Wir haben zusammen gehört....

  • Ich (33) habe vor einem Monat meinen geliebten Freund Daniel (31) verloren. Wir kannten uns schon ganz lange, 2010/11 haben wir uns in einem Club kennengelernt, damals waren wir beide noch sehr jung. Wir fanden uns sofort sympathisch und es kam zu einem ersten Kuss. Wir haben uns dann länger nicht gesehen und waren beide in anderen Beziehungen. 2018 trafen wir uns dann wieder in dem selben Club wo wir uns kennengelernt haben. Ich ging nach meiner gescheiterten Ehe mit meinem schrecklichen Exmann wieder öfter aus und so sahen Daniel und ich uns immer wieder. Bis es dann wieder an Halloween zu einem Kuss kam. Wir hatten ungefähr 3 Monate eine Freundschaft + bis wir und dann entschieden haben, dass wir fest zusammen sein wollen. Daniel hat mir all das gegeben, was mir in der Beziehung zu meinem Exmann gefehlt hat. Liebe, Geborgenheit und ganz viel Zuneigung. Daniel war so lieb, er wollte dauernd dass ich ihn in den Arm nehme und viel kuscheln. Außerdem machte er mir viele Geschenke und wollte mir immer eine Freude bereiten. Er hat wirklich alles für mich getan, da ich auch chronisch krank bin hat er mir viel abgenommen. Wir haben uns sehr geliebt und waren ganz vertraut und eng. Es war wir gegen den Rest der Welt. Auch als Daniel in der Coronazeit eine Psychose entwickelt hat hielten wir fest zusammen, auch wenn das eine sehr schwere Zeit war. Aber wir haben das überstanden und unsere Liebe wurde nur stärker dadurch. Wir waren fast jeden Tag zusammen und das 5 Jahre lang. Sind dann auch 2020 in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Wir hatten noch so viel vor, wir wollten uns Katzen als Haustiere holen. Irgendwann wollten wir heiraten und auch über Kinder haben wir geredet. Ich wollte mit ihm alt werden und den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Doch es war ihm nicht gegönnt, er durfte gerade 31 Jahre alt werden.

    Am 30.03 das war der Ostersamstag, ging Daniel wie meistens einkaufen. Irgendwann hat er mich angerufen er hätte so schlimme Schmerzen in der Achsel und muss sich erstmal ausruhen bis er nach Hause kommen kann. Als er dann zu Hause war ist er immer wieder in die Badewanne und ins Bett im wechsel. Er hat sich auch viel übergeben und sagte immer noch seine Achsel tut ihm weh. Ich hab google befragt und las was von einer Infektion und das das wohl die Lymphknoten sind. Also ging ich davon aus, dass Daniel die Grippe oder so hat. Über Ostern ging es ihm nicht besser, ich wollte auch direkt am Samstag schon den ärztlichen Notdienst angerufen aber Daniel sagte er will erstmal abwarten ob es am nächsten Tag besser ist. Ihm ging es aber nicht besser aber er wollte immer noch nicht zum Arzt gehen. Er war sehr schwach und es ging ihm wirklich sehr schlecht. Irgendwann konnte ich ihn dazu überreden, dass er am Dienstag nach Ostern zum Arzt geht. Am Dienstag morgen hatte er die ersten Ausfälle, er hatte einen neurologischen Ausfall, hat gezuckt und ist umgekippt. Da wollte ich den Krankenwagen holen. Er sagte brauch ich nicht, er geht ja gleich zum Arzt. Das ist dann noch ein zweites Mal passiert und ich hatte schon das Handy in der Hand um den Notarzt zu holen, doch er nahm mir das Handy ab. Als wir dann gesehen haben, dass der Arzt im Urlaub ist, wollte er in die Notfallpraxis gehen, die hätte jedoch erst um 18 Uhr aufgemacht. Dann hatte er den dritten dieser Anfälle und diesmal war er nicht mehr ansprechbar. Ich rief sofort den Notarzt und der war auch ganz schnell da. Der wusste erst nicht was ihm fehlt und in welche Notaufnahme sie ihn fahren sollen. Erst hieß es Neurologie weil ja alles danach aussah, Bis sie dann im EKG bemerkten, dass was mit dem Herz nicht stimmt. Sie haben ihn dann mitgenommen und in eine Klinik gefahren die leider ca 30 min entfernt war. Ich solle in 2 std anrufen und nach ihm fragen. Hab ich natürlich gemacht und sobald ich wusste wo er ist bin ich ins Krankenhaus gefahren. Ich musste sehr lange warten bis ein Arzt kam und mich aufgeklärt ist was passiert ist. Daniel hatte wohl am 30. einen Herzinfarkt und eine verschlossene Arterie. Also das war dann 4 Tage unbehandelt. Außerdem erzählte mir der Arzt sie hätten einen Stent gesetzt und da hatte er einen Herzstillstand, sie konnten ihn aber jedoch nach 18 min wieder reanimieren. Sie haben ihn in ein künstliches Koma gelegt und an eine Maschiene angeschlossen die das Herzpumpen unterstüzt. Mir wurde da jedoch schon klargemacht, dass er sterben könnte und selbst wenn er es überlebt hätte er riesige Einschränkungen oder Behinderungen und eventuell auch neurologische Schäden. Ich machte mir da schon riesige Schuldgefühle, weil ich ihm 4 Tage beim leiden und sterben zugesehen habe und nichts gemacht habe. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass das ein Herzinfarkt war. Daran dachte ich gar nicht weil er ja auch eben so jung war. Die Schwester versuchte mich zu beruhigen weil er das ja nicht wollte. Die nächsten Tage ging es ihm immer schlechter, das Herz hat immer weniger gearbeitet und sie mussten immer mehr zusätzliche Maschienen anschließen wie auch ein Dialysegerät. Irgendwann war alles angeschossen was ging und es ging ihm immer noch nicht besser. Ich und seine Eltern wurden schon drauf vorbereitet, dass die Maschienen abgestellt werden. Ich war fix und fertig und ging am nächsten Tag mit dem Gefühl dahin mich verabschieden zu müssen. Doch es ging ihm plötzlich doch besser. Sie konnten daraufhin zwei Maschienen entfernen und die Sedierung runter setzen. Am letzen Abend wo er gelebt hat war die Sedierung schon so weit herunter, dass er auf mich und seine Mama reagiert hat. Er hat die Augen bewegt als ich ihn gestreichelt hab. Und als ich sagte ich liebe dich hat er die Augen ganz weit aufgerissen. Diese Augen werde ich nie vergessen. Er hat auch wieder selbstständig geatmet aber das war viel zu schnell. Die Schwester meinte er sei aufgeregt wegen dem Besuch. Mittlerweile denke ich, er hatte Angst. Sie würden die Sedierung wieder etwas erhöhen damit er über Nacht gut schläft. Ich war jeden Tag im Krankenhaus, manchmal auch zweimal und das 9 Tage lang. Ich hab alles dafür getan, dass er wieder gesund wird. Ich hab mit ihm geredet, ihn gestreichelt, ihm seine Lieblingsmusik vorgespielt. Ich hatte immer die Hoffnung er könne es schaffen wenn ich nur fest genug daran glaube. Und ich hatte mich so gefreut, dass es ihm besser ging und sie ihn aufwecken wollen. An dem Tag wo er gestorben ist es dann passiert. Sie wollten ihn in den CT schieben um neurologische Schäden auszuschließen und auf dem Weg dorthin hatte er wieder einen Herzinfarkt. Diesmal konnten sie ihn nicht reanimieren. Das war am 11.04. Ich fuhr trotzdem nochmal ins Krankenhaus um mich zu verabschieden. Er war in so einem Raum der Stille mit einem Tuch abgedeckt. Der Pfleger fragtw uns ob er das Tuch wegtun solle und wir wollten das. Ich bin zu ihm hin, hab ihn geküsst überall. Backe Mund.... ich hab ihn gestreichelt und seine Hand genommen. Er war gar nicht so kalt, wie ich das erwartet hätte. In den Tagen bevor er im Krankenhaus war, war er viel kälter. Dann hab ich ihm sein Lieblingslied nochmal vorgespielt und mich an ihn gekuschelt. Alles was ich in der Zeit im Koma nicht durfte, weil man ja nichts gefährden sollte und ich auch immer eine Maske getragen hab, so dass ich ihn im Koma nicht küssen konnte. Es war das erste Mal das ich jemand Totes gesehen habe, aber ich wollte nur zu ihm und ihm zumindest noch einmal richtig Nahe sein. Dann ist mein Herz zerbrochen

  • Seit er im Koma war nehme ich Beruhigungsmittel, jeden Tag. Ohne geht es nicht. Ich kann nicht in meiner Wohnung sein weil es zu sehr weh tut. Ich bin momentan bei meinen Eltern in meinem alten Kinderzimmer. Mir geht es wirklich sehr schlecht, ich stehe auch bereits auf der Warteliste für einen stationären Aufenthalt in der Psychiatrie. Ich war dort eh schon wegen meiner psychischen Erkrankungen in der Ambulanz und Daniel auch wegen seiner Schizophrenie. Auch eine Trauerbegleitung werde ich bekommen aber darauf muss ich auch noch warten. Ich weine jeden Tag, ich fühle mich so einsam. Hab ich doch den Menschen verloren den ich am meisten geliebt habe. Ich kann mich an die letzten Wochen kaum erinnern, nur an den tiefen Schmerz. Außerdem hab ich immer wieder Flashbacks aus dem Krankenhaus. Wie er da liegt mit den ganzen Schläuchen, wie er die Augen das letzte Mal für mich geöffnet hat. Meine Freundin ist Altenpflegerin und sie meinte das war wohl sein Abschied von mir, weil er wusste dass er es nicht schafft. Ich liebe ihn so sehr und mir fehlen so seine Umarmungen und Küsse. Ich hab mir hier am PC eine Ecke eingerichtet mit einem Bild von ihm, einer Kerze, ein paar persönlichen Gegenstände und getrocknete Rosen die er mir mal geschenkt hat als wir frisch zusammen waren. Ich trage auch jeden Tag seinen Pulli, den hat er mir oft gegeben wenn mir kalt war. Außerdem hab ich mir ein Armband mit seinem Namen und Todestag bestellt und ein Kuscheltier was ich ihm eigentlich ins Krankenhaus bringen wollte, aber das kam zu spät an. Deswegen ist das Kuscheltier jetzt bei mir im Bett. Ich kuschel auch jede Nacht mit einem Teddy, den er mir geschenkt hat um irgendwie mich geborgen und ihm nah zu fühlen und überhaupt schlafen zu können. Dafür hab ich auch noch ein zusätzliches Medikament bekommen. Und ich möchte mir etwas tattoowieren lassen was mich an ihn erinnert. Am Freitag ist die Beerdigung, ich habe jetzt schon Angst davor aber ich muss da sein. Das ist auch einer der Gründe, wie ich meine Selbstmordgedanken irgendwie ertragen kann. Ich muss bei der Beerdigung da sein. Die Klinik weiß aber von den Gedanken und ich bin ja bald dann auf Station. Ich weiß zwar nicht was das brignen soll, weil mein Leben sich anfühlt als wäre es auch zu Ende. Und wenn es nur eine Möglichkeit gibt wieder bei ihm zu sein... Jeder Tag fühlt sich so sinnlos an. Ich habe schon viele Schicksalsschläge erlebt und bin auch körperlich ziemlich krank und habe schon viele Krankenhausaufenthalte hinter mir (wo Daniel auch immer für mich da war), doch das ich ihn jetzt verloren habe war mit Abstand das schlimmste was ich je erlebt habe. Ich habe Freunde, die für mich da sind und meine Familie, aber trotzdem fühle ich mich so alleine und es fühlt sich alles so sinnlos an. Ich mag einfach nicht mehr, aber habe einer menge Leute versprochen mir nichts zutun und anstelle die Therapie zu machen. Das möchte ich auch halten und der Therapie zumindest eine Chance geben, auch wenn ich nicht daran glaube je wieder richtig glücklich sein zu können.

  • Liebe Lunaxia,


    es tut mir unendlich leid was passiert ist.

    Das konntest Du nicht wissen.


    Das Du Dich so fühlst ist völlig normal absolut.

    Ich denke eine Trauerbegleitung ist sicher sehr Sinnvoll.

    Ob die Psychiatrie das richtige ist kann ich schlecht beurteilen.


    Es wird immer eine Wunde bleiben die immer wieder aufreist das wird nie ganz verheilen.

    Gib Dir und der Therapie eine Chance.

    Im Moment wird und kann Dich nichts trösten nichts was wir Schreiben nichts was man Dir sagt und das ist völlig normal.


    Es tut irre irre weh es ist ein Gefühl als würde einem das Herz rausgerissen als würde der gesamte Brustraum offen liegen es sind unglaubliche Schmerzen nicht nur seelisch auch Körperlich.


    Wir alle hier kennen dieses Gefühl und es ist grausam.

    Es wird milder es wird besser auch wenn Du das momentan nicht glauben kannst.


    Im Moment musst Du nur eines überleben einfach nur überleben von einem auf den anderen Tag manchmal auch einfach nur von Stunde zu Stunde.


    Wir sind hier wir hören zu und verstehen.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Lunaxia,


    Es ist so schrecklich, was dir, euch, euer Liebe passiert ist und ich weine mit dir, wenn ich das lese.
    Du hast den Titel "Wir haben zusammen gehört...." gewählt - das ist wunderschön und sagt so vieles. Aber ich denke, du brauchst das nicht in der Vergangenheit zu schreiben. Ihr gehört immer noch zusammen, bei allem, was ich aus deinen Zeilen lesen, auch wenn ihr nicht mehr körperlich beisammen sein könnt.
    Er ist immer noch da, bei dir, in dir, wenn auch anders. Und nein, wenn jemand hier in diesem Forum das schreibt, dann ist das keine hohle Floskel, denn es kommt von Seelen, die wissen, wovon sie sprechen.

    Es tut entsetzlich weh, einen Sinn kann man unmöglich finden und wenn dann auch noch die Schuldgefühle hinzukommen, dass du einfach zugeschaut hast. Nein, das hast du ja nicht. Du hast versucht, dich zu erkundigen. Wolltest mehrfach den Notarzt rufen. Daniel wollte das nicht und was kannst du dann machen?
    Vermutlich kommt auch irgendwann die Wut auf ihn, dass er es nicht wollte, dich gar daran gehindert hat.
    Auch das ist vollkommen in Ordnung.
    All deine Emotionen sind vollkommen in Ordnung.

    Ich sehe das genau wie Linchen, ob die Psychiatrie das richtige ist, wird sich zeigen, aber gib der Therapie ein Chance.
    Dass du das Versprechen gegeben hast, dir nichts zu tun, obwohl du diese Gedanken hast und auch sagst, dass du vorhast, dieses Versprechen zu halten, finde ich persönlich sehr schön und ich denke, es zeugt auch von einer großen persönlichen Stärke.
    Das alles macht die Trauer nicht besser, oder einfacher, aber ich denke, diese innere Stärke von dir, die du vielleicht nicht mal selbst wahrnimmst, wird dir dann auch dabei helfen, die Therapie anzunehmen.

    Und wenn dir das Schreiben, das einfach über all das zu "reden" hilft und gut tut, dann bist du hier sehr gut aufgehoben.
    Fühle dich hier willkommen und mit jeder Faser verstanden :24:<3

  • Liebe Lunaxia,


    mein tiefes und aufrichtiges Beileid und ein leises Willkommen in unserer Mitte :30:.

    Es tut mir unendlich leid, dass du deinen Schatz verloren hast, er war noch so jung.

    Dass du völlig verzweifelt bist, kann hier jeder aus tiefstem Herzen verstehen, weil jeder hier einen geliebten Herzensmenschen verloren hat und deine Gefühle, diese Ohnmacht in der man sich befindet, nur zu gut nachvollziehen kann.


    Es ist erst so wenige Tage her, dass du dich von deiner großen Liebe für immer verabschieden musstest. Dein Herz weiß was passiert ist, aber der Verstand wehrt sich mit jeder Faser, es zu akzeptieren. Es braucht ganz, ganz viel Zeit, das Unbegreifliche anzunehmen.


    Dich hier mitzuteilen, deine furchtbare Geschichte zu erzählen, ist schon ein ganz großer Schritt, dir Beistand und Hilfe zu suchen und die wirst du hier auch ganz sicher finden. Hier ist immer jemand der dir zuhört, antwortet und dir das Gefühl geben kann, dass du nicht alleine bist. Schreibe, wann immer die danach ist, es hilft sehr, sich den Schmerz von der Seele zu schreiben.


    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du liebe Menschen um dich hast, die dich jetzt ein wenig auffangen und dir zur Seite stehen.


    Herzlichst, Kerstin

  • Liebe Lunaxia,


    Herzliches Beileid zu deinem Verlust und ein liebes Willkommen im Forum.

    Es tut wahnsinnig weh, einen geliebten Menschen zu verlieren, ich und alle im Forum wissen,

    wie schlecht es dir jetzt geht, wie verzweifelt du bist und dass du denkst, dein Leben sei vorbei. Aber auch

    nach seinem Tod, wird Daniel immer bei dir sein.

    Mache dir bitte keine Vorwürfe, du hast alles getan was du konntest. Es ist gut, dass du

    bald eine Therapie machst, mir hat geholfen, dass ich alles erzählen konnte, weinen konnte,

    ohne dass jemand ein entnervtes Gesicht macht, oder irgendetwas triviales von sich gibt.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit.


    Liebe Grüße

    Maike

  • Liebe Lunaxia🌹🙏

    Auch von mir tiefstes Verständnis und mitfühlen.

    Ich weiss auch nicht mehr genau die Tage aus dem Krankenhaus.Aber ich fühle auch den Schmerz,die Verzweiflung,die Hoffnung und dieses bizarre unwirkliche Gefühl,das mich seine letzten Tage begleitet hat😭 😔

    Mein Ollie ist nach seiner schweren Hirnblutung gar nicht mehr aufgewacht.Ich konnte nur mit ihm sprechen und alles versuchen und hoffen,glauben,dass er mich hören kann🙏

    Und wieder ein unfaires,gemeines,ungerechtes Schicksal hier😑

    Und ihr seid noch so jung😭

    Fühl dich hier aufgehoben,etwas aufgefangen und verstanden 👍🌹

    Eine liebe Umarmung :24:❤️

    Steffi ❤️

  • Danke für eure lieben Worte. Ich fühle mich jetzt schon willkommen hier. Ich fühle mich hier verstanden, weil ihr alle ja das selbe durchmachen musstet. Meine Eltern sind zwar für mich da, aber ich merke immer öfter wie sie genervt auf mich reagieren. Weil ich schon wieder weine.... Dann hab ich gestern auch noch mit meinem Bruder gestritten, was das ganze nicht besser macht. Ich dachte die ganze Zeit mich kann niemand verstehen, aber hier merke ich verstanden zu werden.


    Ich kann es immer noch nicht richtig begreifen... ich wünsche mir nur, es wäre wieder alles normal. Das ist nur ein kleiner Wunsch aber trotzdem ein so großer der nicht zu erfüllen ist. Jeden morgen ist das erste was ich denke, mein Schatz ist nicht mehr da. Jedesmal hoffe ich, es war ein böser Albtraum, aber dann merke ich dass ich nicht in meinem Bett zu Hause liege, das keiner neben mir liegt und ich wieder in meinem Kinderzimmer bin. Ich schlafe ganz viel, beim schlafen ist es besser. Wenn ich einschlafen kann...

    Ich fühle mich ihm immer noch nah und rede mit ihm. Fast die ganze Zeit wenn ich alleine bin. Dann kommen wieder Gedanken er hört mich doch eh nicht, warum führe ich Selbstgespräche. Ich wünsche mir aber, dass er mich hört. Ich weiß nicht wo seine Seele jetzt ist, aber ich glaube irgendwo wird sie sein. Als ich alte Fotos von uns beiden auf dem PC angeschaut habe, habe ich ein Video von ihm gefunden. Da waren wir noch nicht lange zusammen. Er lächelt in die Kamera und sagt "HI Schatz ich liebe dich" dann komme ich ins Bild und wir geben uns einen Kuss. Das schau ich mir immer wieder an. Schon alleine ihn in "Bewegung" zu sehen, seine Stimme zu hören, es tröstet gleichzeitig und tut doch so weh.


    Übermorgen ist die Beerdigung. Ich habe jetzt schon große Angst davor, wie es wird. Es werden auch viele Freunde kommen, ich habe etwas Angst, dass mich das alles überfordert. Ich habe für ihn bei der Gärtnerei ein Herz aus bunten Rosen bestellt. Früher hat er mir immer Blumen geschenkt, jetzt bekommt er das erste Mal welche von mir und ich wollte nur Rosen weil das auch die erste Blume war die er mir geschenkt hat. Die hab ich auch noch, hier neben mir stehen zwei getrocknete Rote Rosen und ein kleiner Strauß getrockneter weißer Rosen. Die waren noch bei mir im Kinderzimmer weil ich zu der Zeit als wir uns wieder trafen auch kurzzeitig bei meinen Eltern gewohnt hab.


    Was ich auch so schlimm finde, ich wohne in der Stadt und er wird sehr weit außerhalb begraben auf dem Land wo ich alleine gar nicht hinkomme. Das heißt ich kann ihn nichtmal spontan besuchen wenn ich das möchte. Aber da ist mir wieder meine Oma eingefallen, als sie noch lebte war mein Opa schon verstorben und sie hatte ein Bild von ihm hängen wo sie ihm immer Blumen hingestellt hat und gesagt, sie müsse nicht zum Grab gehen um ihm nah zu sein. Das werde ich mir als Vorbild nehmen. Außerdem hatten wir einen Lieblingsplatz. Nicht weit von unserer Wohnung ist ein Naturschutzgebiet am Stadtrand. Dort gibt es einen Trampelpfad der zu einem total schönen Baum führt. Dort sind wir oft hingegangen und haben Zeit verbracht. Leider waren wir dieses Jahr noch nicht dort gewesen. Ich möchte etwas aus Holz basteln und an diesen Baum hängen. Den Vorschlag hat meine Freundin gemacht. Sie geht auch mit mir dahin, damit ich nicht alleine hin muss und bleibt in der Nähe falls ich sie brauche. Das finde ich auch sehr lieb von ihr

  • Liebe Lunaxia,


    ich denke nicht das Deine Eltern genervt sind.

    Ich denke es tut Ihnen weh zu sehen wie Du leidest und sie können nicht wirklich viel tun ausser da zu sein.

    Vielleicht kannst Du Ihnen einfach mal sagen Mama Papa ich bin froh das Ihr einfach da seid mehr brauch ich nicht.


    Das Du Streit mit Deinem Bruder hattest das ist nicht schön aber das ist halt in so einer heftig emotionalen Situation die ja alle irgendwie betrifft fast unausweichlich.


    Mach Dir deswegen keine so großen Gedanken.

    Wenn das schlafen Dir gut tut dann tue das auch.

    Deine Gedanken sind sehr gut was Dein Schatz betrifft er ist da bei Dir immer noch.


    Deine Oma hat recht Du musst nicht an diesen Ort (Friedhof) das kann man auch individuell gestalten natürlich.

    Auch das mit eurem Platz finde ich eine tolle Idee das Deine Freundin Dir helfen und Dich begleiten will spricht für Sie.

    Das Du mit Ihm sprichst ihn spürst und ihm nahe bist ist richtig toll.


    Das ist alles ganz normal Du bist nicht unnormal keines falls, das man im ersten Moment dumme Dinge sagt das ist völlig normal das ist nicht schlimm.

    Es ist nur für alle anderen natürlich ein blödes unheimliches Gefühl aber das ist völlig norma.


    Das dauert und das musst Du zulassen, einen Weg zu finden ist nicht einfach und manchmal nur mit Hilfe möglich das ist gar nicht schlimm.


    Vlg. Linchen

  • Danke Linchen,


    ich denke auch, dass sie sich wahrscheinlich eher hilflos fühlen. In den Momenten wirkt es aber auf mich irgendwie genervt.
    Ja mein Bruder trauert auch, die beiden haben sich sehr gut verstanden und waren befreundet. Wir haben oft Sachen zu dritt unternommen wie auf Konzerte gehen oder in die Bar oder auch mal einfach so als Besuch. Wir haben uns aber zum Glück schon wieder vertragen, nur das ging mir gestern auch nochmal richtig nah. Da hab ich mich richtig allein gefühlt

  • Na dann ist es noch klarer dann ist es auch für Ihn eine ganz heftig emotionale Situation.


    Ich weiß in solchen Momenten ist man dann so hilflos allein das tut dann noch mehr weh.


    Wenn ich darf nehme ich Dich mal ganz vorsichtig in den Arm.:30:


    Vlg. Linchen

  • Liebe Lunaxia,


    es tut mir im Herzen weh, von Deinem Schicksal zu lesen. Er so jung und Du so jung, das ist einfach nur grausam und sinnlos.

    Bitte versuche Dir keine Schuld zu geben, auch wenn es schwer ist (ich kenne das...). In dem Alter denkt wirklich niemand an einen Herzinfarkt.


    Ich schicke Dir viel Kraft ✨🙏

    Liebe Grüße

    Nora

  • Liebe Lunaxia

    Ich persönlich werde auch nicht oft zum Grab gehen.Da ist mein Ollie nicht.Da ist nur seine weltliche Hülle,eingeäschert😔

    Am Tag der Beisetzung hab ich ihn gespürt und gehört.Er war da.

    Aber ansonsten ist er bei mir,in unserer Wohnung,bei seinen Schallplatten,in meinem Herz.

    Das Grab ist auch in meinem Fall etwas weiter weg.

    Und ich hab momentan kein Auto.

    Und glaub mir,er ist bei dir an eurem Lieblingsplatz🙏❤️

    Ein Drücker für dich und liebe Grüße ❤️ :24:

  • Liebe Lunaxia,

    mein aufrichtiges Beileid zu deinem schweren Verlust in noch so jungen Jahren. Wir alle hatten die Zweifel und Selbstvorwürfe oder haben sie noch. Habe ich alles richtig gemacht, hätte ich, hätte ich nicht, was wäre wenn und wieso.

    Ich denke, wir würden wieder so handeln, weil keiner auch nur die geringste Vorstellung davon hat, dass das Schrecklichste deinem Liebsten und dir wirklich alles nimmt. Es tut mir so leid für dich, für euch.

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Steppi, ja ich habe ihn heute auch bei der Trauerfeier gespürt. Er war ganz nah bei mir. Ich habe auch deine Geschichte und was deinem Ollie passiert ist gelesen. Das tut mir ja auch so leid, wir haben ja wirklich fast das selbe durchmachen müssen. Das ist einfach so gemein und unfair alles.


    Die Beerdigung heute war sehr schön gemacht aber auch anstrengend. Ich bin richtig fix und fertig und mir geht es auch körperlich ziemlich schlecht.

    Erst gab es eine Trauerfeier wo der Pfarrer gesprochen hat und Musik abgespielt wurde. Ich durfte auch ein Lied aussuchen, das Lied was ich ihm immer im Krankenhaus vorgespielt habe. Da gehts um einen Mann der in ein Mädchen verliebt ist was er so hübsch findet. Daniel hat immer gesagt das Lied erinnert ihn an mich. Deswegen habe ich das gewählt. Dann hat seine Mama noch ein Lied ausgesucht und das dritte seine Cousine, die ihm auch ziemlich nahe stand. Im Bestattungsinstitut wo die Trauerfeier war haben sie alles sehr schön dekoriert. Auch mein Herz was ich bestellt hab ist sehr schön geworden. Daniel gefällt es bestimmt, ich hab ja schon erwähnt dass ich seine Anwesenheit bei der Trauerfeier gespürt habe. Ich hab immer wieder die Augen zugemacht und da war er mir sehr nah. Es sind auch sehr viele gemeinsame Freunde gekommen, ich hab mich über jeden gefreut der da war. Sein bester Freund hat mich gar nicht mehr losgelassen und hat auch geweint, weil er seinen Bruder verloren hat, hat er gesagt. Da haben wir dann beide gemeinsam weinen müssen und uns im Arm gehabt. Nach der Trauerfeier sind wir dann zum Friedhof gefahren wo dann die Beisetzung der Urne war. Ich hab bei der Trauerfeier und am Grab sehr viele Fotos gemacht, als Erinnerung an ihn. Nach der Beisetzung war ich schon echt am Ende, dann war aber noch Kaffetrinken bei seinen Eltern. Wir sind aber nicht lange geblieben, eben weil es mir gar nicht gut ging und das waren auch sehr viele Leute da. Es ist sogar einige seiner Verwandschaft aus Polen gekommen, seine Mutter ist Polin. Einmal waren wir dort mit seiner Mama zusammen im Urlaub, deswegen kannte ich die Verwandten auch alle. Aber irgendwann wars mir einfach zu viel. Ich fühle mich gerade leer, wie ausgebrannt. Ich kann grad nichtmal weinen.

  • Liebe Lunaxia,


    das ist völlig normal das Du jetzt leer bist.

    Das Du überhaupt an diesem sogenannten Leichenschmaus (wie ich diesen Ausdruck hasse ) teilgenommen hast ist schon echt bewundernswert ich kann das nicht konnte das noch nie und werde es auch nie wieder tun.


    Ich hab das 1 mal in meinem Leben gemacht nein stimmt nicht 2 mal und werde es ganz sicher niemehr machen.

    Geht überhaupt nicht.

    Ich war froh das es bei Mama damals sowieso nicht gegangen ist, es war ja mitten im Lockdown so das ich niemanden Rechenschaft ablegen musste.


    Vlg. Linchen

  • Linchen,


    ja am liebsten wäre ich nach der Beisetzung einfach nach Hause gegangen und hätte mich ausgeruht. Nur da war so ein Pflichtgefühl, dass ich dahin muss. Ich finde das Wort Leichenschmaus auch total furchtbar. Ich bin echt froh, dass meine Eltern nach ner Stunde gesagt haben wir fahren. Ich hab den Kuchen auch gar nicht runter bekommen, hab ihn dann zwar gegessen aber das war auch ein reinzwingen


    bei meiner Oma war auch kein Leichenschmaus gewesen, sie ist auch während der Coronazeit verstorben. Ich durfte damals nicht mal zu ihr ins Krankenhaus um mich zu verabschieden wegen den blöden Regeln durften nur zwei Personen kommen. Das war dann mein Vater und meine Tante. Mein Bruder und ich durften nicht rein. Das fand ich da auch so schlimm, da liegt die Oma im Krankenhaus, man weiß sie wird sterben und dann darf man nichtmal rein