....Witwe mit 46....und die Welt ist plötzlich so dunkel...

  • Hallo Susanne,

    ich lass dir mal eine stille Umarmung da.
    Es sind immer (scheinbar für andere unbedeutende) Kleinigkeiten, die einen von jetzt auf gleich überfahren/ von den Füßen holen.
    Ich kann dir leider nicht viel schreiben oder dir irgendwie helfen, vielleicht hilft es einfach nur, wenn ich deine Gedanken hier lese, die du aufgeschrieben hast.
    :24:

  • Guten Morgen Ihr Lieben,


    heute scheint wieder die Sonne - zumindest am Himmel...


    Gestern mit Freunden telefoniert. Sie wohnen 450 km entfernt und so sehen wir uns max. 1 - 2x im Jahr.

    Es ist erfrischend sich in seinem Elend nicht verstellen zu müssen und auch die beiden können bei mir raushauen, was sie fühlen und vor allem ehrlich sein. Sie sprechen aus, was andere sich nicht trauen. Und das lässt mich zumindest für die kurze Zeit eines Telefonats mal wieder ''menschlich'' sein...


    Für den Rest der ganzen Zeit mag ich mich selbst nicht leiden....ich will so nicht sein... ständig in Tränen ausbrechen ist für mich das Schlimmste....das Lachen verlernt (ich hoffe, ich finde es irgendwann wieder in dem Trümmerhaufen, der mal mein Leben war...)

    Von richtiger Freude empfinden will ich jetzt noch nicht mal träumen...


    Die Wohnung ist so leer, mein Bett (das vor dem 20.06.22 unser Bett war) ist so leer und eigentlich ist mein ganzes Leben leer...


    ... und da ist nichts, was diese Leere füllen könnte...


    Ich existiere, aber ich ''lebe'' nicht....


    .... und schon beim Schreiben dieser Worte regt sich wieder die rebellische Seite... ''ja und? So ist es halt eben jetzt, heute, morgen und vielleicht auch noch in Wochen, Monaten, Jahren, aber: Soll es das jetzt gewesen sein? Bis zum Ende? Will ich im schlimmsten Fall die nächsten 3 Jahrzehnte so sein? Deprimiert, der wirklich schönen Zeit hinterherweinend, nur noch als Schatten herumwandeln, auf das eigene Ende wartend? Nein, das will ich nicht, aber kann ich es denn auch? Kann ich die Liebe meines Lebens soweit loslassen, dass ich ins Leben zurückfinde? Momentan: Nein!!!!! Aber vielleicht ''später'' und ''später'' ist ein sehr dehnbarer Begriff....''


    Ich sende Euch allen hoffnungsvolle Grüße, auf das jeder seinen Weg zurück ins Leben finde !!!!


    Susanne

  • Liebe Susanne,


    das habe ich gelesen : Trauer ist Vergangenheitsschmerz und Zukunftsverlust...ich weiß auch nicht wie wir da raus kommen sollen.

    Ich habe diese Woche lange mit einer Freundin gesprochen die 2005 ihren Freund durch einen Verkehrsunfall verloren hat.

    Sie hat wieder ins Leben zurückgefunden, sie ist heute 52 Jahre jung. Es dauert....


    Ich drücke dich von Herzen

    Anja

  • Zeit ist das was wir brauchen. Leider bin ich auch sehr ungeduldig und mag nicht mehr traurig sein. Nur leider kann ich es aber auch nicht beeinflussen. Das lachen , die Freude, das Leben beginnt wieder, kommt wieder aber anders als zuvor. Die Unbeschwertheit geht abhanden. Es ist etwas anderes das mich heute lächeln lässt, etwas anderes was mir Freude bereitet, aber vielleicht bringt auch die Unbeschwertheit die Zeit wieder zurück. Einstweilen ist dem nicht so.


    Ich denke ich weiß was du meinst. Einerseits will man sich nicht vorstellen, immer alleine leben zu müssen, anderseits will ich meine Liebe nicht ersetzen mit einem anderen , mit jemandem, wie soll das denn gehen. Einstweilen nicht.


    Es ist schwierig.

  • Zeit ist das was wir brauchen. Leider bin ich auch sehr ungeduldig und mag nicht mehr traurig sein. Nur leider kann ich es aber auch nicht beeinflussen. Das lachen , die Freude, das Leben beginnt wieder, kommt wieder aber anders als zuvor. Die Unbeschwertheit geht abhanden. Es ist etwas anderes das mich heute lächeln lässt, etwas anderes was mir Freude bereitet, aber vielleicht bringt auch die Unbeschwertheit die Zeit wieder zurück. Einstweilen ist dem nicht so.


    Ich denke ich weiß was du meinst. Einerseits will man sich nicht vorstellen, immer alleine leben zu müssen, anderseits will ich meine Liebe nicht ersetzen mit einem anderen , mit jemandem, wie soll das denn gehen. Einstweilen nicht.


    Es ist schwierig.


    Hallo liebe Renate,


    mir war gar nicht bewusst, dass ich beim Schreiben irgendwie wohl doch zweideutig rüber kam... was mich aber jetzt durchaus zum Nachdenken gebracht hat....


    Ich schreibe jetzt mal die Gedanken nieder, ungeordnet und hoffe, dass es nicht falsch ankommt:


    Diese allgegenwärtige Leere mit einem neuen Partner zu füllen? Ein irrwitziger Gedanke. Allerdings nicht in die Richtung, dass ich Jan verrate, sondern einfach nur: Kein anderer Mann kann meinem Mann auch nur ansatzweise ersetzen! Ich höre so oft diese tollen Sprüche: "Du bist doch noch sooooo jung, Du kannst doch jetzt nicht alleine bleiben." Wieso denn nicht? Zumindest "erstmal". Nur damit ich sagen kann, ich bin nicht mehr alleine, mir "irgendjemand" suchen? Und ganz ehrlich: Will und kann ich das? Und was ist mit dem potentiellen "neuen" Partner. Kann man dem denn gerecht werden, ohne ständig Vergleiche zu ziehen mit der Liebe seines Lebens? Mit dem Menschen, mit dem man alt werden wollte? Mit dem ich mich ohne Worte verständigen konnte? Momentan wäre das nicht fair und nicht denkbar. Aber ich schreibe mit Absicht "momentan", wer weiss, was das Leben noch bereit hält?


    Momentan bin ich außerdem auch ganz gerne alleine. Ich hab jetzt schon oft gehört, die Abende setzen vielen hier zu. Das habe ich (Gott sei Dank) nur ganz selten, ich nutze meine Abende derzeit zum Sortieren meiner Gedanken. Ich handarbeite viel und das entspannt mich. Vielleicht ist das auch meine Art der Trauerbewältigung - ich weiss es nicht.... Die Wochenenden sind da wieder ein anderes Kaliber, aber auch hier verändert sich (langsam) was. Versteht mich nicht falsch, ich weine immer noch bei jeder passenden und auch unpassenden Gelegenheit, aber: Ich kann es nicht unterdrücken oder kontrollieren, also lass ich es halt raus...


    Bei Anja schrieb ich: "Mach Pläne, ob sie so umgesetzt werden, ist erst mal egal." Und dazu stehe ich auch immer noch. Pläne heisst Zukunft, im besten Fall eine Zukunft, die mich wieder zurück ins "Leben" schiesst. In ein Leben, wo ich wieder einen Platz habe. Ein Leben, wo ich morgens aufstehe und sagen kann: "Ja es macht wieder Sinn." Denn das ist es, was mich momentan echt beschäftigt. Ich agiere, aber mehr auch nicht. Ich arbeite, aber es macht keinen "Spass" (da ist es wieder dieses Wort, was überhaupt nicht mit Trauer zusammenpasst...).

    Auch zu Hause: Ja die Wohnung muss geputzt werden, also mach ich das (mehr schlecht als recht, aber ich mache), aber wofür? Es kommt kein Jan mehr nach Hause, der schnuppernd durch die Tür kommt und sagt: "Hoi Bärchen, heute riechts aber wieder frisch."


    Das sind die Gedanken zur Wochenmitte.


    Ich wünsche Euch allen gute Gedanken!


    Liebe Grüße

    Susanne

  • So geht es mir auch, ganz genau so. Du hast es gut beschrieben.


    Manchmal denke ich, wenn ich doch nur schon älter wäre, wobei ich denke dann auch im selben Atemzug, dann wäre alles noch schwieriger.


    Wäre, hätte, alles vollkommen egal. Es ist wie es ist, und Schritt für Schritt hoffe ich einer ruhigeren Zukunft entgegen zu gehen. Das würde mir schon genügen. Ruhe in mir.

  • Liebe Sumazo. Es tut mir leid, was dir geschehen ist. Ich hoffe es ist ok, wenn ich in deinem WZ ein paar Gedanken äußere. Das schönste was passieren kann, wäre, wenn wir einen Menschen finden, mit dem wir gerne zusammen sind und der jederzeit Verständnis hat, dass man seinen Seelenmenschen noch liebt und sich wünscht, dass er immer in der Nähe ist. Nur mit diesem Verständnis im Hintergrund könnte ich mir zutrauen, mich neu zu öffnen. Momentane Gedanken.

    Liebe Umarmung.

    Waltraud

  • So geht es mir auch, ganz genau so. Du hast es gut beschrieben.


    Manchmal denke ich, wenn ich doch nur schon älter wäre, wobei ich denke dann auch im selben Atemzug, dann wäre alles noch schwieriger.


    Wäre, hätte, alles vollkommen egal. Es ist wie es ist, und Schritt für Schritt hoffe ich einer ruhigeren Zukunft entgegen zu gehen. Das würde mir schon genügen. Ruhe in mir.

    ... ich finde es für uns schon mal beruhigend, dass wir von Zukunft überhaupt schon mal sprechen (können).... vor 6 Wochen hätte ich es nie auch nur gewagt, von Zukunft überhaupt zu träumen...


    "Schritt für Schritt" - ja genau - auch wenn es halt manchmal auch nur Minischritte sind.

  • Liebe Sumazo. Es tut mir leid, was dir geschehen ist. Ich hoffe es ist ok, wenn ich in deinem WZ ein paar Gedanken äußere. Das schönste was passieren kann, wäre, wenn wir einen Menschen finden, mit dem wir gerne zusammen sind und der jederzeit Verständnis hat, dass man seinen Seelenmenschen noch liebt und sich wünscht, dass er immer in der Nähe ist. Nur mit diesem Verständnis im Hintergrund könnte ich mir zutrauen, mich neu zu öffnen. Momentane Gedanken.

    Liebe Umarmung.

    Waltraud

    Liebe Waltraud,


    natürlich ist es okay! Ich bin froh über Austausch!


    Du hast mein sehr ausführliches Geschreibsel eben mit 2 Sätzen auf den Punkt gebracht! :2: DAFÜR ! <3


    Aber ob wir diesen Menschen finden?


    LG Susanne

  • Genau wie Waltraud es beschrieben hat, durfte ich es erleben. Kurt wusste, dass ich mit Gerhard eine große Liebe habe. Er konnte das akzeptieren und war voll Achtung dafür.
    Genau das hat mein Herz für ihn dann geöffnet, es war überhaupt kein Problem.

  • Ich weiß es nicht. Aber ich spüre, dass ich es schaffe.
    Ich lebe so gerne, habe tolle Töchter, eine große Familie die sich alle verstehen, zwei fellige Seelentröster, ich liebe meinen Beruf und:

    Ich hatte den besten Ehemann den ich mir vorstellen konnte und dann noch einmal einen (nicht so einfachen) liebenswerten Freund.

    Eigentlich hatte ich mehr als viele Menschen überhaupt je haben.

    Und ich bin der festen Überzeugung, dass wieder schöne Zeiten kommen.

    Pffff, ich bin die geborene Optimistin, jetzt oft traurige Optimistin. Aber diese Grundeinstellung hat mir das Leben noch nie genommen.

  • Ich weiß es nicht. Aber ich spüre, dass ich es schaffe.
    Ich lebe so gerne, habe tolle Töchter, eine große Familie die sich alle verstehen, zwei fellige Seelentröster, ich liebe meinen Beruf und:

    Ich hatte den besten Ehemann den ich mir vorstellen konnte und dann noch einmal einen (nicht so einfachen) liebenswerten Freund.

    Eigentlich hatte ich mehr als viele Menschen überhaupt je haben.

    Und ich bin der festen Überzeugung, dass wieder schöne Zeiten kommen.

    Pffff, ich bin die geborene Optimistin, jetzt oft traurige Optimistin. Aber diese Grundeinstellung hat mir das Leben noch nie genommen.

    Liebe Hedi,


    danke für diese Zeilen - Du schürst bei mir unglaublich Hoffnung!


    :2:


    Ich war vor unserer persönlichen Katastrophe eigentlich auch zufrieden. Die Aktzeptanz zu finden, dass mein geliebter Mann so früh und viel zu schnell diese Welt verlassen musste, damit hadere ich. Ich bewege mich zwischen zwei Zeitzonen, die irgendwie nicht zusammen passen wollen:


    Da ist der (vermeintlich) gesunde Mann im Januar - kernig und sportlich und dann ist da der Schatten meines Mannes im Juni - dünn, durch diese verfluchte Krankheit ausgezehrt, und trotzdem noch am Leben hängend, alles versuchend um dem Tod noch ein paar Stunden mehr abzuringen. Und ich daneben stehend, den Tatsachen ins Auge sehend, dass ich meinen Mann verliere!


    Aber wie ich ja schon öfter geschrieben habe, es regt sich bei mir (und das auch immer öfter) der "Widerstand", die Tatsachen anzunehmen, wie sie nunmal jetzt sind und langsam wieder einen Weg zu finden aus diesem Urwald, der sich Trauer nennt.


    Die Trauer ist und wird immer da sein - das weiss ich - aber der Weg ist das Ziel. Und mein Weg ist derzeit eine Koexistenz zu finden. Und ich hoffe sehr (für mich), dass ich das schaffe....


    Liebe Grüße

    Susanne

  • Hi Susanne,

    ich habe meinen Mann unter ähnlichen Umständen verloren, wie du den deinen.

    Diesen Monat vor 3 Jahren Tagen Monaten....


    Trauer hat kein Zeitmaß.


    Ich habe in deinem anderen Account, von dem ehemaligen besten Freund deines Mannes gelesen und mir ist etwas dazu eingefallen, was mir einmal eine Hunderundebekannte bei der Hundehunde erzählte, sie war Psychologin bei Partnerbörse...


    sie sagt , es gibt die Haftungsausschlußbemerkungen und nach denen halten sie als Psychologen Ausschau...


    z. B . ich mache diese Geständnis oder kryptische Aussage und dann bin aus der Haftung für alle meine Handlungen heraus..., sie meinte besonders aber nicht nur Männer neigen dazu....


    also " ich fühle mich mies " beim Tod von... ( also bitte , wer denn nicht) also kann ich mich aus allen sozialen VErpflichtungen herausziehen....vielleicht ist der ex-freund von deinem Mann auch so ein Haftungsausschuß -spezi.



    ich bin so traurig im Moment, schreibe deshalb weniger, aber lese viel, besonders bei dir !!!!:30:


    alles Liebe

    Bettina

  • Liebe Bettina,


    ich war jetzt einige Zeit nur stille Mitleserin, deshalb erst verspätet meine Reaktion - verzeih bitte.


    Gestern ist mein Mann seit drei Monaten tot. Und wie hart dieser Satz klingt. Noch zwei Wochen und er ist länger tot, als er diagnostiziert krank war....


    Meine Güte, was ich für Gedanken habe - schrecklich.


    Bei mir sind es drei Monate - bei Dir drei Jahre - was sind das für Zeitspannen? Aber - Du hast recht: Trauer hat kein Zeitmaß.


    Zu dem besten Freund meines Mannes (Ex-Freund kann ich und möchte ich eigentlich auch nicht schreiben, denn für Jan war er nunmal der best Buddy) möchte ich mich eigentlich gar nicht mehr äußern. Ich brauche meine Energie für wichtigere Dinge..., aber sicherlich hast Du schon ein bissel Recht... aus der Verantwortung schleichen, trifft es sehr gut... aber wie gesagt - er soll sein Leben leben und ich sehe zu, dass ich meins wieder auf die Reihe bekomme...


    Ich hoffe, Du bist ein wenig aus dem Trauerloch rausgekommen!


    Ich sende Dir eine dicke Umarmung!


    LG Susanne

  • Ihr Lieben,


    ging es mir die letzte Woche ganz okay merke ich wie der Start in die neue Woche wieder Regenwolken in meiner Psyche aufziehen lässt.


    Ich habe direkt nach Jan's Tod damit begonnen ihm meine Gedanken handschriftlich mitzuteilen (ein Psychologe würde jetzt wahrscheinlich applaudieren, aber ich merke, dass es mir gut tut, das Schreiben hilft mir meine Gedanken zu ordnen und so will ich heute einen kleinen Einblick geben):


    Hallo mein Schatz!!!!


    Heute morgen im Bett traf es mich wieder ganz unvermittelt. Noch halb im Schlaf mit Sehnsucht nach Dir und halb wach, sehr wohl registrierend, daß Deine Hälfte im Bett leer ist und trotzdem noch mit Hoffnung im Herzen, daß die wache Seite in mir der Alptraum ist aus dem ich jetzt erwache, wenn ich rüber zu Dir rutsche und meinen Kopf in dieses kleine Kuhle auf deine Brust lege und Du mich einfach in den Arm nimmst. Aber natürlich war und ist dort nur ein leeres Kissen - lediglich besetzt durch Dein kleines Äffchen, was Du immer im Krankhaus dabei hattest.


    Und schon starten wir also um 05.20 Uhr in diesen Tag mal wieder mit Tränen.


    War die ganze letzte Woche eigentlich überraschend "ruhig" - von gut kann man nicht reden - scheint sich jetzt die Trauerwelle wieder so langsam aufzubäumen. ICH HASSE DAS!!!!!!!!


    Ich will nicht um Dich weinen - ich will mit Dir lachen, ich will Deinen Geschichten von der Arbeit lauschen. Ich will wieder leicht genervt "Ach Jan" sagen, wenn Du wieder mal von irgendwelchen Steinen und Größen und Farbnummern erzählst und ich will wieder sagen können: "Ich hab noch gar kein Kussi heut gekriegt!"


    Ich vermisse Dich so sehr!


    Und ich liebe Dich - bis zum verdammten Mond und wieder zurück!!!!!


    Susi