Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Liebe Lilifee,


    ich werde hier immer mitlesen. Dein Wohnzimmer fühlt sich für mich gut an.


    Heute findet eine Messe für meinen Vater statt, leider liege ich krank mit Fieber zu Hause und kann nicht hin. Ich bin wirklich traurig. Bei seiner Beerdigung war ich sogar Corona positiv, ich bin aber trotzdem mit Maske (und Abstand) hin, um mich zu verabschieden, denn vorher konnte ich ihn nicht sehen.


    Wir haben einen Monat nach Papas Tod auch eine Messe an seinem Grab abgehalten. Es hat in Strömen geregnet, es waren trotzdem viele Menschen da. Meine beiden kleinen Jungs standen mit ihren bunten Schirmen direkt am Grab und streichelten das Foto meines Vaters. Mein Großer (im Dezember 4 Jahre alt) hatte einen Tag vorher mit mir einen Brief für ihn geschrieben mit seinen eigenen Worten. Dieser wurde dann vorgelesen und genau in diesem Moment hörte der Regen auf. Es war sehr emotional und ich dachte zwischendurch nur: Was machen wir eigentlich hier auf dem Friedhof?

    Kurz vorher haben wir meinen Geburtstag, den Hochzeitstag und Mamas Geburtstag ebenfalls auf dem Friedhof verbracht. Das alles ist für mich nicht zu verstehen und es tut so unheimlich weh.


    Traurige Grüße

    Annie

  • Liebe Pia,


    danke für den schönen Text. Wenn ich mich nur selber überzeugen könnte, dass es wirklich so ist. Es sind so viele Sachen passiert seit dem Tod, die eigentlich kein Zufall sein können, alles Hinweise.

    Und trotzdem kann ich sie nicht so annehmen. Warum? Ich stehe mir selber im Weg.


    Ich habe den Text abgespeichert, denn er ist so schön und genau das, was ich brauche.


    Traurige Grüße

    Annie

  • Liebe Annie,


    du musst dich nicht überzeugen oder überzeugen lassen... dass es tatsächlich so ist weiss niemand und ich selbst zweifel und hader sehr... es soll lediglich etwas trösten, wenn möglich 💚


    Ich habe auch meinen Papa verloren, ich kann dir so nachfühlen... 💔❤️


    Ich weiß nicht ob du dir im Weg stehst, Gefühle und Überzeugungen lassen sich nicht erzwingen...


    Alles Liebe Pia 🥀

  • Liebe Annie,


    das freut mich. Es tut mir aber leid daß Du krank bist und nicht bei der Messe dabei sein konntest. Die Messe am Grab war aber ein schönes Gedenken an Deinen Papa. und es war bestimmt kein Zufall daß der Regen aufgehört hat, als der Brief von Deinem Großen verlesen wurde. Ich bin sicher daß Dein Papa mit dabei war. Und Du schreibst ja selbst, es hat sich einiges ereignet was kein Zufall gewesen sein kann. Das waren auch keine Zufälle, das war Dein Papa.

    Er will euch damit zeigen daß er immer noch da ist, wenn auch für euch unsichtbar. Du hast ja in unserem Thread "Zeichen von Verstorbenen" gelesen, daß viele Mitglieder unerklärliche Dinge erlebt haben. Einige auch mehrfach. Haben die sich alle etwas eingebildet? Ganz sicher nicht. Ich bin keine Psychologin oder sonst etwas psychomäßiges, aber ich denke auch, Du stehst Dir noch etwas im Weg. Nicht mit Absicht. Vermutlich ist die Wut über den Verlust noch so groß daß Du diese Hinweise noch nicht annehmen kannst.


    Pia hat ganz recht wenn sie schreibt daß sich Gefühle nicht erzwingen lassen. Es geht eben nicht alles über den Verstand. Kann denn Deine Mama die Hinweise annehmen? Ach Mensch, ich würde Dir so gerne mehr helfen. Als ich den schönen Text von Pia gelesen habe stand mir auch das Wasser in den Augen. Aber er ist sehr tröstlich und ich stelle mir gerne vor daß es so ist. Ich finde das Leben nicht mehr schön, aber alles andere ist sehr zutreffend. Gib Dir einfach Zeit. Jeder trauert und realisiert in seinem eigenen Tempo, und das ist auch völlig ok. Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu verschwurbelt geschrieben. Ich wünsche Dir so sehr daß die Zeichen Deines Papas Hoffnung sein können. Der Tod ist nicht das Ende, und es gibt ein Wiedersehen.


    Liebe mitfühlende Grüße

    Lilifee

  • Liebe Lilifee,


    ich danke dir wie immer. Wie verbringst du eigentlich deine Tage so? Ist dein Andreas durchgehend in deinen Gedanken? Empfindest du das Leben noch irgendwie als lebenswert? Das hört sich meist eher nicht so an bei dir oder liege ich falsch?


    Liebe Grüße

    Annie

  • Liebe Pia,


    es tut mir auch so leid für dich, dass du deinen Papa verloren hast. Dein Papa war für dich sicherlich auch ein besonderer Mensch,sonst wärst du nicht hier oder?

    Ich finde es so schlimm das wir, vor allem meine Mama noch so viel Leben ohne Papa vor uns haben. Noch so viel. Und meine Kinder noch ihr Ganzes Leben.

    Die frisch verliebten Nachbarn meiner Mutter sind 96 und 97 Jahre alt und gehen jeden Tag schick essen. Früher fand ich es toll, jetzt macht es mich traurig und wütend. Die können nix dafür, im Gegenteil, sie genießen ihr Leben und das muss so sein. Aber......😔


    Wie geht es dir denn mittlerweile so? Wie lang ist es jetzt bei dir her? Muss gestehen, habe mir dein Profil noch nicht angeschaut. Werde es aber sicher noch tun.


    Traurige Grüße

    Annie

  • Liebe Pia1962 jetzt muss ich mich erst einmal sammeln... Ich habe hier die Beträge gelesen und war schon sehr berührt. Ich kann vieles so nachempfinden! Dein Text hat mir gerade den Boden unter den Füßen weggezogen! Ich bin gerade auf Arbeit und mache eine Pause. Ich dachte ich schau mal ins Forum.


    Ich DANKE dir so SEHR für dieses Gedicht. Es trifft mitten ins Herz. <3


    Ansonsten möchte ich dir, liebe Annie, schreiben, dass ich es schön finde, dass du dich im Forum und vor allem hier bei Lilifee so aufgehoben fühlst. Du kannst hier wirklich immer und von allem berichten, wenn du magst. Es wird immer jemanden geben, der dir zuhört, dich versteht und antwortet :24:


    Lisa

  • Liebe Annie,


    mach es dir nicht zur Pflicht bei mir zu lesen, nur dann, wenn es dir wirklich danach ist... es kann belastend und anstrengend sein, gerade da du ganz am Anfang stehst oder es kann auch hilfreich sein, je nach dem in welcher Verfassung du gerade bist.


    Ja, mein Vati... ❤️💚💔


    es sind fast 22 Monate

  • Liebe Annie,


    die Tage verbringe ich sehr geruhsam, zurückgezogen und unaufgeregt. Mit einem Wort, für viele vermutlich ziemlich langweilig. Nächsten Monat werde ich 68 J und habe mein Berufsleben schon eine Weile hinter mir. Ich stehe vormittags auf wann es mir behagt, trinke dann erstmal Kaffee und lese Zeitung. Und bis der Kaffee Trinktemperatur hat schmeckt die erste Zigarette des Tages auf dem Balkon. Ich mache die Hausarbeit wobei ich mich aber nicht überschlage, gehe einkaufen wenn es nötig ist, verträume manche Stunde, höre Musik, lese auch gerne Bücher und mache dieses und jenes am Laptop, z.B. im Forum sein. Ich telefoniere und maile regelmäßig mit den Geschwistern von Andreas. Da sie in Berlin wohnen können wir uns leider nicht mal eben so treffen. Mit der noch vorhandenen Verwandtschaft von meiner Seite bin ich auch telefonisch und online in Kontakt, aber nur unregelmäßig. Mit meiner Freundin und Bekannten aus der Nähe treffe ich mich ab und zu. Da ich alleine lebe hat sich mein Wach/Schlafrhythmus seit Andreas` Tod sehr verschoben. Meistens gehe ich erst nach 2 Uhr morgens ins Bett.


    Andreas ist nicht durchgehend in meinen Gedanken, das geht ja auch gar nicht, aber oft. Und jetzt kurz vor seinem Todestag noch öfter. Ich bin gerade dabei die Anzeige zu seinem 3. Todestag zu gestalten. Die wird dann wieder in unserer Tageszeitung erscheinen. Und mein Andreas ist mir während des Gestaltens besonders nahe. Aber das ist ja kein Wunder. Ansonsten ist es manchmal so daß mir völlig grundlos eine Begebenheit in den Sinn kommt, oder ich sehe sein Bild (es hat Monate gedauert bis ich nach seinem Tod wieder ein Bild von ihm angucken konnte), und es trifft mich wie ein Hammerschlag. Andreas ist nicht mehr da und kommt auch nicht mehr wieder. Und dann ist sofort der Schmerz wieder da und ich könnte Löcher in die Tischkante beißen.

    Manchmal kann ich aber auch für eine Weile an die Zeit mit ihm denken ohne daß es weh tut. Dann kann ich auch lächeln oder sogar herzhaft lachen, wenn mir dies oder das durch den Sinn geht, z.B. wie er beim letzten Besuch bei seiner Schwester auf den Rand vom Katzenklo getreten ist. Dieses hat natürlich abgehoben und seinen Inhalt weiträumig verteilt. Meine Schwägerin sagte kürzlich, was wäre es doch so schön wenn Andreas noch mal das Katzenklo umtreten könnte. Das fand ich auch. Tja, und so wird es wohl bis an mein Lebensende sein. Mal geht es, und dann wird der Schmerz wieder übermächtig.


    Und nein, ich empfinde mein Leben nicht mehr als lebenswert. Da liegst Du völlig richtig. Rein äußerlich geht es mir sogar sehr gut. Ich bin gesund, habe keine finanziellen Probleme, eine nette Wohnung und für meine Bedürfnisse genug soziale Kontakte. Das Dummer ist nur daß mich nichts mehr wirklich freut seit Andreas nicht mehr da ist. Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben, frage mich immer wieder warum ich noch hier aushalten muß. In mir ist eine große Sehnsucht nach meinem Andreas, mal wieder in den Arm genommen zu werden, lieben dürfen und geliebt zu werden. Aber das wird in diesem Leben nicht mehr so sein. Ein anderer Mann ist nicht vorstellbar. Das würde sich anfühlen wie fremdgehen. Natürlich könnte ich mich ehrenamtlich betätigen, habe ich auch schon mal gemacht. Aber ich sage es ganz ehrlich, ich will mich nicht mehr verpflichten zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein zu müssen. Ich möchte spontan entscheiden können ob ich vor die Tür gehen will, oder eben nicht.


    Du schreibst, daß Du/Ihr wohl noch lange ohne Deinen Papa leben müßt. Das kann natürlich niemand wissen, aber nach menschlichem Ermessen müßt ihr damit rechnen. Ich weiß nicht wie alt oder jung Deine Mama ist. Du hast zwei kleine Kinder, bist vermutlich noch nicht mal halb so alt wie ich, wirst also noch etliche Jahre vor Dir haben. Da bin ich schon sehr froh, daß es für mich wohl nicht mehr so viele Jahre sind, obwohl es noch genug sein werden. Und bei dem Gedanken daß es vielleicht noch 10 oder gar 20 Jahre sein können wird mir ganz anders. Wie das auszuhalten wäre weiß ich auch noch nicht. Meine Freundin hat vor einiger Zeit zu mir gesagt, irgendwann verwandelt sich die Trauer in Wehmut. Papperlapapp. Bei Gelegenheit werde ich sie mal fragen ob ihr Mann für sie irgendwann nur noch eine wehmütige Erinnerung wäre. Vermutlich und wie ich sie kenne und einschätze eher nicht.


    Wie schon mal gesagt, ich habe kein Patentrezept, mache einfach weiter, Tag für Tag.

    Außerhalb des Forums versuchen viele immer das Thema zu umgehen. Und hier wird jede Aussage ernst genommen, Verständnis aufgebracht.

    Viele Menschen verdrängen den Gedanken an den Tod obwohl ihm ja keiner entkommen kann. Dementsprechend ist dann der Umgang mit Trauernden. Sie werden mit ihrer Trauer als lästig empfunden weil man dadurch an die eigene Vergänglichkeit erinnert wird. Das mag manchmal gar keine böse Absicht sein, ist aber wie ein Schlag ins Gesicht. In diesem Forum ist das anders weil wir alle wissen wie es ist. Wenn der Schmerz ohnmächtig und hilflos macht, wenn die Gefühle nicht wissen wohin, wenn der seelische Schmerz körperlich spürbar wird. Niemand kann den eigenen Verlust oder den der anderen Trauernden rückgängig machen, aber wir trösten uns und fangen uns auf weil wir eben wissen wie es ist. Und jede Trauer, jedes Befinden wird ernst genommen, denn es ist ernst.


    So, nun habe ich ganz offen und ungeschminkt über mich und meine Gefühle geschrieben. Hoffentlich war es nicht zu langweilig. Aber nun höre ich auf, es ist auch schon wieder gleich 2 Uhr.


    Ich würde Dir gerne sagen können der Schmerz vergeht, irgendwann tut es nicht mehr weh. Aber das kann ich nicht. Es wird immer schmerzen und weh tun. Andernfalls hat man nicht wirklich geliebt. So sehe ich das jedenfalls. Und es heißt ja nicht umsonst, Trauer ist der Preis den wir für unsere Liebe bezahlen. Aber wahre Liebe ist jeden Preis wert.


    Ich denke an Dich/Euch :24::24:

    Lilifee

  • Liebe Lilifee,


    auch ich habe die Freude am Leben verloren, und kann mich kaum erinnern

    wie sich Glück anfühlt.

    Natürlich ist meine Trauer ruhiger geworden, und ich kann auch wieder Lachen.

    Als Max noch bei mir war, war ich voller Energie, hatte Pläne

    hatte Ideen, stellte mich dem Leben, jetzt fühlt sich mein Leben unvollständig und leer an,

    aber die Sehnsucht nach Max ist immer präsent.


    Liebe Grüße

    Maike




  • Liebe Lilifee,


    danke für die ausführliche Beschreibung deines Alltags. Man liest deutlich deine Sehnsucht heraus. Ich finde es gut, dass du genau das machst, wonach du dich fühlst. Ob es das späte zu Bett gehen ist oder die Entscheidung keine Verpflichtungen zu haben.

    Mir tut es auch so leid, dass das Leben ohne deinen Seelenverwandten weiterleben musst. Wirklich. Aber dein letzter Satz... Der wird ja immer so dahergesagt. Aber in diesem Kontext ist er doch viel bedeutender. Wir trauern und leiden gerade so sehr und dieses Gefühl ist so stark, dass es aktuell bei mir noch alles überdeckt