Ein Teil von mir kann es immer noch nicht glauben

  • Hallo liebes Forum,


    ich musste am 19.09.2020 meine über alles geliebte Mama gehen lassen. Bis heute kann ich nicht aussprechen, was leider Realität ist und ein Teil von mir kann es immer noch nicht glauben. Die ersten zwei Wochen danach habe ich gefühlt nur vor mich hingestarrt, ins Leere gestarrt, konnte es nicht fassen. Diese Phase nenne ich immer die trockene Trauer - wahrscheinlich trifft es Schock eher.


    Nach und nach gelangte die Realität in mein Bewusstsein, doch so ganz entfaltet hat sie sich noch nicht. Das spüre ich. Noch oft schüttle ich den Kopf, wenn es mir bewusst wird, dass sie nicht mehr da ist. Sie war - und ist natürlich immer noch - mein ein und alles, meine Stütze, meine Freundin, einfach meine beste Mama der Welt. Reden kann ich ganz schwierig darüber und ich merke, das ein Teil von mir verdrängt. Aber ich denke, das ist wohl nur normal, denn man muss ja tagsüber funktionieren. Doch wenn die Ruhe kommt, dann kommen auch die Gedanken. Und die Trauer und das unendliche Ziehen im Herzen... wenn ich realisiere.


    Die Zeit im Lockdown macht es nicht unbedingt leichter und gerne möchte ich mir mit schönen Dingen etwas Gutes tun. Doch dass ich im Moment nur wenig Menschen sehe macht mir eigentlich nicht viel aus. Kann eh nur eine kleine Auswahl lieber Menschen um mich haben. Am liebsten bin ich alleine oder mit meinem Partner. Ich habe den leisen Verdacht, dass das Leben nach diesem Verlust für immer anders sein wird.


    Ich weiss nicht, wie die Trauerreise weitergeht. Viele sagen, es wird besser.


    Ich wünsche allen anderen hier auch viel Kraft.


    LG

    H10

  • Hallo H10,


    Ich kann deinen Schmerz nachempfinden und alles was zu dieser Trauerreise dazugehört. Dein Verlust tut mir sehr leid. Fühl dich hier verstanden und aufgenommen!

    Ich finde es sehr schön, dass du du deine Mama nach wie vor als die beste Mama und deine beste Freundin bezeichnest. Mir hilft es auch, von meinem Papa nicht in der Vergangenheit zu sprechen, denn für mich ist er immer noch da. Nicht mehr wie gewohnt auf der irdischen Welt, aber in irgendeiner anderen Form, die wir in diesem Prozess kennenlernen können. Das spendet mir Trost - zu wissen, dass die Person durch einen selbst weiterleben kann. Manchmal versuche ich die Trauer gar nicht als etwas Schlechtes zu bewerten sondern als eine Form der Wertschätzung meinem Papa gegenüber zu sehen und sein Leben zu ehren. Sie sind immer bei uns.

    Ich denke, dass der Schmerz für immer bleiben wird, aber dass wir lernen, damit zu leben bis es sich „normal“ anfühlt.


    Liebe Grüße und Umarmung,

    Anna

  • Hallo Tereschkowa und Anna,


    vielen Dank für eure schönen Worte. Das tut schon gut. :)

    Ich glaube, der Austausch mit Menschen, die Ähnliches durchleben, kann sehr heilend sein. Viele im Umfeld können schlecht damit umgehen, was ich aber auch durchaus verstehen kann. Nur führt es dazu, dass ich meine Trauer immer mehr wegschliesse, anstatt zuzulassen. Ich habe die Vermutung, dass es hilft, sich zu öffnen (sicher weiss ich das aber auch nicht:)). Auch aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet.


    Anna, für mich ist meine Mama auch nicht gänzlich weg und manchmal spüre ich das sogar. Das hilft mir auch sehr, so sehr, dass ich einmal einen Anflug von Panik bekam, bei dem Gedanken daran, dass es doch anders sein könnte.:) Dein Gedanke gefällt mir sehr, dass es Dir Trost spendet, zu wissen, dass Dein Papa durch Dich weiterleben kann. Den Gedanken finde ich sehr schön und möchte ich auch in mein Leben integrieren. Auch gefällt mir, dass Du die Trauer an sich als nichts Schlechtes bewertest. Denn ich bin eher dazu geneigt, die Trauer negativ zu sehen. Ich denke, das könnte auch helfen.


    LG

    H10 (bin weiblich:))

  • ich habe meine Mama am 15. Dezember 2020 verloren, alles ging so schnell.

    Ich kann hier niemanden trösten, weil ich selber noch viel Trost bräuchte und ich bin froh um dieses Forum, es holt mich aus meinem Gedankenkarussell

  • Liebe H10

    Der Verlust deiner Mama tut mir unendlich leid.

    Wenn die Mama geht wird man von einer Sekunde zur anderen erwachsener..... Ganz egal wie alt man selber ist, so empfand ich es.

    Das Du nicht aussprechen kannst, was geschehen ist verstehe ich nur zu gut. Seit dem

    6 September 2020 kommt mein Sohn Niko nicht mehr nach Hause......

    Das was geschehen ist habe ich erst einmal bewusst ausgesprochen....am Tag als ich mir Hilfe bei der Psychiaterin holte....

    Davor? Nur als ich es seinen beiden Schwestern und meinem Papa sagte.... danach? Seither? Nein....

    Ein stilles Willkommen hier im Forum

    Tamara

  • Liebe H10,

    Mein Mitgefühl zum Verlust deiner geliebten Mama. Es ist normal das man es in gewissen Phasen einfach verdrängen möchte. Manchmal sogar muss, weil man zb auf der Arbeit ist. Aber es holt einen ja doch wieder ein.


    Leider gibt es bei Trauer keine Abkürzungen. Sie darf gelebt werden, damit sie sich irgendwann wandeln kann.

    Was natürlich bei jedem unterschiedlich lange dauert...


    Ich hoffe das Schreiben hier hilft dir ein wenig <3

    Isabel

  • Liebe H10,


    willkommen hier im Forum und mein Beileid zu Deinen Verlust.


    Trost kann ich Dir nicht geben der Schmerz ist zu tief und es sind seit gestern 10 Monate und es hat sich nicht viel geändert.

    Es wird immer so sein dieser Verlust der bleibt diese Wunde wird nicht heilen, dieses Wort besser mag ich gar nicht.

    Es wird nicht besser anders aber nicht besser wie könnte es auch, diesen Schmerz werden wir immer mit uns tragen.

    Es wird leiser aber das wars dann auch.

    Eines ist aber definitiv wir müssen weiter machen für Sie denn das wollen unsere Mamas.

    Ich lass mich von ihr tragen, sie ist bei mir so viele Zeichen ich spüre sie und ich mache weiter Stück für Stück, ein Tag nach dem anderen.


    Vlg. Linchen

  • Liebe H10,


    Mir hat das auch wieder Kraft gegeben zu lesen, dass dir meine Worte vielleicht etwas geholfen haben.

    Ich bin mir zu 100% sicher, dass Verstorbene nicht ganz weg sind. Das „Schöne“ am Tod ist, dass wir die Freiheit haben unseren eigenen Weg zu finden damit umzugehen. Ich denke, da gibt es kein richtig und falsch. Ich versuche Tag für Tag mir dieser Freiheit bewusst zu sein und so gut wie möglich zu versuchen das ganze Konzept Tod neu zu bewerten.

    Und du wirst so wie wir alle auch deinen persönlichen Weg finden. Ich wünsch dir ganz viel Kraft!


    LG

  • Zitat

    ich habe meine Mama am 15. Dezember 2020 verloren, alles ging so schnell.

    Ich kann hier niemanden trösten, weil ich selber noch viel Trost bräuchte und ich bin froh um dieses Forum, es holt mich aus meinem Gedankenkarussell

    Das tut mir sehr leid, Nasch. Ich weiss, trösten kann man kaum. Man kann darüber reden (viele, ich kann es nicht:)), man kann für die Zeit und die schönen Erinnerungen dankbar sein und was mir hilft, wenn es ganz schlimm ist, dann mache ich mir bewusst, dass meine Mama auf jeden Fall nicht will, dass ich so leide.


    Aber es wird immer ein Teil fehlen. Es ist still geworden, seit sie nicht mehr da ist. Still, obwohl alles um einen herum genauso laut ist wie vorher. Und genau diese Stille möchte ich gerade leben. In der Stille sein. In der Natur sein.


    Ich habe übrigens das Foto gesehen: toll!


    Zitat

    Mein Mitgefühl zum Verlust deiner geliebten Mama. Es ist normal das man es in gewissen Phasen einfach verdrängen möchte. Manchmal sogar muss, weil man zb auf der Arbeit ist. Aber es holt einen ja doch wieder ein.


    Leider gibt es bei Trauer keine Abkürzungen. Sie darf gelebt werden, damit sie sich irgendwann wandeln kann.

    Was natürlich bei jedem unterschiedlich lange dauert..

    Vielen Dank, Isabel. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht geweint habe, ich glaube, im Moment verdränge ich einen Teil aus Selbstschutz. Ich merke, dass ich schwächer werde und das ist unheimlich anstrengend. Ich vermute, der Körper möchte schützen. Ja, das auf und ab kann ich nur bestätigen.


    Aber wie Du schreibst, Abkürzungen gibt es nicht, die Trauer bahnt sich ihren Weg.


    Vielen Dank auch Dir, Linchen. Auch von mir mein Beileid.


    Ja, ich vermute auch, dass es einfach anders wird und nie weggeht. Ich merke schon, dass ich selbst eine andere geworden bin. Ich habe im Moment ganz andere Bedürfnisse, wie noch vor ein paar Monaten. Ich sehne mit nach Ruhe, nach Sinn und kann mit Oberflächlichkeiten null umgehen (konnte ich schon immer schwer, jetzt kann ich es überhaupt nicht mehr:)).


    Ich mache mir auch immer bewusst, dass unsere Mamas nicht wollen, das wir so leiden und traurig sind. Das hilft dann schon ein wenig.

    Ich möchte langsam mehr in die Dankbarkeit kommen, dankbar sein, für die tollen Momente mit ihr, für das, was sie mir mit auf meinen Weg gegeben hat. Auch dadurch lebt sie in gewisser Weise durch mich weiter. Ist ein schöner Gedanke!


    Hallo Tamara. Vielen Dank, auch Dein Verlust tut mir sehr sehr leid. Und es ist sehr gut, dass Du zu einer Psychiaterin gehst. Das hatte ich für mich auch schon in Betracht gezogen. Darüber offen und ehrlich reden zu können ist sicherlich eine gute Stütze auf dem Weg der Trauer. Und man sollte sich jede Hilfe holen, die möglich ist. Ängste, Sorgen, das alles ist ja für den Alltags-Bereich nicht bestimmt. Habe auch gemerkt, dass wenige damit umgehen können.


    Du hast Recht, wenn Du schreibst, dass man auf einen Schlag erwachsen wird. So empfinde ich das im Moment auch. Es kommt mir so vor, als ob ich mich jetzt alleine durchschlagen muss, obwohl ich noch Familie und Freunde habe. Ganz verrückt! Und ja, ich lache auch zwischendurch, aber das Lachen hat sich auch verändert. Die Trauer schwingt immer mit, die Unbeschwertheit ist verlorengegangen. Ich weiss gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Das ist nämlich noch verrückter!


    Zitat

    Mir hat das auch wieder Kraft gegeben zu lesen, dass dir meine Worte vielleicht etwas geholfen haben.

    Ich bin mir zu 100% sicher, dass Verstorbene nicht ganz weg sind. Das „Schöne“ am Tod ist, dass wir die Freiheit haben unseren eigenen Weg zu finden damit umzugehen. Ich denke, da gibt es kein richtig und falsch. Ich versuche Tag für Tag mir dieser Freiheit bewusst zu sein und so gut wie möglich zu versuchen das ganze Konzept Tod neu zu bewerten.

    Und du wirst so wie wir alle auch deinen persönlichen Weg finden. Ich wünsch dir ganz viel Kraft!


    Ja, wir haben die Freiheit, mit der Trauer individuell umzugehen. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig, dass man sich das auch zugesteht und sich nicht selbst verurteilt. Jeder Trauerweg ist individuell und es gibt kein richtig oder falsch.


    Ich wünsche auch Dir ganz viel Kraft!


    LG

  • Guten Abend H 10,

    Mein Mitgefühl möchte ich Dir aussprechen. Es ist so wunderbar zu lesen wie inniglich und verbunden manche Töchter mit ihren Müttern sind.

    Diese große Liebe zu einer mütterlichen Freundin oder einer befreundeten Mutter erzeugt im Falle des Verlustes eine riesige Wunde. Es fehlt ja die Mutter und die Freundin.

    Ich würde sehr gern trösten, aber wie?

    Vielleicht findest Du einmal irgendwann eine mütterliche Freundin...... Mehr Trost fällt mir nicht ein.

    Wie alt bist Du? Wie alt ist Deine Mutter?

    Was ist passiert?

    Vielleicht kannst Du das irgendwann schreiben.

    Ich möchte Dir Kraft schicken zum Trauern. Und Deine Hand halten. :24:

    Ralfsheidemarie