Mein Mann ist mit dem Flugzeug abgestürzt, seitdem ist alles anders.

  • Liebe Gabi,

    lass Dich von mir mal umarmen. Du schreibst so ehrlich und gefühlvoll. Manchmal so stark und manchmal zerbrechlich und zart... Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, das Du eine innere Ruhe finden kannst.

    Alles Liebe Ros

  • Liebe Tereschkowa, liebe Andi, liebe Ros,


    schon wieder ist mehr als eine Woche vergangen, seit meinem letzten Eintrag und eurer so liebenswürdigen Antworten darauf,

    ich danke euch sehr!


    In dieser einen Woche ist schon wieder dermaßen viel geschehen, dass ich es kaum überblicken, geschweige denn verstehen kann.

    Ich hatte mir diese Woche Urlaub genommen und bin schon letzten Freitag, am 26. Juli mit dem Zug nach Nordeutschland gereist, um meinen Cousin zu besuchen. Diese paar Tage waren vollgepackt mit Eindrücken, angefangen von teils ruhigen, teils arbeitsamen Nachmittagen im Schrebergarten, über eine für mich sehr turbulente Familienfeier, bis zu einem Leichenfund im Wohnblock. Kein Autor könnte sich ausdenken, was das Leben einem so einfach vor die Füße schmeißt.

    Seit gestern bin ich wieder daheim und habe für die nächsten zwei Monate Besuch und das Aufregendste überhaupt: Mein Cousin hat beschlossen, ab nächstes Jahr dauerhaft in meinen Wohnort zu ziehen, was bedeutet, dass wir zwar jeder unsere eigenen Wohnung haben werden, dass ich aber wieder eine Vertrauensperson und einen Ansprechpartner ganz in meiner Nähe haben werde.

    Und alles hat sich so harmonisch entwickelt, als ob es von da oben schon von langer Hand so geplant worden wäre.

    Ich bin erleichtert und froh, dass ich nicht mehr ganz alleine sein muss, aber auf der anderen Seite bin ich mit der Entwicklung der Dinge auch einigermaßen überfordert, in mir dreht sich nur mehr alles, sodass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann.


    Einerseits die Erleichterung, dass sich für mich alles so zum Positiven entwickelt, andererseits aber immer noch die Sehnsucht, nach einer Vergangenheit die es nicht mehr gibt und nach meinem lieben Hannes, der mir zwar täglich Zeichen sendet, dass er nur das Beste für mich will, der aber eben nicht mehr so an meiner Seite ist, wie sich mein egoistisches, trauriges und ein bisschen bockiges kleines Herz so sehr wünschen würde.


    Ich kann jetzt gar nicht beschreiben wie es mir eigentlich geht, es ist einfach zu komplex.

    Ich möchte mich irgendwo festhalten, bin aber zu schnell unterwegs.

    Das Leben hat mich einfach überrollt und ich muss mir die nötigen Fertigkeiten, damit zurechtzukommen erst aneignen.

    Nichts und niemand hat mich darauf vorbereitet.

    Meine schöne, beschauliche, geordnete Welt existiert nicht mehr.

  • Liebe Gabi,so viel geschieht in deinem Leben momentan,ich verstehe gut,dass du dich manchmal überrollt fühlst....es ist so schön,dass du deinen Hannes so sehr um dich und in allem spürst,und doch will das unbelehrbare Herz mehr,mit ihm sprechen,ihn halten,spüren,riechen....

    Wie freue ich mich,dass dein Cousin in deiner Nähe sein wird,ein vertrauter Mensch....ein Geschenk in diesem neuen Leben...ein herzlicher Gruß,Adi

  • liebe gabi,


    es ist schön das sich dein leben so entwickelt und voll mit neuen erlebnissen ist. das du dich überrollt fühlst kann ich mir gut vorstellen... du bist noch damit beschäftigt das geschehene mit deinem hannes zu verarbeiten. das benötigt viel kraft und zeit - zu verstehen was geschehen ist, denn klar, man versteht was geschehen ist, aber kann es trotzdem nicht begreifen bis zum äussersten.


    du brauchst zeit um in der neuen welt anzukommen....


    lieber gruß von Bine

  • Liebe Gabi,

    da hast du ja wirklich viel in letzter Zeit erlebt...

    Die Neuorientierung scheint mit großen Schritten auf dich zuzukommen, auch wenn du vielleicht dich noch gar nicht bereit dafür fühlst - aber vielleicht bist du es ja trotzdem und weißt es nur noch nicht.

    Ich habe übrigens neulich gehört, dass Trauer auch Sicherheit bedeuten kann. Eine andere Ebene in der Trauerbewältigung zu erreichen bedeutet auch immer, das Gewohnte und Sichere hinter sich zu lassen und sich für etwas Neues öffnen zu müssen.

    Ich bin mir sicher, du kannst auch das.

  • liebe gabi,

    es ist schön, dass dein cousin in deine nähe ziehen will und du jemand vertrautes hast.

    eine neuorientieung macht schon angst, aber du bist stark und schaffst das. klar, dass deine vergangenheit auch

    dabei sein wird.ich bin sicher, dass du den mut hast, diesen neuen weg zu gehen.

    liebe grüße

    flora

  • Soviel Zeit ist schon wieder vergangen.

    12 Tage seit meinem letzten Posting, gestern waren es genau 14 Monate seit mein Mann mich so plötzlich verlassen hat.


    Es ist tatsächlich so, dass sich mein Leben in rasender Geschwindigkeit weiterentwickelt, dass sich mir neue Perspektiven eröffnen, die mir offenbar zeigen sollen, dass es für mich noch lange nicht vorbei ist.

    Tatsache ist, dass es für mich jetzt wieder einen Grund zum Weiterleben gibt, einen Menschen, der sich auf mich verlässt und der für mich da ist, sodass ich keinen Grund mehr habe mich einsam zu fühlen.

    Tatsache ist ebenfalls, dass ich diesen Menschen mag, wie einen Bruder, aber niemals lieben könnte, dieses Privileg bleibt meinem Mann vorbehalten, den ich nach wie vor mit jeder Faser meines Herzens liebe, mein echter und einziger Mann, den niemand auch nur in Ansätzen ersetzen könnte, mit dem ich den Großteil meines Lebens geteilt habe.

    Ihm gilt nach wie vor meine Sehnsucht, er war mit all seinen Macken, mit seiner Liebenswürdigkeit, mit seiner Schlitzohrigkeit, mit seinem Humor und mit seinem konservativen Verständnis einer Partnerbeziehung, in der die Frau den Hauhalt macht, kocht, putzt und sich um das Wohlbefinden ihres Mannes kümmert, während der Mann fürs Grobe sorgt und für Reparaturen aller Art, fürs Auto und für die familiären Außenbeziehungen zuständig ist, genau das war, was ich gebraucht habe, mir ersehnt habe und nun für den Rest meines Lebens vermissen werde.


    Der Status Quo ist nun so, dass es für mich keine Ausreden mehr gibt, mein Weiterleben abzulehnen, dass es aber nach wie vor so ist, dass mein komplettes Leben hinter einer Art grauem Schleier verborgen ist.

    Gerade heute waren wir gemeinsam spazieren mit seinem Hund in der prächtigen Natur und ich habe festgestellt, dass mich nach wie vor nichts wirklich berührt, ich sehe die wunderschöne Kulisse, den niedlichen kleinen Hund registriere alles, fühle aber nichts dabei.

    Ich kann inzwischen normal weiterleben, fühle auch eine gewisse Erleichterung, dass ich meine Zukunft nicht vollkommen allein gestalten muss, aber das, was ein erfülltes Leben ausmacht ist irgendwie, irgendwo verlorengegangen.


    Es ist immer noch so, dass die Trauer, die Sehnsucht nach meinem Mann und dieser Schmerz des Verlustes alles zudeckt was ein Leben für mich lebenswert macht.

    und dass ich befürchte, dass das nun mein zukünftiges Los ist und dass ich mich frage, wo ich in desem ganzen Spiel eigentlich meinen Platz habe.

    Ja, es ist auszuhalten.

    Ja, es wird mir bestätigt, dass ich schon viel besser aussehe und wie sehr sich alle freuen, dass mein Cousin in Zukunft in meine Nähe zieht.

    Ja, ich habe Pläne zu verreisen.

    Ja, ich beschäftige mich weiterhin mit meiner spirituellen Entwicklung, meditiere, besuche Seminare und versuche mein Leben zu verbessern, um nicht unterzugehen.


    Aber es fühlt sich immer noch alles so falsch an.

    Von daher bin ich also immer noch im Boot mit euch allen und mein Leben ist immer noch ein Scherbenhaufen, nur vielleicht ein bisschen ein anderer, weil mein Weg ein anderer ist als eurer.

  • Liebe Gabi,es tut gut von dir zu lesen..

    zu lesen,dass du einen Menschen an der Seite hast,der dir vertraut ist...ein guter Weg für dich,dass du ihn gehen kannst ist ein großer Schritt,ich freue mich für dich.Dass niemals jemand deinen Mann ersetzen kann,das kann ich so gut nachvollziehen,warum auch?Er bleibt ja für dein ganzes Leben dein Mann,deine Liebe,dein Leben,und diese Lebensfreude,dieses Glück,das man zusammen hatte,das ist ja nicht zu übertragen,das fehlt für immer.Für und mit diesem Menschen war die Welt schön...jetzt habe ich immer das Gefühl,als ob ich von aussen auf das Leben schaue,nicht wirklich dabei bin....sonderbar und verletzlich bin ich geworden...Danke,liebe Gabi,dass du uns teilhaben lässt an deinem Weg,wir alle hier geben einander das Wissen nicht alleine,nicht verrückt zu sein,unseren Seelen gibt das Kraft und Hilfe in der tiefen Einsamkeit,ein lieber Gruß,Adi

  • Ja, liebe Adi, das ist ein sonderbares Gefühl, das mir sagt, dass ich eigentlich dankbar sein muss, dass mir im Leben so viel Gutes widerfährt, dass ich es aber nicht so annehmen kann, wie ich eigentlich denke dass es richtig wäre.

    Der Begriff "von außen auf das Leben schauen" passt total dazu, ich danke dir dafür, denn es drückt genau aus, wie es mir geht.


    Alles was sich echt angefühlt hat in meinem Leben ist irgendwie weg und durch etwas ersetzt worden, was eigentlich sehr positiv ist, was aber irgendwie nicht dazu passt, dass ich mich trotzdem immer noch einsam und sinnentleert fühle - wo ich doch gar nicht einsam bin und auch wieder einen neuen Sinn im Leben habe und wenn es nur der ist, das sich zwei einsame Menschen im Alter gegenseitig stützen.

  • liebe Adi, liebe Gabi,


    ich habe manchmal das gefühl, als wäre ich in eine form gepresst worden, die hinten, vorne, oben, unten einfach nicht passt. die "lebensform" passt einfach nicht mehr, oder soll ich sagen "noch nicht"?


    oder müssen wir nun unser leben lang in dieser für uns sich falsch anfühlenden form herumlaufen, mit schmerzen an allen stellen?


    lieber gruß von Bine

  • Ja, das frage ich mich gerade heute auch, liebe Bine!

    Bei mir läufts doch hervorragend von außen gesehen, aber mein Innenleben kann da leider nicht mithalten.


    Gerade heute wieder bemerkt - ein Tag ohne größe Pläne, ohne viel Beschäftigung und es geht mir hundeelend.

    Trotzdem dass mein Cousin immer noch zu Besuch ist.

    Ich habe mich grad für ein Stündchen zurückgezogen, um in Ruhe vor mich hin weinen zu können.

    Ich vermisse mein altes Leben!

    Ich habe nun wirklich alles getan und das Schicksal hat auch noch dafür gesorgt, dass ich keine Not leiden muss und mir jetzt sogar menschliche Unterstützung geschickt.

    Und es fühlt sich total richtig an, dass mein Cousin zu mir zieht, gerade weil da keine Gefühle im Spiel sind, sondern nur Trost und geschwisterliche Unterstützung, die wir uns gegenseitig geben können.


    Und dennoch: Ich bin so undankbar, ich mag dieses neue Leben nicht!

    Ich anerkenne, dass es nun eben so ist und dass es wohl irgendwie auch seine Gründe haben wird, dass ich weiterleben muss, aber es auch zu wollen, oder mich über irgendwas zu freuen, oder irgendwelche Pläne zu machen, rein aus Interesse, nicht aus Verzweiflung damit ich nicht komplett untergehe, das spielts einfach nicht!


    Und ich frage mich allen Ernstes - War es das? Bleibt das so? und warum tue ich mir das dann an?

    Die Beanwortung letzterer Frage ist relativ einfach - weil mir nix anderes übrigbleibt. Punkt.

    Und jetzt habe ich ja auch noch einen anderen Grund, den Cousin, um den ich mich kümmern (muss) kann (soll) (wasweissdenich)

    Er ist ein netter Mensch und er erträgt mich mit meinem weinerlichen Gehabe, allein das ist ja schon Mutter Teresa verdächtig. Aber im Ernst, er hat auch schon einiges mitgemacht in seinem Leben und er hat es verdient, dass ich mich ein bisserl mehr zusammenreisse, als ich es momentan gerade schaffe.


    Das Leben ist echt nicht einfach.

    War es vorher auch schon nicht.

    Aber da waren wir zu zweit.

    Und zu zweit waren wir unschlagbar.

    Nichts konnte uns was anhaben, denn wir hatten ja uns.

    Wir hatten uns zum Liebhaben.

    Wir hatten uns zum Streiten.

    Wir hatten uns, um gegenseitig auf uns aufzupassen.

    Wir schmiedeten große Pläne und gemeinsam schafften wir das alles auch umzusetzen.

    Wir waren stolz aufeinander.

    Wir lachten miteinander.

    Es war ein schönes Leben.


    Allein ist es das nicht.

    Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.

    Ich hoffe nur, ich gewöhne mich allmählich an diese Zustände, die sich mein neues Leben nennen.

    Und ich hoffe das Ganze dauert nicht mehr so endlos lange, wie ich insgeheim befürchte.

  • Ihr Lieben,als einer von zweien durch das Leben irren,immer auf der Suche,immer mit dem Wissen für immer,das schaffe ich nur mit äußerster Anstrengung und die Abstürze in die tiefste Verzweiflung lässt mich hoffnungslos zurück,in diesem Leben werde ich nie mehr auch nur einen Augenblick ohne das Wissen sein...

    Einer von Zweien....oh diese Sehnsucht....

  • meine Lieben,

    Ich kann euch so gut verstehen . Meinen Mann und mich gab es nur im Doppelpack, Einen allein könnte man nicht bekommen , das war unser Motto . Jetzt bin ich allein und es tut unsagbar weh . Das Vermissen und die Sehnsucht kann uns auch niemand nehmen , das wird auch immer bleiben , nur hoffentlich besser werden .


    Ich fühle mich euch , umarme euch alle

    Liebe Grüße

    Birgit und Fine

  • Ihr Lieben,


    ich warte auf den Tag daß es besser wird, Momentan irre ich durch einen dunklen Tunnel ohne Licht.

    Ich denke fast nur an die Vergangenheit, ein Tag geht, der nächste kommt, In einer Endlosschleife denke ich, mein Mann ist tot.

    Ohne ihn möchte ich nicht leben, alles ist leer, ich bin verzweifelt. Mein geliebter Mann kommt nie wieder.


    Ales Liebe Maike

  • Liebe Tigerlily,


    vielen Dank für die deine lieben Worte. Es freut mich sehr, dass dein Cousin in naher Zukunft eine Wohnung in deiner Nähe

    bezieht. Auch wenn es keine Paarbeziehung ist, es ist jemand da, den du vertrauen kannst, und der dir vertraut.

    Du bist nicht undankbar, wir alle mögen dieses neue Leben nicht, wir alle vermissen unseren vertrauten Partner wir alle müssen

    dieses Leben weiter leben.

    Ich vermisse meinen Mann unendlich, ich weine Tag für Tag, ich fühle mich einsam und verlassen.

    Dennoch würde ich mich freuen, eine vertraute Person aus der Familie in meiner Nähe zu haben.

    Liebe Tigerlily, versuche es zu genießen, ich finde es richtig, wie du dein neues Leben angehst


    alles Liebe Maike

  • Ihr Lieben, danke für eure netten Kommentare!

    Es ist so seltsam, wenn ich zu tun habe und in Gesellschaft bin, rede und lache ich mit den anderen, als wäre nie etwas gewesen, aber ich komme mir vor wie zwiegespalten, als ob ich mich selbst beim Leben beobachten würde.

    Bin ich dann wieder allein, ist sofort wieder der Druck da irgendetwas (oder jemand) zu suchen, das (oder den) ich nicht finden kann, am Ende überrollt mich dann jedesmal eine Welle an Sehnsucht und Schmerz und ich kann nicht mehr klar denken, geschweige denn mich wohlfühlen.


    Und etwas in mir freut sich sehr, dass ich wieder Jemanden habe, der mich genauso braucht wie ich ihn.

    Nur die ganze Gabi kann sich damit nicht anfreunden, die fühlt sich immer noch einsam und wird es wohl auch immer bleiben, ganz innen drin, gut verborgen im Herzen.

  • liebe gabi,

    diese 2 seelen in deiner brust gehören wohl zu deinem neuen leben. es ist schön, dass du dich freuen kannst, gebraucht zu werden.

    dass du dabei deinen geliebten mann weiterhin vermisst und schmerz und sehnsucht empfindest kann ich mir gut vorstellen.

    alles liebe

    flora

  • Liebe Gabi,

    Mir geht es mittlerweile genauso. Bin ich abgelenkt , geht es mir einigermaßen gut aber sobald ich allein bin , fange ich an zu weinen und der Herzschmerz ist wieder da .

    Das mit deinem Cousin finde ich richtig gut , wir brauchen Aufgaben im Leben, die uns wieder etwas Freude zurück bringen . Dann werden auch die Tage etwas leichter .

    Ich freue mich für dich .


    Ganz liebe Grüße

    Birgit und Fine

  • Liebe Gabi,

    du machst das toll!

    Und meiner Meinung nach musst du deine Sehnsucht nicht für dich behalten, du kannst es auch gegenüber anderen aussprechen.

    Du musst ja keinen Vortrag daraus machen, aber man kann schon sowas sagen wie: Ich schlage mich wacker, aber ich vermisse ihn natürlich immer noch - jeden Tag!


    Ich glaube, der Punkt ist, dass du mittlerweile deine Sehnsucht selbst besser als solche erkennst und auch schon Wege gefunden hast, damit umzugehen.
    Sie ist nicht weg, muss sie auch nicht sein.. aber du bist wirklich noch mal auf einer anderen Trauerebene angekommen. So klingt das zumindest für mich.

  • Vielen Dank für euer Feedback!

    Ich komme mir irgendwie vor als würde ich in einem Film mitspielen, als wäre das alles nicht echt.


    Einerseits ist in meinem Leben alles gleich geblieben - der Wohnort, die Wohnung, bis Jahresende der Beruf, eigentlich auf eine Weise mein ganzes Leben.


    Andererseits ist auf einmal alles komplett anders - ein anderer Mensch der die Hauptrolle in meinem Leben spielt, mein komplettes Freizeitverhalten, alles was da vorher war gibt es nicht mehr, die Menschen in meiner Umgebung - die Wenigen mit denen ich vorher Kontakt hatte müssen auch erst einen anderen gemeinsamen Lebensrhythmus mit mir finden und die Neuen, da weiß ich noch nicht so recht wo die Reise hingeht.


    Was immer noch fehlt ist ein Sinn in meinem Leben, außer darauf zu warten, dass es irgendwann mal zu Ende ist.

    Und die Lebensfreude, die ist mir komplett abhanden gekommen.

    Natürlich kann man jetzt einwenden, dass mir ja der Cousin einen Sinn im Leben gibt und das ist bis zu einem gewissen Punkt auch richtig - ich fühle mich verantwortlich, nehme mich zusammen und versuche jeden Tag aufs Neue, das Beste aus den Trümmern zu machen in die mein Leben zerbrochen ist.


    Das kann man schon als Sinn benennen und es erleichtert mir auch das Leben, das gebe ich zu und wahrscheinlich sollte ich auch mal zufrieden sein, mit dem was mir das Leben bietet - nur - ich kann es trotzdem nicht. Ich kann nicht mit Zuversicht in die Zukunft sehen und darauf warten was das Leben noch mit mir vorhat, ich hänge an der Vergangenheit fest, an einem Leben voller Liebe und Leidenschaft, in dem ich oft stinksauer war, aber ebenso oft einfach nur im ganzen Herzen berührt, wenn ich IHN nur angesehen habe, an einem Leben, in dem es jemanden gab, den ich jederzeit anfassen und küssen konnte, dem ich die Füße massiert habe und der mir den Rücken gekrault hat.


    Das was mir jetzt bevorsteht ist das gemeinsame Leben zweier einsamer Übriggebliebener, ein platonisches Verhältnis gegenseitigen Trostes und gegenseitiger Hilfe, solange bis einer von uns beiden das Zeitliche segnet und nachdem mein Cousin 8 Jahre älter ist als ich, werde ich es vermutlich sein, die dann wieder übrigbleibt.

    Wenn ich das so lese, erschrecke ich über mich selber zu welchen Gedanken ich fähig bin, denn ich mag meinen Cousin wirklich gerne, er ist ein angenehmer Mensch, der auch zuhören kann und mit dem ich mir gar nicht vorstellen kann jemals Streit zu haben.

    Ich sollte wirklich froh sein, wie sich alles entwickelt und ich sage mir das auch täglich mehrmals selber, damit ich es irgenwann einmal auch glauben kann.

    Dennoch, das was für mich Leben ausmacht, das ist ein für alle Mal vorbei, jetzt gilt es nur noch, die letzten 20 oder mehr Jahre möglichst unauffällig rumzukriegen und ich bin schon richtig gut darin.

    Und wenn ich alleine bin und mir meine Zukunft vorstelle, würde ich mich am Liebsten auflösen und nichts mehr spüren müssen, keinen Schmerz, keine Trauer, keine Sehnsucht, nichts mehr, einfach nicht mehr da sein, keine Probleme, niemand der etwas von mir will, niemand dem ich zur Last fallen könnte.

    Ich bin so müde.

    Und dennoch mache ich weiter.

    Morgen

    Übermorgen

    Solange wie es weitergeht.


    Ps.: Morgen ist unser Hochzeitstag, der zweite nach Hannes Tod. Gut möglich dass ich auch deswegen so deprimiert bin momentan ...