Plötzlich Witwe mit 57

  • Danke, ihr Lieben, für eure Rückmeldungen. Schon interessant, dass es da so unterschiedliche Konzepte gibt.


    Liebe Pia, mit dem Forum hier ging es mir am Anfang ganz genauso wie dir. Ich hatte ja im Juni begonnen hier mitzulesen, das war ohnehin im Rückblick betrachtet meine schlimmste Zeit, und ich hatte auch zuerst das Gefühl, dass es alles nur noch schlimmer macht, dass ich die vielen traurigen Schicksale nicht noch zusätzlich ertragen kann. Genau weiß ich eigentlich gar nicht mehr wann sich das gedreht hat, ich glaube es war mit dem Beginn meines Schreibens und den ersten Antworten, die ich bekommen habe. Mittlerweile überwiegen auch bei mir die positiven Aspekte und darüber freue ich mich.


    So schön dass es dieses Forum gibt und ihr alle dazu beitragt. DANKE dafür! <3

  • Liebe Birgit,


    Sie hat sogar die Karten geholt , wo mal jeder seinen Namen drauf geschrieben hatte .


    Es gibt jetzt auch eins,mit meinem Namen.


    Dauert ja auch eine Zeit, bis man sich diese Namen merkt.


    Es kommt da wohl immer auf den jenigen an der das leitet. Lg Evi

  • Ach,

    jetzt hat mich dieser November doch noch so richtig erwischt. Und, so wie es bei mir immer der Fall ist, ich verstumme dann erstmal hier im Forum, habe keine Worte mehr und auch keine Kraft welche zu suchen. Weiß gar nicht so genau wie es angefangen hat und ob ich es hätte verhindern können, es kam einfach ganz viel zusammen: viel Traurigkeit und Vermissen, Aufgewühltsein durch die Gespräche im Trauercafé und die Gottesdienste zu den stillen Feiertagen, viel Migräne natürlich auch wieder, die täglich neuen Schreckensmeldungen über explodierende Corona-Fallzahlen, das trübe Wetter, die gedrückte Stimmung hier im Forum... Damit nicht genug wurden mir auch von meinem Umfeld noch so einige Stolpersteine in den Weg gelegt. Die Einzelheiten erspare ich euch, ich musste aber leider wieder einmal feststellen, dass ich offensichtlich immer noch extrem dünnhäutig bin. Ob das noch mal besser wird? Aber, und das ist das Positive, das mir dann auf einmal bewusst wurde, ich bin trotz aller Verletzlichkeit auch immer noch stark und kann für mich einstehen. Ich konnte eine Ärztin davon überzeugen, dass ich ein bestimmtes Rezept dringend brauche, und ich habe einer nahestehenden Person, die mich verletzt hat, einen Brief geschrieben und mir eine Strategie überlegt, wie ich mit solchen Situationen in Zukunft besser umgehen kann. Auch wenn mich das alles der nächsten Migräne schon wieder deutlich näher gebracht hat, es fühlt sich trotzdem gerade gut an. Und jetzt werde ich diesen November dann auch abschließen können, denke ich, und mich auch langsam der Adventszeit zuwenden. Wieder so viele schmerzhafte "erste Male ohne ihn", die da bevorstehen, aber vielleicht trotzdem getragen von der adventlichen Hoffnung auf das Licht, wo auch immer es uns begegnen möchte.


    Ich grüße euch ganz herzlich und danke euch fürs Lesen!


    Noch eins: Auch wenn ich hier nicht so viel schreibe, ich lese trotzdem alles immer mit, wenn auch nicht immer sofort, und ihr seid alle in meinen Gedanken und Gebeten sehr präsent. Mögen wir alle behütet und beschützt sein auf unserem schweren Weg!

  • Liebe Sabine,

    dein Schreiben hier hat mir geholfen------DANKE DAFÜR

    Wenn du für dich entscheidest eine Pause hier im Forum zu machen -------- DU must machen und lassen was du für dich als richtig und gut hältst.

    Ich hoffe noch mal hier von dir zu lesen.

    Wünsche dir ganz viel Kraft auf deinem Trauerweg und du an den Punkt kommst an dem du sagen kannst ich kann und will so leben

  • Danke, liebe Steffi.


    Ja, ich werde sicher immer mal wieder pausieren, bei mir ja vor allem im "Trauerloch", aber ich werde, so sehe ich das jedenfalls im Augenblick, mich auch immer mal wieder hier äußern. Das ist ja das Schöne an diesem Forum: jede/r darf hier wirklich so sein, wie er oder sie gerade ist. Lesen, schreiben, Bilder verschicken, Pause machen, zurück kommen, einfach das tun, was gerade hilfreich ist. Ich empfinde das als sehr wohltuend, im Gegensatz zu der Welt "da draußen", die so häufig ihre Erwartungen und Forderungen an uns stellt, wie wir zu sein haben. Und allen denjenigen, die manchmal befürchten, ihre Beiträge seien zu düster oder zu hoffnungslos, um sie hier weiter zu teilen, möchte ich sagen, dass doch jede/r von uns selbst entscheiden kann, wann und von wem er sich Texte ansieht. Gerade die in tiefer Verzweiflung geschriebenen Texte helfen vielleicht gerade jemand anders dabei, Worte für die eigene Verzweiflung zu finden.

  • Hallo ihr Lieben,


    fragt mich besser nicht, wie ich es geschafft habe, aus meinem November-Tief wieder herauszukommen, ich weiß es selber nicht - und ich traue es mich im Moment auch kaum zu schreiben, weil ich bei vielen von euch einen so großen Schmerz wahrnehme. Aber es ist so, ziemlich genau am ersten Adventssonntag ging es mir deutlich besser. Irgendwann spült einen die Welle auch wieder nach oben, so erlebe ich es jedenfalls. Mir ist an dem Tag auch bewusst geworden, dass ich einen Jahreswechsel ja schon geschafft habe: das alte Kirchenjahr ist vorbei, das neue hat begonnen, und das hat tatsächlich ein bisschen Aufbruchsstimmung bei mir ausgelöst.


    Die Frage nach der diesjährigen Gestaltung der Adventszeit habe ich mir dann auch beantwortet: ich habe einen Adventskranz, ein bisschen Deko, viele Kerzen sowieso, und ich werde so einiges an Plätzchen backen. Meine Söhne freuen sich drauf und meine Eltern auch, da ich ihnen wie jedes Jahr zu Weihnachten ein Paket mit Selbstgebackenem schicken werde. Also eigentlich alles so wie immer, nur dass eben einer fehlt und immer fehlen wird... Natürlich macht mich das traurig, aber es wird mich nicht daran hindern, Advent und dann auch Weihnachten bewusst zu begehen, so denke ich jedenfalls im Moment. Es gibt ja glücklicherweise noch Menschen in meinem Leben, für die ich es schön machen kann, und das will ich tun und das wird mir auch Kraft geben.


    Richtig gut getan hat mir übrigens das Lesen meines ersten Buches von Bernard Jakoby, dem Sterbeforscher, der hier im Forum auch schon öfter mal empfohlen wurde. Es heißt "Wir sterben nie - Was wir heute über das Jenseits wissen können". Ich staune angesichts der Fülle des von ihm zusammengetragenen Materials und ich finde es sehr schön und tröstlich, was er über das Weiterleben der Seele im Jenseits schreibt. Auch den Gedanken, dass Leiderfahrungen dem Wachstum und der geistig-seelischen Weiterentwicklung des Einzelnen und damit der gesamten Menschheit dienen, habe ich bei ihm wiedergefunden, ebenso die Überzeugung, dass kein Tod zufällig geschieht. Ich kenne mich eigentlich als eher skeptischen Menschen, der alles gerne kritisch hinterfragt... bin ich da zu leichtgläubig, weil ich es gerne glauben möchte? Oder gibt mir meine Seele durch meine Intuition zu verstehen, dass da schon viel Wahrheit dabei ist? Hundertprozentige Sicherheit werden wir wohl nie erlangen, das scheint zu den "Spielregeln" dieses Erdenlebens zu gehören.


    Die Zuversicht, die einige von euch ja durch einen Besuch bei einem Medium gewonnen haben und ganz viele auch durch die Zeichen ihrer Verstorbenen, mir scheint, dass ich sie mir durch das Lesen von Büchern verschaffe. Bücher, gute Texte überhaupt, vermögen vieles bei mir: mich inspirieren und zum Nachdenken anregen, mich beruhigen und trösten und neuen Mut fassen lassen. Irgendwann schreibe ich vielleicht mal eine Liste mit den "Büchern meines Lebens", ohne die mein Lebensweg anders verlaufen wäre... Es bestätigt sich mir jedenfalls immer wieder, dass auch unsere Trauerwege so unterschiedlich sind wie wir eben unterschiedliche Menschen sind.


    Ganz herzliche Grüße und danke fürs Lesen!

  • Schön 🌺🍀einfach schön


    Ich weiß nicht ob du das kennst aber es gibt in der Psychologie den Satz, dass es dir gut gehen darf, auch wenn es anderen schlecht geht... Erst einmal irritierend, aber sinnvoll, zur eigenen Heilung und das ohne Scham und Schuld den anderen gegenüber, denen es schlecht geht, deswegen verliert man ja nicht sein Mitgefühl... Das nennt man einen gesunden "Egoismus" 🙏✨


    Alles Liebe Pia

  • Liebe Sabiene,


    Mir geht es ähnlich , obwohl mein Schatz , am 4.12 erst 3 Monate von mir gegangen ist.


    Ich habe auch dekoriert, habe einen Adventskranz usw , nur nach Kekse backen war mir nicht .


    Und auch wenn ich viel geweint habe, war mein Mann mir sehr nahe, er liebte diese Zeit


    <3 Es hat mir persönlich geholfen, dies alles so zu machen . Ich brauche die Hektik und den Konsum von draußen nicht, aber meine Weihnachtszeit persönlich Zuhause .Lg Evi

  • Liebe Sabiene. Ja die Bücher, die das Leben beeinflussen... Schöner Gedanke. Beeinflusst nicht alles unser Leben'jede Blüte, an der wir beim vorüberlaufen schnuppern, jedes Lächeln das wir erhalten oder selber aussenden, jede Umarmung und jedes nette Wort, jede Geste. Aber, ja, sicherlich auch die Bücher, die uns riefen. Waltraud

  • Ihr Lieben,


    Isabel hat mich mit ihrem schönen Trauercafé Impuls von dieser Woche veranlasst, mal wieder bei Giannina Wedde nachzulesen. Dabei bin ich auf einen Satz gestoßen, den ich gerne mit euch teilen möchte. In ihrem Text "Ein anderes Glaubensbekenntnis" schreibt sie über die Kerze auf ihrem Nachttisch:


    " ... und erinnert mich daran, dass das Herz des Menschen dunkle Ränder tragen darf, das Gold der Flamme darin aber gehütet werden muss."


    Nehmt es als kleinen Gruß zum dritten Adventssonntag, in einer für viele von uns so dunklen Zeit.

    Von Herzen <3

    Sabiene

  • Ihr Lieben,

    irgendwo hier im Forum, ich glaube es war in Pias Wohnzimmer, ist gestern zum Thema Reizüberflutung geschrieben worden. Ihr kennt das also auch? Einige von euch jedenfalls? Ich habe ja schon lange ein Problem damit, hab mich auch mit dem Phänomen der Hochsensibilität beschäftigt, und auch meine Migräne hängt ja damit zusammen. In letzter Zeit habe ich den Eindruck, es wird schlimmer und schlimmer. Liegt es am vielen Alleinsein zu Hause, an der Trauer an sich, weil der Kopf schon so voll ist mit Gedanken und das Herz so voll mit Gefühlen, dass da nichts mehr dazu kommen darf? An Musik ertrage ich schon seit Monaten fast nur noch die Gesänge aus Taizé, gesungene Mantras oder ähnliches, TV geht nur in allerkleinsten Dosen und übliche Spielfilme eigentlich gar nicht mehr. Alles zu viel, zu laut, zu hektisch, zu ... Manchmal mache ich sogar eine Kerze wieder aus, weil mir das Geflacker schon zu viel ist. Ob das noch mal besser wird? Wie soll man so nur wieder in ein Alltagsleben zurückfinden? Oder soll ich das vielleicht gar nicht mehr? Eins nur weiß ich: meinem Ralf hätte das gar nicht gefallen, er hat ja früher schon manchmal traurig zu mir gesagt: Du hältst ja gar kein normales Leben mehr aus...

  • Hallo Sabiene
    Mit Hochsensibilität beschäftige ich mich auch schon sehr lange. Denn ich spüre auch immer alles so sehr, so tief. Oft denke ich immer ich gehöre nicht hierher. In dieser so zerstörten Gesellschaft. Ich denke manchmal eine andere „Sprache“ zu sprechen.
    Und jetzt um diesen persönlichen Schicksalsschlag noch um so mehr.

    Ich kann auch keinen Film schauen. Kann dem Inhalt gar nicht folgen, weil ich leer bin, kein Gefühl.
    Mir fehlt mein Mann so sehr und es schmerzt unbändig.

    Du hast so recht . Das Herz ist voll mit Gefühlen.
    Ich frage mich auch wie man ein Alltagsleben wieder erlangen. Ohne den Menschen an dem man so gewöhnt war.


    Ich hoffe du hast meine Nachricht an dich von gestern gelesen.


    Ich danke auch allen hier im Forum. Ich bin immer noch in der“ Eingewöhnungsphase „ und verzeiht wenn ich noch nicht immer so antworten kann. Muss mich noch immer zurechtfinden. Aber ihr seid alle toll und wir tragen alle miteinander das gleiche Leid .


    Traurigen Gruß Bärbel

  • Liebe Bärbel,


    Jetzt hast du ja auch mein "Wohnzimmer" entdeckt, schön, dann kann ich dir ja auch gleich hier antworten. Ja, deine Nachricht hab ich gelesen, danke dafür! Ich fand es am Anfang auch etwas unübersichtlich hier im Forum, mit all den unterschiedlichen Wohnzimmern. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und man lernt auch die anderen hier kennen. Man muss auch nicht gleich antworten, jeder hier versteht es, wenn man sich eine Pause nimmt und dann wieder kommt. Manchmal mag man einfach nichts schreiben und liest vielleicht nur, und manchmal muss man ein bisschen auf Abstand gehen, weil man die ganzen traurigen Schicksale gerade nicht noch zusätzlich ertragen kann.


    Es freut mich, wenn meine Worte dir ein kleines bisschen gut getan haben. Darf ich noch eine Sache klarstellen? Ich meinte nicht, dass wir für unsere Kinder stark sein "müssen". Das würde uns wahrscheinlich nur unter Druck setzen. Ich habe versucht, meine Erfahrung zu beschreiben, dass allein schon mein Wille, es ihnen nicht noch schwerer zu machen, sie nicht mit der Sorge um mich zu belasten, mir Kraft gegeben hat. Ich "musste" nicht stark sein, ich war es einfach. Nicht immer natürlich, aber in entscheidenden Situationen schon, und ich denke, es ist mir gelungen dass sie sich nicht um mich sorgen.


    Alles Liebe für dich,

    Sabiene

  • Ihr Lieben,

    irgendwo hier im Forum, ich glaube es war in Pias Wohnzimmer, ist gestern zum Thema Reizüberflutung geschrieben worden. Ihr kennt das also auch? Einige von euch jedenfalls? Ich habe ja schon lange ein Problem damit, hab mich auch mit dem Phänomen der Hochsensibilität beschäftigt,

    Liebe Sabiene,

    Auch ich kenn das Thema Hochsensibilität. Wenn ich im Einkaufszentrum war, brauch ich danach meist ein Schläfchen um die Eindrücke zu verarbeiten. Mir ist auch vieles zu viel. Und in der Trauer nimmt man vieles noch intensiver wahr. Das wird bestimmt ein wenig besser.

    Aber Selbstfürsorge ist bei dem Thema ganz wichtig <3