Am 06.07.2018 um 22.53 Uhr verstarb meine unendlich geliebte Frau "Rosi"

  • Lieber Uwe,

    da ist wohl etwas schrecklich schief gegangen.

    Zur Aufklärung:

    Es gab eine Unschöne Geschichte zwischen verschiedenen Usern hier.

    Dabei ging es auch um die Freundschaft von Rabelein und Blaumeise.

    Die Posts, die ich gelöscht habe, bezogen sich eben wieder auf diese Geschichte.

    Damit das, was jetzt leider doch passiert ist, nicht passiert, (die alte Geschichte hochkocht)

    habe ich mit Indian Summer eine Konversation.

    Darin ging es eben um diese Posts und nicht um mehr.


    Es ist schade, wenn du dein Tagebuch dazu zerfleddert siehst - ich habe noch nicht gesehen,

    was alles gelöscht wurde, das werde ich jetzt tun. Sah nur, dass du online bist und wollte

    gleich mal etwas schreiben.


    Vielleicht, NEIN, HOFFENTLICH finden wir eine Lösung.

    Kannst du mir ein bisschen Zeit lassen? Ich versuche mein Bestes.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • UM GOTTES WILLEN!!!!


    Jetzt weiß ich, was du meinst!


    DAS IST EINE FRECHHEIT! Ich versuche mich darum zu kümmern. Leider darf ich diese Beiträge nicht wieder online stellen. Werde mich mit Christine beraten.


    Lieber Uwe, ich wünsche dir TROTZ dem, einen warmen Moment mit deiner Rosi. Vielleicht auf der Bank mit Prinz, vor dir die Windräder, die sich sanft bewegen.

    Es tut mir wirklich leid, was da gerade geschieht. Und dass es in deiner Geschichte - deinem TAGEBUCH - geschieht, das tut auch mir weh.

    Ich kann dich nur um Verzeihung bitten und hoffe, wir finden eine Lösung!


    Sei lieb gegrüßt.

    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    ich habe mich mit Rosi beraten.

    Ich bitte Euch ( Astrid & Christine), vergesst meine Sache. Es geht ja nur um Worte. In meinen Antworten, die ich Indian Summer gegeben habe,

    erkenne ich ihre liebevollen Anfragen und Ratschläge.


    Indian Summer ist für viele Trauernde ein wirklicher Gewinn. Sie ist ein wertvoller Mensch in diesem Forum. Ich möchte die Sache hiermit auf sich beruhen lassen. Ich möchte, dass hier wieder Ruhe einkehrt. Ich hätte vielleicht mit meinen Äußerungen warten sollen. Sacken lassen.

    Liebe Indian Summer, ich entschuldige mich bei Dir, denn ich gehe davon aus, es hatte seinen Sinn, der dich bewog, so zu handeln.

    Dieses Forum soll ein Ort der Ruhe bleiben. Ein Ort des Austausches.


    Liebe Grüße,

    Uwe

  • Lieber Uwe,


    das ist schön, dass du dich mit Rosi beraten hast und du zu diesem Punkt gekommen bist.


    Ich finde es gut, dass du gleich geantwortet hast und deinem Unmut Worte gegeben hast.

    Ansonsten hätten wir gar nicht mitbekommen, was los ist.


    Ja, es sind Worte und Worte können heilen und Worte können zutiefst verletzen.

    Und darum ist es Christines und meine Aufgabe auf solche Situationen zu reagieren. Darum

    sind wir auch da.


    Es ist schön, dass wir beide das selbe wollen. Wieder Ruhe und Raum für Austausch.


    Ich wünsche dir einen der erträglicheren Tage.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Lieber Uwe, liebe Rosi!

    Ich bin so froh zu hören, dass ihr mit dieser unschönen Angelegenheit zur Ruhe kommmen könnt!

    Und ich halte die Daumen dass Astrid und Christine da noch etwas reparieren können, denn dieses Tagebuch ist für uns alle etwas sehr Wertvolles und ich bin traurig, dass alles so gekommen ist.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn du uns weiterhin mit deinen schönen Geschichten bereicherst, lieber Uwe und sag deiner Rosi liebe Grüße von mir, vielleicht kann sie ja mal Ausschau halten, ob über ihr am Himmel mein lieber Hannes vorbeifliegt.

  • Hans Böhm · 1876-1946

    Der Witwer

    Fast erschrickst du lieber Schwager

    Weil hier alles ist wie einst?

    Still, ich weiß schon wie du’s meinst,

    Doch das muss so bleiben: dort ihr Lager

    Neben meinem, das ist süß und schwer.

    Und das Morgenkleid: kennst du’s nicht mehr?

    Auf dem Wachtisch ihre Siebensachen

    Um für mich sich schön zu machen.

    Dann im Frühstückszimmer

    An dem runden Tische immer

    Ihr Besteck und Stuhl mir gegenüber.

    Hier ein Stünde heller oder trüber

    Dann zur Arbeit in die Stadt.

    Leise geh ich weg – nur blick ich nie

    Zum Balkon empor wo sie

    Mir noch nachgesehen hat.

    Drüben tu ich meine Arbeit dann

    Weil ich mich auf etwas freuen kann,

    Auf die Stunden hier

    Abendlich allein mit ihr.

    Manchmal steh ich vor der Türe still

    Ob sich’ drinnen regen will.

    Leise tret ich ein – im Dämmerlicht

    Mich empfängt ein unsichtbar Gesicht.

  • Wir haben heute den 26.10.2018. Geht mir so durch den Kopf. Morgens um 7.30 Uhr. Eine Zahl mit 6 am Ende. Gehe zun Computer, habe mir extra die Seite Tagesrechner runtergeladen. Passt ja. Vom 6.7.2018 bis 26.10.2018 jetzt: 112 Tage = 16 Wochen.

    16 elendig lange Wochen. 112 Tage Trauer. Nimmt nicht ab, sondern die Trauer sticht immer mehr im Herzen. Mir geht so durch den Kopf: "Hoffentlich habe ich nicht zu viele Gene von meinem Vater abbekommen. Alle von seiner Seite wurden weit über 85 - sogar 101 Jahre alt. Wie ging noch mal das Mendelsche-Gesetz ?" Ich wollte gleich wieder zum Tagesrechner, Aber der Tag ist so schon gelaufen. Liebe Rosi, selbst wenn ich 87 Jahre alt werden sollte, wie soll ich das überstehen, das wäre ja fast so lange, wie wir zusammen waren.

    Die Tageszeitung lese ich in letzter Zeit von hinten. Suche eigentlich nur die Todesanzeigen. Finde ich heute nur 2 Stück. Makaber. Beide Damen wurden über 90 Jahre alt. Politik und Sport finde ich ab 6.7. uninteressant.

    Es regnet, trübe Gedanken, Trauergedanken ?

    Lese zufällig, die Uhr wird am Wochenende umgestellt. Sie schreiben : "Toll, man kann eine Stunde länger schlafen." So ein Blödsinn. Warum schreiben sie nicht, sie können die Uhr 28 Jahre zurückstellen, wachen wieder auf und sind jünger und: "Sie können noch einmal 28 Jahre wiederholen." Ja Rosi, das wäre toll. Die Zeit noch intensiver durchleben. Sich jeden Tag sagen, wie sehr man sich liebt. Das Leben nicht mehr so selbstverständlich nehmen. Und einen Tag vor dem 6.7. , Händchen haltend und küssend, gemeinsam gehen.

    Es regnet immer noch, Gedanken werden trüber, schlimme Trauergedanken.

    Ich gehe in die obere Etage des Hauses. Komisch. Alle Zimmer noch wie vor 2 Wochen. Das Ehebett. Der Kleiderschrank noch geöffnet, natürlich meine Seite. Alle Zimmer ungewöhnlich sauber. Kein Staub. Keine Spinnweben. Alle 7 Zimmer wie geleckt. Das kenne ich nur aus Rosis Zeiten. Sollte Sie hier vielleicht heimlich ab und zu putzen ? Meine Gedanken werden langsam ein Fall für einen Psychologen. Oder ?

    Es regnet immer noch, usw. usw.

    Telefon klingelt, Dame von der Stadtgemeinde probiert mir klarzumachen, dass ich das Formular falsch ausgefüllt hätte. Ich wäre Witwer, aber hätte VERHEIRATET angekreuzt. Ich sagte, mit Blick auf Foto von Rosi:" Ich bin doch verheiratet und das auch über den Tod meiner lieben Frau hinweg." Wir trennten uns dann telefonisch nach einer halben Stunde, hatte keinen Sinn, Sie verstand mich nicht, Sie wollte das dann eigenmächtig ändern, ich sagte noch, dass sollte Sie sich genau überlegen. Schaute auf Rosi und fragte:" Habe ich das nicht wieder klasse gemacht ?" Wartete aber lieber nicht auf ihre Antwort.

    Gehe in die Küche, lese mir durch, wie die von meiner Tochter gekaufte Lasagne im Backofen erhitzt wird. Bei Rosi gab es immer selbst gemachte Lasagne.

    Na ja, Backofen auf 210 Grad Umluft und das Ding reingeknallt. Roch auch anders, als die von Rosi. Jetzt habe ich wieder 30 Minuten Zeit.

    Gehe ins kleine Wohnzimmer zu Rosi.

    Es regnet immer noch,..........

    Sitze auf dem Sessel und mache mir Gedanken, obere Etage. Vergleiche mit der unteren Etage, wo ich sitze. Schaue über die Fußböden: Sauber. Schaue über die Möbel und denke, da muß ich wohl mal mit Möbelpolitur rüber, sehen so stumpf aus, ausgebleicht von der Sonne. Stehe auf und wische mit der Hand über den Sekretär. Hätte ich mal lassen sollen. Wäre bestimmt keiner Person aufgefallen. Das war Staub, nicht stumpf. Mist, jetzt sieht man den Händeabdruck. Mußte ich ja nun genau vor Rosis Bild machen. Ich sage nur:" Ja Rosi, hättest ja auch hier unten heimlich sauber machen können, warum oben, da kommt doch keiner rein."

    Es regnet immer noch,....

    Die Lasagne müsste fertig sein. Ich weiss nicht warum, schaue noch mal auf die Zubereitungsanleitung, ohne Brille, und lese: 30 Minuten Umluft bei 210 Grad und 30 Minuten bei Oberhitze mit, ich glaube, 250 Grad. Also 60 Minuten für so eine kleine blöde Aluform, wo der Inhalt nicht mal so gut riecht. Aber wenn es so sein soll, dann mache ich das. Habe also 30 Minuten Zeit um die "ausgeblichenen" Möbel aufzuarbeiten. Ich sage zu all den Bildern, wo ich Rosi sehe:"Schatz bitte hör auf zu lachen. Ich kann es sowieso nicht hören."

    Es regnet, es wird irgendwie dunkler. Ich rieche den Qualm der Kamine aus dem Ort. Starker Geruch. Komischer Geruch. Habe wohl das Fenster in der Küche angeklappt. Jetzt kommt schon stärkerer Qualm aus der Küche. Küche ? Lasagne. Kein Qualm der Kamine, nein Qualm von Lasagne. Lasagne sieht aus wie ein Brikett. Mittagessen hat sich erledigt. Na ja, die roch ja vorher schon so komisch. Setze Brille auf, lese Zubereitung, und: Da steht 210 Grad Umluft, ooooooder 250 Grad Oberhitze.

    Es regnet immer noch,......

    Liebe Rosi, Du fehlst mir so. Jetzt sind es 16 Wochen. Von Tag zu Tag wird der Schmerz im Herzen stärker. Wie soll ich das ohne Dich durchstehen. Keiner, der mich in den Arm nimmt. Diese warmen braunen Augen. Meine Lebenslust schwindet von Tag zu Tag. Ich vermisse dieses herzliche Lachen. 16 Wochen waren für mich schon unendlich. Wie kann ich das vielleicht noch Jahre durchhalten. Ich rede mit Dir täglich. Keine Antwort. Keine Perspektive. Ich laufe rastlos im Haus umher. So wie es aussieht, werde ich wohl die Zeit auf dieser Erde absitzen müssen. Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert und hoffe, dass wir uns dann auch wieder treffen, damit wir unseren begonnenen Weg gemeinsam weiterlaufen werden. Ich liebe Dich mein Schatz.

  • FREITAG ----- EINKAUFSTAG !!!!


    Der Freitag ist mein Einkaufstag. Mein KULT-Tag. Herrlich. Voller Vorfreude. Immer um 16.00 Uhr, für 2 Stunden. Da ist der Laden richtig voll. Wie Kirmes. Trubel, Jubel, Heiterkeit.

    Ich lasse lieber Jubel und Heiterkeit weg. Je näher der Termin kommt, desto aufgeregter bin ich. Prüfe meine Jacke mit den vielen Taschen. Früher fragte ich Rosi, die sie mir gekauft hatte: Welcher Idiot benötigt 7 Taschen in einer Jacke ? Sie lachte nur. Muss wirklich sagen, eine sehr schöne Jacke. Na Ja, eine Tasche für Einkaufszettel, eine für die Geldbörse und eine für Autoschlüssel. Sind immer noch 4 Taschen leer, na egal.

    15.00 Uhr ziehe ich die gute Jeans an. Rutscht mir am Hintern runter. Kein Problem, kenne ich mich aus, ein neues Loch muss nur in den Gürtel. Stelle mich auf die Waage, wieder 3,50 kg. abgenommen. Egal, muss mich beeilen. Jacke an. Geldbörse aufgefüllt. Scheckkarte weggelegt. Geldscheine in die Hosentasche und looos ins Vergnügen.

    Ich freue mich wie ein Schneekönig. Werde, wie immer, nicht enttäuscht. Parkplätze alle belegt. Wagen in Nebenstraße geparkt. Einkaufswagen und rein. HERRLICH.

    Beim Gemüse wälzt sich ein schreiendes Kind auf dem Gang, weil es keine Weintrauben essen darf. Hilflose Mutter daneben. Schaue auf den Einkaufszettel: Steht drauf: Bananen,Kiwis,Orangen,Kartoffeln,Äpfel,Salat usw. HERRLICH. Brauche ich nicht. Umfahre galant das Kind und nähere mich langsam einem Paar. Er so 195 cm groß fährt den Wagen,Sie so 150 cm groß, genervt redend. Er:"Ist aber ein kleiner Braten, kriege ich dann wenigstens doppelte Portion Nudeln ?" HERRLICH. Was für große Probleme. Einkaufzettel steht: Nackenkottelets." HERRLICH.Brauche ich nicht. Dann eine Gruppe von alten kleinen Damen. Schauen mich schon lauernd an. Dann:"Junger Mann, könnten Sie mal von da oben was runterreichen ?" Klar mache ich das, werde von den anderen Damen auch aufgefordert. Mache ich doch liebend gern. HERRLICH. Mein Gefühl sagt mir aber dann, es werden von Woche zu Woche immer mehr kleine alte Damen. Nach Verrichtung, der mir aufgelegten Pflichten, kehre ich zu meinen Einkaufszettel zurück. Verschiedene Käsesorten,Schmand,Butter,Joghurt,Schafskäse.HERRLICH.Brauche ich nicht,aber Milch. Im nächsten Gang wieder dieses schreiende Kind, diesmal wegen Pizza. Ab zur Wursttheke. Da eine ärmlich aussehende Dame. Sucht zwischen dem verpackten Aufschnitt rum. Ich packe mir eine Salami ein. Schaue ihr so 5 Minuten von der Seite zu und frage:"Darf ich Ihnen behilflich sein ?" Sie:"Nein, ich suche abgelaufene Ware." Ich:"Die dürfen Sie aber nicht essen." Sie:"Nein,aber wenn ich was finde,nach vorne bringe,dann bekomme ich eine Packung Wurst geschenkt ! Ich:"Aha."

    Ich suche mir dann noch 5 Wurstpakete raus und dann aber weiter. Nächster Gang. Alter Mann fetzt sich mit Verkäuferin,da sein Lieblingsbier vergriffen ist.HERRLICH. Mein Einkaufszettel sagt:"Toilettenpapier und 2 Rollen Zewa. Erledigt. Dann noch: Hundeleckerlis. Erledigt ! Ne, frage die Verkäuferin, ob Sie mir mal vorlesen könnte, was für Inhaltsstoffe in den Leckerlis sind.Habe dem alten Mann zu verdanken, dass Sie mich einfach stehen lässt. HERRLICH. Nächster Gang. Kind schreit erneut vor Süßigkeiten.HERRLICH. Großer Mann und kleine Frau vor Chips.Sie nötigt ihn,dass er von den 10 Packungen Chips nicht 9, nein alle Tüten zurückpackt.HERRLICH. Einkaufszettel sagt: Verschiedene Schokoladen.Brauche ich nicht.HERRLICH. Einkaufszettel sagt: Geschirrspülmittel. OK. Ein Paar steht vorm Parfüm und diskutiert. Sie will das teuerste, er das günstigste. Bald 10 Minuten am rumdiskutieren. Eigentlich mische ich mich nicht in Probleme anderer Menschen ein, aber ich konnte nicht anders und sagte nur:"Der Geruch des teuren Parfüms ist super und passt auch zu Ihnen. Ein sportiver frischer Duft." Sie lächelte und packte es in den Einkaufswagen, er hatte so einen komischen Ausdruck im Gesicht.HERRLICH.Ich musste weiter. Jetzt war TIMING angesagt. Stand mit meinem Wagen so, dass ich mehrere Gänge und die Kasse im Auge hatte. Kasse war fast leer und die abgenervten Leute mit vollen Wagen steuerten sie an. Ich hurtig um die Ecke vor allen anderen Menschen. HERRLICH. Ware aufs Band gelegt, 2 Stapel, da getrennt bezahlt werden musste. Jetzt kommt mein Auftritt.HERRLICH.Ich sage zur Kassiererin:"Bitte die und die Sachen getrennt kassieren." Sie:"OK." Betrag für ersten Stapel, wie immer: 14,99 Euro. Sie:"Karte oder bar." Ich:"Moment." Durchsuche meine 7 Jackentaschen.Langsam.Aber suche.Ich:"Bar." Gebe meine Geldbörse hin und sage:"Habe meine Brille nicht mit,würden Sie bitte rauszählen ?" HERRLICH. Alles 50er und 20er Cents. HERRLICH, wie die mich anguckt. HERRLICH, wie Unruhe in der Schlange aufkommt. So ein junger Spund sagt sogar:"Alter,hast Du sonst noch Probleme ?"HERRLICH. Ich sage."Nein Bengel,aber Du gleich, wenn ich DICH falte."Er wurde rot im Gesicht.HERRLICH. Kind schreit im Gang, dieses Mal wegen Kaugummi.HERRLICH. Ach dann noch die 5 Pakete Wurst. NICHT HERRLICH. Zuwenig Kleingeld. Mußte dann das Geldbündel aus der Hosentasche nehmen und zahlen. DOCH HERRLICH, wie die ALLE guckten. Bat die Verkäuferin, dass Sie bitte die Wurst der alten Dame da hinten überreichen möge und seilte mich dann ab.

    Ab nach Hause. Einkaufszettel muss ich etwas ändern.Habe jetzt 15,50 Flaschen Geschirrspüler, 31 Pakete Zewa & 15 Pakete Toilettenpapier. Da summiert sich schon was nach 16 Wochen.

    Ich lache im Auto auf der Rückfahrt, habe Rosi wieder einige Sachen zu erzählen. Natürlich mache ich mir meine wirren Gedanken.


    Ich sage mir immer am Freitag, die um uns lebenden Menschen haben selbst so viele Probleme, dass sie nicht die Zeit haben, sich auch noch der Probleme Trauernder anzunehmen. Am Wochenende hat keiner Zeit. So viele Besorgungen. Und dann AUSRUHEN für die kommende Woche.

    Ach liebe Rosi, hätten wir BEIDE doch auch nur diese Probleme.

    Ich liebe Dich unendlich und tausend Küsse für meinen Schatz.

  • Lieber Uwe,


    wie ich Dir schon mal sagte: ich lese gern, was Du schreibst. Und ich sehe daraus, dass Du es schaffst. Wer die Welt um sich herum so gut und mit so viel Humor beobachtet und beschreiben kann, der ist in der Welt und steht im Leben. Ich erinnere mich, dass ich es ansatzweise auch mal konnte, wenn auch längst nicht so schön wie Du. Aber das ist vorbei. Nun schon seit neun Monaten. Und es wird nicht besser. Mir graut's vor dem Wochenende mit Zeitzumstellung und den noch dunkleren Tagen und vor dem November.

    Alles Gute Dir und Euch allen.

    Frank

  • Lieber Frank,


    natürlich könnte man glauben, dass es sich hier um Humor handelt. Es ist aber GALGENHUMOR. Es ist SELBSTSCHUTZ. Alle meine Geschichten haben ein Ende, wo ich Rosi dann einbeziehe und immer wieder zeige, wie sehr Sie mir fehlt. Es zerreisst mir täglich mehr und mehr das Herz ohne Rosi.

    Ich habe die selben Ängste wie Du. -- Die ZUKUNFT. -- November, Dezember mit den Feiertagen, Silvester, bald wieder Rosis Geburtstag usw. usw.

    Die Geschichten sind meine Welt, um zu verarbeiten. Einige, die ich ohne Rosi erlebe. Viele, wo Rosi im Mittelpunkt steht. Einige, um Rosi zu berichten. Viele, um zu weinen. Viele, um die schöne Zeit festzuhalten. Einige, was wäre wenn Rosi noch da wäre.

    Ich kann Rosi zur Zeit nicht loslassen. Die Trauer ist übermächtig. Du kannst deine liebe Frau auch nicht loslassen. Deine Trauer ist auch übermächtig.

    Ob wir loslassen können und werden, dass wird die Zeit entscheiden.

    Ich würde auch gerne einen Psychologen haben. Dafür müsste ich bald 50 km fahren. Dafür habe ich nicht die Zeit. Außerdem hasse ich es mit dem Auto in eine Grossstadt zu fahren. Hektik ohne Ende für mich. Die letzten Jahre vor Rosis Krankheit habe ich im Wald verbracht. Da war Ruhe. Da waren alle Jahreszeiten für mich einzigartig. Jetzt habe ich, genauso wie Du, Ängste vor der grauen, nassen und dunklen Jahreszeit.

    Wir sollten es BEIDE auf uns zukommen lassen.


    Alles erdenklich Gute,

    Uwe

  • Lieber Frank,

    es ist heute wieder ein grausamer Tag für mich; ich renne ohne Sinn und Verstand durch die Wohnung, gehe kurz in den Garten, bin aber unfähig, irgendwas zu tun. Ich sehe nur: Alles, was schön ist hier, hat SIE gemacht, hat selbst vonm Pflegebett aus noch für Wärme und Geborgenheit gesorgt, hat mir sanft zu verstehen gegeben, dass ich mal aufräumen soll. Jetzt ist nur noch Chaos hier. In den letzten Jahren ihres Lebens habe ich das Leben für zwei organisieren müssen und das sogar ganz gut hingekriegt, jetzt schaffe ich es nicht mehr, mein eigenes Leben zu organisieren. Sie fehlt mir so sehr; und ich kann und will immer noch nicht glauben, dass sie nie, nie wieder kommt. Ich möchte zu ihr und sie in den Arm nehmen, was ich früher viel zu selten getan habe. Ich gehe zu einer Psychotherapeutin. Sie ist freundlich und sympathisch, aber sie kann mir meine Frau ja auch nicht wiederbringen.

  • BADEWANNE oder DUSCHE ?


    Mittwoch war es sehr regnerisch und stürmisch, während ich mit Prinz im Zeitlupentempo den Hügel erklomm. Bei Regen geht der liebe Prinz wirklich langsamer als eine Schnecke.

    Na ja, der Regen kühlte mein Gehirn und befreite eine super Idee. Mache ich es doch wie früher. Rosi rief mich immer während der naßkalten Herbsttage kurz vor Feierabend an und fragte: "Na, wie fühlst Du dich nach diesem regnerischen kalten Tag ?" Ich jammerte dann:" Schatz, trotz der teuren Jacke bis auf die Haut nass."

    Immer wieder wusste ich dann, was mich erwartete.

    Na ja, ich mit Prinz also nach Hause.

    Suchte die 6 Teelichter. 4 für die Wanne und 2 für die Fenster. Dann fand ich das dämliche lange Feuerzeug nicht. Musste ein kurzes nehmen. Nach Entzünden des ersten Teelichtes und Verbrennungen, gefühlt 3.Grades, stellte ich fest, das man die Duftkerzen auch rausnehmen kann, um sie zu entzünden. Na gut. Dann nahm ich den Wäscheständer aus der Wanne, wenn das Rosi wüsste. Wollte schon dann mit der ganzen Prozedur aufhören. Ich fragte mich wirklich: "Wo kommt so viel Staub her ?" Säuberte also die Wanne. Die Fliesen. Den ganzen Raum. So, war nun ALLES vorbereitet. Wasser marsch. Suchte dann das blaufärbende Schaumbad. Nicht auffindbar. Erfuhr später, dass meine Nicole, genannt Tochter, es konfisziert hatte. Nahm dann Freiöl. Suchte die vor ca.7 Jahren eingekaufte Flasche Glühwein. Erinnerte mich an Rosis Aussage, diesen Mist kannst Du alleine trinken. Mache ich jetzt. Rosi hatte ihr eigenes Rezept. Schmeckte immer spitzenmässig.

    So die Wanne war aufgefüllt.

    Ich nahm ein Glas mit heissen Glühwein. Stellte es auf den Wannenrand. Liess mich dann in das Wasser hineingleiten, eher gesagt plumpsen, da ich ausrutschte. So. Nun lag ich in der Wanne. Und nun. OK. Trank vom Glühwein. Man gut, nur einen Schluck. Beim Schreiben wird mir schon wieder schlecht. Danke Rosi, dass Du mich aufgefordert hast, den Mist selbst zu trinken.

    Ich lag da so. Und lag da so. Und schaute auf den leeren Stuhl. Da, wo Rosi immer sass und mir ihren Tagesverlauf erzählte. Wo Sie lachte. Die roten Wangen, bestimmt von ihrem köstlichen Glühwein. Strahlende Augen. Fragte, ob ich mich schon auf das Essen freue. Wie Sie mich liebt. Wie leid ich ihr tue, da ich so durchgefroren bin. So viele liebe Sachen, die ich hier nicht erzählen kann.

    Der Stuhl war leer und blieb leer. Die Trauer übermannte mich mit einer unheimlichen Wucht. Beklommen stieg ich aus der Wanne. Schämte mich sogar etwas. Die Wanne war und bleibt für mich = ROSI. ROSI. ROSI. Die gute herrliche Zeit.

    Ich rutschte dann in die Dusche, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Vorteil. Beim Duschen schaue ich auf die Wand und nicht auf den leeren Stuhl. So werde ich es in Zukunft halten.

    Ach so, was ich noch sagen möchte: FREIÖL ist eine Körperlotion. Daher das PLUMPSEN und RUTSCHEN. Glatte Sache. Habe jetzt noch eine weiche Babyhaut.


    Habe den Wäscheständer wieder in die Wanne gestellt !!!!


    Liebe Rosi, ich verspreche Dir, Wanne kommt für mich erst wieder in Frage, wenn wir uns wiedertreffen sollten. Ich liebe Dich unendlich mein Schatz.

  • Otto zur Linde · 1873-1938

    Trauer

    Wolle nicht die Trauer bannen,

    Aber zwing sie nicht zum Stehn.

    Geht sie, lass sie frei von dannen,

    Steht sie, heiße sie nicht gehn.

    Lade nicht die Trauer ein,

    Sie zu zeigen im Salon.

    Will sie aber bei dir sein,

    Bleib – und eile nicht davon.

    Trauer ist ein müder Gast,

    Gib ihr Labung, gib ihr Pflege.

    Neu gestärkt nach sanfter Rast

    Zieht sie dankend Ihrer Wege.

    Trost und Trauer sind ja Schwestern,

    Teilen ihre Arbeitszeit.

    Ist vorbei der Trauer Gestern,

    ist Trosts Morgen schon bereit.

    Wetter oder Sonnenschein,

    Beide kamen himmelwärts.

    Trauer brennt das Herz dir rein,

    Trost heilt deiner Wunde Schmerz.

    So der Balsam wie die Wunde

    Sind dir Zeichen der Genesung.

    Ist dir Trauer Krankheits Kunde,

    Naht der Trost dir als Erlösung.

  • Lieber Uwe



    Nun weine ich doch noch heute Abend...ob der Trost wohl irgendwann kommen kann.?

    In unendlicher Liebe denke ich an meinen Mann während ich deinen Tagesverlauf lese..

    Und fühle mich so hilflos gegenüber den Wellen von Schmerz...ach sch...