Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • PS: also diese wörtlich übersetzten Redewendungen…. Eine besser als die andere….


    Weißt du, was das zeigt?
    Wie blumig unsere Sprache ist und wie sehr wir mithilfe von Bildern sprechen. Eigentlich sehr interessant, findest du nicht?


    Meine Tochter lernt Koreanisch…. Viel weiter weg kann man dann von unserer Muttersprache nicht mehr sein.

    Sie erklärte mir, es gäbe zu jedem Zeitwort 8 (ich wiederhole: acht :!::!::!::!::!:) Höflichkeitsformen. Welche dieser Formen man benutzt, kommt darauf an, in welcher Beziehung man zu seinem Gesprächspartner steht. Und so ist es schon vielen Europäern passiert, dass sie anstatt einfach eine „gute Nacht“ zu wünschen, ein unmoralisches Angebot gemacht haben…. 8| ups….


    Ich finde Sprachen sehr interessant. Es ist mir nicht wichtig, sie zu sprechen, aber den Aufbau der Sprache, die Ausdrucksweise und die Art, wie man Wörter verwendet, um das rüberzubringen, was man ausdrücken möchte, das finde ich höchst interessant. Warum klingen manche Sprache immer so, als würde mit dem Gegenüber wüst geschimpft werden? Klingt Deutsch für andere Völker auch so schlimm? Warum klingt Französisch für so viele Menschen elegant und Englisch eher einfach? Ob Shakespeare das auch so gesehen hat?

    Sprachen finde ich wirklich interessant…. ;)
    Danke für die Übersetzungen…. :thumbup:
    :)

  • Liebe Puzzle,


    den ersten Spruch würde ich mir auch ins Büro hängen wenn ich noch arbeiten würde. Er ist so was von wahr und weise. Den sollte jede Führungskraft im Büro haben.

    Ich habe auch schon oft gedacht, in Deutschland gibt es keine Fehlerkultur mehr. Egal was schiefläuft, es wird nur noch verwiesen. Entweder auf irgendwelche Vorschriften oder Zuständigkeiten, oder auf angebliche Sachzwänge. Einen Fehler hat aber niemand gemacht. Fehler zugeben ist nicht mehr modern obwohl kein Mensch fehlerfrei ist. In meinem Berufsleben hatte ich großes Glück, und immer Vorgesetzte und Kollegen mit denen gut auszukommen war. Meine Fehler haben mich sehr gefuchst weil sie manchmal einfach unnötig waren, aber zugeben konnte ich sie. Das hatte sicher auch mit dem Umfeld zu tun, denn ich wußte immer, der Kopf bleibt dran. :D


    Schuldzuweisungen alleine helfen natürlich nicht weiter. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, daß allgemeine Hinweise zur Vermeidung von Fehlern nicht viel bewirkt haben, weil sich niemand angesprochen gefühlt hat. Denn Fehler machen ja die anderen. Ein Problem nur zu lösen kann deshalb zu wenig sein. Es ist eine schwierige Gratwanderung, aber der Verursacher sollte schon wissen was er künftig besser machen kann. Damit brauche ich mich aber nicht mehr befassen, das dürfen nun andere tun. :8:


    Von Deinem beruflichen Griff ins Klo hast Du ja geschrieben. So etwas passiert leider. Erst sieht alles gut aus, aber man merkt schon bald wie tief man gegriffen hat. Wie wäre es denn, wenn Du den schönen Spruch einrahmst und Deinem jetzigen Chef zum Abschied schenkst? Schon möglich daß er Dich loswerden will. Aber warum wartet er damit bis zum Ende der Probezeit? Eine Kündigung ist doch mit einer Frist von 14 Tagen schon während dieser Zeit möglich, und eine Angabe von Gründen braucht es auch nicht. Oder ist das bei euch anders? Ein Chef der sich so verhält hat allerdings einen Knick im Lebensrückgrat Schenk ihm den Spruch lieber doch nicht. Es wäre Verschwendung, denn Dein Chef würde ihn nicht begreifen. :(

    Doch es gibt einen weiteren guten Spruch: Wie man sich bettet, so liegt man. Ich hab schon lange aufgehört, andere umbetten zu wollen. Sie sollen in ihrer Suppe kochen und damit glücklich werden. Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen….

    So, nun bin ich aber weit abgeschweift… es tut mir leid. Das Thema Arbeit ist für mich gerade sehr präsent, daher kam das jetzt so stark heraus….

    Richtig so. Waren die Kollegen denn auch so nett und respektvoll wie der Chef? Wenn sie dieses Verhalten normal finden gehört es ihnen nicht anders als mit so einem Ekel leben zu müssen. Nicht Dein Zirkus ... :)

    Abgeschweift bist Du überhaupt nicht. Unser Austausch soll sich ja nicht nur um Trauer drehen sondern darf ruhig vielseitig sein, und ein Thema das beschäftigt hat hier immer einen Platz. Ich wünsche Dir jedenfalls sehr, daß der neue Job ein Griff in die Glückskiste ist und Du bald anfangen kannst.


    Vielleicht tu ich mir deshalb mit der Trauer so schwer? Sie passt so gar nicht in mein Denkmuster…

    Das ist sehr gut möglich. Trauer ist ja kein Problem das mit kühlem Verstand und Lösungsbewußtsein gelöst werden kann. :( Wenn das so einfach möglich wäre ginge es uns allen schon längst wieder gut. Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt, Trauer ist eine aufwühlende Emotion die durchlebt und durchlitten werden muß. Ich störe mich auch immer wieder an der Meinung daß Trauer „verarbeitet“ werden könnte. Für mein Empfinden kann sie das nicht. Denn wenn ich etwas verarbeitet habe ist es für mich bewältigt und erledigt. Trauer erledigt sich aber nicht. Sie bleibt und verändert sich nur mit der Zeit. Ob wir nun bewußt etwas dafür tun oder nicht spielt keine große Rolle. Trauer wird auf jeden Fall anders, das sehe ich ja an mir. Ich habe ganz gewiß nichts dafür getan, jedenfalls nicht bewußt, aber die Trauer ist trotzdem ruhiger geworden. Sie ist nicht mehr so wild wie am Anfang, sondern ruhiger und gehört inzwischen zu meinem Leben. Ich habe das akzeptiert, denn genau dort wird sie auch bleiben. Sie geht nicht mehr.:95:


    Ich fand und finde es immer noch sehr mutig von Dir, daß Du Dir die Polizeifotos von Deinem Partner so genau ansehen konntest. Sicher, Du hast versucht Antworten zu bekommen. Ich weiß nicht was ich in so einer Situation getan hätte, und was schwerer auszuhalten gewesen wäre. Die Ungewißheit oder diese Fotos anzusehen. Immerhin hast Du ja wohl einige Antworten bekommen. Aber so oder so, der Ausschalteknopf meines Kopfkinos wäre auf sehr lange Zeit blockiert gewesen. :cursing:


    Du hast Dein Haus umgestaltet und die Spuren beseitigt. Das brauchte ich nicht, der Umzug hat alles von alleine erledigt. Bis auf das Bett. Das zu behalten war mir zu wichtig. Dafür habe ich keine Gedenkecke wie Du sie hast. Ich habe nur auf dem Radio einen schönen 3-teiligen Bilderrahmen den mir die Geschwister von Andreas geschenkt haben. Links sind zwei Kinderbilder von ihm, in der Mitte ein Foto von uns beiden aus dem letzten Berlinurlaub vor seinem Tod, und rechts ein Bild von Andreas auf unserem Balkon. Das wurde gemacht als meine Schwiegermutter und mein Schwager uns kurz nach unserem Einzug besucht haben. Einen Ausschnitt dieses Bildes habe ich auch für eine der Gedenkanzeigen verwendet. Ansonsten sehe ich es wie Du, unsere Partner wohnen in unseren Herzen, dafür braucht es nichts von außen. <3


    Ein Verkauf Deines Hauses hätte nichts genutzt. Die Trauer wäre mit umgezogen, und es wäre schade um die schöne Hundehütte gewesen. Sie ist ja quasi Dein Lebenswerk, und Du darfst sehr stolz darauf sein. Was Du da geleistet hast ist sehr beachtlich, und das alles aufgeben nur um woanders unglücklich zu sein? Du hast Dich richtig entschieden und machst jetzt das Beste daraus. Mein Umzug war ja nicht freiwillig, und mir war klar daß die Trauer mitkommt. Aber früher oder später wäre ich doch umgezogen weil die Wohnung viel zu groß für mich war. Nun habe ich Wohnungssuche und Umzug schon eine Weile hinter mir, und das war am Ende gar nicht schlecht.


    Sprachen finde ich auch interessant. Französisch klingt für uns elegant weil die Aussprache sehr melodisch ist. Im Englischen kann manchmal kurz und knackig formuliert werden. Es läßt sich mit zwei oder drei Worten etwas sagen, wofür in korrektem Deutsch mindestens ein ganzer Satz nötig ist. Manchmal ist es aber auch umgekehrt, dann ist die englische Ausdrucksweise umständlicher. So einfach ist die Sprache aber nicht, da hätte Shakespeare ganz energisch widersprochen. Jede Sprache hat eine eigene Sprachmelodie. Die osteuropäischen Sprachen klingen für mein Empfinden sehr hart. Deswegen hören sich solche Sprachen eher nach schimpfen an, vor allem wenn schnell gesprochen wird. Andreas und ich hatten einmal die Gelegenheit Chinesen sprechen zu hören. „Chinesisch“ ist ja keine eigenständige Sprache, sondern beinhaltet acht Sprachen oder Dialektgruppen. Was genau diese Chinesen gesprochen haben weiß ich natürlich nicht, aber es hörte sich an wie ein kehliges Grunzen. So ähnlich könnte die Unterhaltung von unseren steinzeitlichen Vorfahren geklungen haben ^^


    Wofür lernt Deine Tochter denn Koreanisch? Ist das ein Hobby, oder kann sie es beruflich gebrauchen? Eine Sprache die so aufgebaut ist, klingt sehr kompliziert. Acht verschiedene Höflichkeitsformen für jedes Zeitwort, wer kann sich das behalten? Nette Peinlichkeiten sind da doch vorprogrammiert. Ein Kollege von mir hatte eine finnische Freundin. Finnisch muß ähnlich „lustig“ sein. Nur geht es da nicht um Zeitwörter sondern um Präpositionen. Für „im Haus“ gibt es z.B. eine andere Vokabel als für „am Haus“. Das ist mir -warum auch immer- in Erinnerung geblieben, ansonsten hatte ich nie das Bedürfnis finnisch zu lernen. 8o


    Unsere Sprache würde ich nicht unbedingt blumig nennen, aber bildhaft trifft es sehr gut. Wie sie sich für andere anhört kann ich nicht beurteilen. Vom Klang her würde ich sie zwischen den harten osteuropäischen und den weichen melodischen romanischen Sprachen einordnen. Es kommt aber sehr darauf an mit welchem Zungenschlag, also Dialekt gesprochen wird. Da gibt es ja auch harte und weiche. Und in Österreich oder in der Schweiz klingt die deutsche Sprache auch ziemlich anders als in Deutschland.


    Freut mich, daß Dir meine Übersetzungen gefallen haben. Hier noch eine Kostprobe:


    Tell me nothing from the horse. I understand namely only railway station, and what you say interests me so much as when in china a bag of rice bursts.


    Aber damit soll es nun gut sein, sonst denkst Du noch I have a jump in the bowl. But hopefully I don't have one. :28:


    Jetzt ist es halb elf am Abend und entsprechend dunkel. Heute hat es bei uns auch den ganzen Tag geregnet. Aber morgen werde ich Deinen Rat befolgen und die Sonne suchen. Irgendwo muß sie ja sein. Es ist nur möglich daß noch zu viel zwischen der Sonne und mir steht. Dann muß ich eben noch etwas Geduld haben. Falls Du erfolgreicher warst, sag mir bitte wo ich sie finden kann.


    Alles Liebe

    Lilifee

  • Liebe Lilifee,

    Ich habe auch schon oft gedacht, in Deutschland gibt es keine Fehlerkultur mehr. Egal was schiefläuft, es wird nur noch verwiesen. Entweder auf irgendwelche Vorschriften oder Zuständigkeiten, oder auf angebliche Sachzwänge.

    Nicht nur in Deutschland, ich denke, das ist europaweit so… oder noch weiter? Und es ist auch kein „neuzeitliches“ Problem.

    In meiner Heimatstadt gibt es ein Amtsblatt. In dem kann man nachlesen, was der Gemeinderat so alles macht, beschließt, ablehnt, diskutiert.

    Dieses Amtsblatt erschien erstmalig 1896 (oder 1895? Weiß nicht mehr genau). Die Amtsblätter sind im Archiv der Nationalbibliothek gelagert und wurden vor einigen Jahren digitalisiert und sind seither online abrufbar.

    Anlässlich des 75. Geburtstags meines Vater wollte ich ihm das Amtsblatt schenken, in dem die Baugenehmigung für mein Elternhaus beschlossen wurde.
    Ich suchte also im Archiv herum und hab viele Amtsblätter gelesen. Ich hab hier schon ab und zu davon erzählt. Da gibt es viel Kurioses: seitenweise wurde diskutiert, wie es sich umsetzen ließen, dass auch das Frauenvolk das städtische Bad benutzen könnte, das bis dahin Männern und Knaben vorbehalten war… das größte Problem schien dabei zu sein, die Frauen vor den lüsternen Blicken der Männer und umgekehrt Männer vor der Verführungskunst der Frauen zu schützen und Moral und Ordnung aufrecht zu erhalten… als die Diskussion völlig irrwitzig ausuferte, rief einer der Gemeinderäte seine Kollegen zur Ordnung, man möge doch die Kirche im Dorf lassen… 1895 :P


    Zum Thema: In diesen Amtsblättern wurde auch die Frage diskutiert, ob man einen Ärztenotdienst einrichten sollte. Die meisten Gemeinderäte waren wohl der Meinung, dies wäre unnötig: die Reichen hätten ihren Leibarzt, der ihnen Tag und Nacht zu Hilfe käme, die Armen könnten sich das nicht leisten und könnten daher auch keinen Notdienst bezahlen…. zum Glück waren nicht alle dieser Meinung und so wurde diskutiert. Da man sich nicht einig wurde, beschloss man, sich in anderen Städten ähnlicher Größe zu erkundigen, wie man es denn dort mit einem Ärztenotdienst hielt. Sobald alle Antworten eingetroffen wären, würde man weiterreden. Damit war das Problem erstmal verschoben…. Monatelang…. (Heute heißt das „evaluieren“, dauert nur länger als ein paar Monate…)

    Die Antworten kamen irgendwann und waren so vielfältig, wie man es sich nur vorstellen kann. Jede Stadt hatte ihre eigene Lösung. Viele davon hielten die Einrichtung eines Ärztenotdienstes für nicht notwendig…. Der Gemeinderat blieb also uneinig. Was tun?
    Einig wurde man sich sofort, als jemand die Zuständigkeit infrage stellte… das war die Lösung des Problems: für gesundheitliche Anfragen und Probleme war immer schon der Stadtphysikus (heute Gesundheitsamt) zuständig. Damit war der Gemeinderat aus dem Schneider, das Problem wurde zuständigkeitshalber weitergegeben… Problemlösung 1897 - bis heute unverändert…. :P

    Inzwischen haben wir einen Ärztenotdienst. Das Sitzungsprotokoll von der Baugenehmigung hab ich allerdings nicht gefunden. 1905, als mein Elternhaus gebaut wurde, gehörte der heutige Bezirk noch nicht zur Stadt :( schade….
    Ich fand nur den Streit um die Gaslieferung für die Straßenbeleuchtung in unserer Straße 1907….
    Du siehst also: Problemlösung auf politischer Ebene ist seit mindestens 125 Jahren unverändert :/


    Zu meiner Arbeit: der Griff ins Klo war ein Umweg, der mich inzwischen zu einer Arbeit geführt hat, die genau meine Stärken trifft. Ich nerve meine Umgebung immer mit stundenlangen Recherchen, ich verbeiße mich in ein Thema, wie es selten jemand tut, und suche so lange, bis ich ein Ergebnis habe. Genau diese nervigen Eigenschaften sind bei meiner neuen Arbeit Voraussetzung und gewünscht, also passt es jetzt so gut, wie seit Jahren nicht mehr. Ich wage zu behaupten, dass ich ohne den Umweg nicht dort gelandet wäre. Mein Vater und ich sind der Meinung: nichts passiert ohne Grund. Um zu dieser Arbeit zu kommen, musste ich diesen „Umweg“ nehmen… jetzt passt es haarscharf. Meine neue Chefin ist begeistert, die Kollegen, denen ich diese nervige Arbeit abnehme, sind höchst dankbar, alle sind zufrieden und ich bin es auch.


    Mein vorvoriger Chef, der mich Ende letztes Jahr aus der alten Stelle rausgebissen hat, hat verbreitet, ich wäre faul und so war man sehr skeptisch mir gegenüber. Ich habe in der neuen Abteilung aber eine Freundin, die mich hochgelobt hat, und so beschloss man, sich einfach einmal anzuschauen, wie ich hineinpassen würde. Schon am ersten Tag (vergangenen Mittwoch) stellte sich heraus, was die üble Nachrede wert ist: gar nichts.

    „Was andere über dich sagen, sagt mehr über sie, als über dich“ ;)

    Zum Dank hab ich meine Freundin zum Essen eingeladen. Ihr Wohlwollen merke ich mir, vielleicht kann ich es ihr eines Tages zurückgeben….


    Die Fotos haben mir nichts ausgemacht. Wenn emotionsloses Handeln notwendig ist, kann ich das meistens. So manches, was man tun muss, wirkt brutal, aber wenn es notwendig ist?
    Ich musste meinem Partner bei der Wundversorgung oft weh tun. Er wusste, dass das notwendig ist und hat nicht gejammert, ja nicht einmal gezuckt, wenn ich an den Wunden herumgeschnitten habe…

    Die Fotos haben mir nichts ausgemacht. Ich musste sie analysieren…

    So ist eben jeder verschieden. Und das ist auch gut so.


    Ja, Koreanisch ist ein Hobby meiner Tochter. Sie ist eine Weltenbummlerin. 2018 hatte sie beschlossen, sie möchte 6 Monate in Südkorea leben. Sie begann zu sparen und sich die Sprache anzueignen. Sie fand eine Sprachschule, die auch Quartiere anbietet und in der man Kultur und Mentalität erfahren kann.
    Anfang 2020 kündigte meine Tochter ihre Arbeit und ihre Wohnung, denn beides könnte sie nicht 6 Monate ungenutzt stehen lassen, der Kurstermin in Seoul war gebucht, der Kurs und der Flug bereits bezahlt, es sollte am 3.4. losgehen, da schlug Corona zu: Lockdown, weltweit… keine Chance für meine Tochter. Da stand sie nun: ohne Arbeit, ohne Wohnung… klar, dass sie vorerst wieder nach Hause kam.

    Ihre Pläne hat sie bis heute nicht aufgegeben. Sie meint, der passende Zeitpunkt wird kommen. Also lernt sie die Sprache weiter…


    Eigentlich verhält es sich mit der Sonne so, dass sie mich von allen Seiten anleuchtet, denn es klappt im Moment alles wie am Schnürchen (ich sollte das nicht verschreien!!!) und ich fühle mich immer noch gedrückt und traurig und unzufrieden… ungefähr so: :95: als würde die Wolke einfach über mir schweben, die Sonne gleich nebenan, aber wenn ich unter der Wolke heraustreten will, geht sie einfach mit mit mir… :cursing:

    Ich mache also weiter, Regenstiefel, Ölzeug… was soll’s.


    Bist du denn erfolgreicher mit Sonne und/oder Schatten?


    Jedenfalls wünsche ich dir ein schönes Wochenende! Vielleicht wird die Wolke ja doch nochmal löchrig… mal sehen….

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    das ist natürlich nichts Neues, aber es wird immer schlimmer. Ich frage mich nur, wenn niemand mehr Fehler macht, warum läuft dann so viel schief? Das ist ein Phänomen das ich mir nicht mehr erklären kann. Vielleicht ist mein Köpfchen zu klein dafür. :(


    In einem Archiv zu stöbern stelle ich mir sehr interessant vor, und Amtsblätter sind sicher eine unerschöpfliche Quelle. Danke für die herrlichen Schilderungen über die Bademöglichkeit für Frauen und den Ärztenotdienst. Aus heutiger Sicht war die Argumentation dafür oder dagegen ziemlich sinnfrei. Aber damals waren es sicher ernst zu nehmende Überlegungen. Die Vorgehensweise hat sich bis heute nicht viel geändert, das stimmt. Und im verweisen auf Zuständigkeiten sind unsere Politiker ganz groß. Ich habe auch immer wieder das Gefühl, unsere Politiker wollen auf Teufel komm raus vermeiden für eine Entscheidung verantwortlich gemacht werden zu können. Es könnte ja Wählerstimmen kosten. Also wird sich hinter externen Gutachten und Zuständigkeiten versteckt und weggeduckt. Deshalb werden Probleme gerne so lange hin und her geschoben bis sie erfolgreich ausgesessen sind. Unser Bundeskanzler hat gerade nach dreitägiger Klausur der Ampel gesagt, jetzt kommt Tempo nach Deutschland. Haha, wer`s glaubt. :D Schade, daß Du das Sitzungsprotokoll von der Baugenehmigung Deines Elternhauses nicht finden konntest. Das wäre ein tolles Geschenk für Deinen Vater gewesen, mit dem er bestimmt nicht gerechnet hätte.


    Für solche Nachforschungen muß man sehr akribisch und beharrlich sein, sonst ist man verloren. Du schreibst, die Amtsblätter (klingt wie aus der Zeit gefallen, gibt es bei uns aber auch) sind digitalisiert vorhanden. Somit brauchtest Du Dich nicht mehr durch Berge von Papier wühlen, und das hat es sicher einfacher gemacht. Hattest Du vom heimischen Rechner aus Zugriff auf die Daten, oder mußtest Du irgendwo hin?


    Vielleicht war der Umweg mit dem Griff ins Klo wirklich notwendig um den neuen Job zu finden. Ich versuche mich auch immer wieder damit zu trösten, daß in dieser Welt nichts ohne Grund geschieht. Und daß wir einfach nicht in der Lage sind diesen Grund zu erkennen. Weil es für uns nicht vorgesehen ist. Sonst müßte man ja völlig verzweifeln. Ich hoffe aber sehr, daß wir den Grund erfahren, wenn unser irdisches Leben zu Ende ist. Fast bin ich ein wenig neidisch auf Andreas. Er weiß wohl inzwischen warum dieses oder jenes geschehen ist, oder eben nicht. :/


    Jedenfalls hast Du nun den perfekten Job für Dich gefunden. Manche Zeitgenossen empfinden Deine Stärken sicher als nervig, aber ich sehr das nicht so. Ich finde, sie sind sehr nützlich und werden gebraucht. Sorgfalt und an etwas dranbleiben zu können ist im Berufsleben sehr wichtig, liegt nur nicht jedem. Die Generation Smartphone-Daddeler ist dazu ja nicht mehr in der Lage, und es kann einem Angst und Bange werden. Wenn sich die Jugendlichen länger als 10 Minuten auf etwas anderes als ihr Smartphone konzentrieren sollen sind viele erschöpft und geistig ausgelaugt. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber hier wird von der Wirtschaft eine immer extremer werdende Ausbildungsunreife beklagt. Kannst Du zum 01.04. anfangen? Deine neuen Kollegen freuen sich bestimmt schon auf Dich, und wissen Deine Stärken sicher mehr zu schätzen. :)

    Schon am ersten Tag (vergangenen Mittwoch) stellte sich heraus, was die üble Nachrede wert ist: gar nichts.

    „Was andere über dich sagen, sagt mehr über sie, als über dich“

    Da ist viel Wahres dran. Das sieht man ja an dem ehemaligen Chef. Es ist einfach nur dumm, etwas zu behaupten das sich so leicht widerlegen läßt, und läßt tief blicken. Wie ist der Mann eigentlich in eine Führungsposition gekommen? Durch Fähigkeit kann es ja kaum gewesen sein. Aber solche Menschen muß es wohl auch geben, z.B. als Prüfung für andere. Vielleicht wäre dieser Spruch ja was für ihn:


       


    Ich erinnere mich, daß Du schon mal von den Plänen Deiner Tochter geschrieben hattest. Der Zeitpunkt war leider denkbar ungünstig, was natürlich niemand vorher wissen konnte. Es war aber schon sehr mutig Arbeit und Wohnung wegen einem halben Jahr aufzugeben. Oder war eine Verlängerung des Aufenthaltes nicht ganz auszuschließen? Hoffentlich hat sie wenigstens das Geld zurückbekommen. Weiter Koreanisch zu lernen schadet ja nichts, und vielleicht ergibt sich mal ein noch passenderes Angebot. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Wenn der passende Zeitpunkt kommt wird sie es wissen.


    Nochmal wegen der Fotos. Ich kann das natürlich nur theoretisch sagen, aber ich denke ich wäre zu feige gewesen. Vor allem wenn auf den Bildern zu erkennen war, daß Dein Partner Qualen erleiden mußte. Das Kopfkino wäre nie mehr zum Stillstand gekommen. Daß man dem Partner bei der Wundversorgung auch mal Schmerzen zufügen muß ist bitter genug, aber für mich trotzdem etwas anderes. Denn dann ist er ja bei mir, ich kann miterleben daß sie vorbeigehen, und es wieder gut ist. Das fehlt beim Analysieren solcher Bilder. Da wurde nichts wieder gut bis der Tod die Erlösung gebracht hat, und das hätte ich nicht verkraftet. Aber nach wie vor, ich bewundere Dich dafür daß Du es konntest.


    Eigentlich ist es schon seltsam, daß Du im Moment viel Sonne abbekommst, was Dir auch von Herzen gegönnt ist, aber trotzdem traurig und bedrückt bist. Was Du über die gefühlte Wolke über Dir schreibst haben Andreas und ich mal in echt erlebt. Wir hatten an einem Sommertag einen Besuch in Rüdesheim gemacht. Während wir alle vor einer Eisdiele mit Blick auf den Rhein gesessen haben kam ein heftiges Gewitter, und wir mußten flugs hinein spurten. Mit den Eisbechern in der Hand. Nach einer Weile hatte sich das Gewitter ausgetobt, es hat aber weiter geregnet. Auf der Heimfahrt war dann vor uns ein Stück blauer Himmel zu sehen. Oh toll, haben wir gesagt, jetzt hört der Regen auf. Wir sind dem blauen Himmel bis nach Hause hinterher gefahren und konnten ihn nicht einholen. Er war immer ein Stück vor uns. Das war sehr frustrierend. X(


    Viel erfolgreicher als Du bin ich auch nicht. Über mir schwebt zwar keine Wolke, aber die Sonne ist noch ein Stück weg. Im Moment habe ich das Gefühl in einem Zwischenbereich zu sein. Der Schatten ist nicht mehr ganz so dunkel und drückend, aber blauer Himmel und Sonnenlicht sind noch lange nicht zu sehen. Vermutlich bin ich auf meinem Weg noch nicht weit genug voran gekommen. Sollte sich das ändern erfährst Du es. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, ich kann vielleicht irgendwann ein Stück blauen Himmel vor mir sehen, werde ihn aber in diesem Leben nicht mehr einholen. ;( Ich wünsche Dir aber daß sich Deine Wolke verzieht, oder wenigstens Löcher bekommt.


    Tut mir sehr leid daß ich mal wieder so lange gebraucht habe, aber mich plagt gerade eine leichte bis mittelschwere Schreibblockade. :4: Und zum Schluß noch ein Spruch der nichts mit uns zu tun hat. Er hat mir aber sehr gut gefallen, und ich wollte ihn Dir nicht vorenthalten.





    Ein angenehmes Wochenende und alles Liebe

    Lilifee






















  • Liebe Annie,


    bist Du noch im Forum und liest mit? Wir haben lange nichts mehr von Dir gehört. Wie geht es euch inzwischen? Vermutlich noch nicht sehr viel besser. Und nun steht das erste Ostern bevor. Das sind die besonders schweren Tage im Jahreskalender. :33: Ich denke öfter an Dich und Deine Familie. Vor allem auch an Deine Mama, der ich mich schon ein wenig verbunden fühle. Ich würde euch gerne etwas wünschen, aber jetzt fehlen mir ein wenig die Worte. Vielleicht daß ihr lernen könnt mit dem Verlust zu leben. Wobei das natürlich viel leichter gesagt als getan ist.


    Hier noch ein Bild für Deinen Papa




    Alles Liebe und eine sanfte :24:

    Lilifee

  • Liebe Lilifee!


    Ich schreib dir gleich, weil gerade Zeit ist und ich nie weiß, wann ich wieder Zeit finde.

    Mach dir bitte keine Gedanken wegen Schreibblockaden oder ähnlichen Widrigkeiten. Die Dinge sind, wie sie sind. Dagegen anzukämpfen, lohnt sich gewöhnlich nicht - schließlich fällt das Schicksal ja doch nur wieder lachend vom Stuhl, wenn wir krampfhaft versuchen, eine andere Richtung als die vorgesehene einzuschlagen. Und „am Ende“ landen wir ja doch nur wieder dort, wo wir sein „sollen“ - warum auch immer.

    Du siehst, ich bin mit dir einer Meinung: sehr oft zeigt sich der Grund, warum was wie passiert, nicht für uns… und wie du hoffe ich, dass sich mir irgendwann der große überirdische Zusammenhang zeigt. Ich tröste mich derweil mit den kleinen Dingen, die ich verstehe.


    Ja, der offizielle Beginn der neuen Arbeit ist gestern gewesen und das war zum Glück kein Scherz! Doch ich arbeite bereits aufgrund einer internen Vereinbarung der Chefetagen seit 10 Tagen im neuen Job. Im vorigen hätte ich ohne langdauernde Schulung nicht nützlich sein können. Aber wozu einschulen, wenn meine Verwendung dort ein so kurzes Ablaufdatum hat? Also hat man zu meiner Erleichterung beschlossen, mich nicht weiter einzuschulen und mich gleich in der neuen Stelle zu verwenden…. *juhu*
    Ein unheimlich interessanter Job, der - wie berichtet - genau meine Stärken trifft. Den ersten Auftrag hatte ich vergangenen Dienstag erledigt und hab viel Lob gleich von zwei Seiten bekommen. Von meiner neuen Vorgesetzten Lob zu bekommen, so wurde mir versichert, ist eher selten… vielleicht hat sie mich nur gelobt, um mich zu weiteren Leistungen zu motivieren… ich werde sehen, wie es weitergeht. Mir gefällt es auf jeden Fall.


    Du hast recht, das Benehmen der jungen Leute stößt mir auch auf. Dass Smartphone, tiktok, Twitter und Facebook einen so hohen Stellenwert einnehmen, dass sie das ganze Leben beeinflussen, finde ich einerseits befremdlich andererseits aber auch gefährlich. Beim Stichwort „Work-Life-Balance“ und was damit verknüpft wird, wird mir schon übel: Geld scheffeln ja, Leistung dafür bringen aber nein… eigentlich ist es wie beim Warenkonsum: vieles ist unverschämt teuer, man bekommt aber keine Qualität mehr. So kommt es mir vor.
    Meine beiden Kinder verkörpern hier zwei entgegengesetzte Punkte der Bandbreite: meine Tochter eher die Vertreterin der tiktok-Twitter-Verehrer, mein Sohn ein Vertreter der „alten“ Werte, die ihn aber auch nicht weiterbringen: viel, viel Leistung, wenig Bezahlung….


    Andererseits haben unsere Eltern gleich über uns gedacht, glaubst du nicht? Wenn ich heute mit meinem Vater über meine Kinder spreche, dann grinst er immer so wissend und meint, ihm wäre es mit uns ganz gleich gegangen…

    Es ist also normal, dass die ältere Generation die jüngere nicht versteht, dass man unterschiedliche Auffassungen vertritt und dass (verzeih) wir Alten uns um die Jungen sorgen… ich erkenne also, was du auch schon geschrieben hast, nehme es aber als normal hin und lasse meine erwachsenen Kinder tun, wie sie wollen - wenn sie Hilfe brauchen, werden sie sie immer bekommen. Ich bin überzeugt, dass sie jede Entscheidung gut durchdacht treffen und ich bin überzeugt, dass ihnen genauso viele Fehler passieren wie mir… damit ist alles in Ordnung. Sie werden ihren Weg finden.


    Das „Amtsblatt“: darin hab ich wirklich mit viel Freude gelesen. Sehr interessant war die Sitzung, als die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand bekannt gegeben wurde, der Beginn des ersten Weltkriegs…





    Ich weiß nicht, ob du die Schrift lesen kannst…. Der Zugang ist von jedem Computer möglich, man muss an keinen bestimmten Ort.

    Die viel amüsantere Geschichte der Frau Rosine Winkler hab ich ja schon mal erzählt… ihr wurde der Ziegenmilchverkauf im Stadtpark untersagt, was ich schon traurig fand für die arme Frau… der Grund dafür war allerdings erheiternd: es ginge wohl nicht an, dass sie bei regem Fußgängerverkehr in den Nachmittagsstunden eine Ziegenherde im Stadtpark auftriebe ;) erst da wurde mir klar: die Dame verkauft die Milch so frisch, wie es nur irgendwie geht - direkt vom Produzenten :28:

    Ich fand auch die Geschichte des Ururgroßvaters eines heutigen Gemeinderates, der um 1850 eine Ziegelei eröffnete. In einer ebenfalls archivierten Fachzeitschrift fand ich einen Bericht, aus dem hervorging, dass seine Ziegeln (um 1890 herum) für ihre schlechte Qualität bekannt waren - was wohl erklärt, warum die Ziegelei nicht mehr existiert und seine Nachfahren in die Politik gingen - „wenn man sonst nichts kann…..“ *pst* Puzzle, du redest dich schon wieder um Kopf und Kragen…. :/
    Wie du siehst: sehr interessant ;)


    Die Fotos anzusehen, war keine Frage des Könnens, ich MUSSTE das einfach tun. Es fühlte sich nicht so an, als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Ich verstehe allerdings deine Sicht. Vielleicht wäre auch für dich die Situation anders gewesen, als du sie dir vorstellst, wenn du dich dermaßen dazu „gezwungen“ gefühlt hättest, wie ich mich damals fühlte.


    Mit Andreas im Auto hättet ihr vielleicht die Richtung wechseln können, um der Gewitterwolke zu entgehen? Eine tatsächlich frustrierende Situation, den blauen Himmel beinahe greifbar vor sich, doch immer noch im Regen zu bleiben… mit ihm zusammen… darauf liegt sicher die Priorität :30:


    Ich finde es auch eigenartig, dass es meine Stimmung nicht verbessert, dass rundherum alles gut läuft… ich schlafe auch nicht besser… vielleicht verlange ich zuviel….Kleine Schritte, heißt es immer. Ok.
    Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass ich nicht mehr nur schwarze Kleidung mag. Inzwischen gefallen mir auch wieder gedeckte Farben.
    Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass sich nach über 2 Jahren wieder Obst und Gemüse im Kühlschrank finden und ich tatsächlich Appetit darauf habe… wie eigenartig festzustellen, dass ich Appetit habe…

    Vielleicht wird die Wolke löchrig… die Schritte dorthin sind nur zu klein, um aufzufallen… wer weiß….

    Wenn du so gar keine Aussicht erkennen kannst, dass sich der Regen verzieht, hm… bleibt mir nur mein Humor: Mit Ölzeug von Henry Lloyd habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, da blieb ich selbst im größten Sturm am Schiff zumindest weitgehend trocken ;) das kann ich also empfehlen…

    Bitte verzeih, dass ich keinen Tipp für dich habe…. Wahrscheinlich kann wirklich nur die Zeit helfen und die Hoffnung und die Zuversicht….


    Alles Liebe,

    Puzzle



  • Wenn du so gar keine Aussicht erkennen kannst, dass sich der Regen verzieht, hm… bleibt mir nur mein Humor: Mit Ölzeug von Henry Lloyd habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, da blieb ich selbst im größten Sturm am Schiff zumindest weitgehend trocken ;) das kann ich also empfehlen…

    Zur Erklärung, liebe Pia1962

  • Liebe Puzzle,


    gegen manche Dinge kann man wohl wirklich nicht ankämpfen weil unser Schicksal etwas dagegen hat. Offensichtlich werden wir tatsächlich immer wieder in die für uns vorgesehene Richtung gedrängt. Ich möchte nur mal wissen, warum eine oft so schmerzhafte Richtung für uns die richtige sein soll. Aber ich hoffe wie Du daß wir den Grund noch erfahren. Bis dahin müssen wir einfach abwarten und hinnehmen was sich nicht ändern oder verstehen läßt. :/


    Bisher hatte ich gedacht, daß Du den neuen Job in einem anderen Unternehmen hast. Aber das stimmt wohl nicht? Was Du geschrieben hast klingt so, als hätte es einen Wechsel innerhalb des Unternehmens gegeben. Und jetzt verstehe ich auch, warum sich eine Kollegin für Dich verwenden konnte. Das hatte mich nämlich etwas gewundert. Eine weitere Schulung für den bisherigen Job wäre sicher nicht mehr sinnvoll gewesen, da der Wechsel ja vor der Tür stand. Jetzt hat Dein Schicksal Dich an die richtige Stelle geschubst. Hat wohl erst mal genug gelacht. Beim Lob von Deiner neuen Vorgesetzten hat Motivation sicher auch aber nicht nur eine Rolle gespielt. Schlechte Arbeit kann man nicht nur loben, auch nicht um zu motivieren. Das Lob wäre dann mit Kritik garniert gewesen, was wohl nicht der Fall war, und Du hast ja auch von noch jemandem ein Lob bekommen. Du wirst sehen wie es weitergeht, aber wenn Deine Stärken an der richtigen Stelle eingebracht werden können, dann kann nur etwas Gutes dabei herauskommen. Du schriebst ja, daß die Anforderungen im neuen Job auch mit Deinen Interessen übereinstimmen, und nun ist wenigstens der Himmel über dem Berufsleben wieder blauer. :)


    Den blauen Himmel bei unserer Heimfahrt nur vor uns zu sehen und nie einzuholen war allerdings frustrierend. Zwischen Rüdesheim und unserer Wohnung gibt es aber kaum Möglichkeiten einfach mal die Richtung zu ändern. Wir hätten einen ziemlichen Umweg machen müssen, und der Regen war ja nicht nur über uns sondern rundherum. Anders zu fahren hätte nichts gebracht außer einer noch längeren Fahrt im Regen. Und das wollten wir dann doch nicht. Aber Andreas war dabei, und das war natürlich ein ganz großer Unterschied.


    Diese Situation paßt auch sehr gut für mein heutiges Leben ohne Andreas. Inzwischen habe ich manchmal schon das Gefühl, vor mir ist ein kleines Stückchen blauer Himmel zu sehen. Aber ich komme ihm nicht näher, die Regenwolke bleibt über mir, :95:und der blaue Himmel weiter vor mir. Und das Schicksal haut sich lachend auf die Schenkel. Vielleicht symbolisiert das Stück Himmel aber auch das Wiedersehen mit Andreas, und dann kann ich es natürlich erst einholen wenn mein irdischer Weg zu Ende ist. Der Gedanke kam mir eben, und damit werde ich mich trösten.


    Warum Du trotz des neuen beruflichen Erfolges und dem was sonst noch gut läuft weiter im Regen stehst, hat bestimmt auch einen Grund. Vielleicht liegt es auch daran, daß trotz allem Erfolg das Wichtigste weiter fehlt. Aber kleine Schritte sind auch Schritte. Du kannst Dir wieder andere Farben für Deine Kleidung vorstellen, und das ist ein Schritt. Schwarz habe ich nach Andreas Tod nie getragen weil ich keinen Sinn darin sehe. Es geht mir in schwarzer Kleidung nicht besser, und in andersfarbigen Sachen nicht schlechter. Für manche Trauernde ist schwarze Kleidung hilfreich und wichtig, aber ich brauche sie nicht, und Andreas hätte es auch nicht gewollt.


    Der wiederkommende Appetit auf Obst und Gemüse ist ein weiterer Schritt. Ich habe mal einen klugen und absolut zutreffenden Gedanken gelesen. Sinngemäß war er etwa so:

    „Du erkennst die zurückgelegten Schritte nicht wenn Du nach vorne guckst, sondern wenn Du zurückblickst. Erst dann siehst Du welche Wegstrecke Du wieder geschafft hast.“ Da ist was dran. Also weiter kleine Schritte, auch wenn sie nach vorne nicht auffallen, und ab und zu mal umdrehen.




    Jede Generation hat über die Jugend geschimpft. Aber so schlimm wie heute waren die Verhältnisse noch nie. Wir waren auch keine Unschuldsengel, aber wir wurden noch erzogen und hatten Respekt. Uns wurde schnell, transparent und nachhaltig klar gemacht wo die Grenze ist. Wir haben auch gelernt daß man ohne Leistung nichts erreicht. Den Begriff „Work-Life-Balance“ kann ich nicht mehr hören. Natürlich besteht das Leben nicht nur aus Arbeit, aber man kann nicht nur fordern und haben wollen. Es ist auch erschreckend was inzwischen alles für normal gehalten wird. Wo hat es denn früher gegeben daß z.B. Rettungskräfte angepöbelt und körperlich angegriffen werden. Daß die Fahrzeuge mit Eiern oder Steinen beworfen werden. Heute passiert das leider jeden Tag. Ich möchte diese Leute gerne mal fragen ob sie überhaupt keinen Verstand mehr haben. :4:Der Gedanke daß sie vielleicht auch einmal Hilfe brauchen kommt ihnen wohl nicht. Ob sie es dann auch lustig finden wenn sie auf Hilfe warten, und die Rettungskräfte behindert werden? Vermutlich nicht. Ein großer Teil der Gesellschaft ist mittlerweile dermaßen moralisch verkommen, sozial verwahrlost und verroht daß es einen schaudert. Und das ist nicht nur die Jugend, viele Erwachsene gehören auch dazu. In unserer Zeitung steht immer wieder „die Zündschnur wird bei vielen immer kürzer.“ Das finde ich auch, aber Konsequenzen werden keine gezogen, und die tickenden Zeitbomben werden immer mehr. Die Hemmungslosigkeit die im Internet ausgelebt wird trägt natürlich auch ihren Teil dazu bei. Aber ich rege mich nicht mehr darüber auf, und wenn unsere Politiker markige Sonntagsreden halten denke ich, ihr wollt es doch so. Jemand hat mal gesagt, jede Gesellschaft hat die Kinder die sie verdient. Da ist auch viel wahres dran. :(


    Die Schrift vom Amtsblatt konnte ich schon lesen. Ich habe mir die Bilder aber etwas vergrößert weil der Kontrast nicht so gut ist. Interessant ist es schon, und sicher finden sich noch viele andere interessante Berichte und Anekdoten wie die Ziegengeschichte und die von der Ziegelei. Blieb als Alternative wirklich nur in die Politik zu gehen? Aber dafür muß man nicht viel können, das stimmt. Der Spruch heißt bei uns „Wer nichts ist und wer nichts kann geht zu Post und Eisenbahn. Und wem dieses nicht gelungen probiert es bei Versicherungen. Und wer auch da nichts wird, wird Wirt.“ :D:D:D


    Es ist nicht schlimm daß Du keine Idee für mich hast. Ich habe ja auch keine. Wenn überhaupt kann nur die Zeit helfen auf dem restlichen Lebensweg halbwegs klar zu kommen. Ich schätze daß ich dem kleinen Stück blauer Himmel bis an mein Lebensende hinterher laufe und es nie einholen kann. Das gelingt mir erst wenn ich endlich bei Andreas bin. Aber noch sind wir hier, deshalb wünsche ich Dir erholsame Ostertage mit vielen bunten Ostereiern.




    Liebe Grüße

    Lilifee