Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Liebe Mena,


    das hast Du aber auch sehr schön geschrieben. Genau so ist es.

    Was wann irgendwie richtig ist, das entscheiden unsere Seele und unser Körper. Sowohl Seele als auch Körper haben das Zepter übernommen.

    Dem ist nichts hinzu zu fügen. Hoffen wir trotzdem daß wir auch mal wieder das Zepter zurück bekommen.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee!


    Ohweh, das tut mir leid, dich enttäuscht zu haben…. Nach Handschuhen in Kindergröße hab ich nicht gesucht. Auf Enkelkinder warte ich noch, daher suche ich nicht nach Kindersachen ;)


    Ne, ich hab nicht schön geschrieben. Die Kaligraphie (Schönschreiben) stammt vom PC ;)

    Zu welcher Kategorie gehöre ich?

    Es überrascht mich, dass du in Kategorien denkst. Passt eigentlich nicht zu dem Eindruck, den ich von dir habe. Menschen sind doch individuell. Wie wäre es denn mit einer eigenen Kategorie? Die Lilifee‘sche Trauerbewältigung. Dafür bekommen wir sicher keinen Nobelpreis, aber wenn’s hilft, pfeif ich auf Alfred Nobel… ;)


    „Bittersüß“ suchst du vergeblich. „Bitter“ war mein Eindruck. Der ist nicht aus einem Satz entstanden, den ich zitieren könnte. Ja, du bist auf einem verhalten optimistischen Weg. Das seh ich auch. Dass noch kein Friede eingekehrt ist, ist die Bitternis, die ich spüre. Ich kann mich täuschen… in diesem Fall bitte ich um Verzeihung…


    Dass du ein so nettes Email vom Redakteur bekommen hast, finde ich super. Du formulierst erstaunlich gut. Vielleicht möchtest du eine Kolumne in dieser Zeitung schreiben? Vielleicht mit Leserbriefen… in Richtung Beratung oder so… du hast viel erlebt in deinem Leben, hast nie aufgegeben, hast dir den Humor und die Zuversicht behalten. Das möchtest du vielleicht weitergeben? Wer weiß, vielleicht ist das ein Weg, der sich grad auftut? Bleib dran und schau, was daraus wird…. Wer weiß…. :)


    Und die überraschende Wendung in Deinem Leben hat mich wirklich aufgemuntert. Puzzle hat so viel mitgemacht, dachte ich. Aber es ist trotzdem möglich daß Licht und Wärme zurück kommen. Vielleicht anders als man es sich wünscht, aber es kommt. Ich schätze mal, so habe ich es jedenfalls herausgelesen, daß Du zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt damit gerechnet hast. Und dann begann ganz zaghaft die Hoffnung zu keimen, ob das bei mir auch so werden kann?

    Ohja, ich hab immer mitgemacht :P bei jedem Quatsch, den wir gemacht haben, habe ich mitgemacht, ich bin kein Schwerenöter… ;)
    Danke fürs „Mitfreuen“. Freude ist magisch, sie verdoppelt sich, wenn man sie teilt ;)


    Es war wirklich sehr unerwartet, was jetzt daherkommt. Alle Umstände, die mich geplagt und gedrückt haben, lösen sich damit. Alles, worüber ich mir Sorgen gemacht habe, löst sich auf.


    Mein Vater übergibt mir Schritt für Schritt seine Firma. Aus dieser Arbeit ergibt sich ein Nebenverdienst, der meine finanziellen Sorgen auflöst. Es ist auch viel Arbeit, keine Frage und die Steuer frisst einen großen Teil davon. Aber ich lebe sparsam. Und ich hab Zeit, die ich immer schon nutzen wollte.

    Dass mein Vater das tut, ist höchst erstaunlich. Mein ganzes Leben lang haben wir miteinander gekämpft, wir haben gestritten, sogar jahrelang nicht miteinander gesprochen. Meine Mutter hat zwischen uns immer vermittelt und dafür gesorgt, dass die Familie nicht auseinander bricht.

    Seit dem Tod meines Partners hat sich die Beziehung zu meinem Vater völlig verändert. Und mit dem Tod meiner Mutter sind wir zusammengerückt.

    Eine Entwicklung, die ich für absolut unmöglich hielt. Vor 10 Jahren war ich aus tiefstem Herzen überzeugt, dass der Streit zwischen meinem Vater und mir erst endet, wenn einer von uns stirbt…. Und nun proklamiert er, ich wäre die einzige, die fähig wäre, sein Werk weiterzuführen. Eine wirklich erstaunliche Entwicklung außerhalb meines Vorstellungsvermögens….


    Und es hat sich herausgestellt, dass mein Sohn die gleiche Lebenseinstellung hat wie ich. Ich finde es widersinnig, dass jeder für sich lebt. Jeder strampelt an seiner finanziellen Leistungsgrenze und hat nur Sorgen.

    Corona und die Auswirkungen der Lockdowns haben uns gezeigt, dass Krisen leichter zu bewältigen sind, wenn Familien „zusammenrücken“ und zusammenhalten… Also planen wir, alle wieder zusammen zu wohnen… Mein Sohn hat einen Lebenstraum, den er allein möglicherweise nicht erreicht, wenn wir aber zusammenhalten und gemeinsam daran arbeiten, dann wird der Traum viel realistischer. Und ich bin ein Teil davon :)


    Ich bin in einem großen Haus aufgewachsen. 3 Generationen, 13 Leute. Eine solche Wohnsituation schafft Probleme, löst aber auch viele. Für meinen Sohn, seine Freundin und mich sind die Lösungen, die ein solches Umfeld bietet, viel wichtiger, als die Probleme, die entstehen. Wie wir meine Tochter in dieses Boot kriegen, ist noch unsicher… vielleicht gelingt das auch noch… mal sehen :/

    Meine Zukunft sieht damit richtig sonnig aus… und es gibt einen Plan B, falls der Traum zu groß ist und uns das Schicksal auslacht. Ich hab immer einen Plan B ;) wenn wir schon auf die Schnauze fallen, landen wir wenigstens auf einem Federbett, nicht auf Beton ;)


    Ja, liebe Lilifee, unerwartete Wendungen kann es für jeden geben. Erwarte das Unerwartete ;)

    Es kommen schreckliche Dinge im Leben, doch manche sind wie ein Phönix, aus der Asche wächst etwas Neues… ich weiß nicht, wie es zu solchen Wendungen kommt. Ich bin nur dankbar, dass es sie gibt.


    Schau mal auf EBay, dort gibt es sicher auch Zepter ;)

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe Annie,


    wie geht es Dir? Vermutlich sehr bescheiden. Euch steht das erste Weihnachtsfest ohne den Papa, den Ehemann und den Nonno bevor, und das ist nicht einfach. Wie es bei euch und in euch aussieht kann ich mir sehr gut vorstellen. Es ist wohl noch kein Trost, aber er wird wieder bei euch sein, und vielleicht kann Dein Kleiner den Nonno wieder sehen. :5: Das wünsche ich ihm und euch so seht. <3


    Ich drücke Dich ganz fest und nehme Dich in den Arm

    :24::24: Lilifee



  • Liebe Puzzle,


    auf Alfred Nobel und seinen Preis pfeife ich sowieso, wenn ich bedenke wer diesen Preis schon bekommen hat. Da gab es für mein Empfinden schon einige Fehlentscheidungen. :(


    In Kategorien denke ich auch nicht. Ich hätte besser geschrieben, welche der drei Möglichkeiten trifft für mich am ehesten zu. Paßt das besser zu Deinem Bild von mir? Jede Trauer ist einzigartig, und jeder Weg zur Bewältigung auch. Deshalb gibt es natürlich auch einen Lilifee`schen Weg. Den kann nur ich gehen, so wie jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muß.


    Und nein, Du irrst Dich nicht sondern hast es wieder genau erfaßt. Trotz des verhaltenen Optimismus ist noch kein Friede eingekehrt. Ich arbeite aber dran. Vielleicht werde ich mit dem Schicksal mal einen netten Weihnachtsplausch halten. Ich habe ohnehin vor mich an Heiligabend mit einer halben Flasche Rotwein sinnlos zu besaufen, und dann plauscht es sich ja besonders gut. Mal sehen was dabei herauskommt. :P


    Eine Kolumne in der Zeitung zu schreiben kann ich mir (noch) nicht so gut vorstellen. Es stimmt, ich formuliere gerne, und etwas Humor habe ich sicher auch, aber beides nur wenn ich es will und nicht weil ich muß. Das Hirn zu einem bestimmten Termin ausquetschen müssen stelle ich mir nicht immer sehr ersprießlich vor. Ich glaube auch nicht daß mich der Chefredakteur danach fragen wird. Aber wer weiß, man soll ja nie „Nie“ sagen. Vielleicht tut sich ja doch ein Weg in diese Richtung auf.


    Einen Plan B habe ich meistens nicht gehabt. Drum bin ich auch nicht weich gefallen wenn das Schicksal gelacht hat, sondern gnadenlos auf Beton geknallt. :13:Wenn ich mich an Silvester mit der zweiten Hälfte der Flasche Rotwein nochmal sinnlos besaufe, werde ich überlegen welchen Plan B ich für das 4. Trauerjahr entwickeln kann. Schadet sicher nichts einen zu haben. Oder sollte ich erst mal mit einem Plan A beginnen? ;)

    Schau mal auf EBay, dort gibt es sicher auch Zepter

    Ob es Zepter auch bei Amazon gibt? Da kenne ich mich besser aus. Und für einen erfolgreichen Plan A und B ist es sicher kein Fehler selbiges wieder selbst in der Hand zu haben. :S


    Das sind ja tolle Neuigkeiten und Veränderungen die auf Dich warten. Damit hattest Du ganz bestimmt nicht gerechnet. Es ist wirklich erstaunlich was alles möglich ist. Ich wünsche Dir so sehr, daß alles so wird wie geplant. Deine Tochter läßt sich bestimmt überzeugen mit ins Boot zu steigen. Du schaffst das. Und wenn nicht gleich, dann eben etwas später. :8::8:

    Eine Entwicklung, die ich für absolut unmöglich hielt. Vor 10 Jahren war ich aus tiefstem Herzen überzeugt, dass der Streit zwischen meinem Vater und mir erst endet, wenn einer von uns stirbt….


    Das wäre aber ganz schlimm gewesen. Der Übriggebliebene (vermutlich Du) hätte sich doch ewig Vorwürfe gemacht. Hätte ich doch nur, aber jetzt ist es zu spät. Das sind auch zwei ganz bittere Worte. Hoffentlich müssen wir sie nie sagen. Hast Du eine Ahnung was Deinen Vater zum Umdenken bewogen hat? Oder war es einfach das Zusammenrücken nach dem Tod Deiner Mutter? Du schreibst, seit dem Tod Deines Partners hat sich die Beziehung zu Deinem Vater verändert. War er mit ihm nicht einverstanden? Jedenfalls ist es toll daß es so ist, und daß sich dadurch Deine Sorgen auflösen. Du hast viel mehr zu tragen als ich, und hast das so was von verdient. Ich wünsche auch Deinem Sohn daß er seinen Traum verwirklichen kann. Und Du bist ein Teil davon. :28:


    Deine Zukunft sieht wirklich auf einmal ganz hell und leicht aus. Das freut mich so sehr. Unerwartete Wendungen kann es wohl für jeden geben. Im Guten wie im Schlechten. Und das nährt meinen vorsichtigen Optimismus weiter. Wie es zu solchen Wendungen kommt weiß ich auch nicht. Aber ich würde sie natürlich auch dankbar annehmen, vorausgesetzt es ist eine Wendung zum Guten. Ich hoffe und wünsche Dir, daß Dein Schicksal nicht wieder vom Stuhl fällt, sondern es diesmal ernst meint. :/ :)


    Alles Liebe Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee!


    Vielleicht ist „Besaufen“ eine gute Strategie. Alkohol hat ja auch eine Wirkung in Richtung Entspannung und bei manchen wirkt er positiv auf die Stimmung. Ich halte zwar nichts davon, also werde ich das nicht tun. Ich treffe Entscheidung aufgrund ihrer Konsequenzen und ein Kater hätte mir (zu meiner fordernden Katze ;) ) gerade noch gefehlt…. Und bei mir wäre es nicht bloß ein Kater, sondern aus ausgewachsener Löwe ;)

    Hast Du eine Ahnung was Deinen Vater zum Umdenken bewogen hat?

    Das waren viele Faktoren. Einen großen Beitrag hat meine Mutter geleistet. Sie hat meine Leistungen immer sehr hervorgehoben. Ich habe ihr auch immer wieder erzählt, warum ich ein Problem mit meinem Vater hätte, was mich stören würde. Sie versuchte dementsprechend auf ihn einzuwirken. Damit hat sie das abfällige Verhalten meines Vaters mir gegenüber verändert. … sie war der Klebstoff in unserer Familie ;)

    Anfangs wollte mich mein Partner, ein typischer Narzissten-Zug, sozial isolieren. Er versuchte mir einzureden, dass mich mein Familie blockiert, dass sie mir schadet. Er sah bald, dass das nicht funktioniert und hat damit aufgehört. Das verzögerte das Kennenlernen meiner Familie.


    Mit der Zeit lernte er meine Mutter kennen und behandelte sie mit größtem Respekt. Sie mochte ihn gern.
    Meinen Vater lernte er erst kurz vor seinem Tod kennen. Mein Vater war sehr beeindruckt von ihm.
    Was meinem Vater aber endgültig Respekt eingeflößt hat, war die Art und Weise wie mein Partner ging. Er hatte nämlich auf Anhieb verstanden, dass mein Partner mich durch sein Verhalten beschützen wollte und dass er mein Wohl über sein eigenes gestellt hatte, sogar über den eigenen Tod hinaus. Männer:!: was soll ich sagen…. :cursing:

    Offenbar, so sah es mein Vater, hatte ich mir doch einmal im Leben einen Partner ausgesucht, der das gleiche Ziel hatte wie er selbst: das Mädchen zu beschützen.


    Er sah aber auch, wie ich mit der Situation gekämpft habe. Er respektierte die Disziplin, die ich aufgebracht habe, obwohl man mir deutlich ansah, wie viel Kraft das gebraucht hat und versuchte, mich zu unterstützen.
    Und er machte sich sehr große Sorgen. Meine Mutter war oft bei mir und hat meinem Vater erzählt, wie es mir geht.


    Als es meiner Mutter schlechter ging, saßen mein Vater und ich oft zusammen und besprachen, wie wir ihr helfen könnten. Wir haben eine Strategie entwickelt und weil ich einen besseren Zugang zu meiner Mutter hatte, versuchte ich, sie zu allem möglichen zu überreden; sie musste zum Arzt, sie musste sich helfen lassen… egal, was ich tat, ich scheiterte. Schon damals begannen die Telefonate mit ihm….
    Als meine Mutter plötzlich Krämpfe und Bauchschmerzen bekam, war sein erster Anruf bei mir: „was soll ich machen?“ Unvorstellbar, dass er MICH um Rat frägt…

    Als meine Mutter im Krankenhaus lag, wurde ich zum Koordinator der Besuche (Besucherregelung Corona) und zum Kontakt zu den Ärzten. Plötzlich war ich Dreh- und Angelpunkt der gesamten Situation und Mittelpunkt in der Familie. Der tägliche Anruf im Krankenhaus und die darauffolgende Weitergabe der Informationen an die Verwandtschaft… und jeden Tag wurden die Informationen schlimmer, düsterer… immer wieder neue Katastrophen, die ich immer und immer wieder erzählen musste, bis alle informiert waren. Mein Vater war dankbar, dass ich seiner Bitte entsprochen hatte, diese Aufgabe zu übernehmen, er meinte, er könne das nicht…. Wieder so etwas unvorstellbares: er gibt zu, etwas nicht zu können?

    Am 01.07. saßen wir zusammen in tiefster Verzweiflung vor der Intensivstation und mussten die Entscheidung treffen, die Behandlung meiner Mutter nicht mehr fortzuführen. Von da an gingen wir den Weg gemeinsam. Das hat uns zusammenrücken lassen….

    Eines muss ich aber betonen: egal wieviel Streit wir hatten und wie sehr wir gekämpft haben, wenn es um Hilfe ging, war er immer da. Ich habe Geschwister… aber als es zu schwer für meinen Vater wurde, war ich die einzige, die da war…. bei jedem schrecklichen Termin, bei jeder furchtbaren Entscheidung….


    Es war eine Entwicklung über Jahre…

    Meine Mutter hatte mir immer versichert, er würde mich respektieren, er wäre stolz auf mich, er könne es nur nicht zeigen… mein Partner war ihm sehr ähnlich. Den Umgang mit ihm zu lernen, half mir auch mit meinem Vater weiter… es waren viele Faktoren… Veränderung und Entwicklung auf beiden Seiten und zum Glück mit gutem Ergebnis….


    Ich habe oft gesagt: ich bin das Lieblingskind meiner Eltern und wenn sich meine Geschwister auch so fühlen, haben meine Eltern nicht viel falsch gemacht ;)


    Jetzt bin wieder nur auf eine einzige Frage von dir eingegangen und schon wieder nur meine Belange… verflixt, das wollte ich doch ändern… *grml*…
    Naja, vielleicht gibt es ja morgen eine neue Chance, mich zu bessern ;)


    Hab einen guten….. heute ist Mittwoch?… ja, Mittwoch…. Oh, sakra, dann muss ich Lebensmittel einkaufen, sonst gibt es zu Weihnachten Luftgulasch und Papierknödel… wie blöd….


    Einen angenehmen Mittwoch wünsche ich dir.

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    an Alkohol bin ich nicht mehr so gewöhnt. Abgesehen von einer Zeit im jugendlichen Alter habe ich auch nie sehr viel getrunken. In den Jahren mit Andreas waren es immer zwei Gläser Sekt an Silvester. Ich hoffe aber, daß sich ein eventueller Kater bei der überschaubaren Menge Alkohol höchstens als kleines sanft schnurrendes Kätzchen bemerkbar macht. :S Schätzungsweise werde ich aber nur etwas besser schlafen als sonst. :sleeping:


    In Deiner Familie hat sich über die Jahre erstaunliches getan. Dein Vater hatte ganz offensichtlich eine ganz andere Einstellung zu Dir als Deine Mutter. Oder er ließ es zu mindestens so aussehen. Es heißt ja, daß sich manche Frauen unbewußt einen Partner suchen der dem Vater ähnlich ist. Soziale Isolation ist allerdings ein typischer Narzissten-Zug, der den Partner wunderbar abhängig macht. Allerdings hören echte Narzissten damit nicht auf, so lange es noch einen Kontakt gibt. Dein Partner hatte wahrlich etwas von Dr. Jekyll/Mr. Hyde. Hat Dich das angezogen? Bei der guten Seite Deines Partners wären aber viele Frauen schwach geworden, und das ist sehr verständlich.


    Andreas war ein völlig anderer Mensch als mein Vater. Ich weiß nicht wie die beiden sich verstanden hätten. Wäre interessant gewesen das zu erleben. Aber sie haben sich nie kennengelernt. Mein Vater war ein Jahr bevor Andreas in mein Leben kam gestorben. Meine Mutter hat er noch kennengelernt, und sie mochte ihn sehr. Das war wie ein Ritterschlag von ihr. Sie war ein schwieriger unzufriedener Mensch, und es gab nur eine Handvoll Menschen die sie wirklich mochte. Ich gehörte definitiv nicht dazu. In unserer Familie, ich habe eine zwei Jahre jüngere Schwester, gab es auch keinen Klebstoff. Deine Mutter hat es geschafft eure Familie zusammenzuhalten und wieder zu vereinen. Auch über ihren Tod hinaus. Es muß schön gewesen sein so eine Mutter zu haben.


    Würdest Du sagen, daß Dein Partner Deinem Vater charakterlich ähnlich war? Dein Vater hat die Beweggründe Deines Partners für seinen letzten Schritt auf Anhieb verstanden. Das finde ich bemerkenswert. Und er hat ja wohl auch recht mit seiner Einschätzung. Ja, Männer. Manchmal könnte man sie …. :4:


    Eure Familie ist unglaublich zusammengewachsen als es mit Deiner Mutter langsam aber sicher zu Ende ging. Und auf einmal war nicht mehr Dein Vater sondern Du der Macher, der Kümmerer, der Organisator. Du mußt eine unglaublich große Last alleine getragen haben. Dein Vater hat Dich um Rat gefragt, er gab zu etwas nicht zu können. Er konnte auf einmal Schwäche zeigen und diese auch zugeben. Das war sicher etwas Neues für Dich.



    Und dann mußtet ihr die schwerste aller Entscheidungen treffen. Für Deine Mutter. Das läßt allerdings zusammenrücken.

    Ich habe oft gesagt: ich bin das Lieblingskind meiner Eltern und wenn sich meine Geschwister auch so fühlen, haben meine Eltern nicht viel falsch gemacht


    Das kann man ganz bestimmt so sagen. Eltern sind ja auch nur Menschen, und haben wenn mehrere Kinder da sind oft einen Liebling. Auch wenn ihnen das vielleicht gar nicht bewußt ist, und sie das rundheraus abstreiten würden. „Wir behandeln doch alle Kinder gleich“ , sagen sie dann. Aber so ist es eben nicht immer. Deine Eltern müssen nicht nur vieles sondern alles richtig gemacht haben. Bei meiner Schwester und mir waren die Rollen seit unserer Kindheit klar verteilt. Das Lieblingskind war nicht ich. :(


    Deshalb war und ist lieben dürfen und geliebt werden das Höchste für mich. Ich hatte auch nie eine starke Schulter an die ich mich anlehnen konnte. Es gab niemanden der gesagt hat, laß mal, ich kümmere mich schon darum. Der Macher war immer ich. Auch bei Andreas. Aber er hat mich genauso unendlich geliebt wie ich ihn. <3 Und für ihn habe ich sehr gerne gemacht.


    Jetzt bin wieder nur auf eine einzige Frage von dir eingegangen und schon wieder nur meine Belange… verflixt, das wollte ich doch ändern… *grml*…
    Naja, vielleicht gibt es ja morgen eine neue Chance, mich zu bessern

    In Abwandlung des Spruches „Neuer Morgen, neuer Tag, neues Glück“ könnte ich jetzt höchst salbungsvoll sagen, neuer Morgen, neuer Tag, neue Chance. Ich tue es aber nicht.


    Hoffentlich hast Du die Einkäufe zufriedenstellend erledigt. Damit dem Festmahl nichts im Wege steht. Luftgulasch und Papierknödel, das habe ich noch nie gehört, klingt aber sehr lecker. Seit ich kein Auto mehr habe gehe ich nur noch virtuell in den Supermarkt, und ein sehr freundlicher Fahrer von Edeka bringt mir dann die Sachen bis in die Küche. Sozusagen als Highlight der Woche.


    Der Mittwoch ist ja nun fast rum, und wenn Du das liest ist vermutlich schon Donnerstag. Deshalb wünsche ich Dir -ganz originell- einen angenehmen solchen.


    Alles Liebe

    Lilifee


  • Guten Morgen, liebe Lilifee!


    Es muss ausgesprochen schwierig sein, Frieden mit dem Schicksal zu schließen, wenn Andreas der einzige Mensch war, der dir die Liebe geschenkt hat, die du in deinem familiären Umfeld offenbar nicht bekommen hast. Zumindest lese ich das aus deinen Zeilen.
    Ich versuche im Umgang mit Menschen immer wieder, mich aus meinem Empfinden zu lösen und deren Situation zu erkennen. Bei manchen Menschen gelingt mir das, bei anderen nicht. Bei dir tu ich mir schwer. Auch wenn ich das selbst erst spät erkannt habe, so war die Familie, in der ich aufgewachsen bin, doch wohl eine, in der es Rückhalt gab. Liebe habe ich vermisst, doch im Nachhinein betrachtet, habe ich sie doch erfahren. Sie zeigte sich nicht immer so, wie man sie leicht erkennt, aber sie war dennoch da. Sich zu fühlen, als wäre sie nicht da gewesen, das übersteigt meine Möglichkeiten….

    Dein Partner hatte wahrlich etwas von Dr. Jekyll/Mr. Hyde. Hat Dich das angezogen?

    Nein. Dieser Umstand war einer, den ich gern geändert hätte.
    Ich mag Beständigkeit. Deshalb repariere ich alte Sachen. Ich versuche, mir möglichst viel „altes Wissen“ anzueignen. Ich lege wert auf Traditionen. Es gibt so vieles, was sich nicht ändern sollte.

    Dieser ständige, unerwartete Wechsel zwischen seinen „Persönlichkeiten“ verunsicherte mich. Damit kann ich sehr schwer umgehen. Rückhalt, Sicherheit und Vertrauen gründen sich auf Beständigkeit, auf Verlässlichkeit. Wenn ich aber von einer Sekunde auf die andere nicht weiß, ob ich mit Dr Jekyll oder Mr Hyde spreche und immer auf jede mögliche Reaktion gefasst sein muss, fehlt es an dieser Basis. Ihn trotzdem zu lieben und ihm zu vertrauen, hat mein Herz bestimmt… aber mein Hirn ist damit oft nicht zurechtgekommen.

    Es muß schön gewesen sein so eine Mutter zu haben.

    Nachdem ich keine andere Mutter hatte, kann ich das nicht beurteilen. Ich empfand meine Mutter oftmals als Engel, weil sie ihre Kinder wirklich liebte und das auch gezeigt hat. Mit zunehmendem Alter begann sie mir gegenüber, immer mehr Anerkennung und Wertschätzung zu äußern. Vermutlich dachte sie, dass es mir daran fehlen würde…. Sie versuchte also, mir zu geben, was ich brauchte, das war deutlich zu spüren. Eigenartig dass das zu der Zeit begann, als ich genau das auch für sie gemacht habe: ihr zu geben, was sie brauchte…..

    In unserem letzten Gespräch miteinander hat sie sich bei mir bedankt… es war ein Abschied, wir wussten es nur nicht…


    Würdest Du sagen, daß Dein Partner Deinem Vater charakterlich ähnlich war?


    Ja, die beiden waren sehr ähnlich. Das habe ich anfangs gar nicht bemerkt. Aber mit der Zeit habe ich viele Parallelen gefunden und begann zu verstehen. Es war sehr wichtig, diesen Menschen zu treffen und ihn verstehen zu lernen. Ich kann daher nachvollziehen, warum mir das Schicksal genau diesen Mann geschickt hat. Warum er aber gehen musste, das erschließt sich mir nicht. Vielleicht wäre Mr Hyde unerträglich geworden? Vielleicht wäre er nicht zu bändigen gewesen? Vielleicht gab es nicht noch mehr zu lernen und wäre deshalb nur schwierig geworden? Ich weiß es nicht, halte das aber für möglich….

    Ich hadere oft damit, dass er gegangen ist. Doch als gefühlte Antwort bekomme ich immer wieder: es ist in Ordnung so. Eine ganz komische Situation. Da sitze ich da und weine und schimpfe und fluche, weil er gegangen ist und plötzlich kommt dieses Gefühl: „es ist in Ordnung so“. Es fühlt sich an, als würde er mich trösten, wie ein kleines Kind. Das hat er nie getan, als er noch hier war. Das passt gar nicht zu ihm…. Und dennoch…. Vielleicht wachen sie ja doch über uns, unsere Lieben…


    Auch die heutige Chance, nicht nur von mir zu erzählen, habe ich vertan….
    Heute beginnt für mich der „Weihnachtsstress“… es sind nur drei Tage, sag ich mir dauernd… sie werden vergehen… ich spüre aber, wie mein Hirn von den Gedanken, was ich noch alles erledigen muss, zunehmend vereinnahmt wird, weshalb ich mich kaum noch auf unseren Austausch konzentrieren kann… ich könnte also aus den gleichen Gründen wie du keine Kolumne für eine Zeitung schreiben, auch ich könnte nicht immer unter Zeitdruck liefern….

    Ich wünsche dir, auch völlig unspektakulär, einen ruhigen Donnerstag… und keinen selbstgemachten oder fremdbestimmten Weihnachtsstress…

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe habe ich vermisst, doch im Nachhinein betrachtet, habe ich sie doch erfahren. Sie zeigte sich nicht immer so, wie man sie leicht erkennt, aber sie war dennoch da. Sich zu fühlen, als wäre sie nicht da gewesen, das übersteigt meine Möglichkeiten….

    Liebe Puzzle, ich möchte Dir mal einige Begebenheiten aus meinem Leben schildern. Es ist nur eine ganz klitzekleine Auswahl, aber vielleicht kannst Du mich dann wenigstens ein bißchen besser verstehen.


    Meine Eltern hatten sehr lockere Handgelenke, und für mich waren sie noch um einiges lockerer als für meine Schwester. Meistens wurde nicht erst groß gefragt, was war los oder wer war das. Ruck zuck hatte ich rechts und links eine sitzen, und erst dann wurde -vielleicht- gefragt.


    Ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen. Auf dem Gelände unserer Grundschule war eine Bücherei, die von den Schülern kostenlos genutzt werden durfte. Eines der Bücher hatte mir besonders gut gefallen, und ich wollte es nach einiger Zeit nochmal lesen. Weil ich den Titel nicht mehr wußte hatte ich aber keine große Hoffnung es wieder zu finden. Trotzdem habe ich gestöbert und es tatsächlich entdeckt. Selig und voller Freude kam ich nach Hause, und hatte meiner Mutter, noch ganz erfüllt von meinem Glück 0ber die erfolgreiche Suche, das Buch gezeigt. Sie hat es mir wortlos aus der Hand genommen und mir erst mal rechts und links eine gescheuert. Weil ich vergessen hatte irgendetwas wegzuräumen bevor ich in die Bücherei gegangen bin. So war sie, und dieses Verhalten hat sich wie ein roter Faden durch meine Kindheit und Jugend gezogen. Kaum war das Kind mal glücklich gab es sofort einen Dämpfer. Nur ja nicht übermütig werden. :(


    Einmal, meine Schwester und ich gingen noch nicht in die Schule, hat sich meine Mutter auf den Boden gelegt während sie mit uns spielte. Sie sagte, so die Mutti ist nun tot, hat die Augen geschlossen und sich nicht mehr gerührt. Kannst Du Dir vorstellen wie erschrocken und verängstigt meine Schwester und ich waren? Uns sind die Tränen nur so gekullert, als wir sie am Arm gerüttelt und geschüttelt haben bis sie sich endlich wieder bewegt und die Augen geöffnet hat.


    Vermittelt man einem Kind so Liebe, Vertrauen und Geborgenheit? Tut mir leid, aber ich vermag das auch im Nachhinein nicht zu erkennen.


    Als ich ungefähr 17 war, sagte mein Vater völlig aus heiterem Himmel zu mir, warum bist Du eigentlich so dick. Guck Dir mal Deine Cousine an, wie schön schlank sie ist. Meine Cousine war sehr zierlich, das stimmt. Sie ist 1,62 und hatte Gr. 34. Ich bin 1,68 und hatte Gr. 38. Und mein Vater was das, was man einen stattlichen Mann nennt. Auch sehr liebevoll, oder?


    Viele Jahre später, ich war schon lange erwachsen, sagte er dann, wir wissen ja daß wir viele Fehler bei Dir gemacht haben, aber wir haben Dich auch lieb. Nun ja, vermutlich haben sie wirklich geglaubt daß es so war. Trotzdem haben sie nie damit aufgehört immer wieder Gift zu verspritzen und äußerst nette Bemerkungen zu machen. Irgendwann hat mich das nicht mehr berührt, aber schön war es natürlich nicht.


    Vor einigen Jahren ist dann auch meine Mutter gestorben. Mögen meine Eltern in Frieden ruhen, aber ich habe nach ihrem Tod nicht getrauert und sie noch nicht einen Tag lang vermißt. Möglich daß sie nicht anders sein konnten als sie es waren, daß sie nicht aus ihrer Haut herauskonnten. Für mich war es jedenfalls wie eine Befreiung.


    Wenn ich nun hier bei einigen von uns lese was für liebevolle Eltern sie hatten, und wie behütet sie aufgewachsen sind, wird mir ganz anders. Und ich frage mich warum ich in so eine Familie hinein geboren wurde. Aber vermutlich gibt es auch dafür einen höheren oder tieferen Grund, und ich hatte es wohl verdient. :4:


    Nun aber genug der inneren Nabelschau.

    Dieser ständige, unerwartete Wechsel zwischen seinen „Persönlichkeiten“ verunsicherte mich.

    Das kann ich sehr gut verstehen, denn genauso ginge es mir auch. Ich bin auch ein Fan von Beständigkeit, Sicherheit und Verläßlichkeit. Mit solchen Wesenssprüngen umzugehen würde mir auch sehr schwer fallen. Ich wäre ebenfalls irritiert, und würde mich fragen ob das an mir und meinem Verhalten liegt. Wenn Du das ausgehalten und sogar gemildert hast, muß Deine Liebe sehr groß gewesen sein. Manche Frau hätte bestimmt schon längst aufgegeben.

    Vielleicht gab es nicht noch mehr zu lernen und wäre deshalb nur schwierig geworden?

    Es heißt ja, daß jeder in seinem Leben bestimmte Aufgaben erfüllen und Dinge lernen muß. Wenn das geschehen ist darf man gehen. Damit tue ich mir etwas schwer, wenn es denn so stimmt. Was ist wenn jemand diese Ziele verfehlt? Lebt dieser Mensch dann ewig, oder muß er nach seinem Tod wieder zurück auf die schnöde Erde? Quasi nachsitzen bis das Klassenziel erreicht ist? Aber wenn es so ist, dann war es vielleicht tatsächlich so, daß Dein Partner genug gelernt hat. Und daß er seine Aufgaben, die er auch Dir gegenüber hatte, erfüllt hat. Du konntest auf einmal verstehen. Und dann durfte er gehen, denn es ging ja um sein Leben das sich erfüllt hat und nicht um Deines. Das ist noch nicht fertig, denn es warten ja jetzt neue Aufgaben auf Dich. Ich glaube aber schon, daß Dein Partner versucht Dich zu trösten. Aus dem Jenseits kann er vielleicht endlich so sein, wie er schon auf der Erde gerne gewesen wäre. Und Dein Gefühl, es ist in Ordnung so, ist ganz bestimmt richtig. Auch wenn Du manchmal noch haderst. Warum soll es Dir auch besser gehen als mir? :P


    Wenn ich meinen Plausch mit dem Schicksal halte werde ich mal darüber nachdenken, ob es sich mit Andreas` Leben nicht auch so verhält. Er hatte alles erledigt und durfte auch gehen. Ob mir das nun gefallen hat oder nicht. Auch hier gilt, es war sein Leben, nicht meines. Ich bin noch da, also ist für mich möglicherweise doch noch etwas vorgesehen. Oder muß ich nachsitzen? Hoffentlich nicht. =O

    Auch die heutige Chance, nicht nur von mir zu erzählen, habe ich vertan….

    Ach Puzzle, eben mußte ich doch mal herzhaft lachen. Und wieder verstehe ich Dich sehr gut. Ich habe keine Verpflichtungen mehr, kann nach Belieben vor mich hin gammeln, und mache mir ganz gewiß weder selbst- noch fremdbestimmten Streß. Wenn aber noch Familie da ist sieht das ja doch etwas anders aus.


    Der Austausch mit Dir ist mir sehr wichtig und wertvoll, und ich möchte ihn gerne beibehalten. Tägliche Antworten sind aber generell kein Muß. Keine von uns soll Knoten ins Hirn kriegen. Wir können auch gerne jetzt einen break machen, und uns nach Neujahr wieder weiter unterhalten. Vielleicht gehört es ja zu unseren Aufgaben sich aneinander abzuarbeiten? Dann wird die Verbindung auch nach einigen Tagen Pause nicht abreißen.:S


    Und zum Schluß werde ich doch nochmal salbungsvoll. Du kannst den vergangenen Tag nicht mehr ändern, und verpaßte Chancen sind für diesen Tag verpaßt. Du kannst aber an jedem weiteren Tag wieder neu versuchen diese Chancen doch noch zu ergreifen.

    Frei nach Lilifee.


    Ich wünsche Dir und Deiner Familie für alle Fälle schon mal schöne Weihnachten und einen guten Rutsch. Und bleib einfach die Puzzle, die Du bist.


    Ich schicke Dir eine ganz liebe Weihnachts:24:

    Lilifee

  • Liebe Lilifee,


    ich musste mir dich gerade als Kind vorstellen und weinen. Ich als Tochter UND als Mama bin wirklich erschüttert und traurig und am liebsten würde ich das kleine Mädchen mit dem Buch in den Arm nehmen, ebenso die junge und die erwachsene Frau.

    Da muss ich gleich an das Lied

    "Sind so kleine Hände" - Berge (Cover) denken.

    Es tat wirklich weh, das zu lesen.


    Ich drücke dich fest❤️

  • Liebe Lilifee,


    das tut mir unendlich leid das Du soooooo eine Liebe Geborgenheit Deiner Eltern nicht kennen lernen durftest das rührt mich zu Tränen.


    Mir zeigt es wieder was für ein unglaubliches Glück ich hatte was für ein unglaubliches Glück und es tut soooooo unglaublich weh das ich manchmal kaum atmen kann.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Annie,


    danke für Dein Mitgefühl. Dein Elternhaus war ein ganz anderes. Und das sei Dir auch gegönnt. Das Gedicht kannte ich nicht, habe es aber gerade bei Google gelesen. Es ist wunderschön, und vor allem die Strophe über die kleinen Seelen und die letzte Strophe gefallen mir gut. Nun, meine Seele ist nicht gebrochen, aber etliche Kratzer und Schrammen hat sie schon bekommen. Das ist aber nicht nur bei mir so, sondern bei vielen anderen Menschen auch. Und bei manchen wurde die Seele wirklich gebrochen. Das ist mir dann doch erspart geblieben.


    Ich drücke Dich auch ganz fest :24:

    Lilifee


    PS: hattest Du eigentlich gesehen daß ich auf S.87 etwas für Dich geschrieben hatte?

  • Liebes Linchen,


    auch Dir vielen Dank. Dein Elternhaus war auch ganz anders. Du warst bei der Wahl Deiner Eltern vorsichtiger als ich. :) Wenn es wirklich im Leben Aufgaben zu erledigen gibt, war es vielleicht eine meiner Aufgaben mit dieser Lieblosigkeit umgehen zu lernen. Tja, das habe ich dann geschafft. Nicht wirklich gut, aber irgendwie. Hoffe aber, es reicht für die Versetzung. :P


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Guten Abend, liebe Lilifee!


    Nachdem nun heute das Sandmännchen offenbar nicht bis zu mir kommt, nutze ich die Zeit für eine Antwort. Ob sich hier ein kosmischer Zusammenhang interpretieren lässt, überlasse ich anderen.


    Danke für den Einblick in deine Kindheit, der auch bei mir viele Erinnerungen auslöst. Was willkürlich verteilte Ohrfeigen oder sogar Prügel einem Kinderherz antun, prägt uns ein Leben lang. Es tut mir in der Seele weh, solche Dinge erzählt zu bekommen, weiß ich doch ganz genau, mit wieviel Angst, Leid und Schmerz die Kindheit unter solchen Voraussetzungen einhergeht.
    Mitgefühl, das sich gerade Kinder so sehr wünschen, wird durch Verrat ersetzt, was ein Leben lang Narben hinterlässt.

    Damit ist für mich nun klar, warum du mit dem Schicksal von Andreas keinen Frieden machen kannst. Dieser Frieden müsste schon viel früher beginnen, was offenbar aber nicht eingetreten ist….

    Hier hilft uns der sarkastische Humor nur oberflächlich. Er ist die Strategie, die tatsächlich verletzte Kinderseele abzudecken, um sie vor weiteren Verletzungen zu schützen, Heilung oder Friede bringt er nicht.


    Es ist sehr schwierig, mit einer solchen Kindheit umzugehen. Ich sah an meinem Partner, was sie anrichten kann. Zum Glück aber reagiert jeder anders auf eine solche Vergangenheit, das sieht man bei dir. Du hast sehr viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl entwickelt. Man möchte fast sagen: TROTZ dieser schrecklichen Ereignisse, doch ich wage zu behaupten: WEGEN dieser Ereignisse.


    Für mich haben doch die großen, prägenden Dinge im Leben einen Grund, warum sie genau so passieren, wie sie passieren.
    Bei meinen Kindern habe ich versucht, jene Dinge, die ich an meinen Eltern für falsch empfunden habe, anders zu machen; nur was mir richtig erschien, habe ich übernommen. Und du wirst es nicht glauben: ich hab genauso viel falsch gemacht ;) andere Sachen, aber in der Menge genauso viel…. Das macht zwar die Fehler meiner Eltern nicht kleiner, ändert aber die Sicht auf die Dinge. Vielleicht hat das mitgeholfen, Frieden mit meiner Kindheit zu schließen…

    Dennoch, auch wenn ich damit durch bin, haben mich die Ereignisse geprägt. Das ist auch bei dir der Fall. Und wenn du nun wie ich davon ausgehst, dass die Dinge einen Grund haben, dann ist doch die Frage: wofür ist es gut oder hilfreich, dass du so geworden bist, wie dich deine Kindheit geprägt hat?


    Ich habe (um nur ein Beispiel zu nennen) die stundenlangen Wutanfälle meines Vaters, die immer mit Prügel einhergingen und sehr viel Angst in mein Leben gebracht haben, auch deshalb verstanden, weil ich seinen Jähzorn geerbt habe und weiß, wie man sich fühlt, wenn der Jähzorn kommt. Nun hatte mein Vater offenbar eine Kindheit, in der er nicht gelernt hat, diesen Jähzorn zu beherrschen. Das war sicher eines der Dinge, die ihn geprägt haben. Ich möchte nicht wissen, wie oft ihm sein Jähzorn zum Verhängnis wurde… und die Tatsache, dass er nicht damit umgehen gelernt hat, prägte das Leben meiner Familie über Jahrzehnte…


    Meine Mutter hat ihm nicht verziehen, obwohl mein Vater seit mehr als 10 Jahren immer milder, weicher, freundlicher und zugänglicher wird. Seine viel länger dauernde Tyrannei konnte sie nicht verwinden. Vielleicht hat sie sie auch nicht verstanden. Sie war ein so völlig anderer Mensch als mein Vater, was aber für uns Kinder den wichtigen Ausgleich schaffte.

    Sie hat in ihren letzten Jahren immer wieder ihre Enttäuschung darüber geäußert, wie verletzend mein Vater gewesen wäre. Sie hat nach über 50 Jahren tatsächlich angefangen, sich zu beschweren. Und da versuchte ich den Ausgleich darzustellen, der sie für ihre Kinder war. Vielleicht hat uns das in den letzten Jahren so sehr verbunden….
    Und vielleicht bin ich das einzige seiner Kinder, das (wegen meines Partners) verstanden und verziehen hat, sodass ich nun auch mit meinem Vater zusammenrücken kann…


    Kann es sein, dass der Jähzorn meines Vaters, seine Kindheit, in der er nie damit umgehen gelernt hat, und uns daher jahrelang damit tyrannisiert hat, für den Frieden, den ich insgesamt mit dem Schicksal gefunden habe, notwendig waren? Es gibt sicher noch tausend andere Einflüsse, die sein Jähzorn hatte. Aber wenn ich das nur im kleinen Rahmen ausschließlich auf mich betrachte, dann hat er doch „am Ende“ Gutes bewirkt….


    Ist es nicht richtig irre, was für Zusammenhänge bestehen könnten, falls ich sie mir nicht einbilde…

    Doch wie sagt meine Ärztin immer? „Es ist unerheblich, ob sich jemand Schmerzen nur einbildet, sie tun genauso weh.“

    Und so ist es auch für mich unerheblich, ob all diese Zusammenhänge, Gründe und Ursachen tatsächlich bestehen oder nicht, für mich funktionieren sie und haben meinen Frieden bewirkt.


    Vielleicht haben die Ereignisse auch bei dir einen großen Rahmen, der schwer zu erkennen ist. Das macht die Fehler, die du so schrecklich erlebt hast, nicht kleiner, denn die lassen sich nicht mehr ändern. Was das Kinderherz an Schrecken erfahren hat, bleibt ein Leben lang. Aber vielleicht gibt es auch für dich einen Weg, Frieden mit dem Schicksal zu finden, indem du Zusammenhänge, Gründe und Ursachen suchst.


    Ich zweifle gerade, ob ich die Zusammenhänge, die ich sehe, hier tatsächlich darstellen konnte, oder ob zuviel Subtext in meiner Antwort steckt. Das Schreiben hat bewirkt, was ich erreichen wollte: ich bin nun endlich müde genug, um (hoffentlich) doch schlafen zu können - es kann aber sein, dass mein Text wie dummes Geschwafel wirkt… um halb drei Uhr früh fehlt es mir an Konzentration….


    Jedenfalls wünsche ich dir ein ausgiebiges Rendezvous mit dem Sandmännchen, das dich hoffentlich gut schlafen lässt…. Gute Nacht,

    Puzzle