Meine Mutter ist gestorben- kann mir Jemand helfen?

  • Hallo,


    Meine Mutter ist am 23.9.2009 gestorben. Obwohl das schon etwas her ist ist, tut es noch sehr weh.


    Ich bin 21 Jahre alt, stehe kurz vorm Schulabschluss und lebe nun mit meinem Vater allein.
    In der Schule versuche ich alles gerade so hinzukriegen.


    Meine Mutter hat jahrelang getrunken und ist dann wegen inneren Blutungen gestorben.
    Sie hat schon eine Entziehungskur gemacht aber ihr Körper hat es dann doch nicht geschafft.
    Sie hat mit mir und meinem Vater hier gewohnt -mein Bruder ist schon ausgezogen-, und ich habe jeden Tag gesehen wie es ihr geht.
    Ich habe gesehen wie sie immer schwächer wurde und habe mich so hilflos gefühlt.
    Ich wusste was kommen muss.


    Aber jetzt kann ich nicht so recht damit umgehen. Seit sie gestorben ist muss ich ständig an sie denken. Meine Gedanken sind voll von Selbstvorwürfen, Sehnsüchten, Wut und Traurigkeit.
    Und über allem steht manchmal der Wunsch nicht mehr darüber nachdenken zu müssen.
    Diese Gedanken verfolgen mich jeden Tag. Ich habe auch Alpträume deswegen.


    Was kann ich nur machen damit das aufhört?
    Ich habe kein normales Leben mehr. Dabei bin ich an einem Punkt in meinen Leben, wo ich mich um so viele andere Sachen kümmern muss, die wichtig für meine Zukunft sind! Aber ich kann mich einfach nicht voll darauf konzentrieren.
    Was kann ich denn tun?
    Kann mir Jemand helfen?

  • liebe Leyla,
    Herzlich willkomen bei uns und mein aufrichtiges Beileid.


    meine Mum starb vor fast zwei Jahren.
    Ich kann Deine Gefühle und Gedanken gut nachvollziehen. Mit ging es lange Zeit nicht gut. Voller Traurigkeit und
    auch Hoffnungslosigkeit. Ich hätte nie gedacht, dass der Weg der Trauer so lange und so schmerzhaft ist.
    Ich habe mir dann Hilfe bei einem Psychologen gesucht - und es war ein guter Schritt den ich getan habe.
    Auch heute noch werde ich oft traurig und es fließen auch die Tränen.


    Wichtig ist für Dich, das Du Deine Trauer ausleben kannst und Du Dir auch von niemandem vorschreiben lässt
    wie und wie lange Du zu trauern hast.


    Ansonsten schreibe Dir alles von der Seele - es hilft meistens ein klein wenig.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut diese schwierige Zeit zu überstehen!!!


    Viel Licht,Wärme, Kraft und Mut wünscht DIR


    Manu

  • Hallo Leyla,


    zuerst ein herzliches Beileid von mir!


    Es ist nicht leid, miterleben zu müssen, wenn die eigene Mutter trinkt und man nicht helfen kann. Das traurige ist, dass sich Alkoholiker nicht helfen lassen wollen oder zu spät und leider alle darunter leiden.


    Meine Mutter war auch Alkoholikerin und sie meinte damals, als wir noch Jugendliche waren, es geht uns nichts an, was sie macht. Wir dachten damals immer, sie trinkt, weil sie wegen uns Sorgen hat; aber jetzt weiss ich, dass es andere Gründe gab. Meine Mutter ist dann vor vielen Jahren kurz vor Weihnachten an Asthma gestorben.


    Vier Monate sind für die Trauer eine kurze Zeit und so wie DarkAngel geschrieben hat, du kannst hier deine Trauer und den Kummer von der Seele schreiben.


    Es ist normal, wenn du keinen Kopf für gewisse Dinge hast - man fühlt sich total leer und kraftlos.


    Wie ist das Verhältnis zu deinem Vater?


    Wie geht dein Bruder damit um?


    Antworte nur, wenn es dir nicht zu persönlich ist.


    lg
    Regenbogen

  • Zitat

    Wie ist das Verhältnis zu deinem Vater?


    Wie geht dein Bruder damit um?



    Mein Verhältnis zu meinem Vater könnte nicht besser sein. Er ist einer meiner besten Freunde und ein glänzendes Vorbild für mich in mancher Hinsicht.
    Er trauert nicht mehr vor mir. Anfangs hat er es kaum zurückhalten können zu weinen aber irgendwie hat er es dann doch geschafft. Nur an Weihnachten nicht. Heilligabend war schlimm.



    Mein Bruder lässt sich nicht ansehen, dass er trauert und er vermeidet das Thema "Mama" allgemein. Er stürzt sich in seine Arbeit, macht Überstunden um -wie ich denke- nicht darüber nachdenken zu müssen.


    Ich frage mich ständig ob ich alles richtig mache oder ob ich zuviel nachdenke.
    Teilweise mache ich mir Vorwürfe weil ich doch schon "erwachsen" bin, aber mich fühle wie ein kleines Mädchen, dass ohne seine Mutter kaum etwas auf die Reihe kriegt.


    lg
    Leyla

  • Sei herzlich hier unter uns aufgenommen Leyla


    Hallo Liebes "Schwarzes trauriges Schaf" (....soll nicht beleidigend wirken. Dein Bild im Avatar sagt mir aber Deine innerliche Stimmung)


    Vorerst einmal mein aufrichtiges Beileid zu Deinem Verlust. Du bist noch so jung, und mußt schon einen Teil Deiner Lebenshilfe verlieren. Auf bestimmt sehr tragische Weise, so wie Du es schildererst. .....Deine Hilfe, die Dich groß gemacht hat.


    Dass du zu Deinem Vater ein sehr gutes Freundschaftsverhältnis hast, ist bestimmt dazu etwas tröstlich. Wenn auch den Schmerz Deines Vaters mitanzusehen, gerade für Dich bestimmt sehr schmerzhaft ist. Doch ich glaube, dass Ihr Beide, und auch Dein Bruder, dem Schmerz Eurer großen Trauer einfach freien Lauf geben solltet. Nicht in nur Arbeit hineinstecken. Nicht in verhalten von Weinen. Ihr DÜRFT Weinen. IhrTRAUERT. Du DARFST in dieser Situation leer und kraftlos sein. Es ist uns Allen hier so ergangen. Und ergeht es zum Teil nach Jahren noch so. Trauer braucht Zeit. Nehmet Euch diese Zeit. Erstickt nicht darin.


    Ich möchte mich meinen Vorschreiberinnen anschließen: Die Zeit seit Beginn der Traurigkeit ist bei Euch noch sehr, sehr kurz. Auch möchte ich mich an den Kraftpaketen für Euch beteiligen, und etliche noch hinzufügen.


    Lieb Gruss


    Walter (... manchmal fehlen mir einfach die richtigen Worte zum Leid.)

  • Liebe Leyla,


    es freut mich, dass du einen solch tollen Vater hast!


    Ich glaube dir, dass du dich manchmal "wie ein Kind" fühlst, weil deine Mutter fehlt und du nun plötzlich vieles alleine bewältigen und entscheiden musst.


    Aber im Grunde bist du ein Kind, nämlich das von deinen Eltern und man wird immer das "Kind" bleiben, egal wie alt man ist. Nun habe ich leider auch keinen Vater mehr, aber ich könnte es mir schön vorstellen, wären meine Eltern noch am Leben und ich ihr "Kind".


    Bei mir war es so, dass mein Mann nicht mehr da war und viele Dinge habe ich mit ihm abgesprochen und auf einmal musste ich alleine einiges für unseren Sohn entscheiden. Da fühlte ich mich auch leicht überfordert. Obwohl ich eine Frau bin, die fest im Leben steht.


    Bei deinem Bruder kann es leicht sein, dass er das alles verdrängt; mein Sohn (bald 17) spricht mit mir fast nie über den Tod seines Vater. Anfangs war er der Meinung, er möchte nicht haben, dass ich traurig bin. Aber im Grunde will ich, dass sich mein Sohn seinen Kummer und die Trauer von der Seele redet, aber er möchte das nicht.


    Ich glaube nicht, dass du zuviel nachdenkst. Man sollte nichts verdrängen, weil man muss seine Gedanken verarbeiten und an der Trauer arbeiten.


    lg
    Regenbogen

  • Ich habe zunehmend das Gefühl, dass die Schule (die Lehrer) für mich entschieden haben, wie ich zu trauern habe. Zwei Tage nachdem meine Mutter gestorben war, habe ich es meiner Stufenbetreuerin gesagt. (Sie war auch sehr verständnisvoll und bot an alle meine Lehrer in Kenntnis zu setzen.)
    Ich habe gemerkt wie die Lehrer in der Schule Rücksicht nahmen, doch Seit zwei Wochen etwa hat das abrupt aufgehört.


    Sind sie der Meinung, dass ich nun genug getrauert habe? Dass ich jetzt einfach so mit Allem klar komme?
    Mich auf andere Sachen zu konzentrieren und auch am Ball zu bleiben ist schon einfacher geworden aber nach wie vor schwierig.
    Und hier Zuhause alles auf die Reihe zu kriegen ist auch nicht ganz einfach. Wenn ich wieder mal realisiere welche Dimensionen da auf mich zugekommen sind... Ich komme mir manchmal vor wie Jemand der 3 rohe Eier auf dem Zeigefinger balancieren soll, vorher aber einen 500Meter Sprint hingelegt hat und ganz aus der Puste ist.


    Vor ein paar Monaten habe ich so viele Aufgaben bekommen:


    -täglich kochen
    -Wohnung putzen
    -Finanzen im Auge behalten
    -Papas rechte Hand (mit entscheiden und unterstützen)


    und meine üblichen:


    -Schule
    -Bewerbungen schreiben
    -Chor
    -Babysitten


    Das ist es was ich unter einen Hut zu bringen versuche.
    Und manchmal verzweifle ich fast daran.
    Ich denke mir dann: Hey, das muss doch möglich sein! Dein Leben geht weiter. Mama hätte nicht gewollt, dass du IRGENDWAS davon nicht schaffst!
    Und so geht es dann weiter...



    P.S. Ich danke euch allen, dass ihr mich so lieb hier aufnehmt und, dass ich hier schreiben kann was mich so beschäftigt. Das ist mir eine große Hilfe.


    LG
    Leyla

  • Liebe Lyla!


    Auch von mir, mein herzlichest Beileid zum Verlust deiner Mutter.


    Wie die anderen schon geschrieben haben, du darfst trauern so lange du willst. Wir sollten uns das von niemanden vorschreiben lassen. Jeder trauert auf seine Weise. Trauer braucht seine Zeit.


    Bei mir hat mein Papa viel Alkohol getrunken. Er starb heute vor zweieinhalb Jahre.


    Bei mir nahmen meine Mitarbeiter überhaupt keine Rücksicht auf mich. Ich solllte nach 2 Monaten schon wieder lachen.


    Ich finde es schön, dass du mit deinen Vater so ein gutes Verhältnis hast.


    Verlang nicht zu viel von dir, dass alles geht in kleinen Schritten. Es braucht Zeit, dass ganz zu verarbeiten.


    Du kannst hier jederzeit schreiben, man "hört" dir zu.


    Ich wünsch dir ganz viel Kraft!


    Alles Liebe!


    Melinda

  • Liebe Leyla,


    als erstes mein aufrichtiges Mitgefühl. Es tut mir sehr leid, daß du deine Mutter verloren hast.
    Und dann natürlich ein liebes Willkommen hier im Forum. Schön, daß du zu uns gefunden hast. Schreib immer, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, es tut gut, sich "auszusprechen", und wir "hören" dir immer gerne zu.


    Wie die anderen schon geschrieben haben: laß dir von niemandem vorschreiben, wie lange bzw. wie du zu trauern hast. Jeder Mensch hat da sein "eigenes Tempo", und du darfst und sollst dir die Zeit nehmen, die DU brauchst. Wenn dich das Verhalten der Lehrer zu sehr belastet, könntest du ev. nochmals mit einer Lehrkraft deines Vertrauens reden? Und ihr/ihm auch erklären, was dich zusätzlich belastet, was alles an dir "hängenbleibt". Denn wahrscheinlich wissen sie nicht, bzw. denken nicht daran, daß du ja jetzt auch die Aufgaben deiner Mutter übernehmen mußtest.


    Und - vielleicht willst du darüber auch mit deinem Vater sprechen. Es ist nicht gut, wenn du zusätzlich zu deiner Ausbildung alles im Haushalt übernimmst. Auch deine Kraft ist nicht endlos. Könnt ihr euch nicht auf "Arbeitsteilung" einigen? Es gibt doch sicher so einiges, was er dir abnehmen könnte? Sag ihm, daß du Hilfe brauchst. Sonst leidet irgendwann deine Ausbildung darunter, und das möchte doch keiner von euch.


    Leyla, einen Elternteil zu verlieren ist immer schlimm. Wir verlieren damit einen Teil unserer Wurzeln, unserer Kindheit, Und das schmerzt egal wie alt wir sind.


    Ich wünsche dir viel Kraft, und nehme dich mal leise in den Arm.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Liebe Leyla!


    ein stilles Willkommen im Forum!


    mein tiefstes Mitgefühl zum gehen deiner Mutter!


    Anselm Grün schreibt:


    Das Wort "trauern" kommt von einem alten Wort für "fallen".


    Trauer lässt niedersinken, kraftlos werden.


    Trauer zieht nach unten.


    In der Trauer lässt du den Kopf sinken.


    Sie raubt dir alle Kraft.


    Das Wort "Trost" dagegen kommt von Treue, von Festigkeit.


    Trost gibt Halt mitten in der Trauer, mitten in der Kraftlosigkeit.


    Trost stellt dich wieder auf festen Grund.


    Was kann dir Trost schenken? Was gibt dir einen festen Grund?


    Es gibt Menschen in deiner Nähe, die fest zu dir stehen.


    Gott ist ein zuverlässiger Grund, auf dem du stehen kannst.


    Gott ist mitten in deiner Trauer.


    Er gibt dir Halt, wenn du dich von ihm halten lässt.



    ich wünsche Dir alles Liebe, maki

  • Ich traue mich einfach nicht deswegen auf meine Stufenbetreuerin oder sonst einen Lehrer zu zugehen. Ich will nicht sagen müssen, dass es mir zuviel ist. Außerdem denke ich, wenn ich mir etwas abnehmen lasse bekomme ich NIEMALS wieder mehrere Sachen auf einmal hin.


    Mein Papa übernimmt hier und da ein paar Sachen, auch automatisch, wenn er sieht, dass ich es nicht schaffe. Er sagt immer ich brauch mir nicht so viel Mühe zu geben und sagt gleichzeitig, dass ich das alles sehr gut mache.
    Ich will auch alles SEHR GUT machen. Ich will ja auch, dass es ihm gut geht.


    Wenn ich Anfang Sommer die Schule beendet habe will ich Logopädie studieren. Ich weiß noch nicht genau wie, aber ich weiss, dass ich dafür nach Berlin oder Dresden will. Das habe ich schon seit zwei Jahren geplant und das ziehe ich auch durch.
    Nur dann ist Papa ganz alleine hier in der Wohnung. Ich mag den Gedanken nicht, dass er alleine ist, aber ich will auch nicht hier bleiben.


    Im Krankenhaus gegenüber ist Mama gestorben, nicht weit davon ist der Friedhof auf dem ihre Asche begraben wurde. In der Garage steht immer noch ihr Motorroller und alleine hier in der Wohnung steckt ein so großer Teil von ihr. Seit ich geboren bin, wohnen wir hier und es gibt hier soooo viele Erinnerungen mit ihr! Keine Ahnung wie Papa das aushält. Ich möchte nicht mehr ständig erinnert werden. Ich möchte mich erinnern wenn ich mich dazu entscheide.


    DANKE ...dass ihr mir "zuhört"

  • Liebe Leyla,


    herzlich willkommen bei uns und mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter! Meine Vorschreiberinnen haben dir schon so viele Dinge gesagt, die wichtig und für deine Situation auch richtig sind, ich kann alles nur doppelt unterstreichen.
    Was noch mit einem :!: Rufezeichen verstärken möchte, ist: Pass auf dich auf!


    Eine Familie ist ein "System" und jedes Familiensystem hat sich im Laufe der Jahre durch Rollenverteilung ein ganz individuelles Gleichgewicht geschaffen, damit das System zusammenhält und nicht kippt. Wenn ein Familienmitglied stirbt, dann wird dieses Gleichgewicht gestört und nun versuchen die verbleibenden Mitglieder wieder ein Gleichgewicht herzustellen, damit das System nicht kippen oder auseinanderbrechen kann. Um das Gleichgewicht zu halten, werden die Rollen und Kräfte auf die verbleibenden Mitglieder verteilt. Oft ist es so, dass die Kräfte nicht gleichmäßig verteilt werden, sondern dass sich ein Starker und mehrere Schwächere herausbilden. Der Starke ist der Tröster, der Starke muss am meisten Kraft aufwenden. Am Anfang klappt das, denn die Schwachen werden entlastet (dürfen trauern) und der Starke fühlt sich durch sein Starksein "gut". Das heißt oft auch, dass er durch seine Stärke seine eigene Trauer hintanstellt, was er als recht angenehm erlebt. Irgendwann rächt sich das aber. Denn auch ein starker Mensch muss sich manchmal ausruhen und auch ein starker Mensch muss seine Trauer zum Ausdruck bringen.
    Starke klappen nach einiger Zeit unter ihrer Last zusammen und Trauer kommt verzögert daher.


    Du bist derzeit "die Starke" in der Familie.Du, dein Vater und dein Bruder müsst euch die Arbeiten jetzt gerecht verteilen, das ist ganz wichtig. Wenn auch dein Vater und dein Bruder jeweils fixe Tätigkeiten im Haushalt verrichten, dann überlastest du sie damit nicht, im Gegenteil: Sie haben etwas wichtiges zu tun und somit bekommen sie auch Struktur. Struktur gibt Sicherheit und Halt.
    Nimm dir nicht zu viel vor: Schau, dass du den Schulabschluss schaffst, rede unbedingt mit deinen Lehrern, das ist wichtig - nicht nur für dich, sondern auch für die Lehrer - die kennen sich ja auch nicht aus, sind unsicher. Sag ihnen, was für dich hilfreich wäre. Dass du Logopädie studieren willst, ist super, überlege dir aber, ob ein Umzug in eine fremde Stadt dieses Jahr noch gut für dich ist. Es kann sein, dass es genau das ist, was du brauchst, um dein Leben neu zu orientieren. Es kann aber auch sein, dass es heuer noch zu früh dafür ist, weil es zu nahe am Tod deiner Mutter ist und eine zusätzliche Entwurzelung bedeutet. Du "verlässt" ja nicht nur den Wohnort, sondern auch deine Familie und den Freundeskreis.


    Also: Keine überstürzten Handlungen, lass dir Zeit und pass auf dich auf! Du kannst auch noch ein Jahr "Pause" einlegen, in dem du jobst und dich ein bissl erholst. Das ist dann sicher kein verlorenes Jahr! In deinem Alter gibt es keine verlorenen Jahre!
    sagt die gute alte ;)
    Christine

  • Liebe Leyla,


    ich kann gut verstehen, daß es schwierig ist, sich einem Lehrer anzuvertrauen.
    Glaube aber wie Christine, daß du damit euch allen helfen würdest.
    Du mußt sicher keine Angst haben, NIE WIEDER mehrere Sachen auf einmal zu schaffen. Es ist ein großer Unterschied zwischen MEHRERE und ZU VIELE!
    Und ich glaub halt, im Augenblick ist das alles eben einfach ZU VIEL.


    Trauer kostet viel Kraft. Und diese Kraft, die wir aufbringen müssen, um den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten, die fehlt uns dann bei "alltäglichen" Dingen. Das ist ganz normal, aber es ist dann unsere Aufgabe, auch auf unseren Körper zu hören.
    Klar willst du alles SEHR gut machen, aber immer geht das leider nicht, und auch manche Dinge "nur" GUT zu machen ist sicher oft mehr, als manch anderer Mensch schaffen würde.
    Verlange nicht zu viel von dir.


    Es ist schön, daß dein Papa dir von selbst auch etwas abnimmt. Doch noch besser fände ich es, wenn ihr wirkliche Arbeitsteilung machen würdet. So ungefähr: du kochst, aber er räumt nach dem Essen die Küche auf, du saugst, aber er wischt Staub, .....
    So wie Christine schrieb, FIXE Tätigkeiten, für die jeder "verantwortlich" ist. Das hilft euch beiden.
    Umso mehr, wenn du für dein Studium in eine andere Stadt gehst. Denn dann weißt du, daß dein Papa im Haushalt auch alleine zurechtkommen wird, denn er hat ja schon "geübt" ;)


    Auch, daß dir der Gedanke, deinen Papa "alleine in der Wohnung" zu lassen nicht gefällt, kann ich gut nachvollziehen. Leider müssen wir solche schweren Entscheidungen oft trotzdem treffen. Und ich finde es gut, daß du entschlossen bist, deinen "Traum" zu verwirklichen und durchzuziehen. Wobei der Gedanke von Christine, ein Jahr "Pause" zu machen, sicher sehr gut ist. (Klar, sie ist ja nicht umsonst unsere "Forumsmutti" ;) ) Ev. könntest du dann "leichteren Herzens" gehen, und dich ohne allzu große Sorge um deinen Vater mit ganzer Kraft dem Studium widmen.
    Vertrau auf dein Bauchgefühl, du triffst sicher die richtigen Entscheidungen.


    Ich schicke dir ein Päckchen Kraft, alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Also ich denke das mit der Arbeitsteilung bekomme ich geregelt. Und vielleicht ist dann auch nicht mehr die Notwendigkeit da zu einem Lehrer zu gehen. Das ist einfach eine zu große Hürde.
    Ich habe letzte Nacht (mal wieder) einen Alptraum gehabt. Die habe ich seit Mamas Tod ständig.
    Die Träume variieren kaum es ist entweder als ich sie das letzte Mal -lebend- sah und ihre letzten Worte: "NEIN! Lasst mich nicht allein!"


    (Sie war panisch und mein Vater und ich wurden aber ins Wartezimmer gedrängt und wir KONNTEN doch nicht bei ihr bleiben! Oder doch? Hätten wir die Answeisung missachten sollen?)


    ...oder als wir nach ihrem Tod ins Krankenzimmer gelassen wurden um uns zu verabschieden. Jedesmal läuft es so ab wie es wirklich war. Ich, wie ich mich sofort umdrehe und wieder raus will, mein Vater der sich über Mama beugt und ihr noch einen Kuss gibt, mein Bruder,der sich in die Arme seiner Freundin vergräbt.


    Ich wache dann jedesmal mitten in der Nacht weinend auf, und wenn ich versuche wieder einzuschlafen, kommen die Bilder wieder!
    Am Anfang habe ich sowas fast jede Nacht geträumt udn konnte kaum schlafen, jetzt ist es zwar seltener aber genauso Kräftezehrend.
    Es kam vor, dass ich nach so einer Nacht nicht in die Schule gegangen bin und mich den Tag damit beschäftigt habe über Mama nachzudenken.


    Ist das in Ordnung? Ich meine auf diese Art greift die Trauer ja schon enorm in mein Leben ein und ich bin mir unschlüssig ob ich das zulassen soll...
    Mein Freund Stefan (mit dem ich nun seit 3 Jahren zusammen bin) ist zwar Jemand, der mir zuhört, wenn ich darüber rede was mich beschäftigt, doch er weiss nie was er entgegnen soll. Wenn ich nicht zur Schule gegangen bin aus oben genannten Gründen, dann ist er mir böse und will mir ins Gewissen reden, dass ich doch sonst so gewissenhaft und pflichtbewusst bin udn dass der Tod meiner Mutter daran NICHTS ändern sollte. Das für und wieder verwirrt mich. Ich kann meine Situation nicht mal verteidigen weil ich keine Ahnung hab ob es richtig ist was ich tue.


    LG
    Leyla


  • Ist das in Ordnung? Ich meine auf diese Art greift die Trauer ja schon enorm in mein Leben ein und ich bin mir unschlüssig ob ich das zulassen soll...
    Mein Freund Stefan (mit dem ich nun seit 3 Jahren zusammen bin) ist zwar Jemand, der mir zuhört, wenn ich darüber rede was mich beschäftigt, doch er weiss nie was er entgegnen soll. Wenn ich nicht zur Schule gegangen bin aus oben genannten Gründen, dann ist er mir böse und will mir ins Gewissen reden, dass ich doch sonst so gewissenhaft und pflichtbewusst bin udn dass der Tod meiner Mutter daran NICHTS ändern sollte. Das für und wieder verwirrt mich. Ich kann meine Situation nicht mal verteidigen weil ich keine Ahnung hab ob es richtig ist was ich tue.


    LG
    Leyla


    Liebe Leyla,


    das ist in Ordnung! Trauer ist ja keine Krankheit, sondern ein Bewältigungsprozess, wenn du sie zum Ausdruck bringst, dann ist das heilsam. Aber du brauchst natürlich auch Erholungsphasen dazwischen, in denen du nicht oder weniger dran denkst, um wieder Kraft zu schöpfen. Versuch mal die Schule als einen Ort zu sehen, der dich ablenkt und dir so emotionale Erholung verschafft. Versuche aber auch, dich schulisch nicht unter Druck zu setzen. Du musst nicht SEHR GUT sein, es reicht, wenn du dir das Ziel setzt, durchzukommen.
    Du bist ja in einem sehr Kräfte zehrenden Ausnahmezustand!


    Zu den Albträumen: Ich würde sagen, es ist gut, dass sie weniger werden! Wie oft hast du denn diese Alpträume momentan im Vergleich zur ersten Zeit nach dem Tod deiner Mutter?


    Die Bilder, die dich nicht loslassen sind wie die Albträume "Belastungsreaktionen". Belastungsreaktionen sind an sich normale Reaktionen auf "nicht normale" Ereignisse - z.B. nach einem Trauma wie bei dir. Sie sollten allerdings mit der Zeit abklingen.


    Warum musstet ihr denn aus dem Zimmer, obwohl deine Mutter wollte, dass ihr sie nicht alleine lasst?


    Alles Liebe
    Christine

  • Zuerst konnte ich kaum die Augen schließen da waren schon die Bilder da. Ich habe das Radio angestellt um meine Gedanken zu "übertönen" So konnte ich Nachts wenigstens ein paar Stunden schlafen. Das ging etwa 3 Wochen jede Nacht so.
    Jetzt ist es etwa jede 4. Nacht in der ich entweder Alpträume bekomme, oder vor Gedanken nicht einschlafen kann. Dazwischen schlafe ich wieder richtig gut.



    Nachdem meine Mutter zuhause wieder zusammen gebrochen war und auch wieder Blut spuckte haben mein Vater und ich mal wieder den Krankenwagen gerufen. Der hat sie auch sofort in die Notaufnahme gebracht und dort durften mein Vater und ich nicht in das Untersuchungszimmer. Die Male davor durften wir mit rein! Aber diesmal sollten wir ausdrücklich dort bleiben.
    Papa und ich waren so hin und her gerissen, dass wir uns nicht bewegten. Mama hate wieder was gesagt! Sie war so geistesabwesend gewesen, wie auch einige Male zuvor und so war es gleich noch eindrucksvoller WAS sie GESAGT hat.


    Sie wurde davon geschoben und Papa und ich verbrachten 2 Stunden im Wartezimmer.
    Dann wurden wir auf die Intensivstation gerufen und sollten dort warten. Die ganz Zeit über wollte ich nur zu Mama. Ich bin wie in Trance gegangen und habe NICHTS wirklich wahrgenommen.
    Wir wurden auch dort nicht ins Krankenzimmer gelassen, denn der Arzt hat gesagt, dass man sich immer noch um Mama kümmert. Sie hatte da schon innere Blutungen und man versuchte das zu stoppen.
    Der Arzt meinte, dass sie nun künstlich beatmen werden muss und, dass ihre Organe reihenweise aufhören zu arbeiten. Das habe ich garnicht wirklich gehört. Dann wollte mein Vater nach Hause gehen (wir wohnen 800m vom Krankenhaus weg) und ich bin ihm einfach gefolgt. Ich hätte dableiben sollen. Ich wollte sie doch nochmal sehen!
    Ich weine bei dem Gedanken, dass sie sich allein gefühlt hat, weil Papa und ich nicht da waren. Ich weiss nicht ob sie noch was mitbekommen hat, aber hoffentlich hoffentlich hat sie sich nicht verlassen gefühlt.


    LG
    Leyla

  • Liebe Leyla!
    Auch von mir ein stilles Willkommen hier bei uns.
    Du meinst,deine Mama hat sich vielleicht allein gefühlt,als sie gehen musste? Diese Gedanken lassen auch mich nicht los,anfangs mehr als jetzt.
    Deine Mama hat gespürt,das ihr,so lange wie möglich bei ihr wart.Die Ärzte hatten mit Sicherheit ihre Gründe,deinen Papa und dich erstmal nicht zu deiner Mama zu lassen.Ihr hättet ihr in diesem Moment,als alle Behandlungsmaßnahmen noch im Gange waren,nicht helfen können.Ich weiß,das klingt alles total "nüchtern",aber es war sicher auch für euch besser,dort nicht vor der Tür zu warten.Deine Mama hat euch trotzdem gespürt!
    Ich wünsch dir Kraft für all die Entscheidungen die du treffen musst und vor allem für die Schule!
    Eine kleine Umarmung :30:
    von Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Ich weiß nur, dass ich gesehen habe wie sie panisch wurde und sich wehren wollte als man sie auf der Liege weg fuhr.
    Wenn sie ins Krankenhaus musste bekam sie immer große Angst wenn Papa und ich nicht da waren. Ich wünschte ich wüsste ob sie erfüllt von dieser Angst war.
    Auch wenn ich jetzt nichts mehr dagegen tun könnte.


    Ich mache mir seit sie gestorben ist auch Gedanken ob es einen "Himmel" gibt, ob sie jetzt als Geist manchmal da ist und ich sie nicht sehe oder ob sie jetzt ein Engel ist und wie Engel eigentlich aussehen.

  • Liebe Leyla,


    Karla ist ja Krankenschwester, sie weiß wovon sie da spricht.
    Ich weiß nicht, ob es einen Himmel gibt, ich glaub, ganz gewiss, weiß das niemand. Aber viele hier haben ihre Verstorbenen schon um sich gespürt und das als sehr schönes und tröstendes Erlebnis beschrieben. Ob das nun "Einbildung" aufgrund der großen Sehnsucht ist oder ob es "wirklich" ist, kann auch niemand genau wissen. Trauernde beschreiben es aber so, dass es absolut real erlebt wird. Du brauchst also nicht Angst haben, es ist nichts Erschreckendes.


    Alles Liebe
    Christine

  • Ich würde mich freuen, wenn ich genau wissen könnte, dass sie irgendwie da ist...


    In den letzten Wochen habe ich so viel von ihren früheren Aufgaben übernommen aber nie wusste ich ob ich es richtig mache.
    Das ein oder andere habe ich schon von ihr abgeguckt aber was zB das Kochen angeht stehe ich wie vor einem leeren Feld.
    Da ist einfach garnichts. Ich habe vergessen wie sie die Sachen gekocht hat. Und dummerweise hab ich das nie aufgeschrieben.


    Ich habe ja schon einige Wochen lang den Haushalt übernommen als sie in der Klinik war oder zu schwach war und im Bett lag.
    Aber an sowas hab ich nie gedacht, wie Rezepte aufschreiben. Ich dachte eben ich habe noch ein paar Jahre Zeit... :13:


    ....Ich zucke immernoch zusammen, wenn ich das Martinshorn der Krankenwagen höre. Ich hasse es, so nah am Krankenhaus zu wohnen ;(


    LG
    Leyla