habe meinen Mann verloren und bin nun selbst irgendwie verloren

  • Liebe Brigitte,


    ich kann sehr gut verstehen, dass du einige Sachen wegräumst und einige nicht. Bei mir war das genauso und es gibt keinen Grund, warum das so ist. Aber das ist auch egal, denn du musst das tun, womit es dir am besten geht. Natürlich geht es dir im Moment nie gut, aber es gibt Sachen, die es einem erleichtern, das zu ertragen, was man nicht ändern kann. Und wenn du aktiv sein musst, dann tu das. Ich habe relativ schnell wieder gearbeitet. Das hat mir sehr gut getan, weil ich dann auch andere Gedanken zulassen konnte.
    Ich finde, so wie du erzählst, machst du das ähnlich. Das ist gut so, denn die Erde dreht sich weiter, auch wenn einem das echt oft komisch vorkommt, wie alle um einen herum leben, leben. Leben gewinnt an Bedeutung, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Es ist gut, dass du deine Tochter und Freunde hast. Gute Freunde, denen du dich anvertrauen kannst und von denen du auch Hilfe annehmen kannst, sind jetzt ganz wichtig und erleichtern das Weiterleben. Ich habe oft Klamotten von meinem lieben Mann an, zu Hause natürlich, dann ist er mir sehr nah und ich kann mir gut vorstellen, wie er in den Klamotten aussah und sich anfühlte. Das ist traurig aber auch schön. Mir hilft es auch in der Bibel zu lesen. Irgendwie steckt in diesem Buch so viel Kraft und Energie und Trost. Davon schicke ich dir nun eine große Portion für die kommende Zeit.
    Du schafft das!!! (das war immer ein aufmunternder Spruch von meinem Mann und wenn gar nichts geht, dann sage ich ihn heute zu mir selber)
    Du schaffst das!!!!!
    :thumbup:


    Ganz liebe Grüße
    Andrea

  • Hallo!
    Habe nun begonnen, ein Tagebuch (wenn auch nicht täglich) begonnen, wo ich viele Gedanken festhalten kann...
    Was habt ihr denn gemacht, was hat euch geholfen???
    Und noch eine Frage, nur interessehalber (weil für mich sowieso noch nicht vorstellbar): wann habt ihr den Ehering abgelegt und was war das für ein Gefühl?
    lg
    Brigitte

  • Liebe Brigitte,


    Ehering ablegen, eine Zeit? Das bestimmst du und nur du alleine. Hast du den Ehering deines Mannes, wenn ja trage beide übereinander und man wird dich als Witwe erkennen.
    Es gibt keine Zeit wann man etwas verändert. Fühle in dich hinein und du wirst es erkennen.
    Tagebuch schreiben ist sehr gut! Es macht dich auch ein wenig frei.


    LG
    Heinz Dieter

  • Liebe Brigitte,
    Tagebuch schreiben ist eine wunderbare Sache. Ich schreibe immer noch in Briefform an meinen Willi. Ein Teil von mir glaubt zwar fest daran, dass er sowieso immer an meiner Seite ist, und weiß was gerade los ist, der andre will es ihm aber auch mitteilen. Da hilft die Briefform. Mir zumindest. Den Ehering habe ich wenige Tage danach abgelegt. Ich trage allerdings seinen an meiner linken Hand, am Mittelfinger. Da habe ich 2 Ringe, erst den von meinem verstorbenen Vati und drüber den von meinem geliebten Mann. So habe ich beide immer bei mir. Nicht nur im Herzen, sondern auch sichtbar, das war mir wichtig. Aber es gibt keine richtige Zeit dafür, wie schon vorhin geschrieben wurde: Den richtigen ZEitpunkt musst du für dich selbst finden.


    Innigste Grüße
    Michi

  • Liebe Brigitte,


    ich habe beide Eheringe am rechten Ringfinger. Ich habe den Ring meines Mannes sofort nachdem er abgeholt wurde angezogen und seitdem trage ich beide Ringe. Mir ist noch nicht in den Sinn gekommen einen von beiden abzuziehen. Aber wie alle anderen schon sagten, du musst für dich heraus finden, was du möchtest und was nicht.
    Was mir geholfen hat, um deine zweite Frag zu beantworten, und auch immer noch hilft, sind lange Gespräche mit Freunden. Ich habe eine Art Altar aufgebaut, auf dem Bilder von meinem Mann stehen, die Todesanzeige, die Danksagung, Kerzen und Blumen, ein Herz ist auch dabei. Ich stehe oft davor und rede mit meinem Mann und frage ihn nach Rat. Ich überlege dann, was er mir geraten hätte und ich versuche dies dann umzusetzten. Auf jeden Fall weitermachen, das hätte er gewollt. Ich versuche es. Manche Dinge gehen schon besser.


    Liebe Brigitte, ich wünsche dir für heute alles Liebe und die Idee mit dem Tagebuch ist gut. Schreiben befreit genauso wie Reden. Deswegen ist dieses Forum "Gold wert"!


    Liebe Grüße
    Andrea

  • LiebeBrigitte!
    Meine Mutti trägt auch beide Eheringe.Zuerst hatte sie den von meinem Vati an einer Kette um den Hals,nun beide an der rechten Hand.
    Den würde sie,glaub ich,auch nie ablegen.
    Aber,wie meine Vorschreiber schon sagen,das ist deine Entscheidung,lass dir Zeit damit.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Ich trage auch beide Ringe! Vielleicht werde ich irgendwann aufhören, Lukas' RIng zu tragen, wer weiß, aber meinen lege ich mit Sicherheit nie ab! Ich bin und bleibe verheiratet!


    Aber du wirst merken, was für dich die richtige Entscheidung ist und wann! :24:

    Liebe Grüße,
    Nora mit Niels an der Hand, Lumi Alexandra und Johan Lukas im Arm. Einer fehlt!


    Lukas *29.07.1984 †09.01.2011


    ~Mein geliebter Lukas, du fehlst hier so sehr. Niels weint jetzt viel, er vermisst seinen Papa -DICH- sehr! Aber ich hoffe, du hast jetzt unser Sternchen bei dir! Ich werde dich immer lieben, jede Sekunde meines Lebens!~

  • Hallo!
    Aktuell trage ich auch beide Ringe, seinen an ner Kette um den Hals (Finger unmöglich, viel zu groß!). Eines Tages wird der Zeitpunkt kommen, sie abzulegen, aber da geht noch Zeit ins Land.
    Was mich natürlich irgendwo schon auch beschäftigt, ist die Frage: werde ich noch einmal im Leben wirklich lieben können? Ich weiß, mein Mann würde wollen, dass ich wieder glücklich werde. Und ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, nun mein restliches Leben ohne Partner zu verbringen. Mein Mann wird immer seinen Platz in meinem Herzen haben, keine Frage. Aber ich fühle mich trotzdem einfach noch zu jung zum alleine-bleiben.
    Wie gehts euch damit?
    lg
    Brigitte

  • Liebe Brigitte,
    natürlich bist du noch zu jung zum alleine bleiben. Ich glaube aber dass alles noch viel zu frisch ist, um über das nachzudenken, was vielleicht irgendwann mal kommt. Dein Mann ist doch gerade erst gestorben, das musst du einmal verarbeiten. Wenn irgend wann der richtige kommt, wird dein Herz dir sagen, wie du handeln sollst. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um den Verlust zu verkraften und raub dir nicht Energie mit Gedanken, die in fernerer Zukunft liegen. Gehe in kleinen Schritten, wenn du zu weite Sprünge machst, stolperst du noch.
    Das ist ein sehr heikles Thema grundsätzlich und ich glaube, dass das jeder für sich entscheiden sollte. Mir ist auch bewusst, dass man viel nachdenkt in den einsamen Stunden, aber ich würde meinen, dass du es mit diesen Gedanken ein weniger langsamer angehen solltest. Die Zeit wird alles bringen.


    Ich bin jetzt 1 1/2 Jahre Witwe und bin sehr oft einsam. Ich kann mir aber noch immer keinen Menschen an meiner Seite vorstellen. Bin mir sicher, dass mein Mann das auch nicht wollte, dass ich ewig alleine bliebe, aber für mich ist das sehr schwer. Mir sind derzeit liebevolle Gesprächen die ich wahnsinnig gerne mag um vieles wichtiger, als eine eventuelle Partnerschaft. Ich bin allerdings draufgekommen, dass ich noch sehr lange brauchen werde. Das Lied, das ich meinem geliebten Mann zum Abschied spielen hab lassen (von Bocelli Time to said goodbye) hat mich diese Woche wieder eingeholt. Ich bin sofort zusammen geknickt und für Monate zurück geworfen worden. EIN LIED......


    Nimm dir Zeit, versuche alles zu verarbeiten, damit hast du fürs erste so viel Arbeit, wenn dann der passende Mensch deine Wege kreuzt--- dann kannst du immer noch überlegen, ob das jetzt in Ordnung ist, oder nicht.


    Ich hoffe, dass ich dich mit meinen Zeilen nicht verletzt habe, denn das will ich bestimmt nicht.


    LG
    Michi

  • Hallo Michi,
    nein, Du hast mich natürlich nicht verletzt. Ich weiß das auch alles, man kann aber natürlich solche Gedankenentwicklungen oft selber schwer beeinflussen. Es kommt einem halt so in den Sinn. Das heißt ja nicht, es deswegen auch in die Tat umzusetzen. Es schwirrt so viel in meinem Kopf rum und immer wieder mal kommen eben auch Dinge durch, von denen ich sehr wohl weiß, dass es dafür viel zu früh ist. Ich denke, das ist einfach die Einsamkeit, die aus mir spricht. Natürlich könnte ich sie mit einem Trostpflaster-Mann kurzzeitig überdecken, aber das wäre unfair und auch nicht gut für mich selbst
    Es käme mir außerdem wie Verrat an der Liebe zu meinem Mann vor.
    lg
    Brigitte

  • Liebe Brigitte,
    ich verstehe dich nur zu gut, die Einsamkeit zermürbt einen manchmal schon sehr. Ich hab meine ganze Liebe (und davon hab ich jede Menge) auf meine Zwerge konzentriert. Die knuddel ich durch, denen sag ich täglich x-mal wie sehr ich sie lieb habe. Sie haben so flauschiges Fell, sind dankbar für meine Streicheleinheiten und geben sehr viel Liebe zurück. Dass man das natürlich nicht miteinander vergleichen kann, ist mir sehr wohl klar. Ich wollte damit nur sagen, dass meine Haustiere mein "Liebesventil" sind. Vielleicht versuchst du auch, deine Liebe auf deine Umwelt zu streuen. Denk mal darüber nach, eventuell etwas mit Kindern zu machen, dir ein Haustier zuzulegen, vielleicht ältere Menschen im Heim zu besuchen, um ihnen vorzulesen. Bitte verkriech dich aber nicht zu Hause, das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung sagen. Ich bin so überhaupt nicht raus zu bringen.... das ist ganz schlecht.


    Die Einsamkeit kann dir niemand nehmen, du musst nur deinen Weg finden, richtig damit umzugehen. Ich glaube, dass das der schwierigste Teil ist.


    Ich wünsch dir ganz viel Kraft und Energie für die nächsten noch kommenden Stolpersteine.


    Herzlichste Grüße
    Michi

  • Liebe Brigitte,


    ich möchte Michi zustimmen:
    Wenn irgendwann der richtige kommt, wird dein Herz dir sagen, was für dich "richtig" ist.
    Dein Mann wird immer seinen Platz in deinem Herzen behalten. Aber das heißt nicht, daß du nicht irgendwann einmal auch einen neuen Parter lieben kannst. Wenn's paßt, dann paßt's!
    Und dann ist es ganz sicher kein "Verrat" an der Liebe zu deinem Mann.
    Wenn dir der richtige über den Weg läuft, wirst du auch wieder wirklich lieben können. Es wird eine "andere" Liebe sein, aber eben auch Liebe.


    Ja, es schwirrt einem vieles im Kopf herum und man kann diese Gedanken oft schwer steuern. Vielleicht gelingt es dir besser mit dem Gedanken, daß "irgendwann" die Zeit kommen wird. Vertrau "einfach" ;) darauf.


    Wie du es selbst schreibst - ein "Trostpflaster-Mann" ist sicher keine gute Idee. Es wäre diesem Mann gegenüber unfair, und du würdest dich dabei auch nicht "wohl fühlen".


    Die Einsamkeit kann dir niemand nehmen, du musst nur deinen Weg finden, richtig damit umzugehen. Ich glaube, dass das der schwierigste Teil ist.
    Das hast du gut gesagt, Michi.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo Michi (nochmal),
    ein Haustier ist natürlich ein guter Tip. Ich hab seit 8einhalb Jahren eine Katze, sie ist schon oft mein Seelentröster gewesen :)
    Ich verkrieche mich nicht. Bin viel unterwegs, mit Julia sowieso Musikgarten, Spielgruppe und mit ihrer "Freundin" und deren Mama zum plantschen ins Hallenbad. Gönne mir momentan auch immer wieder ein wenig Wellness, das streichelt Körper und Seele.
    Und meine Freunde würden auch garnicht zulassen, dass ich mich zu sehr einigle. Was aber auch garnicht mein Wunsch ist. Ich brauche zwar natürlich schon auch rhige Stunden nur für mich, aber die bleiben mir ja.
    Wie werden sehen, was die Zeit bringt :S
    lg
    Brigitte

  • Liebe Brigitte,


    ich kann dich total gut verstehen. Die Einsamkeit auszuhalten ist oft sehr schwierig und dann machen die Gedanken mit dir was sie wollen. Ich bin jetzt seit fas 8 Monaten Witwe und gestern hatte ich wieder das Gefühl, dass ich total vereinsame. Meine Tochter ist ja schon 15 und geht viel ihre eigenen Wege, was natürlich richtig ist, aber dann spüre ich um so deutlicher, dass der liebe Mensch an meiner Seite fehlt. Ich denke dann auch, dass ich nicht für den Rest meines Lebens alleine bleiben werde. Es muss dann halt auch jemand sein, der akzeptieren kann, dass Mein Herz nicht ganz frei ist. Denn mein Mann wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Ich glaube, wir jungen Witwen müssen langsam lernen für Neues offen zu sein. Ich bin noch nicht soweit oder zumindest ist mir noch keiner über den Weg gelaufen, bei dem ich gedacht hätte, ich lasse mich drauf ein. Aber wenn das passiert, dann werde ich es ganz langsam angehen lassen. Für mich ist wichtig, dass ich mit jemanden auf einer Schiene reden kann und das ich mich verstanden fühle. Vielleicht denkst du ja ähnlich.


    Für heute schicke ich dir viel Energie und ganz liebe Grüße


    Andrea

  • Hallo Andrea,
    Du sprichst mir aus der Seele :24:
    Heute hab ich die Rechnung vom Bestatter (das ist mein Nachbar und er ist mit meinem Mann zur Schule gegangen...), natürlich alle Posten einzeln aufgeführt, ihr kennt das ja alle. Ich find das Wort "Leiche" so schrecklich, da sperrt sich in mir alles und will sagen "NeinNein das ist doch mein Schatz gewesenn!" :13:
    Diesen Samstag nachmittag soll die Urne neben unserem Hausbaum in die Erde...eigentlich ganz unglaublich, wie wenig doch von dem großen Mann übriggebleiben ist...
    lg
    Brigitte