Wunden verheilen, aber tiefe Wunden heilen nie

  • Hallo Ihr Lieben,

    bin neu in diesem Forum, sitze gerade allein in diesem großen Wohnzimmer, und ständig sind die dunklen Momente der letzten Monate in meinem Kopf und lassen mich nicht ruhen.


    Am 09.12.23 ist meine so geliebte Frau Uti an einem bösartigen Hirntumor verstorben, ein Glioblastom, aggressiv, heimtückisch und unheilbar. Drei Jahre gemeinsamer Kampf sind nun zu Ende gegangen und mir geht es ehrlicherweise total dreckig.


    Das Motto meiner Frau war "immer einmal mehr aufstehen als hinfallen", sie war lange davon überzeugt den Feind in ihrem Kopf zu besiegen, aber die letzten Monate haben Ihr die Grenzen aufgezeigt, der Tumor hatte noch einmal seine ganz hässliche Fratze gezeigt, und ich konnte ihr am Schluss nicht mehr helfen.


    HIer kurz die Krankengeschichte:


    FEB 2021 Hirnblutung

    Juli 2021 OP Hirntumor - danach Bestrahlung, Chemo und Erhaltungstherapie mit Temodal

    September 2022 - Rezidiv - wieder Bestrahlungen und Chemo mit Temodal

    Januar 2023 - Rezidiv - wieder Bestrahlungen und Chemo mit Temodal

    März 2023 - Rezidiv - wieder Bestrahlungen und Chemo mit Regorafenib

    August 2023 - Rezidiv - Antikörpertherapie mit Avastin in Selbstfinanzierung

    Oktober 2023 - austherapiert - Palliativmedizin wurde empfohlen - ein letzter Chemoversuch wurde abgebrochen


    danach ging alles nur noch schnell bergab, körperlich, psychisch und auch geistig.


    Ich habe meine Frau drei Jahre mit diesem Tumor begleitet und gepflegt, habe meinen Job nach 37 Jahren für sie hingeschmissen, wenige Ruhephasen gaben zwischendurch Hoffnung, aber die letzten Monate waren nur noch grauenvoll. Will gar nicht genau ins Detail gehen, aber ich saß zuletzt 5 Wochen an ihrem Sterbebett, davon 2,5 Wochen auf der Palliativstation.


    Ich saß an ihrer Bettkante als es passierte, 2 letzte Atemzüge, und dann starb sie, ich umarmte sie noch mal ein letztes Mal, aber sie war ja schon tot.


    Drei Jahre harter Kampf sind nun zu Ende gegangen, ich habe meine Frau abgöttisch geliebt, wir waren ein Traumpaar, uns gabs nur zu zweit. Wir haben keine Kinder, meine Frau war 56 Jahre alt, also viel zu jung zum Sterben, noch im Leben stehend, immer aktiv gewesen. Bergwandern, Fahrradfahren, Gartenarbeit, das waren ihre Vorlieben. Diese musste sie komplett durch den Krebs abgeben, stattdessen kam der Krückstock, der Rollator, der Rollstuhl und später auch das Pflegebett ins Spiel, zum Schluß hatte sie Pflegegrad 4 und ich war mit meinen Kräften am Ende.


    Stehe jeden Tag bestimmt zweimal am Grab und rede mit ihr, zünde in unser Kirche Kerzen für sie an und hoffe so sehr, dass ich sie irgendwann wiedersehen werde.


    Sie hat durch den Tumor alles verloren, die Motorik war nur noch sehr eingeschränkt, sie wachte morgens auf und hatte nur noch Angst, das Gedächtnis ließ nach und es kam zu Verwirrungen.


    Zwischenzeitlich waren wir zur Uniklinik nach Essen gewechselt, wurden dort allerdings auch nur sehr oberflächlich betreut, trotz Chefarztbehandlung. Eine einzige Enttäuschung.


    Jetzt sitze ich hier vor meinem Notebook und habe mich in diesem Trauerforum registriert, warum ich hier gerade was schreibe, weiß ich gar nicht genau, wahrscheinlich um mich mitzuteilen und vielleicht auch meinen Kummer loszuwerden.


    Viele sagen, das der Schmerz irgendwann weniger wird, ich habe meine Frau aber so geliebt, dass ich ihren Verlust einfach nicht akzeptieren oder verarbeiten kann. Wir waren ein super Team, 31 glückliche Ehejahre, hatten noch so viel vor, und jetzt spreche ich mit ihr, aber sie gibt keine Antwort mehr. Die Wunden verheilen sicherlich irgendwann, aber nicht alle, tiefe Wunden heilen nicht.


    Klar, alles ist noch sehr frisch, die Kränze auf ihrem Grab sind noch nicht abgeräumt, aber ich weiß echt nicht, wie es jetzt weiter gehen soll.


    Am aller schlimmsten sind aber diese grässlichen Alpträume, letzte Nacht habe ich von ihrem Toilettenstuhl geträumt. Wie werde ich die schlimmen Szenen der letzten Wochen irgendwie los, diese plagen mich ungemein, ich sehe sie an jeder Ecke, auch dort wo sie so oft hingefallen ist, ich kenne noch alle ihre vielen MRT Termine der letzten Jahre im Detail, auch die Ergebnisse.


    Dieses Kopfkino, überall begegnet sie mir, an jeder Ecke, an ihrem Lieblingsblumenladen, an der Lieblingseisdiele oder an den vielen schönen Lieblingsbänken.


    Die Bilder von der Palliativstation werde ich nicht mehr los, jeden Abend hatte ich mich von ihr ausgiebig verabschiedet, weil ich ja nicht wusste, ob sie am nächsten Tag überhaupt noch da ist.


    Vielleicht hat hier ja einer mal ein Tipp, wie man diese schlimmen Szenen aus seinem Kopf bekommt, es waren ganz furchtbare Szenen dabei. Meine Traumfrau war immer eine Kämpferin, ich kann es nicht glauben, dass ausgerechnet sie diesen Kampf jetzt verloren hat.


    Viele Grüße Tommi

  • Lieber Tommi,


    Dein schlimmer Verlust tut mir unendlich leid, fühl Dich lieb gedrückt.


    Es ist gut, dass Du hier angekommen bist. Hier sind alle für Dich da mit ähnlichen Schicksalen, denn wir alle hier haben das Liebste verloren, was wir hatte .

    Ich kann Dir leider keine Ratschlöge geben, wie Du die Bilder im Kopf los wirst, dafür habe ich Selbstbezichtigung viele davon unlösbar im Kopf.

    Aber sie sagen, es wir irgendwann milder….

    Deine Verzweiflung versteh ich zu gut. Ich glaube , auch Deine Schatz ist immer bei Dir, neben Dir, nur einen Wimpernschlag entfernt und lässt Dich nicht allein, auch wenn Du sie physisch nicht mehr sehen, umarmen und küssen kannst.
    Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du das glauben kannst und auch spüren wirst.

    Ganz liebe Grüße

    Uschi

  • Lieber Tommy,


    erst einmal mein Beileid zu Deinem schweren Verlust und der schweren Zeit.


    Ja diese Krankheit ist hässlich und grauenvoll und leider geht es nicht gut aus.


    Das was Du durchmachst kennen wir hier alle.

    Es nennt sich Kopfkino und es gibt so gut wie nichts was man dagegen tun kann.

    Leider wir erleben diese Momente immer und immer wieder jemand schrieb mir mal hier im Forum es passiert weil unser Gehirn es tausende male durchspielt um es zu verstehen was wir nicht verstehen können.


    Du stehst noch unter Schock auch wenn Du es wusstest heißt das nicht das der Schockzustand nicht besteht.

    Im Moment musst Du nur überleben von einem auf den anderen Tag....kleine Schritte das alles kommt mit der Zeit.

    Es dauert lange ist so individuell wie wir Menschen.

    Es gibt keine Abkürzung.


    Es gibt viele Hilfsmöglichkeiten eines davon hast Du hier betreten.


    Es gibt Trauertagebücher, es gibt Trauerbegleitung und auch Trauertherapie es gibt Trauergruppen.

    Bei Trauergruppen sollte es aber nicht so sehr am Anfang sein zumindest hab ich das immer wieder gehört.


    Für die Träume da hab ich keine Idee Entspannungstechniken vielleicht ob das allerdings in der Situation möglich ist weiß ich nicht.


    Schreibe einfach hier, weine, schreie wenn Du kannst.

    Fühl Dich hier aufgefangen und verstanden.


    Vlg. Linchen

  • Danke liebe Uschi, ich kann an Deinen Zeilen erkennen, dass Du gerade weißt wie es mir geht. Für das was hier gerade passiert, gibt es kein Drehbuch, auch keine Bedienungsanleitung. Ich habe in den letzten 3 Jahren oftmals nur funktioniert, aber das war für mich selbstverständlich, schließlich liebe ich meine Frau auch jetzt noch. Und sie hätte alles genauso auch für mich getan, da bin ich mir sicher.

    Letztendlich müssen wir alle alleine mit unserer Trauer auskommen, aber es tut manchmal gut, einfach mal mit jemandem zu reden oder zu schreiben, der vielleicht nicht hautnah meine Geschichte miterlebt hat.


    Tommi

  • Danke Linchen, ja ich stehe unter Schock, obwohl ich mich auf diese Situation vorbereiten konnte, aber wenn es dann passiert, dann steht man am Abgrund.

    Man braucht dann jegliche Unterstützung, dass man eben nicht in diesen Abgrund stürzt sondern Abstand nimmt.


    Wenn ich in unser Haus gehe, dann ist hier alles nur noch still, keine Musik, kein Staubsauger, kein Bruzzeln in der Küche, und kein Hallo meiner Liebsten empfängt mich, das ist echt grauenvoll, wenn man doch 31 Jahre lang immer glücklich zusammengelebt hat, jeden Morgen nebeneinander aufgewacht ist.


    Diese Scheiß Krankheit hat mir sämtliche Körner gekostet, ich vermisse meine Frau unendlich, und hab echt keine Idee, wie ich meine neue Rolle noch finden soll.


    Gruss

    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Dein Verlust tut mir aufrichtig leid. Ich fühle bei jedem Satz mit dir und mein Herz klopft gleich schneller bei deinen Zeilen. Auch ich habe meinen Mann an das GBM verloren. Diese Erkrankung hat so unfassbar viele grausame facetten, schlimm.
    Dein Verlust ist gerade erst geschehen. Der Schmerz ist kaum auszuhalten…, hinterher sterben wollen, Weinkrämpfe, Gefühle der totalen Ohnmacht, Verzweiflung und so vieles mehr wechseln sich minütlich ab oder man fühlt alles zusammen. Die Bilder, Flashbacks genannt, verfolgen dich in der ersten Zeit intensiv, doch es wird schwächer werden, milder, es gehört zur Verarbeitung dazu denke ich. Lasse all deine Emotionen raus. Ich habe die Zeit der Erkrankung, die Pflege, Veränderung des geliebten Menschen, den Sterbeprozess hinterher, als tiefes Trauma erlebt. Bei mir sind es 21 Monate her und ich schaffe es kaum mir Fotos aus den letzten Monaten vor seinem „Gehen“ anzuschauen. Zu schmerzhaft diese Bilder mit dem somnolenten Gesichtsausdruck und die Situationen sind immer noch schnell wieder direkt präsent.

    Deine Frau wird die ganze Zeit deine Liebe gespürt haben, du hast alles gegeben, es lag nicht in deiner Macht. Vielleicht hilft es dir ja, deine ganzen Gedanken aufzuschreiben? Es ist wunderbar, dass du deine Frau bis zum Schluss begleiten konntest, das kann dir niemand nehmen.

    Wirklich tröstende Worte gibt es für keinen hier von uns, aber ein verstehen.

    Herzlichst Lichtgeist

  • Lieber Tommy,


    das musst Du auch jetzt noch nicht jetzt musst Du erst einmal überleben und dann geht das Stück für Stück in kleinen Schritten mit vielen Schritten zurück.


    Es kann lange dauern.


    Wenn Du in älteren Wohnzimmern liest wirst Du viele Gemeinsamkeiten bemerken erkennen.

    Es wird anders milder aber ja es ist eine Wunde die nie heilt.


    Vlg. Linchen

  • Lieber Tommi,

    deinen Beitrag habe ich zweimal gelesen und bei vielem genickt ... und wieder genickt...

    Ich kenne das Begleiten des Partners bei einem Glioblastom und auch von anderen Menschen die an einem Glioblastom erkrankten oder sie begleiteten.

    Mein Partner wurde vor 10 Jahren von der Diagnose 2 nicht operable Glioblastome erlöst...

    Ja , ich schreibe erlöst...

    Mehr ueber den Werdegang und die Therapie schreibe ich nicht dazu... Nicht weil ich es vergessen habe oder es nicht mehr präsent ist...

    doch

    es ist ein Satz den wir sooft hören und gerade am Anfang der Trauer verabscheuen oder uns den Atem kurzzeitig nimmt...

    "das Leben geht weiter"...


    ich schreibe dir jetzt aus der Erinnerung und dem Gedächtnis "JA, es geht erst einmal erbarmungslos weiter mit uns"..

    Tag fuer Tag.. Monat fuer Monat ... Jahr fuer Jahr...


    An dem Todestag oder dem Geburtstag sind die Gefuehle immer noch sehr intensiv... Ich halte immer dann noch ein kleines Ritual...

    An meinen Lebenspartner ueber 27 Jahre erinnere ich mich täglich , wie ebenso meine Seelenpartnerin an ihre verstorbene Frau...


    Es ist merkwuerdig ... Wenn ich Trauer um einen Partner der an einem Glioblastom verstorben ist, wird fuer eine gewisse Zeit ein tiefes Verbundenheitsgefuehl mit diesem Trauernden in mir "erweckt"...

    Deshalb schreibe ich dir... Es ist die bittere aber auch einmalig intensive Lebensbegleitung die wir ja dennoch haben meine ich...


    Unverändert , das hast du so bitter wahr geschrieben , ist der Glioblastom wirklich UNHEILBAR...


    Das will man in der heutigen Zeit so gar nicht wahrhaben.Doch es ist Fakt das manche Krankheiten ,.insbesondere verschieden Krebsarten zum Tode fuehren....

    Damit , und mit der Trauer um die geliebten Menschen leben wir alle "hier"...

    Bei mir war es zuerst und bis heute liebevolle Kontakte aus der "deutschen Hirntumorhilfe" und dann hier im Aspetos un er einem anderen Namen...

    Diese Verbindungen bestehen immer noch in einer lieben Intensität...

    Jetzt bin ich hier im Forum weil weitere Freunde und Wegbegleiter gestorben sind...


    Das , diese liebevolle Intensität wuensche ich dir von Herzen mit der ich schreibe einmal "neuen Aspetos Generation" das sie entsteht.

    Schreibe weiter .

    Es kann dir helfen

    Sverja

  • Hallo Lichtgeist,

    Deine Zeilen erinnern mich auch an meine Erfahrungen, Diese furchtbare Krankheit zerstört alles, auch die positiven Gefühle.

    Wir haben immer nach Strohhalmen gesucht, zwischendurch auch immer mal welche gefunden, diese knickten aber alle immer relativ schnell ab.

    Ich habe das Glioblastom miterlebt, bin quasi auch auf eine andere Art daran mit erkrankt, Diese drei Jahre haben Spuren hinterlassen, Wut, Schmerz, Trauer, dieser Tumor hat meine Frau getötet, sich selbst aber auch, auch er wurde am 09.12.23 begraben.

    Die 2,5 Wochen auf der Palliativstation waren für meine Frau vielleicht die beste Lösung, für mich als Angehörigen war es aber die Hölle. Man hat sie einen Tag vor ihrem Tod noch sediert, damit sie eine wenig runterfährt, sie ist dann auch ruhig eingeschlafen, kein Todesrasseln mehr, kein Schleim mehr im Rachen, da sie ja nicht mehr abhusten konnte.


    Doch diese ganzen Szenen laufen mir nach, man macht sich Gedanken, ob man auch wirklich alles versucht hat. Die Uniklinik, der Hausarzt, der Onkologe und auch das Krankenhaus kamen eigentlich alle zum gleichen Ergebnis - man konnte nichts mehr für sie tun.


    War immer ein lebenslustiger Mensch, habe immer gerne gelacht, im Moment könnte ich jede Stunde nur noch heulen.


    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Dein Verlust tut mir sehr sehr leid. Auch wenn man sich durch die tückische vielleicht etwas auf den Tod vorbereiten konnte, ist er dennoch ein Riesenschock denn man hofft bis zum Ende auf ein Wunder. Der Schock, die Betäubtheit, das nicht fassen können/wollen, die Achterbahn der Gefühle, Schmerz, Trauer und Verzweiflung, das sind so die ersten Gefühle, die auf Dich einstürzen. Das kennen wir hier alle leider nur zu gut. Jetzt gilt es erst einmal zu überleben, Schritt für Schritt voranzugehen. Bis Du bei Themen wie neuer Lebenssinn o. ä. Bist, das wird noch eine ganze Zeit dauern. Du darfst trauern, weinen, schreien, verzweifelt sein, lass alles raus, das tut gut. Mit der Zeit lernt man, mit der Trauer umzugehen aber dafür solltest Du Dir Zeit nehmen. Trauer lässt sich weder verkürzen noch umgehen, das funktioniert nicht. Irgendwann wird es besser werden, nimm Dir Zeit.
    Deine Frau wird an Deiner Seite sein und Dir helfen, das Schicksal zu tragen, sie sind immer da wenn wir sie am nötigsten brauchen……

    Lg Herzschmerz

  • Hallo Sverja,

    auch ich bin seit der Erkrankung im Forum der Hirntumorhilfe unterwegs gewesen, eher als stiller Mitleser. Mir hat dieses Forum in dieser schrecklichen Zeit immer sehr geholfen, ich habe mich immer mit den Langzeitüberlebenden beschäftigt, weil ich einfach wollte, dass meine Frau irgendwann auch dazugehören sollte.

    5-10% Überlebensquote nach 5 Jahren fand ich manchmal gar nicht soooo übel, aber umgekehrt wird ein Schuh draus, 95% überleben diese Krankheit nicht, aber damit wollte ich mich nie beschäftigen. Erst jetzt hab ich mir dort so manchen Trauereintrag angeschaut, und uns wiedererkannt, die Verläufe waren irgendwie alle ähnlich, traurig und schmerzhaft.


    Das ist es ja, so grässlich wie diese Krankheit in unser Leben getreten ist, so ist sie am Schluss auch gegangen und ich musste machtlos danebenstehen.

    Diese Krankheit hat so viele schlimme Szenen in meinem Kopf hinterlassen, das Glioblastom wirkt also weiter, obwohl es nun tot ist.



    Danke für Deine warmen Worte

    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Ja, ein Teil ist in uns mit gestorben , aber der andere Teil ist am Leben. Daraus wieder ein Art von Leben zu machen, das dauert und ist Moment nicht wichtig. Jetzt musst du von Tag zu Tag denken und atmen. Das Forum der DHH war mir auch ein guter Ratgeber und ich habe noch immer Kontakt mit Mitgliedern , besser gesagt mit Hinterbliebenen, dort. Als Angehöriger steigt man oft sehr tief in das Thema GBM ein. Wir wissen manchmal mehr als die Ärzte. empfunden.
    Ich habe mir auch immer die Langzeitüberlebenden vor Augen gehalten. Es hat uns immerhin den Großteil in der Erkrankungsphase gut getragen, die gute Einstellung, Optimismus. Unsere liebsten haben den Kampf nicht verloren, sie konnten ihn nur nicht mehr gewinnen…


    Ja die Zeit der Sedierung… Es ist schlimm, habe immer noch keine Worte dafür. Bei einem Jenseits Kontakt hat mein Mann mich wissen lassen, dass er durch die Sedierung, die Möglichkeit hatte, sanft rüberzugehen. Er hat es als sehr angenehm empfunden.


    LG Lichtgeist

  • Lieber Tommi,


    mein tiefes Mitgefühl und eine herzliche Umarmung.


    Ich kann genau nachvollziehen, wie es Dir geht. Mein Mann ist am 31.08.23 nach 2,8 Jahren auch an einem Glio gestorben. Nach der 3. OP (die 3. war das Rezediv) und der Chemo sowie der 2. Bestrahlung Ende 22 ging es relativ schnell. Er konnte ab Februar nicht mehr gut gehen, brach auch oft zusammen, ich habe ihn angeschrieen, weil ich nicht mehr konnte. Im Sommer noch auf der Aida (schon im Rollstuhl), dann 2 x Lungenentzündung und Anfang August austherapiert. Ich habe ihn Zuhause 2,5 Wochen bis zum letzten Moment begleitet. Das war nach dieser schweren harten Zeit ein Geschenk, wenigstens dass das Ende friedlich und ohne Schmerzen war.


    Trotzdem habe ich immer alle Bilder im Kopf, an dem es ihm schlecht ging und ich nicht gut zu ihm war, weil ich am Ende meiner Kräfte war. Das kann ich mir immer noch nicht verzeihen.


    Ich habe Gott sei Dank viel Unterstützung und Verständnis von meinem Freunden, habe noch viel Kontakt zu meiner Trauerbegleiterin, bin beim Trauertreff 1x im Monat, habe gute Therapeuten und dieses tolle Forum. Ich war ausserdem jetzt 6 Wochen in einer Akutklinik (psychosomatisch), die mir sehr geholfen hat, wieder ein wenig zu mir selbst zu finden und die Trauer auch mehr zuzulassen. Im Januar gehe ich nochmal 3 Wochen hin und dann 5 Wochen in eine medizinische Reha.


    Trotzdem ist der Weg immer noch sehr schwer und ich kann es immer noch nicht alles so begreifen, aber man darf nie aufgeben, dass das Leben irgendwann wieder mal schön sein wird. Das hätten unsere Liebsten auch nicht gewollt und wir tragen sie immer im Herzen, auch wenn dies nicht greifbar ist.


    Und schreib immer wann und was Du möchtest...es wird Dir gut tun.


    Liebe Grüße


    Constanze

  • Lieber Tommi,


    einen wunderschönen Kranz hast du für deine Frau ausgesucht.

    Es ist gut, dass du den Weg hierhin gefunden hast. Ich bin auch erst seit kurzem hier, das Schreiben befreit ein bisschen. Und das Wissen, dass man mit seinem starken Trauerschmerz nicht alleine ist. Als ich deinen Beitrag gelesen habe, musste ich weinen. Es ist ganz furchtbar, was unsere Liebsten ertragen und wie sie leiden mussten. Mein Mann war auch ein "starker Kerl" und zum Schluss habe ich ihn -genau wie du deine Frau- nur noch am Rollator, am Stock und im Bett gesehen. Und man selber ist so hilflos, kann nur Mut zusprechen. Man glaubt ja immer noch an ein Wunder. Aber wenn man dann das Wort "austherapiert" hört, ist das ein Schock. Für beide. Nun sind wir übrig geblieben, unsere Liebsten leiden nicht mehr, wir leiden weiter. Ich wusste nicht, dass Trauer so weh tun kann. Deine Gedanken, dein Kopfkino... das ist die ganz langsame Verarbeitung der schrecklichen Geschehnisse, des furchtbaren Schicksals, das wir hier alle so nicht gewollt haben. Ich habe auch einen Horrorfilm erlebt auf der Palliativstation als mein Mann gestorben ist. Das kann man nicht loswerden. Ich sitze immer noch oft fassungslos da und schüttele einfach ungläubig den Kopf. Bei dir ist alles noch ganz frisch und die Gefühle überrennen einen wie ein Tsunami: Angst, Panik, Verzweiflung, Wut, unerträgliche Sehnsucht, Liebe, Trauer, Hilflosigkeit... und dazu kommt noch der ganz normale Wahnsinn, den man zu bewältigen hat.

    Es ist ein langer, schwerer Weg der vor uns liegt. Aber wir werden das schaffen, da müssen wir fest dran glauben!


    Liebe Grüße

    Susanne

  • Hallo Ihr Lieben,

    ganz ehrlich, ich bin total überwältigt über Eure Zeilen, bin beim Lesen auch direkt in den nächsten Heulkrampf entglitten. Aber es sind so warme Worte dabei, Eure Erfahrungen, Eure Ratschläge das alles zu bewältigen.

    Ich bin echt sprachlos, damit hatte ich nicht gerechnet, zumindest nicht in dieser Form, Vielen, Vielen Dank dafür.

    In Euren Erzählungen spiegelt sich auch oft unser Leben der letzten drei Jahre wieder, diese Zeit hat mir alles abverlangt und einen sehr tiefen Abgrund hinterlassen.


    Ich wollte das Wort Glioblastom eigentlich nie wieder in meinem Leben eine Rolle spielen lassen, aber es wirkt nach, es gibt keine Ruhe. Einige von Euch hatten ja ähnliche Erfahrungen mit diesem "Monster", die Verläufe sind dann doch ähnlich. Meine Frau hat diesen Tumor immer ihren "Untermieter" genannt, damit sie dieses furchtbare Wort Glioblastom nicht in den Mund nehmen musste.


    Liebe Constanze, wenn ich Dein Bild richtig deute, war Dein Mann ja auch noch nicht in einem Alter, in dem das Sterben zur Normalität gehört. Das macht es ja so schwierig, wir sind alle noch zu jung um hinzuschmeißen, Deine Geschichte erinnert mich sehr an die Geschehnisse der letzten Monate, auch ich hab mit Uti geschimpft, weil sie so antriebslos war, weil sie sich auch geistig so veränderte, das läuft mir auch nach, ich hab oftmals die Nerven verloren, und lag heulend in der Ecke, früher hätte sie mich in den Arm genommen und getröstet, aber der Tumor hatte sie da schon voll im Griff.


    Ich bin sehr dankbar für Eure Einträge, ich glaube das wird helfen, diesen unermesslichen Schmerz zumindest für einen Moment zu mildern. Gehe heute Nachmittag an ihr Grab und erzähle ihr, dass wir beiden nicht die einzigen sind, die diese Katastrophe zu bewältigen haben.


    Gleich holt das Reha-Team West ihren Rollstuhl ab, nächste Tage wird das Pflegebett aus dem Wohnzimmer verschwinden, da sind sie wieder, diese hässlichen Bilder.


    Versuche trotzdem den Kopf oben zu halten, schaue mir Ihre Trauerkarte an, bin traurig, aber auch froh dass ich diese tolle Frau 31 Jahre an meiner Seite hatte.


    Tommi


    Uti und ich liebten Musicals, waren oftmals in Hamburg, diese Zeilen hatte ich auf Ihre Trauerkarte drucken lassen, unter ihrem Bild:


    Simba fragt seinen Vater:

    Vater, warum sterben die tollsten Leute immer zuerst?

    Da antwortet der Vater:

    Wenn du auf einer Wiese bist voller Blumen,

    welche reißt du zuerst ab?

    aus: König der Löwen

  • Lieber Tommi,


    ja, mein Mann war erst 57, wir hatten nur 5 gemeinsame Jahre, haben zwischen Bestrahlung und Chemo geheiratet und haben immer gekämpft, bis zuletzt. Leider hat es nicht gelangt und das schmerzt.


    Mein Ruhepool ist das Grab, an das gehe ich sooft ich kann. Lass Dir alle Zeit der Welt und lass Dir von niemanden reinreden. Jeder braucht die Zeit anders.


    Alles Liebe,


    Constanze

  • Lieber Tommi ,


    wie du jetzt fuehlen n kannst teilen Lichtgeist und Constanze 27 dein Schicksal sehr ähnlich bitter kurz mit dir...

    Das verbindet sehr "speziell" meinem Gefuehl nach...

    Ich bin damals und ueber ein ganzes Jahr täglich mit unserem Hund in den kommunalen Ruhewald gegangen zu seinem Baum...

    Alles Bestmögliche dir und ALLEN hier wuenschend.


    Zum "liken" komme ich gerade nicht doch ich kenne soooo unendlich viele Gefuehle von euch ALLEN die hier schreiben...

    Sverja

  • Lieber Tommi,


    Mein aufrichtiges Beileid zu Deinem schweren Verlust.

    Gut, das Du den Weg hier in das Forum gefunden hast.

    Mein Mann ist Anfang März diesen Jahres leider verstorben.

    Anders als bei Dir, war es ein relativ plötzlicher Tod, der mich absolut fassungslos und unter Schock zurückgelassen hat.

    Ich selber bin erst 45 Jahre alt.

    Auch irgendwie noch zu jung, um mit meinem Leben abzuschließen.

    Wir waren 21 Jahre zusammen. Ich habe auch keine Kinder. Nun stehe ich sehr alleine da, er war meine Familie, Eltern habe ich auch schon länger nicht mehr.

    Es ist sehr schwer.

    Ich bin froh, das ich dieses Forum hier gefunden habe. Man merkt, das man nicht alleine ist mit seinem Schicksal.

    Es tut gut, hier zu schreiben und sich mitzuteilen. Es entlastet etwas.


    Liebe Grüße,

    Jasmin

  • Lieber Tommi,

    mein tiefes Mitgefühl zu deinem furchtbaren Verlust.

    Mein Mann Jörg ist im November 2022plötzlich an multiplem Organversagen verstorben.Er hatte vorher eine. Mandelentzündung und Bronchitis,daraus entwickelte sich eine Lungenentzündung mit Sepsis.Er war gerade 62.

    w

    Wir waren 45 Jahre zusammen,eine Teenagerliebe.

    Ich kann gut nachempfinden was der Verlust deiner Frau für dich bedeutet.Es tut einfach nur furchtbar weh.

    Ich hoffe ,dass dir dieses Forum genauso gut hilft wie mir.


    Schön,dass du uns gefunden hast.

    Glg🌻Elke