Das Leben ist so ungerecht und jetzt auch noch sinnlos

  • Loslassen, nein loslassen wollte und will ich meinen Rudy nie. Wenn mich jemand nach meinem Beziehungsstatus fragen würde, müßte ich sagen: "Ich lebe mit meinem verstorbenen Mann.", so seltsam und irre das klingen würde. Dadurch dass er ein Teil von mir ist, einen Teil meines Wesens geprägt hat, sind wir verbunden und ich spüre ihn überall. Früher hat mich das unglücklich gemacht, dann irritiert und jetzt bin ich froh darüber, weil dadurch die Liebe nie enden wird. Bin überzeugt davon, dass mich mein Geliebter, wenn ich sterbe, abholen wird.


    Belächelt und bemitleidet von Menschen, die finden, ich soll mich von allem lösen, was mich an meine große Liebe erinnert. Heute habe ich wieder so eine Bekannte (selber Witwe) getroffen (diese Dame sagt jedesmal, wenn sie mich sieht, wie schlecht und blass ich aussehe :/, so ein Quatsch), die meinte sie hätte alle Kleidung von ihrem Mann weggegeben, um wieder innerlich frei zu sein. Sie war ganz entgeistert, als ich ihr sagte, dass ich gar nicht innerlich frei sein will, dass ich noch immer in seinen T-Shirts schlafe, dass ich in das Auto, das wir gemeinsam für mich ausgesucht haben , jetzt schon wieder 800€ (ade mein Urlaub:() investiert habe, um es wenigstens noch ein Jahr behalten zu können.

    Sicher wäre es vernünftiger gewesen, endlich ein anderes etwas jüngeres und kleineres Auto zu kaufen , das nicht literweise Sprit säuft. Außerdem bräuchte ich in der Stadt eigentlich kein Auto. Ich weiß auch, dass unsere Lieben auf der anderen Seite kein Interesse an materiellen Dingen haben - das ist denen sowas von egal.


    Ich gestehe, dass ICH diese Sachen brauche, die sind wie Bilder in einem Fotoalbum, das man gerne durchblättert, um sich an die gemeinsamen Momente zu erinnern. Wenn das Auto, das wir an einem strahlenden Sommertag besichtigt haben und mit dem wir gemeinsam viel unterwegs waren,einmal verschrottet werden muss, werde ich sicher Tränen vergießen, und auch wenn einige darüber den Kopf schütteln , denn dann ist wieder etwas Gemeinsames unwiderbringlich dahin. Genauso wie ich seine T- Shirts tragen und waschen werde, bis sie zerfallen-ungesunder Totenkult, nein einfach greifbare Beweise, für unser gemeinsames wunderschönes Märchen, das wir erlebt haben.


    Fairytale gone bad, heute war es genau 35 Monate her, dass du auf die andere Seite gegangen bist, mein Geliebter. Miss you, obwohl du ja trotzdem bei mir bist.

    Ich bin sicher, dass du schmunzelst und dir denkst, dass ich wie ein kleiner Hamster agiere, aber ich brauche diese Dinge als Krücken im Alltag, um mir immer wieder , wenn ich traurig oder verbittert bin, ins Gedächtnis rufen zu können , wie sehr du mein Leben durch deine Liebe, einfach durch dein SEIN , bereichert hast. Forever yours ,wie wir es einander versprochen haben, my sexy biker.<3

  • Liebe Angie,

    Du hast so wunderschön und bewegend geschrieben!

    Jeder Mensch ist ja so anders und geht auch anders mit seiner Trauer um.

    Und das muss unsere auch so halb intakte Umwelt akzeptieren. Ob sie es wollen oder nicht.

    Wir sind diejenigen, die trauern und leiden, und wir tun das, was für uns gut ist.

    :)

  • Heute habe ich wieder mal unsere alten SMS gelesen, ja vor 3 Jahren war ich noch die glücklichste Frau auf Erden. Du fehlst mir noch immer wahnsinnig, ich glaube nicht, dass ich noch einmal so lieben kann und will das auch gar nicht mehr, weil dein Verlust so schmerzvoll war:13:.


    Mit dem Wissen, dass alles vergänglich ist , will ich mein Herz nicht mehr an irgendjemanden oder etwas hängen. Dieses Wissen relativiert auch sämtliche Probleme , denn alles Irdische ist nichtig und nicht von Bedeutung. Es lebt sich leichter damit.


    Unsere Liebe wirkt ja über den Tod hinaus und ich fühle mich dir nach wie vor innigst verbunden<3.

    Das muss mir einfach genügen, mehr werd ich in diesem Leben vermutlich nicht mehr bekommen, und damit werde ich mich zufrieden geben .

    Du warst mein Traum, der wahrgeworden ist, und ich danke dir für die schöne Zeit, mein Geliebter.


    Forever together....

  • Vor drei Jahren warst du die glücklichste Frau auf Erden.

    Heute bist du eine andere Frau

    reich an dem Glück, dass du damals gespürt hast,

    reich an der Stärke, die du durch den Schmerz bekommen hast,

    reich an der Liebe, die den Tod überdauert,

    reich an Kraft und Lebensfähigkeit,

    reich an Freude

    reich an Selbstliebe und Selbstfürsorge,

    reich an ....


    Auch wenn am Samstag wieder ein schwerer Tag war, du hast

    dich verändert - du bist ein bisschen mehr du selbst geworden.

    Mit Rudy im Herzen, ist dir das gelungen, weil es DIR gelungen ist.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Angie

    Deine Zeilen sind sehr berührend.

    Liebe Grüße

    Josef

  • Liebe Angie!

    Deine Zeilen sind sehr berührend und ich musste weinen!

    Hab zwar nicht meinen Partner verloren,aber meine geliebte Mama,die mir so nahe stand!

    Ja man sollte nach der Lehre der Buddhisten leben!

    Wenn man in allen Dingen die Vergänglichkeit sehen würde,ginge es uns tatsächlich besser!

    Vom Verstand weiss man das ja,aber das Herz geht eigene Wege!

    Die Trauer ist das schmerzlichste Gefühl ever!

    Kommt alle gut durch diese unreale Zeit...jeder mit seiner eigenen unfassbaren Geschichte!

    Viola!

  • Heute wieder mal beim Autofahren Radio gehört, da spielte "In the Shadows". Dieses Lied hatte mein verstorbener Bruder als Kennton, wenn Mama anrief-weil er wußte, dass ihn da immer Beschwerden, Vorwürfe , Probleme erwarteten.

    Da hat es mich wieder gepackt, ist mir wieder eingefallen, wieviel Verluste ich seit dem Tod meines Bruders erlitten hatte. Er starb 8 Monate vor meinem Geliebten, der mich damals in meinem Schmerz so aufgegefangen hat und mir beigestanden ist.


    Morgen ist es 3 Jahre her, dass mein geliebter Rudy gegangen ist, um 16h12 an einem unverschämt sonnigen Tag, an dem alles perfekt schien-absolut kein Tag zum Sterben.


    Immer wieder erlebe ich diesen Tag, diese Stunde, an dem mein Glück zerbrach, das läuft auch heute noch wie ein Film vor mir ab... unvermutet, ein Lied, eine vertraute Redewendung und schon plumpst man ins Trauerloch.


    Wie damit umgehen? Naja ich fuhr auf einen Parkplatz, heulte mich aus....


    Das passierte mir jetzt nach 3 Jahren noch, ich spüre dann schlagartig die Sonne auf meiner Haut, sehe meine Tochter am Pool sitzen und flirten, höre das Handy klingeln, das die Nachricht bringt, dass er einen Unfall hatte und verletzt ist, dass sie ihn aber ausfliegen werden - und dann um 16h12, mein Glas, das zerschellt, die Gewissheit, dass etwas Furchtbares passiert ist, das Wissen, dass unsere Geschichte unwiderruflich zu Ende ist....:33:


    Ja diesen Tag werde ich nie vergessen können, der ist für immer in der Hirn-und Herzvideothek gespeichert.


    Nun spielen sie im Radio"In the Army now" - ja so fühl ich mich auch manchmal: "Stand up and fight!"


    Tränen abgewischt, weitergefahren und leise lächelnd an die ganze Liebe gedacht, die du mir gegeben hast, das Selbstwertgefühl , das ich durch dich erlangt habe. Ja mein Geliebter, ich werde weiter kämpfen auf dem Schlachtfeld des irdischen Lebens, ich werde durchhalten, meine Aufgabe (worin immer die bestehen möge) erfüllen , bis wir uns in einem anderen Leben wieder finden.<3


    Forever your´s

  • Fast alles was du schreibst deckt meine Gefühle. Du hast 3 jahre überstanden, ich erst drei Monate. Ich kanns mir gar nicht vorstellen, dass ich jemals drei Jahre übersteh, aber was bleibt uns schon für altermative. Keine, also leben wir tag für Tag unser verlassenes leben. Ich wünsche dir für morgen viel Kraft und immer die Zuversicht auf ein Wiedersehen.

  • Liebe Angie,

    jetzt hast du mir eine Gänsehaut bereitet - danke für deinen schönen Worte und dein ehrliches Erzählen.

    Ich denke ganz fest an dich - an den noch normalen und wunderschönen Vormittag vor drei Jahren und ich werde mir auf 16:12 Uhr den Wecker stellen, um gedanklich bei dir zu sein. Um eine Minute lang den Tag zum Stehen zu bringen und dich zu umarmen, dir die Hand stärkend in den Rücken zu legen, ein Kerzchen anzuzünden.


    Liebe Angie, liebe Mariab,

    Drei Jahre - das war bei mir damals ein ganz schwerer Jahrestag und danach habe ich im Rückblick erkannt, es wurde merklich leichter - die Trauerlöcher kamen zwar immer noch aber nicht mehr ganz so unvorbereitet und mit viel mehr Gewohnheit - ich kannte sie, begrüßte sie, ging hinein und wieder raus - und manchmal kam es mir sogar vor, als wäre ich gestärkt und in einer ganz besonderen Ruhe heraus gekommen. Manchmal beschrieb ich diese Löcher als meine Höhle, in die es mich manchmal hineinzieht, dass ich mich meiner Trauer und Aaron widmen kann - nichts mehr mitbekommen, was da draußen ist, alleine sein mit mir und Aaron. Und so schmerzlich sich diese Höhle zu Beginn anfühlte - kalt, dunkel, einsam, mich aus dem Alltag reißend, mich einfangend mit ihrem Eingang, der wie ein Schlund wirkte, hart,...

    so habe ich sie mir, glaube ich, mit der Zeit eingerichtet - ein Feuer angezündet oder eine Kerze angemacht, viele schöne Erinnerungsbilder aufgehängt, Decken und Kissen mitgenommen, etwas zum Schreiben bereit gelegt. Und ich fing so um den 3. Jahrestag diese Höhle auch zu mögen und zu ersehnen an.


    Ich denke, dass das vielleicht den Unterschied zwischen 3 Monaten und 3 Jahren ist. Es braucht Zeit sich in der Trauer einzurichten - die Höhle einzurichten.


    Und immer wenn es um die Zeit geht: JedeR hat andere Zeiten, es gibt kein RICHTIG oder falsch.

    Und so wünsche ich euch allen, dass ihr den Mut habt, die erste Decke mit in eure Höhle zu nehmen oder eine kleine Kerze, damit sie irgendwann - dann wenn für dich der Zeitpunkt da ist - bequem und Raum für Rückzug ist.


    Lg Astrid

    und für dich Angie ganz besonders :24: