.... und die Welt dreht sich einfach weiter

  • Seit vielen Wochen stöbere ich immer wieder als "stiller Mitleser" in diesem Forum und bin bestürzt über die vielen, verschiedenen Schicksale, die doch alle eines gemeinsam haben - den Verlust eines geliebten Menschen. Manchmal vergesse ich dabei meinen eigenen Kummer, doch letztendlich wird mir doch wieder bewusst, was mich auf diese Seiten geführt hat. Lange habe ich gezögert, mich zu registrieren, weil ich mir nicht sicher bin, was ich mir von diesem Forum erwarte bzw. erwarten kann, aber ich glaube, dass der Austausch mit "Gleichgesinnten" helfen kann, diese unbeschreibliche Situation ein wenig erträglicher zu machen.


    Obwohl ich Familie und Freunde habe, die sich um mich kümmern, habe ich das Gefühl, dass es nicht wirklich jemanden gibt, mit dem ich über das wirre Chaos an Gedanken und Gefühlen reden kann. Wahrscheinlich sind sie damit überfordert und wissen nicht, wie sie reagieren oder antworten sollen. Vielleicht ist es ihnen auch lästig, immer wieder das selbe von mir zu hören. Niemand kann mir meinen Schmerz und meine Trauer nehmen und eigentlich ist dazu auch alles schon gesagt, besprochen und zerredet, aber abgeschlossen ist dieses Kapitel meines Lebens noch lange nicht und wird es wahrscheinlich auch nie sein.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • ...darf Dich wohl so nennen. ...Und du bringst es auf den Punkt.


    Aber vorerst. sei einmal recht herzlich Begrüßt in diesem Forum. Zu welchem Leid Du auch immer in Dir trägst.


    Zu lästig kannst Du bei uns nie sein. Da sind wir selsbt, dann höchstens einmal (zu)lästig, mit unserem immer wieder Fragen, nach einem wie gehts Dir mit Deiner Trauer. Und wir wissen Alle, aus eigener Erfahrung, dass uns immer wieder eine Welle erwischt, in unserem "Wellenmeer" der Trauer, um einen uns geliebten Menschen (...wie es in diesem Forum vor einiger Zeit, Jemand, unsere Tiefs so nett vormulierte).


    Es ist aber auch stets schwer für Familie und Freunde, zu verstehen, dass Du "noch nicht so weit bist", noch nicht "abgeschlossen hast", oder auch Schlichtweg, nicht wissen, "Wie" mit einer tiefen innigen Trauer umgehn. Am Besten Du verzeihst Ihnen ( :4: ) ;)


    Wenn Du uns mehr über Deine Trauer erzählen möchtest... hier gibt es viele Ohren, die sich auch die Zeit dazu nehmen.


    Wer ist Dein Kummer? Ist es erst vor Kurz gewesen? Wie verbringst Du Deine Tage? Mit in Arbeit(Beruf) stürzen? Ach...vorerst will ich nicht zuviel fragen. Aber du kannst immer erzählen, wenn Dir gerade danach ist.


    Wünsche Dir für heute eine Gute und ruhige Nacht. :022:


    Sei von mir lieb Gegrüßt


    chan


    PS
    @An Christine und/oder Markus: bitte diesen Thread ins eigentliche Trauerforum verlegen. :thumbsup: (hab dies noch dazugeschrieben, damit Du Dschina68 Deinen Thread auch wirklich wiederfindest.)

  • Hallo chan,


    vielen Dank für deine nette Antwort. Im Lauf der Zeit werde ich bestimmt alle deine Fragen und noch mehr beantworten. Normalerweise bin ich eine richtige "Tratschtante", aber in diesem Fall werde ich schön langsam machen.


    Am 10. Juli ist mein geliebter Ehemann plötzlich und unerwartet verstorben. Er hat sich am späten Nachmittag von mir verabschiedet, weil er in den Nachtdienst gehen musste. Ich habe ihn gefragt, ob wir uns am nächsten Tag noch sehen werden, bevor ich zur Arbeit gehe. "Na sicher, warum net!", hat er fast ein bisschen unwirsch geantwortet. Dann hat er noch ganz lieb gesagt: "Das müsste sich schon ausgehen." Das waren die letzten Worte, die ich von ihm gehört habe.


    Kurz darauf stand eine Nachbarin aufgeregt vor der Tür und meinte: "Komm, schnell, da ist was mit deinem Mann passiert. Er ist da vorne auf dem Parkplatz zusammengebrochen." Ich bin sofort mitgerannt, und da lag er. Neben ihm kniete ein Ersthelfer und hatte schon mit Herzmassage begonnen und bevor ich noch wirklich erfasst hatte, was los war, kam schon ein anderer Nachbar angesaust, der bei der Rettung arbeitet und setzte in die Wiederbelebungsmaßnahmen mit ein.


    Etwa 10 Minuten später trudelten ein Rettungs- und ein Notarztwagen ein. Nachdem sich der Notarzt einen ersten Überblick verschafft hatte meinte er: "Das sieht nicht gut aus." Ich habe mir nur gedacht, was meint er damit? Ungefähr eine halbe Stunde bin ich daneben gestanden und habe zugesehen, wie das Team sich um meinen Mann kümmerte. Dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin zurück nach Hause gegangen.


    Ein bisschen mehr als eine Stunde nachdem sich mein Mann von mir verabschiedet hatte, eröffnete mir der Notarzt, dass alles Menschenmögliche getan wurde, aber leider konnten sie nichts für ihn tun. Ich war wie paralysiert, bin total neben mir gestanden und habe nur noch "funktioniert". Ich habe den Notarzt und den Sanitäter und die Polizistin, die ihn begleiteten, hereingebeten und alle Fragen beantwortet. Ich war mittendrin im schlimmsten Moment meines Lebens und fühlte mich doch sooooooo weit weg.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Lass Dir nur Zeit. Es soll Dein Tempo sein, nicht unseres. Auch als "Tratschtante" ;) ist es wichtig, die Dinge nicht zu überstürtzen. Man wird so und so von Dingen im Leben überstürtzt. Das kennst Du, und auch ich. Habe doch auch so ein ähnliches Erlebnis mit dem Tod wie Du. Einfach überstürtzt, ohne ein Warum und Weshalb. :013:


    Aber weder der Tod gibt uns dazu Antwort, noch Jemand im Leben. Es ist einfach nur Ungerecht. Man braucht sich dann nicht zu wundern, wenn man da in (nicht nur) solchen Situationen "nur noch funktioniert". Die Uhr tick weiter. Das Leben selbst...., es bleibt stehen. Wie kann es auch weitergehen, bei solch Erfahrungen.


    10 Juli..., das ist ja erst vor ganz Kurz. Und doch sind die einzelnen Tage dazu endlos lang. Jetzt kommt so und so eine schlimme Zeit dazu. Das sind die Tage, die man sonst immer mit viel Erwartung, und oft ganz ungeduldig fröhlich herbeigesehnt hat, und nun sind es kaum tröstende Tage. Tage der Stille. Tage des Wegschauens. Sie haben ihre Wichtigkeit verloren, denn das "Wichtige" dazu, fehlt dabei. Ganz plötzlich.


    Wir wissen, dass es einmal, wieder leichter wird. Wann, das wissen wir auch nicht. Viele sprechen von "Geduld". Ich glaube es ist das Einzige, was wirklich hilft. Vor Allem, ....viel Geduld. Nur so können wir das "Warum" bezwingen, und im Laufe der Zeit sogar ignorieren.


    Für heute möchte ich Dir wieder eine Gute und ruhige Nacht wünschen :022:


    Sei von mir lieb Gegrüßt


    chan

  • Ja, das stimmt. Der 10. Juli ist noch gar nicht so lang her. Trotzdem kommt es mir manchmal vor wie eine Ewigkeit, weil die Tage - wie du es so treffend ausdrückst - endlos lang sind ohne ihn. Und andererseits denke ich mir: 'Vier Monate ist das schon her. Wie habe ich so eine lange Zeit nur überstanden?" Irgendwann sind es dann 6 Monate, 8 Monate, 12 Monate, 2 Jahre, 4 Jahre, 8 Jahre, 10 Jahre usw. und der Gedanken daran, den Rest meines Lebens ohne ihn zu verbringen, treibt mir die Tränen in die Augen. Und der Rest meines Lebens kann noch verdammt lange dauern.


    Die meiste Zeit des Tages bin ich abgelenkt. Am besten geht es mir in der Arbeit, weil dort ist es so, wie es auch vorher war, außer dass er mich nicht mehr anruft um mir fürchterlich "wichtiges" zu erzählen oder mich zu fragen, wann ich heute Schluss mache, damit das Essen rechtzeitig fertig ist. Daheim kümmere ich mich um's Essen und rede mit meinen Kindern über ihren Tag. Noch ein bisschen Hausarbeit und Verwaltungskram wegen der Verlassenschaft und der Tag ist zum Glück wieder vorbei.


    Dazwischen überschwappt mich immer wieder eine Welle aus dem Meer der Trauer. In diesen Momenten ist man so verlassen und alleine und selbst wenn alle Menschen dieser Welt bei einem wären, so gäbe es doch keinen einzigen, der trösten könnte. Trotzdem wäre es schön, wenn einen jemand in den Arm nehmen würde, aber diesen jemand, den man jetzt so dringen an seiner Seite bräuchte, gibt es nicht mehr.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Hallo Dschina68


    Zufall? Ach den gibt es nicht, lese ich immer wieder. Kann es auch nur bestätigen. Eher der Ruf, bin im Forum beim Schreiben, hat mich wohl vor dem Schlafen gehen zum PC gebracht.


    Dein Satz: "Trotzdem wäre es schön, wenn einen jemand in den Arm nehmen würde, aber diesen jemand, den man jetzt so dringend an seiner Seite bräuchte, gibt es nicht mehr. "


    Das kommt mir Irr bekannt vor. Gerade in der ersten (langen) Zeit. Da ist Niemand. Im Gegenteil. Oft wenden sie sich auch ab. Als ob man auf einmal Gift wäre. Dabei glauben diese Gegenübers, man möchte jetzt Ruhe haben. Nein, noch schlimmer... man bräuchte sogar Ruhe.... Ach es ist zum Verzweifeln. Habe lange gebraucht, bis ich diese Wirklichkeit wahrnehmen konnte. Sie ist so. Und wie Du eben schreibst. Das was einem gerade in so einer Situation verstanden hätte.... um das trauert man ja jetzt. ... :24: (wenn ich darf...)


    Aber ich habe auch etwas Hoffnung zu berichten. Es(Das an Deiner Seite) ist nun in Deinem Herzen um noch vieles stärker verankert. ....War eh immer schon. Aber doch... noch mehr. Noch mehr innerlicher im Herzen.


    Ihr habt Kinder. In der Mehrzahl entnehme ich Deinen Zeilen. Arbeit lenkt ab. Das kenne ich. Und bin so Froh darüber, eine zu haben. Kinder werden wohl mehr Erinnern, als ablenken. Obwohl, Kinder sind hier stets eine positive Erinnerung. Gehen sie schon zur Schule? Und wie gehen Sie mit dieser, auch für Sie total unbekannten Situation um? Könnt Ihr Euch etwas im Trost unterstützen? Ach ich Frage schon wieder zuviel. Bin aber doch Neugierig.


    Nun wünsche ich Dir noch einen Guten Abend. und Gute gedankliche Umarmungen, Deines Liebsten. ( :022: )


    Sei von mir lieb Gegrüßt


    chan

  • Liebe Dschina68!
    ein stilles Willkommen im Forum
    meine tiefste Anteilnahme zum plötzlichen gehen deines Getten
    es ist ein schock wenn ein Mensch aus der Familierenmitte soooo plötzlich gerissen wird
    von dem man dan so langsam herauskommt
    und anfängt zu realisiren und begreiffen


    wie geht es deinen kindern???
    wie alt sind sie???


    antworte wann immer es passt für dich


    euch wünsche ich sehr viel Kraft
    in liebe maki

  • Hallo an alle und herzlichen Dank für eure Anteilnahme.


    Heute ist es besonders schlimm. Seit ich von der Arbeit heimgekommen bin, bin ich immer wieder am heulen. Vielleicht liegt es daran, dass der 22ste ist. Er hätte mich sicher darauf aufmerksam gemacht, dass er heute in sieben Monaten Geburtstag hat. Außerdem rückt Weihnachten immer näher und davor fürchte ich mich richtig. Das Wiener Wetter tut dann noch den Rest zur Elendsstimmung dazu.


    Meine Kinder sind mit 16 und 18 Jahren eigentlich schon junge Erwachsene. Ich habe das Gefühl, dass sie mit der Situation ganz gut zurecht kommen. Meine Tochter war - wie es so oft ist - ein "Papamädi". Die erste Zeit war sie unterschwellig aggressiv, aber zum Glück legt sich das langsam aber sicher. Ab und zu spreche ich mit ihr über den Papa, aber nur kurz. Sie sagt, dass sie manchmal nachts schreiend aufwacht und sich dann in den Schlaf weint. Ich habe sie noch nie gehört, aber eine Freundin hat gemeint, dass sie wahrscheinlich innerlich schreit. Hin und wieder finde ich in ihrer Wäsche Zetteln, auf denen sie aufschreibt, wie sehr sie ihren Papa vermisst und dass sie ihn wieder zurück haben möchte. Ich glaube, ihre Freundinnen sind für sie eine wertvolle Unterstützung.


    Mein Sohn ist sehr genervt, wenn ich "eine Krise" habe. Er meint, dass wir, so schlimm das Ganze ist, nichts daran ändern können und das Leben für uns weiter geht. Der Papa ist weg und wir sind da. Damit war das Thema für ihn erledigt. Mein Mann wäre stolz auf ihn, denn genauso hat er auch gedacht. (Zitat: "Tot ist tot und das Leben geht weiter.")


    Selbstverständlich ist es für die zwei auch nicht einfach, aber sie sind jung und haben ihre eigenen, anderen Interessen. Beide sind derzeit so richtig am flügge werden. Fortgehen, Freunde und Spaß haben sind momentan angesagt - ganz normal in diesem Alter. Und die Schule bzw. Arbeit sind, so ähnlich wie bei mir, eine gute Ablenkung. Außerdem wissen sie, dass ihre Mama immer für sie da ist und alles dafür tun wird, damit es ihnen an nichts fehlt. Ich versuche, sie mit meinem Kummer und meinen Sorgen nicht zu nerven und lasse sie wissen, dass sie jederzeit mit allem zu mir kommen können.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Hallo Dschina68


    Zunächst freut es mich, dass ich nun Deinen Thread am richtigen Platze vorfinde. Dank und Gruß an Christine, oder sonst wen, Ausführenden.


    Sieht so aus als hättest Du heute eine "Krise", um Deinen Sohn zu zitieren ;) .Nun, Eines sei Dir Gewiss, In der Trauer gibt es keine Krise. Es gibt nur heftige und zartere Wellen, die nicht selten mit voller Wucht, und aus heiterem Himmel scheinend, auf uns zulaufen. Umschlingen. Aber ich Denke, diese Erfahrung hast Du schon gemacht. Männer, und dabei eben Jüngere mehr, versuchen oftmals die Trauer einfach zu Ignorieren, auszublenden. Zumindest nach Außen hin. Innerlich geht es Ihnen bestimmt ganz gleich, so wie Dir. Wellenmäßig. Von Deiner Tochter, finde ich es unheimlich lieb, dieses Zettelschreiben, und bei sich tragen. Habe das Gefühl, sie lässt die Trauer richtig zu. Vielleicht möchte sie Dir über diesen Wege auch zeigen, wie sehr ihr Papa fehlt. Finde es eine Gute Idee. Es ist auch Gut, dass sie mit FreundenInnen im Gespräch Wahrgenommen wird. Diese zum Thema Trauer nicht Abweisend wirken. Gerade in so einer Zeit, ist Zusammenhalt unter Freunden ganz, ganz wichtig.


    Weihnachten ist durch einen Verlust nicht mehr so wie einst. Da kommt wirklich eine schwere Zeit auf Dich zu. Aber vergiss nicht, wir hören Dir stets zu, werden auch versuchen, Dir ein wenig Trost zu geben. Wobei dies nur ein Tropfen auf einer Unendlichkeit sein kann.


    Dem Schreiben möchte ich noch ganz viele Virtuell-Taschentücher beigeben. :022:


    Sei von mir lieb Grüßt


    chan

  • Liebe Dschina68!
    schlisse mich Chan voll an
    aus erfahrung kann ich sagen Kinder gehen anders um mit Trauer
    habe es bei meinen gesehen und gelebt
    nach aussen versuchen sie dir nicht zu lasst zu fallen
    aber im inneren so wie Chan sagt
    es ist sehr wichtig Das sie mit jemanden sprechen
    dazu sind die besten freunde DA


    darf ich dich nach deinem namen fragen???
    Dschina68 hat es eine besondere bedeutung für dich??


    las dich sachte :30: und schreib was und wann immer dir danach ist
    in liebe maki

  • Liebe Maki,


    ich habe im Forum gestöbert und viel über dich gelesen. Es ist sehr schwierig, die richtigen Worte zu finden, deshalb hoffe ich, dass du mich verstehst, wenn ich dir aufschreibe, was ich kurz nach dem Tod meines Mannes gesagt habe: "Ich glaube, das einzige, was noch ärger wäre, als das hier, wäre, wenn einem der Kinder etwas passiert wäre." Der Satz ist ein wenig verworren, aber ich glaube, dass du weißt, was ich damit sagen will.


    Um auf meinen Namen zu kommen: Diesen Spitznamen habe ich in der Hauptschule verpasst bekommen. Damals lief die Zeichentrickserie "Pinoccio" und meine damalige beste Freundin meinte, dass ich wie die Ente an Pinoccios Seite sei: klein und immer quakend. Und von Tina auf Dschina war es dann nicht mehr weit. Wahrscheinlich habe ich diesen Namen gewählt, weil er so überhaupt nix mit meinem Mann zu tun hat.


    Nachdem ich am Montag mit voller Wucht von einer Trauerwelle überrollt wurde, ging es mir den Rest der Woche besser - falls man in unserer Situation von "besser" sprechen kann. Heute waren meine Eltern bei mir (sie wohnen in der selben Anlage) und wir haben, wie schon früher mit meinem Mann, das eine und andere Glaserl Wein getrunken. Es war ein recht fröhlicher, gelöster Abend - hat zur Abwechslung einmal gut getan.


    Meine Kinder übernachten heute beide auswärts. Eigentlich hatte ich ein wenig Angst davor, die Nacht alleine im Haus zu verbringen, aber durch den Besuch meiner Eltern bin ich total entspannt - und ein bisserl beschwipst.


    Außerdem waren meine Tochter und ich heute einkaufen und haben dabei einen Adventkranz besorgt. Das hat ansonsten immer der Papa erledigt und leicht gefallen ist es mir nicht, aber wir haben es geschafft. Und darauf bin ich stolz. Auch ein paar Kleinigkeiten für Nikolo und Weihnachten haben wir mitgebracht.


    Er hat Weihnachten ganz besonders gern gehabt. Er hat es geliebt, sich Überraschungen für seine Familie einfallen zu lassen und überhaupt die ganze Geheimniskrämerei um Weihnachten herum. Ich schaffe es heuer einfach nicht, auf einen Adventmarkt zu gehen, weil dabei zu viele Erinnerungen auf mich einstürzen. Ich bin mir nichteinmal sicher, ob ich einen Christbaum aufstelle, weil auch das war immer seine "Mission". Am liebsten würde ich irgendwo hinfahren, wo es kein Weihnachten gibt (Mars oder Jupiter oder so).

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina!


    Danke!
    finde es toll da der abd mit deine eltern schön war
    tut der seele ganz GUT


    es ist eine schwere zeit die Adventzeit!
    dast wegg magst kann dich verstehen (buche für zwei ;) )
    es ist schön dast deine tochter dich beim einkaufen unterstützt hat
    die kinder sind unser "heiligtum"
    auch mich holen sie immer aus dem mauseloch heraus


    liebe dschina, und wennst heuer kein christbaum hinstellst
    kannst es annehmen?
    aber las dir zeit
    es sind ja noch eineige tage bis da hin
    las dich sachte :30:


    in liebe maki

  • Liebe Dschina,
    spät aber doch ein herzliches Willkommen von mir und mein herzliches Beileid zum Tod deines Mannes! Schön, dass du zu uns gefunden hast. Weihnachten ist für alle hier eine große Herausforderung ... aber wenn dein Mann dieses Fest geliebt hat, dann stell den Baum doch ihm zu Liebe auf, schneide einen Zweig mit einer Kerze drauf aus dem Baum und trage den Zweig mit den Kindern aufs Grab, so hat er ein Stück eures Baumes bei sich. Lasst euch bewusst Zeit für eure Tränen und den Schmerz und setzt euch dann auf ein paar Glaserln mit deinen Eltern zusammen - zur Entspannung. :24:
    AL
    Christine

  • Mein Sohn hat heftigst dagegen protestiert, dass ich heuer keinen Christbaum aufstellen will. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er einen kleinen Baum besorgen und schmücken soll, wenn er unbedingt einen haben möchte. Mal sehen, ob er das macht.


    Beim Vorschlag, einen Zweig mit einer Kerze zum Grab zu bringen, sind mir vor Rührung die Tränen aufgestiegen. Die Idee gefällt mir grundsätzlich gut, aber ich muss gestehen, dass ich seit der Beisetzung am 5. August nicht mehr am Friedhof gewesen bin. Allein die Vorstellung, vor dem Grab zu stehen und zu wissen, dass seine Überreste da unten liegen, macht mich fertig.


    Mein Mann und ich waren nie besonders fleißige Friedhofsgänger. Er hat gemeint, dass es viel besser ist, die Leute zu ihren Lebzeiten zu besuchen, als nach ihrem Tod auf dem Friedhof am Grab zu stehen und (scheinheilig) zu weinen. Er begleitet sie auf ihrem letzten Weg und erinnert sich dann lieber dort an sie, wo er mit ihnen zusammen gewesen ist. Aber ich könnte den Zweig mit der Kerze hinaus auf unsere Terrasse legen, denn er war so stolz auf unseren Garten und dann würde ich - ganz in seinem Sinne - an einem von ihm geliebten Platz an ihn denken.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina,
    das finde ich eine gute Idee!...................den Zweig mit der Kerze auf die Terrasse legen, da es ein für ihn besonderer Platz war...............die Tränen werden so und so rinnen und das Herz wird einem schwer werden, aber in einer Umgebung, wo der geliebte Mensche gerne gewesen ist, ist er dann wieder ganz nah......
    Lass Dich :24:
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Hi Dschina,


    auch von mir noch ein Willkommen hier bei uns im TrauerForum! Deinen geliebten Mann so plötzlich und aus dem Nichts gehen lassen zu müssen, stelle ich mir schrecklich vor. Dein Satz "und dann war ich mittendrin im schlimmsten Augenblick meines Lebens" trifft es wohl sehr genau! Und auch Dein Gefühl, dass Du mit niemanden Deine tiefsten und schmerzhaftesten (und vielleicht auch manchmal "wirren" - die Du selbst schreibst - Gedanken und Gefühle teilen kannst, ist hier die Erfahrung von einigen im Forum!


    Aber hier ist Platz und es ist auch immer jemand da, der zuhört! Trösten wäre zuviel, die Trauer wegnehmen geht nicht - aber "da sein" können wir. Und bitte hab Geduld mit Dir und Deinen Gefühlen - Juli ist so kurz her und es ist völlig normal, dass genau nach dieser Zeit auch erst die Lücke im Alltag richtig sichtbar wird, die Dein Mann hinterlässt! Auch eben das "erste" Weihnachten, der "erste" Geburtstag und der Jahrestag sind sehr schwierige Momente!


    Wenn Du bis jetzt nicht mehr auf dem Friedhof warst und in Übereinstimmung mit Deinem Mann kein besonderes Bedürfnis hast (oder ist es mehr Angst?), dann finde ich die Idee mit dem Zwei auf der Terrasse sehr schön!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Liebe Dschina,
    wie geht's Dir heute?


    Ich wünsch Dir ein innerlich ruhiges schönes Wochende mit Deinen Kindern, hast Du was besonderes vor?


    Liebe Grüße
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


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  • Ein herzliches Servus an alle und Verzeihung, dass ich länger nicht geschrieben habe. Irgendwie bin ich zur Zeit mit meinem Alltag etwas überfordert und abends so müde, dass ich nur mehr Kraft zum "Fernschlafen" aufbringe. Am liebsten würde ich, wie ein Bär, Winterruhe halten. Viel schlafen, ab und zu was fressen und wenn die Sonne scheint kurz raus.


    Gestern habe ich mich von meiner Tochter überreden lassen, Weihnachtskekse zu backen. Wir zwei Weiber haben richtig Spaß dabei gehabt.


    Am Freitag war ich bei Freunden zum Punsch eingeladen. Das war auch ein sehr schöner, entspannender Abend.


    Ich finde es erschreckend, dass es, selten, aber doch fast schon "normal" ist, dass er nicht da ist. Manchmal denke ich, es ist so, als ob er im Dienst wäre, aber dann trifft mich die Wirklichkeit mit voller Härte und der Schmerz drückt alles zu. Auch wenn ich weiß, dass es keine Antwort auf die Frage "Warum" gibt und es sinnlos ist darüber nachzudenken, ob es nicht verhindert hätte werden können, spuken diese Gedanken dann immer wieder durch meinen Kopf.


    Ansonsten versuche ich einfach Tag für Tag so gut wie möglich zu überstehen und einen Weg der Normalität für mich zu finden. Ich bin so froh, dass ich meine Kinder habe und arbeiten gehe, denn ansonsten bekäme ich wahrscheinlich den Lagerkoller.

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)