Meine Ursel ist gegangen

  • Lieber Dieter,


    wie gut ich Dich verstehe, und wie ich mich in Deinen Empfindungen wiederfinde. Bei mir hat es noch viel länger gedauert bis ich mir wieder Bilder von Andreas ansehen konnte. Mit der Zeit wird alles etwas ruhiger, aber Sehnsucht, Trauer, Schmerz und die Unfaßbarkeit bleiben bis wir auch irgendwo da oben sind.


    :24:Lilifee

  • Ihr Lieben,


    mal eine Frage an die "erfahreneren" von Euch. Wird man es jemals fassen können, dass der/die Partner/in , Elternteil oder Kind NIE WIEDER körperlich anwesend sein wird? Für immer weg. Diese Fassungslosigkeit macht mir sehr zu schaffen. Ich war ja dabei als Ursel 7 Tage lang starb, vom Bestattungsinstitut abgeholt wurde und trotzdem kann ich es nicht fassen. Kann man das jemals verinnerlichen dass der geliebte Mensch jetzt für immer in der anderen Welt ist?

  • ...bei meinem Schatz kann ich es mittlerweile es werden im November 5 Jahre aber bei meinem Sohn nein ...das kann ich nicht begreifen und verstehen...😢

  • Lieber Dieter. Ich möchte dir dazu folgendes sagen. Mein Sohn hat morgen seinen ersten Todestag. Du verwendest Worte wie:" körperlich anwesend "....oder " fassen können ".......für immer weg"..... Ich kann dir darauf nicht mit ja oder nein antworten. Denn das kann ich nicht, weil es sich immer wieder verändert. Ganz schwer war für mich, als ich die Urne in der Kapelle sah. Daß das mein großer kräftiger Sohn mal gewesen sein sollte, das war für mich nicht vorstellbar. Dann die Zeit danach, der Anblick der geliebten persönlichen Sachen, seine Wohnung, sein Auto.....das hat sehr wehgetan. Dann die nun fehlenden Gespräche am Telefon, seine Stimme....und so viele Dinge die nun nicht mehr da waren. Das ist das Schwerste .Dann die Gewissheit, daß sein Leben nun beendet war,war für mich schwer zu begreifen. .Es kam ja aus dem Nichts. Ich hatte mit ihm noch am Abend über Fußball gesprochen. In dieser Nacht ist er verstorben. Das ist nun ein Jahr her. Das Jahr verging schnell. Ich glaube jetzt auch zu wissen warum. Im Unterbewusstsein war wohl immer der Gedanke: ....Er kommt ja wieder, bald klingelt er wieder und besucht mich.Heute gehe ich mit meinem Enkel auf den Friedhof .Dann ist mir wieder bewusst, daß er nicht mehr lebt ,daß alles nur Wunschdenken und Sehnsucht ist und immer sein wird. Lieber Dieter, so geht es mir. Den Tod kennen wir alle, nur wenn er zu uns kommt ,dann erleben wir,was er eigentlich bedeutet und wie kostbar das Leben ist. Liebe Grüße von Christine.

  • Lieber Dieter,

    ich war darauf vorbereitet als mein Mann am 26.12.2022 gestorben ist. Aber das hilft nicht wirklich. Ich habe seine Asche bei mir auf der Couch,

    das ist hier in England erlaubt. Ich habe seine Jacke, seinen Stock und seine Huete neben seiner Asche.

    Ich bin ja schon 70 Jahre und rede mit ihm jeden Tag. Das was mir hilft ist die ca. 10 Jahre die mir vielleicht noch bleiben werde ich mit seiner Hilfe schaffen und er holt mich ja ab wenn ich sterbe und wir werden wieder irgendwie zusammensein.

    Ich bete auch jeden Tag dafuer, das hilft mir auch.

    Liebe Gruesse

    bluebell

  • Lieber Dieter,


    bei mir sind es nun fast 6 Jahre. Der Verstand weiß natürlich daß Andreas für immer in einer besseren Welt ist, und nicht mehr zurück kommt. Aber vom Gefühl her ist es trotzdem nicht zu begreifen. Wie kann es sein, daß der geliebte Mensch auf einmal nicht mehr da ist? Als hätte es ihn nie gegeben. Nach seinem Tod mußte ich ja auch so profane Dinge wie Büroschlüssel zurückgeben, Personalausweis abgeben, Abos kündigen usw. erledigen. Das letzte war die Auflösung des Bankkontos. Das hat sich angefühlt als hätte ich Andreas nun endgültig ausgelöscht. Der Verstand versteht es, aber die Seele nie. Sie weint.:33:


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Liebe Lilifee,


    bei Ursels Tod war es genauso, ich musste alle Verträge umschreiben lassen weil der Mietvertrag auf sie lief, ich bin vor 20 Jahren bei ihr eingezogen. Mietvertrag, Energie, Internet und, und, und. Oh ja, die Seele hat geweint. Als ich bei der Wohnungsbaugesellschaft das Büro betrat rief eine Angestellte fröhlich: da kommt ja der nette Mann der sich um die Eichhörnchen kümmert. Wie ich ihr dann erklärte weshalb ich komme und sie die Sterbeurkunde sah hatte sie selber Tränen in den Augen. Es ging dann auch alles schnell und problemlos über die Bühne. Das waren schreckliche Wochen als ich Ursels Existenz eliminieren musste.

    Ich muss mir jeden Tag von neuem sagen dass es ihr jetzt gut geht, sie keine Schmerzen mehr hat und dort wo sie jetzt ist in kein Krankenhaus mehr muss.

    Mein Gott, jetzt laufen schon wieder die Tränen.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Lieber Dieter,


    Verträge umschreiben lassen brauchte ich nicht, aber alles andere hat voll und ganz gereicht. Offensichtlich hat es sich für Dich auch so angefühlt als ob Du Ursels Existenz eliminieren mußtest. Ich dachte nämlich schon daß meine Empfindung übertrieben ist, weil ich das noch nirgends sonst gelesen habe.

    Ich muss mir jeden Tag von neuem sagen dass es ihr jetzt gut geht, sie keine Schmerzen mehr hat und dort wo sie jetzt ist in kein Krankenhaus mehr muss.

    Mein Gott, jetzt laufen schon wieder die Tränen.

    Das sage ich mir auch immer wieder. Andreas hatte zwar keine Schmerzen, aber er war mit Diabetes Typ1 chronisch krank. So langsam hatten sich auch Folgeschäden bei den Augen gezeigt, und man weiß nicht was sonst noch gekommen wäre. Wegen der Augen wäre er im schlimmsten Fall blind geworden. Keine schöne Vorstellung. Das kann nun alles nicht mehr passieren, und das ist auch für mich ein Trost. Aber ansonsten, die Seele weint ...


    Liebe Grüße und eine sanfte :24:

    Lilifee