig besser machen kann. Damit brauche ich mich aber nicht mehr befassen, das dürfen nun andere tun. :8:


    Von Deinem beruflichen Griff ins Klo hast Du ja geschrieben. So etwas passiert leider. Erst sieht alles gut aus, aber man merkt schon bald wie tief man gegriffen hat. Wie wäre es denn, wenn Du den schönen Spruch einrahmst und Deinem jetzigen Chef zum Abschied schenkst? Schon möglich daß er Dich loswerden will. Aber warum wartet er damit bis zum Ende der Probezeit? Eine Kündigung ist doch mit einer Frist von 14 Tagen schon während dieser Zeit möglich, und eine Angabe von Gründen braucht es auch nicht. Oder ist das bei euch anders? Ein Chef der sich so verhält hat allerdings einen Knick im Lebensrückgrat Schenk ihm den Spruch lieber doch nicht. Es wäre Verschwendung, denn Dein Chef würde ihn nicht begreifen. :(

    Doch es gibt einen weiteren guten Spruch: Wie man sich bettet, so liegt man. Ich hab schon lange aufgehört, andere umbetten zu wollen. Sie sollen in ihrer Suppe kochen und damit glücklich werden. Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen….

    So, nun bin ich aber weit abgeschweift… es tut mir leid. Das Thema Arbeit ist für mich gerade sehr präsent, daher kam das jetzt so stark heraus….

    Richtig so. Waren die Kollegen denn auch so nett und respektvoll wie der Chef? Wenn sie dieses Verhalten normal finden gehört es ihnen nicht anders als mit so einem Ekel leben zu müssen. Nicht Dein Zirkus ... :)

    Abgeschweift bist Du überhaupt nicht. Unser Austausch soll sich ja nicht nur um Trauer drehen sondern darf ruhig vielseitig sein, und ein Thema das beschäftigt hat hier immer einen Platz. Ich wünsche Dir jedenfalls sehr, daß der neue Job ein Griff in die Glückskiste ist und Du bald anfangen kannst.


    Vielleicht tu ich mir deshalb mit der Trauer so schwer? Sie passt so gar nicht in mein Denkmuster…

    Das ist sehr gut möglich. Trauer ist ja kein Problem das mit kühlem Verstand und Lösungsbewußtsein gelöst werden kann. :( Wenn das so einfach möglich wäre ginge es uns allen schon längst wieder gut. Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt, Trauer ist eine aufwühlende Emotion die durchlebt und durchlitten werden muß. Ich störe mich auch immer wieder an der Meinung daß Trauer „verarbeitet“ werden könnte. Für mein Empfinden kann sie das nicht. Denn wenn ich etwas verarbeitet habe ist es für mich bewältigt und erledigt. Trauer erledigt sich aber nicht. Sie bleibt und verändert sich nur mit der Zeit. Ob wir nun bewußt etwas dafür tun oder nicht spielt keine große Rolle. Trauer wird auf jeden Fall anders, das sehe ich ja an mir. Ich habe ganz gewiß nichts dafür getan, jedenfalls nicht bewußt, aber die Trauer ist trotzdem ruhiger geworden. Sie ist nicht mehr so wild wie am Anfang, sondern ruhiger und gehört inzwischen zu meinem Leben. Ich habe das akzeptiert, denn genau dort wird sie auch bleiben. Sie geht nicht mehr.:95:


    Ich fand und finde es immer noch sehr mutig von Dir, daß Du Dir die Polizeifotos von Deinem Partner so genau ansehen konntest. Sicher, Du hast versucht Antworten zu bekommen. Ich weiß nicht was ich in so einer Situation getan hätte, und was schwerer auszuhalten gewesen wäre. Die Ungewißheit oder diese Fotos anzusehen. Immerhin hast Du ja wohl einige Antworten bekommen. Aber so oder so, der Ausschalteknopf meines Kopfkinos wäre auf sehr lange Zeit blockiert gewesen. :cursing:


    Du hast Dein Haus umgestaltet und die Spuren beseitigt. Das brauchte ich nicht, der Umzug hat alles von alleine erledigt. Bis auf das Bett. Das zu behalten war mir zu wichtig. Dafür habe ich keine Gedenkecke wie Du sie hast. Ich habe nur auf dem Radio einen schönen 3-teiligen Bilderrahmen den mir die Geschwister von Andreas geschenkt haben. Links sind zwei Kinderbilder von ihm, in der Mitte ein Foto von uns beiden aus dem letzten Berlinurlaub vor seinem Tod, und rechts ein Bild von Andreas auf unserem Balkon. Das wurde gemacht als meine Schwiegermutter und mein Schwager uns kurz nach unserem Einzug besucht haben. Einen Ausschnitt dieses Bildes habe ich auch für eine der Gedenkanzeigen verwendet. Ansonsten sehe ich es wie Du, unsere Partner wohnen in unseren Herzen, dafür braucht es nichts von außen. <3


    Ein Verkauf Deines Hauses hätte nichts genutzt. Die Trauer wäre mit umgezogen, und es wäre schade um die schöne Hundehütte gewesen. Sie ist ja quasi Dein Lebenswerk, und Du darfst sehr stolz darauf sein. Was Du da geleistet hast ist sehr beachtlich, und das alles aufgeben nur um woanders unglücklich zu sein? Du hast Dich richtig entschieden und machst jetzt das Beste daraus. Mein Umzug war ja nicht freiwillig, und mir war klar daß die Trauer mitkommt. Aber früher oder später wäre ich doch umgezogen weil die Wohnung viel zu groß für mich war. Nun habe ich Wohnungssuche und Umzug schon eine Weile hinter mir, und das war am Ende gar nicht schlecht.


    Sprachen finde ich auch interessant. Französisch klingt für uns elegant weil die Aussprache sehr melodisch ist. Im Englischen kann manchmal kurz und knackig formuliert werden. Es läßt sich mit zwei oder drei Worten etwas sagen, wofür in korrektem Deutsch mindestens ein ganzer Satz nötig ist. Manchmal ist es aber auch umgekehrt, dann ist die englische Ausdrucksweise umständlicher. So einfach ist die Sprache aber nicht, da hätte Shakespeare ganz energisch widersprochen. Jede Sprache hat eine eigene Sprachmelodie. Die osteuropäischen Sprachen klingen für mein Empfinden sehr hart. Deswegen hören sich solche Sprachen eher nach schimpfen an, vor allem wenn schnell gesprochen wird. Andreas und ich hatten einmal die Gelegenheit Chinesen sprechen zu hören. „Chinesisch“ ist ja keine eigenständige Sprache, sondern beinhaltet acht Sprachen oder Dialektgruppen. Was genau diese Chinesen gesprochen haben weiß ich natürlich nicht, aber es hörte sich an wie ein kehliges Grunzen. So ähnlich könnte die Unterhaltung von unseren steinzeitlichen Vorfahren geklungen haben ^^


    Wofür lernt Deine Tochter denn Koreanisch? Ist das ein Hobby, oder kann sie es beruflich gebrauchen? Eine Sprache die so aufgebaut ist, klingt sehr kompliziert. Acht verschiedene Höflichkeitsformen für jedes Zeitwort, wer kann sich das behalten? Nette Peinlichkeiten sind da doch vorprogrammiert. Ein Kollege von mir hatte eine finnische Freundin. Finnisch muß ähnlich „lustig“ sein. Nur geht es da nicht um Zeitwörter sondern um Präpositionen. Für „im Haus“ gibt es z.B. eine andere Vokabel als für „am Haus“. Das ist mir -warum auch immer- in Erinnerung geblieben, ansonsten hatte ich nie das Bedürfnis finnisch zu lernen. 8o


    Unsere Sprache würde ich nicht unbedingt blumig nennen, aber bildhaft trifft es sehr gut. Wie sie sich für andere anhört kann ich nicht beurteilen. Vom Klang her würde ich sie zwischen den harten osteuropäischen und den weichen melodischen romanischen Sprachen einordnen. Es kommt aber sehr darauf an mit welchem Zungenschlag, also Dialekt gesprochen wird. Da gibt es ja auch harte und weiche. Und in Österreich oder in der Schweiz klingt die deutsche Sprache auch ziemlich anders als in Deutschland.


    Freut mich, daß Dir meine Übersetzungen gefallen haben. Hier noch eine Kostprobe:


    Tell me nothing from the horse. I understand namely only railway station, and what you say interests me so much as when in china a bag of rice bursts.


    Aber damit soll es nun gut sein, sonst denkst Du noch I have a jump in the bowl. But hopefully I don't have one. :28:


    Jetzt ist es halb elf am Abend und entsprechend dunkel. Heute hat es bei uns auch den ganzen Tag geregnet. Aber morgen werde ich Deinen Rat befolgen und die Sonne suchen. Irgendwo muß sie ja sein. Es ist nur möglich daß noch zu viel zwischen der Sonne und mir steht. Dann muß ich eben noch etwas Geduld haben. Falls Du erfolgreicher warst, sag mir bitte wo ich sie finden kann.


    Alles Liebe

    Lilifee

  • Liebe Lilifee,

    Ich habe auch schon oft gedacht, in Deutschland gibt es keine Fehlerkultur mehr. Egal was schiefläuft, es wird nur noch verwiesen. Entweder auf irgendwelche Vorschriften oder Zuständigkeiten, oder auf angebliche Sachzwänge.

    Nicht nur in Deutschland, ich denke, das ist europaweit so… oder noch weiter? Und es ist auch kein „neuzeitliches“ Problem.

    In meiner Heimatstadt gibt es ein Amtsblatt. In dem kann man nachlesen, was der Gemeinderat so alles macht, beschließt, ablehnt, diskutiert.

    Dieses Amtsblatt erschien erstmalig 1896 (oder 1895? Weiß nicht mehr genau). Die Amtsblätter sind im Archiv der Nationalbibliothek gelagert und wurden vor einigen Jahren digitalisiert und sind seither online abrufbar.

    Anlässlich des 75. Geburtstags meines Vater wollte ich ihm das Amtsblatt schenken, in dem die Baugenehmigung für mein Elternhaus beschlossen wurde.
    Ich suchte also im Archiv herum und hab viele Amtsblätter gelesen. Ich hab hier schon ab und zu davon erzählt. Da gibt es viel Kurioses: seitenweise wurde diskutiert, wie es sich umsetzen ließen, dass auch das Frauenvolk das städtische Bad benutzen könnte, das bis dahin Männern und Knaben vorbehalten war… das größte Problem schien dabei zu sein, die Frauen vor den lüsternen Blicken der Männer und umgekehrt Männer vor der Verführungskunst der Frauen zu schützen und Moral und Ordnung aufrecht zu erhalten… als die Diskussion völlig irrwitzig ausuferte, rief einer der Gemeinderäte seine Kollegen zur Ordnung, man möge doch die Kirche im Dorf lassen… 1895 :P


    Zum Thema: In diesen Amtsblättern wurde auch die Frage diskutiert, ob man einen Ärztenotdienst einrichten sollte. Die meisten Gemeinderäte waren wohl der Meinung, dies wäre unnötig: die Reichen hätten ihren Leibarzt, der ihnen Tag und Nacht zu Hilfe käme, die Armen könnten sich das nicht leisten und könnten daher auch keinen Notdienst bezahlen…. zum Glück waren nicht alle dieser Meinung und so wurde diskutiert. Da man sich nicht einig wurde, beschloss man, sich in anderen Städten ähnlicher Größe zu erkundigen, wie man es denn dort mit einem Ärztenotdienst hielt. Sobald alle Antworten eingetroffen wären, würde man weiterreden. Damit war das Problem erstmal verschoben…. Monatelang…. (Heute heißt das „evaluieren“, dauert nur länger als ein paar Monate…)

    Die Antworten kamen irgendwann und waren so vielfältig, wie man es sich nur vorstellen kann. Jede Stadt hatte ihre eigene Lösung. Viele davon hielten die Einrichtung eines Ärztenotdienstes für nicht notwendig…. Der Gemeinderat blieb also uneinig. Was tun?
    Einig wurde man sich sofort, als jemand die Zuständigkeit infrage stellte… das war die Lösung des Problems: für gesundheitliche Anfragen und Probleme war immer schon der Stadtphysikus (heute Gesundheitsamt) zuständig. Damit war der Gemeinderat aus dem Schneider, das Problem wurde zuständigkeitshalber weitergegeben… Problemlösung 1897 - bis heute unverändert…. :P

    Inzwischen haben wir einen Ärztenotdienst. Das Sitzungsprotokoll von der Baugenehmigung hab ich allerdings nicht gefunden. 1905, als mein Elternhaus gebaut wurde, gehörte der heutige Bezirk noch nicht zur Stadt :( schade….
    Ich fand nur den Streit um die Gaslieferung für die Straßenbeleuchtung in unserer Straße 1907….
    Du siehst also: Problemlösung auf politischer Ebene ist seit mindestens 125 Jahren unverändert :/


    Zu meiner Arbeit: der Griff ins Klo war ein Umweg, der mich inzwischen zu einer Arbeit geführt hat, die genau meine Stärken trifft. Ich nerve meine Umgebung immer mit stundenlangen Recherchen, ich verbeiße mich in ein Thema, wie es selten jemand tut, und suche so lange, bis ich ein Ergebnis habe. Genau diese nervigen Eigenschaften sind bei meiner neuen Arbeit Voraussetzung und gewünscht, also passt es jetzt so gut, wie seit Jahren nicht mehr. Ich wage zu behaupten, dass ich ohne den Umweg nicht dort gelandet wäre. Mein Vater und ich sind der Meinung: nichts passiert ohne Grund. Um zu dieser Arbeit zu kommen, musste ich diesen „Umweg“ nehmen… jetzt passt es haarscharf. Meine neue Chefin ist begeistert, die Kollegen, denen ich diese nervige Arbeit abnehme, sind höchst dankbar, alle sind zufrieden und ich bin es auch.


    Mein vorvoriger Chef, der mich Ende letztes Jahr aus der alten Stelle rausgebissen hat, hat verbreitet, ich wäre faul und so war man sehr skeptisch mir gegenüber. Ich habe in der neuen Abteilung aber eine Freundin, die mich hochgelobt hat, und so beschloss man, sich einfach einmal anzuschauen, wie ich hineinpassen würde. Schon am ersten Tag (vergangenen Mittwoch) stellte sich heraus, was die üble Nachrede wert ist: gar nichts.

    „Was andere über dich sagen, sagt mehr über sie, als über dich“ ;)

    Zum Dank hab ich meine Freundin zum Essen eingeladen. Ihr Wohlwollen merke ich mir, vielleicht kann ich es ihr eines Tages zurückgeben….


    Die Fotos haben mir nichts ausgemacht. Wenn emotionsloses Handeln notwendig ist, kann ich das meistens. So manches, was man tun muss, wirkt brutal, aber wenn es notwendig ist?
    Ich musste meinem Partner bei der Wundversorgung oft weh tun. Er wusste, dass das notwendig ist und hat nicht gejammert, ja nicht einmal gezuckt, wenn ich an den Wunden herumgeschnitten habe…

    Die Fotos haben mir nichts ausgemacht. Ich musste sie analysieren…

    So ist eben jeder verschieden. Und das ist auch gut so.


    Ja, Koreanisch ist ein Hobby meiner Tochter. Sie ist eine Weltenbummlerin. 2018 hatte sie beschlossen, sie möchte 6 Monate in Südkorea leben. Sie begann zu sparen und sich die Sprache anzueignen. Sie fand eine Sprachschule, die auch Quartiere anbietet und in der man Kultur und Mentalität erfahren kann.
    Anfang 2020 kündigte meine Tochter ihre Arbeit und ihre Wohnung, denn beides könnte sie nicht 6 Monate ungenutzt stehen lassen, der Kurstermin in Seoul war gebucht, der Kurs und der Flug bereits bezahlt, es sollte am 3.4. losgehen, da schlug Corona zu: Lockdown, weltweit… keine Chance für meine Tochter. Da stand sie nun: ohne Arbeit, ohne Wohnung… klar, dass sie vorerst wieder nach Hause kam.

    Ihre Pläne hat sie bis heute nicht aufgegeben. Sie meint, der passende Zeitpunkt wird kommen. Also lernt sie die Sprache weiter…


    Eigentlich verhält es sich mit der Sonne so, dass sie mich von allen Seiten anleuchtet, denn es klappt im Moment alles wie am Schnürchen (ich sollte das nicht verschreien!!!) und ich fühle mich immer noch gedrückt und traurig und unzufrieden… ungefähr so: :95: als würde die Wolke einfach über mir schweben, die Sonne gleich nebenan, aber wenn ich unter der Wolke heraustreten will, geht sie einfach mit mit mir… :cursing:

    Ich mache also weiter, Regenstiefel, Ölzeug… was soll’s.


    Bist du denn erfolgreicher mit Sonne und/oder Schatten?


    Jedenfalls wünsche ich dir ein schönes Wochenende! Vielleicht wird die Wolke ja doch nochmal löchrig… mal sehen….

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    das ist natürlich nichts Neues, aber es wird immer schlimmer. Ich frage mich nur, wenn niemand mehr Fehler macht, warum läuft dann so viel schief? Das ist ein Phänomen das ich mir nicht mehr erklären kann. Vielleicht ist mein Köpfchen zu klein dafür. :(


    In einem Archiv zu stöbern stelle ich mir sehr interessant vor, und Amtsblätter sind sicher eine unerschöpfliche Quelle. Danke für die herrlichen Schilderungen über die Bademöglichkeit für Frauen und den Ärztenotdienst. Aus heutiger Sicht war die Argumentation dafür oder dagegen ziemlich sinnfrei. Aber damals waren es sicher ernst zu nehmende Überlegungen. Die Vorgehensweise hat sich bis heute nicht viel geändert, das stimmt. Und im verweisen auf Zuständigkeiten sind unsere Politiker ganz groß. Ich habe auch immer wieder das Gefühl, unsere Politiker wollen auf Teufel komm raus vermeiden für eine Entscheidung verantwortlich gemacht werden zu können. Es könnte ja Wählerstimmen kosten. Also wird sich hinter externen Gutachten und Zuständigkeiten versteckt und weggeduckt. Deshalb werden Probleme gerne so lange hin und her geschoben bis sie erfolgreich ausgesessen sind. Unser Bundeskanzler hat gerade nach dreitägiger Klausur der Ampel gesagt, jetzt kommt Tempo nach Deutschland. Haha, wer`s glaubt. :D Schade, daß Du das Sitzungsprotokoll von der Baugenehmigung Deines Elternhauses nicht finden konntest. Das wäre ein tolles Geschenk für Deinen Vater gewesen, mit dem er bestimmt nicht gerechnet hätte.


    Für solche Nachforschungen muß man sehr akribisch und beharrlich sein, sonst ist man verloren. Du schreibst, die Amtsblätter (klingt wie aus der Zeit gefallen, gibt es bei uns aber auch) sind digitalisiert vorhanden. Somit brauchtest Du Dich nicht mehr durch Berge von Papier wühlen, und das hat es sicher einfacher gemacht. Hattest Du vom heimischen Rechner aus Zugriff auf die Daten, oder mußtest Du irgendwo hin?


    Vielleicht war der Umweg mit dem Griff ins Klo wirklich notwendig um den neuen Job zu finden. Ich versuche mich auch immer wieder damit zu trösten, daß in dieser Welt nichts ohne Grund geschieht. Und daß wir einfach nicht in der Lage sind diesen Grund zu erkennen. Weil es für uns nicht vorgesehen ist. Sonst müßte man ja völlig verzweifeln. Ich hoffe aber sehr, daß wir den Grund erfahren, wenn unser irdisches Leben zu Ende ist. Fast bin ich ein wenig neidisch auf Andreas. Er weiß wohl inzwischen warum dieses oder jenes geschehen ist, oder eben nicht. :/


    Jedenfalls hast Du nun den perfekten Job für Dich gefunden. Manche Zeitgenossen empfinden Deine Stärken sicher als nervig, aber ich sehr das nicht so. Ich finde, sie sind sehr nützlich und werden gebraucht. Sorgfalt und an etwas dranbleiben zu können ist im Berufsleben sehr wichtig, liegt nur nicht jedem. Die Generation Smartphone-Daddeler ist dazu ja nicht mehr in der Lage, und es kann einem Angst und Bange werden. Wenn sich die Jugendlichen länger als 10 Minuten auf etwas anderes als ihr Smartphone konzentrieren sollen sind viele erschöpft und geistig ausgelaugt. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber hier wird von der Wirtschaft eine immer extremer werdende Ausbildungsunreife beklagt. Kannst Du zum 01.04. anfangen? Deine neuen Kollegen freuen sich bestimmt schon auf Dich, und wissen Deine Stärken sicher mehr zu schätzen. :)

    Schon am ersten Tag (vergangenen Mittwoch) stellte sich heraus, was die üble Nachrede wert ist: gar nichts.

    „Was andere über dich sagen, sagt mehr über sie, als über dich“

    Da ist viel Wahres dran. Das sieht man ja an dem ehemaligen Chef. Es ist einfach nur dumm, etwas zu behaupten das sich so leicht widerlegen läßt, und läßt tief blicken. Wie ist der Mann eigentlich in eine Führungsposition gekommen? Durch Fähigkeit kann es ja kaum gewesen sein. Aber solche Menschen muß es wohl auch geben, z.B. als Prüfung für andere. Vielleicht wäre dieser Spruch ja was für ihn:


       


    Ich erinnere mich, daß Du schon mal von den Plänen Deiner Tochter geschrieben hattest. Der Zeitpunkt war leider denkbar ungünstig, was natürlich niemand vorher wissen konnte. Es war aber schon sehr mutig Arbeit und Wohnung wegen einem halben Jahr aufzugeben. Oder war eine Verlängerung des Aufenthaltes nicht ganz auszuschließen? Hoffentlich hat sie wenigstens das Geld zurückbekommen. Weiter Koreanisch zu lernen schadet ja nichts, und vielleicht ergibt sich mal ein noch passenderes Angebot. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Wenn der passende Zeitpunkt kommt wird sie es wissen.


    Nochmal wegen der Fotos. Ich kann das natürlich nur theoretisch sagen, aber ich denke ich wäre zu feige gewesen. Vor allem wenn auf den Bildern zu erkennen war, daß Dein Partner Qualen erleiden mußte. Das Kopfkino wäre nie mehr zum Stillstand gekommen. Daß man dem Partner bei der Wundversorgung auch mal Schmerzen zufügen muß ist bitter genug, aber für mich trotzdem etwas anderes. Denn dann ist er ja bei mir, ich kann miterleben daß sie vorbeigehen, und es wieder gut ist. Das fehlt beim Analysieren solcher Bilder. Da wurde nichts wieder gut bis der Tod die Erlösung gebracht hat, und das hätte ich nicht verkraftet. Aber nach wie vor, ich bewundere Dich dafür daß Du es konntest.


    Eigentlich ist es schon seltsam, daß Du im Moment viel Sonne abbekommst, was Dir auch von Herzen gegönnt ist, aber trotzdem traurig und bedrückt bist. Was Du über die gefühlte Wolke über Dir schreibst haben Andreas und ich mal in echt erlebt. Wir hatten an einem Sommertag einen Besuch in Rüdesheim gemacht. Während wir alle vor einer Eisdiele mit Blick auf den Rhein gesessen haben kam ein heftiges Gewitter, und wir mußten flugs hinein spurten. Mit den Eisbechern in der Hand. Nach einer Weile hatte sich das Gewitter ausgetobt, es hat aber weiter geregnet. Auf der Heimfahrt war dann vor uns ein Stück blauer Himmel zu sehen. Oh toll, haben wir gesagt, jetzt hört der Regen auf. Wir sind dem blauen Himmel bis nach Hause hinterher gefahren und konnten ihn nicht einholen. Er war immer ein Stück vor uns. Das war sehr frustrierend. X(


    Viel erfolgreicher als Du bin ich auch nicht. Über mir schwebt zwar keine Wolke, aber die Sonne ist noch ein Stück weg. Im Moment habe ich das Gefühl in einem Zwischenbereich zu sein. Der Schatten ist nicht mehr ganz so dunkel und drückend, aber blauer Himmel und Sonnenlicht sind noch lange nicht zu sehen. Vermutlich bin ich auf meinem Weg noch nicht weit genug voran gekommen. Sollte sich das ändern erfährst Du es. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, ich kann vielleicht irgendwann ein Stück blauen Himmel vor mir sehen, werde ihn aber in diesem Leben nicht mehr einholen. ;( Ich wünsche Dir aber daß sich Deine Wolke verzieht, oder wenigstens Löcher bekommt.


    Tut mir sehr leid daß ich mal wieder so lange gebraucht habe, aber mich plagt gerade eine leichte bis mittelschwere Schreibblockade. :4: Und zum Schluß noch ein Spruch der nichts mit uns zu tun hat. Er hat mir aber sehr gut gefallen, und ich wollte ihn Dir nicht vorenthalten.





    Ein angenehmes Wochenende und alles Liebe

    Lilifee






















  • Liebe Annie,


    bist Du noch im Forum und liest mit? Wir haben lange nichts mehr von Dir gehört. Wie geht es euch inzwischen? Vermutlich noch nicht sehr viel besser. Und nun steht das erste Ostern bevor. Das sind die besonders schweren Tage im Jahreskalender. :33: Ich denke öfter an Dich und Deine Familie. Vor allem auch an Deine Mama, der ich mich schon ein wenig verbunden fühle. Ich würde euch gerne etwas wünschen, aber jetzt fehlen mir ein wenig die Worte. Vielleicht daß ihr lernen könnt mit dem Verlust zu leben. Wobei das natürlich viel leichter gesagt als getan ist.


    Hier noch ein Bild für Deinen Papa




    Alles Liebe und eine sanfte :24:

    Lilifee

  • Liebe Lilifee!


    Ich schreib dir gleich, weil gerade Zeit ist und ich nie weiß, wann ich wieder Zeit finde.

    Mach dir bitte keine Gedanken wegen Schreibblockaden oder ähnlichen Widrigkeiten. Die Dinge sind, wie sie sind. Dagegen anzukämpfen, lohnt sich gewöhnlich nicht - schließlich fällt das Schicksal ja doch nur wieder lachend vom Stuhl, wenn wir krampfhaft versuchen, eine andere Richtung als die vorgesehene einzuschlagen. Und „am Ende“ landen wir ja doch nur wieder dort, wo wir sein „sollen“ - warum auch immer.

    Du siehst, ich bin mit dir einer Meinung: sehr oft zeigt sich der Grund, warum was wie passiert, nicht für uns… und wie du hoffe ich, dass sich mir irgendwann der große überirdische Zusammenhang zeigt. Ich tröste mich derweil mit den kleinen Dingen, die ich verstehe.


    Ja, der offizielle Beginn der neuen Arbeit ist gestern gewesen und das war zum Glück kein Scherz! Doch ich arbeite bereits aufgrund einer internen Vereinbarung der Chefetagen seit 10 Tagen im neuen Job. Im vorigen hätte ich ohne langdauernde Schulung nicht nützlich sein können. Aber wozu einschulen, wenn meine Verwendung dort ein so kurzes Ablaufdatum hat? Also hat man zu meiner Erleichterung beschlossen, mich nicht weiter einzuschulen und mich gleich in der neuen Stelle zu verwenden…. *juhu*
    Ein unheimlich interessanter Job, der - wie berichtet - genau meine Stärken trifft. Den ersten Auftrag hatte ich vergangenen Dienstag erledigt und hab viel Lob gleich von zwei Seiten bekommen. Von meiner neuen Vorgesetzten Lob zu bekommen, so wurde mir versichert, ist eher selten… vielleicht hat sie mich nur gelobt, um mich zu weiteren Leistungen zu motivieren… ich werde sehen, wie es weitergeht. Mir gefällt es auf jeden Fall.


    Du hast recht, das Benehmen der jungen Leute stößt mir auch auf. Dass Smartphone, tiktok, Twitter und Facebook einen so hohen Stellenwert einnehmen, dass sie das ganze Leben beeinflussen, finde ich einerseits befremdlich andererseits aber auch gefährlich. Beim Stichwort „Work-Life-Balance“ und was damit verknüpft wird, wird mir schon übel: Geld scheffeln ja, Leistung dafür bringen aber nein… eigentlich ist es wie beim Warenkonsum: vieles ist unverschämt teuer, man bekommt aber keine Qualität mehr. So kommt es mir vor.
    Meine beiden Kinder verkörpern hier zwei entgegengesetzte Punkte der Bandbreite: meine Tochter eher die Vertreterin der tiktok-Twitter-Verehrer, mein Sohn ein Vertreter der „alten“ Werte, die ihn aber auch nicht weiterbringen: viel, viel Leistung, wenig Bezahlung….


    Andererseits haben unsere Eltern gleich über uns gedacht, glaubst du nicht? Wenn ich heute mit meinem Vater über meine Kinder spreche, dann grinst er immer so wissend und meint, ihm wäre es mit uns ganz gleich gegangen…

    Es ist also normal, dass die ältere Generation die jüngere nicht versteht, dass man unterschiedliche Auffassungen vertritt und dass (verzeih) wir Alten uns um die Jungen sorgen… ich erkenne also, was du auch schon geschrieben hast, nehme es aber als normal hin und lasse meine erwachsenen Kinder tun, wie sie wollen - wenn sie Hilfe brauchen, werden sie sie immer bekommen. Ich bin überzeugt, dass sie jede Entscheidung gut durchdacht treffen und ich bin überzeugt, dass ihnen genauso viele Fehler passieren wie mir… damit ist alles in Ordnung. Sie werden ihren Weg finden.


    Das „Amtsblatt“: darin hab ich wirklich mit viel Freude gelesen. Sehr interessant war die Sitzung, als die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand bekannt gegeben wurde, der Beginn des ersten Weltkriegs…





    Ich weiß nicht, ob du die Schrift lesen kannst…. Der Zugang ist von jedem Computer möglich, man muss an keinen bestimmten Ort.

    Die viel amüsantere Geschichte der Frau Rosine Winkler hab ich ja schon mal erzählt… ihr wurde der Ziegenmilchverkauf im Stadtpark untersagt, was ich schon traurig fand für die arme Frau… der Grund dafür war allerdings erheiternd: es ginge wohl nicht an, dass sie bei regem Fußgängerverkehr in den Nachmittagsstunden eine Ziegenherde im Stadtpark auftriebe ;) erst da wurde mir klar: die Dame verkauft die Milch so frisch, wie es nur irgendwie geht - direkt vom Produzenten :28:

    Ich fand auch die Geschichte des Ururgroßvaters eines heutigen Gemeinderates, der um 1850 eine Ziegelei eröffnete. In einer ebenfalls archivierten Fachzeitschrift fand ich einen Bericht, aus dem hervorging, dass seine Ziegeln (um 1890 herum) für ihre schlechte Qualität bekannt waren - was wohl erklärt, warum die Ziegelei nicht mehr existiert und seine Nachfahren in die Politik gingen - „wenn man sonst nichts kann…..“ *pst* Puzzle, du redest dich schon wieder um Kopf und Kragen…. :/
    Wie du siehst: sehr interessant ;)


    Die Fotos anzusehen, war keine Frage des Könnens, ich MUSSTE das einfach tun. Es fühlte sich nicht so an, als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Ich verstehe allerdings deine Sicht. Vielleicht wäre auch für dich die Situation anders gewesen, als du sie dir vorstellst, wenn du dich dermaßen dazu „gezwungen“ gefühlt hättest, wie ich mich damals fühlte.


    Mit Andreas im Auto hättet ihr vielleicht die Richtung wechseln können, um der Gewitterwolke zu entgehen? Eine tatsächlich frustrierende Situation, den blauen Himmel beinahe greifbar vor sich, doch immer noch im Regen zu bleiben… mit ihm zusammen… darauf liegt sicher die Priorität :30:


    Ich finde es auch eigenartig, dass es meine Stimmung nicht verbessert, dass rundherum alles gut läuft… ich schlafe auch nicht besser… vielleicht verlange ich zuviel….Kleine Schritte, heißt es immer. Ok.
    Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass ich nicht mehr nur schwarze Kleidung mag. Inzwischen gefallen mir auch wieder gedeckte Farben.
    Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass sich nach über 2 Jahren wieder Obst und Gemüse im Kühlschrank finden und ich tatsächlich Appetit darauf habe… wie eigenartig festzustellen, dass ich Appetit habe…

    Vielleicht wird die Wolke löchrig… die Schritte dorthin sind nur zu klein, um aufzufallen… wer weiß….

    Wenn du so gar keine Aussicht erkennen kannst, dass sich der Regen verzieht, hm… bleibt mir nur mein Humor: Mit Ölzeug von Henry Lloyd habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, da blieb ich selbst im größten Sturm am Schiff zumindest weitgehend trocken ;) das kann ich also empfehlen…

    Bitte verzeih, dass ich keinen Tipp für dich habe…. Wahrscheinlich kann wirklich nur die Zeit helfen und die Hoffnung und die Zuversicht….


    Alles Liebe,

    Puzzle



  • Wenn du so gar keine Aussicht erkennen kannst, dass sich der Regen verzieht, hm… bleibt mir nur mein Humor: Mit Ölzeug von Henry Lloyd habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, da blieb ich selbst im größten Sturm am Schiff zumindest weitgehend trocken ;) das kann ich also empfehlen…

    Zur Erklärung, liebe Pia1962