Meine Mama ist gestorben und ich vermisse sie

  • Hallo, liebe Freunde!
    Ich danke euch für eure lieben Worte zum heutigen Tag. Ihr habt mir dadurch sehr geholfen und Kraft gegeben und mich durch den Tag getragen.
    Ich will nur kurz berichten, werde morgen mehr schreiben. Ich war heute in der Arbeit, da gab's viel zu tun und da war ich abgelenkt.
    Am Nachmittags ging's dann weiter mit Kochen, Hausarbeit. Es kam mir so vor, ich stürzte mich darauf, damit nicht wieder diese Gedanken kommen.
    Dann war ich abends in der Messe, habe eine Messe für Johanna bestellt und es war ein schöner besinnlicher Abschluss und ließ mich etwas zur Ruhe kommen.
    Ja, die Erinnerungen sind schlimm, aber ich habe heute erstmals das Gefühl, ich kann sie annehmen.
    Danke für eure Kraftpakete und Kerzen.
    Wünsche euch allen eine gute Nacht.
    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Liebe Karla! Liebe Linda! Liebe Eva! Lieber Josef! Liebe Jutta! Liebe Freunde!
    Da haben ja gestern viele Lichter gebrannt. Danke nochmals für euer Mitfühlen.
    Der gestrige Tag ist überstanden und irgendwie ist es leichter geworden, das Loslassen. Ich spüre, wie ich langsam wieder mehr Energie bekomme, ich war früher oft sehr langsam und habe nicht viel weiter gebracht vor Trauer. Ich merke auch, wie ich mich wieder an schöne Erlebenisse erinnern und mich daran freuen kann. Natürlich die Sehnsucht und das Vermissen bleibt. Weinen musste ich nur am Sonntag. Da war ich am Grab von meiner Mutter und habe 2 Lichtlein entzündet. Mein Mann hat mich die 70 km mit dem Auto hingeführt und wieder zurück, er hatte wohl Angst, dass ich irgendwie vor Aufregung einen Fahrfehler begehe. Mein Sohn war mit den Pfadfindern auf Lager. Es war so ruhig am Friedhof, friedvoll, leicht mit Schnee angezuckert. Wir sind dann wieder nach Hause gefahren und da war es schon schwer wieder den Heimweg anzutreten. Denn diesen Weg bin ich so oft wieder zurück nach Wien gefahren, und schon damals fiel mir die Verabschiedung von meiner Mama nach einem schönen gemeinsam erlebten Tag sehr schwer und daran muss ich immer wieder zurückdenken. Und nun liegt sie da und ich kann nicht mehr mit ihr sprechen. Nun ist es ein Abschied für immer, zumindest auf dieser Erdenzeit.


    Liebe Ixel! Wie geht es dir? Du stehst noch am Anfang der Trauer und da ist es immer sehr schwer. Mir ist es auch so gegangen. Aber glaub mir, es wird leichter, es wird erträglicher.
    Und das Weinen hat auch mir sehr geholfen, es erleichtert. Du kannst sehr stolz auf dich sein, weil du deine Eltern so gut auf ihrem letzten Weg begleitet hast.
    Jedesmal 72 km ist eine ganz schöne Strecke. Es ist bewundernswert, wie du das alles geleistet hat. Das hat dir sicher auch sehr viel Energie gekostet.
    Wünsche dir viel Kraft weiterhin.
    Alles Liebe
    Ingrid

  • Heute vor 13 Jahren ist mein Vater gestorben, nicht einmal noch 69 Jahre alt.
    Er war schon 2 Jahre nach einem Schlaganfall pflegebedürftig, er, der immer nur unterwegs war, im Weingarten, in den Wäldern, auf den Wiesen, seit 2 Jahren in Windeln und im Rollstuhl.
    Und immer an diesem Tag kommt mir auch die Erinnerung hoch an den Muttertag 1998, als ich draussen war, um meine Mutter zu besuchen, wie er mich flehentlich anschaute und zu mir sagte, Ingrid, hilf mir, ich will sterben. Und ich konnte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Dann hat er noch fast 2 Jahre so dahingelebt, gepflegt von meiner Mama, für die das Ganze eine enorme körperliche und seelische Belastung war, war sie doch damals schon Diabetikerin. Sie hat es zwar nicht alleine getragen, mein Bruder hat sie schon unterstützt, trodem waren diese Jahre wohl die schwersten ihres Lebens.
    Am 19. Februar vor 13 Jahren bin ich also auch auf Besuch zu meinen Eltern gekommen und habe gehört, dass die Nacht schon sehr unruhig war und der Arzt schon verständigt worden ist. Wir haben meinen Vater dann zu Mittag aus dem Bett rausgeholt, es war mir so, als wollte er vorher noch etwas zu mir sagen, aber ich habe es nicht verstanden.
    Wir haben ihm in den Rollstuhl gesetzt und ein "Hendl", natürlich klein geschnitten, zu essen gegeben und plötzlich ist er vom Rollstuhl gesackt. Wir glaubten zunächst, er würde an irgendetwas ersticken, haben noch Wiederbelebungsmaßnahmen angefangen und den Notarzt geholt. Der kam dann sogar noch mit dem Rettungshubschrauber, aber es war nichts mehr zu machen. Es war wohl wieder ein Schlaganfall, der dritte. Und da lag er nun am Boden, zusammengerollt.
    Dies alles ist im Laufe der Jahre in eine weit entfernte Erinnerung versunken, nur an solchen Tagen kommt es wieder hoch.
    Alle beide, meine Mama und mein Vater mussten eigentlich vor ihrem Tod noch sehr viel erdulden und leiden. Und das tut noch immer weh.
    Ich hoffe, sie sind nun beide ohne Schmerzen und in Frieden vereint. Das Leid ist vorüber, was bleibt ist dankbare Erinnerung und das Vermissen wird wohl nie aufhören.
    Morgen beginne ich auch mit einer Trauergesprächsgruppe und hoffe im Gespräch nochmals alles verarbeiten zu können.
    Ingrid2

  • Liebe Ingrid!
    Es ist schon erschreckend, wenn einen Die Erinnerung nach einer Zeit, von der man glaubte, sich mit dem Tod eines lieben Menschen "arrangiert" zu haben, einholt.
    Das tut dann doppelt weh. Wie genau Du Dich an Details erinnerst. Aber, ich glaube, derartiges vergisst man nie.
    Wie war denn Dein erstes Gespräch?
    Liebe Grüße
    Karla :24:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Hallo. Meine Lieben!
    Danke für eure Kraftpakete.
    Ich war also am Mittwoch das erste Mal in der Trauergesprächsgruppe und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.
    Wir sind 7 Frauen, die trauern, ein paar kommen noch. Und wir haben 2 ganz nette einfühlsame Gesprächsgruppenleiterinnen.
    Jeder hat sich vorerst vorgestellt und über die Person gesprochen, die er betrauert. 4 Frauen trauern um ihre Männer, eine um ihren Sohn, der mit 43 Jahren schon verstorben ist und eine Frau trauert auch um ihre Mutter, so wie ich.
    Ich konnte das erste Mal auch über den letzten schlimmen Tag im Spital sprechen und es hat gut getan. Ich habe gesagt, ich mache mir noch immer Schuldvorwürfe und höre immer noch meine Mutter, wie sie mich fragt, die wollen mich operieren, soll ich es wirklich machen lassen und ich hab ja gesagt. Und dann kam die Operation und der Krankenhauskeim und dann dieser 11. Februar, an dem ich noch immer schwer trage. Es hat gut getan, zu hören, ich solle mir keine Schuldgefühle machen, ich habe ja den Ärzten vertraut und dass die Abteilung sicher nicht human war, dafür kann ich auch nichts.
    Wir haben in der Mitte eine Kerze angezündet und uns unserer Angehörigen erinnert. Es war ganz still. Jeder nahm am Schicksal des anderen Anteil. Und jeder trägt schwer.
    Und zum Schluss haben wir noch einen schönen meditativen Text gehört.
    Alte Bilder tauchen wieder auf, auch wenn wir sie nicht gerufen haben. Wege, die wir lange gegangen sind und plötzlich ein Ende fanden und neue, unbekannte Wege. Wir sehen die Menschen von damals, ihre Gesichter, wir hören ihre Stimmen, sie holen uns zurück in die alte Zeit, in die doch kein Weg zurückführt.
    Doch das Leben verlangt, dass wir den neuen Weg weiter gehen, nach vorne. Und es ist mein Weg, den nur ich gehen kann. So ähnlich war der Text.
    Ich freue mich schon auf das nächste Treffen.
    Alles Liebe
    Ingrid

  • Liebe Ingrid,
    es freut mich, dass du dich dort wohlgefühlst und dass du über diesen Tag sprechen konntest und auch über deine Schuldgefühle. Es ist einfach gut, wenn einem andere sagen, dass man nicht schuld ist. Man weiß es ja eigentlich, aber sie sind doch da, diese Schuldgefühle, gehören zur Trauer mehr oder weniger dazu und man muss daran arbeiten, dass sie allmählich weniger werden. So ein Urteil von Außenstehenden kann dabei sehr helfen die eigene Wahrnehmung ein bisschen geradezurücken.


    Wie oft trefft ihr euch?
    AL
    Christine

  • Liebe Christine!
    Ja, ich hatte anfangs ein mulmiges Gefühl zu dieser Trauergruppe hinzugehen, aber nun freue ich mich schon auf das nächste Treffen.
    Es sind dort wirklich nette Leute und im Schmerz über unseren Verlust sind wir vereint. Außerdem haben wir 2 ganz nette Begleiterinnen.
    Und das Gespräch, aber auch das Zuhören über unsere Trauergefühle helfen mir wirklich sehr.
    Die Treffen sind alle 14 Tage an einem Mittwoch, 6 Mal und danach haben wir noch ein Abschlusstreffen.
    Vielleicht kann ich auch den einen oder anderen Kontakt knüpfen.
    Alles Liebe
    Ingrid

  • Liebe Indrid,
    auch von mir nochmal alles Gute zum Geburstag! :)
    14-tägig! WOW, das find ich super! Ich begleite ja eine Trauergruppe in Innsbruck und wir treffen uns jeden Monat einmal, 14-tägig ist ja echt "luxuriös" ;)
    Unsere Gruppe trifft sich seit 4 Jahren und wir sind eine richtige Familie geworden, einige Mitglieder treffen sich auch privat, es sind richtige Freundschaften entstanden!
    AL
    Christine

  • Jetzt habe ich schon länger nicht mehr hier im Forum geschrieben.
    Irgendwie vergehen die Tage viel zu schnell. Sie sind ausgefüllt mit Arbeit, Hausarbeit, Kochen und abends bin ich dann fast immer müde und erledigt.
    Dann liege ich im Bett und denke noch immer an meine Mutter und wie viel sie gelitten hat, bevor sie gestorben ist und bin noch immer traurig.
    Kurz war es besser, doch nun zu Ostern ist es wieder schwer. Es fehlt auch die Sonne, die Kälte, der Schnee, in Wien haben wir wieder eine leichte Schneedecke, das legt sich auf das Gemüt.
    Ich war jetzt schon 3 mal bei der Trauergesprächsgruppe und wir haben viel meditiert, in Stille nachgedacht oder unsere Gedanken ausgesprochen. Es ging um Stolpersteine, Wegmarkierungen, neue Wege, verschlossene und offenene Türen, ein neuer Raum, aber letztendlich muss wohl doch jeder seinen eigenen Weg im Trauertal finden.
    Aber es tut gut in der Gemeinschaft angenommen zu sein und auch über den Schmerz sprechen zu können.
    Morgen fahre ich wieder mit meinem Sohn aufs Land und auf das Grab meiner Mutter. Ich habe auch schon eine große Kerze für den Friedhof besorgt, die sieben Tage brennt.
    Ostern war die Zeit, die sie besonders geliebt hat. Da war sie immer sehr umtriebig, hat viele Süßigkeiten und Osterhasen für ihre Enkel gekauft und sich auf unseren Besuch vorbereitet. Da waren wir immer alle bei ihr, auch meine Schwiegermutter und haben gemütlich zusammen gesessen.
    Es tut mir so leid, dass sie das nicht mehr tun kann, dass sie das Osterfest und auch den nahenden Frühling nicht mehr erleben kann.
    So habe ich jetzt Süßigkeiten und Hasen besorgt und bringe sie meiner Nichte und meinen 3 Neffen mit. Jetzt um diese Zeit vermisse ich meine Mutter wieder ganz besonders.
    Einzig, der Gedanke, dass wir uns irgendwann mal wiedersehen, tröstet. Und die Erinnerungen an viele schöne Osterfeste, an das Suchen der Kinder im Garten und ihre Freude dabei sind ebenfalls etwas trostreich, wohl auch gemischt mit dem Gefühl des Vermissens.
    Am Freitag kommt wieder meine Schwiegermutter und bleibt 5 Tage bei uns.
    Und mir wird es wieder schwer fallen, meine Mutter nicht mehr bei mir zu haben oder besuchen zu können und meine Schwiegermutter, die schon 83 Jahre alt ist, auszuhalten..
    Aber jetzt freue ich mich mal auf morgen, wo ich sie am Grab besuchen kann und auf die Osternachtsfeier am Samstag, wo wir ja die Auferstehung feiern und ich meiner Mama ganz besonders nahe sein kann.
    Ingrid2

  • Am Gründonnerstag war ich also mit meinem Sohn im Waldviertel, um meine Brüder, meine Nichte und meine Neffen zu besuchen.
    Wir sind mit dem Zug gefahren und während der Zugfahrt war es schon sehr schwer für mich, weil ich so viel an meine Mama gedacht habe, denn Ostern war das Fest, das sie so sehr geliebt hat, genauso wie Weihnachten. In den Osterferien waren wir auch immer ein paar Tage bei ihr und wir hatten eine schöne gemeinsame Zeiten verbracht.
    Ich bin dann zu meinem Bruder hineingegangen, dort wo meine Mutter die letzten 10 Jahre ihres Lebens in einem kleinen Zimmer verbracht hat.
    Überall sind ihre Spuren, überall sind Erinnerungen, die Stiegen zum Stock hinauf, die sie zum Schluss nur sehr mühsam geschafft hat, die Eckbank in der Küche, wo sie immer gesessen ist und gegessen hat, der Kamin, wo wir es uns gemeinsam so oft gemütlich gemacht und miteinander geplaudert haben, ihr kleines Zimmer, wo sie so oft Zucker gemessen hat und gespritzt, ich habe noch ein Diabetikerbüchlein mit ihren Eintragungen gefunden.
    Ich bin dann zum anderen Bruder ins Elternhaus hinübergegangen und habe erfahren müssen, dass er das Elternhaus aufgeben will. Das hat mich sehr traurig gemacht.
    Wir sind dann zum Friedhof gegangen und haben eine Kerze entzündet. Diese sollte 7 Tage brennen, aber ich weiß nicht, ob sie bei dem schlechten Wetter von gestern, durchgehalten hat.
    Am nächsten Abend ging es mir wieder ziemlich schlecht. Meine Schwiegermutter ist gekommen und sie bleibt 5 Tage hier. Keiner redet mehr von meiner Mutter, es scheint so, als würde nur ich sie so sehr vermissen. Ich bin dann ins Zimmer hinauf gegangen und musste heftigst weinen. Danach ging es etwas leichter. Mein Mann wusste nicht, wie er mich trösten soll, er kann es nicht verstehen, seine Mutter sitzt ja noch da bei uns herum.
    Das erste Mal seit langem habe ich wieder heftige Schmerzen gefühlt, das Gefühl des unwiderbringlichen Verlusts und auch all das Leid, das meine Mutter durchlebt hat und ihr Leben in den letzten 10 Jahren in diesem kleinen Kammerl ist wieder in mir hochgekommen.
    Ich bin dann am Samstag mit meinem Sohn in die Osternachtsfeier gegangen. Es war eine sehr schöne, wenn auch lange Liturgie. Jesus hat den Tod besiegt und ist für uns auferstanden. Und ich glaube auch, dass meine Mama nun angekommen ist und in einer besseren Welt lebt.
    Das ist ein Trost. Aber leicht waren diese Ostertage nicht.
    Ich bin schon froh, wenn ich morgen arbeiten gehe und wieder etwas Ablenkung habe.
    Ingrid2

  • Liebe Ingrid!


    Die Ostertage waren nicht leicht für dich! Du hast alles sehr intensiv erlebt, nicht wahr, überall deine Mutter noch gesehen und gespürt! Der Gedanke, dass das Elternhaus vielleicht aufgegeben werden soll, tut dir natürlich weh. Mein Elternhaus gehört meiner Schwester, noch hat sie es nicht weitergegeben, nur immer vermietet. Neulich war ich Mal drinnen, da die einen Mieter ausgezogen sind. Es ist ein wehmütiges Gefühl. Noch kann sie das Haus halten, aber wer weiß, wo ihre Kinde hinziehen und wahrscheinlich auch Mal Geld für Wohnung od. Haus brauchen, irgendwann wird es vielleicht auch verkauft. Obwohl meine Schwester sehr dran hängt und auch ich, aber manchmal nützt es einfach nichts. Aber es schmerzt, da kann ich dich gut verstehen.
    Das Gefühl mit der Schwiegermutter kenn ich nur allzu gut. Ich mag meine Schwiegermutter auch sehr gern, aber sie konnte sich da auch nie ausdrücken od. was Nettes sagen bezügl. meines Schmerzes. Sie konnte bei so vielen Kindergeburtstagen dabei sein, und ich finde das auch wunderbar und sie ist eine liebe Oma für unsere Kinder, aber doch hat es mir gleichzeitig ganz oft einen Stich versetzt, dass eben meine Mutter nicht dabei sein kann, obwohl ihr die Familie noch viel wichtiger war. ;( Ja, es ist ein kleiner Trost, der Glaube, dass es unseren lieben Verstorbenen gut gehen möge, aber dennoch fehlen sie uns einfach unsagbar an diesen besonderen Tagen.
    Gut, dass du heute Ablenkung hast.
    Liebe Ingrid, möge es allmählich leichter werden bei dir!
    Und dass von deiner Mutter wenig gesprochen wird, dass ist oft nur deshalb, weil die anderen es nicht besser verstehen. Sie wollen oft nicht, dass man zu weinen anfängt od. traurig wird.
    Sei lieb gegrüßt


    Linda