Hallo, ich bin neu hier. Am 20.Februar 2021 lag mein Verlobter als ich aufwachte leblos neben mir. Ich versuchte noch, ihn zu reanimieren, aber ohne Erfolg. Der Notarzt konnte nurnoch den Tod feststellen. Kurz darauf war die Wohnung voll mit Polizei, Krisenintervention, dem Allgemeinmediziner der den Totenschein ausstellte. Die ersten Stunden und Tage kam es mir vor wie ein böser Traum, aus dem ich jeden Augenblick erwachen müsste. Die Todesursache war eine Lungenembolie. Zwei Wochen zuvor hatte er Covid-19 gehabt. Ob ein Zusammenhang besteht wird sich nie zu 100% bestätigen oder ausschließen lassen, aber es ändert ja auch nichts an der Situation. Ich bin 34. Mein Verlobter war in meinem Alter, etwas jünger sogar. Wir hatte geplant, dass ich zu ihm nach Dresden ziehe, dass ich dort meinen Master mache und er mich dabei unterstützt. Eine Hochzeit in der Dresdner Frauenkirche war mein Traum. Wir haben viel über unsere beruflichen Ziele gesprochen und uns dabei 100%ig unterstützt. Wir hatten gemeinsame Ziele und Träume, die wir erreichen wollten.
Und dann, von einem Moment auf den anderen, alles weg. Der Lebensmensch, der Lebensplan. Ich trage noch immer meinem Verlobungsring. Weil ich nicht aufgehört habe, meinen Verlobten zu lieben, ich weiß auch nicht, ob ich das jemals werde oder ob ich das überhaupt muss. Es geht mir heute besser als vor 6 Monaten. Gestern habe ich einer Bekannten, die ich lange nicht gesehen hatte und die es noch nicht wusste davon erzählt, ohne loszuheulen. Ich habe nichtmehr ständig den Gedanken "Das muss ich Adrian erzählen", wenn ich etwas interessanten erlebe. Sogar in meinen Träumen fällt mir früher oder später ein, dass er doch eigentlich tot ist. Trotzdem bin ich verdammt sauer auf das Schicksal/ Gott/ wie immer man es nennen mag. Verwitwet, bevor wir noch die Gelegenheit hatten, überhaupt zu heiraten. Mein Exfreund, mit dem ich 6 Jahre zusammen gewesen war, hatte unerwartet den Kontakt abgebrochen und war, ohne dass nochmal eine Aussprache stattfand, mit 29 unerwartet verstorben. Eigentlich war das schon näher, als der Tod einem um die 30 kommen sollte.
Und jetzt das. Das einzig "Gute" - dadurch wurde der Tod meines Exfreundes gewissermaßen relativiert, weil etwas passiert ist, was noch schlimmer ist, ich glaube es gehört mit zu den schrecklichsten Dingen, die einem passieren können. Wenn dem eigenen Kind was zustieße, das wäre wohl noch schlimmer, ansonsten fällt mir nicht viel ein. Warum ich hier bin? Weil ich das Bedürfnis habe, mich auszutauschen und bei der Selbsthilfegruppe für Trauernde befürchte ich, die einzige jung verwitwete Person zu sein. Trauer mag zwar für jeden gleich sein, das Drumherum ist aber bei mir anders als bei jemandem, wo die Oma mit 90 verstorben ist. Deshalb hoffe ich hier, durch den Austausch mit anderen weiter zu kommen und dabei vielleicht auch selber für den einen oder die andere hilfreich zu sein.