…wann hört das endlich auf…

  • …ich muss mir auch mal von der Seele schreiben…allmählich mag ich nämlich nicht mehr…


    ich bin alleinerziehend gewesen, berufstätig in Teilzeit, bin selbst im Autismusspektrum, brauche meine Routinen, wenn alles planbar ist komm ich gut klar… bekam zwei starke Kinder, beide Adhs, der jüngere auch mit Verdacht aufs Spektrum…Wutausbrüchen etc…hab seit er 6 war um Hilfe gebeten, leider fiel ich immer durch alle Raster, da meine Kinder „nicht geschlagen wurden, genug zu essen hatten und ich kein Hartz4Empfänger war“ - OTon des Jugendamts…nun ja… durch Corona geriet die Schulzeit durcheinander… der große fiel durchs Abi… ich konnte ihn aber auffangen…jetzt ist er 23 und im letzten Lehrjahr… der jüngere verlor sich in Alkohol und Drogen nachdem er das zweite mal die 11.Klasse nicht gepackt hatte… landete auf der Straße, zog bei meiner mom ein in 2022… es war Fluch und Segen für beide…


    Anfang 2023 bekam ich nun verstärkt mit wie schlimm er im Sog des Alkohols und chemischer Drogen hing… wir bekamen ihn für 2-3 Wochen in eine Klinik, in der er sich aber deplaziert fühlte… in den näxten Monaten hatten wir trotz Vereinbarung, dass er bei mir nicht trinkt/konsumiert 2 Polizeieinsätze, da er übergriffig wurde, einen fast tödlich verlaufenen Unfall auf dem Fahrrad - er wurde mit 2,3 Promille vom Auto erfasst - Trümmerbruch am Knöchel … kümmerte mich parallel mit um meine mom die 2022 nen Sturz hatte und abbaute… diverse Klinikaufenthalte hatte… im Juli 23 wurde meine 17,5 Jahre alte Katze nierenkrank (ich fuhr täglich zum TA für Infusionen, legte Woche 2 und 3 dann täglich selbst) sie starb Anfang August … meine mom verkündete mir, nicht mehr allein in ihrem Haus leben zu wollen…ich nahm sie alle 2 Wochen mit zu mir… ich war einfach nur kaputt… Ende September wurde mein jüngerer unansprechbar in der Stadt aufgegriffen, randalierte im Krankenwagen…wurde durchsucht von der hinzugerufenen Polizei und man fand eine größere Menge chemischer Drogen…ich hatte daraufhin ein depressives Kind zu Hause, das nicht mehr leben wollte wenn es ins Gefängnis kommen sollte… Anfang Oktober war die Verhandlung wegen des Fahrradunfalls…er war einsichtig und ich war froh, dass er eine Betreuungsweisung bekam…diese beantragten im November Eingliederungshilfe… für meine mom konnte ich Mitte Oktober einen schönen betreuten Platz 10 km weiter aufm Dorf bekommen… wirklich schön und klein… und dann stürzte sie Ende Oktober… ich tingelte zwischen Krankenhaus, Arbeit… 3-4 mal die Woche…es ging aber weiter bergab, meine mom starb nach dem 3.Krankenhausaufenthalt unerwartet dann am 10.Dezember…ich ließ mich krank schreiben…konnte nicht mehr…Beerdigung… Abwicklung von Haus und Papierkram … nebenbei mein semistabiler jüngerer Sohn…dann im März starb im stolzen Alter von 20 Jahren auch noch meine älteste Katze… beide Katzen hatte ich von klein an… meine Familie… im Mai 24 meldete sich dann mal das Amt für meinen Sohn und forderte eine aktuelle AdhsDiagnose… gute nacht Marie … jeder weiss wie schwierig nen Facharzttermin zu bekommen ist… APP bei mir dasselbe Problem schon… im Juli 24 dann ertrank - evtl im Zusammenspiel mit Substanzen - ein Freund meines jüngeren Sohnes mit 20 Jahren - fiel nachts in nen Fluss…im August klaute jemand meinem jüngeren Sohn seine Tasche… Ende August bekam das Amt die gewünschte Diagnose um die Hilfe für meinen Sohn weiterbearbeiten zu können… wir reparierten 2 mal sein Handy, Trennung der Freundin…alles riss ihn immer wieder runter….mein Sohn äusserte öfter mal, dass er sich am liebsten das Leben nehmen wolle, war aber auch freiwillig in Drogenberatung…hatte dort ne tolle Sachbearbeiterin…mal bekam man mit, dass er auch immer mal wieder Alk trank…war aber nie mehr „drüber“ wie in 2023 noch…und meinte, er nehme viel weniger Chemie…man merkte davon auch nix… suchte wohl auch nen ambulanten Therapieplatz…mal war er bei mir über mehrere Tage…jobbte…passte auf Kinder auf…liebte Kinder…Ende September auf sein Drängen Sperrmüll, sein altes Bett bei mir flog raus mit samt vieler ekliger Andenken aus schlechten Zeiten…

    Anruf der Polizei Ende September… er im Gewahrsam…wäre fast mit ner Straßenbahn zusammen gelaufen… hatte zu dem Zeitpunkt sogar 2 Freunde zu Besuch…die er unter nem Vorwand zu nem Kumpel lockte bei dem er sich wieder Zeug abholte…im Gespräch mit mir wurde er sauer und leugnete das…

    Anfang Oktober bekam er nochmal was verschrieben gegen Depressionen - er war bei mir - ich durfte das einteilen…hatte es oben bei mir liegen…und auf einmal fehlten gleich 5 Tabletten und 1/3 meiner Beruhigungstropfen… auf meine Ansage meinte er nur, dass er nur mal schauen wollte ob es bei ihm wirke…aber es wirke ja eh nicht… starkes Adhs, schneller Organismus, er fühlte sich sicher und hatte sich wohl auch umfangreich informiert… er war oft verzweifelt, abends nicht zur Ruhe zu kommen…

    kam dann Anfang Oktober auch wieder mit seiner geliebten Freundin zusammen…

    In einer Tierrettungsaktion verlor ich meinen Autoschlüssel…der Dieb seiner Tasche aus August, der vermutlich aus seinem Freundeskreis kam, warf die Tasche wieder auf den Hof…es wühlte alles wieder auf…

    Mein Sohn ließ sich noch ein Balkenbett bauen, gelbe Farbe für sein Schlafzimmer anmischen… richtete sich im Haus meiner Mutter ein, räumte auf, fing an zu streichen…war motiviert aus eigenem Antrieb… wir bestellten am 16.10. Matratzen und Zubehör für sein Bett dort und das bei mir…

    Am 18.10. wäre er wg jobben nicht vor 21 Uhr zu Hause bei sich sagte er…wir hatten die Woche jeden Tag lieben Kontakt…er hatte keinen Stress… ein Paket sollte da ankommen…ich fragte am 19.10. nach ob alles geklappt habe… nachts sah ich, dass die Nachricht nicht durchgegangen war…am 20.10. fuhr ich hin und fand ihn leblos vor…

    er hatte sich wohl laut Recherche am 18. kurz bevor er heim fuhr noch Substanzen besorgt und wohl konsumiert, als er heim kam…er hatte evtl etwas Wein und Bier dazu getrunken… vllt je 1/2 Flasche … sein Körper war hohe Dosen gewöhnt…im Nachhinein muss ich wohl davon ausgehen, dass gerade sein evtl tatsächlich geringerer Konsum im ggs zu sonst ihm zum Verhängnis geworden sein könnte…

    Das Amt hat sich bis heute noch nicht gemeldet… jetzt ist mein Kind tot…. und meine Welt steht still…

    …es gibt Menschen, die machen unsere Welt zu etwas Besonderem…einfach, weil es sie gibt…

  • …im moment gibt es den Papa, die Freundin, viele Freunde, Familie, die alle traumatisiert und tieftraurig sind…

    Wir haben seinen Sarg bemalt und die Beerdigung fand selbst organisiert und in den Farben des Lebens statt… seine Freunde wollten gern tanzen am Grab…wir ließen Luftballons steigen…ich denke, so hätte er das auch gewollt…

    …ich darf nicht nachdenken…so tief sitzt der Schmerz…versuche mich abzulenken…versuche schlafen zu können…und wälze Schuldgefühle und tausend „warums“…

    Mein Sohn war 21 und hat sich gerade in den letzten Monaten so toll in die richtige Richtung bewegt… ich finde es so unfair ihm gegenüber… ich begreife es nicht… wir hatten so heftige Zeiten in 2023 wo er beängstigend mehr konsumiert hat… ich bekomme auch im Nachhinein jetzt so einiges erzählt… und jetzt auf einmal reisst es ihn aus dem Leben… es tut mir so weh und so leid für ihn….

    Ich muss verdrängen um es ertragen zu können…

    …es gibt Menschen, die machen unsere Welt zu etwas Besonderem…einfach, weil es sie gibt…

  • Liebe Majana...was für eine tragische Lebensgeschichte...es tut mir unendlich leid was du durchlebt hast und noch durchlebst...ich wünsche dir das es dir hilft hier zu schreiben...viel Kraft für die kommende Zeit...LG...

  • liebe Mama Majana,*


    zweimal habe ich deine erschuetternde Herzensworte gelesen.... die Lebensgeschichte deines Sohnes der zu kurz nur lebte...

    fuer sich ... fuer euch ...

    Mir fehlen gerade etwas die Worte, weil viele Gefuehle kaum in Worte zu fassen sind ...


    Ich wuensche dir auch von ganzem Herzen dass WIR Trauernden , die ja das Forum bilden dich in deinem Schmerz, deiner Trauer begleiten können durch die nächste ,sehr schwere Zeit....

    die Unfassbarkeit hast du schon in Worte "gekleidet".

    Der Sarg wurde bemalt...

    in den Farben des Lebens...

    Es ist vielleicht getanzt worden...

    die Luftballons mit Herzenswuenschen sind gestiegen...

    und JETZT...

    jetzt kommt die Zeit wo es kaum noch etwas zu organisieren gibt...

    Dies ist der Anfang einer ganz, ganz schwierigen Zeit...

    Auf diesem Weg können wir dich begleiten , wenn du magst und weiter schreibst...

    Es kann helfen ... SEHR helfen ...

    Wenn du magst sind wir deine Wegbegleiter durch dein Leben DANACH...

    *Sverja

  • Liebe Majana

    Was für eine Trauer, wie viele Stunden in Sorge und Leid.

    Mein Sohn wurde auch nur 20 Jahre.

    Er probierte ein halbes Jahr alle möglichen Substanzen aus.

    Eine Woche nach seinem Geburtstag lag er lebos bei seiner Freundin in der Wohnung.

    In 6 Tagen wäre er 25 geworden.

    Es ist nie leicht und gerade jetzt spüre ich wie sehr ich ihn vermisse.

    Zeichen habe ich bisher keine bekommen. Meine Mutter starb drei Monate vor ihm, mit 70. Auch hier keine Zeichen.

    Ich habe auch eine Tochter, die super taff ist und wir haben eine liebevolle Verbindung.

    Manchmal bin ich auch etwas enttäuscht, aber Louis wusste wohl nicht, was all diese Drogen anrichten können.

    Bis heute wissen wir auch nicht, in er es vll mit Absicht getan hat.

    Vielleicht war er schon depressiv? Angst kannte er kaum

    Jetzt ist er weg und immer da. Mein Herz klopft oft, so als wäre es aus dem Takt.

    Ist ja verständlich.

    Doch ich gehe weiter und baue immer wieder eine Brücke zu ihm

    Aber es kommt keine Antwort.

    Wir müssen viel aushalten.

    Aber wie Du siehst, bist du nicht alleine mit dieser Erfahrung.

    Ich wünsche Dir Kraft und weiter einen Sinn für das Leben

    Anja

  • Liebe Majana,

    mein ganz tief empfundenes Beileid. Du hast erst die Mutter und kurz darauf dein Kind verloren. Welch grausames Schicksal!
    Dein Junge war und ist ein ganz besonderer Mensch und deine Welt, so wie sie war, steht still.

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Auch das mit der Hoffnung, noch einen guten Weg begonnen zu haben. Mein Mädchen starb, als wir gerade mal wieder Hoffnung hatten, es ginge aufwärts. Sie war damals 24.

    Es dauert lange, bis sich das neue Leben vom alten in gewisser Weise ablöst und die Welt dann aus einem "Davor" und einem "Danach" besteht. Einen Teil der Mutter nehmen die Kinder in jedem Fall mit, genauso wie ein Teil des Kindes für immer in der Mutter bleibt. Daraus entsteht sozusagen ein neuer Mensch, den man selbst erst kennenlernen muss. Und auch das braucht wieder Zeit.

    Das sind alles nur meine Gedanken und Erfahrungen dazu und ich möchte dir nichts überstülpen.

    Jetzt wünsche ich dir und deiner Familie Mut, Zuversicht und Hoffnung.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus