Mein Vater

  • Liebe Cildie

    natuerlich kann ich es nicht beweisen ...Doch gestern dachte ich ich "du <3 WILLST <3unbedingt an Cildie schreiben."..


    Doch das ist fuer mich ja auch sehr verbindend was du durch Lichnchen und Pia erfahren hast...

    danke für eure aufmunternden Beiträge. Auch wenn es merkwürdig ist, dass es hilft, wenn es anderen genauso schlecht geht

    ich wuerde es nur nicht schlecht nennen , sondern trauernd und ein bisschen panisch verzweifelt und sich verkriechen wollend...


    Wenn es geht <3:30:<3 habe nicht die Erwartung das du etwas deinen Kindern , deinem Mann , deiner Mutter und deiner Schwester irgend etwas BIETEN musst.

    Das geht KAUM im ersten Jahr...


    Leider kann ich nur immer wieder schreiben es wird ANDERS...

    irgendwann wird es ANDERS SCHÖN , dann kann es sogar durch irgend einem "trigger " verursacht einem fast wieder den Atem nehmen zu Weihnachten.

    Gerade Weihnachten ist in Deutschland im Grunde immer noch DAS Familienfest...

    Dieses Jahr fällt mir uebrigens bei vielen auf , das durch den Krieg in der Ukraine , das ermorden im Iran und durch die ganze wirtschaftliche Lage Weihnachten wieder viel bewusster in dem Sinne begangen wird ...


    Es nicht so viele Geschenke gibt und selbst wenn man nicht kirchlich christlich geprägt ist , es einfach "leiser , essenziell das LICHTE" mehr wahrnehmend angegangen wird....


    Gedankensprung oder keiner ...


    älteren Menschen ;) fällt ja immer mehr lang zurueck liegende Ereignisse ein.

    Ich war mit meinen Kindern ja nicht in einem "normalen Kindergarten sondern in einer Elterninitiative wo wir als Eltern auch mit "Dienst" hatten und zusätzlich 2 angestellten Betreuern.

    Diese Initiative gibt es in der gleichen Stadt aber in einem anderen Haus immer noch .


    Was IMMER noch besteht ist ein Treffen an einem schönen Grillplatz oberhalb dieser Stadt mit herrlicher Weitsicht...

    Dort trafen wir uns alle in der Dämmerung machten ein herrliches Feuer , grillten und tranken keinen Alkohol weil wir ja fahren mussten und machten Musik mit den dabei habenden Instrumenten.

    Wenn es Schnee gab haben wir ALLE zusammen einen Schneemann und eine Schneefrau und Schneekinder gemacht...

    Oft waren wir ganz lange zusammen ...

    Die meisten von uns wohnten in WG`s und feierten dann zuhause weiter . Da wir grösstenteils wenig Geld hatten gab es fuer die Kinder "nur" ein Geschenk. Der Tannenbaum war klein und sehr lustig bunt geschmueckt.

    Das ist jetzt eine kleine Weihnachtsgeschichte von mir...


    Dieses Weihnachten ist bei meiner Seelenpartnerin und mir auch wieder anders . In ihrer Familie ist ein Mensch schwer krank und dadurch das meine "Australier" Grosseltern geworden sind , aber auch mit den jungen Eltern wieder covid hatten (trotz Impfung) ist uns wieder die Fragilität was IST oder schnell passieren kann sehr bewusst geworden .

    Bei uns allen ist der Verlust fuer mich ist es meine Nichte, fuer meine Schwägerin und Bruder die Tochter und deren Sohn die Schwester ihr körperlicher Tod und das Gedenken wieder einmal mehr im "Vordergrund"...

    Wenn ein Mensch geboren wird ist unsere Erfahrung nach " mehr ein geliebter Mensch aus dieser MITTE vermisst...

    Damit leben wir und tauschen uns auch intensiv aus...


    Wir begehen wie eigentlich jedes Jahr Weihnachten hier in Schweden ganz "still".

    An Weihnachten war noch nie jemand von unserer Familie bei uns in Schweden.

    Dafuer telefonieren wir , machen immer auch ein Videotelefonat , schreiben uns Whatsapp machen ganz viele Videos und Fotos und verschicken sie uns gegenseitig...

    Essen ...lach ist völlig unspektakulär und in dem Sinne nicht traditionell weihnachtlich... Sehr entspannend...


    Natuerlich weiss ich das dies so gar nicht dein Weihnachten oder von anderen sein muss. <3:24::30:<3

    Ich habe es nur geschrieben , das es vielerlei Möglichkeiten gibt , Weihnachten einfach etwas ANDERS zu gestalten....


    um eines BITTE ich DICH

    NICHTS muss .... VIELES KANN perfekt<3:) nicht perfekt <3:30::33: SEIN :24::30::33::30:<3


    jag skickar dig många julkramar<3:24::30::24::30::24::30:<3

    deine Sverja


    Das wollte ich dir auch noch unbedingt schreiben . Ich lese gerade ein Buch wo ich sehr, sehr viel an dich denke , obwohl es nicht eure Familiengeschichte ist ..

    Vielleicht gefällt es dir ... vom Schreibstil her ganz bestimmt und von der geschichtlichen Betrachtung auch glaube ich


    Autorin

    Christiane Hoffmann

    Titel

    "alles , was wir nicht erinnern",

    Untertitel

    Zu Fuss auf dem Fluchtweg meines Vaters

    Verlag C. H. Beck


  • Liebe Pia1962  <3


    ja , ich kann es MITfuehlen

    Ich kann Dir auch nichts Schönes berichten. Ich habe Mama im Krankenhaus besucht und sie liegt auf der Station auf der Papa gestorben ist... Ich muss wohl nichts weiter erklären... Du siehst, es ist und bleibt schwer... bis es vielleicht irgendwann leichter wird.


    Ich drück dich im Verstehen💔

    ich drueck dich auch im Verstehen <3 alle anderen smiley druecken es nicht annähernd aus. . Ich hoffe dennoch auch das es deiner Mama besser geht...<3

  • Liebe Sverja,


    ich kann leider nur kurz antworten, dass deine Worte wirklich gut getan haben. Dass ich im ersten Jahr Weihnachten wenig schaffen kann, ist leider genau das, was ich fühle und es entlastet mich zu hören, dass es normal ist. Irgendwie hätte ich nicht erwartet, dass es so schlimm ist. Soviel Abschied. Eigentlich hätte ich Weihnachten dieses Jahr auch gern anders gestaltet, aber ich war zu erschöpft, es mir zu überlegen. Vielleicht nächstes Jahr.
    Dein Weihnachten (vergangen und aktuell) klingt sehr schön. Ich habe so gern in WGs gewohnt, mit netten Menschen ist es das Beste. Danke auch für den Buchtipp. Ich lese grade „Nullerjahre“ von Hendrik Bolz. Das tut mir gut und auch wieder nicht. Es beschreibt die Welt meiner Jugend zu akkurat und man, war ich froh, das hinter mir gelassen zu haben. Aber es bestätigt mir auch, dass ich mir das Grauen nicht nur eingebildet habe und so versöhnt es mich ein bisschen mit mir selbst. Dein Buch kommt als nächstes dran, ich bin sehr gespannt.

    Ich wünsche dir wunderschöne und entspannte Weihnachten in Schweden und ich werde versuchen meine hier so entspannt zu gestalten, wie es geht. Das tut uns sicher allen gut!


    Liebe Weihnachtsgrüße

    Cildie

  • liebe Cildie <3

    auch nur kurz und von Herzen wuensche ich dir und deinen Lieben die bestmöglichsten friedvollen Gefuehle zu denen ihr fähig seit...


    Ja, Buecher sind fuer mich auch immer eigentlich Aufarbeitungs- oder "Klarheit bekommen"- Buecher... IMMER...

    Jetzt sehe ich nachher mir an was DU gerade liest...

    Wir alle schaffen IMMER die ersten Male ohne ...IMMER...


    Irgendwann habe ich einmal von einem "Schutzmantel " in Bezug auf das Forum dir geschrieben...

    Dieser Schutzmantel ist jetzt noch wärmer geworden glaube ich.<3<3<3<3

    Alles wird anders aber dennoch anders gut glaubt deine <3Sverja

  • Liebe Sverja,


    ich habe gelesen, dass du so viel hier vor den Feiertagen geschrieben hast und so viele von uns aufgefangen hast. Danke dafür, deine Worte haben mir wirklich sehr geholfen. Ja, der Schutzmantel ist dicker geworden, aber er braucht noch ein wenig Futter:-). Grade merke ich, dass ich mich immer verantwortlich fühle, wenn es kein anderer tut und, dass mich das auslaugt. Da möchte ich noch ein bisschen lernen, besser für mich und meine Familie zu sorgen.

    Gut war Weihnachten nicht, aber erträglich, ich hoffe, dass es nächstes Jahr ein wenig leichter ist.


    Ganz liebe Grüße

    Cildie

  • Liebe Cildie <3

    das ist so lieb das du mir schreibst. DANKE DIR sehr dafuer kann ich nur wieder schreiben. ( lächel ... fast hätte ich auch jetzt ein Ausrufezeichen hnter meinem Dankesatz gemacht) Doch ich bin eher die ... "drei Punkte machende Frau...

    es hat auch etwas mit innehalten und zur eine kleinen Ruhepause zu tun...

    einatmen ... ausatmen...

    Grade merke ich, dass ich mich immer verantwortlich fühle, wenn es kein anderer tut und, dass mich das auslaugt.

    es kann dich nichts anderes wie auslaugen... Ich bitte dich noch einmal das du keineswegs alles machen KANNST und MUSST...

    Die Trauer ist viel zu kurz... Ich weiss das ich das immer wieder schreibe ...

    Dch es ist eine traurige Wahrhaftigkeit.

    Gut war Weihnachten nicht, aber erträglich

    liebe Cildie ,<3 das ist wirklich unendlich viel <3...


    Nächstes Weihnachten wird wieder anders sein , aber ich glaube das völlig fremde ungewohnt Traurige ist dann vorbei ... Es ist dann meistens milder... Doch ANDERS bleibt es fuer immer ... Gerade zu Weihnachten...


    Ja und Ja und JA

    wir machen den Schutzmantel dicker , aber dennoch "atmungsaktiv" und nähen ihm ein schönes auch atmungsaktives Futter hinein.


    Vielleicht Tuch aus Yakwolle die so gar nicht kratzt und geschmeidig einen umhuellt ...

    Auch wärmt und das durchatmen ebenfalls erlaubt ?...


    Ich gehe heute mal aus dem Forum weil ich durch wegschaufeln von dem schweren Schnee muede bin

    und auch um einfach um zu atmen...

    Meine Erkenntnis ist ja fuer mich auch diese das ich kleine Pausen " hier " haben muss...


    Herzliebe Gruesse an dich , "meine" mir irgendwie immer mehr vertraute Cildie<3 Weggefährtin

    deine <3 Sverja

  • Hey ihr Lieben,


    ich hoffe ihr habt euch etwas von den (hoffentlich nicht zu) anstrengenden Weihnachtstagen erholt.

    Heute ist der letzte Tag des Jahres. Die Sonne scheint grade schräg in mein Dachfenster und ich bin etwas traurig. 2022 ist das letzte Jahr in dem mein Vater noch gelebt hat. Das letzte Jahr in dem ich noch mit ihm gesprochen habe und das wird jetzt für immer so bleiben. Mit dem Jahr lasse ich ihn auch ein Stück weit gehen. Er hat in den letzten Jahren nur noch existiert, nicht mehr gelebt, es ist wirklich ok, dass er gehen durfte, aber ich vermisse ihn trotzdem, auch das kleine Stück, das von ihm noch übrig war.

    Letztes Jahr ist so viel passiert. Ein Jahr ist so kurz und dann doch so lang. Vieles ist besser geworden. Ich bin an einer neuen Schule, der Wechsel war anstrengend, aber meine neue Chefin hat keine psychischen Probleme und das macht es so viel angenehmer, auch wenn ich meine langjährigen Kollegen sehr vermisse. Corona wirkt, als wäre es hinter uns (nicht beschreien:-)) und ich gehe wieder in Restaurants, treffe mich mit Freunden und ins Kino ohne mir viele Gedanken um Ansteckung zu machen. Die einzigen Menschen, die auf meine sozialen Netzwerken noch Coronadiskussionen führen, sind die, die eigentlich immer behauptet haben, das Virus sei gar nicht so schlimm. Interessant, dass sie gar nicht davon lassen können, jetzt wo es wirklich weniger schlimm scheint. Und mein Vater ist gestorben. In dem ganzen Sumpf aus Trauer, Anstrengung, Alltag, abgebrochenen Urlauben, anstengenden Neubeginnen und Vergangenheitsaufarbeitung schleicht sich manchmal der Wunsch nach Leichtigkeit. Grade finde ich wenige Dinge leicht. Alles scheint meine Aufmerksamkeit und meine Entscheidung zu brauchen und wenig läuft einfach so. Und dann erinnere ich mich wieder, was eine Frau in einem Trauerpodcast gesagt hat - dass schon allein der Wunsch "ich will das das aufhört" Energie kostet, die ich eigentlich anderswo gebrauchen könnte. Daher versuche ich die Dinge so zu nehmen wie sie grade sind, viel ändern kann ich ja nicht. Und ich freue mich, wenn sich doch mal ein leichter und freier Moment zwischen die schweren schleicht. Hoffentlich werden es im nächsten Jahr ein paar mehr.

    Bis dahin wünsche ich euch, dass das neue Jahr auch ein paar leichte und schöne Momente bereit hält und danke euch fürs Lesen und Zuhören.


    Guten Rutsch!

    Cildie

  • Liebe Cildie <3

    ich schreibe jetzt nur mal

    Dir und deiner Familie das BESTE fuer 2023 wuenschend.

    UND

    das auch andere dir hier schreiben.<3:24::30:

    Doch noch eins !

    ernsthaft <3:!:


    Wie wäre es mit einem Buch schreiben ?

    Eine romanhafte historische Biografie eurer Familie und deine Stimmungsgedanken und Erlebnisse .... Fuer mich hast du diese Begabung -<3:!:

    und auch die geschichtliche Voraussetzung.!

    <3Gruesse von deiner Sverja

  • Liebe Sverja und alle,


    ganz lieben Dank für deine Neujahrswünsche Sverja! Ich wünsch dir und euch allen das gleiche. Sverja, auch, dass ihr gut durch die herausfordernde Zeit kommt.

    Ich habe lange nicht geschrieben, weil in den letzten Wochen andere Dinge im Vordergrund standen. Nachdem ich froh war, mein erstes Weihnachten ohne meinen Vater gut überstanden zu haben (bitte sagt, dass das erste das schlimmste ist:-)), ging es in unserer Familie recht turbulent zu. Zunächst waren wir ständig krank und meiner kleinen Tochter ging es in der Schule nicht gut. Jetzt hat sich das zum Glück etwas geklärt und schwupps, ist die Trauer zurück und erinnert mich daran, dass sechs Monate nicht viel sind und das erste Trauerjahr noch lange nicht vorbei.

    Der Auslöser ist sicher, dass wir am Wochenende vorhaben nach Hause zu fahren. Wir waren lange nicht mehr da. Im August, zu Beerdigung zwei Wochen, danach war ich froh, dass ich wieder fahren konnte. Dann nochmal kurz im Oktober, was mich doch sehr mitgenommen hat. Weihnachten war meine Mutter dann hier. Als ich den Besuch ausgemacht habe, habe ich gar nicht daran gedacht, dass es schwer werden könnte. Ich habe mich eigentlich gefreut - endlich mal wieder meine Schwester sehen, die Nichten und Neffen, meine Mutter und ein paar Freunde. Aber seit gestern macht mir die Trauer ganz schön zu schaffen. Mein Mann hat heute noch Probleme in seine, 20 Minuten entfernte, Heimatstadt zu fahren, vermutlich ist das normal. Aber schön ist es nicht. Ich mag meine Heimatstadt, habe dort noch viele Freunde und war eigentlich immer gern da. Aber seit mein Vater so krank war, waren die Besuche immer schwieriger. Auch hier zu Hause wusste ich, dass er schwer krank ist, aber dort zu sein und es zu sehen, war immer hart. Jetzt, nach seinem Tod kommen so viele Erinnerungen hoch. Manche davon ganz schön überraschend und ganz schön unbearbeitet. Wer hätte gedacht, dass man so viel vergessen kann, mit dem man sich eigentlich einmal beschäftigen sollte? Viele der Erinnerungen haben gar nicht direkt etwas mit meinem Vater zu tun. Es sind nur Dinge, die passiert waren, als er dabei war. Und jetzt, wo er gestorben ist, habe ich das Gefühl so etwas wie einen Zeitzeugen verloren zu haben. Und gleichzeitig ist meine Heimatstadt so stark mit ihm verbunden. Es war seine Stadt, er ist dort geboren und aufgewachsen und hat nach dem Studium alles daran gesetzt wieder zurück zu kommen, was in der DDR gar nicht immer so leicht war. Er wollte nie woanders leben und ist eigentlich noch nicht mal gern in den Urlaub gefahren. Es kommt mir falsch vor, dass die Stadt jetzt noch da ist, aber er nicht mehr in ihr leben kann. Klingt das komisch? Wahrscheinlich. Aber es ist für mich als würde ein Stück meiner Heimat fehlen. Tut es ja auch. Wenn die Trauer nicht ganz so schlimm ist, versuche ich mich darauf zu konzentrieren, was schön sein könnte: zum Grab gehen zu können. Dort mit ihm reden zu können. Das vermisse ich hier. Sein Grab ist sehr schön. Es ist in einem Friedwald, unter einem Baum. Zwei Bäume weiter liegt sein Bruder. Der Friedwald ist ganz oben auf dem größten und einem der ältestens Friedhöfe der Stadt. Wann immer ich bisher da war, war ich ganz allein. Es ist so schön dort. Das vermisse ich oft hier. Nicht nur den Friedhof, sondern, dass die Stadt so schön ist. Die Stadt in der ich jetzt lebe ist wirklich nicht schön. Den Menschen hier scheinen Autostraßen so viel wichtiger zu sein als eine schöne Umgebung - damit werde ich wahrscheinlich nie ganz klar kommen. Und dann ist da noch das Gefühl, dass er es schön gefunden hätte, wenn meine Schwester oder ich in das Haus ziehen, in dem schon meine Urgroßmutter gelebt hat. Ob das jemals etwas wird, ist sehr fraglich.

    Und so ist dieser Besuch eine ganz schön heftige Mischung aus Gefühlen. Ich fände es schon sehr wünschenswert, dass mein Leben irgendwann mal wieder weniger gefühlsmäßig intensiv wird. Aber na ja - das geht euch sicher allen so.


    Liebe Grüße

    Cildie

  • liebe Cildie ,

    wie es ja häufig so ist kommt erst einmal eine kurze Nachricht an dich , damit du siehst das ich dich gelesen habe und dir GERNE antworten möchte .

    einen "Punkt " deines Berichtes möchte ich dir relativ kurz beantworten.

    Er wollte nie woanders leben und ist eigentlich noch nicht mal gern in den Urlaub gefahren. Es kommt mir falsch vor, dass die Stadt jetzt noch da ist, aber er nicht mehr in ihr leben kann. Klingt das komisch?

    Das klingt gar nicht komisch fuer mich . Meine Eltern und auch alle meine Geschwister und auch ich sind erst einmal in ihre Geburtsstadt zurueckgezogen nach verschiedenen anderen Städten .


    Beide sind ja dort auch gestorben und beerdigt . ...

    Mein "australischer Bruder " hatte dort auch ein Schwibbogenhaus in der Stadtmauer ausbauen lassen . Wie dann wie schon geschrieben meine Eltern gestorben waren und wir ja alle verstreut leben , hat er dieses Schwibbogenhaus verkauft.


    Butzbach ist wirklich vom Gefuehl her auch immer noch meine Heimatstadt .Geburtstadt ist sie ja eh.Ich war noch einmal dort wie ich meine Tochter mit Familie besuchte ...

    so viele Erinnerungen .... schöne Erinnerungen , traurige Erinnerungen hatte ich bei diesem letzten Besuch....


    und ja , es fuehlte sich auch falsch an das diese Stadt mit einem grossen alten Stadtkern und ringsherum die Landschaft besteht nur meine Eltern nicht mehr...

    Ich habe das so ausfuehrlich beschrieben um dir zu zeigen, das ich völlig mitempfinden kann.


    Bis später oder morgen meine liebe Wegbegleiterin Cildie<3 gruesst dich herzlich deine Sverja

    P.S.

    Schweden ist aber mein innerliches und ausserliches Heimatland mittlerweile.

  • Liebe Cildie,

    das wird jetzt mein zweiter , leider wieder relativ kurzer Beitrag an dich . Vielleicht ist es ja sogar "gut" wenn man nur einzelne Gefuehlsbeschreibungen "anspricht"?!

    Nachdem ich froh war, mein erstes Weihnachten ohne meinen Vater gut überstanden zu haben (bitte sagt, dass das erste das schlimmste ist:-)), ging es in unserer Familie recht turbulent zu. Zunächst waren wir ständig krank und meiner kleinen Tochter ging es in der Schule nicht gut. Jetzt hat sich das zum Glück etwas geklärt und schwupps, ist die Trauer zurück und erinnert mich daran, dass sechs Monate nicht viel sind und das erste Trauerjahr noch lange nicht vorbei.

    wenn ich es kurz fasse geht es gefuehlsmässig und auch oft körperlich im ersten Jahr um das ueberleben .

    Es kann auch sein , das ihr dadurch AUCH viel krank gewesen seid ...

    Nicht nur , aber das Immunsystem ist tatsächlich geschwächt. Das ist wissenschaftlicher Fakt.


    SEHR erleichtert bin ich das es deiner juengsten Tochter jetzt schulisch besser geht!

    Sie trauert ja auch.

    Zwar anders wie eine Erwachsene aber sie trauert. Es gibt viele Kinder und Jugendliche die eine Klassenwiederholung brauchten und dann dennoch SEHR gut ihren Schulabschluss schafften . Ich kenne einige und freue mich das sie gerade dadurch , das sie eigentlich durch den Tod sehr emotional sensible Menschen sind UND eben halt einen guten Schulabschluss ( grösstenteils auch mit Abitur schafften)...


    6 Monate sind ja noch nicht viel in diesem "neuen Land MIT der Trauer".

    Was macht der Schutzmantel der dich umhuellt ?

    ich glaube wir machen ihn immer mehr dichter wenn du Schutz brauchst und dennoch kannst du ihn ja als Unterlage gebrauchen wenn du auf einer Bank oder einer Wiese bist und die Sonne dich wärmt. oder du kannst ihn öffnen damit frische Luft und Sonne dich etwas erreicht und er dich dennoch schuetzt..

    Das ist natuerlich alles sehr bildhaft geschrieben :) :)

    Irgendwie komme ich in der letzten Zeit mit EMPFEHLUNGEN , was ich frueher nicht hatte.


    Du schreibst zwar manchmal in einigen anderen "Herzenshäusern " doch vielleicht hilft es auch dir wenn du etwas mehr in anderen Häusern schreibst ?!

    Es ist ein Unterschied ob man bei anderen liest oder eben halt schreibt . Das ist allerdings wie alles MEINE Erfahrung.

    Ganz klar du bist durch deinen Beruf und durch deine Familie sehr eingespannt. Wie schon geschrieben ist es nur eine Empfehlung. <3

    also

    Quintessenz ist wieder mal

    schreibe , schreibe , schreibe öfter wenn es geht. Es wird dann ANDERS besser.


    Fuehl dich lieb umarmt <3<3 von deiner Wegbegleiterin Sverja die dich gerne begleitet

  • Liebe Sverja und alle,


    ganz lieben Dank für deine Zeilen. Ja, ich glaube auch, dass Trauer ganz schön schwächen kann, vor allem, wenn man sie wegdrückt, wie ich das ja doch manchmal unabsichtlich mache. Und wie überrascht ich doch immer bin, dass sechs Monate nicht viel sind im "Land der Trauer", wie du so schön schreibst. Ich glaube das mittlerweile auch. Die Trauer verändert sich. Sie ist nicht mehr immer da, wie am Anfang und ich merke manchmal, dass ich schon ein wenig Frieden geschlossen habe. Manchmal rede ich jetzt mit meinem Vater, das ist schön. Mein Schutzmantel ist noch immer im Aufbau:-). Manchmal bekommt er ganz schöne Lücken, dann merke ich, dass ich doch noch recht empflindlich bin. Aber vieles klärt sich auch, ganz schön überraschend.

    Unsere kleine Tochter macht uns noch immer ein wenig Sorgen, ich glaube auch, dass die letzten Jahre sie etwas mitgenommen haben. Es war ja auch viel - erst Corona, dann der Tod der Oma und dann der Opa und dazu die ständig trauernden Eltern. Aber es geht ihr etwas besser, das ist schön.

    Ganz überraschend habe ich letzte Woche festgestellt, dass es da eine ganz neue Trauerschicht gibt. Bisher habe ich immer um meinen Vater getrauert und jetzt, zu Hause habe ich festgestellt, dass ich auch traurig bin, weil sich meine Familie, also die Familie meiner Eltern, so langsam auflöst. Mein Vater ist weg (eigentlich ja schon lange) meine Mutter vergisst so viel, dass sie auch nicht mehr so richtig da ist und meine Schwester und ich sind da ein wenig verloren. Wir waren immer wirklich gern zusammen. Meine schönsten Erinnerungen sind die gemeinsamen Ostseeurlaube, als wir schon etwas älter waren. Wie wir alle, die Hosenbeine hochgekrempelt, die Schuhe über der Schulter stundenlang am Strand entlang laufen, immer mit den Füßen im Wasser. Der salzige Wind hat immer durch die Haare gepustet und wir haben uns unterhalten, Steine gesammelt und wollten irgendwie nie zurück. Abends waren wir dann gemeinsam in der Ferienwohnung, haben Spiele gespielt, gelesen oder ferngesehen und am nächsten Tag dann oft einen Ausflug gemacht. Die Tage sind so dahin geplätschert, wie das in besten Urlauben der Fall ist und wir waren alle glücklich da zu sein und zusammen zu sein. Meine Schwester und ich sind noch bis Ende zwanzig einmal im Jahr mit meinen Eltern eine Woche an die Ostsee gefahren, es war irgendwie unser Ort. Irgendwie habe ich naiv angenommen, dass wir das immer weiter so machen werden. Dass ich früh aufstehen, mit meinem Vater zum Bäcker laufen, gemeinsam frühstücken und dann am Meer sein werde. Natürlich war mir klar, dass sie irgendwann sterben werden, aber das erschien mir zum einen noch immer weit weg und zum anderen bin ich davon ausgegangen, dass ich dann schon irgendwie damit klar kommen werde - ist ja normal und schaffen ja fast alle:-). Ich meine, ich komme ja auch irgendwie damit klar, aber wie viele von euch, habe ich nicht erwartet, dass es so schwierig ist.

    Und jetzt verschwindet meine Familie. Ich bin natürlich sehr dankbar, dass ich Kinder und einen Mann habe, aber das ändert natürlich nichts daran, dass die Verbindung, die ich zu meinen Eltern hatte, nicht mehr so da ist. Ich kann nicht mehr mit ihnen sprechen, keine Witze mehr machen, wir können uns nicht gemeinsam über den schönen Ostseestrand freuen oder über ein Buch streiten. Und es wird nie mehr so werden. Dieses "nie mehr" ist ja immer da Unglaublichste am Tod.

    Liebe Sverja, ich werde versuchen, mehr bei anderen zu schreiben. Aber oft habe ich das Gefühl, gar nicht richtig etwas zu sagen zu haben und dann schreibe ich lieber nicht:-).


    Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende und hoffe ihr freut euch wie ich auf den herannahenden Frühling.

    Liebe Grüße

    Cildie

  • liebe Cildie ,

    es wird glaube ich jetzt ein Ritual bei mir zu dir das ich schreiben muss ." ich habe alles an deinen Empfindungen und Erlebnissen gelesen " und antworte dir ausfuehrlich später...


    Ein wahres Geschenk hast du mir gemacht wie du von den gemeinsamen Ostseeurlauben geschrieben hast.

    Da gibt es auch fuer mich viele schöne Erinnerungen. Allerdings sowohl von der Ostsee als auch von der Nordsee...

    Ja, es ist jetzt alles so anders fuer dich...

    Ich kann dich wirklich gut "vershehen", eher mitfuehlen weil ja meine Eltern beide gestorben sind. Meine Mama vor jetzt bald 25 Jahren und mein Papa am 01. März vor dann 10 Jahren...

    Deine Mutter lebt noch . auch zwar anders und fuer dich und deine Schwester auch erst einmal gewöhnungsbeduerftig doch sie lebt... Ich hoffe ihr findet mit der Zeit auch da einen Weg der nicht njur traurig und belastend ist...


    Vielleicht ist es fuer dich und deine Schwester dennoch möglich das ihr einfach ANDERS die Ostsee besucht und eure eigenen Rituale und Gewohnheiten mit den Kindern frisch gestaltet ?!


    Jetzt mache ich Schluss , weil wir morgen Besuch von Mel aus dem Aspetos fuer eine Woche haben :)

    Ein bisschen ausfuehrlicher dann eher etwas später

    Danke , wie immer ueber das lebendige Berichten all deiner Gefuehle und Erlebnisse . Ich habe es durch deine n anschauliche Beschreibung wirklich wieder mitempfunden duerfen.

    Es gruesst dich herzlich deine Sverja

  • Liebe Sverja und alle,


    ich freu mich immer über deine Zeilen, Sverja und vor allem für dein Verständnis - da kommen mir meine wirren Gedanken gleich weniger wirr vor:-). Ich hoffe die Zeit mit Mel war schön und auch in Schweden zieht langsam der Frühling ein.


    Seit ein paar Tagen beschäftigt mich ein Thema, das gar nicht so direkt etwas mit Trauer zu tun hat und dann doch ganz schön viel. Ich lebe ja seit fast 15 Jahre in Hessen, komme aber eigentlich aus Thüringen. Ich bin hier sehr glücklich gewesen, war mir aber immer sicher, zurück zu wollen. Für Lehrer:innen ist das nicht so ganz einfach. Wir müssen einen länderübergreifenden Versetzungsantrag stellen und lange gab es in Thüringen auch einfach keine Lehrer:innenstellen (zumindest nicht in meiner Heimatstadt, wo ich ja wieder hinwollte). Vor drei Jahren entspannte sich die Situation dann und ich bekam tatsächlich eine Stelle. Das war aber im April des ersten Lockdowns, wir waren alle grade krank, alles war völlig unsicher, wir wussten noch nicht mal, ob wir dahin fahren können, um Wohnungen zu besichtigen. Schweren Herzens lehnte ich damals die Stelle ab und entschied mich eigentlich hier zu bleiben. Aber so ganz hat das Thema mich nicht losgelassen und zu Beginn dieses Jahres stellte ich nochmal einen Versetzungsantrag - es sieht gut aus, er könnte durchgehen, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, wir haben zu lange gewartet. Die Kinder sind mittlerweile in der Grundschule, die Große kommt nächstes Schuljahr in die weiterführende Schule und ich bin eigentlich die Einzige, die gern umziehen würde. Mein Mann würde mir zu Liebe mitkommen (er könnte dort im Homeoffice arbeiten), die Kinder sind nicht begeistert. Und ich merke, dass ich eigentlich nicht hierbleiben möchte, es meiner Familie aber auch nicht zumuten möchte, ihr Leben hier für mich aufzugeben.

    Und trotzdem fällt es mir unglaublich schwer, mich mit dem Gedanken anzufreunden, meine Heimatstadt aufzugeben. Es fühlt sich ganz schön nach Trauer an.
    Vor allem, weil mein Elternhaus eine so starke Verbindung zu meinem Vater ist. Er hätte sich so sehr gewünscht, dass eine von uns dort einzieht und es in der Familie bleibt. Ein bisschen kommt es mir vor, als würde ich ihn verraten, wenn wir nicht dorthin gehen. Und für mich ist es ein Stück Freiheit, das weg ist, wenn ich nicht dort leben kann. Aber vielleicht ist das einfach so - man bekommt etwas, wie Familie, und dann hat man weniger Freiheit. Trotzdem ist es traurig. Hier ist es echt nicht so richtig schön und vor allem unglaublich voller Menschen. In Thüringen gibt es Städte und drum herum ist dann erstmal lange nichts. Hier gibt es eine große Stadt, dann sieben kleine Städte und dann kommt die nächste große Stadt.

    Ich glaube das wird ein langer Abschiedsprozess werden, mal wieder.


    Ich hoffe euch geht es gut!

    Liebe Grüße

    Cildie

  • Liebe Cildie,

    da leuchten wir gerade beide "online" gruen .

    Das "online " ist ja auch noch sichtbar auch wenn wir doch schon "hinausgegangen sind in unser reales Leben.


    Schon zweimal haben ich deinen Beitrag gelesen , bzw. einmal meiner Partnerin vorgelesen die dich auch schon ein wenig "kennt. Sie schreibt nicht mehr hier wie viele mit denen wir aber in intensiven Kontakt sowohl Whatsapp mässig oder durch Besuche hier bei uns, oder ja wie jetzt auch der Besuch von Mel021099 uns immer mit und durch Aspetos verbindet.


    Ich schreibe auch einfach einmal das du mir sehr "ans Herz " gewachsen bist. :)


    Deine Frage ist durchaus fuer mich eine SEHR grosse Trauerfrage.

    und leider gar nicht einfach zu beantworten...


    Eigentlich wollte ich eine kleine Aspetos Pause einlegen , weil ich mich "sammeln will".

    Doch ja, wie schon oben geschrieben kann und WILL ich das nicht bei dir.

    Heute ist Sonntag und morgen hast du vermutlich schon wieder Unterricht.

    Ganz gluecklich bin ich immer das Pia1962 dich auch wahrnimmt und unseren Austausch glaube ich gerne liest.


    Gedankensprung "zurueck " zu deinen Gefuehlen und was du möchtest. Deine Gedanken und deine Wuensche kann ich sehr, sehr gut mitfuehlen . Ich hatte ja einiges schon oben bei dir geschrieben wie es mir mit Butzbach geht und und ging als dann meine Eltern leider verstorben waren...


    GUT , Kinder wollen eine gewisse Beständigkeit in ihrem Leben , in ihrem Wohnort und ja , auch mit Freunden haben.


    Ja, das ist jetzt dein zweiter Versuch in deiner Heimatstadt wieder sesshaft zu werden.

    Ja, ich könnte mir vorstellen das es kein Versuch mehr fuer ein drittes Mal von deiner Seite gibt ?!

    Es ist ja auch dann die Frage ob das dann auch noch die Schulbehörde möchte.


    Ein paar Ueberlegungen und auch Fragen.

    Wohnt deine Mutter noch in dem Haus. Wenn ja , wäre es ja wirklich im wahrsten Sinne des Wortes BELEBT !

    Wohnt deine Schwester auch in deiner Heimatstadt oder sehr in der Nähe ?! Das wäre ebenfalls sehr schön weil es dann ja gleich auch fuer deine Kinder einen weiteren vertrauten Menschen gäbe.


    Ja, es gibt viele Landesregionen in Deutschland und auch in Hessen wo die Natur sehr, sehr in den "Hintergrund " gerueckt ist. Das ist mir extrem aufgefallen wie ich letztes Jahr wieder zu Besuch in Deutschland war.

    Ja, Thueringen ist noch ziemllch waldreich :) :)


    Ganz klar ,

    entscheiden musst du !

    Deswegen ist es wirklich von meiner Seite ein Gedankenaustausch und noch nicht einmal ein Rat .


    Eine spontane Idee war

    Mal die GANZEN Osterferien in deiner Heimatstadt mit deiner Familie zu verbringen . Die Schulen auch zeigen , wo eure Kinder hingehen wuerden...

    Vorausgesetzt natuerlich dass du noch Zeit hast mit der Entscheidung !

    die Versetzungen sind ja erst immer im Sommer. Gut , was auch zu ueberlegen ist wann sind in Hessen Sommerferien und wann in Thueringen . Da habe ich nicht nachgeschaut.


    Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht , das wenn ich gluecklich mit meinem Leben und meinem Wohnort war , waren es meine Kinder auch. Gut , die Wechsel fanden auch immer statt , wie ich keinen Partner hatte , also die Väter meiner Kinder nicht mehr mit uns lebten


    DOCH auch mit Partner und nicht allein stehend können ein oder mehrere Kinder einen Wechsel gut verkraften . Das haben meine Enkel erlebt und erleben es bald wieder.


    Unguenstig ist es meinem Gefuehl nach , wenn es wie bei dir /euch bald wäre wenn es einen Wechsel in der Schule gäbe wenn gerade das neue Schuljahr angefangen hätte und man als Kind dann doch "rausgerissen " wuerde ..


    Also meine ESSENZ wäre diese

    Osterferien mal intensiv dort verbringen!


    Alles LIEBE deine Sverja

  • Liebe Cildie,


    ich kann nichts zu deiner persönlichen Situation sagen, aber ich kann dir mitteilen, wie es mir ergangen ist, als ich nach Jahren in meine Heimatstadt zurückgegangen bin.


    Ich hatte mich also entschlossen, nach 13 Jahren in der Fremde, in der ich mich nicht besonders wohl fühlte, in die Heimat zurück zu kehren. So weit, so gut. Ich kehrte auch in mein Elternhaus zurück.


    Aber - es hatte sich viel verändert, was ich vorab gar nicht so wahrgenommen hatte. Freunde waren weggezogen, andere Freundschaften hatten sich durch die Lebenssituation geändert, die Stadt hatte sich verändert und ich musste an einer neuen Arbeitsstelle zurecht kommen.


    Rückblickend würde ich sagen, dass ich zu viel in meinen Gedanken in der Vergangenheit gelebt hatte. Ich hatte doch wirklich geglaubt, ich könne wieder dort anfangen, wo ich aufgehört hatte. Ich hatte meine Heimatstadt verklärt.


    Im Endeffekt war es ein völliger Neuanfang, zwar die gleiche Stadt aber alles zu völlig veränderten Bedingungen.


    Das solltest du in deine Überlegungen mit einbeziehen.


    Liebe Grüße

    Mena

  • Liebe Sverja, liebe Mena, liebe Pia,


    ganz lieben Dank für eure schnellen Antworten und eure Perspektiven. Liebe Sverja - du hast wirklich viel erlebt und es tut gut, zu hören, dass deine Kinder mehrfach einen Umzug gut verkraftet haben. Du wirkst auch so glücklich, dort wo du grade bist. Ich glaube eigentlich auch, dass meine Kinder das schaffen würden, wenn ich vollständig dahinter stünde. Aber...liebe Mena , da ist genau dieser Zweifel, den du auch ausdrückst: Ich habe Angst diese Entscheidung nur zu treffen, weil es früher so schön war. Und das wäre es dann doch nicht wert, alle hier heraus zu reißen. Wärst du denn im Rückblick lieber dort geblieben, wo du warst?

    Seit gestern bin ich ein wenig weiter gekommen: Ich habe erstens realisiert, dass ich meinen Kindern mehr vertrauen muss. Ich habe ständig Angst, dass ich die falsche Entscheidung treffe, dass sie hier oder dort unglücklich sein werden. Aber das kann ich ja weder hier noch dort kontrollieren. Und ich glaube eigentlich, dass sie es schaffen werden, überall klar zu kommen. Realisiert habe ich außerdem, dass ich mich auch so unsicher fühle, weil der Zeitpunkt für ein "Abenteuer" einfach ganz schön schlecht ist. Die letzten drei Jahre waren so heftig für uns als Familie, dass wir echt ganz schön durchgerüttelt sind. Da freut man sich natürlich wenig auf einen Umzug, der erstmal viel Stress und Unsicherheit bedeuten wird. Wir würden definitiv in den Sommerferien umziehen, aber mir graut schon heute vor dem Tag, an dem wir alle drei gleichzeitig an einer neuen Schule starten. Ich glaube hier rührt auch meine Mutlosigkeit bezüglich des Umzugs her: Wir sind grade erst wieder zur Ruhe gekommen und ich würde gern das Familienleben mal eine Weile ohne größere Erschütterungen genießen (wenn das nicht vermessen ist, sich so etwas überhaupt zu wünschen:-)).

    Das mit den Osterferien ist eigentlich eine wirklich tolle Idee, Sverja. Allerdings haben wir schon einen Italienurlaub gebucht, auf den wir uns sehr freuen. Wir haben 2019 mal über einen Monat in meiner Heimatstadt verbracht, damals auch in einer eigenen Wohnung, um einfach mal zu schauen, wie es so ist. Es war ganz schön stressig und dadurch auch wirklich nicht so schön. Das lag aber vor allem daran, dass die Kinder natürlich nicht im Kindergarten waren, dort niemanden kannten, mein Mann arbeiten musste und es der erste Sommer war, in dem es meinem Vater relativ schlecht ging. Das ist auch so ein wenig mein Problem: Ich finde meine Heimatstadt wunderschön und ich habe dort so gern gelebt, aber immer wenn wir mit der ganzen Familie dort waren, waren es so na ja. Das verunsichert mich.

    Ich versuche grade für mich heraus zu finden, ob ich meine Heimat einfach nie richtig losgelassen habe, weil ich immer dachte, ich kehre zurück. Vielleicht versuche ich das mal, mit dem Loslassen, wenn es mir gar nicht gelingt, muss ich wohl gehen:-).


    Lieben Dank euch fürs Lesen!

  • Liebe Cildie,


    ich habe meine Heimat auch nie richtig losgelassen und die liegt ja auch mitten in Thüringen...Erfurt.


    Für mich die schönste Stadt sowieso hat Thüringen so viel zu bieten.


    Ich glaube es ist die Heimat unserer Kindheit bei Dir vielleicht noch die Jugend.

    Daran hängen wir es war unbeschwert und schön.

    Wenn man jetzt zurück kehrt hat sich vieles verändert die Menschen die Umgebung einfach alles auch wir.


    Plötzlich stellt man fest es ist nicht mehr das und man kann es auch nicht festhalten, es sind unsere lebendigen Erinnerungen die da sind die mit uns gehen.


    Vielleicht nicht loslassen aber verschieben als Heimat der Kindheit und oder Jugend.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Cildie,


    deine Frage kann ich dir nicht richtig beantworten. Bereut habe ich es nicht, aber es hat mir auch nicht das gebracht, was ich mir gewünscht habe.


    Im Nachhinein denke ich, ich hätte auch an einen völlig fremden Ort gehen können, also irgendwo anders noch mal von vorn anfangen können. Die alte Heimat war mir fremd geworden.


    Liebe Grüße

    Mena