Die Zeit besiegt das Leben

  • Hallo zusammen


    Melde mich auch wieder mal. Bin in letzter Zeit nicht mehr so oft da gewesen. Versuche immer viel mit zu lesen und auf dem laufendem zubleiben. Aber ist schwierig, läuft viel hier.

    Auch ich war am Sonntag auf der Totenmesse bei uns in der Kirche. Für sämtliche Verstorbenen wurde der Name vorgelesen und für jeden eine Kerze angezündet.

    Ich fand dies ein trauriges aber auch berührendes Erlebnis. Ich bin froh, bin ich hingegangen. Alleine sind solche Schritte noch schwer und ich brauche Überwindung , aber bin doch froh es erlebt zu haben.


    Gestern habe ich die Adventsbeleuchtung aus dem Keller geholt. Ich habe mir vorgenommen, es genau gleich wie all die Jahre vorher zu tun. Wir haben immer beide die Beleuchtung und die Stimmung sehr genossen, so werde ich es auch dieses Jahr wieder anschliessen.

    Emotional wird es sicher schwer, aber ich habe mir vorgenommen, dass ich da quer durch muss.

    So habe ich mir auch vorgenommen, Weihnachten so zu feiern wie immer. Nur das meine liebe Frau dieses Jahr fehlt. Irgendwie habe ich das Bedürfnis es genau wie immer zu tun.

    Ich möchte es einmal erlebt haben, genau so, ohne Abschwächung. Ist schwer zu erklären, ich muss komplett eintauchen, dann weiss ich wie es sich anfühlt und was für Emotionen dann hochkommen. Ich könnte auch verreisen, bei Kollegen feiern, aber das wäre für mich wie flüchten. Flüchten vor meinen eignen Gefühlen. Und das nächste Jahr wäre ich dann vielleicht wieder gleich weit.

    Dann versuche ich es lieber jetzt und weiss hinterher wie ich es erlebt habe.


    Dasselbe versuche ich dann mit Silvester, ich bleibe sicher zuhause ob alleine oder nicht, werde ich dann noch sehen. Soweit bin ich noch nicht.

    Jetzt wird zuerst die Beleuchtung aufgehängt und spätestens in einer Woche will ich mit dem Weihnachtsgebäck anfangen. Mein Sohn hat schon gefragt, ob ich dieses Jahr auch Gebäck mache. Werde ich auch tun.


    Euch allen alles Liebe und herzliche Grüsse

    Thomas

  • Lieber Thomas,

    das ist mutig. Du stellst dich deinen Gefühlen. Achte nur sehr gut auf dich. Tu dir keinen Zwang an: So muss es sein! Sondern tu dir auch Gutes. Wenn die Beleuchtung wohl tut, dann lass sie brennen und wenn du an einem Tag den Eindruck hast: Heute mag ich nicht, dann lass sie aus.

    Such dir einen Tag aus, an dem du es gut schaffst, zu backen. Vielleicht gemeinsam mit deinem Sohn. Vielleicht mögt ihr dann auch ein paar Kekse extra für deine Frau, seine Mama machen und dann ans Grab oder euren besonderen Ort für sie, bringen.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Mut und auch ganz viel Geduld mit dir selber, wenn es mal nicht so klappt.

    Du machst das für dich genau richtig und für deinen Sohn auch. Ich wünsche euch allen, eine Adventszeit, die euch näher zueinander bringt und euch auch ein bisschen mehr Halt gibt.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Astrid

    Ich versuche schon bewusst mich nicht unter Druck zu setzen. Wieso auch? Habe ja alle Zeit der Welt. Aber ich möchte nicht zum vornherein Dinge aus dem Weg gehen. Wenn es währenddessen nicht geht, geht es halt nicht.

    Das Backen an Weihnachten war schon immer mein Part. Habe ich seit Jahren zusammen mit meinem Sohn gemacht. Seit über 15 Jahren. Früher hatte ich fast länger zum aufräumen, heute da er grösser ist, ist das seit langem kein Problem mehr. :)

    Ich habe es mir auch einen Moment überlegt es sein zu lassen dieses Jahr, aber als mein Sohn mich gefragt hat ob wir wieder zusammen backen, war es für mich auch klar. Letztes Jahr hat sogar noch seine Freundin mitgeholfen. War echt schön.

    Versuche mir manchmal bewusst zu werden, dass obwohl das wichtigste, meine Frau gestorben ist, nicht alles andere auch zu Ende ist. Habe einen grossartigen Sohn, eine kleine aber tolle Familie.


    Das mit dem Grab ist eine gute Idee, muss ich mir überlegen.


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Hallo Thomas,

    du hast recht.Ich werde auch versuchen die Adventsdekoration aufzustellen.Es war immer meins,so sollte es auch weiterhin sein.

    Meine Enkelkinder kennen es nicht anders.

    Den Baum stelle ich in diesem Jahr nicht auf,das war immer die Aufgabe von meinem Mann.

    einen lieben Gruß

  • Lieber Thomas.


    Freue mich von dir zu hören.

    Es stimmt hier ist im Moment so viel los. Ich lese einiges aber mir fehlt auch die Zeit und manchmal auch die Konzentration :S zu schreiben oder gar zu Antworten.

    Es sind alles Liebe Menschen und ja wir sitzen alle in einem Boot. :)


    Ich lese es geht dir soweit auch gut. Das freut mich.

    Adventsbeleuchtung und mit deinem Sohn backen....

    Finde ich toll !!!


    Die beiden Jungs von meinem Mann (mag das Wort Stiefsöhne und Stiefmutter nicht ) haben mich vor ein paar Wochen gefragt ob wir Weihnachten sprich den Heiligabend so verbringen wollen wie die letzten Jahre . Und da habe ich mich sehr gefreut ! ! !


    Ich weiss auch nicht wie es dann sein wird . Auch Silvester nicht. Kann nur sagen , wie du auch , das ich mich im Moment wie jedes Jahr auf diese Zeit freue. Und ich glaube das dürfen wir auch .


    Dann wollte ich noch Fragen ist euer Stein schon fertig.

    Ich warte schon jetzt seid drei Monaten. Hätte es gerne zum totensonntag fertig gehabt . Ist ja nochmal irgendwie ein Abschluss.


    Wünsche dir auch einfach eine schöne Adventszeit


    LG Dami

  • obwohl das wichtigste, meine Frau gestorben ist, nicht alles andere auch zu Ende ist

    Lieber Thomas,

    es freut mich immer wieder, wie du das Leben "trotz-dem" immer wieder zu leben versuchst.

    Ich wünsche deinem Sohn und dir beim Kekse backen tolle Gespräche, mit ein paar Anekdoten über deine Frau, seine Mama.

    Ich wünsche euch Lachen und Weinen. Genuss und herrlichen Geruch.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Meine Lieben


    Schreib auch mal wieder.

    Eigentlich geht es mir erstaunlicherweise immer noch ganz gut, obwohl jetzt ein spezieller Monat beginnt.... der Dezember.

    Heute am 1. Dezember habe ich den Rest der Weihnachtsbeleuchtung montiert und in Betrieb genommen. Ich mag die Lichter, die Wärme, die Ambiance, darum habe ich es wohl auch gemacht. Und ich möchte eigentlich alles so wie letztes Jahr machen, das hat uns beiden immer sehr gefallen.

    Normalerweise hätten wir heute die Fondue Chinoise- Saison eröffnet, das gab es bei uns nämlich immer zum ersten Mal um meinem Geburtstag und dann noch 2 -3 Mal im Dezember. Hatten wir bei sehr gern.

    Tja... morgen habe ich Geburtstag... 2. Dezember.... Kartoffeln mit Spiegelei und Salat.... auch nicht schlecht...aber eben nicht daselbe.

    Diesen Monat geht es Schlag auf Schlag.... am 18. Dezember hätten wir unseren 20. jährigen Hochzeitstag und am 19. Dezember ist meine Frau 6 Monate tot.


    Aber eines nach dem anderen....

    Morgen kommt meine kleine aber tolle Familie zum Mittagessen, ich freue mich.


    Bin guter Dinge, aber es gibt denoch leichtere aber auch viel schwerere Tage.


    Euch allen alles Liebe <3<3

    Thomas

  • Lieber Thomas,

    ich hoffe, dein Geburtstag war ein Tag, den du würdigen konntest.

    Ich wünsche dir für das neue Lebensjahr, dass sich der Wunsch nach Erleichterung erfüllt und dass du das neue Leben leben kannst.

    Lg. Astrid.

  • Ihr Lieben

    Danke euch allen für eure lieben Geburtstagswünsche.


    Ich habe den Tag sehr genossen, (zumindest abgesehen vom Schluss) wir haben ein feines gemütliches Mittagessen genossen, konnten über viele Dinge plaudern, das gab die Möglichkeit den Alltag einen Moment zu vergessen, konnte lachen und einfach die Zeit geniessen.

    Am späteren Nachmittag fuhren wir zum Theater und haben uns eine wirklich tolle Vorstellung angesehen.


    Soweit so gut, der Abend neigt sich dem Ende zu und meine Mutter wird immer blasser und zittriger und klagt über komische Gefühle im Herzen.

    In den Notfall eines Spitales wollte sie nicht, also ins Zentrum der Stadt zu einer 24 Stunden Klinik. Mein Sohn und seine Freundin wartet draussen im Auto im Parkverbot mit laufender Warnblinkanlage. Es giesst wie aus Kübeln.

    Warten, warten, warten, dann Blutentnahme, EKG, warten warten warten. Nach 1 1/2 Stunden der Bericht des Arztes, das Herz ist soweit ok, ev. etwas mit der Schilddrüse, sie soll sich morgen beim Hausarzt anmelden.

    Puhh, ich bin froh, dass es nichts schlimmeres ist und bin mittlereweile auch ganz froh, wenn der Abend vorbei ist.


    Zurück zum Auto, es giesst immer noch wie verrückt, ich informiere kurz die beiden was der Arzt gesagt und bin froh einsteigen zu können.

    Da sagt mir mein Sohn, es gibt jetzt nur noch ein Problem nämlich "Der Wagen springt nicht mehr an". Nach einem kurzen Fluchwort setzte ich mich ans Steuer und der Anlasser macht keinen Mucks mehr. Gut, Automobileclub angerufen, "wir sind in ca. einer 1/2 Stunde da" meinte er.

    Als er kommt, wird der Wagen überbrückt (das ist dann dass letzte Mal, dass ich die Kabel nicht dabei habe) und wir fahren los. Mein Sohn fährt los und sagt nebenbei, dass die Motorenleuchte orange blinkt, ich überhöre das innerlich und sage bloss ich schaue dann morgen.

    Als ich alleine zu mir nach Hause fahre, bin ich einfach froh zuhause zu sein.

    Es war eigentlich ein fast toller Tag gewesen und trotzdem bin ich endlos dankbar das er endlich vorbei ist, ich wieder alleine zuhause bin, es ruhig und still ist und ich den ganzen Trubel hintermir habe.

    In solchen Situationen, merke ich, dass ich im Moment schnell emotional komplett überfordert bin. Es darf nicht zuviel auf einmal kommen sonst komme ich schnell an meine Grenzen.


    Bin froh, ist alles gut gegangen und schaue skeptisch zu den Tagen die im Dezember noch kommen.


    Danke Euch nochmals allen für Eure lieben Worte. <3<3<3


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Es war eigentlich ein fast toller Tag gewesen und trotzdem bin ich endlos dankbar das er endlich vorbei ist, ich wieder alleine zuhause bin, es ruhig und still ist und ich den ganzen Trubel hintermir habe.

    In solchen Situationen, merke ich, dass ich im Moment schnell emotional komplett überfordert bin. Es darf nicht zuviel auf einmal kommen sonst komme ich schnell an meine Grenzen.

    Nach dem Besuch meiner Kinder und Enkelkinder geht es mir ähnlich.

    Gruß