Hallo Ihr Lieben,
bin neu in diesem Forum, sitze gerade allein in diesem großen Wohnzimmer, und ständig sind die dunklen Momente der letzten Monate in meinem Kopf und lassen mich nicht ruhen.
Am 09.12.23 ist meine so geliebte Frau Uti an einem bösartigen Hirntumor verstorben, ein Glioblastom, aggressiv, heimtückisch und unheilbar. Drei Jahre gemeinsamer Kampf sind nun zu Ende gegangen und mir geht es ehrlicherweise total dreckig.
Das Motto meiner Frau war "immer einmal mehr aufstehen als hinfallen", sie war lange davon überzeugt den Feind in ihrem Kopf zu besiegen, aber die letzten Monate haben Ihr die Grenzen aufgezeigt, der Tumor hatte noch einmal seine ganz hässliche Fratze gezeigt, und ich konnte ihr am Schluss nicht mehr helfen.
HIer kurz die Krankengeschichte:
FEB 2021 Hirnblutung
Juli 2021 OP Hirntumor - danach Bestrahlung, Chemo und Erhaltungstherapie mit Temodal
September 2022 - Rezidiv - wieder Bestrahlungen und Chemo mit Temodal
Januar 2023 - Rezidiv - wieder Bestrahlungen und Chemo mit Temodal
März 2023 - Rezidiv - wieder Bestrahlungen und Chemo mit Regorafenib
August 2023 - Rezidiv - Antikörpertherapie mit Avastin in Selbstfinanzierung
Oktober 2023 - austherapiert - Palliativmedizin wurde empfohlen - ein letzter Chemoversuch wurde abgebrochen
danach ging alles nur noch schnell bergab, körperlich, psychisch und auch geistig.
Ich habe meine Frau drei Jahre mit diesem Tumor begleitet und gepflegt, habe meinen Job nach 37 Jahren für sie hingeschmissen, wenige Ruhephasen gaben zwischendurch Hoffnung, aber die letzten Monate waren nur noch grauenvoll. Will gar nicht genau ins Detail gehen, aber ich saß zuletzt 5 Wochen an ihrem Sterbebett, davon 2,5 Wochen auf der Palliativstation.
Ich saß an ihrer Bettkante als es passierte, 2 letzte Atemzüge, und dann starb sie, ich umarmte sie noch mal ein letztes Mal, aber sie war ja schon tot.
Drei Jahre harter Kampf sind nun zu Ende gegangen, ich habe meine Frau abgöttisch geliebt, wir waren ein Traumpaar, uns gabs nur zu zweit. Wir haben keine Kinder, meine Frau war 56 Jahre alt, also viel zu jung zum Sterben, noch im Leben stehend, immer aktiv gewesen. Bergwandern, Fahrradfahren, Gartenarbeit, das waren ihre Vorlieben. Diese musste sie komplett durch den Krebs abgeben, stattdessen kam der Krückstock, der Rollator, der Rollstuhl und später auch das Pflegebett ins Spiel, zum Schluß hatte sie Pflegegrad 4 und ich war mit meinen Kräften am Ende.
Stehe jeden Tag bestimmt zweimal am Grab und rede mit ihr, zünde in unser Kirche Kerzen für sie an und hoffe so sehr, dass ich sie irgendwann wiedersehen werde.
Sie hat durch den Tumor alles verloren, die Motorik war nur noch sehr eingeschränkt, sie wachte morgens auf und hatte nur noch Angst, das Gedächtnis ließ nach und es kam zu Verwirrungen.
Zwischenzeitlich waren wir zur Uniklinik nach Essen gewechselt, wurden dort allerdings auch nur sehr oberflächlich betreut, trotz Chefarztbehandlung. Eine einzige Enttäuschung.
Jetzt sitze ich hier vor meinem Notebook und habe mich in diesem Trauerforum registriert, warum ich hier gerade was schreibe, weiß ich gar nicht genau, wahrscheinlich um mich mitzuteilen und vielleicht auch meinen Kummer loszuwerden.
Viele sagen, das der Schmerz irgendwann weniger wird, ich habe meine Frau aber so geliebt, dass ich ihren Verlust einfach nicht akzeptieren oder verarbeiten kann. Wir waren ein super Team, 31 glückliche Ehejahre, hatten noch so viel vor, und jetzt spreche ich mit ihr, aber sie gibt keine Antwort mehr. Die Wunden verheilen sicherlich irgendwann, aber nicht alle, tiefe Wunden heilen nicht.
Klar, alles ist noch sehr frisch, die Kränze auf ihrem Grab sind noch nicht abgeräumt, aber ich weiß echt nicht, wie es jetzt weiter gehen soll.
Am aller schlimmsten sind aber diese grässlichen Alpträume, letzte Nacht habe ich von ihrem Toilettenstuhl geträumt. Wie werde ich die schlimmen Szenen der letzten Wochen irgendwie los, diese plagen mich ungemein, ich sehe sie an jeder Ecke, auch dort wo sie so oft hingefallen ist, ich kenne noch alle ihre vielen MRT Termine der letzten Jahre im Detail, auch die Ergebnisse.
Dieses Kopfkino, überall begegnet sie mir, an jeder Ecke, an ihrem Lieblingsblumenladen, an der Lieblingseisdiele oder an den vielen schönen Lieblingsbänken.
Die Bilder von der Palliativstation werde ich nicht mehr los, jeden Abend hatte ich mich von ihr ausgiebig verabschiedet, weil ich ja nicht wusste, ob sie am nächsten Tag überhaupt noch da ist.
Vielleicht hat hier ja einer mal ein Tipp, wie man diese schlimmen Szenen aus seinem Kopf bekommt, es waren ganz furchtbare Szenen dabei. Meine Traumfrau war immer eine Kämpferin, ich kann es nicht glauben, dass ausgerechnet sie diesen Kampf jetzt verloren hat.
Viele Grüße Tommi