Abschied von meiner Sonne

  • Meine Lieben,


    ein trauriger Samstag... Regen und Wind...

    früher ein oft schöner "Sofa- und Kuscheltag"... zu zweit.


    Nun liege ich hier alleine... mit meiner Erkältung... keine Hand, die mich streichelt... kein liebes aufmunterndes Wort... mir ist kalt trotz Decke... die Wärme von Heinz fehlt...


    Heute habe ich alle Telefonnummern, die gespeichert ( Ärzte, Krankenhaus, Palliativkontakte, Sanitätshaus usw.) waren, gelöscht. Ich brauche sie nicht mehr für Heinz.


    So gehen immer mehr Erinnerungen an die letzte Lebenszeit von meinem Mann

    verloren. Ist das gut für mich? Verdränge ich diese schwere Zeit und behalte

    im Herzen nur die guten Jahre?

    Oder verblassen die Schmerzen und ich bin dankbar für die 46 Jahre, die wir gemeinsam hatten?


    In letzter Zeit träume ich viel von früher... sehe uns jung und glücklich. Wer schickt mir diese Träume... soll es eine Art von Hilfe sein?


    LG Luise

  • liebe luise,

    ja dieser trübe tag zieht noch weiter runter.

    es wäre doch positiv, wenn die schmerzen verblassen und die guten zeiten im vordergrund sind.

    deine träume sind da vielleicht schon ein anfang für bessere zeiten.

    ich denke, dein heinz schickt sie dir, er ist auch im unterbewußtsein mit dir verbunden.

    gute besserung und liebe grüße

    flora

  • Liebe Flora,

    Meine Lieben,


    ich habe Angst Heinz zu verlieren... fühle nur noch wenig Vertrautheit... er ist nicht bei mir... innerlich nicht mehr da.


    Denke viel an ihn und dennoch ist da eine Leere...ein Vakuum. Verliere seine Anwesenheit... seine Spuren verwischen in alltäglichen Sachen... jeden Tag mehr. Dies und jenes, was er noch gemacht hat, was er in der Hand hatte wird weniger.


    Es verschwindet... ich kann es nicht halten.

    Es sind noch Konserven da, die wir noch zusammen gekauft haben, die er in der Hand hatte, heute habe ich die restliche Zwiebackpackung entsorgt. Ich habe ihm oft Zwieback mit Tee gegeben, das konnte er bei der Übelkeit noch knabbern.


    Sein Notebook lade ich immer auf....kann es aber nicht einschalten... sind doch seine Fingerspuren drauf...und private

    Videos die er bearbeitet und vertont hat.

    Ich kann das nicht... er hat so gerne daran gearbeitet... sieht auf dem Tisch aus, als macht er nur eine Pause und setzt sich gleich wieder dran.


    Noch während seiner Chemo, wenn er die Kraft hatte. Als es ihn nicht mehr interessierte... genau sowenig wie die Tagesschau und die Zeitung, wusste ich es... und er auch.


    Kann nicht mehr schreiben, es, tut so weh.


    LG Luise

  • Liebe Luise,

    Die Sonntage sind tatsächlich ein weng vorbelastet, da sie in der Gesellschaft so als Familienzeit/ Paarzeit gelten.


    Das deine Erinnerungen an die letzte Zeit verblassen, kann auch ein Schritt in deinem Trauerprozess sein. Oft verschwimmt es eine Zeit lang und kommt dann wieder. So wie man es eben "verkraftet".


    Was könnte dir das Gefühl von Nähe zu deinem Heinz geben? Gibt es Erinnerungen die du dir wieder vorholen kannst? Durch Bilder, Düfte, oder Orte die ihr besucht habt. Wenn du körperlich nicht mehr an diese Orte kommst, kannst du dich auch gedanklich dort hinbegeben und vielleicht gibt es auch Musik die deine Erinnerungen lebendig halten... <3

  • Liebe Isabel,


    es gibt viele Orte...Musik... Bilder...

    In 46 Jahren sind die Erinnerungen so vielfältig und dadurch auch oft belastet von zuviel Gefühlen, die mich überwältigen.


    Eigentlich besteht mein Leben nur durch diese gemeinsamen Erlebnisse... alles ist verbunden mit Heinz.


    Das macht es schön und schmerzhaft und tröstet zugleich.


    Ich meinte nicht die Erinnerungen im Gedächtnis die verblassen, sondern Heinz als Person spüre ich nicht mehr so stark... er verschwindet im Nebel... verschwommen... bewegt sich von mir fort... und ich habe Angst ihn zu verlieren... ein zweites Mal... vielleicht weil er jetzt in einer anderen Ebene ist die ich nicht erreichen kann... lebend.


    Ich will bei ihm sein...und das geht nicht.

    Ich warte... bin ungeduldig... vermisse ihn.


    LG Luise

  • Liebe Luise,


    dieses Gefühl "IHN"zu verlieren kenne ich auch, erst kürzlich hatte ich es wieder, bin aber daraus wieder erwacht und bin mir nun absolut sicher, dass unsere Liebsten immer für uns da sind, wenn wir sie rufen und brauchen, es liegt an uns, wenn wir sie gerade nicht spüren.

    Und auch das ist eine normale Erscheinung im Trauerprozess.

    Ich möchte dir nur sagen, du wirst deinen geliebten Heinz niemals verlieren, auch wenn es sich manchmal so anfühlen mag für dich.

  • Liebe Tigerlily,


    dieses Gefühl ist für mich einfach nur schlimm, dadurch bin noch mehr allein.

    Niemand mehr in meiner Nähe... sozusagen Einzelkämpferin... gegen den Rest der Welt und gegen mich selbst.


    Ich bin es so leid...so müde... so kraftlos... so hilflos...so sinnlos.


    Heinz war einfach mein "alles" und nun ist "nichts" mehr.


    Das wird anscheinend täglich mehr... Verzweiflung... Angst... Lebensunlust.


    Das zweite Jahr... meiner Zeitrechnung...

    hat begonnen und es ist statt "leichter"

    schwerer zu ertragen.


    Der Verlust potenziert sich. Die Last des Alleinseins steigt und steigt.


    Bin böse auf meinen Mann...böse auf welchen Gott auch immer...böse auf die Natur... böse auf Krankheit und Tod... einfach böse auf alles und niemand...


    BESONDERS AUF MICH


    Anscheinend bin ich nicht lebensfähig... nur eine Schmarotzerpflanze, unfähig ohne eigene Kraft weiterzumachen.


    Ich bin zu schwach... ein Irrtum der Natur... das zeigt sich nun.


    Irrsinn...ich lebe... Heinz ist tot.

    Das ist falsch.


    LG Luise

  • Meine Lieben,


    die Trauer hat mich wieder fest im Griff. Bin zu nichts konkretes imstande.


    Mag mich selbst nicht mehr... finde mein Jammern unerträglich.


    Lese alle eure Beiträge, aber bin nicht in der Lage euch zu antworten, weil ich zur Zeit nur mich und mein Leid sehe.


    Dieses Jahr empfinde ich als zu schwer in jeglicher Hinsicht:


    --- Heinz fehlt mir noch mehr, obwohl das erste Jahr ohne ihn vorbei ist


    --- mein Bewusstsein über seinen Tod ist gestiegen, es bleibt nun für immer so


    --- der Schlaganfall hat mich tief getroffen und mir vor Augen geführt, dass ich alleine bin und alleine sterben werde.


    --- mein Körper hat wohl aufgegeben... jetzt noch der heftige Infekt... Gürtelrose ist auch wieder aufgewacht...


    Ich kann nicht mehr! Liege hier seit Tagen rum, lasse mich gehen....nur um Amy kümmere mich. Ich selber esse kaum was, es ist mir alles zu viel.


    Bei den wenigen telefonischen Kontakten lasse ich mir nichts anmerken. Wenn ich nur weine und jammere, ruft mich bald niemand mehr an. Das Verständnis nimmt zusehends ab... ich soll nach vorne schauen... aber wohin?


    Lebe nur in der Vergangenheit... Zukunft interessiert mich nicht obwohl es nötig wäre... finanziell gesehen wird es eng.


    Aber die Zeit verrinnt und dass ist das Gute... die Tage werden werden weniger... bis............


    LG Luise

  • Meine Lieben,


    jeder Tag erscheint mir unendlich... als wir noch zu zweit waren zu kurz... besonders in der letzten Zeit.


    Habe ich alles gesagt... alles an Liebe gegeben... genug für die Ewigkeit?


    Konnte ich Heinz alles vermitteln? Ist er in der Gewissheit meiner Liebe zu ihm gegangen?


    Manchmal denke ich: es war nicht genug.

    Warum meldet er sich nicht? Ich rufe nach ihm...ich spüre ihn nicht mehr.


    Ich "sehe" ihn als Schemen, dass passiert hin und wieder... vor dem Schlaf oder beim Erwachen.


    Aber es ist nur kurz und "unwirklich"... Einbildung oder Erinnerungsblitze des Gehirns?


    Ich vermisse ihn, das Gefühl wird immer stärker... Tag um Tag.


    Geht es euch auch so?


    Ich schaffe es nicht nur mit den Erinnerungen zu überleben. Ich will ihn zurück... oder zu ihm.


    Er war und ist mein Leben. Ohne ihn bin ich lebend tot.


    LG Luise

  • Ach liebe Luise, du sitzt mitten in einer dicken fetten Krise, einer Krise in der Dauerkrise sozusagen.

    Ich kenne das und auch das Gefühl komplett alleine zu sein und nichts mehr von ihm zu fühlen.

    Es wird sich wieder ändern, da bin ich mir relativ sicher, wann und auf welchem Weg, das ist individuell sehr verschieden und deshalb wünsche ich dir viel Kraft, die Trauer auszuhalten, zu durchleben und gestärkt aus dieser Krise wieder hervorzugehen.

  • Meine Lieben,

    liebe Tigerlily,

    liebe Kornblume ,


    diese "Krise" hält schon seit dem einjährigen Todestag an. Ich komme da einfach nicht raus. Deshalb wohl auch der Schlaganfall... und jetzt noch eine sehr starke Infektion und aufflackernde Gürtelrose.

    Es kommt einfach alles auf einmal.

    Ich bin körperlich und seelisch erschöpft.

    Möchte aber nicht in eine Reha, da ich zur Zeit mehrere Anträge gestellt habe.


    Ausserdem "sehne" ich mich nach mir selbst... d. h. möchte mein "normales" Leben wieder aufnehmen mit meinen Hobbys lesen, Handarbeiten usw.

    Es fehlt mir die innere Ruhe und Konzentration dazu.

    Heinz gab mir die Ausgeglichenheit durch seine Anwesenheit und Liebe. Konnte sogar an seinem Krankenbett... wenn er kurz schlief... stricken... das gab mir Halt.


    Allerdings habe ich diese damals angefertigten Sachen nicht benutzt, sondern nach seinem Tod entsorgt.

    In jeder Masche steckte zum Teil noch Hoffnung. Ich konnte sie nicht anschauen.


    Wenn ich nicht bald mit dem Verlust irgendwie weitermachen kann, muss ich Heinz leider enttäuschen, der mir sagte: "lebe dein Leben zu Ende, du hast nur eins. Wir hatten viele Jahre zusammen... das bleibt dir immer und meine Liebe".


    ER WAR SO STARK UND UM MICH BESORGT... BIS ZUM SCHLUSS.


    LG Luise

  • liebe Luise<3

    da habe ich alle möglichen Zitate gesammelt... aber dann schreibst du das...


    Ausserdem "sehne" ich mich nach mir selbst... d. h. möchte mein "normales" Leben wieder aufnehmen mit meinen Hobbys lesen, Handarbeiten usw.

    natürlich kam da noch andere Gedanken danach...

    vielleicht doch einfach mal das Zitat wirken lassen?

    LG<3<3<3<3<3 Sverja

  • Liebe Luise!

    Es tut mir so weh zu lesen,das es dir so schlecht geht und ich wünsche dir von ganzem

    Herzen,das du bald wieder ein normales Leben mit deinen Hobbys führen wirst

    und vielleicht lernst du auch Leute kennen,wenn du mal bei einer Verantstaltung

    von eurer Gemeinde teilnimmst.Das wichtigste ist wirklich,das jemand da ist,

    mit dem du mal reden kannst oder mal zusammen Kaffee trinken.

    Es wird nie wieder so wie mit Heinz,der alles erfüllt hat in deinem Leben,

    damit es wunderschön wird,aber es muß ja irgendwie weiter gehen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute.Liebe Grüße Helga

  • Meine Lieben,


    eure aufmunternden Worte geben mir viel.


    Zur Zeit bin ich aber in einem Zustand, der noch nie so lange angehalten hat.

    Auch in der ersten Zeit war ich nicht dermaßen müde... ausgelaugt... unsicher... krank an Körper und Seele.


    Ich weine oft ohne es zu bemerken... empfinde alles so sinnlos... wozu irgendwas machen?


    Habe noch nicht mal sämtliche Weihnachtsdeko entfernt... mir fehlt die Energie... ich schäme mich schon.


    Hoffe, dass ich wenigstens heute draussen auf dem Balkon alles sturmfest mache. Es soll ja ab morgen ein Orkan kommen.


    LG Luise