Erst einmal Hallo zusammen.
Ich stelle mich einmal kurz vor.
Ela
34
Mama eines 10-jährigen Sohnes
österreichische Deutsche
Ich habe am 5.11.2010 die Nachricht erhalten, dass mein Vater verstorben ist.
Ich weiß nicht wirklich was ich hier schreiben soll, da ich momentan einfach sehr durcheinander bin.
Wie trauert man um jemanden, den man so sehr geliebt aber auch für viele negative Dinge verantwortlich gemacht hat?!
Hassen kann ich nicht sagen, aber ich habe so viel Wut und Enttäuschung in mir. Aber auch Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit.
Ohne zu sehr auf Details einzugehen versuche ich einfach mal ein wenig zu erklären, warum.
Mein Vater war Alkoholiker und hat uns alle so sehr geliebt, aber er war auch ein Monster das uns alles zerstört hat.
Habe als Kind sehr viel/zu viel gesehen/erlebt.Im positiven wie auch negativen Sinne.
Als ich 6 war haben wir ihn verlassen. Seitdem war es ein begrenzter Kontakt per Telefon und in den Ferien.
Vor ca. 12 Jahren hat er dann gesagt: "Ich habe keinen Sohn mehr!"
Das hat mich so getroffen und wütend gemacht, da ich meinen Bruder so liebe und er ein so wundervoller Mensch ist, dass ich ihm gesagt habe: "Wenn Du sagst, dass Du keinen Sohn mehr hast, dann hast Du ab jetzt auch keine Tochter mehr!"
Das sind die letzten Worte, die wir miteinander gesprochen haben........................
Meine Gefühle hierzu kann ich nicht benennen.
Die ganzen Jahre trage ich diese Gefühle mit mir.
Immer wieder dachte ich an ihn mit Trauer, dass diese/unsere Familie keine sein durfte.
Mit Wut, weil er alles kaputt gemacht hat.
Mit Verzweiflung, weil ich mich immer noch wie das kleine, hilflose Kind fühle, das immer denkt, es kann nicht geliebt werden, es ist immer zu wenig.
Und purem Schmerz.
Die ganzen Jahre haben wir durch Freunde weiterhin erfahren, was er macht und wie es ihm geht.
Sein Schlaganfall hat mich erschüttert.
Ich hatte Angst, habe für ihn geweint, aber verzeihen konnte ich nicht.
Als er ins Heim kam, war das der nächste Schock.
Ich habe alle Informationen über ihn aufgesaugt, aber nie selber nach ihm gefragt.
Dann kam er wieder ins Krankenhaus.
Wieder hat es mich erschreckt, aber ich dachte trotzdem nicht an das Ende, obwohl mir in den letzten Jahren immer wieder diese Gedanken gekommen sind.
Am 4. November habe ich von meinem Bruder gehört, dass das Krankenhaus ihn benachrichtigt hat, dass mein Vater den Kontakt zu uns wünscht und dies die letzten Wochen immer wieder geäußert hatte.
Ich war unschlüssig, was ich tun soll. Wie weit ich ihm von meinem Leben ohne ihn erzählen/teilhaben lassen will.
Über Nacht hatte ich mich entschlossen, ihm Fotos und einen Brief zukommen zu lassen mit netten Worten ohne Vorwürfe aber auch ohne zu viel Nähe.
Aber dazu ist es dann doch nicht mehr gekommen, denn in dieser Nacht ist er gestorben.
Ich wünsche ihm seinen Frieden.
Wirklich, das tue ich!
Aber ich kann ihm trotzdem nicht verzeihen und ich habe Angst, dass es nie aufhören wird weh zu tun.
Es schmerzt seit 28 Jahren und wird nicht weniger.
Kann ich meinen Frieden finden?