Abschied von meiner Sonne

  • Liebe Urania!

    Ich arbeite jetzt schon 12 Jahre ehrenamtlich im Heim und finde es immer wieder schön,

    wenn man die Leute etwas aufheitern kann,mit ihnen spielen uvm.Und sie sind so

    dankbar,da die Besuche,wie du schon geschrieben hast,zu Anfang noch gut sind

    und dann immer weniger werden,das ist traurig.Ja die Pflegekräfte geben wirklich

    alles und ich schätze das sehr,denn es ist harte Arbeit.Ich bewundere,wie die das

    alles schaffen,weil es ja auch bei jedem etwas länger dauert,aber sie machen auch oft

    Überstunden und die Bezahlung dafür ist eigentlich zu gering und ich glaube manchen

    Angehörigen ist es gar nicht bewußt,wieviel Arbeit das ist.Liebe Grüße Helga

  • Meine Lieben,


    fast ist W. vorbei. Trotzdem werden die nächsten Tage auch noch schwer werden.

    Die "guten Rutsch - Wünsche" und danach das "frohe Neue".


    Meine Ängste werden bleiben...was hat das Leben für mich noch bereit?

    Kann ich es aushalten? Oder sogar verstehen und mich damit abfinden... wieder etwas Lebensfreude empfinden.


    Kann es mir nicht vorstellen... zur Zeit so wenig wie nie zuvor. Es geht mir dermaßen schlecht... körperlich und seelisch..., dass ich absolut keine Kraft mehr habe.


    Ich lasse mich gehen... treiben von Stunde zu Stunde... von Tag zur Nacht. Schlafe so gut wie gar nicht mehr... bisher habe ich wenigstens 2 - 4 Stunden am Stück geschlafen... jetzt nur noch ganz kurz.


    Aber das wird mein Körper nicht mehr lange mitmachen, befürchte ich.

    Mein Aussehen ist mir zwar egal, aber langsam schaut mein Gesicht... besonders die Augenpartie... schlimm aus.


    Habe gestern meine Einladung zum Essen kurzfristig abgesagt. Fühlte mich nicht imstande mit Menschen zusammen zu sein.

    Heute hin ich auch wieder nur zu Hause... zu Hause?... es ist kein Zuhause mehr... nur noch ein Ort, an dem ich gezwungen bin weiter zu machen.


    Trotz verzweifelter Hilfeschreie hat Heinz mir kein Zeichen gegeben. Ist da doch nichts mehr von ihm? Er antwortet nicht... warum?... ist es unmöglich oder ist doch alles vorbei für immer?


    Samstag muss ich wieder ein wenig funktionieren. Mein Neffe mit Familie hat sich schon zum Frühstück angesagt.

    Einerseits freue ich mich darüber... anderseits belastet es mich.


    Sollte aber dankbar sein...schließlich habe ich ihn gebeten, meine Patientenverfügung durchzusetzen, wenn ich es nicht mehr kann... und ihm eine Vorsorgevollmacht im Falle des Falles ausgestellt.


    Dies ist wieder lang geworden, aber ich habe ja niemanden, mit dem ich reden kann, wenn ich es brauche.


    LG Luise

  • liebe luise,

    auch ich warte bisher vergeblich auf zeichen von meinem geliebten mann. aber vielleicht bin ich nicht imstande

    welche zu empfangen.

    ich kenne das, wenn man es nicht schafft unter menschen zu gehen. unser zuhause gibt uns sicherheit, woanders

    wird man schnell aus dem gleichgewicht geworfen.


    ich beneide auch ein ehepaar, beide über 80, die so schön und harmonisch ihren alltag leben können.

    wenn ich zum friedhof gehe, komme ich an deren haus vorbei. oft sehe ich sie am tisch karten spielen oder

    gemeinsam essen, ein rührender anblick, der mich aber sehr traurig stimmt.


    bedenke, ein stück des weges liegt hinter dir,

    ein anderes stück hast du noch vor dir.

    wenn du verweilst, um dich zu stärken,

    aber nicht, um aufzugeben.


    augustinus von hippo


    liebe grüße und ein paar angenehme stunden mit deinem neffen

    flora

  • liebe Luise <3


    du "kennst" mich noch nicht , wie sehr viele hier. Ich war lange Zeit hier im Aspetos und fühle mich immer noch sehr mit diesem verbunden. Das wollte ich dir und allen hier schreiben.


    Mit ein Grund meiner Anmeldung ist tatsächlich das viele Leid , die Angst und ja auch die Sinnlosigkeit im jetzigen Leben sehend, die ich hier lese. Ja, und auch der Hang dem geliebten Menschen , meistens dem Partner , folgen zu wollen...


    ALLE diese Gedanken haben hier für eine bestimmte Zeit die Trauernden von hier im Aspetos schreibenden gehabt und ganz bestimmt auch alle Trauernden die es auf dieser Welt gibt...

    Vielleicht kann es sogar ein Trost für dich und uns alle sein, dass wir uns für einen kurzen Augenblick weltweit verbunden fühlen mit den Menschen die gerade JETZT einen geliebten Menschen verloren haben.


    Wir sind also nicht ALLEINE .Wir sind ein sich traurig fühlender Mensch mit sehr viel anderen sich traurig fühlenden Menschen auf diesem Planeten...


    Verbunden durch die LIEBE zu einem GELIEBTEN Menschen , der körperlich tot ist. Ja <3 leider <3 körperlich tot...


    Liebe Luise<3

    ich möchte versuchen, die zwei ganz, ganz kleine Pflänzchen, die sich LIEBE und VERTRAUEN nennen in dein Herz zu "pflanzen".


    Ich glaube , mit dem Pflänzchen Liebe oder sogar mit der " ausgewachsenen " Pflanze habe wir alle gar keine Probleme , weil wir alle die wir hier sind, alle aus Liebe trauern<3.


    VERTRAUEN <3 diese "Pflanze" hat es schon immer in der Menschheit und damit auch auch wir als Einzelmensch schon viel schwieriger.


    Für mich bedeutet VERTRAUEN , das ich MEIN LEBEN annehme , das Vertrauen habe, das ich MEIN Leben lebe... mit allen traurigen Konsequenzen, die das Leben so mit sich bringt.

    Es ist sehr , sehr gut und zeigt ja auch dennoch deine innere Stärke , dass du alles mit deinem Neffen am Wochenende besprechen willst, falls dieser Zustand der Hilflosigkeit eintritt. Dennoch möchte ich dir auch MUT machen... Vielleicht kannst du auch dieses dritte "Pflänzchen" schon ein wenig sehen und pflegen...


    Ich bin 71 Jahre und werde 2020 72 Jahre wenn es so "SEIN soll" und habe durchaus auch chronische , schwere Erkrankungen. Ich akzeptiere sie und lebe mit ihnen. Mache alles, was mir diese Erkrankungen leichter macht und GLAUBE fest daran , dass DU und ALLE Menschen dieses wundervolle Potential in sich haben , es tief innerlich verspüren, weil wir eben am Leben sind :!:


    Ich möchte dich jetzt nicht völlig *zutexten"... " Nur" noch dieses ...

    Man kann zu Weihnachten und zu Sylvester selten als noch in der sehr tiefen Trauer sich empfindend er Mensch befreundete Paare ertragen... weil man schon so viel "trägt"...

    Auch mit diesen Gefühlen bist du keineswegs ALLEINE<3


    Fühle dich gedanklich lieb umarmt wenn du dir das vorstellen kannst

    <3liche mitfühlende Grüsse

    Sverja

  • Liebe Luise,

    Ich erinnere mich, dass du mal geschrieben hast, du hättest seit Geburt eine körperliche Beeinträchtigung, in diesem Fall hättest du Anspruch auf persönliche Assistenz, bei der auch die Kosten übernommen werden. Ich selbst bin persönliche Assistentin einer körperlich beeinträchtigen Dame. Wenn du morgen Besuch hast könntest du das mal ansprechen, damit sich jemand für dich erkundigen kann.


    Ich wünsch dir, dass sich bald eine gute Lösung auftut <3

    Isabel

  • Liebe Isabel,


    bin zwar seit Geburt behindert, kann aber alles selbstständig...

    Assistenz bekommen nur die, die so behindert sind, dass sie im Alltag nicht zurechtkommen.

    Dazu gehöre ich nicht... ich bin auch über 40 Jahre einer "normalen" Arbeit nachgegangen... (keine besondere Einrichtung oder Werkstatt).


    Trotzdem danke für deine Anregung.


    LG Luise

  • Liebe Luise!

    Gibt es bei euch ein Senioren büro oder eine Freiwilligenagentur.Dort könntest du mal fragen.

    Bei und s gibt es so etwas und da sind dann viele ehrenamtliche die ,Einkäufe oder Arztbesuche ,

    uvm,machen.Ich umarme dich.Liebe Grüße Helga

  • liebe Sverja,


    mein geliebter roger ist an sylvester 2018 gestorben.... ich kann diesen tag kaum ertragen.... ich werde nie mehr sylvester ertragen können....


    ja, ich glaube an die seelen, ich glaube an das leben nach dem tod. auch ist roger bei mir - aber nicht hier im leben....


    lieber gruß von Bine

  • Liebe Sverja!

    An Heiligabend 2018 ist mein Mann verstorben und für mich wird es nie wieder frohe Weihnachten geben,

    Es wird immer die traurigste Zeit in meinem Leben sein und unerträglich,genau wie Silvester für Bine.

    Aber Silvester wird auch nie mehr schön,denn auf ein frohes neues Jahr anstossen,das könnte ich

    nicht,weil auch das nächste Jahr sicher nicht froh werden wird,ohne meinen Ralf.Er ist zwar immer

    in mir ,aber nicht mehr bei mir.Liebe Grüße Helga

  • liebe helga, liebe bine,

    da könntet ihr recht haben. die sache mit dem kater kommt mir langsam eigenartig vor. ich weiß ja nicht mal,

    wo er hingehört, also auf jeden fall nicht in den näheren häusern. zur zeit kommt er morgens, er wartet auf der terrasse,

    bis ich den rolladen hochziehe. ich lasse ihn rein, gebe ihm futter, dann geht er sofort auf den sofa. zur zeit bleibt er den

    ganzen tag und schläft selig.

    ich muss sagen, den hat der "himmel"geschickt, er tut mir gut, ich bin ein absoluter katzenfan, mein mann weiß es.

    meine kinder wunderten sich neulich schon, wie ich das hingekriegt hätte mit dem kater.

    liebe grüße

    flora

  • Meine Lieben,


    kann wieder mal nicht schlafen... es ist 1Uhr nachts.


    So geht es nicht weiter.


    Immer dieses Grübeln... diese Gedanken... dieses nichts tun... dieses sich gehen lassen... das Leben zerrinnt mir... sehe kein Ende dieses Zustands.


    Es wird immer schlimmer- statt besser.


    Mir ist alles egal und wieder nicht.

    Ich habe nicht nur Heinz verloren... sondern auch mich. Kenne mich nicht mehr... bin auch tot und lebe doch.


    Und dieses Gefühl zerreißt mich.


    Es muss sich was ändern... ich muss mich ändern. Aber wie?


    Immer wieder sage ich mir, dass es gut ist, wie es gekommen ist. Er leidet nicht mehr... aus Liebe zu ihm habe ich es auch gewollt und gewünscht, dass er gehen konnte.


    Aber nun allein... ängstlich... verzweifelt... hilflos... wo ist die Frau, die so stark war als er nicht mehr konnte... die ihm gesagt hat : du kannst loslassen... und Heinz hat es lächelnd getan...am nächsten Morgen.


    Wo ist die Frau? Es gibt sie nicht mehr.

    Sie ist auch tot... weil ein halber Teil von ihr fehlt.


    Die andere Hälfte ist zwar lebensunfähig, muss aber noch bleiben. Wie soll das gehen?


    Das ist die Frage... nur die Antwort habe ich nicht gefunden... noch nicht?... oder finde ich sie nie?


    Ich brauche Hilfe... bin aber überzeugt, dass nur ich mir helfen kann. Das kostet Kraft, die ich jetzt eigentlich für meinen kranken Körper brauche...


    Ich will aber nicht mehr kämpfen. Ich bin müde...


    LG Luise

  • Liebe Luise,

    das was Du da beschreibst, kenne ich sehr , sehr gut. An diesem Punkt war ich auch. Ich bin nur noch wie ein

    Häufchen Elend auf dem Boden zusammen gebrochen und hab wie ein kleines Kind nach Gott geschrien, obwohl

    ich eigentlich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Ich lag so da, total am Ende, und schrie zu Gott: -ich kann

    nicht mehr, jetzt bist du dran- . Ab da ging es bei mir aufwärts. Ich glaube, ansonsten wäre ich gestorben, aber

    meine Zeit hier auf Erden war wohl noch nicht um.

    Meine Psychologin damals, konnte mir dabei überhaupt nicht helfen, obwohl sie selbst ihre Eltern sehr früh verloren

    hatte. Als ich sie damals darauf ansprach, sagte sie nur: - ich, geh in diesen Schmerz nicht mehr rein.- Und damit

    war das für sie abgeschlossen. Hätte ich nicht wieder zu Gott zurück gefunden, wäre ich verrückt geworden oder

    sonst was. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden. Der Trauerweg ist so was ganz persönliches, wo jeder etwas

    anders damit umgeht und manches ist auch wieder sehr ähnlich.

    Ich wünsche Dir liebe Luise, dass Du Deinen Weg findest aus der tiefen Trauer heraus zukommen und wieder Licht

    in Dein Leben kommt. Ich werde für Dich beten.

    Alles Liebe und

    viel Kraft

    Kornblume

  • Meine Lieben,


    dieses tagelange ständige Alleinsein... nur mit Hund... macht mich fertig.


    Obwohl ich heute Morgen schon um 8 Uhr Frühstücksbesuch von meinem Neffen mit Familie hatte, fühle ich mich einsam. Ab 11 Uhr war ich wieder allein. Diese plötzliche Ruhe war wie ein kalter Guss!


    Allein... ohne nach Besuchsende das gemeinsame Gespräch darüber... der Gedankenaustausch... das Miteinanderplanen über den weiteren Tagesablauf... das fehlt.


    Diese Stille danach... sie ist mein ständiger Begleiter... trotz Radio und Fernseher... ist sehr laut. Meine Einsamkeit und mein Verlust schreien...

    Doch niemand hört sie.


    Der Tag liegt endlos vor mir. Kann nichts arbeiten... kann nicht lesen oder Handarbeiten...

    Die beruhigende Nähe von Heinz...die Zweisamkeit... empfand ich als mein Zuhause. Nun bin ich verwitwet und heimatlos.


    Das schmerzt... nicht nur die Trauer.


    LG Luise

  • Sorry Luise!

    Hab zu früh draufgedrückt.Weges sehen werden.Ja das allein sein ist sehr schwer.Ich bin auch ganz allein,

    aber es tut so weh,das wir mit niemanden sprechen können zuhause,uns keiner in den Arm nimmt,wir

    nicht mehr zusammen essen mit dem liebsten einfach nichts mehr machen,Es ist gut,das es das Forum gibt,

    dann sind wir nicht ganz allein.Liebe Grüße Helga

  • Liebe Luise<3 und Helga<3


    es hilft euch leider in dem Sinne nicht real, aber auch ich habe das Alleinsein , ganz bestimmt wie ganz , ganz viele andere , mit dem Radio laufen und auch einfach einmal laut etwas sagen und nicht nur denkend , als kurzzeitige Erleichterung ansehen können...

    aber ja, auch nur für eine gewisse Zeit.


    Liebe Luise<3

    auch ich hatte damals einen Hund und er hat mich in die Natur hinausgebracht. Er ist leider hochbetagt gestorben.


    Ja, die Stille nach Besuchen zeigt einem immer auf, dass man dann alleine ist. Sie wird einem nach diesen Besuchen auch noch viel mehr bewusster. Ich hoffe von ganzem Herzen dass du diese Tage bis zu dem neuen Jahr mit immer dich hier meldend und dann liebevolle Tröstungen empfangend einigermassen überstehst.


    Konntest du mit deinem Neffen alles besprechen, was du möchtest und konntest du ein kleines bisschen auch beschreiben was dich belastet?

    Ja, ich weiss, wir alle wollen Kinder, Verwandte und ja auch Freunde nicht zu viel zumuten, aber ich finde reden ist doch immer besser wie nur ein häufiges schweigen, eine Sprachlosigkeit erzeugt auch dann häufeiger eine "Mauer" zwischen beiden Seiten.


    Nein, ein Altenheim ist nicht die Lösung, aber es gibt sogar in ländlichen Bezirken Treffen von Senioren und Trauercafes... Ueberlege dir einfach was dich ein klein wenig aus deinem Alleinsein herausholen kann... Manchmal zumindest...


    Fühle dich gedanklich lieb umarmt , wenn du es dir vorstellen kannst und sehe dennoch die immer grösser werdende Helligkeit und Wärme und das baldige, beginnende spriessen in der Natur

    Herzlichst <3 Sverja